Tataren sind die zweitgrößte ethnische Gruppe und die zahlreichsten Menschen muslimischer Kultur in der Russischen Föderation.

Die tatarische Ethnos hat eine alte und bunte Geschichte, die eng mit der Geschichte aller Völker der Ural-Wolga-Region und Russlands insgesamt verbunden ist.

Die ursprüngliche Kultur der Tataren ist zu Recht in die Schatzkammer der Weltkultur und Zivilisation eingegangen.
Wir finden Spuren davon in den Traditionen und der Sprache der Russen, Mordwinen, Marien, Udmurten, Baschkiren, Tschuwaschen. Gleichzeitig synthetisiert die nationale tatarische Kultur die Errungenschaften der türkischen, finno-ugrischen, indo-iranischen Völker (Araber, Slawen und andere).

Es gibt auch verschiedene Interpretationen des Ethnonyms "Tataren". Diese Frage ist aktuell sehr aktuell.
Einige Forscher leiten den Ursprung dieses Wortes vom „Bergbewohner“ ab, wobei „tat“ „Berge“ und „ar“ „Bewohner“, „Person“ bedeutet (A. A. Sukharev. Kazan Tatars. St. Petersburg, 1904, S 22). Andere - die Etymologie des Wortes "Tataren" zum altgriechischen "Boten" (N.A. Baskakov. Russische Nachnamen türkischen Ursprungs. Baku, 1992, S. 122).

Der bekannte Turkologe D. E. Eremov verbindet den Ursprung des Wortes "Tataren" mit dem alten türkischen Wort und Volk. Er verbindet den ersten Bestandteil des Wortes "tat" mit dem Namen des alten iranischen Volkes. Gleichzeitig verweist er auf die Information des alttürkischen Chronisten Mahmud Kashgari, dass die Türken diejenigen, die Farsi, also die iranische Sprache, sprechen, „tatam“ nannten. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "tat" war höchstwahrscheinlich "persisch", aber dann begann dieses Wort in Russland alle östlichen und asiatischen Völker zu bezeichnen (D.E. Eremeev. Semantik der türkischen Ethnonymie. - Sat. "Ethnonyme". M., 1970, S.134).
Eine vollständige Entschlüsselung des Ethnonyms „Tataren“ wartet also noch auf seinen Forscher. Leider lässt die Last der etablierten Traditionen und Stereotypen über das mongolisch-tatarische Joch die meisten Menschen in der Zwischenzeit leider immer noch in stark verzerrten Kategorien über die Geschichte der Tataren, über ihre wahre Herkunft, über die tatarische Kultur nachdenken.

Laut der Volkszählung von 1989 lebten auf dem Territorium der UdSSR etwa 7 Millionen Menschen. Davon in der RSFSR - mehr als 5,5 Millionen oder 83,1% der angegebenen Zahl, einschließlich in Tatarstan - mehr als 1,76 Millionen Menschen (26,6%).

Gegenwärtig machen Tataren etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung von Tatarstan, ihrer nationalen Republik, aus. Gleichzeitig leben außerhalb Tatarstans 1,12 Millionen Menschen in Baschkortostan, 110,5 Tausend in Udmurtien, 47,3 Tausend in Mordowien, 43,8 Tausend in Mari El und 35,7 Tausend in Tschuwaschien Regionen der Wolga-Region, des Urals und Sibiriens.

Tataren sind eines der mobilsten Völker. Aufgrund von Landmangel, häufigen Ernteausfällen in ihrer Heimat und traditioneller Handelslust begannen sie bereits vor 1917, in verschiedene Regionen des Russischen Reiches zu ziehen, darunter die Provinzen Zentralrussland, Donbass, Ostsibirien und Fernost. Nordkaukasus und Transkaukasien, Zentralasien und Kasachstan. Dieser Migrationsprozess verschärfte sich in den Jahren der Sowjetherrschaft, insbesondere in der Zeit der „großen Bauvorhaben des Sozialismus“. Daher gibt es in der Russischen Föderation derzeit praktisch kein einziges Subjekt der Föderation, wo immer die Tataren leben. Bereits in der vorrevolutionären Zeit wurden tatarische Volksgemeinschaften in Finnland, Polen, Rumänien, Bulgarien, der Türkei und China gebildet. Infolge des Zusammenbruchs der UdSSR fanden sich die in den ehemaligen Sowjetrepubliken lebenden Tataren - Usbekistan (467,8 Tausend), Kasachstan (327,9 Tausend), Tadschikistan (72,2 Tausend), Kirgisistan (70,5 Tausend Menschen) im nahen Ausland wieder. ) , Turkmenistan (39,2 Tausend), Aserbaidschan (28 Tausend), Ukraine (86,9 Tausend), in den baltischen Ländern (14 Tausend). Schon auf Kosten der Remigranten aus China. In der Türkei und Finnland haben sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts tatarische nationale Diasporas in den USA, Japan, Australien und Schweden gebildet.

Nach Ansicht vieler Historiker entwickelte sich das tatarische Volk mit einer einzigen literarischen und praktisch gemeinsamen gesprochenen Sprache während der Existenz eines riesigen türkischen Staates - der Goldenen Horde. Die Schriftsprache in diesem Staat war das sogenannte "Idel Terkise" oder Alttatarisch, das auf der kyptschakisch-bulgarischen (polowzischen) Sprache basierte und Elemente der zentralasiatischen Schriftsprachen enthielt. Die auf dem mittleren Dialekt basierende moderne Literatursprache entstand in der zweiten Hälfte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

In der Antike verwendeten die türkischen Vorfahren der Tataren die Runenschrift, wie archäologische Funde im Ural und in der mittleren Wolga-Region belegen. Ab dem Moment der freiwilligen Annahme des Islam durch einen der Vorfahren der Tataren, der Wolga-Kama-Bulgaren - die Tataren verwendeten von 1929 bis 1939 die arabische Schrift - die lateinische Schrift, verwenden sie seit 1939 das kyrillische Alphabet mit zusätzlichen Zeichen .

Die moderne tatarische Sprache, die zur Kypchak-Bulgarischen Untergruppe der Kypchak-Gruppe der türkischen Sprachfamilie gehört, ist in vier Dialekte unterteilt: mittlere (Kazan-Tataren), westliche (Mischar), östliche (die Sprache der sibirischen Tataren) und Krim (die Sprache der Krimtataren). Trotz der dialektalen und territorialen Unterschiede sind die Tataren eine einzige Nation mit einer einzigen literarischen Sprache, einer einzigen Kultur - Folklore, Literatur, Musik, Religion, Nationalgeist, Traditionen und Ritualen.

Die tatarische Nation nahm in Bezug auf die Alphabetisierung (die Fähigkeit, in ihrer eigenen Sprache zu schreiben und zu lesen) schon vor dem Putsch von 1917 einen der führenden Plätze im Russischen Reich ein. Der traditionelle Wissensdurst hat sich in der heutigen Generation erhalten.

Das Ethnonym "Tataren" ist antiken Ursprungs, wurde jedoch als Eigenname moderner Tataren erst im 19. Jahrhundert akzeptiert, und die alten Tataren - Turkstämme lebten auf dem Territorium des heutigen Eurasien. Die heutigen Tataren (Kasan, West, Sibirien, Krim) sind keine direkten Nachkommen der alten Tataren, die zusammen mit den Truppen von Dschingis Khan nach Europa kamen. Sie bildeten eine einzige Nation namens Tataren, nachdem ihnen von den europäischen Völkern ein solcher Name gegeben wurde.

Es gibt eine Meinung von Historikern, dass der Name "Tataren" vom Namen eines großen einflussreichen Clans "Tata" stammt, aus dem viele türkischsprachige Militärführer des Staates "Altyn Urta" (Goldener Schnitt), besser bekannt als " Goldene Horde" stammte.

Tataren sind eines der am stärksten urbanisierten Völker der Russischen Föderation. Die sozialen Gruppen der Tataren, die sowohl in Städten als auch in Dörfern leben, unterscheiden sich kaum von denen, die bei anderen Völkern, hauptsächlich bei Russen, existieren.

In ihrer Lebensweise unterscheiden sich die Tataren nicht von anderen umliegenden Völkern. Der moderne tatarische Ethnos entstand parallel zum russischen. Moderne Tataren sind der türkischsprachige Teil der indigenen Bevölkerung Russlands, der sich aufgrund seiner größeren territorialen Nähe zum Osten nicht für die Orthodoxie, sondern für den Islam entschieden hat. 99% der gläubigen Tataren sind sunnitische Muslime der gemäßigten Hanafi-Glaube.

Viele Ethnologen bemerken das einzigartige Phänomen der tatarischen Toleranz, das darin besteht, dass sie in der gesamten Geschichte der Existenz der Tataren keinen einzigen Konflikt aus ethnischen und religiösen Gründen initiiert haben. Die berühmtesten Ethnologen und Forscher sind sich sicher, dass Toleranz ein unveränderlicher Bestandteil des tatarischen Nationalcharakters ist.

Das traditionelle Essen der Tataren sind Fleisch-, Milch- und Gemüsesuppen, gewürzt mit Teigstücken (Tokmach-Nudeln, Chumar), Müsli, Sauerteigbrot, Kabartma-Kuchen. Nationalgerichte - Byalesh mit verschiedenen Füllungen, oft aus Fleisch (Peryamyach), in Stücke geschnitten und mit Hirse, Reis oder Kartoffeln gemischt, ungesäuertes Gebäck ist weit verbreitet in Form von Bavyrsak, Kosh Tele, Ichpochmak, Gubadia, Katykly Salma, chak-chak (Hochzeitsgericht). Aus Pferdefleisch (dem Lieblingsfleisch vieler Gruppen) bereiten sie getrocknete Wurst zu - kazylyk oder kazy. Getrocknete Gans (kaklagan kaz) gilt als Delikatesse. Milchprodukte - Katyk (eine besondere Art von Sauermilch), Sauerrahm, Hüttenkäse. Getränke - Tee, Airan (Tan) - eine Mischung aus Katyk mit Wasser (hauptsächlich im Sommer verwendet).

Tataren haben immer aktiv an allen Verteidigungs- und Befreiungskriegen teilgenommen. In Bezug auf die Zahl der „Helden der Sowjetunion“ stehen die Tataren an vierter Stelle und in Bezug auf den Prozentsatz der Helden für die gesamte Nation an erster Stelle. Nach der Anzahl der Helden Russlands nehmen die Tataren den zweiten Platz ein.

Von den Tataren avancierten solche Militärführer wie General der Armee M. A. Gareev, Generaloberst P. S. Akchurin und F. Kh. Churakov, Vizeadmiral M. D. Iskanderov, Konteradmirale Z. G. Lyapin, A. I. Bichurin und andere Hervorragende Wissenschaftler - Akademiker R. Z. Sagdeev (Physikalischer Chemiker ), K.A.Valiev (Physiker), R.A.Syunyaev (Astrophysiker) und andere.

Die tatarische Literatur ist eine der ältesten in der Russischen Föderation. Das älteste literarische Denkmal ist das 1236 geschriebene Gedicht „Die Geschichte von Yusuf“ des bulgarischen Dichters Kul Gali. Zu den berühmten Dichtern der Vergangenheit gehören M. Sarai-Gulistani (XIV. Jahrhundert), M. Mukhammadyar (1496/97-1552), G. Utyz-Imyani (1754-1834), G. Kandaly (1797-1860). Von den Dichtern und Schriftstellern des 20. Jahrhunderts - die Klassiker der tatarischen Literatur Gabdullu Tukay, Fatih Amirkhan, die Schriftsteller der Sowjetzeit - Galimzyan Ibragimov, Hadi Taktash, Majit Gafuri, Hasan Tufan, der patriotische Dichter, Held der Sowjetunion Musa Jalil, Sibgat Hakim und viele andere talentierte Dichter und Schriftsteller.

Als eines der ersten Turkvölker entwickelten die Tataren die Theaterkunst. Die herausragendsten Künstler sind: Abdulla Kariev, Schauspieler und Dramatiker Karim Tinchurin, Khalil Abjalilov, Gabdulla Shamukov, Schauspieler: Chulpan Khamatova, Marat Basharov Renata Litvinova, Schauspieler und Regisseur Sergei Shakurov, Regisseur Marcel Salimzhanov, Opernsänger - Khaidar Bigichev und Zilya Sungatullina, Volkssänger Ilgam Shakirov und Alfiya Afzalova, beliebte Künstler - Rinat Ibragimov, Zemfira Ramazanova, Salavat Fatkhutdinov, Aidar Galimov, Malika Razakova, junger Dichter und Musiker Rustam Alyautdinov.

Schöne Kunst der Tataren: Dies ist vor allem der Künstler-Patriarch Baki Urmanche und viele andere prominente tatarische Künstler.

Auch die sportlichen Erfolge der Tataren machen sich ständig bemerkbar:
Wrestling - Shazam Safin, Sieger der Olympischen Spiele 1952 in Helsinki im griechisch-römischen Wrestling.
Rhythmische Sportgymnastik - Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin Alina Kabaeva, Weltmeisterinnen Amina Zaripova und Laysan Utyasheva.
Fußball - Rinat Dasaev, Torhüter Nr. 1 der Welt im Jahr 1988, Torhüter der Spartak-Mannschaft, Mitglieder der Fußballweltmeisterschaft 2002, offensiver Mittelfeldspieler der russischen Nationalmannschaft Marat Izmailov (Lokomotiv Moskau), Sieger des russischen Pokals 2000 /01; Silbermedaillengewinner der russischen Meisterschaft 2001 und Torhüter der russischen Nationalmannschaft, KAMAZ (Naberezhnye Chelny); "Spartak Moskau); Lokomotive (Moskau); "Verona" (Italien) Ruslan Nigmatullin, Hockey - Irek Gimaev, Sergei Gimaev, Zinetula Bilyaletdinov, Tennisweltmeister Marat Safin und viele viele andere.

Berühmte Russen - Menschen aus tatarischen Familien

Viele berühmte Adelsfamilien Russlands haben tatarische Wurzeln. Apraksins, Arakcheevs, Dashkovs, Derzhavins, Yermolovs, Sheremetevs, Bulgakovs, Gogols, Golitsyns, Milyukovs, Godunovs, Kochubeys, Stroganovs, Bunins, Kurakins, Saltykovs, Saburovs, Mansurovs, Tarbeevs, Godunovs, Yusupovs – um sie nicht alle aufzuzählen. Übrigens wird die Herkunft der Grafen Sheremetevs neben dem Nachnamen auch durch das Familienwappen bestätigt, auf dem sich ein silberner Halbmond befindet. Bei den Adligen Ermolovs zum Beispiel, aus denen General Alexei Petrovich Ermolov stammte, beginnt der Stammbaum folgendermaßen: "Der Vorfahre dieser Familie Arslan-Murza-Yermola und durch die Taufe namens John, wie aus dem vorgelegten Stammbaum hervorgeht, ging 1506 an Großfürst Wassili Iwanowitsch von der Goldenen Horde." Russland wurde auf Kosten des tatarischen Volkes fabelhaft bereichert, Talente flossen wie ein Fluss. Die Prinzen Kurakins erschienen in Russland unter Ivan III. Diese Familie stammt von Ondrey Kurak ab, der der Nachkomme des Horde Khan Bulgak, des anerkannten Vorfahren der großen russischen Fürsten Kurakins und Golitsyns, sowie der Adelsfamilie Bulgakovs war. Bundeskanzler Alexander Gorchakov, dessen Familie vom tatarischen Botschafter Karach-Murza abstammte. Die Adligen der Dashkovs sind auch von der Horde. Und die Saburovs, Mansurovs, Tarbeevs, Godunovs (von Murza Chet, die 1330 die Horde verließ), Glinskys (von Mamai), Kolokoltsevs, Talyzins (von Murza Kuchuk Tagaldyzin) ... Über jeden Clan ist ein separates Gespräch wünschenswert - a viel, viel haben sie für Russland getan. Jeder russische Patriot hat von Admiral Ushakov gehört, und nur wenige wissen, dass er ein Türke ist. Dieser Clan stammt von der Horde Khan Redeg. Die Fürsten von Tscherkassy stammen von der Khansfamilie Inal ab. „Als Zeichen der Treue“, heißt es in ihrer Genealogie, „schickte er seinen Sohn Saltman und seine Tochter Prinzessin Maria zum Souverän, der später mit Zar John Vasilyevich verheiratet war, und Saltman wurde durch die Taufe Mikhail genannt und erhielt einen Bojaren .“

Aber auch durch die genannten Nachnamen wird deutlich, dass das tatarische Blut den Genpool des russischen Volkes stark beeinflusst hat. Unter dem russischen Adel gibt es mehr als 120 berühmte tatarische Familien. Im sechzehnten Jahrhundert dominierten Tataren unter den Adligen. Noch Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Russland etwa 70.000 Adlige mit tatarischen Wurzeln. Dies entsprach mehr als 5 Prozent der Gesamtzahl der Adligen im gesamten Russischen Reich.

Viele tatarische Adlige verschwanden für ihr Volk für immer. Dies wird durch die genealogischen Bücher des russischen Adels gut erzählt: „Die allgemeine Heraldik der edlen Clans des Allrussischen Reiches“, begonnen 1797, oder „Die Geschichte der Clans des russischen Adels“, oder „Der russische Genealogisches Buch". Historische Romane verblassen vor ihnen.

Die Juschkows, Suworows, Apraksins (aus Salakhmir), Davydovs, Yusupovs, Arakcheevs, Golenishchev-Kutuzovs, Bibikovs, Chirikovs... Die Chirikovs stammten zum Beispiel aus dem Clan von Khan Berke, dem Bruder von Batu. Polivanovs, Kochubeys, Kozakovs...

Kopylovs, Aksakovs (aksak bedeutet "lahm"), Musins-Puschkins, Ogarkovs (der erste aus der Goldenen Horde kam 1397, Lev Ogar, "ein Mann von großer Statur und ein tapferer Krieger"). Die Baranovs ... In ihrem Stammbaum steht wie folgt: "Der Vorfahre der Familie Baranov, Murza Zhdan, Spitzname Baran und durch die Taufe Daniel genannt, kam 1430 von der Krim."

Karaulovs, Ogarevs, Achmatovs, Bakaevs, Gogol, Berdyaevs, Turgenevs ... "Der Vorfahre der Familie Turgenev, Murza Lev Turgen, und durch die Taufe namens John, ging an Großherzog Vasily Ioannovich von der Goldenen Horde ..." Diese Familie gehörte der aristokratischen Horde Tukhum sowie der Familie Ogarev (ihr russischer Vorfahre ist "Murza mit dem ehrlichen Namen Kutlamamet, Spitzname Ogar").

Karamzins (aus Kara-Murza, einem Krim), Almazovs (aus Almazy, durch die Taufe Erifei genannt, kam er 1638 aus der Horde), Urusovs, Tukhachevskys (ihr Vorfahre in Russland war Indris, ein Eingeborener der Goldenen Horde), Kozhevnikovs (aus Murza Kozhaya stammend, seit 1509 in Russland), Bykovs, Ievlevs, Kobyakovs, Shubins, Taneevs, Shuklins, Timiryazevs (es gab einen solchen Ibragim Timiryazev, der 1408 von der Goldenen Horde nach Russland kam).

Chaadaevs, Tarakanovs ... und es wird lange dauern, bis es weitergeht. Dutzende sogenannte „russische Clans“ wurden von den Tataren gegründet.

Die Moskauer Bürokratie wuchs. Die Macht sammelte sich in ihren Händen, Moskau hatte wirklich nicht genug gebildete Leute. Ist es ein Wunder, dass die Tataren auch Träger von mehr als dreihundert einfachen russischen Nachnamen wurden? In Russland sind mindestens die Hälfte der Russen genetische Tataren.

Im 18. Jahrhundert passten die Herrscher Russlands die aktuelle ethnografische Karte nach ihren Wünschen an: Sie zeichneten ganze Provinzen als „slawisch“ auf. So wurde Russland dasjenige, über das der Kipchak aus dem Tuchum (Clan) Turgen sagte: "Russland ist Tausende von Meilen entfernt."

Dann, im 18. Jahrhundert - vor nur zweihundert Jahren - wurden die Einwohner von Tambow, Tula, Orjol, Rjasan, Brjansk, Woronesch, Saratow und anderen Regionen "Tataren" genannt. Dies ist die ehemalige Bevölkerung der Goldenen Horde. Daher werden die alten Friedhöfe in Rjasan, Orel oder Tula immer noch tatarisch genannt.

Verteidiger des Vaterlandes

Tatarische Krieger haben Russland ehrlich gedient. „Sei nicht nur der Sohn deines Vaters, sondern auch der Sohn deines Vaterlandes“ – sagt ein tatarisches Volkssprichwort. Dass sich Tataren und Russen angeblich immer religiös gegenüberstanden, ist ein Mythos, den unsere gemeinsamen Feinde erfunden haben. Während des Krieges von 1812 wurden in der Provinz Kasan 28 tatarisch-baschkirische Regimenter aufgestellt. Es waren diese Regimenter unter dem Kommando von Kutuzovs Schwiegersohn, dem tatarischen Prinzen Kudashev, einem aktiven Teilnehmer an der Schlacht von Borodino, die die napoleonischen Soldaten erschreckten. Die tatarischen Regimenter befreiten zusammen mit dem russischen Volk die europäischen Völker von der Besetzung durch die napoleonischen Truppen.

In der Armee wurden aufgrund der nationalen und religiösen Merkmale der Tataren eine Reihe von Ablässe gewährt, die auf der Achtung der Religion beruhten, zu der sie sich bekannten. Den Tataren wurde kein Schweinefleisch gegeben, sie wurden nicht körperlich bestraft, sie wurden nicht gedrillt. In der Marine erhielten russische Seeleute ein Glas Wodka und Tataren - für die gleiche Menge - Tee und Süßigkeiten. Es war ihnen nicht verboten, mehrmals täglich zu baden, wie es bei Muslimen vor jedem Gebet üblich ist. Ihren Kollegen war es streng verboten, sich über die Tataren lustig zu machen und schlecht über den Islam zu reden.

Große Wissenschaftler und Schriftsteller

Die Tataren haben dem Vaterland treu gedient und nicht nur in unzähligen Kriegen dafür gekämpft. Im friedlichen Leben gaben sie ihm viele berühmte Leute - Wissenschaftler, Schriftsteller, Künstler. Es genügt, solche Wissenschaftler wie Mendeleev, Mechnikov, Pavlov und Timiryazev, Forscher des Nordens Chelyuskin und Chirikov, zu nennen. In der Literatur sind dies Dostojewski, Turgenjew, Jazykow, Bulgakow, Kuprin. Auf dem Gebiet der Kunst - Ballerinas Anna Pavlova, Galina Ulanova, Olga Spesivtseva, Rudolf Nureyev sowie die Komponisten Skryabin und Taneyev. Alle sind Russen tatarischer Herkunft.

Vor einigen Tagen wurde der Öffentlichkeit ein Fragment einer Übersetzung eines der ältesten Dokumente des tatarischen Rechts vorgestellt, von dem aufgrund der tragischen Nachstellung der Geschichte des Wolga-Ural-Gebiets nicht so viele erhalten geblieben sind. Dieses Dokument gilt auch als die älteste schriftliche Quelle, die auf dem Territorium von Mordwinien gefunden wurde. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine tatarische Schriftrolle aus dem 16. Jahrhundert handelte, bei der es sich um ein bilaterales Abkommen über die Aufteilung von Erbland (Waldhandelsparzellen, Landstriche usw.) zwischen Vertretern zweier Familiengruppen handelte.

Um die Wende der 60er und 70er Jahre des 16. Jahrhunderts kam es auf dem Gebiet des heutigen Russlands nach Angaben der damaligen Chronisten aufgrund widriger Wetterbedingungen, die durch die sogenannte „Kleine Eiszeit“ verursacht wurden, zu einer „großen Verwüstung“.

Dies ist die zweite Übersetzung dieses Dokuments, verfasst von Ilyas Mustakimov, Kandidat der Geschichtswissenschaften. Die erste Version der Übersetzung wurde 2013 auch von Tatarstan-Historikern – dem Doktor der Philologie Marcel Akhmetzyanov und dem Historiker Maksum Akchurin – veröffentlicht. Zum ersten Mal wurde dieses wichtige Dokument in den Archiven des Mordowischen Republikanischen Archivs 2010 vom Historiker-Archivar Takhir Abdurakhmanov entdeckt, der aus dem Sarow-Kloster stammte. Takhir Abdurakhmanov stolperte darüber, als er nach Archivmaterial suchte, um die Geschichte der dort lebenden Tataren zu studieren.

Das Dokument ist eine Aufzeichnung der Grenzen der Grundstücke, die zwischen den Tubs (Familiengruppen) der Söhne eines bestimmten Begish einerseits und Idike andererseits aufgeteilt sind. Es wurde in der alttatarischen Sprache verfasst, die seit dem 14. Jahrhundert als Amtssprache der Goldenen Horde bekannt ist, die arabische Schrift war allgemein akzeptiert.

Es ist kein Zufall, dass in den Schreibbüchern russischer Herkunft im 16. und 17. Jahrhundert solche Güter sorgfältig berücksichtigt und als einer der wichtigsten Reichtümer der Einwohner der Region, einschließlich der Tataren, angesehen wurden. Nach einer langjährigen tatarischen Tradition wurden Ländereien per Los zwischen ihren Teilnehmern aufgeteilt (übrigens hielt diese Tradition lange Zeit bis zur Kollektivierung an). Die Erbländer in dieser Region sind vor allem Honig- und Pelzquellen sowie Viehweiden. In diesem Zusammenhang ist es sehr wichtig, dass gerade um die Wende der 60-70er Jahre des 16. Jahrhunderts aufgrund widriger Wetterbedingungen, die durch die sogenannte „Kleine Eiszeit“ auf dem Gebiet des heutigen Russlands verursacht wurden, nach den damaligen Chronisten „großer Ruin“ eingetreten. Unter diesen Bedingungen stieg insbesondere der Wert von Wald und Wiesen.

Der Wert dieses Dokuments liegt vor allem darin, dass es sich um eine seltene schriftliche Quelle des tatarischen Rechts handelt, die bis heute erhalten ist.

Der Wert dieses Dokuments besteht vor allem darin, dass es sich um eine seltene schriftliche Quelle des tatarischen Rechts handelt, die bis heute erhalten geblieben ist. Wie Sie wissen, sind die meisten schriftlichen Quellen des Mittelalters, die sich auf die Geschichte der Tataren beziehen, aufgrund ihrer vollständigen Zerstörung sowohl während der Eroberung der tatarischen Khanate als auch während der Zeit der erzwungenen Christianisierung nicht erhalten geblieben. Eine Analyse dieses historischen Dokuments lässt uns sagen, dass es auch unter dem Gesichtspunkt des modernen Rechts ziemlich gründlich zusammengestellt wurde. So sieht es zum Beispiel sogar eine finanzielle Entschädigung im Falle der Kündigung einer der Vertragsparteien vor.

Dieser Vertrag enthält viele Informationen sowohl über die Traditionen des tatarischen Landrechts als auch über die Lexikographie und Toponymie dieser Zeit.

Kandidat der Geschichtswissenschaften, Leiter der Abteilung für die wissenschaftliche Nutzung von Archivdokumenten und internationale Beziehungen des Staatskomitees der Republik Tatarstan für Archivangelegenheiten Ilyas Mustakimov:

- Gibt es andere ähnliche Dokumente des tatarischen Rechts? Und welchen Wert hat dieses Dokument als historische Quelle?

Ja, es gibt solche privaten Rechtsakte in tatarischer Sprache, obwohl die frühesten uns überlieferten und mir bekannten tatarischsprachigen Dokumente aus dem 18. Jahrhundert stammen.

Der Wert dieses Dokuments besteht vor allem darin, dass es sich um das zweite uns bekannte tatarische Rechtsdokument des 16. Jahrhunderts aus dem Wolgagebiet handelt, das bis heute im Original und nicht in einer späteren Kopie erhalten ist. Ein weiteres solches Dokument ist die Yarlyk (Urkunde) des Kazan Khan Sahib-Giray von 1523. Sprache und Schreibweise des Dokuments nähern es dem Sahib-Giray-Etikett von 1523 an. Gleichzeitig gibt es in einem Dokument aus Mordowien gemäß den Trends dieser historischen Ära Anleihen aus der russischen Sprache - „Pazmo“, „Aufzeichnung“.

Wie lange haben Sie gebraucht, um dieses Dokument zu übersetzen?

Die Beschreibung dauerte insgesamt mehrere Monate: Es galt, Erkundigungen über die mögliche Veröffentlichung solcher Dokumente einzuholen, den Text zu lesen und zu verstehen, die Merkmale der Sprache und Handschrift zu kennen, das Alter des Papiers zu klären (seit dem Mittelalter wurde jedes Papier Werkstatt, Fabrik bringen ihre eigenen „Marken“-Wasserzeichen auf ihren Produkten an Wasserzeichen (Filigrane) können verwendet werden, um das Datum eines Dokuments zu verdeutlichen und seine Echtheit zu überprüfen.

- Und wie alt ist das älteste Dokument, das in Tatarstan selbst aufbewahrt wird?

Das älteste Dokument, das im Staatsarchiv der Republik Tatarstan aufbewahrt wird, ist eine Liste (Manuskript) des arabischen Grammatikwerks „al-Kitab“ des muslimischen Autors des 8. Jahrhunderts Abu Bishra Sibawaikhi. Das Manuskript stammt aus dem 12. bis frühen 13. Jahrhundert, obwohl einige Gelehrte es auf das 10. Jahrhundert datieren.

Historiker Maksum Akchurin:

- Ist diese Schriftrolle ein typisches Dokument für diese Zeit? Kann man sagen, dass die Tataren damals alle Landfragen auf diese Weise gelöst haben?

Das Dokument selbst ist sehr charakteristisch. Es gibt Hinweise auf solche Dokumente in Petitionen oder Briefen aus dieser Zeit.

- In Ihrer wissenschaftlichen Veröffentlichung, die gemeinsam mit dem Doktor der philologischen Wissenschaften Marcel Akhmetzyanov erstellt wurde, haben Sie geschrieben, dass sich die Länder über den Militärdienst beschwert haben (dh wir sprechen über die Mishar-Tataren, dh die Militärklasse). Es stellt sich heraus, dass das in dem Dokument beschriebene Land nicht formell ihnen gehörte, sondern eher vorübergehend war und im Austausch für den Militärdienst gepachtet wurde?

Nicht wirklich. Nach dem Dokument zu urteilen, handelt es sich hier um Erbgüter, bei denen es sich normalerweise um Promenaden, Jagd- oder Fischgründe, Grundstücke usw. handelte, die verkauft oder gekauft werden konnten. Offenbar war dies das Motiv der Sektion. Es war also ihr Eigentum. Und Ländereien (Ackerland, Heuwiesen, Bauernhöfe), die als Arbeitslohn gewährt werden, können weder verkauft noch gekauft werden. Das ist etwas anders.

- Was würden Sie im Zusammenhang mit der Recherche zu diesem Dokument besonders beachten?

Es gibt viele weitere interessante Dinge, die mit diesem Dokument verbunden sind. Dort treffen sich die Gründer der tatarischen Familiennamen Sukhovs - Sukhay, Khozins - Khodzha, Enikeevs - Enikey Kildishev. Unter den Dokumenten des Klosterfonds von Sarow fanden wir ein Feldtagebuch der Mönche, das beschreibt, wie sie dieses Dokument im Jahr 1727 gefunden haben. Zu dieser Zeit kaufte das Kloster ihre Ländereien und Ländereien von den Tataren auf. Damals tauchten diese Dokumente auf, einschließlich dieser Schriftrolle.

Kurzzusammenfassung zusammengestellt Ilyas Mustakimov für das Zentralstaatsarchiv der Republik Mordowien:

„Das Dokument ist in alttatarischer Sprache in arabischer Schrift verfasst. Das Dokument beginnt mit dem Satz „Bu ul yir-su өlәshep ayyrylyshkan baklek record of hatty toryr kem betelde tarikh tukyz yoz yitmesh yitedә“ („Dies ist ein Leibeigener-Bericht über die Aufteilung von Landbesitz (wörtlich: „Land und Wasser“), zusammengestellt im Jahr 977. Wir: die Söhne von Idige - I, Dzhanibek, I, Tinibek, die Söhne von Gaulay (Gulay?) - I, Bulai mit meinem jüngeren Bruder, die Söhne von Karay - I, Tenish mit meinen jüngeren Brüdern - gemacht eine Röhre hoch. [Wir:] die Söhne von Begish – ich, Devish, ich, Khodja, ich Suhay; der Sohn von Kugush – ich, Simka mit meinem jüngeren Bruder – bildeten die zweite Tuba. Wir überprüften und teilten das geerbte Erbe von unseren Vätern durch Los ... Zum Beweis, falls erforderlich, wurde diese Leibeigene Aufzeichnung aus unseren Worten aufgezeichnet, mit denen eine weitere Liste erstellt wurde. Eine Liste wurde für die Söhne von Idige, die andere - für die Söhne von Begish. Beide Listen mit identischem Inhalt. "Die Teilnehmer an der Sektion sind die Kinder von Idige, Gaulay (Gulay?) und Kara, die eine Tyuba (Verwandtschaftsgemeinschaft) bildeten, und die Kinder von Begish und Kugush, die eine andere Tuba bildeten, 977 AH (Musu lman Chronologie) fiel am 16. Juni 1569 - 4. Juni 1570 n. Chr.

Es ist unwahrscheinlich, dass es in dem Reich, das jetzt Russische Föderation heißt, neben den Tataren eine andere Nation geben wird, die so respektlos, wenn nicht sogar nachlässig mit ihrer Vergangenheit, ihrer Geschichte umgeht. Die Geschichte ist für die Menschen wie ein Aksakal für eine Familie. In der muslimischen Welt standen die Aksakals, ihre Erfahrungen, Lehren, Aufrufe und Ratschläge über allem. Aber hier ist das Paradoxon ... In den Schulen unserer Republik wird seit vielen Jahrzehnten die Geschichte des Vaterlandes und der Ureinwohner nach dem Lehrbuch "Geschichte der Tatarischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik" unterrichtet. Es enthüllte nicht einmal die Hälfte der Geschichte des tatarischen Volkes und wurde natürlich unter der "Anleitung" russischer "Wissenschaftler" geschrieben. Die Programme der Universitätsfakultäten, an denen Geschichtswissenschaftler ausgebildet wurden und werden, beleuchten nur am Rande und schrecklich oberflächlich den Weg, den das Tatarenvolk gegangen ist. Und selbst Kinder, die zu einem Ausflug nach Kasan kommen, werden vor den Toren des heiligen Kreml, dem Herzen unseres ehemaligen Staates, von einem russischen „Spezialisten“-Führer empfangen; und er demonstriert die "russischen" Waffen, die nach archäologischen Ausgrabungen gefunden wurden, und versucht, die unschuldigen Seelen von Kindern mit der falschen Vorstellung zu vergiften, dass sich seine Vorfahren "vor tausend Jahren" in diesem Land niedergelassen haben ...

Leider kennen die Tataren ihre Geschichte nicht einmal zur Hälfte. Weil wir in den Schulen jahrzehntelang nur russische Geschichte studiert haben. Wenn in Schul- oder Universitätslehrbüchern der Name der Tataren erwähnt wurde, dann immer nur in einem beleidigenden Zusammenhang: Sie sagen, dass es dieses rückständige und grausame Volk war, das das Joch errichtete und jahrhundertelang die "fortschrittliche" "Entwicklung" der Tataren behinderte der russische Staat. Daher wurde nicht nur die Zerstörung des Kasaner Khanats durch die Henker von Iwan dem Blutigen, sondern sogar die Eroberung der baltischen Staaten und des Kaukasus, Zentralasiens, Sibiriens und des Fernen Ostens durch die Russen ausschließlich als "progressives" Phänomen dargestellt . Auch Vertreter unserer Nation griffen dieses völlig falsche Lied auf: Nicht wenige „Wissenschaftler“ verteidigten Diplom- und Doktorarbeiten. Aber außer M. Khudyakov und L. Gumilyov hatte keiner der Tausenden von russischen, tatarischen und anderen Wissenschaftlern den Mut, eine wissenschaftliche Arbeit darüber zu schreiben, was für eine schreckliche Katastrophe die russischen Kolonialisten über andere Völker brachten. Alle schwiegen über die zerstörten Staaten und Städte, die verschwundenen Nationen und Sprachen. Jedes "historische" Buch hat solche "progressiven" Phänomene immer "erfolgreich" umgangen. Sogar umgekehrt. Sowohl die Moskauer "brillanten Historiker", die versuchten, das russische Volk als Engel darzustellen, als auch die "Wissenschaftler"-Mankurts, die wegen weicher Stühle und fetter Almosen für die "großen Brüder" mitsangen, gaben sich alle Mühe um die wahre Geschichte zu verunglimpfen. Es stellt sich heraus, dass die baltischen Völker ihrer Meinung nach unter dem schwedischen Joch gelitten haben und die kaukasischen Nationen durch Raub und Raub durch die Iraner oder Türken umgekommen sind. Es stellt sich heraus, dass die Muslime Zentralasiens, die in drei Zhuzes (plus die Khanate Chiwa und Bukhara) unterteilt sind, nicht miteinander auskommen konnten und sich selbst zerstörten; außerdem wurden sie angeblich von den chinesischen Kaisern mit Sklaverei bedroht. Des Weiteren. Ausnahmslos alle kleinen Völker, die sich von der Kola-Halbinsel bis zum Pazifischen Ozean niederließen, litten unter Unterdrückung durch die sibirischen Tataren, und die Jakuten, Nanais, Mansi, Khanty, Komi, Evenki hatten keine Ahnung von Landwirtschaft, und sie waren es dazu bestimmt, vor dem Hunger zu verschwinden. Und in der Geschichte der Menschheit stellte sich heraus, dass sich das russische Volk durch seine Menschlichkeit, seinen Fortschritt und seinen Wunsch, anderen zu helfen, hervorgetan hat. Angeblich nur aus erzwungener Notwendigkeit "befreite" er die kaukasischen und baltischen Völker vom "fremden Joch", "versöhnte" die zentralasiatischen Muslime (bis nach Afghanistan), "rettete" alle sibirischen Völker vor dem Hungertod. Sie sehen, es stellt sich heraus, dass das russische Volk aus dringenden Gründen Eigentümer eines Sechstels des Landes wurde, und dann - als Friedensrichter oder mitfühlender älterer Bruder. Wahrlich, wo ein russischer Soldat spuckt, da ist „urrussisches“ Land …

Das ist die Art von falscher Geschichte und falscher Politik, die unser Bewusstsein vergiftet hat. Und die ganze Geschichte anderer Völker, ihre Siege und Erfolge in Wirtschaft, Industrie, Stadtplanung, Militär, Kunst und Wissenschaft, die noch vor der Eroberung durch die russischen Kolonialisten erzielt wurden, wurden entweder einfach totgeschwiegen oder von denselben "großen" angeeignet Bruder". Sind deshalb heute nicht nur Birken, Wälder, Flüsse, Steppen, Inseln, sondern auch Tee, ein Badehaus, ein Besen, eine Teekanne, ein Krug, Lebkuchen ... sogar Teer - alles ist "russisch" ...

Unsere bulgarischen Vorfahren nahmen die Religion 922 an, früher als die Russen. In unserem Land blühten schon damals Wissenschaft und Kunst. Die besten Söhne des tatarischen Volkes studierten nicht nur in den bulgarischen Madrasas, sondern auch in Buchara, Samarkand. Die Karawanen der alten bulgarischen Kaufleute reisten nicht nur in die russischen Fürstentümer, sondern auch nach Zentralasien, auf die Krim, in den Kaukasus und sogar nach Skandinavien. Unsere Juweliere und Büchsenmacher begeisterten die ganze Welt, das kunstvolle Leder unserer Vorfahren - "Bulgarian yuft" - ging in die Weltgeschichte ein. Unsere Vorfahren waren berühmt für ihre wunderschönen Bäder, majestätischen Moscheen mit acht Minaretten; umgeben von hohen Eichenmauern, künstlichen Wasserkanälen, steilen Erdwällen, uneinnehmbaren Militärfestungen. Während der Dürrejahre schickte der Große Bulgar Brot in Hunderten von Booten und rettete so das russische Volk viele Male vor dem Hungertod. Das bulgarische Volk gab der Menschheit den großen Kul Gali. Unsere Vorfahren haben viel früher als die Russen, im 12. Jahrhundert, Eisen geschmolzen. Zu einer Zeit, als das russische Volk, aufgeteilt in Hunderte kleiner Fürstentümer, einen endlosen Bruderkrieg untereinander führte, zeichnete sich der Großbulgare durch Einigkeit und militärische Macht aus. Als 1223 die russischen Truppen am Kalka-Fluss eine schändliche Niederlage erlitten, waren unsere bulgarischen Vorfahren daher die ersten in der Geschichte, die die mongolische Horde besiegten. Wütend griff Subedey noch zweimal - 1229 und 1232 - mit 30-40.000 starken Horden den bulgarischen Staat an. Aber beide Male erlitt er in den Zhiguli-Bergen eine schändliche Niederlage und musste sich nach Asien zurückziehen. Im Jahr 1236 führte Batu Khan selbst eine riesige Armee an, die aus 150.000 Reitern bestand. Und er wählte das widerspenstige, starke, geeinte Großbulgarien als erstes Opfer unter den europäischen Staaten. Der Angriff auf die Hauptstadt des Staates dauerte 45 Tage. Die mongolischen Invasoren brachen erst nach so vielen Anstrengungen in Bilyar ein. Aber dieselbe Armee besiegte in nur 5 Tagen die Stadt Wladimir, in der der große russische Prinz Georgy Vsevolodovich saß ...

Hier sind sie, echte Seiten einer grauhaarigen Geschichte. Aber leider kennen die Leute sie nicht. Von Generation zu Generation werden die Massen von falscher Geschichte getäuscht. Alles, was in der Geschichte anderer Nationen und Nationalitäten, die das Territorium des gegenwärtigen Imperiums bewohnten, glorreich war, wird von den Russen angeeignet. Die Geschichte kleiner Völker wird meist totgeschwiegen oder so dargestellt, dass die „kleineren Brüder“ gezwungen sind, „ihre“ Vergangenheit nicht zu preisen. Und wenn es Entdeckungen ausländischer Wissenschaftler (alle Nationen und Nationalitäten im Russischen Reich, außer natürlich Russen, nach russischer Logik sind sie Ausländer) Wissenschaftler gibt, dann führen sie oft zu einem Tauziehen, d.h. Anspruch auf diesen Erfolg seitens mehrerer kleiner Völker. So werden die glorreichen Taten einer Nation von ausländischen „Wissenschaftlern“ angeeignet, um ihr Volk zu preisen. Von Russen nackt ausgezogen, versuchen kleine Nationen in endloser Zwietracht untereinander, sich hinter geflickten und geflickten historischen Kleidern zu verstecken. Daher "haben" wahrscheinlich sogar so bekannte literarische Denkmäler wie die Gedichte "Yusuf und Zuleikha", "Khosrov und Shirin" mehrere Autoren. Und die literarischen Koryphäen Mukhammetyar und Akmulla lassen sich in keiner Weise zwischen Kasachen, Baschkiren und Tataren „teilen“. Muslimische Gelehrte verunglimpfen einander, streben keinen Waffenstillstand an. Und die Moskauer "Intellektuellen" kichern ziemlich. So triumphiert das blutige Prinzip "Teile und herrsche!"...

Tatsächlich wird auch die Geschichte des tatarischen Volkes ausgeraubt und verleumdet. Der Zeitraum von 1236 - dem Datum der Niederlage des bulgarischen Staates durch die mongolischen Horden - und bis 1437 (der Gründung des Kasaner Khanats) ist vollständig aus der Vergangenheit unserer Vorfahren gestrichen. Und die Ereignisse nach der Eroberung Kasans durch Iwan den Schrecklichen sind in den Geschichtsbüchern fast nicht erfasst. Sie werden keine populären Bücher über die Geschichte des 17. bis 19. Jahrhunderts finden.

Wir können Hunderte von wissenschaftlichen und künstlerischen Büchern über die von Stepan Razin und Emelyan Pugachev geführten Bauernkriege auflisten, die sowohl von russischen als auch von "ausländischen" Autoren verfasst wurden. Der Name des baschkirischen Helden Salavat Yulaev ist heute fast jedem Kind ein Begriff, das kaum die Schulschwelle überschritten hat. Gleichzeitig kennen die Tataren heute weder die Biografien und Heldentaten noch die vollständigen Namen ihrer Helden. So zum Beispiel Kanzafar Usaev und Bakhtiyar Kankaev, die zusammen mit Salavat den Rang eines Brigadiers in der Armee des "souveränen Peter III" erhielten, die Obersten Myasogut Gumerov, Abzyalil Suleymanov, Iskhak Akhmetov, Musa Aliyev, Yarmukhamet Kadyrmetov, Sadyk Seitov, Musa Mustafin, Yusuf Engalychev, Abdulla Tuktarov, Ait Urazmetov, Asylguzha Mutachev, Rakhmangul Dusliev, Abdulfaik Usmanov, Abdulla Mustaev und Dutzende anderer Abteilungsleiter. Mit Ausnahme des Werkes des promovierten Geschichtswissenschaftlers Salam Alishev „Kakarman babaylar“ („Unsere ruhmreichen Vorfahren“), das 1976 und schon damals in kleiner Auflage erschienen ist, haben wir kein einziges Buch in Tatarisch Sprache, die den Bauernaufständen gewidmet ist, insbesondere den Befreiungsaufständen, der Bewegung der Tataren, dem Kampf gegen die russische Kolonisation.

Es ist traurig, aber wahr: Unsere jüngere Generation interessiert sich heute fast gar nicht mehr für die Vergangenheit ihres Volkes. Es gibt also eine falsche Vorstellung, dass "das tatarische Volk sich bereits 1552 mit der Tatsache der Versklavung durch die Russen abgefunden und danach überhaupt nicht versucht hat, für seine Unabhängigkeit, für die Wiederbelebung seines Staates zu kämpfen". Und der gerechte, heilige Kampf, den wir heute für den Aufbau einer unabhängigen Republik Tatarstan führen, frei von Moskaus Diktat und Raub, versuchen russische "Politiker" und Mankurten, die mitsingen, als eine Erfindung der alten Nomenklatura darzustellen und unbegründete Aktion, ein unbestätigter Wunsch durch Tatsachen oder als eine von Gorbatschows "Perestroika" erzeugte Bewegung.

In Wirklichkeit haben sowohl die Tataren als auch die Tschuwaschien, Baschkiren, Tscheremis, Wotjaken und andere Völker, die das Kasaner Khanat bewohnten, ihre Sklaverei nie hingenommen. Bereits 1552 begannen sie, nachdem sie sich vereint hatten, einen gerechten Befreiungskampf gegen die russische Unterdrückung für die Wiederherstellung des Kasaner Khanats. Befreiungsaufstände wiederholten sich alle 10-15 Jahre. Dieser heilige Krieg wurde in verschiedenen Jahren von Mamysh-Berdy, Ali-Akram, Sary-Bagatur, Janseit, Dzhangali Shugurov, Seit Yagafarov, Tyulekey-batyr, seinem Sohn Kusyum Tyulekeev, Aldar Isyangildin (Isyakaev), Kilmyak Nurushev, Sohn von Kusyum, geführt Akai, Sohn Akaya Abdulla, Karasakal, Batyrsha (Abdulla Galiev), Murat-Mullah und Dutzende anderer glorreicher Helden. Um ihre Nation vor dem russischen Joch zu retten, legten sie alle ihre Köpfe nieder, entweder auf dem Schlachtfeld oder am Galgen.

Es ist leicht zu erkennen, dass im Zuge der Unabhängigkeitskämpfe ganze Dynastien von Führern wie Tulekey-Kusyum-Akay-Abdullah herangewachsen sind. Tyulekey-batyr führte den Kampf 1682-1684, den Aufstand von 1705-1711 - Kusyum, der Anführer des Aufstandes von 1735-1740 war Akai und Abdulla. Außerdem wurde das Leben von Tyulekey und Akai am Galgen unterbrochen. Solch eine Selbstaufopferung, solch ein selbstloser Dienst am eigenen Volk, solch ein Heldentum – das ist sicherlich das einzige Beispiel aus der Geschichte der gesamten Menschheit. Wenn irgendeine andere Nation ein ähnliches Analogon hätte, dann wären wir sicher, dass sie Lieder über die legendäre Dynastie komponieren, Romane schreiben, Denkmäler zu ihren Ehren errichten und Städten und Dörfern ihre Namen geben würde. Aber so überraschend und bedauerlich es scheinen mag, heute kennen selbst Doktoren der Wissenschaft nicht die vollständigen Namen ihrer glorreichen Vorfahren ...

Die Befreiungskriege des 17. bis 18. Jahrhunderts fanden in den Provinzen Kasan, Ufa und Orenburg statt und umfassten fast das gesamte Gebiet von der Wolga bis zum Ural. Neben den Tataren und Baschkiren nahmen häufig Vertreter der Tscheremis, Tschuwaschien, Mordwinen und Udmurten daran teil. Aber in den von Moskauer "Wissenschaftlern" erstellten Büchern oder anderen von ihnen genehmigten historischen Lehrbüchern wurden die meisten dieser Aufstände als Aktionen nur des baschkirischen Volkes dargestellt. Moskauer Politiker und sogar Ufa-Wissenschaftler in der Sowjetzeit profitierten von einer solchen Interpretation. Denn wie aus sowjetischen Lehrbüchern bekannt ist, wurde das baschkirische Volk 1553 "freiwillig" Teil des russischen Staates. Und die Tatsache, dass "im Namen des baschkirischen Volkes" nur drei Beißer-Verräter vor Iwan dem Schrecklichen den Kopf neigten: Murza Bikbov aus der Familie Usergan, Mushul Karakuzyak von den Kara-Kipchaks und Shigali Shigman von den Tamyants - das war dahinter verborgen ein schwarzer Vorhang. Andererseits wurde die Zurschaustellung der Befreiungsaufstände des 17.-18. Jahrhunderts von den ausschließlich baschkirischen mit Nachdruck beworben. Jahrhunderte später blieb das Ziel der Moskauer Herrscher das gleiche: einen Keil zwischen die Tataren und die Baschkiren zu treiben und diese beiden verwandten Völker letztendlich zu streiten.

Tatsächlich ist die Geschichte der tatarischen und baschkirischen Völker sowohl seit der Antike als auch nach ihrer Versklavung durch die Russen so eng verwoben, dass sie nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Bei jedem nationalen Befreiungsaufstand nach 1552 gingen diese beiden Völker Schulter an Schulter auf das Schlachtfeld, feierten gemeinsam Siege und begruben die Gefallenen gemeinsam. Bis 1742 war die Provinz Ufa Kasan unterstellt. Danach und wieder mit dem Ziel, die beiden verwandten Völker zu trennen, wurde diese Provinz unter die Autorität von Orenburg übertragen oder in eine separate Provinz aufgeteilt. Der Bezirk Menzelinsky und das gesamte Gebiet der Abteilung Bugulma, die fast ausschließlich aus Tataren bestanden, wurden in die Unterordnung von Ufa, Orenburg und Kasan verlegt und sahen aus wie wurzellose und arme Waisen. Und die Hauptlast aller Befreiungsaufstände wurde in erster Linie von diesen beiden Kreisen getragen. Die wichtigsten, entscheidenden Kämpfe mit Bestrafern fanden auf den Territorien von Bezirken wie Aktanyshsky, Muslyumovsky, Menzelinsky, Tukaevsky, Sarmanovsky, Zainsky, Aznakaevsky., Almetevsky, Cheremshansky, Leninogorsky, Bugulminsky, Yutazinsky, Bavlinsky statt, denen einst unterstellt war der Ufa- oder Orenburg-Verwaltung und sind jetzt Teil von Tatarstan. Die tatarischen Bauern dieser Regionen wurden oft zur entscheidenden Kraft im Verlauf der Aufstände, und sie waren die ersten, die den Bestrafern begegneten, häufiger als andere wurden Raub und Raub durch die königlichen Regimenter ausgesetzt.

Wir können nicht noch einen Moment aufhören. Tausende von Vertretern des tatarischen Volkes, die vor Versklavung und Zwangstaufe flohen, begannen unmittelbar nach dem Fall der Trans-Kama in die Region Trans-Kama zu fliehen und sich an den Flüssen Belaya, Ik, Xun, Chermesyan, Tanyp, Tulva, Ufa und Aya niederzulassen Khanat Kasan. Nach historischen Dokumenten aus den Jahren 1574, 1682, 1705, 1711 wurden im 16. und 17. Jahrhundert tatarische Dörfer wie Karyshbashevo, Kigi, Atov, Yukalikulevo, Turyshevo, Yavgildi, Arslanovo, Mustafino, Tulyukovo gegründet. Tag Baschkortostan , Tamyanovo, Seitovo, Ilmurzino, Baiguzino, Imangulovo und Dutzende, Dutzende andere. Nachdem sie sich auf dem Territorium eines halbnomadischen Volkes niedergelassen hatten, begannen die Tataren sofort mit dem Bau von Moscheen, offenen Medressen, beherrschten die Landwirtschaft, tauschten Bräute aus und feierten gemeinsame Hochzeiten. Unter diesen Bedingungen kam es zu einer natürlichen Assimilation der tatarischen und baschkirischen Völker. Und natürlich, als Strafregimenter in ihr Land eindrangen oder ihre zaristischen Beamten sie ausraubten, erhoben sich die Tataren und Baschkiren gemeinsam, um sich gegenseitig zu verteidigen, zusammen ertrugen sie alle Nöte und Nöte.

Anscheinend trafen die baschkirischen Vorarbeiter deshalb immer mehr tatarische Siedler mit offenen Armen und statteten sie mit Wäldern, Seen, Wiesen und Land aus. Um die beiden verwandten Völker zu trennen, entsandte die zaristische Regierung zu Beginn des 18. Jahrhunderts immer wieder reguläre Regimenter mit dem Ziel, flüchtige Tataren zwangsweise in den Kasaner Bezirk zurückzubringen. Aber wo immer die königlichen Abteilungen auftauchten, erhoben sich die Baschkiren als erste zur Verteidigung der Tataren. Auch die Veröffentlichung eines Sonderdekrets über das Verbot von Ehen zwischen Tataren und Baschkiren durch Anna Ioannovna im Jahr 1736 half nicht. Zwischen der Kama und dem Ural siedelten immer noch Tatarenfamilien, und diese Ländereien waren ihnen schon vor Hunderten von Jahren heimisch geworden. Werfen wir einen Blick auf einige Zahlen, um unsere Worte zu untermauern. Wenn Mitte des 18. Jahrhunderts 412.000 Einwohner auf dem Territorium von Baschkortostan lebten, waren mehr als 200.000 von ihnen Siedler. Damals (schon damals!) teilten zaristische Beamte die Tataren in drei Gruppen ein: Teptyren, Mischaren und Kasaner Tataren (die bolschewistische Führung übertraf sie: Die Tataren wurden heute in Kasan, Sibirien, Krim, Nogai, Astrachan und sogar Nischgar unterteilt ). 1747 lebten in Baschkortostan 57.500 Teptyren und 10.100 Mischaren. Es gibt keine separaten Daten über die Kasaner Tataren. Später erschienene Daten sind bekannt: 1917 lebten hier 650.000 Tataren, während 1920 die Baschkiren 524.000 Menschen ausmachten (R. Sibagat.

Kehren wir jedoch zur Geschichte des nationalen Befreiungskampfes zurück und achten wir auf einen weiteren Aspekt. Wo immer im 16. und 17. Jahrhundert Aufstände ausbrachen, richtete sich der Hauptschlag der Rebellen in der Regel gegen die wichtigsten Außenposten der Kolonialisten - Ufa, Menzelinsk und Kasan. Hier konzentrierten sich russische Strafabteilungen und unersättliche zaristische Beamte. Während der Aufstände schlossen sich die Bewohner fast aller tatarischen Dörfer zwischen Ufa und Kasan aktiv den Rebellengruppen an. Und oft wurden sie zur entscheidenden Kraft im Kampf gegen die Kolonialisten. Dementsprechend haben die Bestrafer ihre blutigen Schläge vor allem auf die tatarischen Dörfer niedergeschlagen, die heute zu Sabinsky, Pestrechinsky, Baltasinsky, Mamadyshsky, Rybno-Slobodsky, Aznakaevsky, Yelabuga, Menzelinsky, Aktanyshsky, Tukaevsky, Sarmanovsky, Muslyumovsky, Bugulminsky, Agryzsky und gehören andere Gebiete.

Aufgrund der obigen Argumente können wir zu Recht behaupten, dass alle Aufstände des 16.-17. Jahrhunderts nichts anderes sind als gemeinsamer Kampf der Tataren und Baschkiren, oft Mari, Tschuwaschen, Udmurten gegen das koloniale Joch. Der Kampf um die nationale Freiheit und die Wiederbelebung des Kasaner Khanats.

1. Befreiungskampf der Völker der Wolga-Region nach dem Fall des Kasaner Khanats.

Der schwärzeste und tragischste Tag in der Geschichte des tatarischen Volkes war der 15. Oktober 1552. Damals fiel die Hauptstadt nach einem 41-tägigen Angriff und die 150.000 Mann starke Armee von Iwan dem Schrecklichen besiegte das blühende Kasaner Khanat. Die 30.000 Mann starke Armee der Verteidiger von Kasan wurde während der Kämpfe vollständig zerstört. Bloody Ivan war auch mit solchen Opfern nicht zufrieden. Nach dem Einmarsch in Kasan richteten die russischen Kolonialisten ein schreckliches Massaker an. „Die gesamte männliche Bevölkerung der riesigen Stadt wurde ausgerottet. Von den Männern blieb nur ein Khan Yadygar am Leben … Viele Frauen wurden auch getötet … Auch die Frauen wurden grausam behandelt: Der Zar stellte sie zur vollen Verfügung seine Soldaten" (M. Khudyakov "Essays on the history of the Kazan Khanate" - Vollständige Angaben zur verwendeten Literatur finden Sie am Ende des Buches). Jeder russische Soldat nahm einen tatarischen Gefangenen in Besitz. "Der Raub begann sofort, sobald die Russen in die Stadt einbrachen ... Die Stadt bot einen schrecklichen Anblick: Feuer brannten, Häuser wurden geplündert, die Straßen waren mit Leichen übersät, überall waren Blutströme zu sehen" (M. Chudjakow). Für den Einzug von Iwan dem Schrecklichen in die Stadt konnten sie kaum eine Straße räumen und dann nur noch hundert Sazhen lang.

"Das ungeheuerliche Schlagen der Bewohner des eroberten Kasans ist eine der schwierigsten Seiten der russischen Geschichte. Solch eine kolossale Hekatombe (vorsätzliche Tötung einer großen Anzahl von Menschen - V.I.) von menschlichen Opfern beendete den "Kreuzzug" des Christus- liebevolle Armee gegen Kasan, der erste Auftritt des russischen Staates auf dem Weg der territorialen Eroberung "(M. Khudyakov).

Die Hauptstadt ist gefallen. Die Stadt wurde geplündert. Tausende von Werken hoher Handwerkskunst und Kunst gingen zugrunde. Dem Reichtum des Volkes, angehäuft durch ganze Generationen, wurde ein furchtbarer Schlag versetzt. Schöne Moscheen, der Khan-Palast und andere Baudenkmäler wurden vom Erdboden gewischt. Die Nationalbibliothek und damit auch ein Teil der Geschichte des tatarischen Volkes wurden zerstört. Tausende Frauen und Kinder wurden in Gefangenschaft geführt. Aber der freiheitsliebende Geist der Völker, die das Kasaner Khanat bewohnten, wurde nicht gebrochen. Fast unmittelbar nach dem Abzug von Iwan dem Schrecklichen brachen auf dem Territorium des ehemaligen Khanats die ersten Unabhängigkeitsproteste aus.

Bereits zu Beginn des Jahres 1553, 70 Werst von Kasan entfernt, in der Nähe des Flusses Mesha, wurde die erste Rebellenabteilung geschaffen. Ihre Anführer waren Janseit und Sary-batyr. Die Rebellen bauten hier die Festung Mesha-Tamak und griffen von dort aus die Yasak-Sammler an. Die Strafabteilung von B. Saltykov wurde von Swijaschsk gegen sie geschickt. Die Rebellen besiegten ihn erfolgreich. Sie töteten mehr als 200 Bestrafer, Saltykov selbst und 200 weitere Menschen wurden gefangen genommen.

Eine noch größere Rebellenarmee wurde von Mamysh-Berdy zusammengestellt. Als Wohnort wählte er die Festung Chalym, die 15 Werst unterhalb von Kosmodemjansk, 160 Werst von Kasan entfernt, am rechten Ufer der Wolga liegt. Die Rebellen von Mamysh-Berda beschlossen, das Kasaner Khanat neu zu errichten und luden den Bruder von Königin Syuyumbike, Murza Ali-Akram, auf den Thron ein. Yusuf Murza, der Vater von Syuyumbike, versprach auch eine große Armee, um den Rebellen zu helfen.

Nachdem Iwan der Schreckliche alles erkundet hatte, schickte er im Sommer 1553 neue Besatzungsabteilungen unter dem Kommando von D. Adashev in die Länder des Kasaner Khanats. Im September kamen ihnen unter der Führung der Gouverneursprinzen S. Mikulinsky, I. Sheremetev, P. Morozov, A. Kurbsky und anderer neue Abteilungen von Bestrafern zu Hilfe. Alle Teams hatten ein Ziel: die vollständige Eroberung des Kasaner Khanats. Dafür schreckten die Bestrafer nicht vor nichts zurück.

"Russische Abteilungen verwüsteten das Land gnadenlos. Sie zogen von Dorf zu Dorf, zerstörten alles auf dem Weg, brannten Dörfer nieder, nahmen Vieh weg, nahmen alle Einwohner in Gefangenschaft, ... und verrieten alles an Feuer und Schwert. Im Winter 1553 -1554 nahmen die Russen die Festung am Fluss Mesha ein und brannten sie nieder“ (M. Khudyakov). 6.000 Männer, 15.000 Frauen und Kinder wurden gefangen genommen. Die vor Entsetzen verstörte Bevölkerung musste Bloody Ivan die Treue schwören.

Der Befreiungskrieg wurde im Sommer 1554 wieder aufgenommen. Meadow Cheremis schloss sich Mamysh-Berdy und Ali-Akram an. Die Russen schickten unter dem Kommando von I. Mstislavsky Bestrafer gegen sie. Russische Schläger verwüsteten 22 Wolost, zerstörten mehrere Dutzend Dörfer. Mehrere tausend gefangene Rebellen und Zivilisten wurden erbarmungslos hingerichtet. Die Reihen der Rebellen lichteten sich, und im Frühjahr 1556 hatte Mamysh-Berda nur noch 2.000 Soldaten übrig. Im April wurde ein russisches Team unter der Leitung von P. Morozov nach Chalym geschickt. Die Festung wurde eingenommen, Ali-Akram wurde getötet, die Chuvash gaben Mamysh-Berdy an die Russen. Der Volksführer wurde in Moskau hingerichtet. Nach ihm versuchte Ahmed Batyr, den Befreiungskampf anzuführen. In einem ungleichen Kampf wurde er jedoch von den Russen gefangen genommen und ebenfalls hingerichtet. Die Region wurde dem russischen Staat angegliedert. Bereits 1557 hatte die Verteilung der kasanischen Ländereien an das russische Volk begonnen. Russische Siedler strömten in die Region, sie eroberten die besten Ländereien.

Bereits 1572-1573 kam es auf dem Territorium des ehemaligen Kasaner Khanats zu neuen Aufständen. Diesmal erhoben sich die Völker der Berg- und Wiesenhänge gegen das russische Joch. Die kasanische Lokalverwaltung konnte den Aufstand nicht alleine unterdrücken, Truppen aus Moskau wurden zur Hilfe gerufen. Nur eine vereinte mächtige Armee von Bestrafern stoppte den Befreiungskampf für eine Weile. Doch 1582 erhoben sich die Wolgavölker erneut gemeinsam gegen die russische Willkür. Und dieses Mal wurden Moskauer Regimenter entsandt, um den örtlichen Gouverneuren zu helfen. Dies führte zu nichts - der Aufstand ging weiter. Erst nach dem Tod von Iwan dem Schrecklichen erlosch es 1584 von selbst.

Natürlich hat die seit Jahrzehnten nicht abflauende Befreiungsbewegung der Wolga-Völker den königlichen Hof ernsthaft beunruhigt. Aus diesem Grund unternahm Iwan der Schreckliche in den 70er Jahren aktive Schritte, um zuverlässige Festungen in der Wolga-Region zu bauen und dort Militärgarnisonen zu schaffen, wodurch eine verstärkte Kolonialisierung und noch größere Unterdrückung der kürzlich eroberten Völker erreicht wurde. 1574 gründete Iwan Nogai, der vom Zaren entsandte Woiwode, die Ufa-Festung am Ufer des Flusses Belaja, und 1584 entstand Menzelinsk ("Ofö tarihy"). Gleichzeitig entstanden unweit von Kasan neue Festungen: Tsarevokokshaysk, Tsarevosanchursk, Urzhum und Malmyzh (M. Khudyakov).

Aber die Bemühungen der zaristischen Behörden waren vergebens. Der freiheitsliebende Geist der Menschen blieb ungebrochen. 1592 brach in der Region Kasan ein neuer Aufstand aus. Zahlreiche Regimenter von Bestrafern unterdrückten es schnell. Zar Fjodor Iwanowitsch und dies schien unzureichend. 1593 erließ er auf Anklage gegen Erzbischof Hermogenes ein Dekret über die Zerstörung aller Moscheen und Medressen in den eroberten Ländern. Es enthielt auch Anweisungen zur Umsiedlung getaufter Tataren getrennt von den Ungetauften; Muslimen war es unter Androhung des Todes verboten, sich an der Herstellung von Waffen und dem Schmelzen von Metall zu beteiligen. Als es einen Krieg ums Überleben gab, als die zaristische Unterdrückung das Allerheiligste berührte - die Religion, dann verursachte all dies natürlich eine neue Welle des Zorns. Trotzdem wurde 1555 in der Hauptstadt des ehemaligen Kasaner Khanats eine neue Diözese gegründet. Die von Bischof Gury angeführten königlichen Regimenter und Missionare begannen mit der Zwangschristianisierung. Zu dieser Zeit wurden fast alle Moscheen in Kasan zerstört, und an ihrer Stelle begann der Bau von Kirchen und Klöstern. Alle Häuser, Paläste, Ländereien wurden weggenommen. Rund um Kasan, in einer Entfernung von 50 Meilen, blieb kein einziges tatarisches Dorf übrig. Und ihre Bewohner wurden gewaltsam von den Ufern der Wolga und Kama vertrieben. Die bequemsten und fruchtbarsten Länder wurden von Russen und Geistlichen besiedelt. So wurde beispielsweise die moderne Stadt Yelabuga, früher Trekhsvyatskoye genannt, 1557 auf tatarischem Land gegründet und war direkt dem königlichen Hof unterstellt („Morgenröte über dem Shishkinsky-Wald“).

Die zaristische Kolonialpolitik erregte Empörung unter den Kazanern. Daher war die Zeit der unruhigen Zeiten für sie ein willkommener Moment. Die Tataren suchten Kontakte zu den Polen, hörten auf, Yasak an Moskau zu zahlen, und beteiligten sich aktiv am Aufstand von Ivan Bolotnikov. Die Moskauer Machthaber erkannten, dass die Kasaner Region nicht allein mit militärischer Gewalt erobert werden konnte. Deshalb wurden 1613 auch Kazaner zum Zemsky Sobor eingeladen. Und sogar mehrere Kandidaten aus der Familie der Kasaner Khans wurden für den Moskauer Thron nominiert. Die Kathedrale wählte den Russen Mikhail Romanov zum neuen Zaren, zusammen mit anderen Bojaren unterzeichneten auch sieben kasanische Murzas (G. Iskhaki) die Charta.

Gewöhnliche Kasaner waren jedoch weit entfernt vom falschen Spiel des königlichen Hofes. Und als der Zar 1615 ein beleidigendes Dekret über die Einführung von Geldsteuern für Ausländer erließ, reagierten die Wolga-Völker darauf mit einem neuen mächtigen Aufstand. Die Kasaner waren auch darüber empört, dass Tataren seit 1613 zum Militärdienst genommen wurden. 1615 erreichte die Zahl der tatarischen Reiter, die in den Krieg gegen Polen und Litauen geschickt wurden, 6019 Menschen (S. Alishev. Gangali batyr. "Miras", 1993, Nr. 10). Bei dem neuen Aufstand wurden die Rebellen von Dzhangali (Enalei) Shugurov angeführt (laut G. Gubaidullin stammt er aus dem Dorf Urmanaevo im Bezirk Kasan, sein Nachname ist Dzhanmametov). Rebellenabteilungen griffen Kasan, Swijaschsk (das Zentrum der Kolonialisierung und Zwangstaufe), Sarapul, Nischni Nowgorod, Arzamas, Murom an. Der Gouverneur von Kasan, V. Dolgoruky, schickte zahlreiche Regimenter gegen die "Diebe". Zwei von ihnen wurden von den Rebellen besiegt. Aber während der Kämpfe wurden viele Tataren und Cheremis zerstört und der Anführer von Dzhangali selbst gefangen genommen. Er wurde nach Kasan gebracht und gehängt. Ein weiterer aktiver Teilnehmer des Aufstands, der Diensttatar Yansara Tekeev aus dem Dorf Malye Saltani an der Nogai-Straße, wurde nach Moskau gebracht und starb dort. Der „Jenalejew-Aufstand“ (er ging unter diesem Namen in die Geschichte ein) ging 1616 im Blut unter, aber einzelne Aufführungen der kasanischen Bürger dauerten noch drei Jahre an.

Moskau setzte die Politik der Beschwichtigung der Region Kasan fort. Um die Klasse der tatarischen Landbesitzer zu schwächen, wurde 1628 ein Dekret erlassen, das es muslimischen Murzas untersagte, christliche Leibeigene zu besitzen. 1648 wurde es, wie man so schön sagt, vervielfältigt, aber mit dem Zusatz: Den getauften Grundherren blieben ihre Ländereien bei leibeigenen Christen. Viele Bojaren mit turkotatarischen Nachnamen tauchten genau nach diesem Dekret auf (G. Iskhaki).

Zur systematischen Unterdrückung und Verhinderung neuer Aufstände des widerspenstigen Kasan wandte der königliche Hof auch viele administrative Maßnahmen an. Durch den Erlass des Königs in den Jahren 1650-1658 wurde die Festungslinie Zakamskaya geschaffen. Damals wurden die Festungen Chelninskaya, Zainskaya, Yelabuga, Novo-Sheshminskaya, Eryklinskaya, Bilyarskaya, Chistopolskaya auf dem tatarischen Land von den Streitkräften lokaler Bauern errichtet, die aus der ganzen Region Kama vertrieben wurden. Sie mussten auch die freiheitsliebenden tatarischen Bauern daran hindern, in den Osten zu ziehen.

Die Kolonisierung der tatarischen Länder wurde ebenfalls fortgesetzt. Bis 1646 hatte die Zahl der russischen Grundbesitzer, die sich auf dem Land der Kasaner Abteilung niederließen, bereits 334 erreicht (S. Alishev).

Die Politik der Befriedung der Kasaner verschärfte die Feindschaft zwischen den Russen und den Wolgavölkern. 1662 erhoben sich die Kasaner, um für die Zerstörung der russischen Festungen zu kämpfen. Die Festung Chelny wurde dann vollständig zerstört. Als der Aufstand von Stenka Razin begann, schlossen sich die Tataren fast vollständig seinen Truppen an. Deshalb musste Prinz Baryatinsky, der mit einer riesigen Strafabteilung zur Rettung im belagerten Simbirsk marschierte, vier schwere Kämpfe mit den Tataren an der Mündung des Flusses Kasan ertragen. Im Hauptquartier von Stenka selbst gab es tatarische Rebellen. So fanden die „charmanten Briefe“ von Khasan Karachurin breite Unterstützung in der muslimischen Welt. Nach der Unterdrückung des Razin-Aufstands vergeht ein wenig Zeit, und erneut erhebt sich im gesamten tatarisch-baschkirischen Land eine neue starke Rebellion.

2. REVOLT VON SEIT-TYULEKEY.

Bis 1682 – dem Beginn eines neuen Aufstands im Zuge der Befreiungsbewegung – war die Landnahme in der Provinz Kasan fast abgeschlossen. Die russischen Kolonialisten gingen nach Zakamye über und begannen bereits dort, die besten Grundstücke unweit der Festungen Ufimskaya, Menzelinskaya, Zainskaya und Osinskaya zu erobern. Wir haben keine genauen Daten über 1682, aber um 1700 hatte die Zahl der russischen Grundbesitzer in Zakamye 162 Adlige erreicht (I. Akmanov). Die schamlose Landnahme wurde auch von christlichen Klöstern durchgeführt. So wurden die besten Ländereien in der Woiwodschaft Menzelinsky entlang der Flüsse Kama, Ik und Belaya von den Klöstern Savvino-Storozhevsky und Kostroma gewaltsam beschlagnahmt. Ab 1655 schickten Einwohner mehrerer Wolost der Woiwodschaft Menzelinsky Petitionen nach Moskau, in denen sie die Rückgabe des Landes forderten. Der Rechtsstreit zwischen den Klöstern und den muslimischen Ältesten dauerte Jahrzehnte und endete immer in irgendeiner Phase mit der Einschüchterung lokaler Muslime. Angesichts der Ohnmacht der lokalen Bevölkerung vor den zaristischen Behörden begehrten die Geistlichen der Yelabuga-, Uspensky- und anderer Klöster die Zakamsky-Ländereien. Mit der Gründung russischer Dörfer und Ländereien wurden auch muslimische Ländereien zerstört. Mit dem Appetit eines Wolfs griffen sie die baschkirischen Länder und die berühmten Stroganovs an.

Die lokale Bevölkerung wurde auch in der Steuerpolitik des Zarismus ausgeraubt. Bewohner der Zakama-Wolosten wurden sowohl von der Ufa- als auch von der Kasaner Verwaltung ausgeraubt. Wenn zum Beispiel die Einwohner des Bailarovsky-Volosts zwischen Menzelinsk und Chelny 1682 Ufa 114 Marder und 21 Batmans Honig in Form von Yasak zahlten, zahlten sie in Kasan 17 Rubel 27 Altyn 2 Geld in Geld.

Solche Willkür in der Boden- und Steuerpolitik des Zarismus erregte natürlich die Empörung der lokalen Bevölkerung. Darüber hinaus vergaß der königliche Hof die Zwangstaufe von Ausländern nicht. Im Dekret vom 16. Mai 1681 wurde das Gewaltprinzip offen proklamiert: Nichtrussische Feudalherren verloren ihr Land, weil sie sich weigerten, sich taufen zu lassen, und einfache Massen wurden zu Leibeigenen. Um diese Bestimmungen umzusetzen, wurde durch Beschluss vom 27. November 1681 in Ufa (I. Akmanov) eine unabhängige Diözese geschaffen.

Als Reaktion auf die russische Willkür griff die tatarisch-baschkirische Bevölkerung zu den Waffen. Im April 1682 griffen die Rebellen die Zakamsky-Festungen an. Im Mai wurde Ufa von den Cheremis, Mordowiern, Baschkiren und Tataren belagert. Die Rebellen besetzten sieben Vororte von Kasan. Die zaristischen Beamten schätzten die Zahl der Rebellen auf 30.000, aber diese Zahlen sind offenbar übertrieben. Im Juni eroberten die Rebellen Pyany Bor (Krasny Bor in der Region Agryz in Tatarstan), Klöster und Kirchen, und die Ländereien der Landbesitzer wurden in Brand gesteckt. Tataren, Baschkiren, Mordowier belagerten Karakulino, Kungur, griffen Samara an.

Der Hauptführer des Aufstands war der Feudalherr Seit Yagafarov. Genauere Informationen über ihn wurden noch nicht gefunden.

Der Aufstand erfasste Kasan, Menzelinsky, Ufa, Kungur und andere Provinzen. Der Gouverneur von Kasan, P. Sheremetyev, und der Gouverneur von Ufa, Korkodinov, wandten sich hilfesuchend an Moskau, das Bestrafer unter der Führung der Fürsten D. und P. Baryatinsky entsandte. Mit heiligen Ikonen in den Händen begleitete Prinzessin Sophia sie persönlich auf ihrem Weg.

Auch für den russischen Thron war das Jahr 1682 von Anfang an schwierig. Der Sohn von Alexei Michailowitsch, Zar Fedor, starb. Die Bojarenduma proklamierte gleichzeitig zwei Thronfolger – den zehnjährigen Pjotr ​​Alexejewitsch und seinen kränklichen Bruder Iwan – zu „autokratischen Herrschern“. Kronen und ein spezieller Thron wurden für sie angefertigt, damit sie zusammen darauf passen konnten. In Wirklichkeit sollte die Bojarenduma den Staat regieren. Aber Sophia ergriff die Macht, unterstützt von den Miloslavskys und den Bogenschützen.

Die Position der Völker der Wolga-Region blieb nicht beneidenswert. Zum Beispiel wurden 43 aller Bauernfamilien, die 1678 in Yelabuga lebten, nur von Tagelöhnern oder Almosen ernährt. Wenn es Ende der 70er Jahre des 17. Jahrhunderts in Tschelny 143 Haushalte gab, dann verließen in 82 von ihnen die Besitzer ihre Häuser, flohen vor dem Hunger.

Anfang Juni 1682 trafen unweit von Menzelinsk zwischen den Flüssen Ik und Kama zwei gewaltige Streitkräfte aufeinander. Der Anführer des Aufstands, Seit, wurde verwundet. In der Schlacht zeichnete sich Tyulekey-batyr aus, der mit seiner Abteilung von der Tamyansky-Volost kam, die 60 Meilen von Menzelinsk entfernt ist. Die Bestrafer, angeführt von Sheremetyev, Korkodinov und Baryatinsky, mussten sich in Schande zurückziehen.

Das Ausmaß des Aufstands und die Erfolge der Rebellen alarmierten die Zentralregierung. Am 8. Juli wurde im Namen der Zaren Peter und Iwan ein besonderer Brief mit einem Appell an die Rebellen verschickt. Die Regierung hob das Dekret vom 16. Mai 1681 über die Zwangstaufe auf.

Der Brief spaltete die Reihen der Rebellen. Ein Teil der Rebellen hörte auf zu kämpfen, ihre gewählten Vertreter unter der Führung von Kuchuk Yulaev gingen mit einem Vergebungsgesuch nach Moskau. Seit kämpfte weiter mit einer anderen Gruppe. Im Juli kam den Rebellen eine 4.000 Mann starke kalmückische Armee zu Hilfe. Sie operierten im Gebiet der Flüsse Ik und Xun. Am 27. Juli belagerten die Rebellen Menzelinsk. Gleichzeitig wurde das Dorf Nikolo-Berezovka besetzt. Bei Ufa kam es zu Kämpfen.

In Kasan hatte der Woiwode Scheremetjew 5.478 Soldaten unter seinem Arm, hielt sie jedoch für unzureichende Streitkräfte, um sich den Rebellen entgegenzustellen. Er bat die Regierung um zusätzliche Kräfte. Moskau verfolgte damals eine Politik der Völkertrennung. Dank Geschenken und Versprechungen der Regierung zogen sich die Kalmücken Anfang 1683 aus dem Aufstand zurück. Andere Maßnahmen wurden von der Regierung ergriffen. Korkodinov wurde vom Posten des Gouverneurs von Ufa entfernt, D. Baryatinsky wurde an seine Stelle gesetzt. Zusätzliche Streitkräfte wurden unter dem Kommando von Prinz Yu Urusov nach Kasan geschickt.

Im Frühjahr 1683 griffen die Rebellen Bilyarsk an und brannten die Siedlung nieder. Viele Volosts in Zakamye wurden ebenfalls aufgeregt. Im Juni konzentrierten sich alle Strafkräfte der Urusov in Menzelinsk. Auch die Yaik-Kosaken kamen hierher, um den Bestrafern zu helfen. In der Nähe von Menzelinsk fanden mehrere ernsthafte Kämpfe statt. Leider wurden die Rebellen besiegt.

Getrennte Aufführungen der Rebellen wurden 1684 wieder aufgenommen. Aber bereits verstreute Abteilungen konnten den königlichen Regimentern nicht widerstehen. Tyulekey-batyr wurde von den Henkern gefangen genommen und hingerichtet. Das weitere Schicksal von Seit Yagafarov ist nicht bekannt. Es gibt eine Legende unter den Menschen, dass er, nachdem er gefangen genommen wurde, zuerst geblendet, seine Augen ausgestochen und dann hingerichtet wurde.

3. DER BEGINN DER REGIERUNG PETER I.

Der siebzehnjährige Peter I. bestieg im Oktober 1689 erneut den Königsthron. Seine erste bemerkenswerte Tat waren zwei Feldzüge, die zur Eroberung der Schwarzmeerküste und zur Eroberung der Asowschen Festung organisiert wurden. Wie Sie wissen, endete der erste Feldzug unrühmlich, erst beim zweiten Mal eroberte Peter Asow. An beiden Feldzügen nahmen neben den Russen auch die tatarisch-baschkirischen Reiter teil. Und der baschkirische Vorarbeiter des Burzyansky-Volosts, der sich über die Weiten der Interfluve von Belaya, Sakmara und Yaik verteilte, Aldar Isyangildin (Isyakaev), wurde für seinen Mut sogar mit einem Säbel mit einer vergoldeten Scheide und einem Brief des Tarkhanismus aus den Händen von ausgezeichnet Peter selbst (I. Akmanov, G. Khusainov).

Das stürmische und vielseitige Wirken des Petrus beginnt im Jahr 1700. Am 8. August strebt er einen Friedensvertrag mit der Türkei über gegenseitige Nichtangriffe an, und am Morgen des 9. August erklärt er Schweden den Krieg. Die allererste Schlacht um die Festung Narva zeigte jedoch die Schwäche und Unvorbereitetheit der russischen Truppen. Am 19. November floh Peter in Bauernkleidung und verließ die Truppen in die Tiefen Russlands. Smolensk und Moskau bereiteten sich fieberhaft auf die Belagerung durch die Truppen Karls XII vor.

Im selben Jahr beginnt die Schaffung einer neuen Armee und Marine. Aus den Kirchenglocken werden 300 neue Kanonen gegossen. Peter I, wo durch Überzeugung und wo durch Gewalt, Geld und Schmuck von Klöstern und wohlhabenden Adligen sammelt. Anstelle von Naturalsteuern der Bauern führt Peter Barzahlungen ein. Gleichzeitig wurden an den Ufern der Kama, Belaya, in der Nähe des Uralgebirges, neue Metallschmelzwerke gegründet. In den Jahren 1700-1704 entstanden die Fabriken Uktus, Nevyansk, Kamensky, wodurch Tausende Hektar der schönsten Wiesen unter Dämmen blieben und Hunderte Hektar Wald für die Kohleernte gefällt wurden. Die Industriellen nahmen der lokalen Bevölkerung fast kostenlos Land ab, und die Bauern wurden von ganzen Dörfern den Fabriken zugeteilt. Natürlich löste diese Willkür selbst Unzufriedenheit in der lokalen Bevölkerung aus, und ein kleiner Funke genügte, um einen neuen Aufstand zu entfachen. Und so ein Funke flammte auf.

Russische Truppen, die im Krieg gegen die Schweden erfolgreich waren, eroberten die Festungen Shlisselburg, Koporye, Yam, Derpt, Nienschanz, Ivan-Gorod und nahmen schließlich am 9. August 1704 Narva ein. Am 16. Mai 1703 begann der Bau von St. Petersburg auf der finnischen Insel Yanissari (Hase) und der Festung Kronshlot (Kronstadt). Sowohl der Krieg als auch die gewaltigen Bauarbeiten forderten immer neue Ausgaben. Zar Peter kennt keine anderen Möglichkeiten, Kapital zu akkumulieren, als den Raub der Bauern, und verstärkt den Druck auf sie noch stärker. Gemäß seinem Dekret wurde in ganz Russland ein System zusätzlicher Steuern eingeführt, und Peter schickte zwei seiner Abgesandten, "Gewinner", in das Kasaner Territorium, um sie einzutreiben. Nach den Vorstellungen des Zaren sollten die Profitmacher von den Bauern Steuern für die Bestattung der Toten in einem Eichensarg, für Bäder und sogar für die darin verwendeten Besen eintreiben.

4. ALDAR-KUSYUMOVSKOE-AUFSTAND.

Die „Profitanten“ Andrei Zhikharev und Mikhail Dokhov, die durch die Provinzen Kasan und Menzelinsk nach Ufa folgten, zeigten übermäßigen „Eifer“ bei der Erfüllung des Zarenerlasses. Sie fügten Dutzende neuer Posten zu den bestehenden hinzu: auf zusätzliche Steuern für jeden Schornstein, für den Besuch des Basars und der Moschee, für jede Verlobung der Jungvermählten und der Mullahs, die sie verlobten, für jedes Stück Vieh, das in der Herde weidete, für das Gebet die Toten ... Es wurden Steuern aus Bienenstöcken, aus Häuten, aus Halsbändern, aus Bögen, aus Eislöchern, aus Fenstern, aus Kellern, aus Toren ... eingeführt. Die Fantasie und Gier der Abgesandten waren so weit verbreitet, dass sie sich dazu entschlossen eine Klausel über die Erhebung von Steuern für die Augenfarbe einführen: sechs Kopeken von den Grauäugigen und acht Kopeken von den Schwarzäugigen! ...

Im Oktober 1704, 12 Werst von Ufa, am Zusammenfluss der Flüsse Belaya und Chesnokovka, versammelten sich tatarische und baschkirische Vorarbeiter, die in den Woiwodschaften Menzelinsk, Ufa, Birsk, Isetsk lebten, um den großen "Zaren" -Erlass zu hören. Natürlich erregte dieses von Profitmachern „ausgedachte“ Dekret, das bereits 72 Punkte umfasste, Hass unter den Versammelten. Die wütenden Vorarbeiter schlugen die Abgesandten, und ihr "Dekret", das in Fetzen gerissen worden war, wurde in den Fluss geworfen ("Essays on the History of the Bashkir ASSR").

Eine solche „Arroganz“ muslimischer Ältester konnte nicht ungestraft bleiben. Der Kommandant von Kasan, General Nikita Kudryavtsev, schickte zwei Dragoner- und vier Infanterieregimenter unter dem Kommando von Oberst Alexander Sergejew nach Zakamye, um die widerspenstigen Muslime einzuschüchtern und zu massakrieren, von denen jedes aus mindestens 500 Soldaten bestand. Im Februar 1705 marschierten die Straftruppen in Menzelinsk ein. Sergeev beschloss, die lokale Bevölkerung in die Knie zu zwingen. Unter dem Vorwand, sich mit dem neuen Dekret vertraut zu machen, berief er gewählte Vertreter aus den Dörfern an den Ufern der Kama, Belaya, Ik, Syuni, Dyoma, Kalmiya nach Menzelinsk ein. Die Versammelten wurden verhaftet, viele von ihnen wurden geschlagen, gefoltert, in Keller geworfen, wo eine beträchtliche Anzahl an Wunden und Hunger starb.

Aber selbst das schien Sergejew nicht ausreichend. Der wütende Oberst schickte die Infanterieregimenter von Timofei Bordovik, Leonty Esipov, Ivan Makarov, Fedosey Ivanov zu den Nachbarn und die Dragoner der Brüder Lev und Sidor Aristov in entfernte Dörfer, um mit Feuer und Schwert durch die gesamte Region zu gehen. Eine Abteilung von Prinz Dmitry Urakov wurde nach Azyakul (in der Region Aktanysh in Tatarstan) und in andere Dörfer in der Nähe von Belaya geschickt. Die Bestrafer brannten die Dörfer Lyaki und Menzeletamak nieder, und allen Einwohnern wurden Pferde weggenommen. Im Dorf Akhmetovo (die letzten drei Dörfer sind heute Teil des Bezirks Sarmanovsky), das aus 22 Haushalten besteht, erhängten sie drei Menschen, schlugen und verwundeten viele, während sie 420 Pferde, Hunderte von Kühen, Schafen und anderen Lebewesen stahlen. Dem Vorarbeiter dieses Dorfes, Dyumey Ishkeev, nahmen Bestrafer 64 Pferde und 25 Kühe weg.

Die Vorarbeiter des Baylarovsky-Volosts, die Angst vor der exorbitanten Grausamkeit der Bestrafer hatten und versuchten, dem blutrünstigen Oberst zu gefallen, brachten ihm 24 weiße Argamaks als Geschenk. Aber die Bewohner des Volost konnten dem Massaker nicht entkommen. Der Adlige Grigory Palchikov kam mit seiner Abteilung in diese Volost und nahm den Einwohnern 125 Pferde weg, steckte ungehorsame Bauern nackt in kalte Scheunen und folterte sie. Ja, und Sergeev selbst hat hier weitere 100 beste Argamaks und eine große Anzahl schöner Pelze gesammelt. Gleichzeitig wurden Bauern, die ihre Kriegspferde nicht abgeben konnten, gezwungen, ihre Frauen und Kinder zu verkaufen, um auf diese Weise Argamaks zu bekommen und sie Räubern auszuliefern. Alle von den Bauern ausgewählten Pferde strömten nach Menzelinsk. Aber erst als die Zahl der gesammelten Pferde viertausend erreichte, befahl Sergejew, nach Ufa zu ziehen. Und unterwegs "brannten" mehr als tausend Pferde aus der rasenden Brunft aus.

Nachdem er Ufa erreicht hatte, organisierte Sergejew dasselbe wie in Menzelinsk, Strafkampagnen auf der Nogai-Straße. Die Bewohner dieser Volosts hatten jedoch bereits von der Grausamkeit des königlichen Obersten gehört, und alle flohen nach Yaik, nachdem sie ganze Dörfer aus ihren Häusern entfernt hatten. Unterwegs verloren sie aufgrund des Hungers viele alte Menschen, Kinder und Pferde. Trotzdem scheiterten Sergejews Kampagnen. Überall begegneten ihm vernagelte Häuser und leere Scheunen. Bestrafer wurden gezwungen, zurückzukehren.

Dann beruft Sergejew, wiederum unter dem Vorwand, sich mit dem "königlichen" Erlass vertraut zu machen, Vorarbeiter von allen vier Straßen - Kasan, Nogai, Sibirien und Osinskaja - nach Ufa. Als sich Hunderte von Vorarbeitern versammelt haben, zeigt Sergejew erneut seine List. Nachdem er die Vorarbeiter in der Festung eingeschlossen hat, verlangt er von ihnen einen Eid und eine Unterschrift, dass jede der vier Straßen 5.000 Argamaks nach Ufa bringen wird. Natürlich war eine solche Forderung unmöglich, und die Vorarbeiter lehnten ab. Was macht Sergejew? Zuerst begann er, die Ältesten gewaltsam zusammenzulöten, fesselte sie, schüttete Schießpulver auf ihre Hände und Füße und zündete es an, was die Menschen zu ungeheuerlicher Folter verdammte. Mehrere Vorarbeiter starben, und Sergejew warf die Überlebenden in Gefängnisse, wo Dutzende weitere Muslime starben.

Natürlich hätten solche Gräueltaten der königlichen Henker Hass unter der lokalen Bevölkerung hervorrufen müssen. Die Volosts der Kasaner Straße waren die ersten, die sich im Aufstand erhoben. Dyumey Ishkeev wurde der Anführer der Rebellen. Die Rebellen begannen, die russischen Dörfer in der Nähe der Festungen Menzelinsky und Zainskaya zu plündern, sie kämpften wiederholt mit den Dragonern von Oberst Sidor Aristov. Bald schlossen sich die Mischars und Baschkiren der Nogai-Straße unter der Führung von Iman-Batyr sowie Tataren aus Dörfern in der Nähe der Kungur-Festung den Rebellen an. Im Sommer desselben Jahres rebellierten die Bogenschützen von Astrachan, unzufrieden mit den neuen Steuern und Verordnungen, die der Zar eingeführt hatte. Sehr bald wurde eine enge Beziehung zwischen den Bogenschützen und den muslimischen Rebellen hergestellt. Beide Lager beschlossen, gemeinsam zu handeln: Moskau zu stürmen und Peter vom Thron zu "werfen".

Für Peter und sein Gefolge, die endlose Schlachten mit den Schweden im Norden und Westen des Landes führten, war die Rebellion, die im Osten Russlands entstand, völlig fehl am Platz. Deshalb schickte der Zar unter dem Kommando seines Assistenten Feldmarschall Boris Scheremetjew, der in den schwedischen (schwedischen) Kriegen erfahren war, hastig eine große Armee nach Kasan und Astrachan. Der königliche Abgesandte traf am 18. Dezember 1705 in Kasan ein und fand schnell die Gründe für den Aufstand in dieser Region heraus. Bald ließ er unschuldige Gefangene, die Sergejew dorthin geworfen hatte, aus den Gefängnissen frei und wandte sich mit der Bitte an das tatarisch-baschkirische Volk, den Aufstand zu stoppen. Gleichzeitig schickte er seinen vertrauenswürdigen Offizier mit einer Einladung an die muslimischen Führer zu Friedensverhandlungen zu den Rebellen. Die Vorarbeiter reagierten jedoch nicht auf die Einladung, da sie sich vor einer weiteren Täuschung und Verhaftung hüteten. Nachdem Sheremetyev Kudryavtsev und seinen Handlangern und Obersten entsprechende Anweisungen gegeben hatte, damit sie fortan nur durch Überzeugung, Zugeständnisse und Versprechungen, aber keinesfalls mit Feuer und Schwert, mit den Rebellen zusammenarbeiten würden, beeilte er sich, den Strelitzenaufstand in Astrachan niederzuschlagen ("Geschichte von Tataria in Dokumenten und Materialien", "Materialien zur Geschichte der Basch. ASSR").

Teile der lokalen Bevölkerung verliebten sich in Sheremetyevs Wunsch, die militärische Situation in der Region friedlich zu regeln. Daher beschlossen 75 Vorarbeiter der Zakama-Voloste, die sich zu einem Kurultai versammelt hatten, den Aufstand zu stoppen. Gleichzeitig schrieben sie eine an Peter gerichtete Petition mit der Bitte, das "Dekret" dieser "berühmten" 72 Punkte (das Volk nannte dieses Dekret auch das "Dekret der Augensteuern") aufzuheben und den blutrünstigen Oberst zu bestrafen Sergejew. Acht gewählte Vorarbeiter, angeführt von Dyumey Ishkeev, brachten diese Petition nach Astrachan persönlich zum Feldmarschall. Sheremetyev empfing die Gesandten herzlich und fügte ihrer Petition seinen Brief mit der Bitte hinzu, die zugunsten der Rebellen aufgeworfenen Probleme zu lösen, und schickte sie sofort an den Zaren. Ishkeevtsy erreichte Moskau sicher, war in einer Reihe von Bestellungen. Aber zu dieser Zeit war Peter in Smolensk und die Gesandten der Region Kama konnten ihn nicht treffen.

Trotzdem, wenn auch später, erreichten diese Briefe den König. Er rief Kudryavtsev und Sergeev dringend nach Smolensk und ordnete die Aufhebung des Dekrets über zusätzliche Steuern an. Nach seiner Rückkehr nach Kasan ging Kudryavtsev persönlich, aber natürlich mit Sicherheit, nach Ufa, um dort die Vorarbeiter von Zakamye zu Verhandlungen zu versammeln. Aber die lokale Bevölkerung vertraute diesem General nicht mehr, der den Henker Sergejew unter seine Fittiche nahm. Eine ziemlich große Armee von Rebellen blockierte Kudryavtsevs Weg vor der Küste von Ik und zwang ihn, nach Kasan zurückzukehren.

Die königlichen Handlanger verschonten die Vorarbeiter nicht, die auf der Suche nach Gerechtigkeit in Moskau ankamen. Alle acht wurden festgenommen und in Fußfesseln nach Kasan gebracht. Bei der Ankunft wurden alle gnadenlos gefoltert, Dyumey Ishkeev wurde öffentlich auf dem Platz vor dem Kreml gehängt. Diese heimtückische Repressalie gegen die Vorarbeiter diente als Anstoß für eine neue Dimension des Aufstands. Tatarisch-baschkirische Reiter griffen die Zakama-Festungen an, steckten mehrere russische Dörfer in Brand und plünderten sie aus.

Im Sommer 1707 kamen neue Regimenter von Bestrafern in Zakamye an und machten sich auf den Weg in die Provinz Ufa. Im Herbst beraubten Strafabteilungen unter dem Kommando von Prinz Ivan Urakov ohne Grund die Dörfer des Burzyansky-Volosts entlang der Nogai-Straße, die Aldar Isyangildin gehörten, der einst einen Tarkhan-Brief aus den Händen von Peter selbst erhalten hatte . Als reichster und größter Feudalherr der Nogai-Straße und Besitzer von achttausend Pferden stellte Aldar-Tarkhan, der den Raub rächen wollte, schnell eine Armee von dreitausend zusammen und begann, die Bestrafer zu verfolgen.

Zu diesem Zeitpunkt wurde von den Bewohnern der Kasaner Straße ein noch mächtigerer Aufstand erhoben. An ihrer Spitze stand der Sohn von Tulekey, der 1684 von den königlichen Henkern gehängt wurde, Kusyum. Dieser Batyr besaß Herden von mehr als tausend Pferden im Tamjan-Volost, nicht weit von Menzelinsk.

Um den Aufstand zu unterdrücken, wurden die Dragoner von Sidor Aristov und ein Infanterieregiment unter dem Kommando von Ivan Rydar hastig von Kasan nach Zakamye geschickt. Und gegen Aldar-Tarkhan aus Ufa zogen Truppen unter dem Kommando von Oberst Pyotr Khokhlov entlang der Nogai-Straße - sie hatten 1300 Soldaten. Aber zu dieser Zeit beschlossen Kusyum-batyr und Aldar-tarkhan, den kasanischen Adligen Lev Aristov zu überlisten, der vom Gouverneur von Ufa eingesetzt worden war. Kusyum-batyr kam zu einem Treffen mit Aristov und kündigte an, dass seine fünftausendste Armee dem König die Treue schwören und die "Diebe" von Aldar unterdrücken würde. Der Trick funktionierte. Darüber hinaus erhielt Kusyum-Batyr Regierungsbanner für seine Armee, und Aristov ernannte sogar den „Kommandanten“ der „loyalen“ Armee des Ufa-Adligen Fjodor Gladyschew. Kusyumovites bewegte sich, "um" Khokhlov zu helfen.

Im Oktober trafen zwei gewaltige Streitkräfte am Berg Yuraktau, 120 Werst von Ufa entfernt, aufeinander. Einerseits - eine dreitausendste Abteilung von Aldar-Tarkhan, andererseits - 1.300 Bestrafer von Khokhlov und 5.000 Kusyum-Reiter, die sich ihnen "anschlossen". Hier wurde der Trick der muslimischen Führer aufgedeckt. Nachdem die Truppen von Kusyum-Batyr und Aldar-Tarkhan im Voraus zugestimmt hatten, versetzten sie der ahnungslosen Strafabteilung von Khokhlov einen mächtigen Schlag. Dennoch wirkte sich die Kampfbereitschaft der regulären zaristischen Regimenter aus, den adligen Offizieren gelang es, ein starkes Feldlager zu organisieren. Schwere blutige Kämpfe dauerten 10 Tage. Erst nach ihnen gelang es dem schwer verwundeten Khokhlov mit den überlebenden 370 Soldaten, aus der Einkreisung zu fliehen, und bald verschwand er hinter den Mauern der Festung Tabynskaya. Die gegen die Rebellen entsandten Strafregimenter von Ivan Rydar und Sidor Aristov wurden ebenfalls besiegt.

Inspiriert von großen Siegen waren die Rebellen bestrebt, alle Straftruppen auf ihrem Territorium zu zerstören und das Kasaner Khanat wiederzubeleben. Um den Geist des Volkes zu heben, beschlossen die Anführer des Aufstands, einen zukünftigen Herrscher zu finden. Sie kontaktierten den Karakalpak-Prinzen Murat Sultan und versprachen ihm den Thron des Khans im Falle der Wiederbelebung des Kasaner Khanats. Murat kam zu den Rebellen und machte sich, um militärische Hilfe, Schutz und Anerkennung des Krim-Khans Davlet-Girey und des türkischen Sultans Ahmet III zu erhalten, in Begleitung von 30 Personen (davon 22 Tataren) auf einen langen und schwierigen Weg Reise. Er besuchte sowohl die Krim als auch die Türkei. Davlet Giray und Akhmet Sultan, die den Friedensvertrag mit Russland unterstützten, leisteten den Gesandten der Tataren und Baschkiren jedoch keine Hilfe. Niemand erkannte Murat als den zukünftigen Khan an.

Hier machen wir einen kleinen Exkurs und richten unsere Aufmerksamkeit auf die äußeren Angelegenheiten Russlands. Zu dieser Zeit konzentrierte Peter I. die Hauptstreitkräfte an der Westgrenze gegen Karl XII. Jeder erwartete von Tag zu Tag den Einmarsch schwedischer Truppen in Russland. Die südlichen Grenzen waren auch nicht sehr zuverlässig. Obwohl 1700 ein zehnjähriger Friedensvertrag mit der Türkei geschlossen wurde, schien es vielen, dass er verletzt werden würde und die Türken zusammen mit den Schweden Russland angreifen würden. Die Befürchtungen der russischen Regierung waren nicht unbegründet. Der Krim-Khan Davlet-Girey hasste die Russen, organisierte ununterbrochene Feldzüge gegen die südlichen Städte Russlands und beraubte sie. Vor einer offenen Invasion russischer Ländereien wurde er nur vom türkischen Sultan Ahmet III. Dem königlichen Hof war ein derart prekärer Zustand im Süden bekannt, und er bemühte sich um eine „flexiblere“ Politik. Der russische Botschafter in Istanbul, P. A. Tolstoi, sparte nicht mit „Geschenken“ und Gold, um einflussreiche türkische Minister und ausländische Kopfhörer des Sultans zu bestechen. Über anderthalb Millionen Gold-Efimki wurden ihnen „als Geschenk“ zugeteilt. Solch ein luxuriöses Geschenk spielte eine entscheidende Rolle, und die Türkei hielt Frieden mit Russland (N. Molchanov).

Mit Blick auf die Zukunft werden wir über das weitere Schicksal von Murat berichten. Natürlich war er ein mutiger und geschickter Anführer. So konnte er auf dem Rückweg 1600 Kuban-Tataren zur Rebellion aufstacheln und eroberte mit ihrer Hilfe im Februar 1708 die Stadt Terek und belagerte ihre Festung 10 Tage lang. Aber die vom Astrachan-Gouverneur Peter Apraksin entsandten Regierungsabteilungen, darunter 400 Astrachan-Tataren (hier ist es - ein Beispiel für die blutige Politik des Zarismus: die Vernichtung der Muslime durch die Hände der Muslime selbst!), Besiegten die Rebellen. Der verwundete Murat wurde gefangen genommen. Zuerst wurde er in Astrachan gefoltert, dann wurde er nach Kasan eskortiert, wo er am Galgen den Märtyrertod erlitt und an der Rippe aufgehängt wurde...

Die Freiheitskämpfer in den Gebieten Kasan und Ufa konnten noch nichts von dem bevorstehenden tragischen Schicksal ihrer Gesandten wissen, und im Herbst 1707 waren sie alle entschlossen, für die vollständige Unabhängigkeit zu kämpfen. Um Kasan von den Kolonialisten zu befreien, gingen die Rebellenabteilungen in das Kasaner Territorium und näherten sich Anfang Dezember der Kama. Menzelinsk wurde belagert, der Angriff auf Zainsk begann, es gab Kämpfe in der Nähe von Bilyarsk.

Erschrocken über das neue Ausmaß des Aufstands floh Kudryavtsev unter dem plausiblen Vorwand, dass es notwendig sei, den Zaren um zusätzliche Straftruppen zu bitten, nach Moskau. Dort angekommen, erstattete er am 27. Dezember in Preobraschenskoje Peter I. einen ausführlichen Bericht, in dem er die rebellischen Muslime dem Zaren als wilde und blutrünstige Feinde der Christen vorstellte. Die Unruhen der Bauern der Wolga-Region alarmierten den Zaren. Tatsächlich befand sich zu diesem Zeitpunkt sein wichtigster und schrecklichster Feind, Karl XII., bereits in Polen, und seine 35.000ste Armee war bereit, Russland jeden Moment anzugreifen.

Während dieser Monate verlor Peter I. seine Selbstbeherrschung und seinen Willen so sehr, dass es schwierig ist, selbst historischen Tatsachen Glauben zu schenken. Zu welcher Art von Demütigung hat sich der Zar nicht begeben, um die Invasion der schwedischen Armee zu verhindern?!. Um Karl XII. zu einem Friedensschluss mit Russland zu bewegen, suchte er fieberhaft nach Vermittlern unter einflussreichen ausländischen Persönlichkeiten. So ging Sonderbotschafter Andrey Matveev zum englischen Herzog von Marlborough und versprach ihm im Erfolgsfall im Namen von Peter 200.000 Gold Efimkov, den Orden des Heiligen Andreas des Erstberufenen, einen Rubinstein von unglaublicher Größe und ein Fürstentum in einem der drei - Kiew, für die Vermittlung als "Geschenk", Wladimir oder Sibirien - Fürstentümer mit einem Jahreseinkommen von 50.000 Efimki. Leider konnte selbst solch eine undenkbare Großzügigkeit Marlborough nicht auf die Seite von Peter bringen. Der englische Herzog traf persönlich in Sachsen ein und neigte sein Haupt vor Karl. Dann versuchte Peter, durch den französischen Botschafter in Russland, Bazinval, einen Waffenstillstand zu erreichen. Durch ihn versprach Peter, Karl die gesamte Ostseeküste zurückzugeben, außerdem versprach er ihm einen Teil von Weißrussland und der Ukraine, wenn nur der schwedische König St. Petersburg und die Mündung der Newa nach Russland verlassen würde. Und dieses Mal hörte der russische Zar nur die arrogante, demütigende Antwort Karls, dass er bereit sei, den letzten Soldaten seines Staates zu opfern, was Piterburh in den Händen von Peter belassen würde. Auf die Nachrichten aus Russland über das verrückte Tempo, das Peter I. in St. Petersburg baute, antwortete Karl auch nur mit einem Lächeln: "Lass ihn bauen, es wird immer noch unser sein" (N. Molchanov, V. Pavlenko).

Natürlich machten solche düsteren Nachrichten von den Botschaftern Peter wütend, er war gezwungen, in ständiger Anspannung zu sein. Seine Seele wurde auch von Berichten über die unaufhörlichen Überfälle von Davlet Giray auf die südrussischen Außenbezirke gequält. Im Herbst desselben Jahres 1707 brach ein Aufstand der Donkosaken aus. Die Kosaken, angeführt vom Bakhmut-Ataman Kondraty Bulavin, vernichteten fast vollständig die Abteilung von Prinz Yuri Dolgoruky, die von Peter zum Don geschickt wurde, um die Flüchtlinge zu zählen und Bargeldsteuern zu erheben. Der Zar schickte Strafregimenter an den Don, und der Aufstand flammte nur auf. Und hier hört der Aufstand der Baschkiren und Tataren im Kasaner Territorium nicht auf ...

Am 30. Dezember 1707 fühlte sich Peter wie auf einer heißen Bratpfanne und rief die engsten Minister von Preobraschenskoje an. Admiral Fjodor Apraksin, Oberhaupt des Ordens des Kasaner Palastes Boris Golitsyn, Bojaren Tichon Streshnev, Iwan Musin-Puschkin, Pjotr ​​Lwow, Luka Dolgoruky trafen ein. Hier wurde beschlossen, dringend 5 Strafregimenter nach Kasan zu schicken. Brigadier Pyotr Chovansky, erfahren in Kämpfen mit den Schweden, wird zum Kommandeur aller Streitkräfte in der Region ernannt, und General Gulits ist sein Assistent. Khovansky erhält unbegrenzte Befugnisse. General Kudryavtsev, der 5.000 Zünder und die gleiche Anzahl von Schwertern mitgenommen hat, um die kasanischen Adligen und Handwerker zu bewaffnen, zieht sich dringend zurück.

In Kasan waren bereits 4 Dragoner-Regimenter unter dem Kommando von V. Sheremetev, I. Boltin, Yu Urn, A. Dmitriev-Mamonov konzentriert. Eine Abteilung tatarischer Feudalherren in 1379-Leuten wurde sofort geschaffen. Zusätzlich zu ihnen operierten noch die Regimenter von Leonty und Fedosey Esipov, Ivan Rydar, Pyotr Khokhlov, Lev und Sidor Aristovs in der Region. Es gab auch Abteilungen der Bestrafer S. Varaksin, I. Urakov und vieler anderer.

Aber zu diesem Zeitpunkt hatte die nationale Befreiungsbewegung bereits die gesamte weite Wolga-Ural-Region erfasst. Als die Rebellenabteilungen im Dezember 1707 die Kama überquerten, schlossen sich ihnen die Tataren fast aller Dörfer aus den vier Straßen der Provinz Kasan an, und die Zahl der Rebellen erreichte nach Angaben zaristischer Beamter 30-40.000 Menschen. (Hier müssen wir einen kleinen Exkurs vom Verlauf der Geschichte machen und die Aufmerksamkeit der Leser auf die folgenden Zahlen lenken. 1730 berichtete der Kasaner Gouverneur Artemy Volynsky, der zukünftige Kanzler Russlands, dem Senat in seinem Bericht, dass bis 1710 gab es auf dem Territorium von Baschkirien 35, höchstens 40.000 Einwohner, natürlich sind es Männer.Wenn wir der Logik der Moskauer und Ufa-„Wissenschaftler“ folgen und den Aufstand, den wir als rein baschkirisch betrachten, anerkennen, wird er sich wenden als völlige Absurdität herausstellen. Nun, jeder Baschkire, besonders ein alter Mann oder ein Kleinkind, kann kein Rebell werden!)

Auf kasanischem Boden wuchsen auch neue Anführer des Aufstands heran, wie Balta-batyr, Akhmet, Toyka, Kurazman Urazov, Urazai Moskov, Yakub Kulmametov, Ismagil-Abyz, Urmet, Azamat und Dutzende andere. Ende Dezember 1707 eroberten die Rebellen Zainsk, die Stadt selbst wurde niedergebrannt und die Menschen niedergemetzelt. Um Menzelinsk, Novosheshminsk, Bilyarsk und Yelabuga kam es zu heftigen Kämpfen, die belagert wurden. Sie waren aktiv an den Aufständen der Tataren, Baschkiren, Tscheremis, Wotjaken, Ars und in der Nähe von Sarapul, Kungur, beteiligt und eroberten eine Reihe russischer Dörfer.

Die fortgeschrittenen Abteilungen der Rebellen gingen nach Kasan. Ismagil-Abyz besetzte mit seiner 3.000 Mann starken Abteilung das Dorf Chistoe Pole, überquerte die Kama, eroberte Rybnaya Sloboda, die Dörfer Oshnyak, Bolshiye Saltani. Kusyum Batyr zerstörte das Ilbukhta-Kloster (in der Nähe von Chelny), Kurazman Urazov belagerte Mamadysh. In den Dörfern Seitovy Saba, Tyulyachi, Balandysh, Savrush, Metyaska - mit einem Wort, überall wurden immer mehr Abteilungen geschaffen. Die besten von ihnen haben bereits die Dörfer Shuran, Chepchugi, Mokshino, Yunusovo, Iya, Tyubyak, Chirpy erobert, die nur 30-40 Meilen von Kasan entfernt waren, ihre Bewohner wurden ebenfalls zu Rebellen (klassifizieren Sie diese Dörfer und ihre Bewohner wirklich als Baschkiren, Herren Moskau und Ufa-"Wissenschaftler"?).

Die Anführer der Abteilungen errichteten in den Dörfern Savrush und Baltasi, 70-80 Werst von Kasan entfernt, ihr eigenes spezielles Hauptquartier des Aufstands. Entlang aller Straßen wurden Patrouillen eingesetzt, und es wurde eine enge operative Kommunikation mit den Abteilungen aufrechterhalten. Viele Abteilungen strömten nach Savrush und Baltasi, alle Rebellen freuten sich auf den Befehl, die Hauptstadt des ehemaligen Khanats und die vollständige Befreiung der Region vom russischen Joch zu stürmen.

Nachdem die Handlanger des Zaren in Kasan die Nachricht von dem unerhörten Ausmaß des Volksaufstands erhalten hatten, gerieten sie in einen Schockzustand. Panik erfasste alle, viele Adlige und Kaufleute begannen, nachdem sie ihre Juwelen geladen hatten, die Stadt zu verlassen. Um den Angriff auf Kasan zu verhindern und die Rebellenabteilungen abzuwehren, schickte Kudryavtsev Anfang Februar eine ganze Brigade von Bestrafern unter dem Kommando von A. Dmitriev-Mamonov gegen die Rebellen. Kudryavtsevs übereilte Maßnahmen blieben jedoch erfolglos. Das Dragonerregiment von V. Sheremetev mit blutigen Kämpfen erreichte Mamadysh und musste sich nach Kasan zurückziehen, da es dem Kampf mit der Abteilung von Kurazman Urazov nicht standhalten konnte. Die Infanterieregimenter von Dmitriev-Mamonov und F. Esipov, die geschickt wurden, um Yelabuga von der Belagerung zu befreien, schafften es nicht, auch nur die Hälfte des Weges zu gehen. Bevor sie Zeit hatten, das Dorf Tjulyachi zu verlassen, wurden sie von den Tataren aus den Dörfern Seitovy Saba und Zyuri angegriffen. Am nächsten Tag traf eine Abteilung von 4.500 Menschen aus dem Dorf Savrush ein, um den Rebellen zu helfen. Als Ergebnis der Schlacht wurden die Bestrafer besiegt und zogen sich in das Dorf Balandysh zurück. Hier wurden sie von Rebellen umzingelt und standen 15 Tage lang aktionslos da.

Aber die Uneinigkeit in den Aktionen der Führer des Aufstands wirkte sich aus. Aldar-Tarkhan, der erst am 1. März 1708 in Begleitung von 9 Reitern im Dorf Savrush ankam, schlug vor, dass Kusyuma, Ismagil-Abyz, Urazai und andere Führer sich dort versammelten, um einen gewissen Hadji Sultan mit einem fast unbekannten Stammbaum zum Herrscher zu ernennen des zukünftigen Kasaner Khanats. Tatsächlich war es das Baschkirische der Nogai-Straße Khadzhi (Khazi) Akkuskarov. Aber die Führer weigerten sich, Blut für den frischgebackenen "Sultan" zu vergießen. Danach begannen die Anführer des Aufstands unter Bezugnahme auf die angeblich erwartete Verstärkung aus Zakamye auf jede erdenkliche Weise, den Zeitpunkt des Angriffs auf Kasan hinauszuzögern.

In der Zwischenzeit traf Pyotr Khovansky mit fünf Regimentern unter dem Kommando der Militärobersten G. Titov, N. Annenkov, G. Yankovsky, V. Meshcherinov und S. Norov in Kasan ein. Und die Regimenter von Sheremetev, Dmitriev-Mamonov, Esipov, die in der Nähe von Mamadysh und Balandysh umzingelt waren, schafften es, aus dem Ring auszubrechen und begannen, die tatarischen Dörfer rücksichtslos zu plündern, indem sie die angesammelte Wut auf sie ausließen. Die Regimenter von Sergeev und Sidor Aristov verließen ebenfalls die Einkreisung und begannen, die nahe gelegenen Dörfer um Menzelinsk, Sarapul, Karakulino zu verbrennen und auszurauben.

Gleichzeitig führte Kudryavtsev eine fieberhafte Rekrutierung kasanischer Adliger, Kaufleute und Handwerker in Strafmilizen an. Verräter-Murza Ishmurza Yaushev, Bikchura Isheev, Yusuf Mametov brauchten nicht lange, um sich selbst zu überzeugen. Und gegen die "Zweifler" unternahm Kudryavtsev einen heimtückischen Schritt. Um "zuverlässigen Schutz vor einem möglichen Einmarsch von Rebellen in Kasan" zu haben, trieb er die Frauen und Kinder tatarischer Kaufleute und Handwerker aus Siedlungen in Gefängnishöfe. Kudryavtsevs „Sorge“ um seine Untertanen hat greifbare Ergebnisse gebracht. Mehrere bewaffnete Milizen wurden geschaffen. Dieselben Abteilungen von "Freien" wurden in russischen Dörfern von Prokofy Kargashev, Osip Bertenev, D. Nevezhin und anderen rekrutiert.

Der Höhepunkt des Aufstands hatte begonnen. Aber der für die Rebellen vorteilhafte Moment war bereits verloren. Der zaristischen Regierung gelang es, etwa 15 reguläre und mit Kanonen bewaffnete Regimenter gegen die Rebellen zu konzentrieren. Einige von ihnen befanden sich bereits in dem Gebiet, in dem der Aufstand stattfand, und führten Strafoperationen durch. Die von Khovansky angeführten Regimenter verließen Kasan am 22. Februar und zogen in Richtung des Hauptquartiers der Rebellen. Auch Abteilungen der tatarischen Feudalherren und der russischen "Freien" traten in das "Geschäft" ein. Ein Teil der Strafmiliz richtete seinen Schlag auf das Lager der Rebellen in der Nähe des Dorfes Bolshie Saltani (jetzt in der Region Rybno-Sloboda in Tatarstan) und besiegte es. Dutzende Rebellen wurden getötet, viele wurden gefangen genommen. "Freemen" beeilten sich, die Dörfer niederzubrennen und zu ruinieren. Dutzende von tatarischen Witwen und Waisen wurden zur „Beute“ russischer Schläger, und es breitete sich ein großer Handel mit Gefangenen aus. So kaufte der Dienst Tatar I. Shigaev den Bauern Bolshie Saltanei Ishmet Ryskin und seinen Bruder von einem russischen Soldaten für 10 Rubel. Ishmets Schwester Zuleikha wurde von Kazan Sloboda Tatar Yusuf gekauft. Derselbe Yusuf "erwarb" einen anderen Tataren - Bakhti Urmanaeva. Die Brüder Mametov wurden Besitzer von drei tatarischen Frauen (I. Akmanov). Ein solches Schicksal erschreckte alle Rebellen. Daher zogen sich die Rebellenabteilungen von Bolshiye Saltany zurück, zuerst nach Rybnaya Sloboda, dann zum linken Ufer der Kama.

Es sei darauf hingewiesen, dass der Kommandeur der Straftruppen, Brigadier Khovansky, von Anfang an durch Versprechungen und Überzeugungsarbeit versuchte, den Aufstand friedlich zu löschen. Anfang Februar schickte er fünf Botschafter aus der tatarischen Siedlung Kasan zu den Anführern im Dorf Baltasi, machte die örtliche Verwaltung für alle Gräueltaten verantwortlich und versprach, alle zusätzlichen Steuern abzuschaffen. Er forderte auch, dass Sergeev, Sidor Aristov, Dmitrijew-Mamonov, Sheremetev und die Esipovs aufhören, „Dörfer niederzubrennen und abzuholzen“. Die friedlichen Schritte Chovanskys wirkten auf die Rebellen, die Verhandlungen begannen. Einige der Anführer der Rebellion schlugen vor, dass Khovansky persönlich nach Savrush kommen und verhandeln sollte. Er hat zugestimmt. Aber nachdem sie erfahren hatten, dass Khovansky mit einer Armee nach Savrush kommen würde, weigerten sich die Führer, sich zu treffen. Die Zeit verging, und sie war nicht zugunsten der Rebellen. Bis Ende Februar konzentrierte Khovansky etwa 10.000 Bestrafer um Kasan. Zusätzlich zu ihnen hatte die in der Region operierende Dmitriev-Mamonov-Brigade weitere zweieinhalbtausend Soldaten (I. Akmanov).

Natürlich erschreckte eine so riesige Armee von Bestrafern trotz ihrer Anzahl die Rebellen. Auch die Versprechungs- und Überzeugungspolitik Chowanskis konnte nicht verfehlen. Und obendrein hat der Vorfrühling Einzug gehalten. Die Rebellen befürchteten, dass Eis auf der Kama zu treiben beginnen und der Rückzugsweg abgeschnitten würde. Daher beeilten sich die Anführer der Abteilungen bei der Annäherung der Strafregimenter, sich zurückzuziehen, ohne auch nur in einen Kampf verwickelt zu sein. Das Hauptquartier des Aufstands aus den Dörfern Baltasi und Savrush wurde nach Zakamye in das Dorf Varzi verlegt. Die Volosts, die ohne den Schutz der Rebellen zurückblieben, begannen, den Bestrafern der Regierung die Treue zu schwören. So rückte Khovansky mit seinen Regimentern fast kampflos vor und traf am 17. März 1708 in Yelabuga ein.

Die kasanischen Behörden, angeführt von Kudryavtsev, waren besorgt über die mögliche Bestrafung durch den Zaren für ihre Gräueltaten und begannen, heimtückische Berichte nach Moskau zu schicken, in denen sie Chovanskys Handlungen verurteilten. Sie warfen ihm Weichheit und Untätigkeit vor.

Die Rebellen hatten zu diesem Zeitpunkt die Kama überquert. Chovansky, der in Yelabuga stationiert war, nahm die Verhandlungen mit den Führern wieder auf. Einige der Rebellen legten ihre Geständnisse ab. Am 26. Mai begannen Khovanskys Regimenter, die Kama zu überqueren und marschierten in Chelny ein. Dann beschlossen die Rebellen, zu gestehen, und mehrere Führer kamen zu Verhandlungen nach Khovansky. Sie forderten von Khovansky die Bestrafung von Sidor Aristov und Alexander Sergeev, die Entfernung des Ufa-Gouverneurs Lev Aristov von seinem Posten. Khovansky ernannte Stolnik Fjodor Esipow zum Gouverneur von Ufa. Die Rebellen versprachen, Yasak wie zuvor zu zahlen, jedoch ohne zusätzliche Steuern, die von den Profiteuren erfunden wurden. Ende Juni brachte auch eine Gruppe von Vorarbeitern unter Führung von Kusyum Schuld. Nur Aldar-Tarkhan beugte seinen Kopf nicht vor Khovansky und ging mit seiner Abteilung zur Nogai-Straße. Es sah bereits so aus, als würden sich die gegnerischen Seiten friedlich auflösen und es würde kein Unglück und kein Blutvergießen auf kasanischem Boden geben.

Leider blieben Kudryavtsevs heimtückische Denunziationen von Chovansky vom Zaren nicht unbemerkt. Am 16. Mai 1708 erließ er ein Dekret über die Bildung der Kasaner Provinz auf dem Gebiet des ehemaligen Khanats, wenig später ernannte er General Peter Apraksin zum ersten Herrscher. Zwei weitere Dekrete wurden erlassen, mit denen der Zar Khovansky persönlich schlug. Er war der erste, der den Kommandanten mit einem Brief ehrte - dies dient der Unterdrückung des Aufstands. Mit dem zweiten Dekret schickte er ihn gegen die aufständischen Kosaken zum Don - das ist sozusagen "für Weichheit".

Nach der Abreise von Khovansky begannen Kudryavtsev, seine Assistenten Sergeev und Aristovs erneut, die gesamte Region Kasan zu regieren. Blut und Tränen flossen erneut in allen Dörfern. Zunächst ersetzte Kudryavtsev Esipov, der vom Gouverneur von Khovansky Ufa eingesetzt wurde, durch Oberst G. Titov. Auf den Ruf desselben Kudryavtsev fiel Ende Juni 1708 eine 10.000 Mann starke Abteilung von Kalmücken in die Region ein. Die Kalmücken begannen rücksichtslos die Dörfer in der Nähe der Flüsse Xun und Ik zu plündern, Vieh zu stehlen und Frauen und Kinder gefangen zu nehmen. Die russischen Strafregimenter zeigten die gleiche Grausamkeit und den Verrat gegenüber den muslimischen Dörfern. Der Befehl von Peter I. selbst lautete: Behandle sie wie einen Feind.

Am 12. Mai 1708 erließ der russische Zar ein weiteres Dekret. Ihm zufolge forderte er die Entsendung von 5000 Mann von den Tataren und 1000 Mann von den Baschkiren für den Bau von St. Petersburg. Die baschkirischen Vorarbeiter weigerten sich, diesem Dekret nachzukommen, und in der Provinz Kasan begann die Zwangsrekrutierung. Sie sammelten Männer in Teams von fünfhundert und begannen, unter Eskorte nach Westen geschickt zu werden.

Bereits im Frühjahr 1708, als sich die Rebellenabteilungen über die Kama zurückzogen, verließen viele Bewohner der Region Kasan aus Angst vor der Rache der zaristischen Bestrafer die Rebellen. Tausende Tataren in ganzen Dörfern verließen ihre Orte und flohen in die baschkirischen Steppen. Als die von Kudryavtsev geschickten Soldaten begannen, Männer zu Bauteams zu bringen, wurde die Flucht der Tataren dorthin massiv.

Das Ende des Jahres 1708 war für die Provinzen Kasan, Menzelinsky und Ufa relativ ruhig. Vielleicht war einer der Gründe für den Niedergang der Befreiungsbewegung die Nachricht von der Niederlage der 16.000 Mann starken Abteilung des schwedischen Generals Levengaupt in der Nähe des Dorfes Lesnaya durch Peter I. am 28. September. Und jede weitere Schlacht zwischen Peter und Karl XII erforderte neue Kosten. General Pjotr ​​Apraksin, der im Januar 1709 in Kasan ankam, begann seine Tätigkeit, indem er die Anweisungen des Zaren über die obligatorische Erhebung von Steuern befolgte. Um die königliche Schatzkammer aufzufüllen, unternahmen lokale Beamte einen gnadenlosen Raubüberfall auf die Bevölkerung. 1709 wurden von den Bauern der Provinz Kasan 53.575 Rubel Steuern erhoben ("Die Geschichte von Tataria in Dokumenten und Materialien"). Und was, fragen Sie, waren die Verluste? Während des Aldar-Kusyum-Aufstands wurden allein in der Kasaner Provinz etwa 11.000 Bauern getötet, mehr als 2.500 Bauern wurden in anderen Bezirken getötet, mehr als 300 Dörfer wurden ausgeraubt und niedergebrannt ("Essays on the History of the Bashkir ASSR"; "Materials zur Geschichte der baschkirischen ASSR", N. Molchanov ). "Während des Aufstands flohen mehr als 10.000 Yasashniks aus dem Bezirk Kasan in die baschkirischen Steppen, nur in diesem Winter blieben weitere 4.000 Bauern übrig", schrieb P. Apraksin am 3. Juni 1712 an seinen Bruder, Feldmarschall ("Materialien zur Geschichte von Basch. ASSR"). 1710 ging die Zahl der Einwohner (Männer) um 27.540 Menschen zurück, von denen 10.476 auf der Flucht waren (S. Alishev).

Die Tataren, die aus Kasan in die baschkirische Steppe geflohen sind, haben zwar überhaupt nicht mit Reichtum und Ehren gerechnet. Um das Leben der tatarischen Siedler zu beschreiben, geben wir nur ein Beispiel aus dem Buch "Essays on the History of the Bashkir ASSR". Hier ist zum Beispiel das Schicksal des Migranten Nauruzgali Teneev. Da er seine Familie nicht ernähren konnte, musste er Landarbeiter bei Ibrai Burlakov werden. Ibrai gab ihm Saatgut und eine kleine Parzelle zum Säen von Getreide – unter der Bedingung, dass Nauruzgali drei Jahre lang anderthalb Morgen Roggen und Hafer auf dem Feld des Besitzers säte, die Ernte ernten und auf die Tenne bringen würde, und zwar jedes Jahr er muss dem Besitzer hundert Kopeken bereiten, Heu und fünf Klafter Brennholz. Ja, es war eine schwere Last für die Siedler, aber ihr Zustrom in die baschkirischen Länder hörte nicht auf. Denn hier erwartete man relative Freiheit von Kolonisation.

Die Umsiedlung der tatarischen und nach ihnen der tschuwaschischen, marischen und udmurtischen Bauern in die baschkirischen Steppen beunruhigte die zaristischen Herrscher sehr. In dem Bemühen, die entlaufenen Bauern an ihre früheren Wohnorte in der Provinz Kasan zurückzubringen, und um die immer noch nicht unterworfenen Ältesten zu vereidigen, wurden im Frühjahr 1709 bewaffnete Regierungsabteilungen in die Bezirke Menzelinsky und Ufimsky an der Nogai-Straße geschickt . Aber Aldar-Tarkhan, der eine 4.000 Mann starke Armee unter seinem Arm hatte, weigerte sich immer noch, den königlichen Gouverneuren zu gehorchen, und forderte Apraksin auf, Kudryavtsev, Sergeev und die Aristovs zu bestrafen. Seine Soldaten griffen die Fabriken Uktussky und Kamensky an und besiegten die Strafabteilung von Oberst Tolbuzin. Scharmützel mit Regierungsteams gingen bis in den Winter hinein. Während des ganzen Jahres 1709 gab es Unruhen im Transural. Es gab auch eine 3.000 Mann starke Abteilung von Rebellen unter dem Kommando des "Khans" - Hadji Sultan. Gouverneur Apraksin war 1709 gezwungen, einen Bericht über die endlosen Volksunruhen in der gesamten Provinz zu schreiben - er forderte immer wieder zusätzliche Straftruppen.

Im Frühjahr 1710 nahmen die Rebellen ihren Kampf wieder auf, ihre Auftritte waren jedoch bereits weniger aktiv und sie gingen hauptsächlich in die Nähe des Uralgebirges oder hinter ihn. Um den Aufstand zu unterdrücken, zog die Regierung erneut kalmückische Reiter an. Khan Ayuka schickte 5.000 Kalmücken gegen die Rebellen. Unter dem Druck der vereinten Strafkräfte mussten die Rebellen den Kampf einstellen.

Hier sei darauf hingewiesen, dass der "treue Sklave des Zaren" Peter Apraksin wissentlich um Hilfe rief "Ausländer" - den kalmückischen Khan Ayuka. Die endlosen Truppenbewegungen erforderten zusätzliche Kosten, für deren „Abzug“ Peter I. erneut die Steuern von den Bauern erhöhen musste. Und er hat seinen Untertanen schon das Letzte abgenommen. Ja, die Militärausgaben sind in die Höhe geschossen. 1710 gab die zaristische Regierung 1.252.000 Rubel für den Unterhalt der Armee, 444.000 für die Flotte und weitere 148.000 für "Geschenke" an verschiedene Botschafter und Vermittler aus. Auch der Bau des „Paradieses“ (Paradies) an der Newa – der neuen Hauptstadt – erforderte Hunderttausende. All diese Ausgaben belasteten die Schultern der russischen Bauern schwer, und der Bauer war, wie sie sagen, bereits nackt - wie ein Falke. Deshalb war es für den "treuen Untertanen" Apraksin rentabler, die Hilfe eines anderen in Anspruch zu nehmen ...

Im Sommer 1711 kamen die Karakalpaks den Rebellen zu Hilfe und der Befreiungskampf wurde wieder aufgenommen. Diesmal unternahmen die Rebellen einen Feldzug gegen Ufa, der jedoch fehlschlug. Trotzdem schickte Gouverneur Apraksin, der über etwa 7.000 Soldaten und Dragoner verfügte, weiterhin Berichte an die Regierung und forderte neue Strafregimenter.

Peter I. konnte Apraksin jedoch nicht helfen. Denn die Türken, die 1700 einen 10-jährigen Waffenstillstand schlossen, griffen am 9. Juli 1711 das viele Tausend starke russische Heer an und umzingelten es. Es gab auch Peter I. mit seiner Frau Catherine und engen Mitarbeitern. Der russische Versuch, aus der Belagerung auszubrechen, schlug fehl. Unter den russischen Soldaten, die ohne Trinkwasser und Nahrung zurückblieben, brach eine Epidemie aus und innerhalb weniger Tage starben mehr als 23.000 Soldaten. Weitere 5.000 Russen wurden während der Kämpfe getötet. Es schien, dass die Tage von Peter selbst gezählt waren. Es verfiel so sehr, dass es sich bereits wieder (!) bereit erklärte, alle ab 1696 eroberten Länder an die Türken und Schweden abzutreten, solange das "Paradies" es nicht berührte. Aber Vizekanzler P. Shafirov, der als Geisel geschickt wurde, gelang es, den türkischen Baltaich Pascha zu einer geringeren "Ruine" zu überreden. Er versprach Baltaycha Folgendes: Asov an die Türken abzutreten, plus ein Geschenk an ihn persönlich - 300 Millionen goldene Efimki. Baltaycha gab nach und zog seine Truppen zurück (N. Molchanov).

Apraksin schickte, ohne auf königliche Hilfe zu warten, seine Strafregimenter gegen die Rebellen. Die Rebellen hatten nicht mehr die Kraft, den Kampf fortzusetzen. Die Befreiungsbewegung in der Region blieb für eine Weile stehen.

5. STÄRKUNG DER KOLONIALEN UNTERDRÜCKUNG.

Der Aufstand, der als "Aldar-Kusyumovskaya" in die Geschichte einging und etwa 7 Jahre dauerte, verursachte eine starke Wut der zaristischen Regierung gegenüber dem tatarisch-baschkirischen Volk. Um die Völker der Provinz Kasan endgültig zu erobern und den freiheitsliebenden Geist von ihnen auszurotten, befahl Peter I. die Vorbereitung eines speziellen Programms zur Erfüllung dieser Aufgaben. Die russischen Missionare ließen den Zaren nicht im Stich. Bereits 1712-1714 bereitete der Vertreter des Adels, Ivan Pososhkov, das Programm "Väterliches Testament" vor, in dem er die buchstäbliche physische Vernichtung der Staatsangehörigen in den Kolonien des Zarismus forderte. Pososhkov forderte, Analphabeten im Ausland zwangsweise die russische Sprache beizubringen; mehrere Jahre steuerbefreit getauft; bei Rechtsstreitigkeiten zwischen Ungläubigen den Fall immer zugunsten der Getauften entscheiden; wenn Kinder von Ausländern die russische Sprache nicht vor dem 10. Lebensjahr gelernt haben, dann nehmen Sie sie von ihren Eltern weg; reiche Nichtjuden, die kein Russisch sprechen, um Reichtum zu berauben; nehmen Sie die getauften Bauern aus den tatarischen Murzas ("Die Geschichte von Tataria in Dokumenten und Materialien").

Ein solches Programm gefiel dem Zaren, und 1713 und 1715 erließ er nacheinander zwei Dekrete. In der ersten forderte er die tatarischen Murzas, die Bauern getauft hatten, auf, das Christentum innerhalb von sechs Monaten anzunehmen. Im zweiten befahl er, den ungetauften Gutsbesitzern die getauften Bauern samt den ihnen zustehenden Wiesen und Ackerflächen wegzunehmen.

Gleichzeitig gewann der Bau von Werken und Fabriken in den kasanischen Ländern einen weiten Umfang und mit der gewaltsamen Einbeziehung der lokalen Provinzbevölkerung, um daran zu arbeiten. Gemäß dem am 15. Mai 1712 erlassenen Dekret waren die Ausländer der Kasaner Provinz verpflichtet, sich an der Holzernte und Flößerei für den Schiffbau in St. Petersburg zu beteiligen. Darüber hinaus mussten tatarische und baschkirische Männer die östlichen Grenzen Russlands zu Zentralasien entlang des Yaik-Flusses schützen. In Kasan wurde 1712 eine Pumpenfabrik, 1714 eine Tuchfabrik und 1718 ein Gestüt gegründet. Es ist leicht zu erraten, dass der Bau von Werken und Fabriken nicht nur zum Zweck der wirtschaftlichen und industriellen Entwicklung durchgeführt wurde, sondern auch, um Ausländern die russische Sprache gewaltsam beizubringen und sie von Russen zu absorbieren, und muslimische Reiter wurden dorthin geschickt die Grenze mit der "guten" Absicht, ihre Zahl durch Scharmützel mit zentralasiatischen Muslimen zu reduzieren.

Wenn während des Aldar-Kusyumovsky-Aufstands der Bau von Metallschmelzanlagen auf dem Territorium der Provinz Kasan eingestellt wurde, hat diese Bewegung jetzt einen neuen Atemzug bekommen. Russische Bauern und Handwerker aus den zentralen Regionen Russlands zogen zur Arbeit in die Fabriken (warum ist das keine Zwangsassimilation?), tatarische und baschkirische Bauern wurden auch von ganzen Dörfern den Fabriken zugeteilt. Durch einen Sondererlass des Zaren erhielten Fabrikbesitzer das Recht, Bauern durch ganze Dörfer zu kaufen und sie Fabriken zuzuweisen. In tatarischen Dörfern, in denen zumindest einige Getaufte lebten, wurden Kirchen von ungetauften Bauern gebaut und die Politik der Zwangstaufe fortgesetzt. Auf dem Territorium der gesamten Provinz wurden alte und neue Festungen befestigt, Militärgarnisonen wurden vergrößert. Um einer aktiven Kolonisierung zu entgehen, flohen die Tataren immer weiter - in den Ural und an die Ufer des Yaik.

Unerwartet erschien im Herbst 1717 eine mächtige und schreckliche Kraft für die zaristische Verwaltung im Kasaner Bezirk und in Zakamye. Diesmal brach eine Rebellenabteilung in die Provinz Kasan ein und vereinte in ihren Reihen die kasachischen, karakalpakischen, tatarischen und baschkirischen Reiter, die bis in die kasachische Steppe gelangten. An der Spitze der Rebellen standen der Yasak-Tatar des Dorfes Tschelny Seit-batyr und sein Neffe Gabdrakhman Tuikin. Die Abteilung von Seit, in den königlichen Dokumenten als "Seitka der Dieb" bezeichnet, eroberte in relativ kurzer Zeit Festung um Festung, brannte russische Dörfer nieder, erhängte Priester, nachdem sie die Kama überquert hatte, näherte sie sich bereits Kazan. Zu den Rebellen von Seit gesellten sich die Tataren der umliegenden Dörfer sowie russische Bauern und Handwerker, die von der Unterdrückung durch die Grundbesitzer erschöpft waren, obwohl sie in den Dokumenten des Zaren als "Gefangene" bezeichnet wurden.

Der von Seit erhobene Aufstand dauerte bis zum Frühjahr 1718. Peter I. musste unter dem Kommando von Fjodor Zhilin zusätzliche Straftruppen gegen die Rebellen entsenden. Unter dem Ansturm der Bestrafer zogen sich die Rebellen wieder in die kasachische Steppe zurück. Peter schickte Zhilin zusammen mit den Soldaten als Botschafter zum kasachischen Khan Kaip. Der wütende Zar forderte Khan Kaip auf, „Seitka den Dieb“ zu fangen und auch die russischen „Gefangenen“ zurückzugeben. Zhilins Soldaten auf kasachischem Boden gerieten in eine seltsame Zwickmühle. Zuerst entwaffnete Ablai Sultan sie alle. Und nur Kaip Khan persönlich gelang es, ihnen die Waffen zurückzugeben. Anscheinend hat Seits Distanzierung den kasachischen Khan sehr geärgert. Deshalb schickte er eine starke Abteilung unter dem Kommando von Khudayberdi-Bagatur-Sultan, um Seit zu erobern. Doch die ergriffenen Maßnahmen blieben erfolglos. Seit hat seine Leute auf allen Straßen und Schluchten aufgestellt (nur seine eigenen? Haben ihm nicht auch die kasachischen Armen geholfen?). Khudayberdi kratzte überall, konnte Seit aber nicht einholen. Eine Abteilung von Rebellen raubte Handelskarawanen aus, die nach Chiwa und Buchara fuhren. Es gab fast keinen freien Durchgang. Seits Abteilung raubte auch die abgelegenen Städte Russlands aus. Alle hatten Angst vor ihm. Bis April 1722 wird der Name Seita in historischen Dokumenten erwähnt, aber danach reißt der Faden...

Ab 1718 begann eine noch grausamere Phase der Unterdrückung des tatarischen Volkes durch die zaristische Regierung. Durch einen besonderen Erlass von Peter dem Großen wurde in diesem Jahr in Kasan eine Werft gegründet, um Schiffe für die zukünftige Kaspische Flotte zu bauen. Mehr als 56.000 Männer aus der Provinz Kasan, darunter 23.750 Tataren (S. Alishev, V. Vitebsky ... Es gibt jedoch andere Zahlen. So schreiben N. Kalinin und G. Gubaidullin, dass die Anzahl der der Admiralität zugewiesenen Tataren erreichte 1722 65.679 Menschen).

Die Holzfäller, später "Lashmans" genannt, mussten monatelang ohne Unterbrechung in den Wäldern arbeiten, um Nahrung für sich und Futter für Pferde zu bringen. Darüber hinaus waren sie verpflichtet, eine jährliche Kopfsteuer in bar zu zahlen - von jedem Mann 1 Rubel 10 Kopeken. Beispielsweise wurden nur 1718 mehr als 120.000 Rubel von den Völkern der Provinz Kasan (N. Kalinin, "Kasan") gesammelt. Hunderte von Bauern starben jedes Jahr beim Holzeinschlag. Viele wurden lebenslang verkrüppelt. Die Bauern, die mit der harten Arbeit unzufrieden waren, begannen erneut in die baschkirischen Steppen zu fliehen, weg von den königlichen Pflichten. Die Massenmigration der Tataren nach Baschkortostan wurde auch durch die erste von Peter dem Großen eingeführte Revision (Volkszählung) erleichtert, die 1719 begann. Die muslimische Bevölkerung der Region empfand diese Tat als Volkszählung für Zwangstaufen. In diesem Jahr standen von 46.841 Yards Yasak-Bauern im Kasaner Bezirk 19.932 Häuser leer (D. Rakhimov. Sika nichiyash, tugan avylym? "Socialist Tatarstan", 1990, 4. Februar). Aus historischen Dokumenten geht hervor, dass im Jahr 1721 allein im Kasaner Bezirk (S. Alishev) 13.203 Menschen von der Arskaya-Straße geflohen sind. Und die zaristische Regierung hat natürlich alle möglichen Maßnahmen für ihre Rückkehr ergriffen.

Zu diesem Zweck wurden am 1. April 1722 spezielle Regimenter unter der Leitung von Oberst Graf I. G. Golovkin in die Landkreise Menzelinsky und Ufa entsandt. Lokale Tataren, Baschkiren, Mishars, Teptyars vereinten sich und begannen zu kämpfen, um zu verhindern, dass die königlichen Abteilungen in ihre Volosts eindrangen, und um die Tataren zu befreien, die in die Hände von Bestrafern fielen. Vielleicht sollten diese Jahre als der Höhepunkt der jahrhundertealten Freundschaft zweier verwandter - tatarischer und baschkirischer - Völker betrachtet werden. Die Baschkiren bildeten daraufhin eine Mauer gegen die Deportation der Tataren. Der Senat erließ für Golovkin ein Sonderdekret, um insbesondere jene Tataren auszuweisen, die in Freundschaft mit den Baschkiren lebten. Die Baschkiren hingegen weigerten sich, Leute aufzugeben, die gebildet waren, Mullahs und Abyzs, die Bäckereien, Mühlen, Lederwerkstätten, Manufakturen hatten, die sich Geld von den Baschkiren geliehen hatten. Als sich die zaristischen Offiziere mit ihrem Zustand abgefunden hatten, begannen die Baschkiren, "Schulden" an die Tataren zu verteilen. Die baschkirischen Vorarbeiter stellten Pferde und Karren für den Abtransport der Flüchtlinge nicht zur Verfügung. Wenn die Bestrafer die Tataren gewaltsam wegnahmen, organisierten die Baschkiren nachts Angriffe auf ihre Karren, schlugen die Gefangenen und halfen ihnen, zu den Kalmücken, Karakalpaks und auch in die kasachische Steppe zu fliehen.

Die von der Autokratie organisierte Massenrazzia scheiterte. Golovkin, der weit und breit an den baschkirischen Wolos vorbeiging, erreichte in einem Jahr die Rückkehr von nur 4965 tatarischen Familien in ihre frühere Residenz ("Materialien zur Geschichte der Basch. ASSR"). Aber die Hälfte von ihnen, die sich auf die Tatsache beriefen, dass ihre Grundstücke bereits unter den Dorfbewohnern aufgeteilt und ihre Häuser zerstört waren, ging wieder nach Zakamye. So „verschwanden“ 1725 allein im Kasaner Bezirk 3.900 Männer von der Arskaya-Straße (G. Gubaidullin). Die Tataren, die sich in Baschkortostan niederließen, um einer erneuten Deportation zu entgehen, wurden bei Revisionen als „Baschkiren“ erfasst.

Artemy Volynsky, der 1730 zum Gouverneur des Kasaner Territoriums ernannt wurde, beschrieb in seinem Bericht an den Senat den Migrationsprozess der Tataren wie folgt: "... in den letzten 20 Jahren gab es keine direkten Baschkiren mit mehr als 35.000 oder mindestens 40.000 , und jetzt gibt es mehr als 100.000 Flüchtlinge, nämlich: Kasan, Simbirsk, Temnikovsky und andere Zollbezirke, die Yasash-Tataren gingen in die Baschkiren ("Die Geschichte von Tataria in Dokumenten und Materialien").

Gewiss, Peter I. kennt und wird diese Zahlen nicht kennen. Er ist immer noch in St. Petersburg, feiert den Sieg über die Schweden und tanzt betrunken auf den Tischen. Russland erreichte schließlich am 30. August 1721 den Abschluss des Nystädter Friedens mit Schweden. Der Senat erklärte Russland zu einem Imperium und Peter zu seinem ersten Kaiser. Doch außer dem preußischen König Friedrich Wilhelm hatte es keiner der Autokraten in Europa eilig, ihn als Kaiser anzuerkennen. Der beleidigte Peter befahl der Armee und der Marine, sich auf den "Perserfeldzug" vorzubereiten, um zu beweisen, dass Russland sowohl wirtschaftlich als auch militärisch eine mächtige Macht ist, die in der Lage ist, allein Krieg zu führen, und natürlich um neue Länder zu erobern. - zur vollständigen Eroberung der kaspischen Küste und des Kaukasus. Und die Tatsache, dass das russische Volk in den Kämpfen nur gegen die Türkei über 100.000 Soldaten verloren hat, hat Peter nicht einmal erwähnt (N. Molchanov, N. Pavlenko).

Die tatarisch-baschkirischen Vorarbeiter nutzten auch den gastfreundlichen Zustand des russischen Zaren nach dem Sieg im Nordischen Krieg. 1722 traf eine Sonderbotschaft mit 55 Personen (darunter der Vater des zukünftigen Pugachev-Ataman Kinzi Arslanov - Arslan Akkulov) in der Hauptstadt ein. Sie reichten eine Petition mit der Bitte an Peter ein, General Kudryavtsev, Oberst Sergeev und die Aristov-Brüder für die Gräueltaten zu bestrafen, die sie zwischen 1705 und 1710 gegen die Wolga-Völker begangen hatten. Der König ordnete eine Untersuchung an. Bald wurde Kudryavtsev vom Posten des Vizegouverneurs von Kasan entlassen und Sergeev angeblich sogar gehängt.

Kein Wunder, von diesem König war jede Bestrafung zu erwarten. Immerhin hatte er 1718 die Grausamkeit, seinen eigenen Sohn Alexei hinzurichten. 1722 befahl er, den sibirischen Gouverneur Gagarin wegen Bestechung und Unterschlagung zu enthaupten. Für das gleiche Vergehen setzte er seinen geliebten Vizekanzler Shafirov auf den Block und hatte erst im letzten Moment Gnade (N. Molchanov, I. Akmanov, N. Pavlenko).

Im Mai 1722 brachen russische Truppen zum persischen Feldzug auf, und Peter und seine Frau kamen in Kasan an. Am Treffen des Zaren nahmen nur "würdige" Personen teil, die aus den Siedlungen ausgewählt wurden. Peter blieb im Haus des reichsten Kaufmanns Ivan Mikhlyaev (jetzt M. Jalil Street, 19). In Kasan feierte der Zar seinen 50. Geburtstag, beteiligte sich an der Verlegung der Peter-und-Paul-Kathedrale, machte sich mit dem Stand der Dinge in der Admiralität, Tuchfabriken und anderen Unternehmen vertraut. Ein paar Tage später, auf dem Weg zum Kaspischen Meer, hielt er bei den Bulgaren an und untersuchte die Ruinen der ehemaligen Hauptstadt des alten Staates. Er bestieg das Kleine Minarett, das sogar auf dem Stein eingezeichnet war.

Während Peters Aufenthalt in den Bulgaren gab es mehr als 70 verfallene oder überlebende (nach der Zerstörung der Stadt durch Fedor Motley im Jahr 1431) Gebäude (während des "Besuchs" von Katharina II. Im Jahr 1767 wurde ihre Zahl auf 44 reduziert und heute). die Anzahl der "überlebenden" Gebäude beträgt nur 6 ). Dann war das 23-25 ​​Meter hohe Große Minarett noch "ganz". Allerdings hatte es sich bereits gekippt, und Peter traute sich nicht, es zu erklimmen. Er befahl jedoch, das Minarett in einen Eisenring „einzukleiden“, um es vor dem Herunterfallen zu bewahren. Hier lernte Peter die Inschriften auf den Grabsteinen kennen (ihr Inhalt wurde von Kadyrmukhamet Sunchaliev an den König übersetzt). Der Zar befahl der kasanischen Verwaltung, diese Steine ​​aufzubewahren und den Inhalt der Inschriften neu zu schreiben. (Ein Teil der Anweisungen des Königs wurde tatsächlich ausgeführt. K. Sunchaliev und Yusuf Ishbulatov schrieben den Inhalt der Inschriften von mehr als 50 Grabsteinen um, ein Eisenring wurde auf das Große Minarett gesetzt. Aber leider fiel das Minarett 1841 immer noch. Und die Grabsteine, deren Aufbewahrung Zar Peter angeordnet hatte, legten russische Vandalenmissionare den Grundstein für die Himmelfahrtskathedrale, die auf tatarischen Gräbern errichtet wurde ...).

Peter I. nahm eine 106.000 Mann starke Armee mit auf den Perserfeldzug, von denen 50.000 tatarische Reiter, Soldaten und Ruderer waren ("Geschichte von Kazan"; R. Fatkhutdinov; A. Karimullin). Der russische Zar konnte in diesem Feldzug jedoch keinen Ruhm und großen Erfolg erzielen. Während des Kaspischen Sturms wurde die russische Flotte fast vollständig zerstört. Aufgrund der Hitze und des Mangels an Trinkwasser und Nahrung breitete sich die Krankheit unter den Soldaten aus. Peter gelang es, nur die Festung Derbent zu erobern, aber die Küste des Terek. Dann überließ er General A. Matyushkin das Kommando und kehrte nach St. Petersburg zurück. Matyushkin eroberte die Stadt Rasht und Baku (N. Molchanov, K. Valishevsky). 1723 wurden auf Erlass von Peter dem Großen 5.000 Tataren aus dem Kasaner Bezirk gewaltsam geschickt, um eine Festung am Fluss Kura zu bauen. Davon starben 3792 bereits auf dem Weg an der Epidemie, 110 Menschen flohen und nur 40 kehrten halbverkrüppelt nach Hause zurück ("Geschichte Kasans"; S. Alishev).

Der unersättliche Peter, der die Grenzen der Eroberung neuer Kolonien für Russland nicht kannte, schmiedete bereits Pläne, ganz Asien im Osten, den Kaukasus, die Krim, die Türkei, den Iran, Indien im Süden, Polen, Schweden, Norwegen, Italien, Frankreich im Westen. Dieser größenwahnsinnige Zar träumte davon, irgendwann die ganze Welt in eine russische Kolonie zu verwandeln und die Hauptstadt des Staates nach Istanbul zu verlegen. Damit seine Varis die gleiche aggressive Politik fortsetzen, schrieb er ein geheimes „Testament“ an seine Nachkommen („Kazan Utlary“, 1992, Nr. 1). Um diese Ziele zu erreichen, brachte er die Zahl der Soldaten in der russischen Armee auf 210.000, in der Marine auf 40.000 und in den Kosakentruppen auf 100.000 (N. Molchanov). Aber er konnte sein "großes" Schicksal nicht erfüllen. 28. Januar 1725 starb Peter I.

Dennoch haben sich seine Nachfolger nach dem Tod des Petrus sehr um die Ausführung seines „Testaments“ bemüht. Während der Regierungszeit von Katharina I., Peter II., Anna Ioannovna und Elizaveta Petrovna richtete sich die aggressive Politik Russlands hauptsächlich nach Osten. Ohne jedoch die endgültige Kolonisierung der Länder von der Wolga bis zum Ural durchgeführt zu haben, dachte die zaristische Regierung nicht daran, die kasachischen Ulus, die Chanate von Chiwa und Buchara, d.h. in ganz Zentralasien. Aus diesem Grund wies der Senat alle Beamten an, ein Sonderprogramm für die Kolonisierung der Zakama-Ländereien vorzubereiten. 1724 war Vasily Tatishchev, Manager staatlicher Fabriken in der Provinz Kasan und Sibirien, der erste, der ein solches Projekt vorbereitete. Heute in Lehrbüchern und Enzyklopädien als Geograph und Historiker und in seiner Zeit als gnadenloser Kolonialist und Bestrafer dargestellt, forderte Tatishchev eine härtere Politik der Zwangstaufe von Muslimen und einen aktiveren Einsatz militärischer Gewalt gegen sie. Aber sein Projekt wurde nicht genehmigt.

1730 legte der kasanische Gouverneur Artemy Volynsky, der vorschlug, die Zahl der Truppen in den Garnisonen der Zakamsky-Festungen zu erhöhen, dasselbe Projekt auf den Tisch der Kaiserin. die Zahl der Muslime in den Wolga- und Uralregionen um die Hälfte zu reduzieren, indem sie gegen die Kasachen, Kalmücken und Karakalpaks in den Krieg geschickt werden; Um die genaue Lage der Dörfer und die Anzahl der Einwohner herauszufinden, schicken Sie kluge Adlige unter dem Deckmantel des Kaufs von Pferden in die baschkirischen Steppen. den Bewohnern der baschkirischen Steppe eine jährliche Steuer von 50.000 Rubel auferlegen oder von ihnen bis zu 5.000 Pferde fordern; Amanats (Geiseln) von jedem Volost nehmen und in Kasan behalten; Muslimen ist es bei Todesstrafe untersagt, Waffen zu besitzen oder herzustellen.

Obwohl der von Wolynski ausgearbeitete Entwurf den zaristischen Herrschern gefiel, wurde er auch noch nicht genehmigt. Dann begannen der getaufte Tatar Murza Aleksey Tevkelev (Kutlumukhamet Mamashev) und der Obersekretär des Senats Ivan Kirilov, der in der russischen Geschichtsschreibung als herausragender Geograph dargestellt wird, in Wirklichkeit aber ein blutiger Henker war, ein Kolonisationsprojekt auszuarbeiten, das war erfreulich für die Regierung. Tevkelev, ein Verräter seines Volkes, klettert seit langem die Leiter der Macht hinauf. Er begann seinen Dienst als Übersetzer eines ausländischen Kollegiums, wurde von Peter bemerkt und 1716 als Teil der russischen Botschaft nach Persien geschickt. 1731 schickte ihn Zarin Anna Ioannovna als russischen Botschafter nach Zentralasien, und Tevkelev erreichte dort einen Treueeid auf Russland vom kasachischen Khan Abulkhair. 1734 listeten Tevkelev und Kirilov im Wesentlichen die Vorschläge von Tatishchev und Volynsky auf, fügten jedoch "rein ihre eigenen" hinzu - den am Fluss Or, der eigentlich die Grenze zwischen den kasachischen und baschkirischen Nomaden ist, um eine neue mächtige Festung zu errichten; Bedecken Sie die gesamte Küste von Yaik mit einem Netzwerk von Militärfestungen mit mächtigen Garnisonen. muslimische Älteste durch kleine Geschenke auf die Seite der Regierung zu locken und so gegenseitige Feindschaft unter ihnen zu wecken; den Bau von Fabriken beschleunigen, russische Dörfer dorthin umsiedeln usw. ("Geschichte Tatarias in Dokumenten und Materialien"; A. Chuloshnikov).

Nachdem die zaristische Regierung Zentralasien als nächstes Opfer ihrer aggressiven Politik auserkoren hatte, war sie besonders beeindruckt von dem Vorschlag, einen neuen militärischen Außenposten – das künftige Orenburg – an der Grenze zu Asien zu errichten. Daher wurde dieses Projekt am 1. Mai 1734 sowohl vom Senat als auch von der Königin genehmigt. Die Beamten, die das Projekt erstellten, wurden jedoch je nach Herkunft und Nationalität mit Preisen und Ehrungen bedacht. Kirilov wurde in den Rang eines Generalmajors befördert und erhielt 3.000 Rubel als Geschenk. Tevkelev musste sich mit dem Rang eines Obersten und tausend Rubel begnügen. Gleichzeitig wurde der Befehl erteilt, ein spezielles Team in Zakamye abzusetzen, um das Tevkelev-Kirilov-Projekt umzusetzen. Zum Leiter dieses Kolonialfeldzugs, der unter dem „ursprünglichen“, ja „zivilisierten“ Namen „Orenburg-Expedition“ in die Geschichte einging, wurde natürlich Kirilov ernannt und Tevkelev als sein Assistent identifiziert („Geschichte von Tataria ..."; I. Akmanov, N. Ustyugov, A. Chuloshnikov).

Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts war die Goldene Horde in drei getrennte Staaten aufgeteilt: das Khanat von Kasan (gegründet 1445), das Khanat von Krim (1449) und der Rest der Goldenen Horde, die ihr Zentrum in Sarai am Unteren hatte Wolga und wurde als die Große Horde bekannt. Östlich der Wolga entstanden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mehrere andere Staaten: das Khanat Tjumen in Westsibirien, die Nogai-Horde, das kasachische Khanat (früher Kirgisen genannt) und das usbekische Khanat. Die Bevölkerung von jedem von ihnen war eine Mischung aus mongolischen Herrscherfamilien mit lokalen türkischen Stämmen, die selbst eine Mischung aus Türken mit turkisierten Iranern waren.

Mit dem Untergang des Mongolenreiches rückte das turkische (tatarische) Element der Goldenen Horde in den Vordergrund. Russische Chroniken und andere Dokumente verwendeten sogar in der mongolischen Zeit den Begriff "Tataren". Daher müssen wir wie im vorherigen Band „Russland im Mittelalter“ die herrschenden Völker der Goldenen Horde und die Khanate, die sie geerbt haben, „Tataren“ und nicht „Mongolen“ nennen.

Um 1452 nutzte der Großherzog von Moskau Wassili II. Zwietracht unter den Tataren. befreite sich tatsächlich von der tatarischen Oberhoheit und hörte auf, regelmäßige Tribute zu zahlen. Außerdem gelang es ihm, mehrere Gruppen von Tataren in seinen Besitz zu locken. Und 1480, während der Regierungszeit von Großherzog Iwan III., wurde Moskau rechtlich unabhängig.

Die Angriffsdrohung durch die Tataren ging jedoch nicht vorüber. Selbst nach dem endgültigen Zusammenbruch der Goldenen Horde (1502) konnten ihre Erben, die Khanate von Kasan und Krim, eine starke Armee aufbauen. Seit 1475 waren die Krimkhane Vasallen des türkischen Sultans, der ihre Macht in gewissem Maße einschränkte, ihnen aber gleichzeitig bei Bedarf die Unterstützung des mächtigen Osmanischen Reiches gewährte.

Überfälle der Tataren störten sowohl Ostrussland als auch den südlichen Teil Westrusslands, d.h. sowohl Moskau als auch die Ukraine (letztere stand damals unter litauischer und polnischer Herrschaft).

Wenn die Großherzöge von Moskau und die Könige von Polen (Großherzöge von Litauen) ihre Kräfte vereint hätten, könnten sie die Gefahr beseitigen, indem sie sowohl Kasan als auch die Krim unterwerfen. Stattdessen waren sich die Regierungen Ost- und Westrusslands feindlich gesinnt und suchten Unterstützung bei den Tataren.

Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts schlossen Polen und Litauen ein Bündnis mit der Goldenen Horde gegen Moskau. Ivan III reagierte mit einem Bündnis mit dem Krim-Khan Mengli Giray.

Während der Regierungszeit von Vasily III (1505-1533) gingen die Khans der Krim auf die polnisch-litauische Seite über und unternahmen viele verheerende Überfälle auf Russland.

Auch die Kasaner Tataren bereiteten Moskau ständig Sorgen. Sowohl Ivan III als auch Vasily III versuchten, dieses Problem zu lösen, indem sie Vereinbarungen mit den regierenden Kasaner Khans schlossen und mit ihrer Hilfe die Herrschaft derjenigen sicherten, die Moskau freundlich gesinnt waren. Diese Politik war nur teilweise und für kurze Zeit erfolgreich. Unter den einflussreichen Kasaner Adligen gab es eine starke Pro-Krim- und Anti-Moskau-Partei, die Ende der 1530er Jahre die Sache selbst in die Hand nahm, und die Überfälle der Kasan-Tataren auf Russland wurden mit der starken Unterstützung der Krim-Chane wieder aufgenommen.

II

Mitte des 16. Jahrhunderts wurde den Moskauer Staatsmännern klar, dass die formelle politische Unabhängigkeit Moskaus von den tatarischen Zaren (wie die Khans in Russland genannt wurden) die Sicherheit des russischen Volkes nicht gewährleisten konnte und auch nicht gewährleistete. Die Vereinigung der Tataren mit Polen bedrohte die Existenz des Moskauer Staates.

Nicht nur die Regierung, sondern das Volk als Ganzes verstand, dass wirksame Anstrengungen unternommen werden sollten, um die Kontrolle über die tatarischen Khanate zu erlangen. Sowohl Ivan III als auch Vasily III versuchten, die Kasaner Khans zu Vasallen des Großherzogs von Moskau zu machen. Diese Versuche scheiterten. Die Moskauer Machthaber mussten Kasan nur ein für alle Mal erobern. Dies geschah während der Regierungszeit des Sohnes von Wassili III., Iwan IV. (der 1547 Zar wurde).

1552 wurde Kasan im Sturm erobert und das Khanat in das „Königreich Moskau und ganz Russland“ aufgenommen. Vier Jahre später wurde das Khanat Astrachan von Moskau annektiert.

Das gesamte Wolgabecken war nun in russischer Hand. Diese Eroberungen machten einen enormen Eindruck auf benachbarte Völker und Stämme. Viele kabardische Fürsten im Nordkaukasus leisteten dem russischen Zaren einen Treueid. Mit der Nogai-Horde, die das Gebiet zwischen Unterer Wolga und Aralsee kontrollierte, übernahm ein russenfreundlicher Clan die Macht. 1555 erschienen Gesandte des sibirischen Khan Jadigar in Moskau, um die Bereitschaft ihres Herrschers zum Ausdruck zu bringen, Vasall von Zar Iwan IV. zu werden.

Es hat lange gedauert, das enorme Potenzial des russischen Sieges zu erkennen. Obwohl die Steppenzone durch die russische Eroberung von Kasan und Astrachan zweigeteilt wurde, war Russlands Kampf mit den Steppenvölkern noch nicht beendet. Die Krimtataren kontrollierten das russische Grenzland während des gesamten 17. Jahrhunderts (die Krim wurde erst 1783 unter Katharina II. von Russland annektiert), wenn man jedoch die Ereignisse der 1550er Jahre als Ganzes betrachtet. stellte sich als wichtiger Wendepunkt in den russisch-tatarischen Beziehungen heraus. Sie legten den Grundstein für das Russische Eurasische Reich. In der neuen Phase der politischen Einigung Eurasiens fungierten die Moskauer Zaren als Erben von Dschingis Khan, nur die Mongolen begannen einst ihre Invasion in Russland von Osten und zogen nach Westen, während die russische Expansion in die entgegengesetzte Richtung ging , von Westen nach Osten.

Aus geopolitischer Sicht basierte das russische Königreich auf der Wiederherstellung der politischen Einheit des Territoriums des mongolischen Reiches. Nur war diesmal Moskau das Zentrum des Vereins, nicht Karakorum. Laut Prinz Trubetskoy kann das Russische Reich als Erbe von Dschingis Khan bezeichnet werden.

In dem langwierigen Prozess des Staatsaufbaus setzten die Russen auf mehr als nur militärische Gewalt. Wenn sie sich verteidigen mussten oder es keinen anderen Weg gab, ihre Ziele zu erreichen, kämpften sie, aber sie suchten auch nach anderen Wegen, um ihr Ziel zu erreichen - sie versuchten zum Beispiel, die Tataren und andere östliche Völker und Stämme für sich zu gewinnen Seite, holen Sie sich ihre Herrscher als Vasallen oder laden Sie sie zu königlichen Diensten ein.

Diese Politik ist regelmäßig gescheitert und nach hinten losgegangen, aber im Wesentlichen hat sie sich als sehr weitsichtig erwiesen. Dies erstreckte sich nicht nur auf die (von der Türkei unterstützten) Krimtataren. Ein verzweifelter Kampf mit ihnen dauerte das ganze 17. Jahrhundert an. Nach dem Zusammenbruch der Goldenen Horde blieb nur noch ein unabhängiger tatarischer Herrscher übrig, sodass die kleineren Khans und Adligen dem russischen Zaren mit ausreichender Leichtigkeit einen Treueid leisteten.

In den meisten Khanaten dieser Zeit war der Khan kein autokratischer Herrscher. Er war abhängig von mächtigen Adelsfamilien. Moskau versuchte, Freundschaft mit einflussreichen Familien zu schließen, um sie auf seine Seite zu ziehen und eine pro-russische Partei in den Khanaten zu gründen, wo die Herrscher aggressiv gegenüber Russland waren. Reichhaltige Geschenke (meistens Pelze) an potentielle Freunde unter den tatarischen Adligen wurden oft zu einem wirksamen Anreizmotiv.

In einigen Khanaten mit mehreren Stämmen, wie Kasan und Sibirien, bildeten die Tataren die Oberschicht und herrschten über lokale Stämme finno-ugrischen oder anderen ethnischen Ursprungs. Diesen unterworfenen Stämmen war es egal, ob sie einem tatarischen Khan mongolischer Herkunft (einem Nachkommen von Dschingis Khan) oder dem König Yasak (Tribut, normalerweise in Pelzen) zahlen mussten.

Die Goldene Horde war ursprünglich als Weiße Horde bekannt. Als Erbe des Khans dieser Horde wurde der Moskauer Herrscher nun zum „Weißen Khan“ oder „Weißen Zaren“ für seine tatarischen und mongolischen Vasallen.

Diese Vasallen-Khane, Murzas (Fürsten) und Völker wie die Nogais (und später Kalmücken), die unter Annahme der königlichen Oberhoheit in ihren früheren Besitzungen an der Peripherie von Moskau blieben, erwiesen sich immer als beständige und zuverlässige Verbündete "aber alle zeitweilig weitgehend die Russen unterstützt. Die treuesten peripheren Vasallen des Königs waren die Kabarden im Nordkaukasus.

Was die Tataren betrifft, so leisteten diejenigen, die sich in Moskau selbst niederließen, Moskau die größte Hilfe. Sie wurden schließlich zu einem organischen Teil dessen, was wir die russische Gemeinschaft nennen können.

Die wichtigste dieser tatarischen Gruppen war diejenige, die von Khans Sohn Ulug-Mahammed, Qasim, angeführt wurde und von den Russen Zarewitsch (Khans Sohn) genannt wurde. Ende 1452 oder Anfang 1453 gewährte ihm Großherzog Wassili II. Von Moskau die Stadt Gorodets-on-Oka, die zur Hauptstadt eines neuen Khanats unter der Führung Moskaus wurde - des Khanats von Kasimov (genannt von die Russen das Königreich Kasimov). Auch andere tatarische Fürsten, die auf die Moskauer Seite übergingen, erhielten Städte um Moskau als Besitz oder Nutznießer.

Nach der Eroberung Kasans wurden die Kasaner Tataren und ihre untergeordneten Völker, wie die Baschkiren, Tschuwaschien und Cheremis (Mari), Untertanen des Zaren oder (einige nach zeitweiligem Widerstand) in seine Dienste gestellt. Prinzen (Murzas) erhielten jeweils den Status russischer Adliger. Sie bildeten ein weiteres wichtiges Element der tatarischen (und verwandten) Dienstleute.

Der Zar mischte sich nicht in die religiösen Überzeugungen der tatarischen (und später kalmückischen) Vasallen und Untertanen ein. Den Russen schien es selbstverständlich, dass die östlichen Völker ihren eigenen Glauben erben sollten, sei es der Islam oder der Buddhismus. Eine charakteristische Äußerung zu seiner eigenen Toleranzpolitik gegenüber dem Islam machte Zar Iwan IV. 1570 gegenüber dem türkischen Sultan.

"Unser Souverän", sagte sein Gesandter I. P. Novosiltsev, "ist kein Feind des Islam. Sein Vasall Zar Sain-Bulat regiert in Kasimov; Tsarevich Kai-Bula - in Yuryev; Ibak - im Surozh-Lager; Nogai-Prinzen - in Romanov. Alle Sie zollen Mohammed in ihren Moscheen freiwillig Tribut."

In diesen Worten spüren wir das Bewusstsein von Zar Iwan IV. für die eurasische Natur seines Reiches.

Neben der Vasallenschaft bestand eine weitere Möglichkeit für die Tataren, in den königlichen Dienst einzutreten, darin, sie unabhängig nach Moskau zu verlegen. In den meisten Fällen konvertierte der Neuankömmling bereitwillig zum russisch-orthodoxen Glauben und wurde, wenn er dem Adel angehörte, seiner Stellung entsprechend empfangen. Seine Nachkommen übernahmen schnell die russischen Traditionen und Lebensweisen.

Laut N.P. Zagoskin, 156 russische Adelsfamilien, waren tatarischer oder anderer östlicher Herkunft. Unter ihnen ragten im 16. und 17. Jahrhundert die Velyaminovs-Zernovs, Saburovs und Godunovs heraus.

Nach dem Moskauer Orden nahmen die tatarischen Zaren und Fürsten eine hohe Stellung ein und waren bei Palastritualen im Vorteil, unabhängig davon, ob sie Muslime blieben oder sich taufen ließen. Nach der Taufe konnten sie sogar den Moskauer Thron beanspruchen.

1573 beschloss der bereits erwähnte Sain-Bulat, der König von Kasimov, zum Christentum zu konvertieren (nachdem er den Namen Simeon erhalten hatte) und musste daher den Thron von Kasimov verlassen. Zwei Jahre später ernannte Iwan IV. Simeon zum Großherzog von Moskau und sich selbst zu seinem Vasallen als Fürsten. Simeon trug den Titel eines Königs (als ehemaliger König von Kasimov). Die Entscheidung von Ivan IV änderte sich 1576; Er bestieg erneut den Thron von Moskau und machte Zar Simeon zum Großherzog von Twer.

In der Situation mit Zar Simeon in Moskau ist es charakteristisch, dass er später, nach dem Tod von Zar Fjodor im Jahr 1598, einer der Kandidaten für den Thron war. Es stimmt, Boris Godunov (ein russischer Bojar tatarischer Herkunft) besetzte es dann.

Nach all dem gibt es viele Gründe zu behaupten, dass die Tataren, die Teil des russischen Staates und der russischen Gesellschaft geworden waren, aktiv an der Schaffung des russischen Eurasischen Reiches beteiligt waren.

Mitte des 17. Jahrhunderts hatte sich das System der muslimischen tatarischen Enklaven in Moskau erschöpft. Ende August 1653 konvertierte der damalige Fürst von Kasimov, Seyid Burgan (Sohn des Zaren Arslan), zum Christentum, möglicherweise auf Druck von Zar Alexei und Patriarch Nikon. Er erhielt den Vornamen Basil. Entgegen der alten Tradition führte er weiterhin das Khanat von Kasimov, obwohl die meisten seiner Untertanen Muslime blieben. Vasily starb um 1679. Nach seinem Tod wurde das Königreich Kasimov nominell von seiner Mutter, Königin Fatima (Arslans Witwe), regiert. Als sie starb (ca. 1681), hörte das Königreich auf zu existieren, und die Stadt Kasimov mit ihrem Bezirk wurde russischer Verwaltung übergeben.Die Kasimov-Tataren erhielten die Erlaubnis, Muslime zu bleiben.

Auch nach 1653, während der Herrschaft von Zar Alexej Michailowitsch, nahmen die tatarischen Fürsten – nur noch getauft – weiterhin einen ehrenvollen Platz am königlichen Hof ein, verloren jedoch ihre Bedeutung in Armee und Verwaltung.

Unter den peripheren Völkern im Südosten und Osten sind die Tscherkessen im Nordkaukasus besonders zu erwähnen. Die Fürsten ihres westlichen Zweigs, der Adyghes, die in der Nähe des Schwarzen Meeres lebten, fielen unter die Oberhoheit des Krim-Khans und des türkischen Sultans. Aber die Fürsten des östlichen Zweigs - die Kabarden, die im Hochland lebten, schworen 1557 Zar Ivan IV. Die Treue. Von diesem Moment an unterstützte die Mehrheit der Kabarden konsequent Moskau gegen die Krimtataren und im 17. Jahrhundert gegen die Kalmücken. 1561 heiratete Zar Ivan, dessen erste Frau 1560 starb, eine kabardische Prinzessin. Ihre Brüder und einige andere Verwandte traten in den königlichen Dienst ein. Sie wurden Prinzen Tscherkassy genannt (Tscherkas ist der alte russische Name für die Tscherkessen), und viele von ihnen wurden prominente Moskauer Militärführer und Staatsmänner.

III

Die Moskauer Politik ebnete den Weg für die Südosterweiterung des russischen Staates. Die staatliche Umsiedlungspolitik im 16. Jahrhundert wurde von einer Bewegung aus Ost- und Westrussland nach Süden in die Steppenzone begleitet. Grenzbewohner, bekannt als Kosaken (auf Russisch wird der Begriff "Kosaken" verwendet, auf Ukrainisch - "Kosaken").

Die Kosaken waren in militärischen Commonwealths, auch "Truppen" genannt, organisiert. Im 16. Jahrhundert entstanden mehrere ähnliche Militärkommunen: "über den Dnjepr-Stromschnellen" - (Zaporozhye), eine Gemeinschaft ukrainischer Kosaken; Don-Kosaken-Armee; Yaik- und Terek-Armeen (letztere - im Nordkaukasus). Sie befanden sich in den Flusstälern, weil sie dort für die Tataren weniger zugänglich waren. Ihre Armeen waren auf traditionelle Weise für die Steppenvölker organisiert:

Einheiten von zehn (zehn), einhundert (hundert) und tausend (tausend) Personen; Die tausendste Einheit war als Regiment bekannt.

Die Kosaken erwiesen sich sowohl für Moskau als auch für Polen als unverzichtbare Verbündete im Kampf gegen die Tataren und die Türkei. Von Zeit zu Zeit unternahmen die Zaporizhzhya- und Don-Kosaken gewagte Seeangriffe auf türkische Städte an der Schwarzmeerküste.

Die Kosaken verhielten sich unabhängig und koordinierten ihre Aktionen nicht immer mit Moskau und Polen. Als in einer friedlichen Zeit eine Kosaken-Marineexpedition organisiert wurde, verursachte dies Unannehmlichkeiten sowohl für die Moskauer als auch für die polnische Regierung, was zu Konflikten zwischen den Kosaken und dem Zaren oder dem Sejm (polnischem Parlament) führte.

Sowohl die polnische als auch die Moskauer Regierung versuchten, die Kosaken unter ihrer Kontrolle zu halten. Der polnische König Stefan Batory versuchte, die Aktivitäten der Kosaken einzuschränken, indem er sie zu einer regulären Grenzwache machte, die ihm treu blieb und unter dem Kommando von von ihm ernannten Offizieren stand. Dies war der Beginn der Einrichtung "registrierter" Kosaken im polnischen Dienst.

Die Moskauer Regierung erkannte den Don und andere ostrussische Kosakenarmeen bis 1614 als separate Staaten an, als die Donkosaken die Vasallenabhängigkeit vom Zaren anerkannten.

Gleichzeitig bildete Moskau jedoch andere Kosakenformationen innerhalb seiner Grenzen aus denen, die sich direkt bereit erklärten, in den königlichen Dienst zu gehen. Diese Gruppen waren innerhalb jeder Formation nach dem Kosakentyp organisiert, standen jedoch unter dem Kommando von Moskauer Armeekommandeuren. Diese "dienenden Kosaken" spielten eine wichtige Rolle bei der Verteidigung der südlichen Grenzen Moskaus sowie bei der russischen Eroberung Sibiriens.

Die Flüsse, an denen sich die freien Kosaken niederließen, waren reich an Fischen. In der Frühzeit war die Fischerei der Hauptzweig der kosakischen Wirtschaft. Später wurde die Pferdezucht für die Donkosaken wichtig. Kriegstrophäen waren ein weiteres wichtiges Einkommen für die Kosakenarmeen. Bis Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Land am Don nicht kultiviert.

Die Ausbreitung der russischen Landwirtschaft nach Osten und Süden wurde erst nach der Eroberung Kasans möglich.

Das ursprüngliche Motiv für das Eindringen der Russen in Sibirien war der Pelzstrom und die Gewinne aus dem Pelzhandel. Die Kolonialisierung verlief zunächst langsam, aber Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Positionen der Russen in Sibirien ziemlich stabil geworden. Zu dieser Zeit hatte die Suche nach Vorkommen von Eisen und anderen Metallen sowie deren Verarbeitung und Verhüttung in Sibirien große Bedeutung erlangt.

Auch nach der Eroberung Kasans, als sich das Wolga-Gebiet für die russische Agrarkolonisation öffnete, wurde das Vordringen von Siedlern aus dem Herzen Moskaus nach Süden in die Steppenzone durch den Widerstand der Krimtataren weitgehend gehemmt. Muscovys Kampf mit ihnen setzte sich im 17. Jahrhundert fort. Das Khanat der Krim war an sich schon eine beeindruckende Militärmacht, und wenn nötig, wandte sich der Khan an die Hilfe seines Oberherrn, des osmanischen Sultans. Darüber hinaus nutzten die Tataren die Moskauer Konflikte mit Polen. Die Polen gingen bereitwillig ein Bündnis mit dem Khan ein, in der Hoffnung, dass seine Unterstützung ihnen helfen würde, Moskau zu übernehmen.

Krimtataren überfielen fast jedes Jahr die südlichen Grenzen Moskaus. 1586-1574 in dieser Hinsicht waren für Russland besonders schwierig.

1569 starteten die Türken mit Unterstützung der Krimtataren einen ehrgeizigen Feldzug gegen Astrachan. Ihre grandiosen Pläne scheiterten jedoch.

Die Türken wiederholten ihren Feldzug gegen Astrachan nicht. Die Tataren, die diesen Feldzug nur zur Hälfte unterstützten, erwiesen sich für Russland als gefährlicher als die Türken. Im Sommer 1571 näherte sich der Krim-Khan Devlet-Giray mit einer starken Armee Moskau. Es gelang ihm nicht, den Kreml zu erobern, aber es gelang ihm, die gesamte Siedlung niederzubrennen. Devlet Giray wiederholte seinen Überfall im folgenden Jahr, aber diesmal waren die Russen wachsamer und schlugen die Tataren zurück.

Zwischen 1572 und 1584 (dem Datum des Todes von Zar Iwan IV.) überfielen die Tataren und Nogais jährlich die Moskauer Grenzprovinzen, jedoch mit geringeren Streitkräften als während des Devlet-Girey-Feldzugs von 1571 und 1572. Während der Regierungszeit von Zar Fjodor wurden die Grenzen Moskaus durch die Fürsorge von Boris Godunov gestärkt, und die Angriffe der Tataren hörten allmählich auf. Nach 1591 gab es fast keine tatarischen Überfälle.

Die Situation änderte sich in der Zeit der Wirren. Die Krim schloss ein Bündnis mit Polen. Die Nogais versäumten es auch nicht, auf Kosten von Muscovy zu profitieren. Die Wiederherstellung der Ordnung in Russland im Jahr 1613 und die Wahl von Michail Romanow zum Thron führten zu friedlicheren Beziehungen zwischen Moskau und der Krim. Zwischen 1618 und 1630 Es gab keine größeren tatarischen Überfälle auf Moskauer Besitztümer.

Eine neue Krise entstand während des Smolensker Krieges zwischen Moskau und Polen (1632-1634). Der Krim-Khan stellte sich erneut auf die Seite Polens. 1637 eroberten die Donkosaken Asow, was fast zu einem ausgewachsenen Krieg zwischen Moskau und der Türkei führte. Aber Moskau gab nach, und 1642 mussten die Kosaken Asow verlassen.

Tatarenüberfälle auf Moskau dauerten bis Ende der 1640er Jahre. Ein weiterer Szenenwechsel fand zu Beginn im Jahr 1648 statt. Ukrainischer Krieg mit Polen. Der Chef der Zaporozhye-Kosaken, Hetman Bogdan Khmelnitsky, schloss ein Bündnis mit dem Krim-Khan. Mehrere Jahre lang waren die Tataren in den Kosaken-Polnischen Krieg verwickelt.

Nach der Vereinigung der Ukraine mit Moskau im Jahr 1654 änderten die Tataren erneut ihre Politik und stellten sich auf die Seite Polens und der damit sympathisierenden Kosaken. 1676 wurden die Kosaken unter der Kontrolle von Hetman Doroschenko Vasallen des türkischen Sultans. Es folgte ein Krieg zwischen Moskau und der Türkei, unterstützt von den Krimtataren (1676-1682).

Mit Hilfe der "linksrheinischen" Kosaken, die der Vereinigung treu blieben, gelang es Moskau, den türkischen Ansturm zurückzuhalten. Aber als Ergebnis des Krieges wurde der größte Teil der Ukraine am „rechten Ufer“ (jetzt zwischen Polen und der Türkei aufgeteilt) verwüstet.

1686 wurde ein Bündnis zwischen Moskau und Polen geschlossen. 1687 und 1689 starteten Moskau und die Kosaken am linken Ufer zwei Feldzüge gegen die Krim. Die Feldzüge waren erfolglos, aber sie zeigten, dass sich das Kräfteverhältnis verschob und die Tataren nun Verteidigungspositionen einnehmen mussten.

Der Schaden, der dem russischen Volk durch die ständigen Überfälle der Tataren im 16. und 17. Jahrhundert zugefügt wurde, war enorm. Jede Invasion wurde von Raubüberfällen und Brandstiftungen von Bauerndörfern und Adelsgütern begleitet, und Scharen von Gefangenen - Männer, Frauen und Kinder - wurden auf die Krim getrieben. Einige Gefangene wurden von den Tataren als Sklaven gehalten. Für andere forderten sie von der russischen Regierung Lösegeld. Die meisten wurden in Kaffa und anderen Sklavenmärkten für den Export ins Ausland verkauft. Die osmanische Regierung und türkische Kaufleute kauften bereitwillig russische Gefangene.

Die Gefangennahme von Gefangenen war das Hauptziel der tatarischen Überfälle. Die Gesamtzahl der im 16. und 17. Jahrhundert von den Tataren aus Moskau gemachten Gefangenen kann nur ungefähr geschätzt werden. Quellen enthalten Zahlen für viele Kampagnen, aber wir wissen nicht, ob sie alle zuverlässig sind.

Es mag den Anschein haben, dass die Tataren im 16. Jahrhundert (vor 1591) eine größere Anzahl von Moskowitern gefangen genommen haben als im 17. Jahrhundert. Die Erklärung dafür könnte die Stärkung des russischen Verteidigungssystems und seine bessere Organisation im 17. Jahrhundert sein.

Nach Berechnungen von Novoselsky konnte die Gesamtzahl der von den Tataren in Moskau in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gefangenen Gefangenen nicht weniger als 150.000 oder 200.000 Menschen betragen haben. Novoselsky selbst gibt zu, dass dies der Mindestbetrag ist. Da die Zahlen in den Quellen nicht vollständig genug sind, können wir davon ausgehen, dass die tatsächliche Summe höher ist. Tatarenangriffe auf die Ukraine waren noch verheerender als auf Moskau (wo die Verteidigung besser organisiert war).

Der Sklavenhandel verschaffte den Tataren ein bedeutendes Einkommen. Nach jedem Überfall behielt der Krim-Khan einige der Gefangenen für sich, in der Regel lag dies zwischen 5 und 10% der Gefangenen. In den 1640er Jahren Khan Islam Giray erhielt seinen Anteil nicht an lebenden Gütern, sondern an Geld - 10 Goldmünzen (8 Moskauer Rubel) pro Person.

Die Sklavenpreise schwankten je nach der bei jedem Überfall erbeuteten Anzahl und der Verbrauchernachfrage. Die durchschnittlichen Kosten für einen guten Gefangenen (stark und gesund) betrugen 50 Goldmünzen (40 Rubel). Die für Gefangene geforderten Lösegelder überstiegen den Marktwert der Sklaven und waren oft exorbitant.

1640 brachten die Tataren mehrere kürzlich gefangene Gefangene zum Zwecke des Lösegeldes in die Residenz der Moskauer Gesandten auf der Krim, I. Fustov und I. Lomakin. Einige von ihnen wurden von den Gesandten freigekauft, darunter zwei Bauern, für die sie jeweils 80 Rubel zahlten. Für den Sohn des Bojaren I. Zhukov forderten die Tataren ein Lösegeld von 500 Rubel. Als die Gesandten sich weigerten, diesen Betrag zu zahlen, begannen die Tataren, Schukow zu foltern. Um ihn zu retten, boten die Gesandten 180 Rubel in bar an, und Schukow versprach, bei seiner Rückkehr nach Hause zu zahlen (vermutlich garantierten die Gesandten die Zahlung).

1644 zahlten neue Moskauer Gesandte auf der Krim ein Lösegeld von 100 Rubel für den Kanonier E. Pribytkov, der versprach, weitere 600 Rubel hinzuzufügen.

Die Moskauer Regierung musste fast jedes Jahr erhebliche Mittel für das Lösegeld von Gefangenen ausgeben. Beispielsweise beliefen sich die Ausgaben für diese Zwecke 1644 auf 8500 Rubel; nächstes Jahr - 7357 Rubel. Diese Summen waren nur ein Teil der Tatareneinnahmen aus dem Lösegeld von Gefangenen, da die Gefangenen in vielen Fällen zusätzlich zu den staatlichen Abgaben an die Tataren zahlen mussten. Im 17. Jahrhundert führte die Regierung eine Sondersteuer zur Deckung der eigenen Ausgaben für Einlösungsgeschäfte ein, das sogenannte Polonsche Geld.

Die Gesamteinnahmen der Tataren aus Lösegeldgeschäften und Handel mit Gefangenen dürften in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts viele Millionen Rubel erreicht haben.

Die Notwendigkeit, immer für tatarische Überfälle bereit zu sein, zwang die Moskauer Regierung, jeden Sommer (zu dieser Zeit kamen normalerweise die Tataren) einen bedeutenden Teil der Adelsarmee südlich der Oka zu mobilisieren. An strategischen Punkten wurden Festungen errichtet, die zur Stütze der Verteidigungslinien wurden. All dies erforderte Geld und Arbeit.

Gleichzeitig mit der Organisation der Verteidigung gegen die Tataren versuchte Moskau, ihre Überfälle mit diplomatischen Mitteln zu verhindern, insbesondere indem es dem Krim-Khan und den Adligen bedeutende Geschenke (Gedenken) überreichte, die fast zu einem dauerhaften Tribut wurden. Jede Moskauer Botschaft an den Khan (normalerweise alle zwei Jahre zwei Personen) trug teure Geschenke, die meisten davon sibirische Pelze.

In der Zeit von 1613 bis 1650 lag der Gesamtbetrag solcher Geschenke je nach politischer Situation zwischen 7.000 und 25.000 Rubel.

Am 9. Januar 1724 ereignete sich in Archangelsk ein interessanter Vorfall. Bei der Feier des Namenstages des Provinzialsekretärs von Archangelsk war der Urenkel von Khan Kuchum, der sibirische Prinz Vasily Alekseevich, anwesend. Als er hörte, wie der Kaiser als großer, dh voller Titel bezeichnet wurde, einschließlich des „Königs von Sibirien“, konnte er nicht widerstehen und rief: „Ich bin der König von Sibirien.“ Der Fall wurde in St. Petersburg vertuscht, da die Worte in Anwesenheit "einer solchen Gesellschaft gesprochen wurden, in der die Informanten und der Angeklagte alle laut waren" (dh betrunken). Danach wurden die sibirischen Fürsten nur noch Fürsten genannt. Obwohl zuvor drei Jahrhunderte lang alle Nachkommen von Dschingis Khan in Russland Prinzen und Zaren genannt wurden, wenn sie vor ihrer Abreise den einen oder anderen Vortisch besetzten. Und 10 Jahre zuvor weigerte sich Peter, Dienstleute muslimischen Glaubens in ihre Aufnahme in den aufstrebenden Adel aufzunehmen und sie in den Status von Staatsbauern zu überführen. Während der Regierungszeit von Peter I. wurde ein Weltanschauungszusammenbruch verschanzt. Die Haltung gegenüber dem Anderen, dem Nicht-Orthodoxen, hat sich dramatisch ins Negative verändert. Und was geschah davor im XVI-XVII Jahrhundert?

Es gibt einen geläufigen Satz: "Reib irgendeinen Russen und du bekommst einen Tataren." Es ist klar, dass es weit von der Realität entfernt ist. Aber der Beitrag der Tataren, oder vielmehr der Turkvölker, zur russischen Kultur ist bedeutend. Viele äußern die Meinung, dass alle Träger von Nachnamen mit türkischen Wurzeln Tataren als Vorfahren hatten, wobei sie vergessen, dass der Prozess der Namensbildung ziemlich kompliziert ist. Sie können als Beispiel einen orthodoxen Bauern des 16. Jahrhunderts anführen, der in Katasterbüchern mit dem Namen Shigali verzeichnet ist, und die Muslime Semyon, Ivan, Alexander.

Viele frühe Genealogien sind legendär und können nicht durch Archivdaten bestätigt werden. Dies ist zum Beispiel der Fall des Historikers Karamzin, der angeblich von einem gewissen Kara-mirza (Schwarzer Mirza) abstammt. Aber die türkische Herkunft eines Teils des russischen Adels wird bestätigt: Dies sind die Fürsten Yusupovs, Urusovs, Tenishevs, Engalychevs. Im 17. Jahrhundert konnte aus dem gestrigen Tataren bei der Taufe Ivashka Petrov werden und die russische Adelsfamilie tatarischen Ursprungs hervorbringen - Petrov.

Aber warum "Tatar von gestern"? Tatsache ist, dass in Russland im 16. und 17. Jahrhundert die ethnische Zugehörigkeit zweitrangig war und vom Glauben bestimmt wurde. Wenn ein Muslim einen Tataren meint, könnte es ein Sart (eine sesshafte Bevölkerung Zentralasiens), ein Georgier, ein Araber, ein Türke sein. Orthodox bedeutet Russisch. Pagan - Mordvin, Cheremis und andere. Mit dem Glaubenswechsel änderte sich auch die ethnische Zugehörigkeit. Gleichzeitig konnte eine ausschließlich orthodoxe Person ein vollwertiges Subjekt des Moskauer Souveräns sein, der Rest befand sich in der Position von „Halbsubjekten“ und wurde in den Dokumenten als Ausländer bezeichnet. Obwohl sie sich rechtlich praktisch nicht unterschieden. Wir können nur zwei wesentliche Unterschiede herausgreifen: Erstens hatte ein Nichtorthodoxer kein Recht, einen Orthodoxen in seinem Heimdienst zu behalten, um keine Voraussetzungen für die „Korruption der Orthodoxie“ (Glaubenswechsel) zu schaffen das schwerste Verbrechen; Zweitens konnten nicht-orthodoxe Soldaten keine Mitglieder des souveränen Hofes werden, dh sie hatten begrenzte Karrieremöglichkeiten. Als sie jedoch ihre Religion wechselten, erhielten viele von ihnen erhebliche Dienste und wirtschaftliche Vorteile.

Wann wurde die Anzahl solcher "Semi-Sub-Daten" im russischen Staat signifikant? Traditionell verbinden wir damit den schnellen Vormarsch nach Osten – von der Eroberung Kasans bis zum Zugang zum Pazifischen Ozean.

Bereits in der Kiewer Zeit wurden die Voraussetzungen für die Integration der muslimischen und heidnischen Bevölkerung in das Leben des Moskauer Königreichs geschaffen. Das alte Russland zeichnete sich durch ethnische und religiöse Toleranz aus. Für die oberste Macht war es wichtiger, dass ihre Untertanen unabhängig von der Religion die ihnen übertragenen staatlichen Aufgaben gut erfüllten: Die Soldaten leisteten Militärdienst, die steuerpflichtige Bevölkerung zahlte Steuern.

Die nichtrussische Bevölkerung lebte in Enklaven, die von Russen umgeben waren, oder umsonst in bedeutenden Massiven am Rande des Staates, wie in Meshche-re (dem Nordosten der modernen Region Rjasan und der Republik Mordowien). Die berühmteste Formation war das sogenannte Kasimov-Königreich (die Stadt Kasimov, Region Rjasan), in dem von der Mitte des 15. bis zum 17. Jahrhundert tatarische Könige und Fürsten verzeichnet waren. Gleichzeitig gab es an Orten mit kompaktem Aufenthalt von "Halbsubjekten", insbesondere wenn diese Gebiete erheblich vom Zentrum entfernt und von der russischen Bevölkerung schlecht beherrscht wurden, eine gewisse Autonomie bei Gerichtsverfahren. Über den Kasimov-König Uraz-Mohammed sagte der östliche Autor: „Er handelte mit der rechten Hand gemäß der Scharia und mit der linken Hand - gemäß dem höchsten Dekret des Souveräns Boris Fedorovich Khan Das ist Godunow., schlage Diebe, Räuber und Gottlose mit der Peitsche. An anderen Orten wurden die türkischen und heidnischen Bevölkerungen nach ihren eigenen Gesetzen von ihren Ältesten, Zenturios, Häuptern und Hafiz (Abyz in russischen Dokumenten) gerichtet. Hafiz wurden ursprünglich diejenigen genannt, die den gesamten Koran auswendig kannten. Später ist ein Hafiz oder Abyz nur eine gebildete Person. Sie waren Lehrer, führten religiöse Riten durch.

Aber zurück zur Justiz. So wurden die meisten Zivil- und Strafsachen entschieden. Wenn sich die Parteien jedoch nicht versöhnen konnten oder der Fall Einwohner anderer Dörfer oder Bezirke betraf, gingen die Kläger zu den von Moskau ernannten Woiwoden. Allmählich nahm die Bedeutung des Woiwodschaftsgerichts zu. Die lokale Bevölkerung selbst wurde mit einer Stirn geschlagen, damit sie von Gouverneuren und nicht von Dörfern beurteilt wurde. Selbst am Woiwodschaftsgericht wurden lange Zeit Gerichtskämpfe aufrechterhalten, und das Schreddern (Schwören eines Eids durch einen Muslim oder Heiden) wurde mit der Taufe einer orthodoxen Person gleichgesetzt. So gewannen um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert die Mordvins aus dem Temnikovsky-Distrikt, die Espen scherten, in einem Prozess mit einem russischen Bauern. Und derjenige, der von der Espe gefallen ist (die Sorte des schicksalhaften Duells unter den Mordwinern), hat natürlich den Fall verloren. Der Mordvin, der bei seiner Seele schwor, wurde nicht herabgesetzt, weil er einen analogen orthodoxen Ritus durchgeführt hatte.

Dieser Sachverhalt lässt sich derzeit am besten am Beispiel Mescheras studieren. Dies war auch in anderen annektierten oder eroberten Gebieten der Fall. Dies erforderte jedoch eine wesentliche Bedingung: Die lokale Bevölkerung muss Moskau gegenüber loyal sein. Andernfalls griffen die Behörden zu harten Repressionsmaßnahmen. Aber selbst auf dem Territorium des Kasaner Khanats, wo es immer wieder zu Revolten kam, können wir mehr als nur große Besitzungen von adligen Tataren beobachten, die dem Islam treu geblieben sind, wie die Meschera Mirzas und Fürsten. Es stellte sich heraus, dass Repressionsmaßnahmen wieder punktuell angewandt wurden.

Nach der Annexion neuer Gebiete war es notwendig, die Unterstützung der lokalen Stammeselite zu gewinnen und die indigene Bevölkerung daran zu gewöhnen, ihre Probleme an die russische Verwaltung zu richten. Zu diesem Zweck forderten die neuen lokalen Behörden nachdrücklich, dass die indigene Bevölkerung die Kreisstadt regelmäßig besucht und alle ihre Schwierigkeiten meldet, sowie über mögliche Verrätereien an ihren Stammesgenossen berichtet und über die Situation an der Grenze und auf dem Territorium der Nachbarstaaten spricht . Ein gewisser Anreiz für die lokale Bevölkerung war mit Stoff und Geld zu belohnen, sowie Erfrischungen für die lokale Elite und wertvolle Informanten im Auftrag des Moskauer Zaren oder Gouverneurs. Eine ähnliche Praxis ist in Sibirien Ende des 16. - Anfang des 17. Jahrhunderts und in Astrachan in der zweiten Hälfte des 16. - Anfang des 17. Jahrhunderts bekannt. Zu diesen Zwecken wurden eigens Lebensmittel und Getränke in die Städte gebracht.

In Befehlen und Briefen an die Gouverneure der sibirischen Städte lautet die Formel „und in allen sibirischen Ländern, streicheln und begrüßen Sie die Menschen und bringen Sie sie mit Liebkosungen zum Gehalt des Souveräns, grauen Sie ihnen in nichts, um es nicht zu tun vertreibe sie.“ Eine andere Sache ist, dass die guten Absichten der zentralen Autoritäten oft durch menschliche Gier erschüttert wurden. Es waren Misshandlungen vor Ort und nicht unbedingt der Gouverneur (es konnten einfache Bogenschützen, Dolmetscher und Kosaken sein), die zu Unruhen unter der lokalen Bevölkerung führten. Es muss daran erinnert werden, dass Sibirien von mehr als nur bestimmten Personen beherrscht wurde, manchmal von verbannten Kriminellen. Und es war sehr schwierig für dieselben Gouverneure, sie in ihrem Gehorsam zu halten.

Bereits Mitte des 16. Jahrhunderts war das System der Regierung der nicht-orthodoxen Bevölkerung in vielen Punkten ausgearbeitet. Dschingisiden (tatarische Zaren und Prinzen, Nachkommen von Dschingis Khan) leben seit 100 Jahren in Moskau. Der Adel reiste regelmäßig von der Nogai-Horde, Kasan und der Krim nach Russland. Es gab viele Tataren in der russischen Armee, und an der Eroberung Kasans selbst nahmen die dienenden Tataren des Moskauer Souveräns den direktesten Anteil. In den tatarischen Militäreinheiten war es, wenn nicht notwendig, dann zumindest wünschenswert, die Anwesenheit von Abyz, der auf dem Koran einen Schert (Eid) vom Dienst der Tataren ablegen konnte. Von del-nye abyzs in Orten mit kompaktem Wohnsitz von Muslimen haben Sie möglicherweise die Funktion von beteiligten Dienern in Woiwodschaftsangestellten übernommen: Sie akzeptierten Shert, auch vor Gericht, legten Hand (unterschrieben) auf offizielle Dokumente anstelle ihrer Analphabeten . Ohne die Anwesenheit des Korans und des Abyss war es unmöglich, Shert zu akzeptieren. Moscheen funktionierten weiterhin in Russland. Es ist interessant, wurde es während des Khutba - Freitagsgebets gesagt, wo der Name des Herrschers erwähnt wird - der Name des Moskauer Souveräns?

In den XVI-XVII Jahrhunderten lebten die Tataren auf dem Territorium der meisten Bezirke des russischen Staates, wo es Landbesitz gab. Es gab Bezirke - Shatsky (Meshchera), Romanovsky, Yaroslavsky, Novgorod-Rodsky und einige andere - wo es viele von ihnen gab, die unserer würdig waren. In anderen Gegenden waren es etwas weniger.

Wie ist Moskau nach Osten gezogen? Die Eroberung von Kasan im Jahr 1552 und Astra-Khan im Jahr 1556 wurden im Voraus geplant und durchdacht. Aber in einem Hundert-Yang-Aber neue Umstände, die auftauchten, führten zu einigen Korrekturen. Anscheinend war ursprünglich nur die Einführung eines russischen Protektorats unter Bewahrung muslimischer Herrscher unter Kontrolle geplant. Wenn der Prozess friedlich verläuft, könnten diese beiden Khanate, Kasan und Astrachan, noch mindestens ein halbes Jahrhundert bestehen. Die Eroberung Sibiriens war nicht geplant. Es war eine völlige Überraschung für Moskau. Vielleicht veranlasste die scheinbare Leichtigkeit, über das Uralgebirge hinauszugehen, und die fabelhaften Reichtümer, die in ihren Köpfen abgebildet waren, die Regierung, mit der Kolonisierung dieser Gebiete zu beginnen. Gleichzeitig sollte der Beginn der Annexion des sibirischen Khanats nicht als Datum von Yermaks Feldzug - 1582 - angesehen werden, sondern als Beginn des Baus russischer Städte - 1586, als die russische Festung Tjumen gegründet wurde. Und dieser Prozess endete erst 1598 mit der endgültigen Niederlage des sibirischen Khan Kuchum. Und wieder versuchte Moskau, sich auf die lokale Elite zu verlassen. Aber es hat nicht geklappt, mit Kuchum zu verhandeln, wie später mit seinen Nachkommen. Auch das Vorhaben, auf dem Territorium Sibiriens abhängige nationale Verbände zu gründen, scheiterte.

Im Umgang mit den neu annektierten Völkern fehlte zudem das Verständnis für die Besonderheiten der Psychologie der Anwohner. Ab den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts begann Moskau, das Institut der Amanats (Geiseln) einzusetzen. Diese Praxis wurde in Astrachan praktiziert, wo Mirzas aus der Großen Nogai-Horde ihre Kinder der Stadt gaben und damit zumindest irgendwie ihre Loyalität garantierten. In Sibirien hat dies jedoch nicht immer funktioniert. Gewöhnt an ein freies nomadisches (oder halbnomadisches) Leben, gerieten Geiseln auf engstem Raum manchmal in Depressionen und legten sich selbst die Hände auf.

Oft wird die Eroberung Kasans als Kreuzzug interpretiert. Aber ist es richtig, es als solches zu betrachten? Jüngste Studien zeigen, dass es für die meisten Teilnehmer an diesen Veranstaltungen ein einfacher routinemäßiger Kampf der Staaten um die Vorherrschaft in der Region war. Innerhalb der russischen herrschenden Elite in Bezug auf die eroberten Muslime gab es eine gewisse Meinungsverschiedenheit. Einige schlugen dem König vor, dass er "bis zum Ende die Busorman-Armee zerstören würde". Gegner einer solchen Politik wiederum boten an, sich auf Vertreter der nationalen Eliten zu verlassen. Entscheidungen über die eroberten Gebiete waren am königlichen Hof nicht einfach, und es gab eine Minderheit von Befürwortern der Zwangschristianisierung. Sie verloren. Allerdings hat sich die Wette auf die heimische Elite nicht immer rechtfertigt. Bereits 1554 traten einige Vertreter des kasanischen Adels auf die Seite der Rebellen. Es folgte Repression.

Bis in die 1680er Jahre gab es weder in Astrachan noch in Sibirien oder Meschera eine Politik der kompromisslosen Christianisierung. Sogar das Dekret von 1681 beraubte die Mirzas und Tataren der Unterstädte (das Zusammenfließen von Oka und Wolga), Gütern und Gütern, in denen orthodoxe Bauern lebten. Aber die Wahl blieb: das Land und die Bauern zu verlieren, aber den Glauben zu bewahren, oder das Land und die orthodoxen Bauern zu behalten, aber dem Islam abzuschwören. Taufe oder Tod – das war nie die Frage. Während des 16. bis 17. Jahrhunderts sehen wir ständige Mahnungen seitens der Zentralbehörden an die Unzulässigkeit von Zwangstaufen. Diese Handlung muss freiwillig und bewusst erfolgen und darf keinesfalls „aus Notwendigkeit“ erfolgen. Natürlich gab es auch Missbräuche vor Ort. Einzelne Erzpriester versuchten Mitte des 17. Jahrhunderts, die Tataren zur Orthodoxie zu bekehren, nicht durch Predigen, sondern durch Erpressen der Zustimmung im Gefängnis und manchmal unter Folter.

Es gab auch Einzelfälle, die durch politische Zweckmäßigkeit verursacht wurden: zum Beispiel die Taufe gefangener Kasaner Zaren. Nachdem sie die Orthodoxie angenommen hatten, konnten sie nicht länger ein Banner für die Muslime der Region im Kampf um politische Unabhängigkeit werden. Aber im Allgemeinen forderte der Staat des 16. bis 17. Jahrhunderts Aufrichtigkeit und Freiwilligkeit bei der Annahme der Orthodoxie.

Die im Staat seit langem bestehende religiöse Toleranz betonte gewissermaßen die Verbundenheit mit Dschingis Khan und seinen Ideen. Das Prinzip einer toleranten Haltung gegenüber Ungläubigen ist auch im obersten Gesetz der Mongolen - Yasa - verankert. Unter den ersten Dschingisiden kann man Heiden, Buddhisten, nestorianische Christen und Muslime sehen. Der päpstliche Legat Antonio Possevino fragte sich aufrichtig: Wie könnte ein christlicher König Ungläubige in seinem Staat dulden? Iwan der Schreckliche antwortete ihm, dass die Ungläubigen in ihre eigenen, inneren und Fremden unterteilt seien.

Die Frage der gegenseitigen kulturellen Beeinflussung ist ziemlich komplex. Natürlich konnten russische Siedler an einem neuen Ort nicht überleben, ohne sich die Fähigkeiten der Eingeborenen anzueignen. Ihr Wissen über klimatische Besonderheiten, Merkmale der lokalen Flora und Fauna war von unschätzbarem Wert. Im Laufe der Zeit wird jedoch der umgekehrte Prozess beobachtet. Indigene Völker leihen sich Instrumente von Russen. Die Völker Sibiriens versuchen, sie an einen aktiveren Brotanbau zu gewöhnen - die wichtigste landwirtschaftliche Kulturpflanze und seit langem die Grundlage der Wirtschaft des russischen Staates. Die Kosten für sibirische Pelze, die in Form von Tributen - Yasak - erhoben wurden, blieben deutlich niedriger als die Kosten für Brot, das zur Ernährung von Dienstpersonal und Ruzhniki (Personen, die für eine feste Getreidezahlung für den Staat arbeiteten) benötigt wurde. Erst eine bedeutende Entwicklung des Ackerbaus ließ Sibirien aufhören, ein Verlustgebiet zu sein.

In den ersten Jahrzehnten nach der Eroberung Sibiriens waren Moskaus Ausgaben für die Erschließung neuer Ländereien viel höher als die Steuereinnahmen von dort. Weitere Vorstöße nach Osten nach der Niederlage von Kuchum waren teilweise auf die Notwendigkeit zurückzuführen, für die Landwirtschaft geeignete Gebiete zu finden. Dies wiederum verkomplizierte das multiethnische Bild des Staates weiter.

Der direkte Einfluss des Islam auf die russische Kultur im 16.-17. Jahrhundert ist derzeit eines der am wenigsten entwickelten Themen. Ein Russe kennt seit langem exquisite Produkte orientalischer Meister, die mit komplizierten Mustern bedeckt sind. Glas- und Keramikgeschirr, Waffen, Stoffe, Teppiche (Teppiche) wurden von Kaufleuten und Botschaftern als diplomatische Geschenke mitgebracht. Im Laufe der Zeit begannen russische Meister, einzelne orientalische Muster, insbesondere Rüstungen, zu kopieren und koranische Inschriften darauf anzubringen (eher aus Nachahmung), da sie sie als Dekorationselement betrachteten. Wir können ähnliche Inschriften sogar auf den königlichen Insignien (Zeichen der Macht) beobachten, wie zum Beispiel auf dem Marschhelm von Iwan dem Schrecklichen. Andere Insignien: Reichsapfel, Zauberstab (Stab), Saadak (Etui für Pfeil und Bogen), Barmas des Zaren Alexei Michailowitsch wurden speziell den Istanbuler Meistern bestellt. Es gibt Fälle, in denen scharfe Waffen, die aus dem Osten mitgebracht und speziell für den christlichen Verbraucher hergestellt wurden, ein eingraviertes Bild eines Kreuzes auf der Klinge und gleichzeitig eine Inschrift hatten, die Gott auf Arabisch verherrlichte. Allerdings ist noch nicht vollständig geklärt, ob es sich um Inschriften oder nur um ein ausgefallenes Muster handelte. Auch Schmuck für königliche und kirchliche Kleidung wurde im Osten gekauft.

Aber bei der Massenbekehrung ist der islamische (östliche) kulturelle Einfluss viel schwieriger zu verfolgen. Natürlich waren aus dem Orient entlehnte Gegenstände im Umlauf, etwa Kumgans – Wassergefäße mit langer Tülle. Orientalische Sprachen gaben uns Wörter wie „Mütze“, „Kol-Chan“, „Robe“, „Brust“ und andere. Aber im Allgemeinen enthüllen archäologische Ausgrabungen von Denkmälern des 16. bis 17. Jahrhunderts außerhalb von Moskau selten Objekte orientalischen Ursprungs oder deren Imitationen. Dasselbe gilt für die archäologische Forschung auf dem Territorium des Hofes der Zaren und Fürsten von Kasimov in der Stadt Kasimov aus dieser Zeit.

Russische und kasanische Haushaltsgegenstände des 16. Jahrhunderts sind typologisch ähnlich. So werden in den Berichten über archäologische Ausgrabungen in der Stadt Kasan regelmäßig Keramiken des russischen Typs erwähnt. Eine der Erklärungen könnte eine große Anzahl russischer Handwerker nach Herkunft sein. In Kasimov arbeiteten laut dem 17. Jahrhundert nur russische Handwerker für Ching-gi-si-dov. Dies bedeutet nicht, dass sie nicht nach östlichem Vorbild Produkte herstellen könnten, die gleichen Kleidungsstücke, Schuhe und individuellen Utensilien. Die Unterschiede zwischen russischer und tatarischer Kleidung sind ebenfalls nicht vollständig geklärt. Sigismund Herberstein schreibt in Notes on Muscovy: „Ihre Kleidung und ihr Körperschmuck sind für alle gleich ... während die Christen Knoten tragen, die ihre Brust auf der rechten Seite befestigen, und die Tataren, deren Kleidung sehr ähnlich ist, auf der linken Seite.“ . Eine solche Aussage ist jedoch mit Vorsicht zu genießen: Für den kaiserlichen Botschafter waren die Outfits sowohl des Ersten als auch des Zweiten exotisch. Auf den Kupferstichen, die der Veröffentlichung von Herbersteins Notizen zu Moskau beiliegen, ist die Kleidung der Tataren etwas kürzer dargestellt.

Neuere archäologische Forschungen lassen jedoch einzelne kulturelle Einflüsse erkennen. Bei Ausgrabungen auf dem Territorium des Klosters der Erlöser-Verklärung, das sich auf dem Territorium des Kasaner Kreml befindet, wurde ein orthodoxer Steingrabstein entdeckt. Die Verzierung seines Reliefs geht eindeutig auf orientalische Muster zurück. Enge gestalterische Analogien lassen sich bei der Dekoration muslimischer Grabsteine ​​aus der Zeit des Kasaner Khanats und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Transkaukasien erkennen. Grabsteine ​​mit floralen Ornamenten mit einfacheren Formen finden sich in Moskau und im Moskauer Gebiet. Insbesondere der Grabstein von Prinz Worotynsky im Dreifaltigkeits-Sergius-Kloster, der in den 20-30er Jahren des 17. Jahrhunderts renoviert wurde.

Ein gegenteiliges Beispiel kann angeführt werden, als die russische Architektur den Geschmack der türkischen Bevölkerung beeinflusste. Die Witwe des Chiwa-Prinzen Avgan-Mukhammed ibn Arab-Mukhammed, einer sibirischen Prinzessin, transportierte den Leichnam ihres Mannes von Moskau nach Kasimov. Sie baute ihm auf dem alten Stadtfriedhof ein Tekie (Mausoleum). Das Gebäude sieht aus wie ein typisches reiches russisches Haus: aus rotem Backstein gebaut, mit Fliesen und Pflastern verziert. Dies ist jedoch ein einziges Beispiel. Andere in Kasimov (Mitte des 16. und an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert) erhaltene Tekies weisen typisch orientalische Merkmale auf. Vielleicht spielte im Falle des Chiwa-Fürsten auch sein langer Aufenthalt in der Hauptstadt eine Rolle, wo seine eigenen Vorstellungen von Schönheit und Prestige aufkamen. Einige Jahrzehnte später wurde im Moskauer Zlatoust-Kloster die Familiengruft der sibirischen Fürsten errichtet, die bis heute nicht erhalten ist. Anscheinend sah die Krypta wie eine vergrößerte Kopie des Zeltes aus, in dem der Kasimovsky-Fürst Jakow Wassiljewitsch, übrigens ein lokal verehrter Heiliger, begraben wurde. Und seine Krypta ähnelte laut architek-tu-re einer etwas modifizierten muslimischen Tekiye. So sehen wir, dass die Anleihen sowohl von den Trägern der orthodoxen Kultur als auch des Islam kamen.

Die islamische Welt hat uns mehrere orthodoxe Heilige geschenkt. Ihre Geschichte ist jedoch manchmal mehr als dunkel. So wurde ein gewisser Tursas (Sergius), der 1552 von den Truppen Iwans des Schrecklichen in Kasan gefangen genommen wurde, ein Verwandter der Königin von Astrachan, 1556 oder 1566 im Kozheozersky-Kloster mit dem Namen Serapion tonsuriert. Später wurde er Abt des Klosters. Es fällt auf, dass das Kloster Land im Bezirk Kargopol im Lager Turcha-sovsky hatte. Vergleichen Sie mit dem Namen des Heiligen - Tursas. Diese Tatsache kann auf eine teilweise Verzerrung der Daten über den Heiligen durch seinen Hagiographen hinweisen. Eine andere Sache ist interessant. Iku-Turso ist eine Meeresgottheit in der karelisch-finnischen Mythologie, der Sohn des Donnergottes Ukko. Die Übereinstimmung des Namens des Heiligen, des Namens des Lagers, in dem sich das Kloster befand, und der finnischen Gottheit ist eindeutig kein Zufall. Hier werden gleich mehrere Traditionen gemischt.

So beobachten wir ein Bild der gegenseitigen Beeinflussung der russischen (rechtsglorreichen) Kultur und der Kultur der islamischen Völker, allmählicher Durchdringung und Bereicherung. Kann man von einer religiösen Welt sprechen? Bis Ende des 17. Jahrhunderts – vielleicht ja. Zwar gab es natürlich hin und wieder auch Reibungen, aber sie waren eher wirtschaftlicher als religiöser Natur, obwohl sie sich als letztere verkleideten. Dabei handelte es sich meist um Vorwürfe religiöser Verfolgung und Verunreinigung durch verbotene (Tabu-)Produkte (meistens Pferdefleisch), um den sozialen Status einer Person zum Besseren zu verändern. Solche Anschuldigungen treffen am häufigsten auf die Lakaien der Tataren, die auf diese Weise die Freiheit suchen. In Moskau wurde dies gut verstanden, aber sie mussten manövrieren und die Tatsache berücksichtigen, dass Russland offiziell als christliches (orthodoxes) Königreich galt. Aber gleichzeitig war der russische Zar auch der Souverän für die Träger anderer Religionen.

Eine Wende zeichnete sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts ab. Ihre Gründe sind nicht vollständig geklärt. Gesonderte Aktionen gegen die Träger des Islam, die von Patriarch Filaret durchgeführt wurden (einschließlich der Einschränkung der Vorrechte des Kasimov-Prinzen und der Romanov-Mirzas), werden vermerkt. In der Mitte des Jahrhunderts wurden sie von Nikons Anhängern und "Gottesliebhabern" (Mitgliedern des Kreises der Eiferer der Frömmigkeit, die sich um die Geister des jungen Zaren Alexei Michailowitsch Stefan Vonifatiev versammelt hatten) durchgeführt. Unter Patriarch Joachim konnte die Kirche den Staat dazu bringen, bestimmte restriktive Maßnahmen umzusetzen. Aber erst unter Peter formierten sie sich endgültig zu einer bestimmten Staatspolitik. Die frühere religiöse Toleranz war vorbei. An ihre Stelle trat die Vereinigung. Höchstwahrscheinlich können wir hier über europäischen Einfluss sprechen. Der Kreml interessierte sich sehr für europäische religiöse Nachrichten. Solche Informationen werden regelmäßig in der ersten russischen handgeschriebenen Zeitung "Kuranty" aufgezeichnet, die speziell für den Zaren und seinen engeren Kreis erstellt wurde. Deshalb werden wir vielleicht nicht gegen die Wahrheit sündigen, wenn wir sagen, dass die Ablehnung religiöser Toleranz im allgemeinen Mainstream der Reformen des Petrus berücksichtigt werden sollte.