Viele Menschen erwähnen es sehr oft, wissen aber oft sehr wenig. Und wenn sie es wissen, ist es nicht die Wahrheit. Zweimal wurde er Opfer politischer Propaganda: In der Zeit der UdSSR wurde er als Held dargestellt, der im Klassenkampf sein Leben gab, und in Zeiten der Perestroika als Denunziant, der seinen eigenen Vater verriet.
Moderne Historiker hinterfragen beide Mythen über Pawlik Morosow, der zu einer der umstrittensten Figuren der sowjetischen Geschichte wurde.
Die Hauptattraktion des Dorfes Gerasimovka, Gebiet Swerdlowsk. - Museum und Grab von Pavlik Morozov. Bis zu 3.000 Menschen kommen jährlich hierher. Und fast jeder ist bereit zu erzählen, wie alles passiert ist, also prägt sich dieses Bild in unser Bewusstsein ein ... 
Die Geschichte des Mordes an Pavlik Morozov über 80 Jahre hat viele Mythen erworben, aber bis vor kurzem gab es zwei Hauptversionen. Laut einem von ihnen schrieb Pavlik eine Denunziation über seinen Vater, einen Kulaken, und dann über andere Kulaken, die Getreide vor dem Staat versteckten. Großvater und Onkel verziehen ihm das nicht, sie lauern ihm mit seinem Bruder Fedya im Wald auf und schlachten ihn ab. Über Großvater, Onkel und Verwandte der Kinder fand ein Schauprozess statt. Einige wurden des Mordes beschuldigt, andere der Vertuschung eines Verbrechens. Sätze - die Todesstrafe oder lange Haftstrafen. 
Einer anderen Version zufolge wurde Pavlik von der OGPU getötet: Angeblich brauchte das System einen Helden, um die Repressionen zu rechtfertigen. Ein Kind, das mit Fäusten getötet wurde, war perfekt für diese Rolle. 
Unterdessen erzählte uns die Direktorin des Pavlik Morozova Museums, Nina Kupratsevich, ihre Version dieser Geschichte. Nach langjähriger Recherche, Arbeit mit Archivdokumenten, Treffen mit Pavliks Verwandten ist sich Nina Ivanovna absolut sicher: Der Junge hat keinen seiner Verwandten verraten, und es waren keineswegs Verwandte und keine Mitarbeiter der OGPU, die ihn getötet haben, sondern vollständig unterschiedliche Leute.
In all dieser tragischen Geschichte ist die Figur des Vaters, Trofim Sergeevich Morozov, sehr wichtig. Laut Kupratsevich war er tatsächlich eine gebildete, angesehene Person im Dorf, sonst wäre er einfach nicht zum Vorsitzenden des Dorfrats gewählt worden. Was Trofim später vorgeworfen wurde, würde man heute Korruption nennen. Er stellte illegal Registrierungsbescheinigungen für enteignete Bauern und ihre Familien aus, die nach Gerasimovka verbannt wurden. Ohne sie hätten sie kein Recht, das Dorf zu verlassen. Die Menschen arbeiteten im Holzeinschlag, hungerten, starben, und viele wollten weg. Natürlich wurde es damals als Verbrechen angesehen, aber tatsächlich hat Trofim Morozov Menschen gerettet. Das Strafverfahren wurde gerade wegen gefälschter Zertifikate eingeleitet: Zwei Bauern wurden mit ihnen auf der Station in Tavda festgenommen ...
Ressentiments für die Mutter. 
Kupratsevich glaubt, dass ein dreizehnjähriger Analphabet seinen Vater nicht „niederlegen“ konnte. Zum Zeitpunkt des Prozesses hatte Trofim die Familie bereits verlassen, lebte lange Zeit mit einem Lebensgefährten zusammen, und sein Sohn war sich seiner Affären einfach nicht bewusst. Zweitens stotterte der kleine, dünne Pavlik und konnte einfach nicht diesen „Anti-Kulak“-Monolog von sich geben, den sowjetische Propagandisten ihm zuschrieben. Und dieser Monolog klang so (laut dem Schriftsteller Pavel Solomein): „Onkel Richter, mein Vater hat eine klare Konterrevolution geschaffen, ich als Pionier muss dies sagen, mein Vater ist kein Verteidiger der Interessen von Oktober, aber er versucht auf jede erdenkliche Weise, dem Kulaken bei der Flucht zu helfen, stand mit einem Berg hinter ihm, und nicht als Sohn, sondern als Pionier bitte ich, dass mein Vater zur Rechenschaft gezogen wird, denn in Zukunft werde ich nicht geben die Angewohnheit gegenüber anderen, ihre Faust zu verstecken und eindeutig gegen die Linie der Partei zu verstoßen ... " 
[Das Haus, in dem Pavlik Morozov lebte, 1950]
Ja, er hatte einen Grund, von seinem Vater beleidigt zu sein – für seine Mutter. Immerhin ging Trofim zu einer fremden Frau. Pashka blieb in einer Familie mit vier Kindern hinter dem Besitzer, er hatte nicht einmal Zeit zum Lernen.
- An diesem Tag gingen Pavlik und Fedya in den Sumpf, um Preiselbeeren zu holen, - Nina Kupratsevich erzählt ihre Version dieser Ereignisse. - Das Haus der Morozovs war extrem, und anscheinend hat der Großvater, der später des Mordes beschuldigt wurde, sie gesehen. Aber dann ging das ganze Dorf zu diesen Orten, um Preiselbeeren zu holen! Pavliks Großvater, der über 80 Jahre alt war, konnte nicht so schlimm sein, seinen Enkel vor möglichen Zeugen zu töten. Verstand er nicht, dass die Kinder schreien würden? Und sie schrien! Sie haben das Protokoll der Leichenuntersuchung gelesen: Die Brüder wurden mit Messern geschnitten, ihre Hände wurden verletzt. Offenbar griffen sie nach den Klingen und riefen um Hilfe. Es sieht überhaupt nicht nach einem vorsätzlichen Mord aus. Alles deutet darauf hin, dass die Jungs in einem Zustand extremer Angst getötet wurden. Ich denke, dass dies enteignete Bauern waren - spezielle Siedler, die in einem Unterstand lebten und sich im Wald vor den Behörden versteckten. Aus Angst, die Jungs könnten sie verraten, griffen sie zu ihren Messern...
"Teilnahme nicht nachgewiesen" 
Kupratsevich glaubt auch nicht an die Version über die OGPU: „Glauben Sie wirklich, dass die Behörden kein geeignetes Dorf näher am Zentrum gefunden hätten? Wie lange sind Sie zu uns gereist? Drei Stunden von Jekaterinburg entfernt? Und damals gab es überhaupt keine direkte Straße, man musste mit der Fähre über den Fluss kommen. Und als die „Mythenbildung“ begann, die Menschen in die Kolchosen getrieben wurden, stellte sich heraus, dass die Kulaken zwei kleinen Brüdern das Leben nahmen. Und tatsächlich wurde von Grund auf das Bild eines Pionierhelden geschaffen. Maxim Gorki selbst sagte auf dem Allunionskongress der sowjetischen Schriftsteller: „Blutsverwandte, Klassenfremde haben Pavlik getötet ...“
Tatsächlich war Pavlik kein Pionier – eine Pionierorganisation erschien nur einen Monat nach seiner Ermordung in ihrem Dorf. Die Krawatte wurde später einfach zu seinem Porträt hinzugefügt. 
[Pioniere besuchen den Ort des Todes von Pavlik Morozov, 1968]
In der Zwischenzeit kam die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation Ende der 90er Jahre zu dem Schluss, dass der Mord an Pavlik Morozov rein krimineller Natur war und die Kriminellen aus politischen Gründen nicht rehabilitiert wurden. Der pensionierte Oberst der Justiz, Alexander Liskin, der 1967 an einer zusätzlichen Untersuchung des Falls teilnahm und mit den KGB-Archiven arbeitete, kam 2001 zu dem Schluss, dass die Beteiligung der Personen, die wegen Pavliks Tod angeklagt waren, nicht bewiesen war. Außerdem behauptet er, Pavlik sei im Fall seines Vaters als Zeuge vor Gericht erschienen. Und in diesem Fall gibt es keine Denunziationen.
Übrigens… 
[Denkmal für Pavlik Morozov in der Region Swerdlowsk, 1968. Pavliks Mutter Tatyana Morozova mit ihrem Enkel Pavel, 1979]
Das Schicksal von Pavliks Verwandten entwickelte sich auf unterschiedliche Weise. Sein Pate Arseny Kulukanov und sein Cousin Danila wurden erschossen. Großvater Sergey und Großmutter Xenia starben im Gefängnis. Trofim Morozov verbrachte zehn Jahre in den Lagern, arbeitete am Bau des Weißmeerkanals, wo er starb. Anderen Angaben zufolge blieb er am Leben, wurde freigelassen und verbrachte seine letzten Tage irgendwo in der Region Tjumen. Pavliks Bruder Alexei Morozov kämpfte an der Front, aber 1943 lobte er rücksichtslos die Marke einiger deutscher Flugzeuge und verbrachte 10 Jahre in der Nähe von Nischni Tagil. „Ich habe mich mit ihm getroffen. Ein sehr positiver, wunderbarer Mensch“, erinnert sich Kupratsevich. Mutter Tatyana Semyonovna Morozova zog auf die Krim nach Alupka, wo Nadezhda Krupskaya ihr eine Wohnung sicherte. Sie erhielt eine kleine Rente. Sie lebte bescheiden, statt einer Unterschrift setzte sie ihr ganzes Leben lang ein Kreuz.
P.S.
Egal wie die Geschichte von Pavlik Morozov interpretiert wird, sein Schicksal wird nicht weniger tragisch. Sein Tod diente der Sowjetregierung als Symbol des Kampfes gegen diejenigen, die ihre Ideale nicht teilten, und wurde in der Ära der Perestroika verwendet, um diese Regierung zu diskreditieren.
Für die heutige russische Jugend klingt das Wort „Pioniere“ ungefähr so wie „Dinosaurier“. Die Existenz einer Massenkinderorganisation in der Sowjetunion, an der praktisch alle Schulkinder ab der 3. Klasse beteiligt waren, wissen junge Russen nur vom Hörensagen.
Der erste Held des Pioniers
Gleichzeitig hatte fast jeder über 30 die Möglichkeit, diese besondere Schicht der sowjetischen Kultur, die mit der ideologischen Erziehung junger Menschen verbunden ist, persönlich kennenzulernen.
Die sowjetischen Pioniere hatten neben Erwachsenen, deren Beispielen empfohlen wurde, ihre eigenen Helden - Teenager mit roten Krawatten, die ihr Leben für ihre eigenen Ideale, Überzeugungen und im Namen des Mutterlandes opferten.
Pavlik Morozov (Mitte, mit einem Buch) mit einer Gruppe von Mitpraktizierenden. Foto: Gemeinfrei
Den Anfang der Galerie der Pionierhelden legte natürlich Pawlik Morozow. Im Gegensatz zu vielen anderen Pavel Trofimovich Morozov blieb in der Folklore, obwohl der ihm angehängte Ruhm des „Vaterverräters“ in keiner Weise den wirklichen Stand der Dinge widerspiegelt.
Nach der kanonischen sowjetischen Version war Pavlik Morozov einer der Organisatoren der ersten Pionierabteilung im Dorf Gerasimovka in der Provinz Tobolsk. 1931, auf dem Höhepunkt des Kampfes gegen die Kulaken, sagte der 13-jährige Pawel gegen seinen Vater aus, Trofima Morozova, der als Vorsitzender des Dorfrates mit den Kulaken zusammenarbeitete, ihnen half, Steuern zu hinterziehen, und auch Brot versteckte, um es dem Staat zu übergeben. Aufgrund dieser Aussagen des Hauptpioniers wurde Trofim Morozov zu 10 Jahren verurteilt.
Im September 1932 ermordeten Kulaken, darunter Pavels Großvater und der Cousin des Jungen, den Pionier und seinen eigenen jüngeren Bruder Fjodor brutal im Wald.
Im Fall des Mordes an Pavlik Morozov wurden vier Personen verurteilt - der Großvater und die Großmutter der toten Jungen sowie ein Cousin Daniela und Pate Arseni Kulukanov wer war sein Onkel. Der direkte Täter des Verbrechens, Danila Morozov, und einer der "Kunden" des Mordes, Arseniy Kulukanov, wurden erschossen, ebenso wie ältere Menschen Ksenija und Sergej Morozov zu Gefängnis verurteilt. Interessanterweise einer der Angeklagten Arsenij Silin war voll gerechtfertigt.
Wurde Pavlik Morozov zu Sowjetzeiten als "unbeugsamer Kämpfer für Ideale" dargestellt, so bezeichneten ihn Kritiker während der Perestroika-Zeit als "einen Spitzel, der seinen eigenen Vater verriet". Auch die Umstände des Todes des Pioniers wurden in Frage gestellt.
Was ist heute bekannt?
Vater und Sohn
Pavlik Morozov war tatsächlich einer der ersten Pioniere im Dorf Gerasimovka. Das Dorf war gespalten - einerseits die extreme Armut einiger, andererseits der Wohlstand der sogenannten "Kulaken", Gegner des Sowjetregimes, zu denen auch einige Verwandte von Pavel Morozov gehörten.
Pavels Vater, Trofim Morozov, wurde Vorsitzender des Dorfrates von Gerasimovsky und hinterließ in dieser Position einen sehr schlechten Ruf. Er war bekannt für das, was heute als „Korruption“ bezeichnet wird – er eignete sich das Eigentum der Enteigneten an, half wohlhabenden Dorfbewohnern, Steuern zu hinterziehen, spekulierte mit Zertifikaten, die an spezielle Siedler ausgestellt wurden.
Porträt von Pavlik Morozov basierend auf dem einzigen bekannten Foto von ihm. Foto: Gemeinfrei
Pavel konnte keine warmen Gefühle für seinen Vater empfinden, auch weil Trofim Morozov seine Familie verließ und zu einer anderen Frau ging. Pauls Mutter Tatjana Sie blieb mit vier Kindern im Arm praktisch ohne Existenzgrundlage zurück. Trofims Eltern, Sergey und Ksenia Morozov, hassten Tatyana, weil sie sich geweigert hatte, mit ihnen in einem gemeinsamen Haus zu leben, und auf einer Trennung bestanden. Sie hatten auch keine warmen Gefühle für Tatyanas Kinder und nannten sie nach den Erinnerungen von Pavels Bruder Alexei Morozov nichts weiter als "Welpen".
Und nachdem Pavlik sich den Pionieren angeschlossen hatte, wurde er in den Augen seines Großvaters vollständig zum Hauptobjekt des Hasses.
Gleichzeitig hatte Pavel selbst keine Zeit für die Pionierausbildung: Nach dem Weggang seines Vaters wurde er der Hauptmann in der Familie und half seiner Mutter bei der Hausarbeit.
1931 erreichte die Bekanntheit von Trofim Morozov, der bereits den Posten des Vorsitzenden des Dorfrates verlassen hatte, die Ohren der zuständigen Behörden. Morozov wurde wegen Missbrauchs angeklagt. Während des Prozesses sagte Tatyana Morozova über die ihr bekannten illegalen Handlungen ihres Mannes aus, und Pavel bestätigte nur die Worte seiner Mutter und wurde vom Richter angehalten, der es nicht für notwendig hielt, von dem Minderjährigen ein umfassendes Zeugnis zu verlangen. Daraufhin wurde Trofim Morozov zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.
Massaker
Über sein Schicksal gibt es widersprüchliche Angaben. "Whistleblower" Pavlik Morozov behaupten, sein Vater sei angeblich 1938 im Lager erschossen worden, aber dafür gibt es keine Beweise. Anderen Quellen zufolge ließ sich Trofim Morozov nach Verbüßung seiner Haftstrafe in der Region Tjumen nieder, wo er bis zum Ende seiner Tage lebte, und versuchte, seine Beziehung zu Pavlik Morozov nicht bekannt zu machen.
In Anbetracht der Tatsache, dass Tatyana Morozova die Hauptaussage gegen ihren Ex-Mann gemacht hat, haben sich die Verwandten von Trofim nicht an Pavlik, sondern an ihr gerächt. Am 2. September 1932 ging Tatyana geschäftlich, und am nächsten Tag gingen Pavel und sein jüngerer Bruder Fedor in den Wald, um Beeren zu holen. Die Verwandten des Vaters hielten dies für eine günstige Gelegenheit, und nachdem sie den Jungen im Wald aufgelauert hatten, kümmerten sie sich um sie.
Pavel wurde in Bauch und Herz gestochen, und sein Bruder Fedor, der zu fliehen versuchte, wurde zuerst mit einem Stock in die Schläfe geschlagen und dann mit einem Stich in den Magen erledigt.
Die Suche nach den Kindern begann am 5. September nach der Rückkehr der Mutter. Bereits am 6. September wurden die Leichen im Wald gefunden. Die Mörder versuchten nicht besonders, die Tatsache des Massakers zu verbergen. Pavels Mutter, Tatyana Morozova, erinnerte sich später daran, dass Ksenia Morozova, die Mutter ihres Ex-Mannes und die Großmutter der Toten, ihr mit einem Grinsen sagte, als die Leichen der brutal ermordeten Kinder ins Dorf gebracht wurden: „Tatyana, wir hat dir etwas Fleisch gemacht, und jetzt isst du es!“
Die Untersuchung des Mordes ermöglichte es, die Schuld der Verdächtigen vollständig zu beweisen. Spätere Versuche, den Mord an den Morozov-Brüdern als „Provokation der OGPU“ zu sehen, halten einer Überprüfung nicht stand.
1999 versuchten Vertreter der Memorial-Bewegung und Angehörige der wegen Mordes verurteilten Morozov-Brüder, ihre Urteile überprüfen zu lassen. Die Generalstaatsanwaltschaft Russlands kam jedoch nach Prüfung des Falls zu dem Schluss, dass der Mord an Pavlik Morozov rein krimineller Natur ist und die Mörder zu Recht verurteilt wurden und aus politischen Gründen nicht rehabilitiert werden.
Held und Opfer
Der Pionier Pavlik Morozov war also objektiv gesehen kein "Spion und Verräter seines Vaters". Pavels Vater, Trofim Morozov, war tatsächlich ein korrupter Beamter und ein äußerst unehrlicher Mensch, der seine eigenen Kinder ihrem Schicksal überließ.
Reproduktion des Gemäldes „Pavlik Morozov“ des Künstlers Nikita Chebakov (1952). Foto: Gemeinfrei
Ich möchte wirklich nichts über die Verwandten von Pavel und Fyodor Morozov sagen, die aus Rache den brutalen Mord an Minderjährigen organisiert und durchgeführt haben - im Urteil, dessen Gültigkeit vom Russen bestätigt wurde, wird alles über sie gesagt Generalstaatsanwaltschaft.
Das ganze Problem von Pavlik Morozov besteht darin, dass sein tragischer Tod inmitten einer akuten Konfrontation in der Gesellschaft Anfang der 1930er Jahre zu einem Banner für die Behörden wurde, zu einem Symbol des Kampfes gegen diejenigen, die ihre Ideale und Werte nicht teilen.
Ein halbes Jahrhundert später wird eine andere antisowjetisch orientierte politische Kraft das tragische Schicksal von Pavlik mit nicht weniger Eifer für ihre Zwecke nutzen und die Erinnerung an einen Teenager mit Schmutz bedecken.
Aus der Sicht seiner Zeit war Pavlik Morozov ein Teenager mit starken Überzeugungen, der sich den Feinden des bestehenden Systems widersetzte und dafür getötet wurde. Aus heutiger Sicht. Pavlik Morozov ist ein Teenager mit einer starken Lebenseinstellung, der als gesetzestreuer Bürger vor Gericht gegen einen in Korruption verstrickten Mitarbeiter der örtlichen Verwaltung aussagte, für den er von Kriminellen getötet wurde.
Pavlik hilft
Nach dem Tod von zwei Söhnen, dem 13-jährigen Pavel und dem 8-jährigen Fedor, verließ Tatyana Morozova Gerasimovka für immer. Auch ihre anderen Kinder hatten ein schweres Schicksal - Grisha starb in der Kindheit, Roman kämpfte gegen die Nazis und starb nach dem Krieg an Wunden, und Alexei wurde als "Volksfeind" verurteilt, verbrachte mehrere Jahre im Gefängnis und wurde erst später rehabilitiert.
Die Mutter von Pavlik Morozov hatte Glück – sie starb vor der Perestroika, aber Alexei Morozov musste die Ströme von Schmutz und offenen Lügen, die seinen Bruder während der Zeit des demokratischen Wandels überfielen, vollständig spüren.
Das Paradoxon liegt darin, dass in der Heimat von Pavel im Dorf Gerasimovka, wo der junge Pionier laut den Whistleblowern „verraten und geklopft“ wurde, sein Andenken äußerst sorgfältig behandelt wird. Dort sind sowohl das Pavlik-Denkmal als auch sein Museum erhalten geblieben. Anwohner kommen zum Denkmal, hinterlassen Notizen mit ihren geheimsten Wünschen. Sie sagen, Pavlik hilft ihnen.
Was ist die wahre Geschichte von Pavlik Morozov? 22. August 2017
Viele Menschen erwähnen es sehr oft, wissen aber oft sehr wenig. Und wenn sie es wissen, ist es nicht die Wahrheit.
Zweimal wurde er Opfer politischer Propaganda: In der Zeit der UdSSR wurde er als Held dargestellt, der im Klassenkampf sein Leben gab, und in Zeiten der Perestroika als Denunziant, der seinen eigenen Vater verriet.
Moderne Historiker hinterfragen beide Mythen über Pawlik Morosow, der zu einer der umstrittensten Figuren der sowjetischen Geschichte wurde.
Das Haus, in dem Pavlik Morozov lebte, 1950
Diese Geschichte spielte sich Anfang September 1932 im Dorf Gerasimovka im Gouvernement Tobolsk ab. Die Großmutter schickte ihre Enkel zu Preiselbeeren, und wenige Tage später wurden die Leichen der Brüder mit Spuren des gewaltsamen Todes im Wald gefunden. Fedor war 8 Jahre alt, Pavel - 14. Nach der in der UdSSR allgemein akzeptierten kanonischen Version war Pavlik Morozov der Organisator der ersten Pionierabteilung in seinem Dorf, und mitten im Kampf gegen die Kulaken denunzierte er seinen Vater , der mit den Kulaken kollaborierte. Infolgedessen wurde Trofim Morozov für 10 Jahre ins Exil geschickt und anderen Quellen zufolge 1938 erschossen.
Tatsächlich war Pavlik kein Pionier – eine Pionierorganisation erschien nur einen Monat nach seiner Ermordung in ihrem Dorf. Die Krawatte wurde später einfach zu seinem Porträt hinzugefügt. Er hat keine Denunziationen über seinen Vater geschrieben. Seine Ex-Frau sagte im Prozess gegen Trofim aus. Pavlik bestätigte nur die Aussage seiner Mutter, dass Trofim Sergejewitsch Morosow als Vorsitzender des Dorfrates den eingewanderten Kulaken Bescheinigungen über die Registrierung beim Dorfrat verkaufte und dass sie keine Steuerschulden gegenüber dem Staat hatten. Diese Zertifikate befanden sich in den Händen der Tschekisten, und Trofim Morozov wäre auch ohne die Aussage seines Sohnes vor Gericht gestellt worden. Er und mehrere andere Bezirksvorsitzende wurden festgenommen und ins Gefängnis gesteckt.
N. Chebakov. Pawlik Morosow, 1952
Die Beziehungen in der Familie Morozov waren nicht einfach. Pavliks Großvater war Gendarm und seine Großmutter eine Pferdediebin. Sie trafen sich im Gefängnis, wo er sie bewachte. Pavliks Vater, Trofim Morozov, hatte einen skandalösen Ruf: Er war ein Nachtschwärmer, betrog seine Frau und hinterließ ihr daraufhin vier Kinder. Der Vorsitzende des Dorfrates war in der Tat unehrlich – dass er mit Scheinzertifikaten verdiente und sich das Eigentum der Besitzlosen aneignete, wussten alle Dorfbewohner. Es gab keinen politischen Subtext in Pavliks Tat – er unterstützte einfach seine Mutter, die von seinem Vater zu Unrecht beleidigt war. Und die Großmutter und der Großvater dafür hassten ihn und seine Mutter. Als Trofim seine Frau verließ, ging seine Landzuteilung laut Gesetz an seinen ältesten Sohn Pavel über, da die Familie ohne Lebensunterhalt blieb. Nachdem sie den Erben getötet hatten, konnten die Verwandten mit der Rückgabe des Landes rechnen.
Verwandte, die beschuldigt werden, Pavlik Morozov getötet zu haben
Eine Untersuchung begann unmittelbar nach dem Mord. Im Haus des Großvaters wurden blutige Kleidung und ein Messer gefunden, mit denen die Kinder erstochen wurden. Während der Verhöre gestanden Pavels Großvater und Cousin das Verbrechen: Angeblich hielt der Großvater Pavel fest, während Danila auf ihn einstach. Der Fall hatte enorme Auswirkungen. Dieser Mord wurde in der Presse als kulakischer Terrorakt gegen ein Mitglied einer Pionierorganisation dargestellt. Pavlik Morozov wurde sofort als Pionierheld gefeiert.
Erst viele Jahre später begannen viele Details Fragen aufzuwerfen: Warum zum Beispiel Pavels Großvater, ein ehemaliger Gendarm, die Tatwaffe und die Spuren des Verbrechens nicht losgeworden ist. Der Schriftsteller, Historiker und Journalist Yuri Druzhnikov (alias Alperovich) brachte die Version vor, dass Pavlik Morozov seinen Vater im Namen seiner Mutter denunzierte – um sich an seinem Vater zu rächen, und von einem OGPU-Agenten getötet wurde, um Massenrepressionen zu verursachen und die Vertreibung von Kulaken - das war die logische Schlussfolgerung der Geschichte über schurkische Fäuste, die bereit sind, Kinder zu ihrem eigenen Vorteil zu töten. Die Kollektivierung verlief unter großen Schwierigkeiten, die Pionierorganisation wurde im Land schlecht aufgenommen. Um die Einstellung der Menschen zu ändern, brauchte es neue Helden und neue Legenden. Daher war Pavlik nur eine Marionette der Tschekisten, die versuchten, einen Schauprozess zu arrangieren.
Yuri Druzhnikov und sein sensationelles Buch über Pavlik Morozov
Diese Version sorgte jedoch für massive Kritik und wurde niedergeschlagen. 1999 erreichten die Verwandten der Morozovs und Vertreter der Memorial-Bewegung eine Überprüfung dieses Falls vor Gericht, aber die Generalstaatsanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass die Mörder zu Recht verurteilt worden waren und keiner politischen Rehabilitierung unterzogen wurden.
Denkmal für Pavlik Morozov in der Region Swerdlowsk, 1968. Pavliks Mutter Tatyana Morozova mit ihrem Enkel Pavel, 1979
Pioniere besuchen den Ort des Todes von Pavlik Morozov, 1968
Schriftsteller Vladimir Bushin ist sich sicher, dass es sich um ein Familiendrama ohne politische Untertöne handelte. Seiner Meinung nach rechnete der Junge nur damit, dass sein Vater Angst haben und zur Familie zurückkehren würde, und konnte die Folgen seines Handelns nicht vorhersehen. Er dachte nur daran, seiner Mutter und seinen Brüdern zu helfen, da er der älteste Sohn war.
Die Schule, in der Pavlik Morozov studierte, und jetzt gibt es ein Museum, das nach ihm benannt ist
Museum von Pavlik Morozov
Egal wie die Geschichte von Pavlik Morozov interpretiert wird, sein Schicksal wird nicht weniger tragisch. Sein Tod diente der Sowjetregierung als Symbol des Kampfes gegen diejenigen, die ihre Ideale nicht teilten, und wurde in der Ära der Perestroika verwendet, um diese Regierung zu diskreditieren.
Denkmäler für Pavlik Morozov
Denkmal für Pavlik Morozov in der Stadt Ostrov, Region Pskow
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Am 14. November hätte er 90 Jahre alt werden können, aber er blieb für immer 13 Jahre alt. Pavlik Morozov gelang es in den letzten 76 Jahren nach seinem Tod, in den Rang eines Pionierhelden erhoben und zu einem banalen jugendlichen Denunzianten gestürzt zu werden.
Pionierheld
Um zu verstehen, was in den frühen 30er Jahren des letzten Jahrhunderts im abgelegenen Dorf Gerasimovka im Ural passiert ist, haben selbst die 2002 eröffneten Archive des Strafverfahrens nicht geholfen. Es ist nur sicher bekannt, dass Pavlik Morozov wirklich existiert hat. Aber es gab eine Zeit, in der nach der Enthüllung kommunistischer Mythen die verzweifeltsten Köpfe diese Tatsache sogar in Frage stellten.
Rückruf: Laut der offiziellen Version, auf der mehr als eine Generation aufgewachsen ist, hat Pavlik Morozov seinen Vater bei der GPU denunziert, dass er Brot versteckt. Vater wurden 10 Jahre gegeben. Einige Zeit später wurden der dreizehnjährige Pavlik und sein neunjähriger Bruder Fedya tot im Wald aufgefunden. Verwandte der Jungen wurden des Mordes beschuldigt: Großvater, Großmutter und Cousin. Sie wurden erschossen, und Pavlik Morozov wurde zum Pionierhelden gemacht.
Während der Perestroika beeilten sich Historiker und Journalisten, diesen Fall erneut zu untersuchen. Vor 20 Jahren lebten noch einige Augenzeugen dieser Geschichte, und ihre Aussagen, die durch alte Interviews mit Pavliks Mutter, Tatyana Morozova, untermauert wurden, spalteten die Forscher in zwei Lager. Einige sind sich sicher, dass das Kind verleumdet wurde, während andere die blutige Hand der Tschekisten in einer langen Geschichte fanden ...
Vater Nachtschwärmer
So wurden am 3. September 1932 die Leichen von Pavlik und seinem jüngeren neunjährigen Bruder Fedya im Wald in der Nähe des Dorfes gefunden. „Paul wurde ein tödlicher Schlag in den Bauch versetzt. Der zweite Schlag wurde in die Brust in der Nähe des Herzens geschlagen, - schrieb der Bezirkspolizist in das Protokoll der Inspektion des Tatorts. "Fjodor wurde mit einem Messer im Bauch über dem Nabel erstochen, wo die Eingeweide herauskamen, und seine Hand wurde mit einem Messer bis auf den Knochen geschnitten ..."
1997 wandte sich die Verwaltung des Bezirks Tavdinsky, in dem sich das Dorf Gerasimovka befindet, an die Generalstaatsanwaltschaft mit der Bitte, die Entscheidung des Gerichts zu überprüfen, mit dem die Mörder von Pavlik zum Tode verurteilt wurden. Die Generalstaatsanwaltschaft entschied, dass die Morozovs aus politischen Gründen nicht rehabilitiert werden, da es sich um einen kriminellen Fall handelte. Ähnliche Schlussfolgerungen wurden später vom Obersten Gerichtshof gezogen.
Wie bekannt wurde, war im Fall von Pater Pavlik, Trofim Morozov, von Brot keine Rede. Der Vorsitzende des Dorfrats von Gerasimovsky wurde wegen des Verkaufs von Blankoformularen mit Siegeln an Enteignete angeklagt. Für diesen Handel wurde Trofim zusammen mit fünf anderen Vorsitzenden der Dorfräte des Bezirks inhaftiert. Pavliks jüngerer Bruder Alexei erinnerte sich Ende der 80er Jahre: „Sie haben uns wirklich zu uns geschickt. Sie brachten im Herbst des dreißigsten Jahres Siedler. Glaubst du, ihr Vater hatte Mitleid mit ihnen? Gar nicht. Er ist unsere Mutter, er hat seine Söhne nicht geschont, geschweige denn Fremde. Er liebte nur sich selbst und Wodka. Und sie rissen den Siedlern drei Häute für Formulare mit Siegeln ab.
Es stellt sich heraus, dass der moralische Charakter von Trofim in dieser Geschichte eine wichtige Rolle spielen könnte. Pavliks erste Lehrerin, Larisa Isakova, die als 17-jähriges Mädchen nach Gerasimovka kam, konnte die Perestroika-Enthüllungswelle nicht ertragen und schrieb einen offenen Brief: wie man schreibt und zählt. Kaum hatte sich Trofim auf seinen Posten gesetzt, verließ er seinen Haushalt komplett, seine Frau und Pavlik waren allein überfordert. Er kam betrunken nach Hause, woher hatte er Geld nur für Wodka? Anscheinend erhielt er bereits Opfergaben.“
beleidigte Mutter
Der in diesem Jahr verstorbene Professor der University of California, Yuri Druzhnikov, machte auf die einzige überlebende Figur in der Morozov-Familiensaga aufmerksam – die Mutter der Jungen, Tatjana. Sie wurde nicht unterdrückt, und als Entschädigung für alles, was passiert war, stellte die Partei der Frau seiner Meinung nach sogar eine Wohnung auf der Krim zur Verfügung. Druzhnikov behauptet, Morozova habe ihm gesagt, es sei ihre Idee gewesen, ihren Ehemann zu denunzieren. Es war Rache dafür, dass er wegen einer anderen Frau gegangen war. Laut dem Forscher überredete sie ihren Sohn Pavlik, „Vater zu bestrafen“. In seinen Recherchen ging Druzhnikov sogar so weit zu sagen, dass die Mörder der Jungen NKWD-Offiziere waren. Sie haben ein so schreckliches Verbrechen begangen, um ihre Hände im Kampf gegen die Fäuste zu lösen und gleichzeitig den Helden-Märtyrer der jüngeren Generation zu präsentieren. Dokumentarische Beweise dafür wurden nicht gefunden. Und Tatyana Morozova zog wirklich um, um in Alupka zu leben. Die Frau starb 1983, aber die Nachbarn erinnern sich an Mutter und Bruder des Pionierhelden.
Sie war eine normale Frau und eine gute Mutter. Ich erinnere mich sehr gut an ihren Sohn Alexei, wir haben zusammengearbeitet “, sagte Tatyanas Nachbarin Alexandra Yegorovna gegenüber Sobesednik. - Er hat uns oft gesagt, dass es im Fall Pavlik nicht um Politik ging. Ihr Großvater wurde verrückt, also tötete er die Brüder. Und die Mutter war sehr besorgt über diese Tragödie. Als Aleksey auch seinen Sohn Pavlik anrief, weinte sie viel ... Sie war einfach, im Sommer vermietete sie Wohnungen an Urlauber, einmal handelte sie mit Obst auf dem Markt.
Großvater-Mörder
Übrigens gibt es in den Materialien des Gerichts kein Wort über die Denunziation von Pavlik Morozov. Und als Trofim Morozov vor Gericht gestellt wurde, wurde diese Tatsache nicht erwähnt. Es ist nur bekannt, dass Pavlik im Prozess als Zeuge auftrat.
Während des Verhörs gab sein Großvater Sergei, der wegen des Verdachts der Ermordung von Pavlik festgenommen wurde, zu, dass die Idee des Mordes ihm gehörte, da „Pavel aus Geduld gebracht, nicht durchgelassen hat, mir Vorwürfe gemacht habe, der Wächter zu sein der beschlagnahmten Kulakensachen.“ Gleichzeitig erklärte er jedoch, dass „er selbst die Brüder nicht getötet hat. Behielt nur Fedor. Der Enkel von Danila hat die Jungs erstochen.“ Die 19-jährige Danila bestätigt dies: „Wir haben Fedya nur getötet, damit wir nicht ausgeliefert werden. Er weinte, bat darum, nicht zu töten, aber wir haben es nicht bereut ... “Die Großmutter der getöteten Jungen, Aksinya, wurde der Anstiftung beschuldigt. Angeblich habe sie von dem Plan der Mörder gewusst, ihn gutgeheißen und zu ihrem Enkel Danila immer wieder gesagt: „Töte diesen rotzigen Kommunisten!“
Niemand kann sich vorstellen, wie stark die ideologische Komponente in dieser Geschichte ist. Zu viele Mythen ranken sich um die Tragödie. Dorfbewohner, die damals Kinder waren, erinnerten sich, dass die Familie Morozov sehr fromm war und Pavlik und Fedya getötet wurden, als sie vom örtlichen Priester zurückkehrten.
Und seine Lehrerin Larisa Isakova schrieb in einem offenen Brief: „Jetzt wirkt Pavlik wie eine Art mit Parolen vollgestopfter Junge in einer sauberen Pionieruniform. Und wegen unserer Armut hat er diese Uniform nie gesehen, er hat nicht an Pionierparaden teilgenommen. Er kannte damals keinen Stalin ...
Ich hatte damals keine Zeit, eine Pionierabteilung in Gerasimovka zu organisieren, sie wurde nach mir gegründet, aber ich erzählte den Jungs, wie Kinder in anderen Städten und Dörfern für ein besseres Leben kämpfen. Einmal brachte ich eine rote Krawatte von Tavda mit, band sie an Pavel, und er rannte freudig nach Hause. Und zu Hause riss sein Vater seine Krawatte ab und schlug ihn fürchterlich.
22.11.2014 3 16489
Der Name dieses 13-jährigen Jungen ist zweimal zu einem Symbol geworden. Erstens - ein Symbol des Kampfes der Pionierhelden mit der "Konterrevolution" und "Kulaken". Dann - ein Symbol für Verrat, Denunziation und Gemeinheit.
Das Paradoxe ist, dass weder die eine noch die andere Deutung praktisch nichts mit der wahren Geschichte zu tun hat. Pawlik Morozow. Ein Teenager, der sich einfach um seine Mutter und seine jüngeren Brüder kümmerte und keine Angst hatte, die Wahrheit zu sagen, selbst bei Todesstrafe.
Der Uralschüler Pavlik Morozov wird heute in der Regel in einem humorvollen oder verurteilenden Kontext erwähnt. Jeder scheint zu wissen, dass er „seinen Vater ausgeliefert“ hat, „eine Denunziation geschrieben hat“, aber gleichzeitig erinnert sich niemand an die Einzelheiten des Falls selbst.
Die sowjetische Propaganda erhob Pavlik sofort zu einem Pionierhelden. In der Neuzeit wurde er mit der gleichen Inbrunst und der gleichen Eile als Verräter gebrandmarkt.
In beiden Fällen wurde der Name des Jungen als politischer Slogan verwendet.
Der wahre Hintergrund dieser Septemberereignisse von 1932 ist längst vergessen.
Nur sensationsgierige "Whistleblower" versuchen regelmäßig, alte Ereignisse neu zu interpretieren.
Aber es war alles ziemlich einfach.
dörfliche Korruption
Pavlik Morozov wurde ein Jahr nach der Oktoberrevolution am 14. November 1918 geboren. Seine Kindheit fiel auf die schwierigste Zeit - die ersten Jahre der Bildung der Sowjetmacht.
Den schwersten Schlag der Übergangszeit – den Bürgerkrieg und den darauffolgenden Kriegskommunismus – trugen die Bauern.
Die Bewohner des Dorfes Gerasimovka im Gouvernement Tobolsk haben, wie alle anderen auch, Entbehrungen ertragen müssen. Dort wurde in der Familie des Vorsitzenden des örtlichen Dorfrats Pavel geboren - das älteste der fünf Kinder von Trofim und Tatyana Morozov. Sie lebten unfriedlich: Der Vater schlug oft sowohl die Mutter als auch die Kinder. Nicht weil er zu schroff im Charakter war, sondern einfach so waren damals die üblichen Dorfbräuche.
Aber selbst Trofim Morozov konnte bei all dem Verlangen nicht als guter Mensch bezeichnet werden. Schließlich verließ er seine Familie und begann, mit seiner Geliebten in der Nachbarschaft zu leben. Außerdem hörte er nicht auf, seine Frau und seine Kinder zu schlagen. Und er nutzte seine Position als Vorsitzender des Dorfrates aktiv zur persönlichen Bereicherung. Zum Beispiel eignete er sich das von den Enteigneten beschlagnahmte Eigentum an.
Eine separate Einnahmequelle war für ihn die Ausstellung illegaler Zertifikate an Sondersiedler. Diese Kategorie von Bürgern tauchte in den frühen 1930er Jahren auf, als „Kulaken“ und „Subkulakisten“ ohne Gerichtsverfahren oder Ermittlungen in Sondersiedlungen geschickt wurden. Dort mussten sie in der Position von Verbannten leben, eine strenge Routine einhalten und im Holzeinschlag, im Bergbau und so weiter arbeiten.
Von Bewegungsfreiheit war natürlich keine Rede. Das Verlassen der Sondersiedlung war nur mit Erlaubnis des Kommandanten möglich. Einige besondere Siedler versuchten, einem solchen Leben zu entkommen. Dafür war jedoch eine Registrierungsbescheinigung bei einem Dorfrat erforderlich. Damit die zuständigen Behörden am neuen Wohnort keine Fragen haben - woher kommen sie, was haben sie vorher gemacht.
Mit diesen Zertifikaten handelte Morozov. Dies tat er übrigens auch nach seiner Abberufung als Vorsitzender des Dorfrates im Jahr 1931. Er hat sich an ihnen verbrannt. Im Laufe der Zeit trafen nacheinander Anfragen aus verschiedenen Fabriken und Fabriken sowie aus dem Bau von Magnitogorsk in Gerasimovka ein. Aufmerksame Produktionsleiter interessierten sich: Lebten die neuen Arbeiter, die zu ihnen kamen, wirklich früher in Gerasimovka?
Zu oft begegneten Sondersiedler mit falschen Zertifikaten in der Tasche. Und im November 1931 wurde auf der Tavda-Station ein gewisser Zvorykin mit zwei Blankoformularen festgenommen, auf denen die Siegel des Dorfrats von Gerasimov waren. Er gab gegenüber den Polizisten ehrlich zu, dass er 105 Rubel für sie bezahlt hatte. Wenige Tage später wurden mehrere Personen wegen gefälschter Zeugnisse festgenommen, darunter Trofim Morozov.
Fiktive Denunziation
Von diesem Moment an beginnt die gleiche Geschichte von Pavlik Morozov. Und es beginnt gleich mit Widersprüchen. Der Ermittler Elizar Shepelev, der den Mord an dem Jungen anschließend untersuchte, schrieb in der Anklageschrift: „Pavel Morozov stellte am 25. November 1931 einen Antrag bei den Ermittlungsbehörden.“ Dieser bezieht sich auf eine Äußerung, in der Pavlik seinem Vater illegale Aktivitäten vorgeworfen haben soll.
Viele Jahre später gab Shepelev jedoch offen in einem Interview zu: „Ich kann nicht verstehen, warum ich das alles geschrieben habe. Es gibt keine Beweise dafür, dass sich der Junge an die Ermittlungsbehörden gewandt hat und dass er das war wurde getötet. Wahrscheinlich meinte ich, dass Pavel vor dem Richter ausgesagt hat, als Trofim vor Gericht gestellt wurde ... "
Im Fall von Trofim Morozov und der Journalistin Evgenia Medyakova, die Anfang der 1980er Jahre versuchten, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, habe ich keine Spur von Pavliks Aussage gefunden. Die Zeugenaussage seiner Mutter ist vorhanden, der Junge jedoch nicht. Es stimmt, während des Prozesses hat er anscheinend immer noch gesprochen, aber es ist unwahrscheinlich, dass er etwas Neues oder Wertvolles gesagt hat. Dies reichte jedoch aus, um bei den Verwandten seines Vaters Hass gegen ihn zu wecken. Vor allem, nachdem das Gericht Trofim zu 10 Jahren Lager verurteilt und ihn zum Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals geschickt hatte.
Nehmen wir an, Trofim Morozov hat seine Amtszeit nicht beendet. Drei Jahre später kehrte er mit einem Arbeitsauftrag zurück. Aber zu diesem Zeitpunkt waren seine beiden Söhne - Pavel und Fedor - getötet worden.
Es sollte betont werden, dass Pavel der älteste Mann in der Familie wurde, nachdem Trofim die Familie verlassen hatte. Er kümmerte sich um seine Mutter und seine jüngeren Brüder, unterstützte den Haushalt so gut er konnte. Und in den Augen der Erwachsenen lag die ganze Verantwortung für den „Verrat“ an Trofim bei ihm und nicht bei Tatiana. Pavel wurde besonders von seinem Großvater Sergei gehasst, der dabei von seiner Frau, Großmutter Aksinya (oder Ksenia), voll unterstützt wurde.
Ein weiterer Erzfeind war Danilas Cousin. Schließlich hatte sein Pate und Ehemann von Trofims Schwester Arseniy Kulukanov überhaupt keine warmen Gefühle für den Jungen. Einer Version zufolge erwähnte Pavel seinen Namen in seiner Rede vor Gericht und nannte ihn „Faust“. Diese vier Personen landeten als Angeklagte des Mordes an Pavel und Fjodor Morozov auf der Anklagebank.
Gewöhnliche Grausamkeit
Über den Mord selbst ist Folgendes bekannt. Anfang September 1932 gingen Pavel und Fjodor in den Wald, um Beeren zu holen. Als Kulukanov davon erfuhr, überredete er Danila, ihnen zu folgen und die Jungen zu töten. Und zahlte ihm sogar angeblich 5 Rubel dafür. Danila ging nicht alleine zum Verbrechen, sondern ließ sich von seinem Großvater Sergei beraten.
Er stand ruhig auf und sah zu, wie der Komplize das Messer nahm, und sagte: "Lass uns töten, schau, fürchte dich nicht." Sie fanden Pavlik und den achtjährigen Fedor ziemlich schnell. Danila versetzte beiden tödliche Schläge, aber Großvater Sergey erlaubte dem jüngeren Jungen nicht, wegzulaufen.
Da Pavel und Fyodor mit einer Übernachtung in den Wald gehen wollten, vermissten sie sie nicht sofort. Zumal die Mutter weg war. Als Tatjana ins Dorf zurückkehrte, stellte sie fest, dass die Kinder am dritten Tag nicht zurückgekehrt waren. Alarmiert rief sie die Menschen auf die Suche, und am nächsten Tag wurden die Leichen der abgeschlachteten Kinder entdeckt.
Die Mutter mit gebrochenem Herzen erzählte später dem Ermittler, dass sie am selben Tag auf der Straße Großmutter Aksinya getroffen habe, die ihr mit einem bösen Lachen sagte: „Tatiana, wir haben Fleisch für dich gemacht, und jetzt isst du es!“
Die Ermittlungen fanden schnell die Mörder. Die Hauptbeweise waren ein Haushaltsmesser und Danilas blutige Kleidung, die Aksinya durchnässt hatte, aber keine Zeit hatte, sie abzuwaschen (zunächst behaupteten sie, er habe am Vortag ein Kalb geschlachtet). Danila gab seine Schuld fast sofort und vollständig zu. Großvater Sergei änderte ständig seine Aussage und geriet in Verwirrung, indem er entweder erkannte oder leugnete, was passiert war.
Aksinya und Arseny Kulukanov haben bis zum Schluss nichts gestanden. Trotzdem war es Arseny, zusammen mit Danila, der die schwerste Strafe erhielt - die Hinrichtung. Aksinya und Sergei Morozov wurden aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters (die alten Leute waren bereits 80 Jahre alt) ins Gefängnis geschickt.
Symbol in roter Krawatte
Dies hätte diese im Wesentlichen einfache Geschichte häuslicher Feindschaft beendet. Wenn die sowjetische Propaganda die Sache nicht aufgegriffen hätte. Der Junge, der von seinen Verwandten für zwei nachlässige Worte in der Gerichtsverhandlung getötet wurde, war für niemanden von Nutzen. Aber der Pionierheld, der furchtlos die Fäuste mit Fäusten entblößte und in einem ungleichen Kampf fiel, die Handlung ist das, was Sie brauchen.
Daher wurde in der allerersten Notiz zu diesem Thema, die am 19. November 1932 in der Zeitung Ural Worker veröffentlicht wurde, die Geschichte von Pavlik wie folgt erzählt:
„... Und als Paschas Großvater, Sergei Morozov, Kulakeneigentum versteckte, rannte Pascha zum Dorfrat und entlarvte seinen Großvater. 1932, im Winter, brachte Pascha den Kulaken Silin Arseniy zu frischem Wasser, der keine feste Aufgabe erfüllte, verkaufte den Kulaken einen Karren Kartoffeln.
Pavel entlarvte erneut seinen Großvater und Kulukanov. Bei Versammlungen während der Aussaat, bei der Getreidebeschaffung, überall deckte der Pionieraktivist Pascha Morozov die komplizierten Machenschaften der Kulaken und Subkulakisten auf ... "
Das ohnehin schwierige Leben eines einfachen Dorfjugendlichen, der von seinem Vater verlassen wurde und sich mit der Hausarbeit abmühte, wurde plötzlich zu einem endlosen Kampf mit "Kulaken und Podkulakniks", die ihre "Betrügereien" in der kleinen Gerasimovka endlos machten.
Unnötig zu erwähnen, dass es keine Dokumente gibt, die eine solche aktive Aktivität des "Whistleblowers" Pavlik Morozov bestätigen? Aber der Name eines solchen Helden schämte sich nicht mehr, eine Pionierabteilung zu rufen. Sowie ein Denkmal für ihn errichten.
„Für manche erscheint Pavlik jetzt wie ein mit Parolen vollgestopfter Junge in einer sauberen Pionieruniform. Und wegen unserer Armut hat er diese Uniform nicht einmal gesehen, nicht an Pionierparaden teilgenommen, keine Porträts von Molotow getragen und den Führern keinen „Toast“ zugerufen “, sagte die Schullehrerin Larisa Isakova später erinnerte, die fast die ganze Geschichte mit eigenen Augen beobachtete.
Aber die Propagandamaschinerie war bereits in vollem Gange. Gedichte, Bücher, Theaterstücke und sogar eine Oper wurden über Pavlik Morozov geschrieben! Immer weniger Menschen erinnerten sich daran, was genau und warum im Herbst 1932 in Gerasimovka geschah, und nur wenige versuchten, die Details zu verstehen.
Lange Arme der OGPU?
Aber die Zeiten haben sich geändert und das Pendel hat in die andere Richtung geschwungen. So mächtig und unkontrollierbar. Menschen, die nach der Wahrheit hungerten, versuchten, alle Mythen der sowjetischen Ideologie aufzudecken. Gleichzeitig war ich zu faul, mich ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen. Sehr oft gingen sie den Weg des geringsten Widerstands: Wenn etwas vom Sowjetstaat für gut erklärt wurde, bedeutet dies, dass es tatsächlich schlecht ist.
Genau das ist bei Pavlik Morozov passiert. Die schmutzige Marke „Verräter“ verdiente er nicht mehr als die Goldmedaille „Held“.
Tatyana Morozova (Pavliks Mutter) mit ihrem Enkel Pavel Morozov. Foto von 1979.
Alles war jetzt fraglich. War Trofim Morozov so ein schrecklicher Mensch? Wurde er zu Recht ins Lager geschickt? Hat Pavlik die unglückliche Denunziation seines Vaters geschrieben oder nicht geschrieben? Gleichzeitig wurde aus irgendeinem Grund die einfachste und schrecklichste Frage ständig übersehen: Ist es möglich, Kinder zu töten?
Gleichzeitig gelangten einige Autoren in der bloßstellenden Aufregung buchstäblich an den Punkt der Absurdität. Der Schriftsteller Yuri Druzhnikov veröffentlichte 1987 in Großbritannien ein Buch mit dem einprägsamen Titel „Informer 001, or the Ascension of Pavlik Morozov“. Darin stellte er die ganze Situation buchstäblich auf den Kopf.
Laut Druzhnikov war Pavlik eine Marionette der allmächtigen Sicherheitsbeamten, die versuchten, einen Schauprozess mit politischen Untertönen zu arrangieren. Dies war insbesondere notwendig, um in Gerasimovka endlich eine Kolchose zu organisieren, gegen die sich die Dorfbewohner zuvor aktiv gewehrt hatten.
Der Autor des Buches nennt den Assistenten des autorisierten OGPU Spiridon Kartashov und Pavels Cousin Ivan Potupchik, der mit den Behörden zusammengearbeitet hat, die wahren Organisatoren und Täter des Mordes. Diese Version wurde immer wieder kritisiert und buchstäblich in den Knochen zerlegt.
Und nicht nur heimische Forscher. Catriona Kelly, Professorin an der Oxford University, bemerkte zum Beispiel, dass Druzhnikov das Material der offiziellen Untersuchung sehr selektiv verwendet und nur diejenigen als authentisch anerkennt, die zu seiner Theorie passen.
Trotz der äußerst schwachen Argumente weist Druzhnikov dennoch ziemlich treffend auf die Schwächen in der offiziellen Version der Untersuchung hin. Es ist wirklich unklar, warum die Mörder sich nicht die Mühe gemacht haben, das Messer und die blutigen Kleider zu verstecken.
Großvater Sergei diente früher als Gendarm, Großmutter Aksinya handelte einst mit dem Stehlen von Pferden. Das heißt, was die Ermittlungen und die Beweise anbelangt, beide hätten eine gute Vorstellung davon haben müssen. Trotzdem machten sie es überraschend leicht und einfach, sich selbst zu verhaften.
Doch egal wie sehr die 80 Jahre alten Unterlagen durcheinandergewürfelt werden, an der Hauptsache ändert das nichts. Zwei Jungen, Pavel und Fyodor Morozov, sind weder Helden noch Verräter. Und die unglücklichen Opfer der Umstände und der eilenden Zeit.
Viktor Banev
