70 Jahre sind seit diesem Tag vergangen. In der Stadt selbst sind die Teilnehmer und Zeugen dieser Ereignisse nicht mehr als 160.000 Menschen. Deshalb ist jede Erinnerung wichtig. Möglichst viele davon zu sammeln, war das Ziel der Mitarbeiter des Museums für Verteidigung und Belagerung von Leningrad. Eine von ihnen ist Irina Muravyova.

„Unser Archiv enthält mehrere tausend Tagebücher und Briefe aus der Blockade sowie Erinnerungen von Menschen, die während der Belagerung in der Stadt lebten“, sagt sie. - Manchmal bringen Angehörige Dokumente ihrer Lieben mit, wie es bei den Tagebüchern der Lehrerin Claudia Semenova der Fall war. Sie wurden von ihrer Urenkelin gefunden. Das sind kleine Hefte. Die Einträge sind kurz, aber Tag für Tag.“

Viele Jahre hieß es, im belagerten Leningrad arbeiteten nur das Schauspielhaus und die Philharmonie ...

Irina Muravieva: Auch im schwierigsten Winter 1941/42. Es gab mehrere Theater in der Stadt. Auf einem Zeitungsplakat vom 4. Januar 1942 werden die Theater nach ihm benannt. Leningrader Stadtrat, Lenkom, Musikalische Komödie, Drama. Ihre Evakuierung begann erst im Januar - Februar des 42. Alle 900 Tage der Belagerung wurden von den Theatern der Red Banner Baltic Fleet, dem Haus der Roten Armee, dem Jugendtheater, der Kleinen Operette und der Kammer aufgeführt. Und das spielte auch eine Rolle, vor allem psychologisch. Die Menschen sahen, dass das Leben in der Stadt weitergeht.

Ich weiß, dass Sie auch viel Recherchearbeit leisten, die biografischen Daten derjenigen ermitteln, deren Dokumente in Ihrem Museum gelandet sind.

Irina Muravieva: Durch Zufall kam das Notizbuch von Vladimir Ge zu uns. Er führte Aufzeichnungen im Jahr 1943. Es wäre seltsam, nachdem man das Tagebuch eines Augenzeugen der Blockade vorgelegt hat, nichts über ihn zu berichten. Aus dem Notizbuch ging nur der Name des Verfassers der Notizen, Ge, hervor. Ist er ein Verwandter des berühmten russischen Künstlers? Die Suche dauerte 5 Jahre. Als ich noch einmal durch die Seiten blätterte, bemerkte ich das Wort „Manager“. Ich habe ihn angefixt, weil die Manager dann nur noch in der Bank sein konnten. Und so geschah es. Dort war er bis Sommer 1941 als Sekretär der Parteiorganisation Wladimir Ge, Urenkel des Künstlers Nikolai Ge, tätig. Allmählich ermittelte er alle Adressen, an denen er während des Krieges lebte und fand nach dem Krieg seine Tochter Tatiana, für die er das Tagebuch aufnahm (sie ist jetzt 80 Jahre alt), sowie ihre Enkelin.

Süße Bitterkeit der Erde

Erinnerungen von Zinaida Pavlovna Ovcharenko (Kuznetsova).

Sie verbrachte alle 900 Blockadetage in der Stadt. Ihren Vater und ihre Großmutter begrub sie in dieser Zeit, die Brüder starben an der Front. Jetzt ist sie 85.

Am 22. Juni 1941 wurde ich 13 Jahre alt. An diesem Tag ging ich mit einem Freund durch die Stadt. Wir sahen eine Menschenmenge im Laden. Dort war ein Lautsprecher. Die Frauen weinten. Wir eilten nach Hause. Wir erfuhren zu Hause, dass der Krieg begonnen hatte.

Wir hatten eine Familie – 7 Personen: Vater, Mutter, 3 Brüder, eine 16-jährige Schwester und ich, der Jüngste. Am 16. Juni fuhr meine Schwester mit einem Boot die Wolga hinunter, wo sie der Krieg fand. Die Brüder meldeten sich freiwillig zur Front, Papa wurde in die Kaserne im Hafen von Lesnoy versetzt, wo er als Mechaniker arbeitete. Mama und ich waren allein.

Wir wohnten hinter der Narva Zastava, damals war es ein bewirtschafteter Stadtrand. Rund um Ferienhäuser, Dörfer. Als die Deutschen vorrückten, war unsere ganze Straße mit Flüchtlingen aus den Vororten überfüllt. Sie gingen mit Hausrat beladen, trugen und führten ihre Kinder an den Händen.

Ich half im Sanitätsdienst, wo meine Mutter Flugkommandantin war. Einmal sah ich eine Art schwarze Wolke, die sich von der Mittleren Rogatka in Richtung Leningrad bewegte. Das waren faschistische Flugzeuge. Unsere Flugabwehrgeschütze begannen auf sie zu schießen. Ein paar wurden getroffen. Aber andere flogen über das Zentrum der Stadt, und bald sahen wir in der Ferne große Rauchwolken. Dann erfuhren sie, dass die Lebensmittellager von Badaev bombardiert worden waren. Sie brannten mehrere Tage. Auch der Zucker brannte. Im Hungerwinter 1941/42 kamen viele Leningrader, die genug Kraft hatten, dorthin, sammelten dieses Land, kochten es und tranken „süßen Tee“. Und als die Erde nicht mehr süß war, gruben sie sie immer noch und aßen sie genau dort.

Im Winter war unser Vater völlig geschwächt, aber er schickte mir trotzdem einen Teil seiner Arbeitsration. Als meine Mutter und ich ihn besuchten, wurde gerade jemand aus der Barackentür in die Tischlerei getragen. Es war unser Vater. Wir haben unsere Brotration für 3 Tage den Frauen aus der Arbeit meines Vaters gegeben, damit sie meiner Mutter helfen, es zum Volkovskoye-Friedhof zu bringen - das ist das andere Ende der Stadt. Diese Frauen verließen ihre Mutter, sobald sie Brot aßen. Sie hat Papa alleine zum Friedhof gebracht. Sie ging mit einem Schlitten hinter anderen her. Erschöpft. Mit den Leichen der Toten beladene Schlitten fuhren vorbei. Der Kutscher erlaubte meiner Mutter, ihnen einen Schlitten mit dem Sarg meines Vaters anzuhängen. Mama ist hinten. Als ich auf dem Friedhof ankam, sah ich lange Gräben, in denen die Toten aufgetürmt waren, und nur der Papst wurde aus dem Sarg gezogen und der Sarg in Brennholz zerschlagen.

Symbollampe in der Nacht

Aus dem Blockadetagebuch von Claudia Andreevna Semyonova.

Es hat nicht alle 900 Blockadetage aufgehört zu arbeiten. Sie war tief religiös, liebte Musik und Theater. Sie starb 1972.

29. März 1942 Um 6 Uhr Beschuss. Um 7 Uhr verkündete das Radio das Ende. Ging zur Kirche. Viele Leute. Allgemeines Bekenntnis. Kommunion der Heiligen Mysterien. Kam um 11 nach Hause. Heute ist Palmsonntag. Um 3.30 Uhr Alarm im Radio. Kämpfer. Flugabwehrkanonen "sprechen". Ich fühle mich müde, mein rechtes Bein tut weh. Wo sind meine Lieben? Ich höre eine gute Sendung im Radio. Chilenisches Lied auf der Ukulele, Lemeshev.

5. April. Heute ist Ostern. Morgens um halb sechs ging ich in die Kirche, stand zur Messe. Der Tag ist sonnig, aber kalt. Flakgeschütze feuerten jetzt. Gruselig.

22. April. Ich bin im Krankenhaus im Krankenhaus. Das Bein ist etwas besser. Sie essen anständig. Die Hauptsache ist, dass sie Öl (50 Gramm pro Tag) und Zucker geben - eine Portion für Dystrophiker. Natürlich nicht. In der Nacht gab es eine schwere Kanonade. Tagsüber ruhig. Trägheit bei Menschen und in der Natur. Es ist schwer zu gehen.

Der 1. Mai. Arbeitstag. Es gibt nur wenige Fahnen auf den Straßen, keine Dekorationen. Die Sonne ist wunderbar. Das erste Mal bin ich ohne Schal ausgegangen. Nach der Arbeit ging ich ins Theater. "Hochzeit in Malinowka". Die Lage war gut. Um halb acht. Es gab Beschuss.

der 6. Mai. Der Wecker war um 5, endete um halb sechs. Der Tag ist kalt. Ich habe am 10. Mai eine Eintrittskarte in die Philharmonie für Tschaikowskys 5. Sinfonie, Dirigent Eliasberg, genommen.

17. Mai. Um halb sechs begann irgendwo in der Nähe schweres Granatfeuer. Um 7 war ich in der Philharmonie. Mikhailov sang gut "Geliebte Stadt, Heimatstadt, ich bin wieder bei dir."

"Wir werden Siegen!"

Aus dem Tagebuch von Vladimir Ge.

Während des Krieges diente er als politischer Kommissar eines Kavalleriegeschwaders. Nach dem Krieg lehrte er an Leningrader Universitäten. Gestorben 1981.

22. Juli 1943 Heute sind 25 Monate seit Beginn der großen Prüfungen vergangen. Ich kann die Ereignisse nicht chronologisch darstellen, ich werde kurze Skizzen anfertigen. Wenn Sie nicht dazu bestimmt sind, es selbst zu verwenden, lassen Sie diese Zeilen meiner unendlich geliebten Tochter eine Erinnerung an mich bleiben. Sie wird erwachsen werden, lesen und verstehen, wie Menschen gelebt und für ihr zukünftiges Glück gekämpft haben.

25. Juli. Gestern unterzeichnete Stalin einen Befehl über das Scheitern der deutschen Sommeroffensive. Ich denke, im nächsten Sommer werden wir den Sieg feiern. Die Niederlage Deutschlands ist noch in diesem Jahr möglich, wenn die Alliierten noch Truppen in Europa landen. Aber es gab eine Zeit, in der viele nicht an unsere Stärke glaubten. Ich erinnere mich an ein Gespräch im August 1941 mit Major T. im Speisesaal des Führungsstabes in Puschkin. Er kannte mich als Jungen. Er hat 10 Jahre in der Armee gedient und mir in väterlichem Ton auf die Schulter geklopft: „Wolodenka! Unsere Lage ist hoffnungslos. Unsere Truppen in der Nähe von Leningrad, es wird nicht einmal einen Rückzug geben. Wir sitzen in einer Mausefalle. Und zum Scheitern verurteilt." Viele hetzten damals umher: Stadt evakuieren oder bleiben? Wird der Deutsche in die Stadt einbrechen oder nicht?

19.8. Heute war ich im Kino, der Film „Elusive Yang“. Der Beschuss begann. Die Wände erzitterten von nahen Brüchen. Aber das Publikum saß ruhig im dunklen Raum. Bis zum Ende geschaut. So ist das Leben der Leningrader jetzt: Sie gehen ins Kino, ins Theater, und irgendwo in der Nähe explodieren Granaten, Menschen fallen tot um. Gleichzeitig hört die Arbeit von Unternehmen und Institutionen nicht auf. Wo ist vorne, wo ist hinten? Wie lässt sich die Grenze zwischen Heldentum und Sorglosigkeit definieren? Was ist das – Mut oder Gewohnheit? Jeder einzeln genommene Leningrader trug nichts dazu bei, ihm einen Orden zu verleihen, aber alle zusammen verkörpern natürlich den Stern des Helden der Sowjetunion.

4. September. In den letzten Tagen wurden 10 Städte im Donbass befreit, Taganrog wurde eingenommen. Der 23. August war bei einem Jazzkonzert von Shulzhenko und Korali. Während des Konzerts kündigten sie die Eroberung von Charkow an. Hall applaudierte im Stehen. Rufe waren zu hören: „Lang lebe unsere Rote Armee!“, „Lang lebe Genosse Stalin!“

31. Dez. Wir haben einen neuen Kommandanten ernannt. Klein, stämmig, spricht langsam, schwerfällig, offenbar ein willensstarker, zäher Mensch. Dieser wird stärker sein als sein Vorgänger. Seine Ankunft bestärkt die Annahme, dass unsere Armee für Offensivoperationen bestimmt ist, die nicht von lokaler Bedeutung sind.

7. Januar 1944 Es sieht so aus, als ob die Stadt die letzten Monate der Blockade durchlebt. Ich erinnere mich an die allgemeine Freude der Leningrader, als zum ersten Mal nach einer 5-monatigen Pause Straßenbahnen durch die Straßen rumpelten. Es war der 15. April 1942. Und heute ist die Straßenbahn schon alltäglich geworden, und wenn man länger als 5 Minuten darauf warten muss, sorgt das für Unmut.

24. Januar. Unsere Armee eroberte Peterhof, Krasnoje Selo, Strelna, Uritsk. Eines Tages werden wir Puschkin und Gatschina einnehmen. Unsere Nachbarn nahmen Mgu, Wolchow. Noch ein paar Tage - und Leningrad wird für den Beschuss völlig unzugänglich sein. Wir bewegen uns vorwärts. Vielleicht sehe ich heute meine Stadt zum letzten Mal. Das Nomadenleben beginnt...

ABER ZWEITE

Ekaterina Ogorodnik und Galina Chernysh, Schüler der 10. Klasse der Schule Nr. 238 in St. Petersburg.

Die Arbeit erhielt den 2. Preis beim VIII. Allrussischen Wettbewerb des Internationalen Denkmals "Der Mensch in der Geschichte. Russland - XX Jahrhundert".

Wissenschaftlicher Berater - T.N. Boyko.

Unsere Arbeit basiert auf den Erinnerungen bestimmter Menschen, die in unserem Land in einer bestimmten Zeit zwischen 1945 und 1965 gelebt haben, und ihre Aufgabe ist es, diese historische Periode durch das Prisma des Alltagslebens, des Aussehens, der Heimat und der Freizeit dieser Menschen darzustellen. Die wichtigsten Forschungsmethoden waren Oral-History-Methoden. Unsere Befragten waren unsere Großmutter und Mutter, Angestellte unserer Schule und ihre Verwandten. Der Vergleich von Fakten, von unseren Befragten geäußerten Positionen und historischen Recherchen war keine leichte Aufgabe.

Das Ziel unserer Studie ist es, auf der Grundlage der von uns gesammelten Erinnerungen, Fotografien und Literatur die Merkmale des Lebens, des Lebens, des Aussehens, der Freizeit von Kindern und Erwachsenen - Sowjetmenschen der 40er - 60er Jahre - zu bestimmen;

Hervorheben von Mustern in der Veränderung der Lebensweise der Sowjetbevölkerung in den Jahren 1945-1965, hauptsächlich Stadtbewohner, hauptsächlich Leningrader;

die Ursachen dieser Veränderungen ermitteln, ihr Tempo und ihre Art (Grad der Universalität und Individualisierung) analysieren;

korrelieren Erinnerungen mit den Werken von Historikern, Forschern von Problemen des täglichen Lebens.

1945 - 1955

Der Sieg war ein großes Ereignis im Leben des Landes und im Leben jeder Familie und jedes Leningraders. Der Tag des Sieges ist der Tag, an dem ein Bürger die Bedeutung eines freien Mutterlandes für sich und die Gesellschaft als Ganzes erkannte, an dem die Hoffnung auf eine glänzende Zukunft wiederbelebt und gestärkt wurde.

Nach so vielen Unglücksfällen, nachdem sie all ihre geistige und körperliche Kraft aufgewandt hatten, drückten die Menschen ihre Freude heftig aus. Alle waren voller Hoffnung, dass jetzt alles gut wird. Leider ist nicht alles so gelaufen, wie man es sich erträumt hat. Dieser Tag verband die Freude über den Sieg mit dem Bewusstsein dieser Verluste und der Bitterkeit, die der Krieg mit sich brachte.

Jeder erinnert sich auf seine Weise an diesen Tag und die Gefühle, die die Nachricht vom Kriegsende ausgelöst hat - Gefühle von großer Freude und großer Trauer:

„Der hellste Tag in meinem Leben ist der 9. Mai 1945. Ich habe ein langes Leben gelebt, aber selbst jetzt kann ich mich an keinen so allumfassenden und enthusiastischen Zustand meiner Seele erinnern. Es war eine allgemeine Freude des Volkes, die von einer allgemeinen Hebung der Stimmung ergriffen wurde. Sogar die Natur war auf der Gewinnerseite. Die Sonne schien hell, aber selbst wenn es ein bewölkter Tag war, würden die Leute es nicht bemerken. Inneres Licht und Freude überwältigten alle Herzen “(Erinnerungen von Kirillina E.I.).

„Mama mochte den 9. Mai nicht sehr, sie weinte immer an diesem Tag, 1945, als alle sangen und tanzten, sie schluchzte in der Hütte und trauerte um ihre Verwandten und wahrscheinlich um ihr bitteres Los“ (Erinnerungen von Pavlova N.P.) .

„... wir haben im Radio gehört, wie Levitan das Ende des Krieges, den Tag des Sieges, ausgerufen hat. Die Freude war unermesslich, wir umarmten uns, küssten uns, riefen „Hurra“, die Jungs zerbrachen vor Freude leere Flaschen auf dem Boden. Ich konnte nicht zu Hause sitzen: Sie strömten auf die Straße. Es stellte sich heraus, dass es mit einer Menge gefüllt war, die sich freute, Fremde eilten zur Umarmung, viele sangen, jemand weinte “(Memoiren von Boyko M.A.).

Frontsoldaten, Evakuierte kehrten nach Hause zurück, stellten die zerstörte Wirtschaft wieder her, Kolchosen. Beerdigungen und Militärberichte gehörten der Vergangenheit an. Verwandte begannen zurückzukehren, Familien wurden wieder vereint.

Seit vier langen Jahren haben die Menschen Wochenenden, Urlaub, geregelte Arbeitszeiten abgewöhnt und die Freizeit vergessen.

Die Freude, Verwandte und Freunde zu treffen und das Bewusstsein von Einsamkeit, Entbehrungen - die Sowjetmenschen erlebten unterschiedliche Stimmungen, aber es gab auch etwas Gemeinsames: den Wunsch, die Verwüstung der Nachkriegszeit zu überwinden, das Leben zu verbessern, das Leben zu verbessern, Kinder großzuziehen, eine Ausbildung zu erhalten .

„Als die Siegeseuphorie vorbei war, wurden die Menschen mit ihren Problemen allein gelassen, ganz alltägliche, gewöhnliche, aber nicht weniger komplizierte. Die Fragen des Tages waren: Wo bekommt man Brot? Wo finde ich eine Wohnung? Was man anziehen soll? Die Lösung dieser Probleme wurde zu einer Überlebensstrategie, alles andere geriet in den Hintergrund “(Zubkova E.Yu. Sowjetische Nachkriegsgesellschaft: Politik und Alltag, 1945-1953 / RAS. Institut für russische Geschichte. - M . : ROSSPEN, 2000).

Forscher A.Z. Vakser, E. Yu. Zubkova betonen, dass die Nachkriegssituation sehr schwierig war, achten sehr auf die Manifestationen der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit ihrer Position, insbesondere unter der Bauernschaft, gehen auf negative Phänomene ein.

„Kein Blut wurde vergossen, keine Granaten und Bomben explodierten, aber alles um mich herum erinnerte an den Alptraum der Blockade –

Holzschuppen in den Höfen, in denen die Toten aufgestapelt waren, Fotos von kürzlich verstorbenen Verwandten und Nachbarn, Flaschen mit Trockenöl, auf denen Kuchen aus Kuchen gebraten wurden, Fliesen aus Tischlerleim, aus denen Gelee gekocht wurde, lagen herum usw. usw." (Vakser A.Z. Nachkriegs-Leningrad. 1945-1982. St. Petersburg, 2005 S. 86).

In den Erinnerungen von Pavlova N.P., Morozova A.A., die in den ersten Nachkriegsjahren Schulmädchen waren, gibt es ein allgemeines Gefühl schwieriger Probleme. Das ist verständlich, denn die Situation von Familien, die ohne Männer, Witwen und Waisen blieben, war besonders schwierig.

Die meisten unserer Befragten gehen jedoch von positiven Stimmungen aus und erinnern sich gerne an die positive Stimmung der Bevölkerung: „Alle Bemühungen zielten darauf ab, die Stadt wiederherzustellen. Und wie schnell unsere geliebte Stadt ihre Wunden geheilt hat - es ist einfach ein Wunder! Niemand jammerte, dass es schwierig sei, weil es für alle schwierig war. Und alle sahen die Ergebnisse gemeinsamer Bemühungen. All dies hat den Menschen Freude bereitet “(Erinnerungen an Kirillina E.I.).

MA Boyko, der das Leningrad der Nachkriegszeit beschreibt, betont, dass die Stadt nicht tot zu sein schien, dass die Leningrader sehr aktiv an ihrer Restaurierung beteiligt waren, und vermittelt ein lebhaftes Bild des Arbeitsenthusiasmus - ein Plakat des Leningrader Malers I.A. Silber "Komm schon, sie haben es genommen!". Marina Alekseevna betont, dass „die psychologische Atmosphäre Leningrads eine besondere war: Sie war geprägt von Hilfsbereitschaft, Wohlwollen und Freundlichkeit der Menschen. Der Krieg versammelte Menschen, es wurde üblich, in einem Team zu leben, und das Gefühl des Ellbogens war sowohl bei der Trauer um Beerdigungen als auch bei der Freude über Siege zu spüren “(Memoiren von Boyko M.A.).

Dies ist eine sehr interessante Anmerkung -

Der Krieg ist vorbei, aber die Menschen haben noch nicht wieder aufgebaut, die Hauptsache in ihrem Leben sind die Bedürfnisse der Stadt, der gesamten Bevölkerung und nicht persönliche Sorgen und Probleme.

Wohnungsproblem

Das Leben und vor allem das Leben veränderte sich sehr langsam. Der Krieg beraubte viele Menschen ihrer Häuser und Wohnungen. Nach dem Krieg mussten viele einen Platz für mindestens eine Pension suchen.

MA Boyko, L.K. Saushkin erinnert sich an seine Rückkehr von der Evakuierung in die Vorkriegsunterkunft. Meistens handelte es sich dabei um Zimmer in Gemeinschaftswohnungen. „Wir wohnten in der Galernaya-Straße, Haus 41. Früher war es ein privates Herrenhaus, das 1797 erbaut wurde. Nach dem Krieg wurden solche Häuser in Wohnungen aufgeteilt. Wir wohnten in einer Zweizimmerwohnung. Ein Zimmer - 23 qm, das andere - 8 qm. M., Küche - 7,5. Es gab kein Bad“ (Erinnerungen von Saushkina L.K.). Familie von K.V. Arzhanova konnte 1945 nicht in ihre Wohnung zurückkehren, sie war bereits von einer anderen Familie besetzt.

„Die Wohnungsnot hat die Stadtbewohner buchstäblich erstickt. Es war eine Zeit wirklich großer Enge. Viele tausend Arbeiter der evakuierten Betriebe, Menschen, die auf verschiedene Weise an die Newa-Ufer geschickt wurden, lebten unter entsetzlichen Bedingungen.

Familien lebten in 4-10-17-Familien mit Babys in Räumen, die durch Tapetenfetzen, Papier, Laken in Zellen unterteilt waren; Einsam lebten mehrere Dutzend in Zimmer-Kasernen. Viele Gebäude hatten weder Toiletten noch fließendes Wasser.

Normalerweise stand ein Eimer im Zimmer und dann eine lange Reihe von Petroleumöfen. Die Einwohner nannten solche Wohnungen „Konzentrationslager“, „Krippen“ und andere bildhafte Namen “(Vakser A.Z. Post-war Leningrad. 1945-1982. St. Petersburg, 2005 S. 86).

Einfacher war die Situation bei Privathäusern, die in der Vorkriegszeit gebaut wurden, da sie keinen zusätzlichen Bewohnern ausgesetzt waren. Alexandrova N.L. und Chernysh G.G. sprechen darüber: „Wir lebten in einem großen zweistöckigen Haus: ich, Mama, Papa. Da es sich um ein Privathaus handelte, gab es weder Zentralheizung noch fließendes Wasser. Da war ein großer russischer Ofen.“

Für Stadtbewohner war die Hauptwohnform in den späten 40er bis 50er Jahren ein Zimmer in einer Gemeinschaftswohnung.

"Kommunalki" sind dicht besiedelt: 9 - 16 - 42 Personen in zwei (äußerst selten!), sechs, sieben oder mehr Räumen. Die Zimmer waren ziemlich groß - 15 - 25 Quadratmeter. Meter, von Möbeln blockiert, und Menschen unterschiedlichen Alters lebten in großen Familien darin.

In vielen Wohnungen gab es nicht nur Warmwasser, Gasherde, sondern sogar Ofenheizungen, sie kamen mit Hilfe von bürgerlichen Öfen zurecht und verwendeten anstelle eines Gasherds Petroleumöfen. „Unternehmen und zhakts (Wohnungsbüros) kümmerten sich im Voraus um die Brennstoffversorgung für den Winter (Holz, Kohle, Torf), hauptsächlich wurde Ofenheizung verwendet“ (Memoiren von Boyko M.A.).

Manchmal gab es in solchen Wohnungen ein Badezimmer, sie benutzten es zusammen, wuschen sich, manchmal wuschen sie Kleidung oder wuschen Kinder, aber sehr selten. Sie wuschen sich meistens in Wäschereien, die es in jedem Hof ​​gab, und gingen zum Waschen ins Badehaus.

„Brennholz wurde am Limit gekauft, sie haben viel gespart. Deshalb war es im Winter im Haus kalt, bis zu -5, und ich verbrachte manchmal die Nacht im Schlafsaal der Akademie der Künste auf der Wassiljewski-Insel, wo sie ertranken, oder bei meinem Cousin auf Zagorodny, - erinnert sich M.A. Boyko. - Aufgrund der Einsparung von Brennholz haben wir das Badezimmer auch nicht benutzt. Wir wuschen uns in den Bädern in der Tschaikowsky-Straße (die in der Stadt den ersten Platz für den besten Service belegte, dort konnte man ein Handtuch mieten, und ein Stück Seife wurde gegeben) oder auf der Straße. Nekrasov. Der Eintritt ins Bad betrug 1 Rubel. Auf dem Dachboden, der über eine Hintertreppe erreichbar war, befanden sich für jede Wohnung Fächer, in denen die gewaschene Wäsche aufgehängt wurde.“

Typisch für eine Gemeinschaftswohnung sind lange, zahlreiche Flure, große Küchen mit Tischen entsprechend der Anzahl der Familien. „Die Küche war riesig, mit einem großen Holzofen, zuerst wurde auf Primusöfen gekocht, die Lärm und Zischen machten, dann wurden sie durch Petroleumöfen ersetzt. Jeder der Mieter hatte einen separaten Tisch. Um Essen auf einem Elektroherd zu erhitzen, richteten wir in einem großen Raum eine Ecke ein, die durch eine Anrichte eingezäunt war. Aus einem Kinderwagen wurde ein „Serviertisch“ gemacht, auf dem Geschirr zubereitet wurde, und entlang eines langen Korridors, der einen halben Block lang war, wurden sie gebracht, um es in der Küche in einem einzigen Waschbecken zu waschen“ (Erinnerungen von Boyko M.A.).

Die Bewohner benutzten normalerweise die Vorder- und Hintertreppe.

Heutzutage sind die Türen von Gemeinschaftswohnungen fast nicht mehr erhalten - dies ist ein interessanter Anblick - entweder Glocken in verschiedenen Formen und Tönen, die sich um die Tür befinden, oder Zettel mit Nachrichten darüber, wie viele Anrufe an jede Familie gerichtet werden sollten.

„Im Zeitraum 1950-1964. lebte in einer Gemeinschaftswohnung am Bolshoy Prospekt V. O. Außer uns gab es noch 4 weitere Familien, ein nicht funktionierendes Bad, eine Küche mit Gasherd und 5 Tischen, individuelle Stromzähler und ein Stück Papier an der Haustür, wie oft, um wen anzurufen “(Kontorov S. E.).

Alle zahlreichen Mieter einer Gemeinschaftswohnung benutzten in der Regel eine Toilette. Die Gemeinschaftsräume wurden nacheinander gereinigt.

Die Reinigung erfolgte streng nach Zeitplan, die Zahl der Tage oder Wochen des Dienstes richtete sich nach der Zusammensetzung der Familie. Einige griffen auf die Dienste der Firma Nevsky Dawns zurück.

Wie viel ist über kommunale Streitereien, Streitigkeiten, sogar Kämpfe geschrieben worden! Uns scheint, dass die Menschenmassen und das Fehlen von Annehmlichkeiten zwar die Voraussetzungen dafür geschaffen haben, das Verhalten der Menschen jedoch in erster Linie von ihrem Kulturniveau bestimmt wird. Es ist kein Zufall, dass einheimische Leningrader betonen, dass sie versucht haben, diszipliniert und höflich zu sein. „Im Allgemeinen lebten sie zusammen, an Feiertagen versammelten sie sich an einem gemeinsamen Tisch, jeder brachte etwas für sich mit. Es wurden gemütliche Familienabende “(Erinnerungen von Kirillina E.I.).

Eine beträchtliche Anzahl von Bürgern lebte in Herbergen.

Laut A.Z. Vakser in der zweiten Hälfte des Jahres 1949 in Leningrad gab es 1654 Herbergen, in denen etwa 200.000 Menschen lebten (Vakser A.Z. Nachkriegs-Leningrad. 1945-1982. St. Petersburg, 2005, S. 100).

Die Zahl der in Wohnheimen lebenden Menschen nahm bis Mitte der 50er Jahre nicht ab, denn trotz der Bemühungen großer Unternehmen, die Wohnungsprobleme zu lösen, stieg der Bedarf an Arbeitskräften ständig, neue Bewohner kamen in die Stadt. Im Grunde waren das ehemalige Dorfbewohner, später wurden sie „Limiter“ genannt, die danach strebten, in der Stadt eine Spezialität, eine Familie, ein neues Leben zu finden. Die Schlafsäle waren groß (normalerweise 7-8 Betten), die sanitären Bedingungen waren äußerst schlecht und oft fehlte eine Küche.

N.P. Pavlova erinnert sich, wie schwierig es war, die Kolchose zu verlassen, es war notwendig, einen Pass auszustellen, eine Erlaubnis zu erhalten:

„1955 kam ich mit einem kleinen Paket, das ein Kissen, ein Handtuch und einige Kleider enthielt, in Leningrad an. Meine Tante lebte in einem Wohnheim, in ihrem Zimmer waren sieben Frauen. Ich durfte einige Zeit in diesem Zimmer wohnen, ich habe mit meiner Tante im selben Bett geschlafen ... ".

Wenn Sie diese Memoiren lesen, erinnern Sie sich unwillkürlich an den Film „Moskau glaubt den Tränen nicht“ und sind überzeugt, dass die Fiktion auf den wahren Fakten des sowjetischen Lebens in jenen Jahren basiert: „Bald habe ich ... einen Platz in einem Hostel bekommen. Mit Nachbarn befreundet. Zusammen mit ihnen ging ich ins Kino, zu Tänzen im Haus der Offiziere, ging durch die Stadt. Zusammen mit meiner Freundin Tanya organisierten wir Mahlzeiten ... Freunde aus dem Hostel besprachen alle Neuigkeiten, halfen sich gegenseitig mit Ratschlägen, sie gaben mir ein Geburtstagsgeschenk, das ich immer noch behalte - ein Fotoalbum ... “.

Das Leben in Studentenwohnheimen war etwas bequemer: „Ich bin Student im 4. Jahr am Moskauer Luftfahrtinstitut, ich wohne in einem Hostel, ein Zimmer für vier Personen, eine Dusche, eine Toilette auf der Etage“, erinnert sich S.E. Kontorow.

In den 1940er und 1950er Jahren wurden die Wohnungen mit Vorkriegsmöbeln ausgestattet, wie z Die militärische Situation im Land war der Entwicklung von Möbeln oder anderen Industrien nicht förderlich. Es gab nur das Nötigste im Haus. „In einem Landhaus - Bänke am Ofen und am Tisch“ (Erinnerungen von Alexandrova N.L.).

Der Kauf neuer Möbel ist seit Mitte der 50er Jahre möglich.

„Das Zimmer war klein, es enthielt einen Teil der Möbel aus unserer alten Wohnung (ein Bücherregal, einen Paravent, einen Tisch, ein Bett)“ (Erinnerungen von Arzhanova K.V.).

Die Situation in den Häusern war sehr ähnlich: Es gab weder die Mittel noch den Wunsch, ein originelles Interieur zu schaffen.

Haussachen

Töpfe, Teekannen, Löffel – all das ist im Krieg irgendwie verloren gegangen. „In den Nachkriegsjahren gab es keine besonderen Exzesse. Das Geschirr bestand hauptsächlich aus Aluminiumtöpfen, Bechern, Besteck und gusseisernen Bratpfannen “(G.G. Chernyshs Memoiren).

Zwar wurden in den Häusern sowohl vorrevolutionäres Porzellan als auch Silberwaren aufbewahrt, aber meistens waren dies keine Gegenstände für den dauerhaften Gebrauch, sondern „Kapital für einen Regentag“. Wenn diese Gegenstände auf den Tisch gelegt wurden, dann an den Tagen der großen Feiertage.

„Die Industrie, die für den Krieg arbeitete, begann sich dem Menschen zuzuwenden. Die Stadtverwaltung ergriff Maßnahmen, um das Leben und das Leben der Stadtbewohner zu organisieren. Zum Beispiel erhielt eine Reihe von Verteidigungsunternehmen der Hauptstadt auf Beschluss des Plenums des Parteikomitees der Stadt Moskau im Juli 1945 eine besondere Aufgabe für die Herstellung von Konsumgütern für die Bevölkerung: Gasherde, Metallbetten, Radios, Radiogramme, Fleischwölfe, Kinderfahrräder, verschiedene Utensilien “(Zubkova E. Y. Sowjetische Nachkriegsgesellschaft: Politik und Alltag, 1945-1953 / RAS, Institut für russische Geschichte, Moskau: ROSSPEN, 2000).

In städtischen Wohnungen, insbesondere in Leningrader Wohnungen, gab es ein Radio, schwarze Radioschüsseln waren ein unverzichtbares Element des Lebens, aber das Telefon war eine Seltenheit.

„Da Vater ein bekannter Wissenschaftler war, arbeitete er in der Hauptkammer für Maß und Gewicht (jetzt VNIIM, benannt nach D. Mendeleev). 1945 ließen wir ein Telefon installieren, das alle Bewohner der Wohnung benutzen konnten. Es hing an der Wand in einem riesigen gemeinsamen Flur, wo drei Türen aus verschiedenen Räumen gleichzeitig herausgingen, dort standen Truhen“ (Erinnerungen von Boyko M.A.).

Essen

Die Stadtbewohner starben nicht mehr an Dystrophie, aber die überwiegende Mehrheit verspürte Tag und Nacht ständig ein Hungergefühl. „Dann gab es spezielle Coupons. Geld ohne diese Karten wurde nicht akzeptiert, auch Coupons ohne Geld. Dann stecke ich zuerst die Karte rein, sie schneiden einen Gutschein daraus aus, und ich schnappe sie mir sofort, erst dann gebe ich das Geld.

Vieles konnte nicht gekauft werden. Wurst - maximal 200 g, Käse - 100 g "(Erinnerungen von Morozova A.A.).

Studenten aßen in den Mensen der Universitäten, es konnten zwei, drei Mahlzeiten am Tag sein. SE Kontorov und M.A. Boyko stellt fest, dass es genug Essen für diese hungrigen Zeiten gab. Die Ernährung war einfach: Suppe und Brei. MA Boyko erinnert sich, dass er amerikanische Produkte auf speziellen Coupons erhalten hat: Schmalz (Schmalz) und Eintopf. „Die Handelsgeschäfte hatten eine große Auswahl an Produkten, aber die Preise dort waren uns zu teuer. Wir haben Wodka oft gegen Rauchen und Süßigkeiten eingetauscht (dann wollten wir wirklich Süßigkeiten), weil es schwierig war, von einem Stipendium von 400 Rubel zu leben “, schreibt sie.

Eine Missernte im Jahr 1946 verschärfte die Situation.

Im Herbst verabschiedete der Ministerrat der UdSSR eine Resolution zur Änderung der Rationspreise. Sie stiegen um das 2-3-fache und die Preise in Handelsgeschäften wurden etwas gesenkt. Diese Maßnahme wirkte sich spürbar auf den Lebensstandard der Mittel- und Niedriglohngruppen aus. Zwar spiegelte sich der Rückgang der Handelspreise im Preisniveau auf den kollektivwirtschaftlichen Märkten wider. Aber auch die Armen konnten es sich nicht leisten. Natürlich wurde die Lage der niedrig bezahlten Kategorien von Arbeitern und Angestellten katastrophal.

Ausgestellte Produkte auf der Karte waren eindeutig nicht genug. Sie erhielten täglich 700 Gramm Brot für eine Arbeitskarte, 500 Gramm für eine Mitarbeiterkarte und 300 Gramm für Angehörigen- und Kinderkarten. Auf dem "Schwarzmarkt" gab es viel Brot, aber es wurde für 25-30 Rubel verkauft. Kilogramm. „Ich erinnere mich, wie lange ich für Brot, für Kerosin angestanden habe. Im Herbst wurden Lebensmittelkarten abgeschafft und eine Währungsreform durchgeführt. Das Leben ging weiter. Es war schwierig, aber die Menschen hatten nur einen Traum, dass es keinen Krieg geben würde “(E.I. Kirillinas Memoiren).

Gleichzeitig verbreiteten sich von Ende November bis Anfang Dezember Gerüchte über die bevorstehende Währungsreform, die Abschaffung von Karten, in der Stadt.

Am 14. Dezember um 18:00 Uhr gab das Radio die Entscheidung der Regierung bekannt, das Kartensystem abzuschaffen und eine Währungsreform durchzuführen.

„Nach der Abschaffung der Lebensmittelkarten (1947) gab es in den Läden Überfluss, aber kein Geld“

Das sagen unsere Befragten. Viele von ihnen nennen es, erinnern sich an ihre Besorgnis darüber, wie es stattfinden wird, über die Gerüchte, die sich verbreiten, über Ernährungsprobleme, die nach der Abhaltung bestehen blieben. SE Kontorov teilt seine Eindrücke, wie sie, die Studenten, auf die Reform reagierten: „Ende 1947. Die Gerüchte um die Währungsreform sind seit langem dünn geworden. Sie sagen, dass Einlagen bei Sparkassen bis zu einer bestimmten Grenze 1:1 umgetauscht werden, große Beträge - 1:5, Bargeld - 1:10. Diejenigen, die Geld haben, kaufen alles, was sie können, aber wir, arme Studenten, sind ruhig, obwohl wir ein bisschen Geld in der Tasche haben. Meine Eltern helfen mir, viele verdienen extra Geld, und meiner Klassenkameradin Vasya Zvezdin werden Kartoffeln aus der Region Moskau geschickt. Jedenfalls erinnere ich mich nicht, dass einer der Schüler die Schule abbrechen musste.

Also am Abend des 14. oder 15. November 1947. Wir (meine zwei Freunde und ich) versammelten uns im Theater der Sowjetarmee.

Auf dem Weg zum Theater hören wir aus Straßenlautsprechern - einen Reformbeschluss. Wir vergessen das Theater, schnappen uns das Auto und eilen zum Restaurant im Moskauer Hotel (vergeblich hat Luschkow es abgerissen). Wir saßen sehr gut, kauften eine Schachtel Zigaretten und gingen zufrieden und ohne einen Cent nach Hause.

Und am nächsten Tag, Genossenschaftshandel und ein Lebensmittelgeschäft im selben „Moskau. SCHRECKLICHE AUSWAHL AN PRODUKTEN...“.

Brot war die größte Nachfrage. „Der Verkauf in denselben 14 Städten belief sich am 26. Februar auf fast 134 Tonnen, während in der ersten Februarhälfte durchschnittlich 46 Tonnen pro Tag verkauft wurden. In einigen Städten standen riesige Warteschlangen mit jeweils 300 bis 500 Personen vor Läden, die Brot verkauften “(Zubkova E.Yu. Sowjetische Nachkriegsgesellschaft: Politik und Alltag, 1945-1953 / RAS. Institut für Russische Geschichte. - M . : ROSSPEN, 2000).

Finanziell war es sehr schwierig. „Für meinen Vater, ich weiß nicht, warum nicht für meine Mutter, wurden mir 170 Rubel gezahlt, aber es war sehr wenig, wenn man bedenkt, dass eine Frau durchschnittlich 600 Rubel erhielt“ (Erinnerungen von Morozova A.A.).

Die Ernährung war nicht abwechslungsreich: Sie aßen normalerweise Milch und Kartoffeln.

„Fleisch, Huhn, Obst, Wurst waren Mangelware“ (Erinnerungen an Alexandrova N.L.), Käse.

Menschen, die den Krieg überlebt haben, erinnern sich, dass sie während des Krieges und danach wirklich Süßigkeiten wollten. N.L. Alexandrova, G.G. Chernysh, A.A. Morozov, die Kinder waren, erinnert sich einstimmig daran, dass sie in ihrer Kindheit wirklich Süßigkeiten wollten. „Ich habe Süßigkeiten geliebt. Dann tauchten viele Bier- und Snackbars auf, von denen einige nur Süßigkeiten verkauften. Und die Theken waren fast auf dem Boden, also ging sie in die Hocke und sah nach. Ich war im Allgemeinen ein Rowdy, also geben sie mir Geld für Brot, und ich kaufe nur die Hälfte und Süßigkeiten für den Rest. Dafür bekam natürlich einiges geboten. Aber welche Süßigkeiten waren köstlich, jetzt gibt es keine“ (Erinnerungen von Morozova A.A.).

Obst und Leckereien waren praktisch unerreichbar, nur einzelne Familien mit einem festen Einkommen und einem Kind schafften es, ihre Kinder zu verwöhnen.

Als G.G. Chernysh: „Die beliebtesten Leckereien waren Süßigkeiten, Kekse und Kuchen. Obst war in Kirow Mangelware, aber jeden Tag bekam ich mindestens einen halben Apfel.

Besonders schwierig, manchmal tragisch, war die Situation der Dorfbewohner.

E. Yu. Zubkova analysiert in ihrer Studie detailliert die Probleme des Nachkriegsdorfes und hebt die Hauptfaktoren hervor, die die Verschlechterung des Lebens der ländlichen Bevölkerung beeinflusst haben: eine Verringerung der gesäten Flächen, eine Abnahme der Produktivität, eine Verschlechterung der Landbewirtschaftung, ein Rückgang der Landtechnik, ein Mangel an Ausrüstung, sogar Pferde. Der Großteil der arbeitsfähigen Bevölkerung des Dorfes waren Frauen - sie waren es, die die ganze schwere Feldarbeit verrichten mussten, manchmal mit einem Pflug oder einer Egge anstelle eines Pferdes. Wir können das Leben im Nachkriegsdorf nicht ernsthaft studieren, aber die Memoiren von N.P. Pavlova vervollständigt dieses Bild: „Das Nachkriegsleben war sehr schwierig, es gab nichts zu essen, nichts anzuziehen. Im Sommer war es natürlich einfacher: Beeren, Gemüse, Pilze, Äpfel und man kann barfuß laufen. Was für eine Freude, beim Umgraben des Gartens im Frühling eine gefrorene Kartoffel zu finden, es schien, als gäbe es nichts Süßeres! Im Herbst gingen sie manchmal auf das Feld der Kolchose und sammelten, obwohl es sehr beängstigend war, Ährchen, die nach der Ernte von Roggen- und Gerstengarben übrig geblieben waren.

Kleidung und Schuhe. Mode

Die Mode als solche hat sich in unserem Land aufgrund eines totalen Materialmangels praktisch nicht entwickelt, zumal die gesamte Industrie „für den Krieg“ arbeitete und ihre Umstrukturierung für die Bedürfnisse eines einfachen Verbrauchers fast zehn Jahre lang bis zum Ende von durchgeführt wurde die 50er. Das menschliche Gedächtnis ist sehr wählerisch, nicht alles ist darin gespeichert, umso interessanter, Fotos aus den Nachkriegsjahren und manchmal die Dinge selbst anzuschauen - eine Daunenjacke, eine Handtasche.

M.A. Boyko und K.V. Arzhanova erinnert sich auf wundersame Weise an viele Dinge aus ihrer Garderobe, beschreibt sie im Detail. Dies liegt daran, dass jeder Kauf jedes Artikels ein Ereignis war und sie sie sehr lange, manchmal jahrzehntelang, benutzten, weil die Hauptsache nicht die war modischer Stil, sondern die Präsenz des Artikels selbst. Die Leute kleideten sich sehr bescheiden

Erwachsene und Kinder trugen Militäruniformen; für Kinder wurden Tuniken, Tuniken und Hosen geändert, wenn Erwachsene neue Kleidung kaufen konnten.

Damen- und Herrenbekleidung behielt meist die Silhouetten der Vorkriegszeit bei. Aus einfarbigen und gestreiften Stoffen werden zweireihige und einreihige Herrenanzüge in halbanliegender klassischer Form mit weiten Hosen mit Manschetten genäht. Ergänzt mit Krawatten, normalerweise gestreift. Für Frauen waren Jacken mit Röcken traditionell, zu denen Blusen ausgewählt wurden, Kleider wurden wenig getragen. Kleider und Anzüge waren streng geschnitten. Ein charakteristisches Detail sowohl der Herren- als auch der Damenbekleidung waren große, gepolsterte Schultern, die unter Schneidern als "Koteletts" bezeichnet wurden. Die Silhouette dieser Zeit wurde aus starren Figuren gebildet - ein Rechteck beim Entwerfen eines Mantels, ein Quadrat in einem Anzug und zwei mit ihren Spitzen zueinander gedrehte Dreiecke in einem Frauenkleid. Die Länge des Rocks geht bis zu den Knien.

Erst in den frühen 1950er Jahren wurde Weiblichkeit in der Kleidung wieder relevant.

Elegante Kleider waren zum Beispiel mit Puffärmeln - "Laternen", die Länge des Rocks fiel unter die Knie und ausgestellte "Sonne".

„Das Problem der Versorgung der Bevölkerung mit Kleidung wurde teilweise auch durch humanitäre Hilfe gelöst, die hauptsächlich aus den USA und Großbritannien kam“ (Zubkova E.Yu. Sowjetische Nachkriegsgesellschaft: Politik und Alltag, 1945-1953 / RAS. Institut der russischen Geschichte - M.: ROSSPEN, 2000), sowie auf Kosten importierter und versendeter Kleidung und Schuhe aus Deutschland.

M. A. Boyko erinnert sich: „Lange Zeit war es schwierig, Kleidung und Schuhe zu kaufen,

bis 1947 gaben sie Kleidung auf Karten aus oder verteilten sie an Unternehmen,

so bekam ich einen Schnitt für ein Wollkleid, mehrere T-Shirts, "Amerikanische Hilfe": ein Wintermantel mit Pelzkragen, aus dessen Crêpe de Chine-Futter später ein Kleid nähte, ein dunkelgrauer Rock mit Falten.

Sehr lange trug ich kurze Stiefel aus sehr grobem Leder mit Schnürung und guten dicken Sohlen, ausgestellt 1945 an der Akademie. Im Winter trug ich sie mit dicken Wollsocken.

Verwandte und Freunde, die in den ersten Nachkriegsjahren in Deutschland waren, schickten (...) Stoffzuschnitte, Kleider. Pakete nach Leningrad waren nicht nach Gewicht begrenzt, aber die Militärzensur akzeptierte Briefe mit nicht mehr als vier Seiten. Ich erinnere mich an einen überraschend schönen, pflaumenfarbenen, seidigen Stoff, der mir zugesandt wurde - ein Grundnahrungsmittel, das mir bisher unbekannt war. Ich habe ein Sommerkleid daraus gemacht. K. V. Arzhanova erinnert sich an ein dunkelblaues Kleid mit Spitzenkragen, das ihr Vater aus Deutschland mitgebracht hat.

Es sei darauf hingewiesen, dass die Befragten, die sich an die Kleidung der ersten Nachkriegsjahre erinnern und sie anhand von Fotos beschreiben, nicht den Namen des Materials, sondern seine Art und Farbe notieren: dunkle Kleidung aus einfachen zerknitterten Stoffen, ein blauer Wollstoff Bluse mit Reißverschluss, eine weiße Bluse mit Umlegekragen, marineblaues Plisseekleid aus Wolle. Die Namen der Stoffe: Grundnahrungsmittel, Gabardine, Kaschmir, Crêpe de Chine, Boston, Samt - finden sich bereits in der Beschreibung der Kleidung der 50er Jahre, als „Exit“ -Kleidung auftauchte, die speziell für den Theaterbesuch angefertigt wurde, Gäste. „In den 50er Jahren habe ich selbst lässige leichte Kleidung genäht: Crêpe de Chine-Kleider, ausgestellte Röcke oder mit einer Freundin, die eine ausgezeichnete Schneiderin war und der Mode folgte. Ich erinnere mich an ein Kleid aus dünner dunkeloranger Wolle, das mit gestreiftem Samt besetzt war“, erinnert sich M.A. Boyko. Noch ein wichtiges Detail:

Kleider wurden meistens genäht und verändert, nicht gekauft, sondern selbst genäht, seltener bei Schneiderinnen, im Atelier - so war es wirtschaftlicher. Eine Nähmaschine ist ein wichtiger Gegenstand im Haushalt jeder Frau.

„Die Bewohner der Stadt hatten keine warmen Schuhe. Filzstiefel wurden unter städtischen Bedingungen nicht verwendet“, glauben die Forscher. Doch M.A. Boyko erinnert sich, dass „viele Leute Filzstiefel mit Galoschen trugen, dann tauchten Filzstiefel mit geformten Gummisohlen auf – die hatte ich auch.“

„Im Sommer konnte man auf dem Markt sehr beliebte weiße Segeltuchschuhe kaufen. Wenn sie schmutzig wurden, wurden sie mit Seife gewaschen und mit Zahnpulver gebürstet.

Der Flohmarkt befand sich am Obvodny-Kanal und der Verkauf und Kauf war besonders samstags und sonntags aktiv. Die wichtigsten Waren waren Kleidung und Schuhe. Sie wurden verkauft oder gehandelt. Der Satz war weit verbreitet: „Es kostet 150, wie man es zurückgibt - 100“ (natürlich waren die Zahlen unterschiedlich, Hauptsache, es war möglich, zu verhandeln). Manchmal haben wir unsere eigenen Second-Hand-Artikel verkauft. Man konnte auch neue Sachen kaufen, man glaubte, dass sie von Seeleuten mitgebracht wurden. Viele Leningrader erinnern sich daran, Dinge auf einem Flohmarkt gekauft (getauscht) zu haben, und das ist verständlich - neue Dinge wurden in kleinen Mengen hergestellt und waren extrem teuer. MA Boyko erinnert sich, dass beim Essenstausch Wodkaflaschen als Faustpfand dienten.

Also, die 40er - frühen 50er - das ist die Zeit, in der die Leute einfach nicht der Mode folgen konnten, über ihre Garderobe nachdenken:

Kleidung und Schuhe wurden lange getragen und von Generation zu Generation weitergegeben;

Kleidung wurde meistens genäht oder auf einem Flohmarkt gekauft und nicht in Geschäften gekauft;

Schuhe wurden repariert, wenn sie verschlissen waren, Kleider wurden gestopft, genäht, facettiert, verändert;

Unternehmen der Leichtindustrie "wendeten sich sehr langsam dem Verbraucher zu";

Es gab keine sowjetischen Modezeitschriften, und ausländische Publikationen standen wahrscheinlich nur wenigen wegen des "Eisernen Vorhangs", des Kampfes gegen den Kosmopolitismus, zur Verfügung.

Wie erfinderisch, praktisch und scharfsinnig sowjetische Frauen waren, die wussten, wie man unter diesen schwierigen Bedingungen ordentlich aussah, aber auch, wenn möglich, mit Geschmack, mit Fantasie und einigen einfachen Accessoires (Perlen, Schals, Haarnadeln) zu kleiden.

Wenn man sich die Fotos dieser Jahre ansieht, wird man nie müde, von diesen schönen Gesichtern voller Selbstwertgefühl, einer besonderen Spiritualität und dem Glauben an eine bessere Zukunft überrascht zu werden. Aber jetzt wissen wir, wie sie gelebt haben.

Der Text wurde von Victoria Kalendarova vorbereitet

Aus dem Tagebuch eines Achtklässlers der 239. Schule ᴦ. Leningrad V.Peterson

Aus dem Tagebuch der 11-jährigen Tanya Savicheva

Die Savichevs sind tot.

Nur Tanja blieb.

Alle starben.

Tanya selbst wurde im August 1942 in einem ernsten Zustand ᴦ herausgebracht. Sie starb am 1. Juni 1944 an fortschreitender Dystrophie ᴦ. im Dorf Shatki, Gebiet Nischni Nowgorod. Ihre ältere Schwester überlebte, wovon Tanya nichts wusste.

Du musst alles aushalten. … All dies wird auf dem Weg des zukünftigen Lebens gezählt. Wir müssen mutig sein. Sei widerstandsfähig und willensstark, um die Schrecken des Hungers zu unterdrücken. Es gibt keinen anderen Ausweg.

Rezept für ʼʼSuppe aus Steckrübenspitzen mit Mehlʼʼ

(aus einem 1942 in Leningrad veröffentlichten Buch ᴦ.)

Rübenspitzen - 190 gr.
Gehostet auf ref.rf
Salz - 5 gr.

Mehl - 3 gr.
Gehostet auf ref.rf
Fette - 5 gr.

Zwiebel - 5 gr.
Gehostet auf ref.rf
Gewürze - 0,03 gr.

Die Kriegsjahre bestimmten vieles im Leben der Stadt. Schon Anfang 1953 ᴦ. Die Bevölkerung von Leningrad betrug ungefähr 2,5 Millionen Menschen (80% der Vorkriegszeit). Vor allem nicht genug Männer zwischen 20 und 50 Jahren. Aber schon ab 1944 ᴦ. der Genesungsprozess hat begonnen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Entwicklung des Schiffbaus und des Fachingenieurwesens gelegt. Die Fabriken nahmen die Produktion friedlicher Güter wieder auf. Die Werke „Elektrosila“ und „Metallic“ produzierten wieder Generatoren und Turbinen. Am Lenmeasokombinat wurde die Produktion des überaus wichtigen Penicillins beherrscht. Gleichzeitig wurde die Produktion von Militärprodukten aufrechterhalten und gesteigert.Unter der Führung von V.Ya. Klimov schuf Strahltriebwerke für MIGs, TUs, Ilov. Zh.Ya Kotin im Werk Kirow entwickelte neue Panzermodelle. Neue Arten von U-Booten wurden entworfen, inkl. atomar. Die Leningrader beteiligten sich an der Schaffung von Arzamas-16 (dem Zentrum für die Herstellung von Atomwaffen) und dem weltweit ersten Kernkraftwerk in Obninsk. Die Leningrader Wissenschaft, die sich besonders auf den militärisch-industriellen Komplex konzentrierte, lebte schnell wieder auf. Andere Wissenschaftszweige befanden sich in einer viel schwierigeren Situation. Nach August 1948 ᴦ. In Leningrad, wie im ganzen Land, begann die Verfolgung von Genetikern. Die L.A. School of Physiologists wurde zerstört. Orbeli. Angriffe auf Linguisten, Historiker und Ökonomen folgten bald darauf.

1948 ᴦ. Ein neuer Masterplan für die Entwicklung der Stadt wurde verabschiedet. In 20-25 Jahren sollte sich das Stadtgebiet fast verdoppeln und die Bevölkerung 3,5 Millionen Menschen betragen. Aber das Stadtzentrum wurde jetzt im historischen Teil der Stadt erhalten. Es war geplant, die Stadt im Küstenteil der Wassiljewski-, Krestowski-, Petrowski- und Wolny-Inseln ans Meer zu bringen. Während der Restaurierungsarbeiten wurden die sichtbarsten Wunden geheilt. Berühmte Denkmäler nahmen ihre Plätze ein. Anstelle von Gemüsegärten wurden wieder Blumenbeete aufgebrochen. Den Bürgern wurden 125.000 zu Beginn des Krieges beschlagnahmte Radios zurückgegeben. Der Bau des Stadions ist abgeschlossen. CM. Kirow. Herbst 1945 ᴦ. Primorsky und Moscow Victory Parks wurden gegründet. Kapitalbrücken wurden errichtet - Kamennoostrovsky und Ushakovsky. 1950-1951. Der Straßenbahnverkehr wurde vom Newski-Prospekt entfernt. 1950 ᴦ. Fast alle Stadtbewohner hatten Wasserversorgung und Kanalisation, und 25% hatten eine Zentralheizung. 1944 ᴦ. gab die alten Namen Newski, Liteiny Avenue, Sadovaya Street, Palace Square und andere Stadtautobahnen zurück. Aber in den Folgejahren wurde im Rahmen des Kampfes gegen den „Kosmopolitismus“ und anderer Kampagnen die Umbenennung im historischen Zentrum fortgesetzt. Aus Gagarinskaya wurde Furmanov Street, aus Geslerovsky wurde Chkalovsky Prospekt.

Aber der Alltag änderte sich nur sehr langsam. Bis 15. Dezember 1947 ᴦ. das Kartensystem blieb erhalten. Arbeiter erhielten 700 Gramm Brot pro Tag, Angestellte - 500 Gramm, Angehörige und Kinder - 300 Gramm. Die Kriminalitätsrate blieb hoch. Im Juli 1947 ᴦ. 24 antike Gegenstände aus Gold und Edelsteinen, die bei Ausgrabungen in Kertsch gefunden wurden, wurden aus der Eremitage gestohlen. Der Entführer ist gefunden. Aufgedeckt wurde eine kriminelle Gruppierung unter Beteiligung von Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft, des Gerichts, der Polizei, des städtischen Wohnungsamtes etc. Die Wohnungsnot war äußerst akut. In etlichen Fabriken drängten sich Menschen in Werkstätten, wechselten das Haus, mehrere Dutzend Menschen in Einzelzimmern. Sie kleideten sich schlecht. 15. Dezember 1947 ᴦ. das Rationierungssystem wurde abgeschafft und die Währungsreform durchgeführt. Die neuen Verkaufspreise lagen mehr als dreimal so hoch wie vor dem Krieg. Mit einem Durchschnittsgehalt von weniger als 500 Rubel. Ein Kilogramm Brot kostet 3-4 Rubel, Fleisch 28-32 Rubel, Butter - 60 Rubel. In den Folgejahren fielen die Preise um das Siebenfache. Besonders stark fielen die Preise für Wodka. Aber im August 1948 ᴦ. Straßenbahnfahrpreise verdoppelt. Die Preise für Bahntickets sind gestiegen. „Freiwillig-obligatorischer“ Charakter war ein Abonnement von staatlichen Darlehen, das mindestens einem Monatsgehalt entsprach. Im Leben eines erfolgreichen Teils der Stadtbewohner - des Parteistaats und des Wirtschaftsapparats, der Spitze der Intelligenz, einer engen Kategorie hochbezahlter Arbeiter, eines Teils der Handelsarbeiter - wurden nach und nach neue Radios, Fernseher und modische Kleidung eingeführt.

Die Probleme der öffentlichen Gesundheit und der medizinischen Versorgung waren akut. Das Netz von Sanatorien, Erholungsheimen, Pionierlagern und Stadien wurde wiederhergestellt. 1952 ᴦ. Die Leningrader G. Zybina (Hammerwurf), Yu. Tyukalov (Rudern) wurden Olympiasieger. Als die Krankenhäuser geschlossen wurden, kehrten die Schulen in ihre Gebäude zurück. Ab 1944 ᴦ. bis 1954 ᴦ. es gab getrennte Bildung für Mädchen und Jungen. Bis 1952 ᴦ. Kindesvernachlässigung wurde abgeschafft. Die Aktivität der Universitäten wurde wiederhergestellt. Neue Abteilungen und Fachrichtungen entstanden: Kernphysik, Radiophysik, Geophysik, Computermathematik, Ozeanographie, Mathematische Physik, Radiochemie usw. Aber die Hochschulbildung hat die Schläge der ideologischen Kampagnen in vollem Umfang erlebt.

Die eigentliche Führung des Staates und des öffentlichen Lebens blieb in den Händen des Parteiapparats. Er hat den Personenkult Stalins auf jede erdenkliche Weise aufgebläht. Besonders deutlich wurde dies im Dezember 1949 ᴦ. an den Tagen des 70. Jahrestages des Führers. In der Zwischenzeit gab es, umgeben von Stalin, einen "verdeckten Kampf", der Leningrad und die Leningrader direkt betraf. Ab 1944 ᴦ. Zhdanov zog nach Moskau und wurde für eine Weile die zweite Person in der Führung. Kandidaten aus Leningrad wurden Sekretäre der regionalen Parteikomitees und des Zentralkomitees der Republiken. Im März 1946 ᴦ. A.A. wurde Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU (b). Kusnezow. Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees im Jahr 1947 ᴦ. wurde zum Vorsitzenden des Staatlichen Planungsausschusses der UdSSR N.A. Voznesensky, der bis Ende der 1930er Jahre in Leningrad arbeitete. Dies verursachte Unzufriedenheit ᴦ.M. Malenkowa und L.P. Beria. Schdanows Tod im August 1948. Machtverhältnisse verändert.

Der Beginn der sog. Die Sitzung des Politbüros des Zentralkomitees unter Beteiligung Stalins am 15. Februar 1949 wurde zum „Fall Leningrad“ ʼʼ. Während seiner A.A. Kuznetsov, Erster Sekretär des Leningrader OK und des Zivilgesetzbuches der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki P.S., Popkov, Vorsitzender des Ministerrates der RSFSR M.I. Rodionov wurde wegen einer Reihe von Anklagen angeklagt: angeblich illegale Abhaltung der Allrussischen Großhandelsmesse im Januar 1949 ᴦ., Versuche, die Leningrader Parteiorganisation dem Zentralkomitee der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki entgegenzusetzen usw. Hier N.A. Voznesensky wurde beschuldigt, Popkovs "parteifeindliches Verhalten" verschwiegen zu haben. Am 22. Februar fand in Leningrad ein gemeinsames Plenum der regionalen und städtischen Parteikomitees unter Teilnahme von G.M. Malenkow. V. M. wurde zum Leiter der Parteiorganisation der Stadt gewählt. Andrianow. Die Hexenjagd hat begonnen. Insgesamt in den Jahren 1949-1952 gᴦ. wurden von der Arbeit entfernt, teilweise unterdrückt über 2.000 Führer der parteisowjetischen Wirtschaftsorgane, von denen die überwiegende Mehrheit die Blockade überlebte. Im August-Oktober 1949 ᴦ. Voznesensky, Kuznetsov, Popkov und andere wurden festgenommen. Insgesamt wurden etwa 30 Menschen erschossen. Das Stadtverteidigungsmuseum, ein Symbol des Heldentums und der Widerstandsfähigkeit der Leningrader, wurde liquidiert. Auch 1953 ᴦ. das 250-jährige Jubiläum der Stadt wurde in keiner Weise gefeiert. All dies war kein zufälliges, isoliertes Phänomen. Es sprach über die Situation im ganzen Land und beeinflusste das geistliche Leben.

Mit Kriegsende wurde es vielfältiger: Theatergruppen kehrten aus der Evakuierung zurück, im Lenfilm-Studio wurde gedreht, neue Bücher und Gedichte veröffentlicht. 1948 ᴦ. Sendungen des Leningrader Fernsehzentrums begannen. 1949 ᴦ. die Uraufführung des Balletts von R.M. Gliere „Der eherne Reiter“ (in den Hauptrollen die großen Künstler N. M. Dudinskaya und K. M. Sergeev). Künstler Yu.M. Neprincev im Jahr 1950 ᴦ. stellte das Gemälde „Ruhe nach der Schlacht“ aus. Die Filme „Heavenly Slug“ und „Feat of the Scout“ waren sehr beliebt. Aber gleichzeitig frischte der eisige Wind ideologischer Kampagnen wieder auf. 9. August 1946 ᴦ. Auf einer Sitzung des Organisationsbüros des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki, an der Stalin teilnahm, wurde die Frage der Tätigkeit der Leningrader Schriftstellerorganisation angehört. Den Leningrader Literaturzeitschriften wurde vorgeworfen, Dekadenz zu predigen und unreife Werke zu veröffentlichen. Der Hauptschlag fiel auf die Arbeit von A.A. Achmatowa und M.M. Soschtschenko. Am 14. August wurde eine Resolution des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki „Über die Zeitschriften „Swesda“ und „Leningrad“ veröffentlicht. Die Zeitschrift „Leningrad“ wurde geschlossen. Achmatowa und Soschtschenko wurden aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Sie stellten den Druck ein und beraubten sie der Möglichkeit, Geld zu verdienen. Eine Welle ungezügelter Kritik erfasste viele Persönlichkeiten der Leningrader Kultur. 1949-Anfang 1953. im rahmen der in diesen jahren entstandenen politik des „staatlichen antisemitismus“ gab es eine kampagne gegen die sog. „Kosmopolitismus“. Echten Wissenschaftlern – Juden, Russen und Menschen anderer Nationalitäten – wurde „bürgerlicher Objektivismus“, „Kriechen vor dem Westen“ vorgeworfen. Die politische und wirtschaftliche Fakultät der Staatlichen Universität Leningrad wurde zerstört, wo sechs von sieben Professoren festgenommen wurden; der herausragende Historiker V.V. Mavrodin. Hervorragende Musiker G.V. Sviridov, D.D. Schostakowitsch, S.A. Lynchen; film directors S.A. Gerasimow, M. K. Kalatozov, A. G. Zarkhi und andere. Die Stadt verlor ihre herausragende geistige Stellung als Zentrum der Hauptstadt weitgehend.

Leningrad im ersten Nachkriegsjahrzehnt. 1945-1953 - Konzept und Typen. Klassifizierung und Merkmale der Kategorie "Leningrad im ersten Nachkriegsjahrzehnt. 1945-1953." 2017, 2018.

1948 wurde ein neuer Masterplan für die Entwicklung der Stadt verabschiedet. In 20-25 Jahren sollte sich das Stadtgebiet fast verdoppeln und die Bevölkerung auf 3,5 Millionen Menschen anwachsen. Aber das Stadtzentrum wurde jetzt im historischen Teil der Stadt erhalten. Es war geplant, die Stadt im Küstenteil der Wassiljewski-, Krestowski-, Petrowski- und Wolny-Inseln ans Meer zu bringen. Während der Restaurierungsarbeiten wurden die sichtbarsten Wunden geheilt. Berühmte Denkmäler nahmen ihre Plätze ein. Anstelle von Gemüsegärten wurden wieder Blumenbeete aufgebrochen. Den Bürgern wurden 125.000 zu Beginn des Krieges beschlagnahmte Radios zurückgegeben. Der Bau des Stadions ist abgeschlossen. CM. Kirow. Im Herbst 1945 wurden die Parks Primorsky und Moscow Victory angelegt. Kapitalbrücken wurden errichtet - Kamennoostrovsky und Ushakovsky. 1950-1951. Der Straßenbahnverkehr wurde vom Newski-Prospekt entfernt. 1950 hatten fast alle Städter fließendes Wasser und Kanalisation und 25 % eine Zentralheizung. 1944 wurden die alten Namen Newski-Prospekt, Liteiny-Prospekt, Sadovaya-Straße, Schlossplatz und andere Stadtautobahnen zurückgegeben. Aber in den Folgejahren wurde im Rahmen des Kampfes gegen den "Kosmopolitismus" und anderer Kampagnen die Umbenennung im historischen Zentrum fortgesetzt. Aus Gagarinskaya wurde Furmanov Street, aus Geslerovsky wurde Chkalovsky Prospekt.

Am 15. Dezember 1947 wurde das Kartensystem abgeschafft und eine Geldreform durchgeführt. Die neuen Verkaufspreise lagen mehr als dreimal so hoch wie vor dem Krieg. Mit einem Durchschnittsgehalt von weniger als 500 Rubel. Ein Kilogramm Brot kostet 3-4 Rubel, Fleisch 28-32 Rubel, Butter - 60 Rubel. In den Folgejahren fielen die Preise um das Siebenfache. Besonders stark fielen die Preise für Wodka. Aber im August 1948 verdoppelte sich der Preis für Straßenbahnfahrten. Die Preise für Bahntickets sind gestiegen. „Freiwillig-Pflicht“-Charakter war ein Abonnement von Staatsdarlehen, das mindestens einen Monat betrug Verdienste. Allmählich umfasste das Leben eines erfolgreichen Teils der Stadtbewohner - des Parteistaats und des Wirtschaftsapparats, der Spitze der Intelligenz, einer engen Kategorie hochbezahlter Arbeiter, eines Teils der Handelsarbeiter - neue Radios, Fernseher und modische Kleidung.

Die Probleme der öffentlichen Gesundheit und der medizinischen Versorgung waren akut. Das Netz von Sanatorien, Erholungsheimen, Pionierlagern und Stadien wurde wiederhergestellt. 1952 wurden die Leningrader G. Zybina (Hammerwurf), Yu. Tyukalov (Rudern) Olympiasieger. Als die Krankenhäuser geschlossen wurden, kehrten die Schulen in ihre Gebäude zurück. Von 1944 bis 1954 gab es getrennte Schulen für Mädchen und Jungen. Bis 1952 wurde die Obdachlosigkeit von Kindern beseitigt. Die Aktivität der Universitäten wurde wiederhergestellt. Neue Abteilungen und Fachrichtungen entstanden: Kernphysik, Radiophysik, Geophysik, Computermathematik, Ozeanographie, Mathematische Physik, Radiochemie usw. Aber die Hochschulbildung hat die Schläge der ideologischen Kampagnen in vollem Umfang erlebt.

1948 begannen die Sendungen des Leningrader Fernsehzentrums. 1949 fand die Uraufführung statt Ballett R.M. Glieres „Der eherne Reiter“ (in den Hauptrollen spielen die großen Künstler N.M. Dudinskaya und K.M. Sergeev). Künstler Yu.M. Neprintsev stellte 1950 das Gemälde "Ruhe nach der Schlacht" aus. Die Filme "Heavenly Slug", "Feat of the Scout" waren sehr beliebt.

Achmatowa und Soschtschenko wurden aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Sie stellten den Druck ein und beraubten sie der Möglichkeit, Geld zu verdienen. Die politische und wirtschaftliche Fakultät der Staatlichen Universität Leningrad wurde zerstört, wo sechs von sieben Professoren festgenommen wurden; der herausragende Historiker V.V. Mavrodin. Hervorragende Musiker G.V. Sviridov, D.D. Schostakowitsch, S.A. Lynchen; film directors S.A. Gerasimow, M. K. Kalatozov, A. G. Zarkhi und andere. Die Stadt verlor ihre herausragende geistige Stellung als Zentrum der Hauptstadt weitgehend.

Leningrad überlebte eine schreckliche Blockade, Hungersnot und Bombenangriffe. Die Menschen warteten auf das Ende des Krieges, aber am Ende brachte der kommende Frieden neue Herausforderungen. Die Stadt lag in Trümmern, Armut, Verwüstung und grassierende Straßenkriminalität waren überall: Banden und Einzeltäter tauchten auf. In den Nachkriegsjahren jagten sie fast nicht nach Schmuck und Geld, sie stahlen hauptsächlich Kleidung und Lebensmittel. Leningrad war überfüllt mit zweifelhaften Elementen und Menschen, die vor Armut verzweifelten.

Die Stadtbewohner starben nicht mehr an Dystrophie, aber die meisten von ihnen litten weiterhin unter einem ständigen Hungergefühl. Beispielsweise erhielten Arbeiter 1945-46 700 Gramm Brot pro Tag, Angestellte 500 Gramm und Angehörige und Kinder nur 300 Gramm. Auf dem "Schwarzmarkt" gab es viele Produkte, aber für eine gewöhnliche St. Petersburger Familie mit einem bescheidenen Budget waren sie nicht verfügbar.

Eine Missernte im Jahr 1946 verschärfte die Situation zusätzlich. Es überrascht nicht, dass die Kriminalitätskurve in Leningrad schnell nach oben schlich. Einzelgänger und organisierte Banden operierten in allen Stadtteilen. Raubüberfälle auf Lebensmittelbasen, Geschäfte, Wohnungen folgten nacheinander, bewaffnete Angriffe fanden auf den Straßen, in Höfen und Eingängen statt. Nach dem Krieg hatten die Banditen eine riesige Menge an Schusswaffen in ihren Händen, es war nicht schwer, sie an den Orten der letzten Schlachten zu finden und zu bekommen. Allein im vierten Quartal 1946 wurden in der Stadt mehr als 85 Raubüberfälle und bewaffnete Raubüberfälle, 20 Morde, 315 Fälle von Rowdytum, fast 4.000 Diebstähle aller Art verübt. Diese Zahlen galten damals als sehr hoch.

Es muss berücksichtigt werden, dass es unter den Banditen viele Kriegsteilnehmer gab. An der Front lernten sie zu schießen und zu töten und zögerten daher nicht, Probleme mit Hilfe von Waffen zu lösen. Als zum Beispiel in einem der Leningrader Kinos das Publikum eine Bemerkung zu einer Gesellschaft machte, die rauchte und laut redete, knallten Schüsse. Dabei wurde ein Polizist getötet und mehrere Besucher verletzt.

Kriminelle aus dem kriminellen Umfeld folgten sogar einer eigentümlichen Mode – sie trugen Metallklammern an den Zähnen und Mützen tief in die Stirn gezogen. Als die Leningrader sahen, dass sich ihnen eine Bande solcher jungen Leute näherte, klammerten sie sich zunächst fest an ihre Essenskarten. Die Banditen schnappten sich die geschätzten Zettel im Handumdrehen und ließen manchmal die ganze Familie einen ganzen Monat lang hungern.

Polizeibeamte versuchten, die Welle der Kriminalität einzudämmen. Die Clearance-Rate betrug etwa 75 %.

In einer armen, heruntergekommenen Stadt operierten jedoch nicht nur kriminelle Banden. Kriminelle Aktivitäten wurden auch von einigen Beamten durchgeführt, die es verstanden, von ihrer Macht zu profitieren. Die Evakuierten kehrten in die Stadt an der Newa zurück, die Fragen der Wohnungsverteilung, der Rückgabe von Eigentum usw. waren akut. Unehrliche Geschäftsleute nutzten auch die verfügbaren Informationen - welche Werte schlecht geschützt sind.

1947 wurden 24 einzigartige Gegenstände aus Gold und Edelsteinen aus den Lagerräumen der Eremitage gestohlen. Der Entführer wurde gefunden und verurteilt, die Wertsachen zurückgegeben.Im selben Jahr wurde eine große Bande entlarvt, zu der Kriminelle und Beamte der Staatsanwaltschaft, des Gerichts, der Rechtsanwaltskammer, des städtischen Wohnungsamts und der Polizei gehörten. Für Bestechungsgelder wurden sie aus der Haft entlassen, Ermittlungsverfahren eingestellt, illegal registriert, aus der Wehrpflicht entlassen. Ein anderer Fall: Der Leiter der Transportabteilung des Leningrader Stadtrates schickte Lastwagen in die besetzten Gebiete Deutschlands, angeblich zur Ausrüstung. Tatsächlich exportierte er von dort Wertsachen und Materialien, baute hier Datschen.

Die berühmte Black-Cat-Bande, die vielen durch den Film The Meeting Place Cannot Be Changed bekannt wurde, war eigentlich eine riesige kriminelle Gemeinschaft. Ihre Haupttätigkeit übte sie in Moskau aus, aber auch in der Stadt an der Newa wurden Spuren von ihr gefunden.

1945 eröffnete die Leningrader Polizei einen hochkarätigen Fall. Die Ermittlungen zu einer Serie von Einbrüchen im Haus Nr. 8 in der Puschkinskaja-Straße führten zur Spur einer Teenagerbande. Sie erwischten die Spitze der Bande auf frischer Tat - Schüler der Berufsschule Nr. 4 Vladimir Popov mit dem Spitznamen Garlic, Sergei Ivanov und Grigory Shneiderman. Bei einer Durchsuchung des Rädelsführers, des 16-jährigen Popov, wurde ein merkwürdiges Dokument entdeckt - der Eid des Kodla "Black Cat", unter dem acht Unterschriften mit Blut angebracht waren. Da es aber nur drei Beteiligten gelang, Straftaten zu begehen, gingen sie auf die Anklagebank. Im Januar 1946 wurde auf einer Sitzung des Volksgerichtshofs des 2. Bezirks des Bezirks Krasnogwardeisky in Leningrad das Urteil verkündet: Die Teenager erhielten ein bis drei Jahre Gefängnis.

Auch die organisierte Kriminalität war weit verbreitet. Außerdem bestanden Banden oft nicht aus Kriminellen, sondern aus einfachen Bürgern. Tagsüber waren sie einfache Arbeiter von Leningrader Unternehmen und nachts ...

Also operierte eine Bande von Eye-Brüdern in der Stadt. Es war eine echte Gemeinschaft der organisierten Kriminalität. Die Bande wurde von den Brüdern Isaac und Ilya Glaz angeführt, bestand aus 28 Personen und war mit zwei Schmeiser-Sturmgewehren, sechs TT-Pistolen, achtzehn Granaten sowie einem Auto bewaffnet, mit dem die Banditen zukünftige Tatorte aufklärten und Umgehungsstraßen sowie ein Lastwagen. In kurzer Zeit, vom Herbst 1945 bis März 1946, verübte die Bande 18 Raubüberfälle mit der Taktik der Nachtangriffe. Die Aktionszone dieser kriminellen Gruppe umfasste die Bezirke Newski, Kalininsky, Moskau und Kirovsky der Stadt. Der Umfang der Aktivitäten der Bande kann anhand der Tatsache beurteilt werden, dass das Beuteverkaufssystem die Märkte von Charkow und Rostow abdeckte! Die Bande der Eye Brothers hatte ein ganzes Arsenal.

Die Operation zur Bekämpfung der Bande wurde im März 1946 von dem ehemaligen Frontsoldaten Vladimir Boldyrev, einem operativen Mitarbeiter der Kriminalpolizei, entwickelt. Mitarbeiter der Bedrohung richteten Hinterhalte an Orten ein, an denen wahrscheinlich die nächsten Überfälle stattfinden würden. Infolgedessen wurden die Kriminellen während des Angriffs auf das Geschäft am Volkovsky Prospekt blockiert und festgenommen. Die Operation wurde so durchgeführt, dass kein einziger Schuss abgefeuert wurde. In 28 Wohnungen wurden 150 Rollen Wollstoffe, 28 Rollen Stoff, 46 Rollen Seidenstoffe, 732 Kopftücher und 85.000 Rubel von Verwandten und Freunden der Kriminellen beschlagnahmt! Eine Besonderheit der Tätigkeit dieser Bande war, dass es ihren Führern gelang, enge Beziehungen zu einigen einflussreichen Mitarbeitern des Staatsapparats von Leningrad und der Region aufzubauen. Um sie zu bestechen, stellten die Banditen sogar einen Sonderfonds in Höhe von 60.000 Rubel zur Verfügung.

Trotz ernsthafter Bemühungen, die Leningrader Kriminalpolizei zu reformieren, ging die Kriminalität langsam zurück. Es konnte nicht anders sein, denn seine Hauptursachen – die Nachkriegsverwüstungen, die schwierige wirtschaftliche Lage der Bevölkerung – änderten sich langsam. In der Zeit von 1946 bis 1950 prüfte das Leningrader Stadtgericht 37 Fälle wegen Banditentums, in denen 147 Personen verurteilt wurden.