„31 kontroverse Themen“ der russischen Geschichte:

Basmachismus als Folge der Fehleinschätzungen der Bolschewiki

Zu Beginn der 1920er Jahre hatte Sowjetrussland mit Ausnahme des Fernen Ostens fast das gesamte Territorium des Landes unterworfen. Es blieb nur noch die Befriedung der nationalen Außenbezirke.

Während die Bolschewiki in Weißrussland, der Ukraine und im Kaukasus relativ schnell Erfolge erzielten, dauerte der Prozess der „Befriedung“ Zentralasiens viele Jahre. Der Kampf gegen die bewaffnete antisowjetische Bewegung Basmachi dauerte bis in die 1930er Jahre. Versuchen wir zu verstehen, was das Wesen des Basmachismus war und wie es dazu kam, dass die nationale Politik der Bolschewiki selbst zu seiner Entstehung führte.

Der Höhepunkt des Basmachismus in Zentralasien fand in der ersten Hälfte der 1920er Jahre statt. Das Fergana-Tal, Khorezm, die Transkaspische Region und die südlichen Regionen des modernen Kirgisistans wurden zu Zentren des bewaffneten Widerstands gegen die Sowjetmacht. In der sowjetischen Geschichtsschreibung galten die Basmachi als eindeutiges Übel – verknöcherte Feudalherren und Söldner westlicher Imperialisten. Allerdings haben Historiker in den letzten Jahren versucht, von einer solch einseitigen Interpretation der Basmachi-Bewegung wegzukommen, die auf dem Höhepunkt der Expansion der Sowjets entstand und in vielerlei Hinsicht eine nationale Befreiung darstellte.

Wer sind die Basmachi?

In den von Wladimir Lenin für den Zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale verfassten Thesen zu nationalen und kolonialen Fragen wurde argumentiert, dass der einzige Weg für abhängige, rückständige und schwache Nationen (die bolschewistische Führung umfasste offensichtlich die Völker Zentralasiens als solche) bestand einer einzigen Bundesunion beitreten. Im selben Werk schreibt Lenin, dass die bürgerlich-demokratische Befreiungsbewegung am Rande des Reiches die Unterstützung der Bolschewiki benötige, ruft aber gleichzeitig dazu auf, gegen die „Ummalung“ dieser Bewegung in den Farben des Kommunismus zu kämpfen.

Geleitet von diesen Grundsätzen begannen die sowjetischen Behörden mit der Expansion nach Zentralasien, wo zu Beginn des Bürgerkriegs noch zwei Feudalstaaten, das Khanat Chiwa und das Emirat Buchara (nach der Errichtung der Sowjetmacht im Jahr 1920 und vor dem Beitritt), recht gut existierten die UdSSR im Jahr 1924 – die Volkssowjetrepublik Chorezm bzw. die Volkssowjetrepublik Buchara) sind Protektorate des Russischen Reiches. Anschließend wurden ihre Gebiete zusammen mit dem Fergana-Tal zu den Hauptstützpunkten der Basmachi-Bewegung.

Das Wort „Basmach“ kommt vom türkischen „basmak“, was „überfallen, überfallen“ bedeutet. Basmachi-Banden tauchten in Zentralasien auf, noch bevor die Region Teil des Russischen Reiches wurde. Waren es im 19. Jahrhundert jedoch kleine Räuberbanden, so nahmen die Basmachi nach der Oktoberrevolution Massencharakter an.

Es ist bekannt, dass Moskau bei der Entwicklung Zentralasiens extreme Intoleranz gegenüber der traditionellen patriarchalischen Lebensweise vor Ort zeigte, die hauptsächlich auf dem Islam basierte. Dennoch weigerten sich sowjetische Historiker, die Fehleinschätzungen der Bolschewiki selbst als einen der Hauptgründe für den Aufstieg des Basmachismus zu betrachten. Aus Sicht kommunistischer Forscher war die Basmachi-Bewegung das Ergebnis der feindlichen Haltung der „Ausbeuterklasse“ gegenüber den Sowjets, einschließlich des Klerus, sowie des Einflusses Großbritanniens auf die Lage in Zentralasien.

Die letzte Aussage über die Verschwörung des Weltkapitalismus gegen die UdSSR ist mehr als umstritten. Nachdem der Ausgang des Bürgerkriegs offensichtlich war und alle von den Briten in Zentralasien unterstützten Projekte (z. B. die Transkaspische Provisorische Regierung) scheiterten, verweigerte London der antisowjetischen Bewegung direkte Unterstützung. Es gibt Hinweise darauf, dass die in Afghanistan stationierten Basmachi bis Ende der 1920er Jahre über das britische Konsulat in Persien mit Waffen und Munition versorgt wurden. Diese Hilfe erfolgte jedoch nicht systematisch und wurde im Laufe der Zeit vollständig eingeschränkt. So sehr die Briten die Sowjets auch verärgern wollten, es lag nicht in ihrem Interesse, die Lage in der Region mit Hilfe islamistisch gesinnter Formationen zu untergraben, da dies vor allem die Besitztümer der britischen Krone selbst bedrohte. Wie dem auch sei, viele verbinden das Ende der Basmachi-Bewegung mit dem 1942 unterzeichneten Bündnisabkommen zwischen Moskau und London – damals verpflichteten sich die Briten, jegliche Aktivität antisowjetischer Banden auf dem von ihnen kontrollierten Territorium zu unterdrücken.

Prozess gegen Basmachi in Duschanbe
Foto: RIA Novosti-Archiv

Der Bolschewik Georgiy Safarov, der 1921 das Werk „Kolonialrevolution (Turkestan-Erfahrung)“ veröffentlichte, sprach neugierig über die Gründe für die Entstehung des Basmachismus. Darin wies der Autor darauf hin, dass die Sowjetmacht in Zentralasien offen kolonialistischen Charakter habe. Als Hauptgründe für die Verbreitung von Basmachi nannte Safarov die Wirtschaftskrise, die zum Niedergang der Landwirtschaft und der massiven Verarmung der Dekhkans (Bauern) führte, sowie die Tatsache, dass die Interessen der Bolschewiki in der Region als a Regel, wurden durch „deklassifizierte Elemente“ dargestellt. Safarovs Werk wurde von allen nachfolgenden sowjetischen Historikern kritisiert, und der Autor selbst wurde, wenig überraschend, zum „Feind des Volkes“ erklärt – als Mitglied der Trotzkisten-Sinowjew-Gruppe (hingerichtet 1942).

Laut dem modernen tadschikischen Historiker Kamoludin Abdullaev, der auch den Einfluss der Briten und Wahhabiten auf die Basmatschi, auf den sowjetische Experten bestanden, größtenteils ablehnt, handelte es sich bei den Basmatschi in den Jahren 1918–1920 um eine spontane Bewegung „gegen die ausgeübte Gewalt und Verbrechen“. durch die neue Regierung und die Rote Armee, die sich 1921–1922 zu einem Bürgerkrieg zwischen Anhängern und Gegnern der neuen Regierung entwickelte.“ Gleichzeitig stimmt Abdullaev der religiösen Motivation der Bewegung zu und weigert sich, sie als nationale Befreiung zu betrachten, da die Basmachi-Verbände in der Regel uneinig waren und ihre eigenen, rein lokalen Ziele verfolgten und die zentralasiatischen Nationen selbst immer noch gerecht waren gebildet wird.

Die Basmachi-Abteilungen wurden hauptsächlich aus durch die Wirtschaftskrise und die Revolution zerstörten Bauern ergänzt und an der Spitze der Einheiten standen entweder lokale Feudalherren oder Rebellen, die sich bereits in den vorrevolutionären Jahren bewährt hatten. Im Jahr 1918 verfielen die Baumwollfarmen endgültig, die Anwohner waren gezwungen, Weizen statt Baumwolle zu säen – die Brotversorgung aus Russland wurde völlig eingestellt und der Region drohte eine ausgewachsene Hungersnot. Da für den Weizenanbau nicht so viele Arbeitskräfte erforderlich waren wie für den Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle, blieben Hunderttausende Landbewohner arbeitslos. Dies zwang viele von ihnen, zu den Waffen zu greifen, um sich und ihre Familien zu ernähren.

Gleichzeitig wurde der Basmachismus durch die Religionspolitik der sowjetischen Behörden angeheizt. Die Basmachi selbst nannten sich oft Mudschaheddin, also Kämpfer für den Glauben. Die Bolschewiki, die mit der Trennung von Kirche und Staat begannen, hatten in Zentralasien mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen. Es gab keine klar formulierte Verhaltensweise gegenüber Muslimen – so gingen die örtlichen Behörden in einigen Fällen sogar zu direkter Repression gegen Geistliche, während sich andere Geistliche genauso wohl fühlten wie zu Zarenzeiten.

Doch sobald die Bolschewiki das Gefühl hatten, dass repressive Maßnahmen gegen die Mullahs und ihre Herden nur zu einer Zunahme der Empörung der Bevölkerung und damit zu einem Anstieg der Zahl der Basmachi führen würden, machten sie einen Rückzieher. Im Januar 1920 setzten die Behörden der Republik Turkestan eine Kommission ein, um die Gesetze und Anordnungen der Arbeiter- und Bauernregierung mit der Scharia und dem Adat in Einklang zu bringen. Zwei Jahre später wurde beschlossen, das Waqf-Gelände (das heißt, das sich im Besitz einer Moschee befindet) an ihre Besitzer zurückzugeben. Gleichzeitig veröffentlichte die Führung der Volksrepublik Buchara ein Dokument, das die lokalen Behörden dazu verpflichtete, Muslime zum Gebet einzubeziehen; Arbeiter, die diesen Befehl sabotierten, durften bestraft werden, bis hin zur Hinrichtung.

Basmachi-Treffen in Tadschikistan
Foto: RIA Novosti-Archiv

Der Religionswissenschaftler aus Samarkand, Mustafo Basarow, schreibt in seinem Werk „Sowjetische Religionspolitik in Zentralasien 1918-1930“, dass insbesondere die Bolschewiki nach Zugeständnissen an die Muslime beschlossen, die Scharia-Gerichte wiederherzustellen, deren Tätigkeit unmittelbar nach der Revolution die Die neue Regierung versuchte zusammenzubrechen. Im Juli 1922 erließ das Zentrale Exekutivkomitee der Republik Turkestan einen Beschluss, wonach religiöse Gerichte neben sowjetischen fungieren könnten. All diese Lockerungen trugen zur Spaltung der Basmachi-Bewegung bei – einige derjenigen, die sich den Rebellen anschlossen, darunter viele Geistliche, kehrten in ein friedliches Leben zurück. Doch sobald die Sowjetregierung die Oberhand über die Hauptabteilungen der Basmachi erlangte, begann eine neue Repressionswelle gegen Geistliche und Gläubige im Allgemeinen. Im Jahr 1927 wurden die Scharia-Gerichte endgültig abgeschafft und Waqf-Ländereien an den Staat übertragen.

Scharia-Gericht

Wie sie gekämpft haben

Es wird angenommen, dass die Basmachi bis an die Zähne mit britischen Waffen bewaffnet waren; Allerdings verfügten sie nur über begrenzte Mengen englischer Springfield-Gewehre (und später deutscher Mauser-Gewehre). Die Hauptfeuerwaffen der Basmachi waren alte Steinschlossgewehre, die sogenannten „Karamultuks“.

Hier ist es also – Multuk! Kara-Multuk! Scharfschützengewehr aus dem 18. Jahrhundert!
Natürlich Vorderlader, natürlich - Schwarzpulver, eine riesige Waffe mit Luntenschloss. Das genaue Entstehungsjahr ist unbekannt, es liegt aber irgendwo in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – Afghanistan oder Westtibet. Der Lauf ist gezogen, geschmiedet (sie wurden geschmiedet, indem ein Streifen heißes Eisen spiralförmig um einen Dorn mit gezogenem Profil gewickelt wurde), Kaliber 50 (12,7 mm), Lauflänge - 110 cm, Gesamtlänge des Karamultuk - 160 cm.

Karamultuk

Im Allgemeinen bedeutet der ins Russische übersetzte Name „Kara – schwarzes Multuk – Gewehr“, offenbar in Anlehnung an das dort verwendete schwarze Schießpulver. Zusätzlich zum gezogenen Lauf verfügte diese Scharfschützeneinheit bereits über ein in drei Positionen verstellbares Visier und ein Zweibein, das in der verstauten Position nach hinten klappbar ist und im nach vorne geklappten Zustand die Rolle eines Doppelbajonetts oder eines Speeres spielt (das Zweibein ist gefüttert). mit scharfen Metallkegeln an der Unterseite). Die Qualität der Materialien und der Verarbeitung ist erstaunlich – es gibt keinen Rost oder Hohlräume im Metall, der Zustand des Laufs und der Gewehrfelder ist nahezu ideal, das Holz des Schafts ist bis auf ein paar mechanische Beschädigungen Eiche und nicht morsch überall.

1903 A3 „Springfield“

Leistungsmerkmale
Mechanismustyp	manuelles Nachladen, Verriegelung durch Drehen des Verschlusses
Kaliber, mm
Patrone	30-06 (7,62 x 63)
Länge, mm
Lauflänge, mm
Gewicht ohne Visier und Patronen, kg
Magazinkapazität, Patronen
Anfängliche Geschossgeschwindigkeit (Vq), m/s
Feuerrate, Schuss pro Minute
Gewehr/Richtung
Sichtweite, m
Effektive Schussreichweite, m

Auch das im sowjetischen Kino entstandene Bild eines Basmach – eines mutigen Kavalleristen – entspricht nicht ganz der Realität: Nur turkmenische Kämpfer waren vorbildliche Reiter. Was die Bauern in Ferghana oder Buchara betrifft, so kann nicht jeder von ihnen als schneidiger Reiter angesehen werden. Darüber hinaus wurden die Eingeborenen Zentralasiens während des Ersten Weltkriegs nicht in die Armee aufgenommen, wo sie die Fähigkeit erlernen konnten, im Sattel zu kämpfen. Wie der moderne usbekische Publizist Yadgor Norbutaev betont, handelten die Basmachi in der Regel als berittene Infanterie gegen die Rote Armee – wenn das Pferd nur auf dem Marsch eingesetzt wurde und die Reiter vor der Schlacht absteigen.

Die Taktik der Basmachi unterschied sich nicht wesentlich von der Taktik anderer Partisanenformationen: Die in unzugänglichen Berg- oder Wüstengebieten stationierten Abteilungen führten Pferdeangriffe in die Besitztümer der Bolschewiki durch – dort liquidierten die Basmachi Parteiaktivisten oder ihre Sympathisanten und beschlagnahmten Proviant und Waffen. Von Zeit zu Zeit gelang es den Basmachi jedoch, mit Feldartillerie groß angelegte Operationen durchzuführen.

Basmachi-Gebirgskanone

1924 wurde in Taschkent eine „Anleitungssammlung zur Bekämpfung des Basmachismus“ veröffentlicht; Einer seiner Urheber ist der sowjetische Militärführer Sergej Kamenew, der die Basmachi-Proteste in Fergana und Buchara unterdrückte.

Sergej Sergejewitsch Kamenew

In der Broschüre wurden die militärischen Techniken aufgeführt, die die Kommandeure der Roten Armee anwenden sollten: Besetzung eines vom Basmachismus bedeckten Gebiets, Kampf mit fliegenden (Manöver-)Abteilungen, Jagdtrupps und dann als Hilfstechnik das Durchkämmen des Gebiets und die Einkreisung feindlicher Banden.

„Die Basmachi sind gerissen“, argumentierte Kamenev, „wir müssen sie überlisten; Die Basmachi sind einfallsreich und mutig, wendig und unermüdlich – wir müssen noch einfallsreicher, mutiger und wendiger sein, Hinterhalte anlegen und plötzlich dort auftauchen, wo wir nicht erwartet werden. Die Basmachi kennen die örtlichen Gegebenheiten sehr gut – und wir müssen sie gut studieren. Die Basmachi basieren auf der Sympathie der Bevölkerung – wir müssen Sympathie gewinnen. Was von den roten Kommandeuren verlangt wird, ist Kreativität, Einfallsreichtum und Einfallsreichtum, aber keine Vorlage.“

Wie der russische Historiker Alexander Andreev in seinem Buch „Eastern Orders: Assassins, Wahhabits, Basmachi, Dervishes“ schreibt, fand die erste Überprüfung der Basmachi-Abteilungen im Januar 1918 in Kokand statt, als die turkestanische Autonomie noch nicht von den Bolschewiki besiegt worden war. Während dieser Überprüfung wurden militärische Reihen festgelegt: Ein Dutzend wurden von Unbashi kommandiert, hundert von Yuzbashi, Abteilungen von Kurbashi, eine Militärregion von Lyashkar-Bashi, ein Militärbezirk von Emir Lyashkar-Bashi. Unbashi hatte auf der rechten Seite der Brust zwei rote Kreise – einer in dem anderen; Yuzbashi auf der rechten Seite der Brust hatte einen Kreis mit einem Kreuz in der Mitte und zwei Halbmonden auf dem rechten Ärmel über dem Ellbogen. Nachdem die Basmachi-Bewegung jedoch Massencharakter erlangte und der Großteil der Kämpfer einfache Bauern waren, stellte sich heraus, dass alle diese Abzeichen nicht beansprucht wurden.

Anführer der Basmachi

Die Sowjetmacht kam im November 1917 nach Zentralasien, als in Taschkent ein Aufstand der Bolschewiki und Sozialrevolutionäre stattfand, bei dem Vertreter der Provisorischen Regierung verdrängt wurden. Bis Ende des Jahres hatten die Sowjets im größten Teil des turkestanischen Generalgouvernements die Macht übernommen. Im April 1918 wurde Turkestan zur Sowjetrepublik erklärt und die Souveränität von Buchara und Chiwa anerkannt.

Ibrahim Bey
Foto: RIA Novosti-Archiv

Darüber hinaus versammelte sich die Shuro-i-Islamiya-Bewegung im November 1917, als in Taschkent der III seine provisorische Regierung (zu der Usbeken, Kasachen, Tataren und ein Jude gehörten) und das Parlament – ​​die Einberufung war für März 1918 geplant. Es war geplant, dass zwei Drittel der Sitze in diesem Gremium an lokale Abgeordnete, die die muslimische Bevölkerung vertreten, und ein Drittel an Nicht-Muslime gehen würden. Um die Autonomie zu schützen, wurde eine eigene Miliz geschaffen, deren Kommandeur Khodzhi Magomed Ibragim Khodzhiev war – später bekannt unter dem Spitznamen Kichik Ergash (kleiner Ergash).

Die Bolschewiki, die sich im Januar 1918 in Taschkent niederließen, verlangten von der Führung der Autonomie, die Macht der Sowjets anzuerkennen; Nachdem sie abgelehnt worden waren, begannen sie, Truppen in Richtung Kokand zu sammeln. Zu Beginn der Kämpfe in der Stadt übernahm Ergash die Macht in der Autonomie, löste die Regierung auf und verhaftete einige der Minister. Zwar konnten seine Truppen den Bolschewiki nicht widerstehen. Nach der Besetzung der Stadt begannen sowjetische Einheiten sofort mit der Plünderung der Anwohner. Auf der Friedenskonferenz am 21. Februar wurde ein Abkommen unterzeichnet, wonach die gesamte Bevölkerung Turkestans die Autorität des regionalen Rates der Volkskommissare anerkennt. Den Bolschewiki stand das gesamte Gebiet der Region mit Ausnahme der Gebiete Chiwa und Buchara zur Verfügung.

Da Ergashs Truppen, die Kokand verließen, in den Jahren 1918-1919 (d. h. vor der Errichtung der Sowjetmacht in Chiwa und Buchara) tatsächlich die ersten Basmachi wurden, erwies sich das Fergana-Tal als das Hauptzentrum von Basmachi. Die Region wurde unter Kriegsrecht gestellt und im Februar 1919 wurde hier eine spezielle Fergana-Front geschaffen.

Basmachi in Ostbuchara
Foto: RIA Novosti-Archiv

Es stellte sich heraus, dass einer der Anführer der Fergana Basmachi ein ehemaliger Teilnehmer des zentralasiatischen Aufstands von 1916, Madamin-bek, war, unter dessen Kommando zeitweise bis zu 30.000 Säbel rekrutiert wurden. Unmittelbar nach der Revolution führte Madamin-bek eine Abteilung sowjetischer Polizei an, die mit voller Kraft zum kleinen Ergash gebracht wurde. Anschließend wurde er fast der absolute Herr über das Fergana-Tal und stand ständig im Konflikt mit Ergash und Teilen der sogenannten Bauernarmee, die von lokalen russischen Siedlern gegründet wurde, um sich vor Banditen aller Couleur zu schützen.

Im Jahr 1919 leitete Madamin-bek die Provisorische Regierung von Fergana, zu der auch seine Gegner Ergash und der Kommandeur der Bauernarmee Konstantin Monstrow gehörten. Nach der Niederlage der Ferghana-Truppen durch Einheiten der Roten Armee begann Madamin Bek mit den Bolschewiki zusammenzuarbeiten, ein Teil seiner Armee schloss sich den Reihen der Sieger an und im März 1920 veranstaltete Kurbaschi selbst zusammen mit Michail Frunse eine Parade von Soldaten der Roten Armee und den sogenannten „Roten Basmatschi“.

Bei dem Versuch, andere Basmachi-Führer für die Seite der Sowjets zu gewinnen, wurde Madamin-bek getötet.

Ein weiterer prominenter Anführer der Basmachi-Bewegung in ihrer ersten Phase war Junaid Khan, ein Vertreter des turkmenischen Yomud-Stammes. Schon vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er damit beschäftigt, Karawanen in der Karakum-Wüste auszurauben und einen ständigen Kampf mit dem Khan von Chiwa zu führen. Vor der Oktoberrevolution nahm Junaid Khan eine solide Position im Khanat ein und führte anschließend dessen Armee an. Nachdem Junaid Khan im Herbst 1918 eine Reihe turkmenischer Führer eliminiert hatte, führte er einen Putsch durch und ergriff, nachdem er den jungen Said Abdullah Khan auf den Thron erhoben hatte, tatsächlich die Obermacht in Chiwa.

Im Laufe des nächsten Jahres führte Junaid Khan mit unterschiedlichem Erfolg Razzien in von der Sowjetunion kontrollierten Gebieten durch. Er knüpfte Kontakte zu den Führern der Weißgardisten-Bewegung in Turkmenistan sowie zu Admiral Koltschak, der hundert Kosaken, mehrere tausend Gewehre und eine Million Patronen schickte, um den Basmachis zu helfen. Im November 1919 begann im Khanat ein Aufstand der jungen Chiwanen – Reformbefürworter, die seit 1910 liberale Positionen vertraten. Der linke Flügel dieser Bewegung schloss sich zur Kommunistischen Partei Khorezm zusammen. Einheiten der Roten Armee kamen den Rebellen zu Hilfe, und Ende Februar 1920 erlangten die Sowjets die vollständige Kontrolle über das Territorium des Khanats – an seiner Stelle wurde eine Volkssowjetrepublik gegründet.

Bauern schließen sich einer Freiwilligeneinheit an, um die Basmachi zu bekämpfen
Foto: RIA Novosti-Archiv

Nach der Niederlage des Khanats floh Junaid Khan in die Karakum-Wüste und zog anschließend nach Persien, das er als neues Sprungbrett für die Invasion sowjetischen Territoriums nutzte. Seine Truppen überfielen Turkestan in den Jahren 1922, 1923, 1927, 1929 und 1931. Im Jahr 1924 gelang es Junaid Khan sogar, Chiwa zu belagern, und im Jahr 1927 gelang seinen Kämpfern eine für die Basmatschi seltene Leistung: Sie schossen ein sowjetisches Flugzeug ab.

Junaid Khan starb 1938; Mit seinem Tod nahm die Basmachi-Bewegung, wie Forscher anmerken, endgültig einen räuberischen und schmuggelnden Charakter an.

Junaid Khan

In den frühen 1920er Jahren erreichte die Basmachi-Bewegung in den zuvor vom Buchara-Emirat kontrollierten Gebieten ein besonderes Ausmaß. Der letzte Emir, Sayyid Alim Khan, versuchte, strikte Neutralität einzuhalten und weigerte sich, den Basmachi zu helfen, bis die Bolschewiki seine Besitztümer störten. Doch 1920 marschierte die Rote Armee in das Emirat ein und erklärte es zur Sowjetherrschaft. Der Emir zog sich nach Afghanistan zurück und unterstützte von dort aus auf jede erdenkliche Weise die antisowjetischen Proteste, die von Kurbashi Ibrahim Beg in Buchara angeführt wurden.

Sayyid Alim Khan

Bis 1931 kämpfte er gegen das Sowjetregime, bis er bei einem weiteren Angriffsversuch in die UdSSR von Afghanistan aus gefangen genommen und nach einem kurzen Prozess erschossen wurde. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Zahl der Kämpfer in den Truppen von Ibrahim Beg immer noch mindestens zweitausend Menschen. Die Erfolgsbilanz dieses Kurbashi umfasst viele erfolgreiche Sabotageakte gegen die Sowjetmacht, die Besetzung von Dörfern und die Hinrichtung von Parteiaktivisten. Ibrahim Beg plante einst die Gründung eines eigenen islamischen Staates im Norden Afghanistans unter der Führung des aus Buchara vertriebenen Emirs und gehörte 1930 zu den Initiatoren der massiven Invasion der Basmachi-Truppen in die UdSSR, die jedoch vereitelt wurde durch sowjetische Grenzsoldaten.

Die Aktivitäten von Ibrahim Beg in den frühen 1920er Jahren waren eng mit der Präsenz von Enver Pascha in Zentralasien verbunden, einem osmanischen Untertanen, jungen Türken und einem der Ideologen des Panturkismus. Bevor er zu den Basmachis kam, arbeitete Enver Pascha mit der Sowjetregierung zusammen und förderte aktiv die Idee der Verschmelzung von Bolschewismus und Islam. Als Enver Pascha 1921 als sowjetischer Gesandter in Buchara ankam, lief er zusammen mit einer Gruppe türkischer Offiziere, die ihn begleiteten, fast sofort zu den Basmachis und äußerte den Wunsch, dem Buchara-Emir zu dienen, der zu diesem Zeitpunkt bereits die Macht verloren hatte.

Standbild aus dem Film „The Seventh Bullet“
Foto: RIA Novosti-Archiv

Enver Pascha erzielte seinen größten Erfolg als einer der Basmachi-Anführer im Jahr 1922, als Emir Seyyid Alim Khan ihn als Oberbefehlshaber aller Rebellenabteilungen von Buchara und Chiwa anerkannte. Enver Paschas Truppen besetzten daraufhin Duschanbe und anschließend fast den gesamten östlichen Teil des ehemaligen Emirats. Enver Pascha weigerte sich, mit den Bolschewiki zu verhandeln und forderte den vollständigen Abzug der sowjetischen Truppen aus Turkestan. Zu den Plänen dieses Mannes, der sich selbst als direkten Nachkommen des Propheten Mohammed bezeichnete, gehörte die Schaffung eines islamischen Kalifats in Zentralasien – es sollte Enver Paschas Heimat Türkei ersetzen, wo zu dieser Zeit Kemal Atatürk, sein unversöhnlicher Gegner, alles erobert hatte Leistung.

Enver Pascha

Im Jahr 1922, auf der Welle militärischer Erfolge, geriet Enver Pascha mit anderen Basmachi-Führern in Streit, vor allem mit Ibrahim Bey, den er sogar eine Zeit lang unter Arrest hielt. Infolge dieser Streitereien zerfiel die vereinte Armee des Paschas und er selbst war gezwungen, sich in die Berge zurückzuziehen. Im August desselben Jahres wurde Enver Pascha bei einem Gefecht mit Einheiten der Roten Armee auf dem Gebiet des heutigen Tadschikistans getötet.

In der sowjetischen Geschichtsschreibung wurde Enver Pascha fast als Agent des britischen Imperialismus in Zentralasien dargestellt, was zweifelhaft erscheint, schon allein deshalb, weil Pascha ein Anglophober war und sich wie viele andere türkische Politiker vor allem an Deutschland orientierte.

Neben großen Basmachi-Abteilungen operierten in den 1920er und 1930er Jahren viele kleine Banden in Zentralasien, die im Laufe der Zeit völlig an den Rand gedrängt und in die Gebiete der Nachbarländer Iran, China und Afghanistan verlegt wurden, von wo aus sie das Gebiet der UdSSR überfielen. Oftmals ausschließlich zu Schmuggelzwecken. In dieser Hinsicht lag die gesamte Last des Kampfes gegen die Basmachi bei den Grenztruppen. Allein im Zeitraum 1931-1940 liquidierten Kämpfer des Grenzkommandos Pjanj 41 Banden, töteten und nahmen 1.288 Basmachi und Schmuggler gefangen.

Iwan Georgijewitsch Poskrebko

Im Jahr 1931 verübte die Basmachi-Bande von Abdy Khan einen Amoklauf in den Grenzdörfern Turkmenistans. Bald schloss sich Mamed-Ali Abdy Khan an und die Basmachi-Bande wuchs auf zweihundert gut bewaffnete Reiter.

Die Liquidierung der Bande wurde einer Gruppe von Grenzschutzbeamten unter der Führung des stellvertretenden Kommandanten, des Kommunisten Iwan Georgijewitsch Poskrebko, anvertraut. Der Gruppe des ukrainischen Kommandanten schlossen sich örtliche Reiter mit einem turkmenischen Führer an, der sich selbst den russischen Namen Andryusha nannte.

Drei Tage lang rückte Poskrebkos Abteilung bei gnadenloser Hitze und sandigen Winden auf die Bande zu, um ihnen den Weg zum Dosuyuk-Brunnen zu versperren.

gut in der Wüste

Der 15. September kam. Ein Beobachter von einem hohen Hügel gab ein Signal: „Achtung! Ich sehe eine Bande ...“ Eine Gruppe Reiter erschien hinter dem Hügel. Die erste Salve von Grenzschutzbeamten vermischte die Reihen der Banditen, konnte sie jedoch nicht aufhalten. Sie stürmten zu den Ruinen, wo die Abteilung Stellung bezog. Poskrebko führte die Kämpfer und Reiter zum Angriff. Das Maschinengewehr und die Klingen der Grenzschutzbeamten haben ihren Zweck erfüllt. Aber das war nur ein kleiner Teil der Bande. Der Durst trieb den Rest der Basmachi zum Brunnen. In der Abenddämmerung erschienen mehr als hundert Reiter am Horizont. Die Kräfte waren ungleich. Poskrebko verstand, dass nur ein Überraschungsangriff die Abteilung retten konnte. Der unerwartete Schlag zerstreute die Basmachi, aber sie erkannten, dass es nur wenige Grenzschutzbeamte gab, und eröffneten schweres Feuer, indem sie hinter einem Kamm aus sandigen Hügeln Deckung suchten. Die Nacht nahte, die Banditen hätten im Dunkeln verschwinden können. Und Poskrebko führte die Kämpfer erneut zum Angriff.

Der Kampf war heftig. Nicht wenige Basmachi wurden von den Grenzklingen getötet, aber der Reiter Andryusha geriet unter einen feindlichen Angriff, und die Basmachi, die sich im Gebüsch versteckten, schossen aus nächster Nähe auf Ivan Poskrebko ... Verstärkung traf ein, als der Großteil der Bande bereits eingetroffen war besiegt. Im Jahr 1932 erhielt einer der Grenzaußenposten den Namen I.G. Poskrebko.

Leistung von Ivan Georgievich Poskrebko

Es wird angenommen, dass die letzten Basmachi bereits auf Betreiben von Abwehragenten, die mit Beginn des Großen Vaterländischen Krieges in Zentralasien aktiver wurden, Angriffe auf sowjetisches Territorium durchführten. So kam es im September 1941 im Bereich des Grenzkommandos Mugrab zu mehreren Zusammenstößen, bei denen fünf Grenzsoldaten und ein politischer Ausbilder getötet wurden. Die Verluste der Banditen beliefen sich auf 64 Menschen.

Zusammenfassend

Die unwiederbringlichen Verluste der Roten Armee im Kampf gegen die Basmachi in der Zeit von 1922 bis 1931 werden auf mehr als 600 Menschen geschätzt. Rechnet man dazu die im Bürgerkrieg Getöteten hinzu, könnte die Gesamtzahl eineinhalb bis zweitausend Menschen erreichen. Verluste unter den Basmachi und der Zivilbevölkerung sind schwer zu erklären, obwohl beispielsweise nur vom 1. Mai 1924 bis 1. Dezember 1925 2.104 Mitglieder der Rebellenformationen eliminiert wurden und vom 20. März bis 2. Juni 1931 Die Basmachi verloren 1.224 Tote (davon 106 tote Soldaten der Roten Armee).

Trotz dieser für den Bürgerkrieg eher bescheidenen Verluste wurde die Geschichte des Kampfes gegen die Basmachi zu einer der sowjetischen Legenden. Insbesondere wurde es zu einem der Lieblingsthemen einheimischer Filmemacher und führte zur Entstehung eines ganzen Genres – „Eastern“. Seine bedeutendsten Filme sind „Dzhulbars“ (1936), „Red Sands“ (1968), „Scarlet Poppies of Issyk-Kul“ (1972) und „The Seventh Bullet“ (1972). Die Hauptfiguren des sowjetischen Kultfilms „Offiziere“ von 1971 kämpfen gegen die Basmachi; die Handlung der bekannten „Weißen Sonne der Wüste“ spielt sich um die Bildung der Sowjetmacht in Zentralasien ab.

In den Republiken Zentralasiens überdenkt man nun vorsichtig die Basmachi-Bewegung und legt nahe, dass es sich dabei letztendlich in erster Linie um die Befreiung handelte. Trotz aller Vor- und Nachteile dieses Ansatzes kann man nur zustimmen, dass die Basmatschi-Bewegung im Kern eine Partisanenbewegung war, die als Reaktion auf die Fehleinschätzungen und Exzesse der nationalen Politik der Bolschewiki entstand. Darin unterschieden sich die Sowjets grundlegend von den zaristischen Behörden, die dennoch die Besonderheiten der Region berücksichtigten.

Orden der Zentralasiatischen Sowjetrepubliken

Skulpturenkomposition „Basmachi“

Peter Bologov

Ibrahimbek. Dieser Name hielt die Rote Armee und die Behörden Tadschikistans und ganz Zentralasiens mehr als zehn Jahre lang in Atem. Das Schicksal dieses Mannes spiegelte die komplexe und widersprüchliche Geschichte der Völker Zentralasiens wider. Dieser Aufsatz konzentriert sich auf Ibrahimbeks Kampf gegen die Sowjetmacht in Ostbuchara in den Jahren 1921–1926 und die Höhen und Tiefen seines Emigrantenlebens, einschließlich der Teilnahme am außerirdischen Bürgerkrieg in Afghanistan bis zu seiner Rückkehr nach Tadschikistan im April 1931.

Kamoludin Abdullaev
IBRAHIMBEK LAKAY

Fakten zur Biografie

Ein interessanter Versuch, ein Porträt von Ibrahimbek zu zeichnen, ist das Werk seines Landsmanns und unseres Zeitgenossen, Doktor der Wissenschaften Nasreddin Nazarov. Der Autor nutzte eine Vielzahl neuer Quellen, darunter auch afghanischer Herkunft, sowie Materialien, die bei Feldforschungen in Ibrahimbeks Heimat Anfang der 2000er Jahre gesammelt wurden.1

Die in seinen eigenen Worten aufgezeichneten biografischen Daten dieses Mannes sind in seinem Strafverfahren enthalten, das 1931 von der Taschkenter Tscheka eröffnet wurde. So wurde Ibrahim 1889 im Dorf Koktash (heute Bezirk Rudaki, angrenzend an den südlichen Teil) geboren aus Duschanbe) und stammte aus einem Stamm der Lokai, einer Art Isankhoja. Das Volk der Isankhodzhin lebte verstreut mit anderen usbekischen Stämmen und Tadschiken auf einem riesigen Gebiet von Koktash bis Yavan und im Norden des Dangara-Tals. Lokays und ähnliche Stämme (Kongrats, Yuz, Semizy, Katagans, Marks, Durmens, Kesamirs usw.) sind Nachkommen usbekischer Nomaden und kamen aus Dashti Kipchak (einem riesigen Steppengebiet vom Unterlauf der Wolga im Westen bis zum Norden). (Ufer des Syr Darya im Südosten) in Movarounnahr im 16. Jahrhundert nach Sheibani Khan. Sie werden als Spät- oder Dashtikipchak-Stämme klassifiziert. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden sie tatsächlich Usbeken genannt. Als sie in der Region auftauchten, lebten neben den tadschikischen Ureinwohnern bereits die sogenannten „frühen“ Turkstämme vormongolischen Ursprungs – Karluken, Türken, Moguln usw., die ab dem 6. Jahrhundert hierher kamen . Viele von ihnen ließen sich schon vor langer Zeit nieder und lebten friedlich mit den einheimischen Tadschiken zusammen. Die Türken von Kulyab beispielsweise befanden sich im Stadium eines vollständigen Übergangs zur tadschikischen Sprache. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Lokais das drittgrößte usbekische Volk Ostbucharas (nach den Congrats und Yuz). Im Jahr 1924 lebten innerhalb der Grenzen von Gissar und Baljuvon 25.400 Menschen.2 Ungefähr die gleiche Anzahl Lokais floh in der ersten Hälfte der 1920er Jahre nach Afghanistan. Es gibt vier bekannte Divisionen (Uruga) dieses Stammes: Isankhoja, Badrakli, Bairam und Turtuul. Das Volk der Isankhodzhin und Badrakli lebte hauptsächlich in Gissar, und das Volk der Bayram und Turtuul lebte hauptsächlich in Baldzhuvon. Die Lokais sowie andere neben ihnen lebende usbekische Dashtikipchak-Stämme sowie die Turkmenen befanden sich in der Phase des Übergangs vom Nomadenleben zum sesshaften Leben. Sie bauten nach und nach kleine Dörfer an den Standorten ihrer Lager und versuchten, die traditionelle Viehzucht der Transhumanz mit primitiver Landwirtschaft zu verbinden. Letzteres, also der Übergang zur Landwirtschaft – der traditionellen Beschäftigung der Tadschiken –, hinterließ Spuren in der Art ihrer Beziehung zu den Tadschiken, die die Mehrheit (fast zwei Drittel) der Bevölkerung Ostbucharas ausmachten frühe Türken.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand Ostbuchara aus einer Reihe praktisch unabhängiger Bekstvos, die der Buchara-Emir der Macht lokaler feudaler Beks übergab. Die Lokais und andere usbekische Stämme, die viele Merkmale der nomadischen Militärorganisation der mittelalterlichen Türken und Mongolen bewahrten, lebten getrennt, behielten ihre Strukturen bei, unterstützten die Beks und Emire und übten gelegentlich Druck auf die sesshaften tadschikischen Bauern aus. Die Beziehungen zwischen Tadschiken und usbekischen Stämmen waren vorsichtig und manchmal feindselig. Dies wurde nicht nur durch die Tatsache verursacht, dass die Lokais nach und nach von Gissar nach Osten in das Gebiet der Tadschiken zogen, sondern auch durch den umgekehrten Prozess der Umsiedlung der Tadschiken von Kulyab und Baljuvon nach Süden und Südwesten – in die Ausläufer von Kulyab und Baljuvon bis zum Gissar-Tal.3 In den Dörfern, in denen Tadschiken seit langem mit Usbeken zusammenleben, wurde jedoch kein Zwist beobachtet. Die einfachen Leute lebten in Gemeinschaften und verhandelten lieber mit ihren Nachbarn als zu kämpfen.

Ibragimbeks Vater, Chakobay, erhielt den Rang eines Toksabo (der dem Rang eines Oberst gemäß der Rangliste des Emirs entsprach) und war Aksakal (Ältester) eines Dorfes mit 80 Haushalten. Nach örtlichen Maßstäben war er ein wohlhabender Mann. Obwohl die soziale Differenzierung und Klassenschichtung im Lokai-Umfeld im Allgemeinen nicht so ausgeprägt war, dass man einen der Stammesführer als sagenhaft reiche Feudalherren bezeichnen könnte, die ihre Dorfbewohner gnadenlos ausbeuteten. Chakobays Familie bestand aus 4 Frauen, 6 Töchtern und 6 Söhnen. Die Haushaltsmitglieder selbst waren auf der Farm beschäftigt, Chakobai stellte nur zeitweise drei bis vier Arbeitskräfte von außerhalb ein. Ibrahimbek war der jüngste der Söhne. Als Kind lernte er anderthalb Jahre lang in der Grundschule (maktab), er konnte ein wenig lesen, aber nach eigener Aussage lernte er nie schreiben. Als die Zeit gekommen war, heiratete Ibrahimbek und nahm sich dann eine zweite Frau. Beide Ehefrauen waren kinderlos. Später, im Jahr 1921, heiratete Ibrahimbek zum dritten Mal – mit Bibihaticha, der Tochter des Lokai-Führers Abdukayum Parvonachi.4 Im Jahr 1912, als Ibrahimbek 23 Jahre alt war, verlor er seinen Vater. Nach seinem Tod hinterließ der Vater seinem jüngsten Sohn ein paar Bullen und große Schulden, die Ibrahimbek jedoch nicht begleichen wollte. Nach dem Tod seines Vaters versteckte er sich fast zehn Jahre lang vor den Gläubigern und lebte entweder zu Hause oder ging zu seinen Stammesgenossen in andere Dörfer. Einige Quellen nennen Ibrahimbek einen Pferdedieb. Offenbar sind diese Aussagen nicht weit von der Wahrheit entfernt. Unter den Nomaden Zentralasiens sind Raubüberfälle auf Nachbarn keine Seltenheit. Es gibt Hinweise darauf, dass Ibrahimbek den Rang eines Emirs innehatte und an der Erhebung von Steuern (Zakat) beteiligt war, so dass er leicht als einer der Beamten des Emirs angesehen werden kann.5 Unter seinen Stammesgenossen war er auch als geschickter Reiter und bekannt ein unverzichtbarer Teilnehmer beliebter Volksshows - Buzkashi (Ziegenriss). Dies dauerte bis zum Herbst 1920, als die „Buchara-Revolution“ aus heiterem Himmel über Ibragimbek hereinbrach, der das freie und müßige Leben eines Abrek-Abenteurers führte6.

Eroberung Ostbucharas

Bis zum 1. Mai 1921 besetzten Truppen der Roten Armee fast das gesamte Gebiet Ostbucharas. Darvaz blieb frei, mit seinem Zentrum in Kalai Khumb, wo sich die Tadschiken unter der Führung von Ishan Sultan (über den wir im vorherigen Aufsatz geschrieben haben) versammelten. Durchbruchsversuche der Bolschewiki in den Jahren 1921 und 1922. waren nicht erfolgreich. Die Eroberung Ostbucharas wurde einerseits durch die Stärke der Roten Armee, andererseits durch die militärische Schwäche und die politische Uneinigkeit der indigenen Bevölkerung bestimmt. Doch schon bald stellten die Soldaten der Roten Armee fest, dass sie es nicht mit einem „Verbündeten des Proletariats“, sondern mit einer feindseligen, bestenfalls neutralen Bevölkerung zu tun hatten. Infolgedessen musste das Kommando die besetzten Siedlungen durch Besetzung festigen. Die Vorhut war vom Hauptteil der Truppen abgeschnitten und in Form einzelner Garnisonen im Rücken verstreut. Ein solcher Krieg erforderte enorme personelle und materielle Ressourcen. Diese Umstände sowie der militärische Widerstand der Rebellen banden der Roten Armee buchstäblich Hände und Füße. Sie hatte nicht mehr die Kraft, in die Berge zu gehen – Karategin und Darvaz. Von afghanischen oder indischen Expeditionen konnte natürlich keine Rede sein. Nehmen wir mit Blick auf die Zukunft an, dass das Verdienst der Basmachi-Bewegung gerade darin liegt, dass sie zum Haupthindernis für den „Angriff der Roten Armee auf den Osten“ wurde. Angesichts einer Massenrebellion und dann einer Rebellion gaben die Bolschewiki ihre Pläne für einen sofortigen Vormarsch nach Chorasan, Südasien und Westchina auf. Sie beschlossen, sich auf die Stärkung der bereits eroberten Positionen in Turkestan und Buchara zu konzentrieren. Einheiten der 1. turkestanischen Kavalleriedivision, die eine als „Gissar-Expedition“ bezeichnete Reise nach Ostbuchara unternahm, befanden sich im Frühjahr 1921 aufgrund von Müdigkeit, Krankheit und fehlender Uniform in einem Zustand völliger Auflösung. Die unglaublich schwierigen Bedingungen, unter denen die langwierige „Gissar-Expedition“ stattfand, führten unweigerlich zu einem Zusammenbruch der Disziplin und trieben die Soldaten der Roten Armee zu Massenplünderungen und Gewalt gegen die lokale Bevölkerung.7 Bis zum 1. Mai 1921 besetzten Truppen der Roten Armee fast das gesamte Gebiet gesamtes Gebiet Ostbucharas. Sie platzierten ihre Garnisonen in strategisch wichtigen Dörfern.

Unmittelbar nach der Besetzung von Duschanbe, Gissar, Kurgan-Tube und Kulyab begann das Militär, ohne auf die Organisation ziviler Behörden zu warten, mit massiven Nahrungsmittelbeschaffungen für den Bedarf der Roten Armee. Getreide, Fleisch und andere Produkte wurden aus Ostbuchara in die Transkaspische Region exportiert8. Es sei daran erinnert, dass die Sowjetregierung die Beschlagnahmung von Produkten oder die „Aneignung von Nahrungsmitteln“ außerhalb der Grenzen ihres Staates durchführte. Schließlich blieb die am 14. September 1920 offiziell ausgerufene BNSR bis 1924 unabhängig und unabhängig. Die Umsetzung der überschüssigen Mittel wurde dadurch erschwert, dass West- und Ostbuchara, die traditionell als Kornkammer des Emirats dienten, im Gebiet militärischer Operationen lagen. Infolgedessen wurden die Getreideplantagen von den Bewohnern vernachlässigt und aufgegeben9. Der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare der Buchara-Republik, Fayzulla Khodzhaev, schrieb im Juni 1921 an Moskau und Lenin, dass „die Fleischverteilung in der Republik mit Hilfe russischer bewaffneter Abteilungen durchgeführt wurde und den Hass der Massen gegen die Republik Buchara geweckt hat.“ Russen im Allgemeinen und die Rote Armee im Besonderen.“10 Lebensmittelabteilungen und Sonderabteilungen der Roten Armee führten Requisitionen durch, begleitet von Repressalien gegen die sogenannten „Kulaken“ und „Anhänger des Emir“. Bis zum Herbst 1921 hatten Lebensmittelkommandos in Ostbuchara 1,5 Millionen Pud Getreide eingesammelt11. Übrigens mangelte es Buchara vor dem Erscheinen der Roten Truppen nicht an Brot. Als im Jahr 1917 kein Brot mehr aus Russland im Austausch gegen Buchara-Baumwolle geliefert wurde, richtete Buchara, nachdem es ein halbverhungertes Jahr überstanden hatte, seine Landwirtschaft entschieden neu aus und hatte bis 1921 einen Getreideüberschuss von 5 Millionen Pud (80.000 Tonnen)12. Lassen Sie uns noch einmal einen Schritt weitergehen und beachten, dass die Nahrungsmittel- und Materialressourcen Bucharas (einschließlich des Goldes des Emirs) in den Jahren 1921-1922. half Sowjetrussland, die Nahrungsmittelkrise zu überwinden und dadurch seine Position in der Region zu behaupten.

Von Anfang an übernahm Russland die Kontrolle über die Wirtschaft Bucharas. Gemäß dem Abkommen zwischen der RSFSR und der Weißrussischen Volksrepublik von 1921 wurde Buchara das Recht entzogen, ausländischen Staaten ohne Erlaubnis Russlands Zugeständnisse zu machen. Auch die Bewachung der Grenze zu Afghanistan und des Zolls oblag der RSFSR.

Neue Behörden und Einheiten der Roten Armee wurden mangels geeigneter Räumlichkeiten in Schulen, Moscheen und anderen von Muslimen verehrten heiligen Orten angesiedelt. Die Soldaten der Roten Armee zerstörten und bauten die wenigen Holzbehausungen zur Brennholzgewinnung ab. Unwillkürlich hatte die Bevölkerung den Eindruck, dass die neue Regierung organisierte und bewaffnete Räuber, Erpresser und Religionsschänder sei.

Ein kleiner Teil der revolutionär gesinnten Bucharaner sowie diejenigen, die die Russen kannten und Blutvergießen vermeiden wollten, zeigten Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Roten Armee. Am 5. März 1921 kamen zwei Personen aus dem Dorf Mudzhikharv in die Stadt Garm und erklärten, dass die Bevölkerung „die Sowjetmacht und die neue Buchara-Regierung voll und ganz anerkennt“. Einer von ihnen war Nusratullo Maksum, der zukünftige erste Regierungschef von Sowjet-Tadschikistan13. Zu den Unterstützern der neuen Regierung gehörten viele sogenannte „Otkhodniks“ – Saisonarbeiter, die in Industriebetrieben in Fergana und Taschkent arbeiteten (heute würde man sie Gastarbeiter nennen).

Doch der Großteil der Bevölkerung verhielt sich anders. Die Menschen flohen und versteckten sich aus Angst vor Hinrichtungen, Verhaftungen und Beschlagnahmungen. Oftmals verließen sie die Schauplätze bevorstehender Schlachten und kehrten nach Abschluss der Schlachten in ihre Dörfer zurück. In manchen Fällen gingen sie einfach in die Berge, um eine schwierige Zeit abzuwarten, in anderen flohen sie ins Ausland. Das widerstandslose Verlassen des von den „Ungläubigen“ besetzten Gebietes wird zwar nicht empfohlen, ist aber im Koran nicht verboten.

Und schließlich gab es diejenigen, die verzweifelte Widerstandsversuche unternahmen. Es wäre überraschend, wenn die traditionelle östliche Buchara-Gesellschaft, in der die männliche Dominanz absolut war, anders auf die sowjetische Invasion reagieren würde. Im Frühjahr 1921 brach in Ostbuchara (Gissar, Kurgan-Tube, Kulyab, Karategin) ein Aufstand gegen die Rote Armee und die Buchara-Regierung aus. An der Spitze standen der Klerus und die Stammesbehörden. Sein Ziel war die Wiederherstellung der islamischen Souveränität, die im Emirat Buchara verkörpert war. Überall wurden Kämpferabteilungen aufgestellt, um am Dschihad teilzunehmen. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Mudschaheddin in ihrem Kampf gegen die „Ungläubigen“ zu unterstützen, die die Waffen gegen Muslime erhoben und sie aus ihren Orten vertrieben hatten. Sufi-kirchliche Sufi-Führer übernahmen die Verantwortung, ethnolinguistisch unterschiedliche Gruppen zusammenzubringen. In militärisch-operativer Hinsicht waren die Abteilungen jedoch nicht zuverlässig miteinander verbunden, insbesondere mit den Neuankömmlingen aus Fergana, obwohl diese auf Wunsch von Alim Khan unter dem Kommando von Nurmat, Shermats Bruder, in Ostbuchara eintrafen. Dennoch entwickelte sich diese Bewegung, die später von bolschewistischen Agitatoren Basmachismus genannt wurde, zu einer gewaltigen Kraft. Besonderen Widerstand leisteten die Stämme Kulyab und Baljuvon (usbekische Stämme, Tadschiken, Türken, Turkmenen), die in den Kämpfen im Frühjahr 1921, wie F. Khojaev berichtete, etwa 10.000 Tote verloren14. Dann griffen die größte Autorität der Kulyab-Rebellen, Davlatmandbiy, und seine Abteilung die russische Garnison in Kulyab an. Nach dem Rückzug der Mudschaheddin ging die Rote Armee brutal gegen die lokale Bevölkerung vor. Der Informationsbericht des Vertreters der RSFSR in Duschanbe berichtete, dass die Rote Armee gleichzeitig viel „Schande“ begangen habe. Wie immer bei militärischen Auseinandersetzungen waren die ersten Opfer die Schwachen, darunter auch Frauen. So wurden in Kulyab mehrere Frauen von einer Spezialeinheit vergewaltigt15.

Die Bemühungen der „Basmachi“ zielten sowohl auf den Schutz vor Angriffen von außen als auch auf die Stärkung ideologischer, patriarchaler Bindungen und Solidarität auf Gemeinschaftsebene. Die Treue zu religiösen Idealen und die Unterstützung der Rebellen galten als öffentliche Pflicht, Solidarität mit den Mudschaheddin wurde begrüßt. Dementsprechend wurde die Zusammenarbeit mit den Behörden aufs Schärfste geahndet.

Zusätzlich zum Ferghana-Volk wurden die rebellischen Bucharaner von einer 2,5 Tausend Mann starken Abteilung Tadschiken-Matchin (aus dem Oberlauf von Zerafshan) unter der Führung von Abdulhafiz unterstützt. Der Kampf gegen das neue System wurde von einer religiösen Autorität angeführt – Ishan Sultan aus Darvaz und dem örtlichen Feudalherrn Davlatmandbiy – einem Türken aus Baljuvon. Sie wandten sich an die Lokaianer mit der Aufforderung, sich am Kampf gegen die Russen und Jadiden zu beteiligen. In den Archiven der Sowjetarmee wird erwähnt, dass Ibragimbek ein „Militärausbilder“ für Davlatmandbiy war.

So folgten die Stammesabteilungen der Lokais unter dem Kommando von Kayum Parvonachi dem Ruf des Klerus und der örtlichen Feudalherren und traten auf, um den Emir von Buchara und ihre Dörfer vor den Revolutionstruppen und der Sowjetmacht zu verteidigen. Ibrahimbek ersetzte später seinen kranken Schwiegervater als Kommandeur, und bald darauf begannen Lokai-Einheiten, den Aufstand in Ostbuchara zu dominieren.

In einigen späteren Quellen muslimischen Ursprungs wird unser Held als „Mullah Muhammad Ibrahimbek Lokai“ bezeichnet. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass Ibrahimbek ein Mullah, also ein im religiösen Sinne gebildeter Mensch, war. Aber er hatte seinen eigenen spirituellen Mentor – Mullah Imom. Sein Name war Ishoni Dovud aus Kulyab. Wegen seiner süßen Stimme und seiner Kenntnisse der klassischen Poesie wurde er Ishoni Bulbul (Nachtigall) genannt.16 Obwohl Ibrahimbek ein Gläubiger war, war er in erster Linie ein Stammeshäuptling und Militärführer. Baglani zufolge bemerkte jeder, der Ibrahimbek kannte, seine persönliche Furchtlosigkeit und Schweigsamkeit. Ibrahimbeks Karriere kann daran gemessen werden, dass er Ende 1921 den Rang eines Garde-Begi (Hauptmann) in der Armee des Emir innehatte. Und in der Zukunft ermutigte Alim Khan Ibrahimbek auf jede erdenkliche Weise und hob ihn als seinen klaren Favoriten hervor, obwohl sich diese beiden Charaktere in dieser Studie erst im Spätsommer 1926 in Kabul trafen.

Das Rückgrat der östlichen Buchara-Basmachi bestand aus Stammes- (usbekischen) und ethnoregionalen (tadschikischen und usbekischen) Formationen sowie den Überresten der besiegten Buchara-Armee. Der Aufstand in Dangara wurde vom Lokai-Anführer Kayum Parvonachi angeführt. Ein weiterer Lokaianer (Turtuul-Clan) Togai Sary operierte in Kyzyl Mazar, während Baljuvon und Kulyab vom örtlichen Türken Davlatmandbiy kontrolliert wurden. In Gissar dominierte Temurbek, in Surkhandarya - Khurrambek. Die Tadschiken Rahman Dodho, Ishan Sultan und Fuzail Maksum führten Abteilungen in Duschanbe, Darvaz und Karategin an. Ibrahimbek, der seinen Stützpunkt in Koktash hatte, wanderte mit seinen Truppen zwischen Gissar und Kulyab umher und fand Schutz und Unterstützung bei seinen Lokais. So wurde fast das gesamte Gebiet des heutigen Südtadschikistans und der angrenzenden Region Surkhandarya in Usbekistan von Baysun und Shirabad bis Primapirya von den Basmachi kontrolliert, deren Reihen von halbnomadischen Usbeken dominiert wurden. Unter letzteren dominierten die Lokais von Ibrahimbek. Die Einheiten wurden durch die Autorität des Anführers, die Stammessolidarität und die Aura eines Verteidigers des Glaubens gefestigt. Es war dieser Dreiklang, der den schnellen Aufstieg Ibrahimbeks sicherte. Den Namen der Anführer nach zu urteilen, hatten viele von ihnen militärische Ränge (Toksabo, Dodho, Parvonachi usw.), woraus man annehmen kann, dass es sich um ehemalige Offiziere der Buchara-Armee handelte oder während des Widerstands selbst Titel verliehen wurden. Die Rebellen verließen sich auf ihre eigene Stärke und verfügten nicht über organisierte materielle Unterstützung aus dem Ausland. Ein flüchtiger Emir, der zwar gut lebte, aber nicht über ausreichende Mittel verfügte, um einen langen Feldzug zu finanzieren. In Afghanistan wurden Waffen mit Geldern gekauft, die in Form von „Dschihad“-Steuern von der Bevölkerung eingenommen wurden. Eine weitere Waffen- und Versorgungsquelle war die Rote Armee. Leichte Schusswaffen und Munition wurden gestohlen, von Soldaten der Roten Armee gekauft und im Kampf erbeutet.

Krieg in Gissar und Kulyab

Zu Beginn des Sommers 1921 wurde der Aufstand niedergeschlagen, aber die russischen Truppen blieben weiterhin in Buchara und zählten 20.000 Menschen – schlecht gekleidet, hungrig, undiszipliniert. Angesichts dessen und des heftigen Widerstands der Rebellen versuchte die Buchara-Regierung, Frieden mit den Basmachi zu schließen. Im Namen der Regierung der Buchrespublika erklärten Ata Khojaev und der Chef der Duschanbe-Polizei, der Türke Sureya Efendi, eine Amnestie für alle inhaftierten „Ulamas, Mullahs, Amaldors, Aksakals und prominenten Personen der Brüder der Garm und Dyushambi“. Regionen.“ Am 20. Juni ging Sureya Efendi nach Garm. Er sprach mit den Bewohnern, sprach über Amnestie, über die Rolle Russlands bei der Befreiung der Muslime vom englischen Joch und überzeugte, dass „alle Bürger, die geflohen sind und ihre Häuser verlassen haben, sowie Amaldors, die vor der revolutionären Regierung geflohen sind, zurückkehren.“ zu ihren Häusern und führen ihr friedliches Leben fort“ Die feurige Rede des türkischen Offiziers hatte eine große emotionale Wirkung auf das Publikum. Viele der Anwesenden hatten Tränen in den Augen. Berührt befahl Ishan Sultan die Übergabe aller Waffen. Im Gegenzug gab S. Efendi, nicht weniger emotional, die Waffen zurück und ... ernannte Ishan Sultan zum Vorsitzenden des Revolutionskomitees von Garm.17

Der bevollmächtigte Vertreter der RSFSR B. Durov und der Regierungsvertreter Atovullo Khoja Pulathodjaev (Ata Khodjaev) nahmen einen Briefwechsel mit Davlatmandbiy auf. Das Militärkommando versprach, das beschlagnahmte Vieh sofort zurückzugeben, nachdem die Mudschaheddin ihre Waffen abgegeben hätten. Anfang August 1921 traf eine Delegation der Buchara-Regierung und des russischen Kommandos unter der Führung von Ata Khojaev im Dorf Kangurt ein, um sich mit den Rebellen zu treffen. Zu der Delegation gehörte auch ein gewisser Saidzhan Dodkho, der später in die Türkei auswanderte und 1928 seine Memoiren in der Zeitschrift „Yangi Turkiston“ veröffentlichte. So erinnerte sich Saijan Dodkho:

„Wir sind in Kangurt angekommen. Zusammen mit Davlatmandbiy kamen Tugay Sary (Lokaian), Ashur (Semiz), Abdulkodir (Karluk), Abdulkayum (Lokayan aus Baljuvon), Poshshokhon (Katagan Mogul) und andere zu den Verhandlungen. Davlatmandbiy trug eine afghanische Uniform. Nach der erforderlichen Begrüßung stand er auf und sagte: „Bis jetzt hat kein Russe den Boden von Buchara betreten. Ihre Regierung kam und brachte russische Soldaten. Sie haben unser gesamtes Eigentum genommen und unsere Frauen und Mädchen vergewaltigt. Bis die russischen Soldaten das Land Buchara verlassen, werden wir unseren Krieg fortsetzen. Wir werden unsere Waffen niederlegen, sobald die Russen Buchara verlassen.“18

Vertreter der Buchara-Regierung hatten Schwierigkeiten, mit den Rebellen zu verhandeln. Die Bolschewiki trugen größtenteils die Schuld daran, dass es zwischen der Buchführungsregierung und den einfachen Buchariern zu Missverständnissen und sogar zu Feindseligkeiten kam. Als Hauptinitiatoren und Vollstrecker des Buchara-Putsches versuchten die Bolschewiki im ersten Jahr nach der „Revolution“, im Schatten zu bleiben, um, falls etwas passieren sollte, die Buchara-Kommunisten, ehemalige Dschadiden, für alle Exzesse verantwortlich zu machen. Die Dschadiden, die den Massen als Verräter präsentiert wurden, wurden zur Zielscheibe von rechts und links – sowohl von der bolschewistischen Führung als auch von den Basmachi-Emiristen.

Am Morgen des 12. August 1921 im Dorf Kalta Chinar Ata, Khojaev einerseits und Davlatmandbiy andererseits, in Anwesenheit des russischen Konsuls Durov, des bevollmächtigten Vertreters der 1. turkestanischen Kavalleriedivision Schatow als 10.000 Soldaten der Roten Armee und 6.000 Mudschaheddin einen Friedensvertrag unterzeichneten. Ihm zufolge unterwarfen sich die Rebellenkommandeure der Regierung und verpflichteten sich, ihre Waffen niederzulegen. Im Gegenzug forderten die Mudschaheddin den Abzug der russischen Truppen aus Ostbuchara. In der Vereinbarung heißt es: „Es darf keine Einmischung von Ausländern in innere Angelegenheiten auf dem Territorium des heiligen Buchara geben.“ Der Vertragstext enthielt Beschreibungen von Verbrechen gegen die lokale Bevölkerung, Forderungen nach Rückgabe des beschlagnahmten Eigentums und den sofortigen Abzug der Sondereinheiten aus dem Gebiet Buchara. Zu einer zwingenden Bedingung gehörte auch die Bestrafung von 12 Ältesten (Senioren), die Lebensmittel an die Kulyab-Garnison der Roten Armee lieferten. Ihnen wurde „Diebstahl, Ausschweifung und Raub des Volkes“ vorgeworfen. Anschließend wurden die Aksakals gefunden und dem neuen Vorsitzenden des Revolutionskomitees von Kulyab, Davlatmandbiy, übergeben. Sechs von ihnen wurden bald öffentlich hingerichtet.

Bezüglich des Sturzes der Macht des Emirs und der Unterzeichnung des Protokolls durch Davlatmandbiy und die Bolschewiki verfassten die Einwohner von Kulyab den folgenden Vers:

Amiramon Gaflat Omad
Shikasti davlat omad
Biybobo-ro zur omad
Salomi hukumat omad.

(Übersetzung:

Unser Emir hatte die Wachsamkeit vergessen und bemerkte nicht, wie

Unser Staat ist gefallen.

Es wurde schwierig, Biy-bobo 19

Ein Grußwort der Regierung ist eingetroffen.) 20

Ende des Sommers begann der Abzug von Einheiten der 1. Kavalleriedivision, die seit 9 Monaten in Ostbuchara stationiert war und sich völlig aufgelöst hatte. Auf den Feldern reifte eine reiche Ernte. Allerdings konnten die Bauern Ostbucharas nie in Ruhe die Früchte ihrer Arbeit ernten. Der Frieden war nur von kurzer Dauer. Der Waffenstillstand führte nicht zum Frieden. Ata Khojaev, der nach Buchara zurückkehrte, wurde von den Bolschewiki wegen des Friedensschlusses mit den Basmachi scharf kritisiert. Unterdessen lag die Macht in Gissar, Kulyab und Garm de facto und de jure in den Händen der Mudschaheddin. Ihre Anführer – Davlatmandbiy, Ishan Sultan – dachten nicht daran, die Waffen niederzulegen und die Buchara-Regierung anzuerkennen. Im September 1921 wurde der Krieg in den Regionen Duschanbe, Kulyab und Kurgan-Tjube mit neuer Kraft wieder aufgenommen. „Das scheinbar geräumte Buchara musste erneut mit Waffengewalt erobert werden“, schrieb später der Stabschef der Turkfront. Davlatmandbiy sammelte Gold, Silber und 200 Pferde von der Bevölkerung. All dies wurde nach Afghanistan transportiert, um dort Waffen und Munition zu kaufen. Bis Ende September hatten sich auf dem Gebiet Ostbucharas drei Widerstandszentren gebildet: in Duschanbe, Baljuvon und Garm mit einer Gesamtzahl von 40.000 Menschen. Am 21. September näherte sich eine Menschenmenge von 20.000 Menschen, hauptsächlich mit Stöcken und Hacken bewaffnet, Duschanbe und forderte den Abzug der russischen Truppen und Regierungsvertreter. Es begann eine mehr als einmonatige Belagerung der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt war Duschanbe von der Mehrheit der Anwohner verlassen worden. In der Stadt verblieb eine russische Garnison, bestehend aus zwei Regimentern, der Residenz des Bevollmächtigten der RSFSR in Ostbuchara und einem kleinen jüdischen Viertel. Eine Abteilung von Ibragimbeks Lokais und Matchiniten griff die Garnison wiederholt an. In der Zwischenzeit kam den Belagerten Hilfe zu Hilfe. Am 18. Oktober starteten die Russen einen Gegenangriff auf das Dorf Mazori Mavlono, bei dem die Mudschaheddin großen Schaden erlitten. Am Ende zog sich eine Abteilung Matcha-Soldaten zurück, nachdem sie die umliegenden Dörfer ausgeraubt hatte.

Am 20. Oktober verließ eine neue Delegation unter der Leitung des Vorsitzenden des Zentralen Exekutivkomitees von Buchara (ansonsten der Präsident von Buchara), Usman Khodzha Pulathodzhaev, bekannt als Usman Khodzhaev, Buchara in Richtung Duschanbe. Dies war der Bruder von Ata Khodjaev, der am 12. August in Kangurt Frieden schloss. Am 23. November 1921 traf Usman Khojaev in Begleitung einer Abteilung der Buchara-Miliz unter dem Kommando des stellvertretenden Militär-Nazis (Ministers) von Buchara, dem ehemaligen türkischen Oberst Ali Riza, in Duschanbe ein. Mit ihnen war der Generalkonsul der RSFSR in Ostbuchara, Nagorny.

Als Usman Khodzhaev am Tatort ankam, begann er mit der Umsetzung seiner antisowjetischen Verschwörung. Der Aufstand von Usman Khojaev wurde im Voraus vorbereitet. Tatsache ist, dass das „Vorübergehende Abkommen zwischen RSFSR und BNSR“ vorsah, dass die Bildung und Versorgung der Buchara-Armee unter der Kontrolle des Revolutionären Militärrats der Turkfront erfolgen würde, andernfalls - Moskau. Es ist klar, dass dies der Buchara-Regierung nicht passte. Es wurde eine Lösung gefunden. Um die Armee zu ersetzen, gründeten die Bucharaner eine 8.000 Mann starke „Volksmiliz“ nach den Prinzipien einer militärischen Organisation. Die Miliz befand sich außerhalb der russischen Kontrolle und wurde von türkischen Offizieren geführt. Somit hatte U. Khojaev, der in Duschanbe erschien, die volle Macht und verfügte über eine beeindruckende Polizeiabteilung. Der legitime Anlass für seine Rede war der Kangurt-Vertrag mit Davlatmanbiy vom 12. August, der den Abzug russischer Truppen aus Ostbuchara vorsah. Am 9. Dezember verhafteten U. Khojaev und Ali Riza den Militärkommissar der Duschanbe-Garnison Morozenko zusammen mit seinem Stellvertreter Muchin und dem russischen Konsul Nagorny. Der russischen Seite wurde ein Ultimatum gestellt, in dem sie aufgefordert wurde, ihre Waffen abzugeben und Ostbuchara zu verlassen. Nur eine Kompanie und ein Maschinengewehrteam gaben ihre Waffen ab. Der Rest weigerte sich, dem nachzukommen. Dies führte zu einem bewaffneten Zusammenstoß mit der Abteilung von Ali Riza. Das Rote Kommando wurde freigelassen und das Hauptquartier der Turkfront über den Vorfall informiert. Es wurde Hilfe geschickt, um den Belagerten zu helfen. In dieser Episode unterstützten Ibrahimbeks Mudschaheddin die Dschadiden und Türken nicht. Als Ali Riza die Lokais aufforderte, im Kampf gegen die Rote Armee zu helfen, antwortete Ibrahimbek: „Sie haben die Russen gerufen, Sie haben sie rausgeschmissen, aber wir wollen nicht.“ Als Ergebnis einer dreitägigen Schlacht (10.-12. Dezember) stellte die russische Abteilung die Situation wieder her. Unmittelbar nach der Flucht von U. Khojaev und Ali Riza aus Duschanbe griff Ibragimbek am 13. Dezember heimtückisch die sich zurückziehende Abteilung von U. Khojaev an, besiegte ihn und erbeutete viele Trophäen. Dann traf ein Lokai-Gesandter in der Garnison von Duschanbe ein. Zu diesem Zeitpunkt war Ibrahimbek nach seinen eigenen Worten von der Bevölkerung von Gissar zum Bek gewählt worden. In seinem Brief gratulierte Ibrahim den Russen zu ihrem Sieg:

„Genossen, wir danken Ihnen für den Kampf gegen die Jadids. Ich, Ibrahimbek, preise dich dafür und schüttle dir als Freund und Kamerad die Hand und öffne dir den Weg in alle vier Richtungen und kann dir trotzdem Essen geben. „Wir haben nichts gegen Sie, wir werden die Dschadiden besiegen, die unsere Regierung gestürzt haben“, schrieb Ibrahim am 20. Dezember 1921. Dann schien es ihm, als würde mit der Vertreibung der „Dschadiden“ und dem Abzug der Russen die alte Ordnung sterben in Buchara wiederhergestellt werden. Seine Friedfertigkeit gegenüber den Russen war natürlich auf taktische Überlegungen zurückzuführen, und in dieser Hinsicht erwies sich Ibrahimbek als für einen Emiristen recht flexibler Anführer.

Natürlich dachten die Roten nicht daran, Duschanbe zu verlassen. Das Kommando und der Konsul wählten die folgende Taktik: „Verhandlungen unterstützen, Nahrungsmittelhilfe annehmen, versuchen, den Anschein von Freundschaft zu erwecken, die Zeit bis zum Eintreffen von Verstärkungen verzögern – Einheiten der 3. Infanterie-Brigade.“ Der russische Konsul, der sich persönlich mit „Kapitän Ibrahim“ traf, schlug vor, dass sich die Lakai mit der Buchara-Regierung versöhnen sollten, und deutete an, dass Ibrahimbek selbst im Falle einer Versöhnung nicht beleidigt sein würde. Man muss Ibrahim zugute halten, dass dieser Vorschlag abgelehnt wurde. Die Verhandlungen dauerten bis Anfang Januar 1922 und endeten natürlich ergebnislos. Bald trafen weitere russische Truppen ein und am 6. Januar wurden die Feindseligkeiten zwischen Ibrahimbek und den Roten Truppen wieder aufgenommen. Es ist klar, dass Russland die Verhandlungen nutzte, um Zeit zu gewinnen und gleichzeitig den Gegensatz zwischen Ibrahimbek und der Regierung Bucharas zu verschärfen.

Wie Saidzhan Datkho, der Teil der Delegation von Ata Khojaev war, erinnerte, war es für Vertreter der Buchara-Regierung schwierig, mit den Mudschaheddin zu verhandeln. „Die Dschadiden und die Russen sind gleichzeitig“, sagte der Kurbashi. „Unsere Situation war unerträglich“, erinnerte sich Saidjan. „Auf der einen Seite wurden wir von den Russen verfolgt, auf der anderen Seite von den Basmachi. Beide nannten uns Verräter.“ Mitglieder der Buchara-Regierung waren zutiefst enttäuscht, als sie herausfanden, dass alle Kurbashi in Ostbuchara Anhänger des gestürzten Emirs waren. Dennoch versuchten sie ihr Bestes, den Mudschaheddin ihre Ziele zu erklären. Im Dorf Sharshar wurde die Buchara-Delegation von Togai Sary aufgehalten. Saijan Datkho erinnerte sich:

„Er traf mich und fragte: Weißt du, wer ich bin? Ich bin derjenige, der die Dschadiden und Russen in die nächste Welt schickt. Als Antwort begann ich zu erklären, dass wir keine Russen oder Dschadiden seien, sondern nur eine nationale Organisation. Bald verstand er den Zweck unserer Reise, schlachtete ein Schaf und schenkte uns Pilaw.“21

Die Position der gebildeten Bevölkerung Bucharas wird von Muhammadali Baljuvoni, dem Autor von „Tarihi Nofe-i“ („Lehrreiche Geschichte“), gut dargelegt.22 Baljuvonis Ansichten spiegeln das gesamte Spektrum der Erfahrungen der gebildeten „Mittelschicht“ Bucharas während eines kritische Zeit für Land und Gesellschaft. Der Autor nimmt sein Schicksal und das Schicksal Bucharas demütig als selbstverständlich hin. Ohne irgendjemandem direkt die Schuld zu geben, kommt Baljuvoni der Schlussfolgerung nahe, dass das System des Emirs zum Scheitern verurteilt ist, seine hoffnungslose Rückständigkeit. Es ist bezeichnend, dass Baljuvoni eine äußerst zwiespältige Haltung gegenüber dem Emir, seinen Beamten und den Basmachi hatte. Er übt scharfe Kritik an der Willkür ungebildeter und korrupter Beamter und Geistlicher des Emirs, die zum Fall Bucharas geführt habe. Als Augenzeuge der Errichtung der Sowjetmacht in Zentralasien bezeichnet er die Basmatschi entweder als „mutig und mutig“ oder als „unmenschlich“. Unserer Meinung nach besteht hier kein Widerspruch. Offensichtlich war dem Autor die Idee, den Islam zu verteidigen und sich der Sowjetmacht zu widersetzen, nicht fremd, aber er konnte vereinzelte, unzusammenhängende Basmachi-Aktionen, die oft die Form von Raubüberfällen annahmen, nicht eindeutig gutheißen. Baljuvonis Erfahrungen sind besonders deutlich für seine Nachkommen, die den zweiten Bürgerkrieg in den 1990er Jahren miterlebten.

Flucht

Mitte der 1920er Jahre isolierten die aktive Politik der Sowjetregierung sowie die wirtschaftliche Unterstützung der Bevölkerung die Basmachi vom Großteil der Bevölkerung. Ibragimbek begann, direkte Zusammenstöße mit der Roten Armee zu vermeiden und versteckte sich in den Bergen. Er und seine Komplizen wirkten immer weniger wie Verteidiger des Glaubens. Sie beraubten und töteten Zivilisten, die im Verdacht standen, mit der Sowjetmacht zu sympathisieren. Im Frühjahr 1926 unternahm Ibrahimbek seine letzten Versuche, durchzuhalten, doch vergeblich, die Kräfte waren zu ungleich. Es gab keine Wahl. Ibrahim erinnerte sich an schwierige Zeiten für ihn und seine Stammesgenossen:

„Die Lokais von Gissar und Baljuvon begannen sich über ihr schlechtes Leben zu beschweren und zogen nach Afghanistan, ohne mich zu fragen … Viele von ihnen verließen das Land mit ihren Familien und ihrem Eigentum. Igamberdy ging mit seiner Bande nach Afghanistan, da er der Verfolgung nicht standhalten konnte. Im Winter wurde Khudaiberdy im Kampf getötet. Stattdessen ernannte ich Tangrikul zum Mullo. Meine Kräfte ließen deutlich nach. Mullah Rajab wurde bald getötet. Mit dem Tod von Khudayberda Yanga wurde auch der Basar von russischen Truppen besetzt. Seine Bande löste sich auf. Mit deutlich deprimierter Stimmung zog ich nach Baljuwon. Auch hier kein Glück. Im Frühjahr 1926 schnitten Ismatbeks Reiter ihm den Kopf ab und ergaben sich teilweise den russischen Truppen. An seiner Stelle ernannte ich Palvan Dakho, Ismats älteren Bruder, aber auch hier gab es einen Misserfolg: Einer der besten Kommandeure meiner persönlichen Abteilung, Suvankul, wurde im Kampf getötet.“23

Zu Beginn des Sommers 1926 blieb Ibrahimbek an der Spitze einer kleinen Abteilung von 50 Personen. Seiner Meinung nach war es sinnlos, auf dem Gebiet von Buchara zu bleiben: Es gab keine Menschen, keine Waffen und Munition, und außerdem gab es starken militärischen Druck auf die Mudschaheddin.

„Es gab nur einen Ausweg – nach Afghanistan zu gehen. Das habe ich getan, als ich am ersten Tag von Eid al-Adha nach Afghanistan aufgebrochen bin.“

Die Überfahrt fand im Gebiet Beshkap statt. Bezeichnend ist, dass Ibrahims Abreise über den Fluss, in die Emigration, ebenso wie Envers Tod am Tag des Hauptfeiertags im Islam stattfand, der 1926 am 23. Juni gefeiert wurde.

ANMERKUNGEN:

1 Nasriddin Nazarov. Muhammad Ibrokhimbek Lakai. Arbeitsdokument von I'IFEAC. IFEAK Working Papers Series Ausgabe 20 (Juni 2006). Taschkent, 2006. Die Hauptfigur in N. Nazarovs Forschungen wird nicht als Anführer der Basmachi Ibrahimbek bezeichnet, sondern als „Muhammad Ibrokhimbek Lakai“ – ein Freiheitskämpfer, religiöser Führer und Lokai-Nationalheld. Nazarovs Werk sollte sowohl als wissenschaftliche Studie als auch als Tatsache der wiederauflebenden nationalen usbekischen (noch lokaler – Lokai) historiographischen Tradition betrachtet werden. Sein Werk zeichnet sich auch durch die Fokussierung auf das nationale Moment aus, die den Autor daran hindert, seinen Helden von außen, aus einer wissenschaftlich objektiven Position zu betrachten.

2 Karmysheva bemerkt: „Vor der Revolution gab es mehr von ihnen, dieser Stamm litt besonders unter den Basmachi.“ Siehe: Karmysheva B.Kh. Essays zur ethnischen Geschichte der südlichen Regionen Tadschikistans und Usbekistans (basierend auf ethnografischen Daten). M: Nauka, 1976. S.97.

3 Karmysheva B. Kh. Dekret. op. S. 158.

4 Laut Bibikhatichis Schwester Zumrad Momo Kayumova hatten Ibragimbek und Bibikhatichi einen Sohn, Gulomkhaidar. 1932 starb er im Alter von etwa 4 Jahren an einer Krankheit. Wenig später starb Bibikhaticha selbst in den Armen ihrer Schwestern in Dangara (Bezirk Kulyab). Siehe: Nasriddin Nazarov. Muhammad Ibrokhimbek Lakai. Arbeitsdokument von I'IFEAC. IFEAK Working Papers Series Ausgabe 20 (Juni 2006). Taschkent, 2006. S. 14.

5 Ebenda.

6 Archiv des Staatssicherheitskomitees Usbekistans. Strafsache Nr. 123469 wegen der Anklage gegen Ibragimbek wegen Verbrechen gemäß den Artikeln 58 und 60 des Strafgesetzbuches der Usbekischen SSR (58-2, 58-4 des Strafgesetzbuches der RSFSR) (im Folgenden: Fall 123469). CC. 3-4.

7 RGVA, f.110, op. 2, gest. 71, L.38.

8 Archiv der Kommunistischen Partei Tadschikistans (AKPT), f.31, op.1, d.49, l.14.

9 Russisches Staatsarchiv für gesellschaftspolitische Geschichte (RGASPI), f.122, op.1, d.77, l.l.55,71.

10 RGASPI, f.62, op.1, d.444, l.11.

11 AKPT, f. 4511, op.16, T.135, L.67.

12 RGASPI, f.122, op.1, d.245, l.123.

13 AKPT, f. 4511, op.1, T.147, Z.17.

14 AKPT, f. 4511, op. 16, T. 135, L. 158.

15 RGASPI, f.122, op.1, d.83, l.10.

16 Eshoni Dowood folgte 1926 mit Ibrahim in die Emigration. Nach Ibrahimbeks Flucht (Rückkehr) auf sowjetisches Territorium im März 1931 wurde Eshoni Dowood mehrere Jahre in einem afghanischen Gefängnis inhaftiert. Ashoni Dowood beendete sein Leben als sehr alter Mann in den 1970er Jahren. Er wurde in Badakhshan, Afghanistan, begraben. Aus einem Gespräch mit Bashir Baglani. Duschanbe, 24. August 2006

17 AKPT, f.4511, op.16, d.135, l.67. Später wird sich Sureya Efendi Enver anschließen, erkrankt jedoch bald an einer Geisteskrankheit und wird zur Behandlung nach Kabul geschickt. - IOR:L/P&S/10/950.

18 Yangi Turkiston, 1928, Nr.13.

19 dort ist Davlatmandbiyu.

20 Das heißt, das sowjetische Buchara. Dieser Vierzeiler wurde im Februar 1991 aus den Worten von Bashir Bagloni aufgenommen, der aus einer Familie tadschikischer Emigranten in Afghanistan stammte, die damals in Duschanbe lebte. B. Bagloni ist der ehemalige Justizminister der DRA.

21 Yangi Turkiston, 1928, Nr.13.

22 Baljuvoni Muhammad Ali ibn Muhammad Said. Tarikh-i nofe-i. Duschanbe: Irfon, 1994. Das Buch wurde vom Akademiker A. Mukhtarov dank der Unterstützung des Akademikers M. Asimi veröffentlicht, der 1996 während des zweiten Bürgerkriegs in Tadschikistan getötet wurde.

23 Fall 123469. S.25.

Teil II

Auswanderer aus Zentralasien flohen hauptsächlich nach Afghanistan. Von den frühen 1920er bis 1930er Jahren. etwa eine halbe Million Usbeken, Tadschiken, Turkmenen, Kirgisen und Kasachen flohen vor den Bolschewiki am linken Ufer des Amudarja. Der wohlhabende Teil der Auswanderung hatte jedoch nicht die Absicht, lange im rückständigen und unruhigen Kabul zu bleiben. Seine Vertreter kontaktierten die britische Botschaft in Kabul und dann nach Peshawar. Nach sorgfältiger Filterung, Verhör (und vielleicht Rekrutierung?) stellten die Briten einigen wenigen Glücklichen Visa und Pässe aus, damit sie ein Ticket für ein Schiff nach Karatschi kaufen konnten. Von dort ging „unseres“ in die Türkei und nach Europa. Die religiöse Elite Turkestans und Bucharas wollte zu heiligen Orten gehen – Mekka oder Medina. Und heute sind dort Hunderte, wenn nicht Tausende unserer Landsleute anzutreffen. Viele schlossen sich der muslimischen Gemeinschaft in Britisch-Indien an. Doch die meisten Auswanderer, darunter auch die Lokais, blieben in Afghanistan. Ibrahimbek, der im Juni 1926 floh, wurde fast sofort in die Hauptstadt dieses Landes eingeladen.

Interessante Beschreibung von Kabul in den frühen 1920er Jahren. gibt der Frau des sowjetischen Botschafters F. Raskolnikow, „Walküre der Revolution“ Larisa Reisner:

„Die Stadt wurde von einer bunten Menschenmenge überschwemmt, in der man Vertreter aller Klassen sehen konnte – indische Geldwechsler, Paschtunen … Buchara-Auswanderer mit flachen, farblosen Gesichtern, vor Faulheit geschwollene Satrapen mit einer Beimischung von Angst und Bitterkeit, natürlich in.“ ihre neue Position als Mitläufer an einem ausländischen Gericht.“

In Kabul kam es zu einem heftigen Kampf zwischen Anhängern der sowjetischen und britischen politischen Orientierung. Dort traf der Lokai-Anführer den Fergana Kurbashi Kurshermat, den er sofort nicht mochte:

„Er schien mir ein leichtfertiger, gesprächiger Mensch zu sein. Wenn Sie ihm glauben, unterhält er ständige Beziehungen zu allen Staaten, die mit der Sowjetunion verfeindet sind, insbesondere zu England und Frankreich, und es gibt eine Art Abkommen mit den Franzosen; er scheint mit allen in Geschäftsverhandlungen zu stehen sie.“1

Die afghanische Regierung verlangte, dass Ibrahimbek wie andere hochrangige Flüchtlinge seinen zugewiesenen Wohnsitz nicht ohne Sondergenehmigung verlassen sollte. Der flüchtige Emir von Buchara, Alim Khan, wies dem Lokayan eine Rente von 1.500 Rupien pro Monat zu. Später begann die afghanische Regierung, Ibrahimbek weitere 500 Rupien zu zahlen. Dies reichte offenbar für ein angenehmes Leben in der Hauptstadt. Allerdings war Ibrahim mit der Aussicht, in der Gesellschaft der übergewichtigen Diener des Emirs untätig zu bleiben, nicht zufrieden. Er bat Alim Khan und die afghanische Regierung beharrlich um die Erlaubnis, Kabul zu verlassen und sich im Grenzgebiet Khanabad unter seinen Lokais niederzulassen. Es gab jedoch eine Absage. Es ist klar, warum die Regierung auf Ibrahimbeks Aufenthalt in Kabul bestand. Erstens, um den gefährlichen Lokaianer von den ihm treuen Streitkräften im Norden zu isolieren; zweitens, um die Beziehungen zu Moskau nicht zu beeinträchtigen; drittens, um Unruhen in den nördlichen Provinzen zu vermeiden; Viertens befand sich Ibrahimbek in der Position eines „Ehrengastes“ der Regierung und daher konnte niemand Amanullah Respektlosigkeit gegenüber dem berühmten „Kämpfer für den Glauben“ vorwerfen. Wie man so schön sagt: Die Wölfe werden gefüttert und die Schafe sind in Sicherheit.

Anscheinend beobachteten sowjetische Sicherheitsbeamte Ibragimbek. Ihrem Bericht zufolge traf Mitte Oktober 1926 eine Delegation seiner Verwandten und Mitarbeiter bei Ibrahim in Kabul ein, „was von ihm gut aufgenommen wurde“. In der Zusammenfassung heißt es auch, dass „Ibrahimbek in Gesprächen an der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung Tadschikistans interessiert war“. Ihn interessierte auch, „wen die Sowjetregierung jetzt erschießt.“2 Im Winter 1926/1927. Ibrahimbeks Familie kam in Kabul an. Die nächsten zwei Jahre lebte er mit seiner Familie und seinen Mitarbeitern (insgesamt bis zu 13 Personen) in Qala-i Fatu. Um dem Frost zu entgehen, reiste Ibrahim im Winter mit Alim Khan nach Dschalalabad. Dies dauerte bis zu den Ereignissen im Zusammenhang mit dem Sturz des Amanullah-Regimes Anfang 1929 und der unerwarteten Thronbesteigung Habibullahs (Bachai Sako) auf dem afghanischen Thron.

Ibrahimbek und Bachai Sacco

Habibullah, der Sohn von Rashid, einem Traubenverkäufer und Wasserträger, einem Tadschiken aus Kukhdoman, ist eine weitere Figur in der Geschichte der Bucharier in Afghanistan. Wir behalten uns das Recht vor, ein anderes Mal über das erstaunliche Schicksal von Bachai Sako zu sprechen, aber vorerst stellen wir fest, dass Habibullah, nachdem er Anfang 1929 den afghanischen Thron bestiegen hatte, zunächst zum Kampf für die Befreiung Bucharas aufrief, und versprach auch, aus Indien ein muslimisches Heiligtum mitzubringen – ein Sandelholztor. Die Bevölkerung der nördlichen Provinzen, darunter auch Auswanderer, nahm die Nachricht vom neuen Emir freudig auf. Ibrahimbek sagte aus, dass Bachai Sako sich in den ersten Tagen seiner Herrschaft mit Alim Khan traf und ein herzliches Gespräch mit ihm führte. Bald wurde Ibrahimbek selbst vom neuen Emir akzeptiert.

Nachdem Bachai Sako den Thron bestiegen hatte, gewährte er Auswanderern, die sich in einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit im ganzen Land befanden, einen „Freibrief“. Einer der Auswandererführer, Fuzail Maksum (aus Karategin), versäumte es nicht, dies auszunutzen. Mit seinen fünf oder sechs Begleitern floh er von Kabul nach Norden nach Badachschan. Von dort aus zog Maksum mit einer kleinen Auswandererabteilung auf sowjetisches Territorium und führte einen blutigen Überfall auf Garm durch. Seine Abteilung wurde durch eine tapfere sowjetische Landung (die erste Luftlandung in der Geschichte der Roten Armee!) mit Unterstützung örtlicher Freiwilliger gestoppt. Nach seiner Niederlage kehrte Maksum mit 9 Personen in das afghanische Badakhshan zurück, von dort nach Mazar-i Sharif zu Said Hussein, dem Kriegsminister der Regierung Bachai Sako. Wenig später kehrte Fuzail Maksum mit Said Hussein nach Kabul zurück. Maksum drückte seine Eindrücke von der Razzia wie folgt aus: „Ich wollte den Job machen, aber die Karategins waren gegen mich und ich musste gehen.“

Auch der turkmenische Führer Junaid Khan zeigte Aktivität. Bereits im Juni 1928 überquerte er, nachdem er den Widerstand der iranischen Grenzschutzbeamten gebrochen hatte, sicher die sowjetisch-iranische Grenze. Im Iran sagte er, dass er nicht vorhabe, dort zu bleiben, sondern das Ziel habe, nach Afghanistan zu gelangen. Um Zusammenstöße mit iranischen Truppen zu vermeiden, gelangte Junaid nach Afghanistan in die Provinz Herat. Bald unterstützte Junaid Bachai Sako, worüber er in einem Brief an Alim Khan berichtete.

Die Macht von Bachai Sako wurde nur in Kabul mehr oder weniger fest gehalten.3 In einer Situation der starken Schwächung der Zentralmacht versuchte jeder Afghane, unter dem Schutz seiner Gemeinschaft zu stehen. Ibrahimbek versuchte auch, Kabul schnell zu verlassen und sich mit seinen Stammesgenossen im Norden zu verbinden. Er beantragte seine Freilassung, doch die Regierung von Bachai Sako reagierte nur langsam. Im April 1929 traf eine Gruppe Lokais in Qala-i Fatu ein. Dies waren Ibrahims enge Mitarbeiter – die Lokais Alimardan Dodkho und Mamadali Dodkho und mit ihnen unbewaffnete Personen in Höhe von 50 Personen. Sie gaben an, dass sie beabsichtigten, Ibrahimbek nach Khanabad zu begleiten. 4

Der Wunsch der Lokai, die Hauptstadt zu verlassen und sich mit ihren Stammesgenossen zu vereinen, spiegelte die allmähliche Mobilisierung zersplitterter afghanischer Gemeinschaften und den bevorstehenden Bürgerkrieg wider. Wie immer in der afghanischen Geschichte verlief die Mobilisierung entlang ethnisch-regionaler, Stammes- und konfessioneller Grenzen. Der Krieg war ein ständiger Begleiter der Afghanen und Stammesmilizen waren die wichtigste Form der militärischen Organisation.

Anfang April rief Bachai Sako Alim Khan zu sich und teilte ihm Folgendes mit: der afghanische Botschafter in der UdSSR Ghulam Nabikhan Charkhi (Bruder von Ghulam Siddiq, Amanullahs enger Mitarbeiter und sein Außenminister), an der Spitze einer Abteilung von mehreren hundert Turkmenen und Hazaras überquerten die sowjetisch-afghanische Grenze und stellten sich gegen die Sakoisten. Zu dieser Zeit wussten nur wenige Menschen, dass es sich um eine Expedition handelte, die mit Anhängern des gestürzten Königs und Soldaten der Roten Armee ausgerüstet war und vom ehemaligen sowjetischen Militärattaché in Kabul Witalij Primakow angeführt wurde. Die Entscheidung, diese Operation zu organisieren, wurde einige Wochen zuvor bei einem nächtlichen Treffen mit Stalin getroffen, bei dem Ghulam Siddiq und Vitaly Primakov zu Gast waren. 5

Bachai Sako bat Alim Khan, eine Abteilung nach Norden zu schicken. Nachdem Ibrahimbek den Auftrag des neuen Emir erhalten hatte, machte er sich mit einer Abteilung von 50 Lokais sofort auf den Weg in nördliche Richtung. In Pandschir holten Ibrahimovs Männer Said Husayn (den geschworenen Bruder und Kriegsminister des neuen Emirs) ein und folgten ihm dann gemeinsam. Sie kamen bald in Aliabad an, einem einst verlassenen Ort, der von Auswanderern zurückerobert wurde. Hier befanden sich 4.000 Haushalte (20.000 Menschen) von Lokais und anderen Usbeken. Nachdem Ibragimbek sich endlich in seinem natürlichen Element wiedergefunden hatte, war er seiner Meinung nach mit der Situation vertraut und hatte es nicht eilig, sich in die Ereignisse einzumischen. Die neue Regierung Afghanistans war zu dieser Zeit damit beschäftigt, Rekruten für die Armee zu rekrutieren. Die Menschen gingen widerwillig dorthin, aus Angst, ihre Dörfer und Familien zu verlassen. Kriegsminister Said Husain appellierte an Ibrahimbek mit der Forderung, die militärischen Vorbereitungen zu intensivieren und der Regierung von Bachai Sako schnell zur Seite zu stehen. Gemäß den Stammesregeln und den Gesetzen der Scharia, die das Töten von Muslimen ohne Fatwa verbot, berief Ibrahimbek in Chardar einen Ältestenrat ein, an dem Turkmenen, Usbeken der Stämme Lokay, Kongrat und Durmen teilnahmen. Die Versammelten beschlossen, Bachai Sako zu unterstützen. Es wurde eine Abteilung aus 400 Turkmenen, 400 Congrats und Durmens und 100 Lokais gebildet. 6

Während sich die Auswanderer in Chardar berieten und Abteilungen zusammenstellten, zog sich Said Husayn zurück, nachdem er in Taschkurgan eine Niederlage gegen die Abteilung Nabikhan-Primakov erlitten hatte. In der Zwischenzeit begann eine vereinte Abteilung von Auswanderern, Lokais, Congrats und Turkmenen, ihre Siedlungen zu verteidigen. Ibrahimbek kommentierte seine Entscheidung:

„Ich habe befohlen: Posten Sie eine Wache, und wenn der Feind auftaucht, vernichten Sie ihn. In diesem Fall rief ich alle zum Feind, die es wagen, den Frieden der Auswanderer zu stören.“7

Haben Auswanderergruppen auf der Seite des neuen Emirs an Schlachten teilgenommen? Ibragimbek, Alimardan, Kayum Parvonachi und andere Emigranten, die im Sommer und Herbst 1931 von der Taschkenter Tscheka verhört wurden, erwähnten die Kämpfe mit der Abteilung Primakov-Charkhi nicht. Wahrscheinlich wollten sie die sowjetischen Ermittler nicht verärgern und dadurch ihre Situation verschlechtern. Aber sie sprachen gerne über die Kämpfe mit den Hazaras der Abteilung Ghulam Nabi (nicht zu verwechseln mit dem paschtunischen Ghulam Nabikhan Charkhi). Als die Soldaten von Ghulam Nabi am 29. August 1929 die Festung Dehdadi angriffen, wurden sie von den Auswanderern besiegt. Die Hazaras wurden acht Stunden lang ohne Pause nach Buynakar (Buinasar) gefahren. 8 Es kam so weit, dass die Hazaras Said Husayn bettelten und baten, Ibrahimbek nach Dehdadi zurückzurufen. Der Kampf gegen die pro-amanulisten Hazaras in Dehdadi-Buinakara war zweifellos die auffälligste Seite der militärischen Erfolge der Emigranten in Afghanistan. Dann normalisierte sich die Situation wieder und Said Husain lud Ibrahimbek ein, ihm nach Kabul zu folgen, um ihn vor den Paschtunen zu schützen. Ibragimbek hatte es auch dieses Mal nicht eilig, den Sakoisten zu helfen. Er ging zu den Ältesten und stellte ihnen Said Husayns Vorschlag vor. Ibrahimbek erinnerte sie daran, dass die Auswandererdörfer bei seiner Abreise ungeschützt bleiben würden und die Hazaras versuchen würden, sich an den Usbeken für die Niederlage in Dehdadi und Buynakar zu rächen. Am Ende hörte Ibrahimbek nicht auf die Sakoisten. Er ließ sich mit seinem Volk in Taliqan in der Nähe von Aliabad nieder und Said Husayn ging allein nach Kabul.

Daher wäre es falsch, Ibrahimbek als konsequenten Anhänger der Sakoisten zu betrachten. Dieser freie Ort war kein verlässlicher Partner für Politiker, egal welche Ziele sie verfolgten. Tatsächlich waren ihm die Ideale (sofern vorhanden) der Sakoisten in Afghanistan sowie der früheren Dschadiden in Buchara fremd. Ihm ging es vor allem um das Wohlergehen und die Sicherheit seiner Mitauswanderer, die in Aliabad, Talikan, Ak-Tyube und anderen Siedlungen lebten.

Der Herbst 1929 kam.

„Die Lage in der Provinz Kattaghan (heute Kunduz-K.A.) wurde unglaublich verwirrend“, erinnert sich Ibrahimbek. „Es ist schwer zu verstehen, in wessen Händen sich die Provinz befand, obwohl sie offiziell von Bachai Sako regiert wurde. Es kam zu Unruhen, ein Dorf ging zum anderen und beglich alte Rechnungen.“

Die Schwächung der Zentralregierung hatte verheerende Auswirkungen auf Afghanistan. Die Bande des „internen Imperialismus“, die verschiedene religiöse und ethno-territoriale Gruppen in einem einzigen Raum zusammenhielten, wurden plötzlich schwächer. Dies führte zu Zwietracht und allgemeiner Anarchie, die Afghanistan an den Rand einer nationalen Katastrophe brachte.

Die Situation wurde vom Oberhaupt des paschtunischen Clans Musokhiban Nadir Khan gelöst, der aus Frankreich über Indien anreiste. Am 22. März 1929 forderte er auf einer Jirga (Kongress) von Vertretern der südlichen Stämme Bachai Sako heraus, unterstützte Amanullah jedoch nicht. Am 13. Oktober flohen Bachai Sako und seine Anhänger, nachdem sie von der Armee von Schah Mahmud Khan angegriffen worden waren, aus der afghanischen Hauptstadt. Am 15. Oktober marschierte Nadir Khan in Kabul ein, und am 2. November 1929 wurde Habibullah, der Sohn eines Wasserträgers, der einzige Nicht-Paschtune (Tadschike), der Emir von Afghanistan war, auf dem Flugplatz von Kabul gehängt.

Nadirs Rache oder „jangi lakai“

Kurz nach dem Sturz der Regierung Bachai Sako im November 1929 wurde ein neuer Naibul-hukuma (Gouverneur) der Katagan-Badakhshan-Provinz Safarkhan nach Khanabad ernannt. Die Auswanderer nannten ihn Nazir Safar. Safarkhan war Ibrahimbek gut bekannt: Seit 1921 fungierte er als Verbindungsmann zwischen den Emigranten, insbesondere Alim Khan, und der afghanischen Regierung. Die neuen afghanischen Behörden stellten den Usbeken ein Ultimatum: Sie sollten ihre Waffen abgeben und das Geld zurückgeben, das sie von der vorherigen Regierung erhalten hatten. Sie forderten auch die Auslieferung von zwei Anhängern von Bachai Sako – Muhammad Hashimkhan (Kommandeur der Provinztruppen während Bachai Sako) und Gulyam Kadyrkhan (Gundmyshr, Militärführer), die im Auswandererlager Zuflucht gefunden hatten. Safarkhan und sein Sohn und Stellvertreter Anvarjan rüsteten Abteilungen aus, um Ibrahimbek zu erobern. Doch es war nicht so einfach, den Lakai-Anführer zu fangen, der über umfangreiche militärische Erfahrung im Guerillakrieg verfügte. Der unglückliche Anvarjan wurde von Ibrahimbeks Reitern gefangen genommen. Ibrahimbek hielt Anvardzhan als „Ehrengefangenen“ fest und überredete ihn, einem „Friedensvertrag“ zuzustimmen. Obwohl Ibrahimbek laut dieser Vereinbarung versprach, keine Maßnahmen zu ergreifen, die Afghanistan schaden könnten, behielt er sich das Recht vor, aus seiner Sicht wichtige Entscheidungen zu treffen. Nachdem er diese Vereinbarung als „Muhammad Ibrahimbek divonbegi, tupchiboshi, gazi“ unterzeichnet hatte, begleitete der Lakai-Führer Anvarjan mit einem Pferd und einem Gewand mit Ehren nach Khanabad zu seinem Vater.

Vermutlich war Nadir wütend über die Widerspenstigkeit Bucharas. Eine Strafoffensive nach Norden konnte er jedoch nicht starten, da ihm die notwendigen militärischen und materiellen Ressourcen fehlten. Typischerweise taten die Machthaber von Kabul dies nur als letzten Ausweg. In der Regel verhandelten sie lieber mit lokalen Behörden, vor allem mit Stammesführern, und gewannen diese mit verschiedenen Versprechungen und Geschenken auf ihre Seite. In dieser Situation versuchte Nadir Shah weiterhin, Ibrahimbek für sich zu gewinnen. Den Usbeken wurde neues Land zur Besiedlung angeboten, doch Ibrahimbek lehnte sie ab. Die Auswanderer wollten die Grenzgebiete, die landschaftlich so nah an ihren Heimatorten Gissar und Kulob liegen, nicht verlassen. Durch die Nähe zur Grenze hielten sie den Kontakt zu ihrer Heimat aufrecht und verloren die Hoffnung auf eine Rückkehr nicht.

Im Frühjahr 1930 ernannte Nadir den Willen (Herrscher) von Mazari Sharif Muhammad Yaqubhan. Dem Beispiel der sowjetischen Nationalitätenpolitik folgend, begann dieser erfahrene Politiker, ein ehemaliger Minister der Amanullah-Regierung, den Schwerpunkt auf die ethnischen Gruppen (und nicht auf Stämme oder religiöse und regionale Gruppierungen) der Provinz zu legen. Gleichzeitig erhielt jeder von ihnen die Möglichkeit, in Regierungsgremien vertreten zu sein. (Es ist bemerkenswert, dass Gouverneur Shen Shikai drei Jahre später eine ähnliche Politik der Gleichberechtigung der Nationalitäten im chinesischen Xinjiang und im benachbarten afghanischen Khorasan verfolgte.) Nachdem er die Vereinbarung mit Anvardzhan als einzuhaltenswert anerkannt hatte, ernannte Yakubkhan in seiner nächsten Entscheidung den Lakai ... zu seinem Stellvertreter, damit er als „Freund“ Nadir vor den Kukhistanis, Turkmenen und anderen „gemeinsamen Feinden“ beschützen würde. Die Ernennung von Ibrahimbek war vergleichbar mit der Ernennung von Ostbuchara-Führern zu „Revolutionskomitees“ und Kommandeuren von Freiwilligenabteilungen durch die Sowjetregierung. Ibrahimbek wurden im Zusammenhang mit seiner Ernennung die ihm gebührenden Ehren zuteil. Die Lakai-Ältesten fühlten sich äußerst geschmeichelt. 9 Sie dachten wahrscheinlich, dass nicht Ibrahimbek, sondern der gesamte Stamm diese hohe Position erhielt. Ibrahimbek wurde jedoch daran gehindert, seinen Dienst anzutreten, da sich zu dieser Zeit in Aliabad eine Abteilung von 500 aufständischen Turkmenen und Kukhistanis befand. Sie suchten die Hilfe und den Schutz der Auswanderer. Nadir und Yakubkhan befahlen Ibrahimbek als Stellvertreter, sie zu entwaffnen. Daher wollten sie mit Hilfe von Auswanderern gegen die Sakoisten und Turkmenen vorgehen.

Es gibt ernsthafte Kontroversen um die Geschichte von Ibrahimbek während seines Aufenthalts in Afghanistan. In der Geschichte Afghanistans ist dieser Zeitraum als „Jangi Lakai“, also „Lakai-Krieg“, bekannt. Safarkhan betrachtete die Ernennung eines flüchtigen Buchara-Basmach zu einem Regierungsposten durchaus als eine überstürzte Tat, die zumindest die UdSSR irritieren und höchstens zur Bildung eines „usbekisch-tadschikischen“ Staates führen könnte im Norden des Landes. Andererseits waren Nadirs Handlungen gegenüber Ibrahimbek nicht konsequent und freundlich. Bevor Nadir Ibrahimbek seinen Dienst antreten ließ, wollte er plötzlich persönlich mit ihm sprechen. Mir Fatta (vollständiger Name Mirfattokh), ein enger Mitarbeiter von Alim Khan und Sohn von Usman Parvonachi, dem letzten Premierminister des Emirats Buchara, wurde nach Aliabad geschickt. Zusammen mit Mir Fatta traf Agzam Khoja ein, ein weiterer enger Mitarbeiter von Alim Khan aus Qala-i Fatu. Sie brachten zwei Firman mit, die den Befehl enthielten, nach Kabul weiterzufahren. Bis zum Jahresende schickten Nadir und Alim Khan mehrmals Delegierte mit Briefen nach Aliabad. Ibragimbek, der über viele Jahre hinweg unter ständigem Stress und Risiko eine hervorragende Intuition entwickelt hatte, vermutete, dass ein Gespräch mit dem Padishah für die Lakai auf die beklagenswerteste Weise enden könnte. Ibrahimbek ging nach Shibergan und bat Khalifa Kyzyl Ayak (den turkmenischen Führer und wichtigsten spirituellen Führer der Auswanderer, sowohl Turkmenen als auch Usbeken), um Rat, der seinen Verdacht bestätigte. Wie Kayum Parvonachi sich erinnerte, saßen Ishan Khalifa Kyzyl Ayak und Ibrahimbek drei Tage lang eingesperrt und unterhielten sich privat über etwas. Haben sie darüber gesprochen, ihre Kräfte zu bündeln, um die Macht im gesamten Norden zu übernehmen? Hatten sie einen Plan, über den Fluss zurückzukehren? Oder diskutierten sie einfach über mögliche Auswege aus der Situation, nämlich darüber, ob sie sich mit Nadir abfinden oder die Konfrontation fortsetzen sollten?

Am Ende beschloss Ibrahimbek, dem Rat des turkmenischen Führers folgend, die Reise nach Kabul abzubrechen und sich darauf zu beschränken, seinem Chef, dem Testament von Mazari Sharif Yakubkhan, einen Besuch abzustatten. Die Reihenfolge der Reise von Shibergan nach Mazar-i-Sharif war wie folgt: Zuerst reist Khalifa Kyzyl Ayak mit hundert prominenten Sufis ab, und am nächsten Tag, abhängig vom Empfang der Sufis, geht Ibrahimbek mit seinem Kurbashi und einem zweitausend Armee von Usbeken und Turkmenen. Der Marsch einer Emigrantenarmee von der Größe einer Infanteriedivision, angeführt von turkmenischen Sardaren und einem Lakai-„General“, hatte wenig Ähnlichkeit mit der Amtsübernahme durch einen Zivilisten. Wahrscheinlich bereiteten die Auswanderer, so gut sie konnten, so etwas wie einen Militärputsch oder eine Machtergreifung in den nördlichen Provinzen vor. Verständlicherweise begannen die Afghanen zu vermuten, dass die Auswanderer nichts Gutes im Schilde führten, und postierten Wachen am Wohnsitz der ersten angekommenen Sufi-Delegation unter der Führung von Khalifa Kyzyl Ayak. Dann schickte Voli einen Brief an Ibrahimbek und forderte ihn auf, Menschen und Waffen in Balkh zurückzulassen und selbst nach Mazar-i Sharif zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt erfuhren die Auswanderer, dass Ishan Khalifa umzingelt war und dass die Hazaras gegen die Turkmenen waren. Nach stürmischen und emotionalen Treffen wurde beschlossen, dass Ibragimbek nach Mazar ziehen würde, jedoch nicht allein, sondern mit einer Abteilung von 400 bewaffneten Reitern. Am 1. Mai 1930 näherten sich Ibrahimovs Männer Masari Scharif, wagten es jedoch nicht, die Stadt zu betreten, um sich mit Jakubchan zu treffen. Die Ankunft Ibrahimbeks an der Spitze einer beeindruckenden Abteilung Basmatschis versetzte das sowjetische Konsulat in Mazar-i-Sharif in höchste Beunruhigung.

Ibragimbek und seine Abteilung wohnten in einem Privathaus am Rande der Stadt. Ihm gefiel es seiner Meinung nach nicht, dass ihm nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Die Ankömmlinge stellten fest, dass die Stadt fast leer war und niemand sie begrüßte. Die Usbeken und Turkmenen waren besonders verärgert darüber, dass für sie nur ein Topf Pilaw zubereitet wurde. Anscheinend erschreckte oder alarmierte etwas Ibragimbek, und er wagte keine Eskalation und beschloss, sich zurückzuziehen, um Zeit zu gewinnen. Am nächsten Tag machte er sich nach starkem Regen auf den Weg nach Siyagird. Yakubkhan rief bald dort an. Es kam zu einem Telefongespräch, bei dem Ibrahimbek ihm gegenüber seinen Unmut zum Ausdruck brachte. Als Reaktion darauf wiederholte das Testament die Forderung, dass Ibrahimbek allein und in einer Kutsche zum Dienst in Mazar-i-Sharif ankommen sollte. Letzterem gefiel die Aussicht auf einen solchen Dienst nicht.

Die Afghanen waren unterdessen in Alarmbereitschaft. Sie trennten Ishan Khalifa von den Usbeken und begannen erfolgreiche Verhandlungen mit den Turkmenen, um diese zu neutralisieren. Ibrahimbek hatte keine andere Wahl, als die ihn begleitenden Turkmenen einzuladen, nach Balkh zurückzukehren und zu seinem Lakai-Volk in Aliabad zu gehen. Einen Tag später traf eine neue Delegation aus dem Testament bei den Lakaianern ein. Ihr gehörten Vertreter verschiedener ethnischer Gruppen der Provinz an. Sie versicherten den Auswanderern noch einmal die freundliche Haltung der afghanischen Behörden und Jakubchans ihnen gegenüber und luden Ibrahimbek nach Mazar ein. Zu den bisherigen Bedingungen (Übergabe der Kuhistanis und Rückgabe der Waffen) fügte die Delegation ein Angebot an alle Auswanderer hinzu, von Aliabad und Ak-Tyube an andere Orte abseits der Grenze zu ziehen.

Die Hypothese, dass in den Jahren 1929-1931. Ibrahimbek war in innerafghanische Fehden verwickelt, bei denen jede der Parteien versuchte, die Stärke der usbekischen Truppen für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, was uns wahrscheinlicher erscheint als diejenigen, in denen argumentiert wird, dass die Auswanderer einige ihrer eigenen Ziele verfolgten , „napoleonische“ Ziele (Kampf gegen die Paschtunen, Aufbau eines eigenen Staates usw.). Im Jahr 1930 konkurrierten verschiedene feudal-klerikale Gruppen um Einfluss in den nördlichen Provinzen. Auch Anhänger des großen usbekischen Feudalherrn Mirza Kasim aus Mazar-i-Sharif und Tadschiken aus dem sakoistischen Lager versuchten, die Auswanderer auf ihre Seite zu locken. Im Gegensatz zu den Emigranten gingen sie kein Risiko ein, da sie auf ihrem eigenen afghanischen Territorium operierten. Die Auswanderer waren Gäste, und die Unterstützung der einen oder anderen Seite war für sie mit großen Komplikationen verbunden. Ihnen könnte vorgeworfen werden, dem Land, das ihnen Asyl gewährt hat, Schaden zuzufügen. Die verfügbaren Quellen lassen den Schluss zu, dass es den Auswanderern immer in erster Linie um ihre eigene Sicherheit und ihr Überleben angesichts der tödlichen Gefahr durch den rachsüchtigen Nadir ging. Ibrahimbek und Ishan Khalifa waren keine hochentwickelten Politiker, aber man konnte ihnen keinen Instinktmangel vorwerfen. Interessant ist, dass Ibrahimbek in der dem Autor von Bashir Baglani dargelegten Legende der Muhajirs auch als Opfer einer Intrige erscheint:

„In diesem Moment sagte ein einheimischer Usbeke zu den Muhajirs: „Ihr, Tadschiken und Usbeken, seid Sklaven der Afghanen.“ Lasst uns gemeinsam unseren eigenen Staat bilden.“ Ibrahimbek lehnte ab, und auch Khalifa Kyzyl Ayak lehnte ab. Lokale (afghanische) Tadschiken und Usbeken provozierten Ibrahimbek bei Treffen mit den Worten: „Sie sind ein Ghazi, tun Sie, was Sie für notwendig halten, hören Sie nicht auf Emir Hashim Khan10: binni-i poizori afgon kach ast“11. Gleichzeitig beschwerten sie sich bei Emir Nadir Khan über Ibrahimbek und behaupteten, dieser werde Anspruch auf den afghanischen Thron erheben. Deshalb forderte der Emir die Muhajirs auf, ihre Waffen niederzulegen. Am Navruz (wahrscheinlich 22. März 1930 – K.A.) traf Ibrahimbek zu einem Treffen einflussreicher Personen in Kunduz ein. Keiner der Anwesenden stand auf, um den Neuankömmling zu begrüßen. Voli (der Herrscher) begrüßte Ibrahimbek widerwillig. Voli sagte:

- Bek bobo, sage ich im Beisein der Ältesten - gebt eure Waffen ab. Der Staat wird Sie bei Bedarf schützen.

Ibrahimbek antwortete:

– Meine Waffen sind nicht gegen Afghanistan gerichtet. Es gehört uns, wir haben es im Kampf bekommen.

Dann bestieg Ibrahimbek sein Pferd und ging zu den Muhajirs. Er sagte den Familien: „Wir gehen.“

So endete der Versuch, sich mit den Lakais zu versöhnen und Ibrahimbek als Stellvertreter des Willens von Kunduz in den Dienst von Nadir zu stellen, erfolglos. Die Lage blieb angespannt, offene Konfrontationen wurden jedoch vermieden. Ibrahimbek und seine Abteilung galten weiterhin als im afghanischen Dienst stehend.

Unerwartet ereignete sich Ende Juni 1930 ein Ereignis, für das es in den verfügbaren sowjetischen Quellen keine direkten Hinweise gibt. Rote Truppen marschierten erneut in Nordafghanistan ein. Ohne auf den Widerstand afghanischer Truppen zu stoßen, führten sie einen Strafangriff auf die Dörfer der unruhigsten Auswanderer – Aliabad und Ak-Tyube – durch. 12 Dabei handelte es sich um Einheiten der SAVO-Kavalleriebrigade unter dem Kommando des in Tadschikistan berühmten Brigadekommandeurs Jakow Melkumow. 13 Ibrahimbek informierte Safarkhan über den Angriff, und er und seine Abteilung vermieden klugerweise ein direktes Treffen mit der Roten Armee. Am nächsten Tag erhielt Safarkhan den Befehl, mit den Roten zu kämpfen. Die Lakaianer diskutierten die Situation im Rat. Sie sahen, dass die örtlichen Behörden die Russen nicht störten, und vermuteten, dass die Afghanen diese Invasion absichtlich provoziert hatten, um sie gegen die Rote Armee auszuspielen. Sowjetische Quellen bestätigen, dass Ibrahimbekovs Truppen den Zusammenstoß vermieden haben, behaupten aber dennoch, dass die Rote Armee Hunderte von Basmachi getötet habe. 14

Ähnliche Maßnahmen zur Einschüchterung „konterrevolutionärer Abteilungen“ und Siedlungen in den an die UdSSR angrenzenden Gebieten wurden von den Sowjets mehr als einmal unternommen. Sie wurden während des Bürgerkriegs in den Jahren 1918–1920 durchgeführt. in Estland und Lettland. In Westchina wurden 1921 und 1932 nach vorheriger Absprache mit den chinesischen Behörden Invasionen gegen die Weißgardisten von Ataman Bakich und die rebellischen Dunganer von Ma Zhuning durchgeführt. Im Fernen Osten fiel 1929 eine Abteilung der Roten Armee in chinesisches Territorium ein und zerstörte das russische Dorf Tenehe. 15 Zu diesen können wir die sogenannten hinzufügen. Der „Kolesovsky-Feldzug“ der turkestanischen Bolschewiki zum unabhängigen Buchara im März 1918 und der Gilan-Feldzug 1920 in Persien. Diese militärischen Einfälle waren aus sowjetischer Sicht nichts anderes als die Verteidigung ihrer Grenzen durch Infiltration und Besetzung von Grenzgebieten. Sie waren Ausdruck des sowjetischen Imperialismus und trugen zum Anwachsen der antisowjetischen Stimmung auf der ganzen Welt bei. In all diesen Fällen waren die Hauptopfer des Angriffs ausgewanderte Zivilisten.

Eine weitere sowjetische Invasionsoperation, diesmal auf afghanischem Territorium, steigerte wie alle vorherigen nicht die Popularität der UdSSR. Daten über die Zahl der getöteten Basmachi (bis zu tausend!) wirken nicht überzeugend und übertrieben, obwohl laut Ibragimbek „in Aliabad und Ak-Tyube große Zerstörungen angerichtet wurden“ 16.

Kurz nachdem die rote Abteilung nach Aliabad aufgebrochen war, traf ein weiterer Bote namens Agzam Khoja mit dem Befehl von Alim Khan und Nadir Shah ein, in Kabul anzukommen. Der Ton des Briefes war hart und kategorisch. Alim Khan drohte damit, dass die gesamte Kommunikation zwischen ihm und Ibrahimbek abgebrochen würde, wenn sein Befehl nicht ausgeführt würde. Dies war Alim Khans letzter Brief an seinen Lakai-Vasallen. Indem er sich weigerte, dem Befehl Folge zu leisten, brachte Ibrahimbek seinen Gönner Alim Khan in eine schwierige Lage. Obwohl der im Exil lebende Buchara-Monarch herzliche Beziehungen zu Bachai Sako pflegte, konnte er nicht zu dessen prinzipiellen Unterstützern gezählt werden. Während der „unruhigen“ Zeit blieb der gestürzte Buchara-Herrscher in Kabul und zeichnete sich nur dadurch aus, dass er Amanullahs Politik in seinen Appellen und in dem im selben Jahr 1929 veröffentlichten Memoirenbuch „Tarikhi khuzal millali Bukhoro“ scharf kritisierte Paris. Seine Verbindung zum Norden war sporadisch und er hatte keinen großen Einfluss auf die Entscheidungen in den Auswanderergemeinden. Im Großen und Ganzen stand Alim Khan zunehmend am Ende der Ereignisse und profitierte vom bestehenden Status quo. Nun, nach Nadirs Thronbesteigung, beschloss er, das Vertrauen der Afghanen wiederherzustellen, indem er die Auswanderer wieder der Unterwerfung unter die Padischah unterwarf. Darüber hinaus war Nadir Shah im Gegensatz zu Amanullah ein Gegner der UdSSR und genoss die Unterstützung Englands, auf dessen Hilfe Alim Khan stets angewiesen war. In einer solchen Situation blieb Alim Khan, wenn er die Gunst des Gerichts wahren wollte, keine andere Wahl, als den opportunistischen Ibrahimbek zu verurteilen und sich auf die Seite von Nadir zu stellen.

Im Juni 1930 ernannte Nadir Shah Ahmad Alikhan, der zuvor in der Amanullah-Regierung gearbeitet hatte, zum „raisi tanzimiya“ (Beauftragter für die Aufrechterhaltung der Ordnung) der Provinz Katagan-Badakhshan. 17 Raisi Tanzimiya traf sich mit Ibrahimbek in der Nähe von Khanabad, doch es gelang ihm nicht, das Eis des Misstrauens zum Schmelzen zu bringen. Die Parteien tauschten gegenseitige Ansprüche und Beschwerden aus und trennten sich. Ibrahimbek machte keine konkreten Zusicherungen und versprach, auf Alim Khans Ultimatum später mit einem Brief zu antworten. Sahibnazar Rakhimov, ein Karategin-Tadschike, einer der wenigen gebildeten Menschen, die zu dieser Zeit Ibragimbek nahe standen, berichtete während des Verhörs in der Taschkenter Tscheka, dass Ibragimbek einige Tage später nach Rücksprache mit den Kurbashi und den Ältesten Akhmad Alim Khan ungefähr geantwortet habe wie folgt:

„Ich glaube Ihren Vorschlag nicht, ich halte ihn für unaufrichtig. Wenn Sie mich und meine Leute wirklich bei sich behalten wollen, warum haben Sie dann keine Maßnahmen gegen die Ankunft der Russen ergriffen?“ (Bezogen auf den Einmarsch von Melkumovs Abteilung – K.A.) Offenbar hängt meine Entwaffnung mit meiner Übergabe an die Sowjetmacht zusammen.“

Nachdem er eine so scharfe Reaktion erhalten hatte, ordnete Raisi Tanzimiya an, die Versorgung der Ibrahimbeks-Truppen mit Nahrungsmitteln zu stoppen, und wiederholte seinen Befehl, ihre Waffen sofort abzugeben. Dann zog sich Ibrahimbek in die Berge zurück und ging dann zum Amu Darya hinunter, wo er auf eine Abteilung Afghanen traf.

Der gesamte Juni-Juli 1930 verlief in kleineren Gefechten zwischen Ibrahimbeks und Safarkhans Truppen. 19 Etwa zur gleichen Zeit kam es in Chasarbag zur ersten Schlacht zwischen den Nadirowitern und Auswanderern. Dort legen 500 Afghanen mit zwei Waffen einen Hinterhalt an. Ibrahimbek nahm mit einer Abteilung von 200 Reitern an der Schlacht teil, wodurch die Afghanen, nachdem sie 70 Tote verloren hatten, in der Festung eingesperrt wurden. 100 Gefangene, 2 Maschinengewehre, 100 Gewehre wurden erbeutet. 20 Die besiegten afghanischen Truppen zogen sich zurück und plünderten die Dörfer der Auswanderer. Nach diesem Zusammenstoß versammelte Ibrahimbek seine Reiter und ergriff Maßnahmen, um einen möglichen Angriff der Afghanen abzuwehren. Im Wesentlichen war dies der Beginn des Krieges. Von Juli bis Oktober 1930 erfasste der „Lakai-Krieg“ die gesamte Grenzregion von Meymene bis Badakhshan. Dieses gesamte Gebiet mit seinen wichtigsten Verkehrsverbindungen (Straßen und Kreuzungen) wurde von Auswanderern kontrolliert. Auch alle Übergänge in sowjetisches Gebiet wurden von ihnen bewacht. 21 Kurbashi wurden zu Siedlungsbeks ernannt. Kleine afghanische Garnisonen wurden von Auswanderern in Festungen getrieben.

Im Oktober 1930 wurden etwa 5.000 Milizen mit Maschinengewehren und Kanonen unter dem Kommando von Muhammad Ghaushan von Kabul nach Khanabad geschickt. 22 Dabei handelte es sich nicht um reguläre Truppen, sondern um bewaffnete Stämme der Grenzprovinzen, von denen viele nicht einmal afghanische Staatsbürger waren (das heißt, sie stammten aus der paschtunischen Stammeszone an der Grenze zwischen Afghanistan und Britisch-Indien). Sie überfielen friedliche Auswanderer und beraubten ihre Familien. Das erfuhr Ibrahimbek aus den Verhören der von ihm gefangenen Paschtunen

„Die Stämme handelten im Rahmen der folgenden Vereinbarung mit Nadir Khan: Nadir wird die Getöteten und Verlorenen nicht entschädigen. Wer am Leben bleibt, kann über das Eigentum des Feindes nach Belieben verfügen. Deshalb plünderten die sogenannten afghanischen Truppen gnadenlos, nahmen alles bis zum letzten, vergewaltigten Frauen. Es gab keine organisierte Versorgung dieser Abteilungen mit Nahrungsmitteln, alles war auf einem Raubsystem aufgebaut. Deshalb hatte ich die Bevölkerung stets auf meiner Seite und konnte die Afghanen erfolgreich besiegen.“20

Ungefähr die gleiche Einschätzung des Vorgehens der Stämme in Nordafghanistan im Herbst 1930 findet sich in einem Brief eines afghanischen Priesters namens Mieshokh-i Khairkhoh von Imam Saib an Nadir Khan. Interessant ist, dass der Verfasser des Briefes, ohne seine Abneigung gegenüber Ibrahimbek („Verflucht sei der Vater dieses Schweins“) zu verbergen, dennoch seine Einschätzung des Vorgehens der afghanischen Stämme bestätigt:

„Die Menschen begannen um ihr Leben zu fürchten. Menschen aus den Stämmen Wazir, Masud und Jadran waren nur an Raubüberfällen beteiligt und feuerten keinen einzigen Schuss ab... Sie raubten ganz Katagan und die Hälfte von Badakhshan aus und nahmen Tausende von Rupien in Besitz , aber sie können nicht genug bekommen. Sie dringen in die Häuser ahnungsloser Menschen ein. Nachdem sie ihre Scham und ihr Gewissen verloren haben, weil sie Gott vergessen haben, laufen sie durch die Dörfer und tun, was sie wollen ... Die Menschen warten auf ihren Tod, die Menschen verlassen ihr Land.“

„Möge ich dein Opfer werden. Oder fragen Sie den Stamm der Wazirs und andere ein letztes Mal, ob sie von anderem Nutzen als Schaden sind, oder befehlen Sie ihnen, keinen Schaden anzurichten. Haben sie die Barmherzigkeit Gottes und die Großzügigkeit der Padishah nicht satt? Lasst sie sich schämen, dann wird der Streit zwischen den Usbeken und allen anderen ein Ende haben.“24

So wurde „jangi lakai“ im Herbst 1930 mit neuem Elan wieder aufgenommen. Diesmal brach der Krieg zwischen Abteilungen der Muhajirs und ihren afghanischen Anhängern mit den neu eingetroffenen Abteilungen regierungsnaher paschtunischer Söldner aus, die Nadir Schah unterstützten. Dabei profitierte Ibrahimbek von den Erfahrungen im Kampf mit regulären Truppen der Roten Armee, die er in Buchara sammelte. Er vermied direkte Zusammenstöße mit großen Einheiten und unerwartete Gegenangriffe einzelner Einheiten. Lokale afghanische Usbeken und Tadschiken pflegten aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit gute Beziehungen zu den Auswanderern und unterstützten im Allgemeinen die Muhajirs im Kampf gegen die afghanischen Truppen, die aus Paschtunen bestanden. Baglani, dieser prominente Vertreter der zweiten Generation der zentralasiatischen Emigration, bewertet Ibrahimbeks Aktivitäten in Afghanistan positiv in dem Sinne, dass er Minderheiten objektiv vor dem paschtunischen Chauvinismus verteidigte. Laut Ibragimbek schickten lokale Usbeken und Tadschiken 25 Abteilungen mit 2,5 Tausend Menschen zur Unterstützung der Auswanderer. 25 Sie erhielten Waffen aus Kämpfen mit den Afghanen. Auch die örtliche Bevölkerung half bei der Versorgung der Truppen. Der usbekische Stamm Katagan leistete den Auswanderern die größte Hilfe. Ibrahimbek begründete seine Abneigung gegenüber den Afghanen damit, dass „sie vor etwa 60 Jahren brutal von den Afghanen erobert wurden.“26

In Katagan betrug die Gesamtzahl der Verluste in den Auswandererabteilungen 70 Personen. Nach Angaben von Ibrahimbek selbst wurden die afghanischen Verluste auf 2 bis 2,5 Tausend geschätzt. 27 Gleichzeitig operierten andere Anführer – Kuganbek, Mullo Holdor, Mullo Jura Dahan – in Richtung Rustak. Sie besetzten Yangi Kala und Julcha, belagerten die Rustak-Garnison in der Festung und erbeuteten viele Trophäen, darunter auch Waffen. 28 Im Dorf Bangi schlossen sich weitere 300–400 einheimische Usbeken und Tadschiken Ibragimbek an. Die kombinierte Abteilung bestand aus 1,5 Tausend Reitern. Sie wurden von Abteilungen des Mangal-Stammes bekämpft. Die Afghanen wurden überwältigt und flohen. Die Angreifer verfolgten sie und drangen aus verschiedenen Richtungen in Khanabad ein. „Der Trubel hier war außergewöhnlich“, erinnerte sich Ibragimbek erfreut. 29 Mehrere Tage lang wurden Auswandererabteilungen unter der Androhung eines Angriffs durch Taliqan festgehalten.

In der Zwischenzeit begannen die Anführer der Basmachi Kurbashi, sich als Beks in verschiedenen Gebieten niederzulassen. Laut Alimardan überfütterten sie sich, begannen zu randalieren und nahmen der Bevölkerung Pferde und Essen weg. Aus diesem Grund begannen die einheimischen Tadschiken und Usbeken, sich von Ibrahimbek zu entfernen.30 Dann beschlossen die usbekischen Auswanderer, die Unterstützung der Turkmenen zu gewinnen. Utanbek ging nach Shibergan, um mit Ishan Khalifa zu verhandeln.

Für die Afghanen wurde das Scheitern ihrer Operation zur Befriedung des Nordens mithilfe von Söldnern aus den Grenzgebieten offensichtlich. Nadir Shah stand vor der Notwendigkeit, eine neue, größere Expedition zu organisieren. Er hatte nicht die Mittel, es durchzuführen. Neben dem Norden hatte er auch in der permanent aufständischen Grenzzone der Paschtunenstämme Probleme. Deshalb nahm er Verhandlungen mit den Briten über die Bereitstellung militärischer Hilfe auf. Gleichzeitig ging Nadir Khan ein Risiko ein, da sowohl die Afghanen als auch die sowjetische Seite Anklage gegen ihn wegen geheimer Absprachen mit den Briten erheben konnten. Die Verhandlungen begannen am 16. Juni 1930. Die Briten zeigten Verständnis und leisteten Nadir in einer so heiklen Situation einen Dienst. 31 Am 14. Oktober 1930 war die Lieferung von 10.000 Kanonen und 10.000 Pfund Sterling nach Kabul abgeschlossen. Es handelte sich um ein Geschenk der britischen Regierung, das zum Teil dazu diente, den Aufstand der Auswanderer aus Zentralasien niederzuschlagen.

Nachdem Nadir Khan Hilfe aus England erhalten hatte, beschloss er, den Unruhen in den nördlichen Provinzen ein Ende zu setzen, die seit dem Sturz der Amanullah-Regierung nicht aufgehört hatten. Zu diesem Zweck schickte er am 4. Dezember seinen Bruder und Kriegsminister Shahmahmud in den Norden. 32 Im Februar 1931 trat der „Lakai-Krieg“ in seine letzte Phase. Shahmakhmud führte große Abteilungen zu einer Konzentration von Auswanderern in Ak-Tyube. Zu diesem Zeitpunkt lebten nur noch 200 Familien in diesem Dorf. Der Kongrats-Führer Ishan Palvan (Bahadurzade) aus Kobadian erinnerte daran, dass Vertreter von Shahmakhmud zu den Kongrats und Lakais kamen und alle Ältesten nach Khanabad einluden.

Zu dieser Zeit wurde Ibrahimbek seinen Angaben zufolge sehr krank und schickte seinen jungen Kommandanten Utanbek an der Spitze einer Abteilung von Congrats und Durmens in die Schlacht, die eine Position 2 Kilometer von den Afghanen entfernt einnahm und ein Feuergefecht veranstaltete, das 12 Tage dauerte. Die Familien der Auswanderer sahen, dass die Konfrontation mit den Afghanen zu weit gegangen war, und versuchten, die Kurbashi zum Frieden zu drängen. Diese ließen jedoch nicht zu, dass die Stämme sie verließen. Utanbek beispielsweise führte Familien, die nach Mazar-i Sharif fliehen wollten, zwangsweise zurück. Er befahl sogar, ihnen gute Pferde wegzunehmen, um sie an einer erneuten Flucht zu hindern. Später trennten sich die Stämme. Einige folgten den Truppen bis zur Grenze, andere beschlossen zu bleiben.

Die Situation der Auswanderer verschlechterte sich:

„Ich sah, dass sich die Situation zuspitzte und eindeutig nicht zu meinen Gunsten war ... Deshalb lud ich meinen Aksakal, Mulla Jurakul, ein, nach Sarai Kamar (dem modernen Dorf Pyanj in Tadschikistan-K.A.) zu gehen und mit Vertretern der zu verhandeln Sowjetregierung, damit wir akzeptiert werden und die Möglichkeit erhalten, friedlich zu leben. Mulla Jurakul ging und kehrte zurück. Er sagte, sie hätten ihm zugehört und versprochen, in dieser Angelegenheit mit Stalinabad und Moskau zu kommunizieren.“33

erinnerte sich Ibrahimbek. Bald darauf schickte er einen weiteren Abgesandten, Mulla Yusuf, in die UdSSR, um über den Transfer zu verhandeln. Eine klare Antwort der sowjetischen Grenzsoldaten gab es jedoch nicht. Damals, Anfang Dezember 1930, begannen die Afghanen unter der Führung von Shahmakhmud mit der Verfolgung von Ibrahimovs Anhängern. Ohne sie zur Besinnung zu bringen, trieben die Afghanen die Auswanderer an die Grenze. Ende Februar erhielt Ibrahimbek einen Brief von Ishan Khalifa, dem Anführer der Turkmenen und der wichtigsten Autorität unter den Auswanderern, in dem es hieß, dass es unmöglich sei, in Afghanistan zu bleiben, und dass man in den Iran gehen müsse.

„Ich sagte ihm“, erinnerte sich Ibrahimbek, „dass wir, wohin wir auch gingen, unsere Waffen abgeben müssten und dass die beste Richtung sowjetisches Territorium sei.“ Dort, in unseren Heimatorten, werden wir unsere Waffen den sowjetischen Behörden übergeben.“ 34

Die Turkmenen diskutierten die usbekischen Vorschläge und lehnten sie ab. So gingen die Wege der Lakais und der Turkmenen auseinander. Die Beziehung zwischen ihnen hat sich jedoch nicht geändert. Die Zusammenarbeit der Auswanderergruppen, ihre Bewunderung für den gemeinsamen spirituellen Führer der Naqshbandi, Ishan Khalifa, waren verbunden mit ihrer Isolation voneinander und einer „ausgewogenen“ oppositionellen Haltung zueinander.

Die Turkmenen richteten ihre Pferde nach Süden. Sie ließen die Usbeken im Stich, die sich unter den Angriffen der Afghanen an die Grenze zurückzogen. Bald geben die Turkmenen ihre zuvor erklärte Absicht, in den Iran zu fliehen, auf. Khalifa Kyzyl Ayak, dem Oberhaupt einer eng verbundenen und großen Turkmenengemeinschaft, gelang es im Gegensatz zu Ibrahimbek, eine Einigung mit den Afghanen zu erzielen und normale Beziehungen zu Alim Khan und Nadir aufrechtzuerhalten. Dank seiner politischen Erfahrung und seiner Fähigkeit, Kompromisse zu finden, wahrte er die Integrität der zentralasiatischen Emigration in Afghanistan und stellte seine Bemühungen im Kampf gegen die UdSSR bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht ein. Ibrahimbek blieb ein hartnäckiger Nonkonformist, ein freiheitsliebender Bandit, der Anführer eines marginalisierten und verfluchten Stammes, der im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in die Feinheiten der sowjetischen und afghanischen Politik verwickelt war. Das Leben in Afghanistan belastete ihn schwer. Einen komplexeren politischen Kampf gegen seine Feinde konnte und wollte er nicht führen. Ebenso war es alles andere als ein nie endender „ausgewogener“ Konflikt zwischen verschiedenen ethnolinguistischen, konfessionellen und regionalen afghanischen Gruppen.

Ibrahimbek erinnerte sich an seine Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Abzug der Turkmenen und militärischen Misserfolgen im Krieg mit den Afghanen im Februar-März 1931:

„Damals hatte ich den festen Entschluss, um jeden Preis auf sowjetisches Territorium auszubrechen, vorher aber mit den Afghanen fertig zu werden, die mir immer auf den Fersen waren.“35

Dies ist der allgemeine Überblick über die Geschichte der letzten Phase von Ibrahimbeks Aufenthalt in Afghanistan. Es kann erst dann als klar angesehen werden, wenn klar ist, was die Auswanderung der Auswanderer in die sowjetischen Grenzen war: Flucht vor den Afghanen, Wiederauswanderung oder eine Invasion mit dem Ziel, einen Aufstand gegen die Sowjetmacht auszulösen? War es nicht das Ergebnis der Bemühungen der sowjetischen und afghanischen Diplomatie, dass die Afghanen die Auswanderer nicht irgendwo ins Landesinnere, sondern genau an die sowjetische Grenze trieben? Tatsächlich sieht die Fallenversion plausibel aus. Allerdings bestehen weiterhin viele Unsicherheiten hinsichtlich der Beziehung zwischen Ibrahimbek und der Sowjetmacht am Vorabend des Übergangs. Könnte Ibrahimbek mit Frauen und Kindern ohne Garantien von sowjetischer Seite abreisen? Wahrscheinlich erhielt er dennoch einige Garantien, und er rechnete tatsächlich mit einer Amnestie für sich und die Auswanderer. Doch dazu musste er gleich nach dem Überschreiten der sowjetischen Grenze seine Liebe zum Frieden und zur Kapitulation unter Beweis stellen. Doch der Gedanke, sich ihm, dem unbesiegbaren Ghazi, zu ergeben, war widerlich. Der stolze Lakaianer hoffte, eine Einigung zu erzielen, ohne sein Ansehen zu gefährden. Er schloss natürlich die Möglichkeit eines Kampfes auf sowjetischer Seite vor der Kapitulation nicht aus.
Ibrahimbek selbst zufolge war er geneigt, die Waffen niederzulegen, aber die Flüchtlinge aus der UdSSR, die in einem endlosen Strom ankamen, sagten ihm, „dass das gesamte Volk von der Sowjetmacht unterdrückt wird und unter ihr seufzt“. Tatsächlich erließ die Regierung der UdSSR 1930 ein Dekret zur Bewässerung des Wachsch-Tals in Tadschikistan. Es wurden Kollektivwirtschaften gegründet, neue Siedlungen entstanden und alte umbenannt. Auf der Karte der neu gegründeten tadschikischen Republik tauchten Städte mit ungewöhnlichen Namen auf: Stalinabad, Kaganowitschobad, Baumanabad, Kuibyschew und andere, die neue Führer und Helden verherrlichen. Bauernhöfe aus verschiedenen Regionen Usbekistans und Tadschikistans zogen in den Süden Tadschikistans, von denen viele weiter – über den Amudarja hinaus – flohen. Unter ihnen waren viele Basmachi. Erst im Jahr 1930 und Anfang 1931 kamen mehrere Gruppen von Gegnern der Sowjetmacht aus Tadschikistan nach Ibrahimbek, darunter Mirnazar, Usmankul (Sohn von Davlatmandbiy – „Märtyrer“, begraben neben Enver Pascha), Azim Mark, Kugan Toksabo, Shokhasan und viele andere. Die Auswanderer der ersten Welle (1921–1926), zu denen Ibrahimbek gehörte, staunten über das Ausmaß der zweiten Auswanderungswelle. Neben den Basmachi selbst auch Afghanistan an der Wende der 1920er und 1930er Jahre. Massen von Menschen, die bereits Erfahrung mit dem Leben in der UdSSR hatten, flohen.

Sie wurden gewaltsam aus verschiedenen Teilen der UdSSR in den Süden Tadschikistans vertrieben, um das Wachsch-Tal und den Baumwollanbau zu entwickeln. Sie warteten auf den Herbst, als das Wasser im Amu Darya nachließ und die Nächte länger wurden, so dass sie könnte leicht zur afghanischen Küste aufbrechen. Unter den Geflohenen befanden sich Menschen unterschiedlicher Nationalität, darunter Russen (einschließlich Kosaken), Tataren, Juden und Menschen aus dem Kaukasus. Hauptsächlich waren dies die Tadschiken und Usbeken von Fergana und Zerafschan, die später die Landwirtschaft Afghanistans sowie seine Kultur auf ein hohes Niveau bringen sollten. In Ibragimbeks eigener Abteilung befanden sich ein russischer Arzt und mehrere ossetische Kämpfer. Laut Ibrahimbek erzählte er (Ishan Khalifa – K.A.), als er zu Ishan Khalifa Kyzyl Ayak ging, „um über einen gemeinsamen Übergang auf sowjetisches Territorium zu verhandeln“, mir (Ibrahimbek – K.A.), dass im Januar und Februar 1931 bis zu 20.000 Bauernhöfe nach Afghanistan verlegt wurden .“36 Neuankömmlinge während des Krieges mit den Afghanen 1930-1931. bildete den Kern der kampfbereitesten Auswandererabteilungen. Viele von ihnen hatten jahrelangen hartnäckigen Widerstand gegen die Bolschewiki hinter sich. Die meisten Flüchtlinge gingen nach Ibrahimbek. Für sie war er ein Symbol des kompromisslosen Kampfes gegen die Bolschewiki. Flüchtlinge sagten, dass die Behörden Eigentum beschlagnahmten, die Religion verfolgten, Verhaftungen und Repressionen vornahmen und sie deshalb zur Flucht gezwungen seien. Diese Leute machten sich keine Illusionen über die Sowjetmacht und waren äußerst entschlossen. Die Auswanderer überzeugten Ibrahimbek davon, dass, wenn er die Grenze der UdSSR überquerte und dort zu kämpfen begann, die gesamte Bevölkerung die Basmachi unterstützen und sich der Sowjetmacht widersetzen würde. Es ist wahrscheinlich, dass sich unter denjenigen, die Ibrahimbek überredeten, zum Zwecke des Aufstands über die Grenze zu gehen, entsandte bolschewistische Agenten befanden. Ihr Ziel war es, die Basmachi auf sowjetisches Territorium zu locken.

Der entscheidende Faktor, der über Ibrahimbeks Schicksal entschied, waren jedoch die diplomatischen Manöver der afghanischen Regierung. Alim Khans enger Mitarbeiter, Yusufbay Mukimbayev, erwies sich als enger Freund des neuen Königs von Afghanistan, Nadir Shah, mit dem sie sich mehr als einmal in Frankreich und der Schweiz trafen. Laut Alimardan Dodho (einem von Ibrahimbeks Kurbashi, der mit ihm gefangen genommen wurde) lud Nadir, nachdem er den Thron bestiegen hatte, Mukimbayev nach Kabul ein und bot an, Vermittler zu werden, um Alim Khan und Ibrahimbek auf seine Seite zu locken. Auf Anraten von Mukimbaev bestand Alim Khan darauf, dass Ibragimbek nach Kabul kam.37 Wie oben erwähnt weigerte sich Ibragimbek, weil er spürte, dass etwas nicht stimmte, die Befehle seines Gönners und Nadir auszuführen.

Gleichzeitig mit Lakai löste Nadir die „Turkmenenfrage“ auf entschiedenste Weise. Er entwaffnete die Turkmenen Klych Sardar und Pascha Sardar, die sich seit der Zeit Bachai Sakos (1929) in Kabul befanden, mit ihren 90 Reitern. Letzteren blieb nichts anderes übrig, als dem neuen König ihre Unterwerfung zu bezeugen. Nadir wiederum verhielt sich wie ein großmütiger Herrscher. Nachdem er die Sardars mit dem Rang eines „Corneil“ geehrt hatte, schickte er sie mit einem großzügigen Geschenk – 100.000 Rupien – zurück an Khalifa Kyzyl Ayak. 38 Kyzyl Ayak versöhnte sich mit den Afghanen, stellte sich aber nicht gegen Ibrahimbek. Im März 1931 unterstützte er ihn einfach nicht und ließ ihn mit den Afghanen allein. Als kluger Politiker kam der geistliche Führer der zentralasiatischen Auswanderer nicht umhin zu vermuten, dass er durch die Trennung von Ibragimbek diesen offensichtlich zum Tode verurteilte.

Nachdem die Afghanen die Turkmenen im Voraus besänftigt hatten, begannen sie mit einer Operation zur Eliminierung von Ibrahimbek und seinen Basmachi. Sie drängten die Auswanderer bis an die Grenze. Ibragimbek blieb völlig allein. Die Turkmenen und Alim Khan kehrten ihm den Rücken und Nadir betrachtete ihn als seinen Todfeind. In Afghanistan hielt ihn nichts mehr zurück. Als Ibragimbek das sanfte Ufer des Amu Darya erreichte, stand er vor einer schwierigen Entscheidung. Für ihn bedeutete die kampflose Kapitulation vor der Sowjetmacht, sich selbst und seine Lieben zu retten, aber „das Gesicht zu verlieren“. Es war undenkbar, dass der stolze Lakay das Vertrauen der Truppen und die Unterstützung eines Teils der Bevölkerung verlieren würde, die ihn weiterhin als kompromisslosen und unbesiegbaren Helden und „Ghazi“ betrachteten. Andererseits bedeutete der Kampf gegen die Rote Armee auf sowjetischem Territorium, mit dem feindlich gesinnten Afghanistan im Rücken, den unvermeidlichen Tod. Ende März versammelte Ibrahimbek seine Kurbashi in der Stadt Kaptarali. Es wurde beschlossen:

„Auf sowjetisches Territorium gehen, und dann wird klar sein: Wenn die Bevölkerung uns unterstützt, werden wir einen breiten Kampf gegen die Sowjets beginnen, wenn nicht, werden wir Verhandlungen mit den Behörden über die Kapitulation aufnehmen.“39

So endete der Afghanistankrieg von Ibrahimbek, von den Briten der afghanische Robin Hood40 genannt, nach dem Ende der Nowruz-Feierlichkeiten Ende März 1931. Da er die Feinheiten der Politik nicht verstehen konnte, wurde er Opfer der afghanischen Intrigen Kopfhörer, enttäuscht vom Verrat seiner ehemaligen Freunde, er gehorcht eher einem primitiven Instinkt als einer nüchternen Berechnung und trifft aus seiner Sicht die einzig richtige Entscheidung: nach Sowjet-Tadschikistan zu gehen. Gleichzeitig sagte er: „Es wäre besser, wenn die Bolschewiki mich töten würden als die Afghanen.“

Abschluss

Eine ausführliche Antwort auf die Frage, was der Basmachismus wirklich war, wird viele Seiten in Anspruch nehmen. Diese Frage versuchte der Autor in seiner Monographie zu beantworten. In dieser Veröffentlichung beschränken wir uns darauf, aufzuzeigen, was nicht der Fall war. Basmachi war keine einigende nationale oder muslimische Bewegung, keine Alternative zum Kolonialismus und Bolschewismus. Es wurde nie zu einer Massenbewegung für die Freiheit von Fremdherrschaft, ähnlich dem indischen Nationalismus, der eine würdige Antwort auf den britischen Kolonialismus wurde. Alle 1920er Jahre In der Region gab es zwei unabhängige Widerstandszentren: die turkestanische Bewegung nationalistischer Pan-Turkisten und den religiös-emiristischen Aufstand von Buchara. Die erste erwies sich als elitäres, geschlossenes Phänomen, das nicht in der Lage war, den Massen seinen reformistischen Geist einzuhauchen. Die zweite, ohne angemessene kulturelle Führung, verwandelte sich in eine destruktive Kraft, die der von außen eingeleiteten Modernisierung der Gesellschaft im Wege stand.

Im religiös-emiristischen Aufstand in Ostbuchara spielte unser Held eine zentrale Rolle. Viele Kritiker von Ibrahimbek weisen zu Recht auf den kriminellen Aspekt von Basmachi hin. Tatsächlich war die Basmachi-Bewegung eine der Manifestationen des religiösen Befreiungskrieges, der zu einer Welle unkontrollierter Gewalt und Verlusten unter der Zivilbevölkerung führte. In seinen Reihen befanden sich auch rein kriminelle bzw. kriminell-ethnische Abteilungen. Das Ziel der Basmachi-Bewegung war jedoch nicht Gewalt gegen die Bevölkerung. Ebenso waren die Repressionen der Sowjetregierung zweitrangig gegenüber der zentralen Aufgabe des „Aufbaus des Sozialismus“.

Ibrahimbek hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Anführer der militärisch-politischen Bewegung. Er war, wie andere „Robinhoods“, an denen es bei verschiedenen Völkern und Kulturen nicht mangelte, nach den Worten des bemerkenswerten neomarxistischen Historikers Eric Hobsbawm ein „sozialer Bandit“,41 in dem der jahrhundertealte Wunsch nach Die arme, unterdrückte und betrogene Agrarbevölkerung verkörperte Freiheit, Heldentum und Gerechtigkeit. Natürlich richtete sich Ibragimbeks „soziales Banditentum“ nicht gegen die Reichen, wie es bei seinem zeitgenössischen Mexikaner Pancho Villa oder seinem älteren tadschikischen Landsmann Vose der Fall war. Ibrahimbek gab kein Eigentum zurück, sondern die Illusion von wiederhergestellter Würde, Ehre und Schutz. Wie andere „soziale Banditen“ war Ibrahimbek ein Rebell in dem Sinne, dass er auf einer Welle der Massenmobilisierung die alltägliche Passivität, Unterwerfung und Untätigkeit der Bauern in Frage stellte. Er war weniger ein Anführer als vielmehr ein Symptom der Unzufriedenheit der Bevölkerung. Obwohl sie sich kein konkretes Ziel gesetzt hatten, hinterließen die Basmachi ihre Spuren in der Weltgeschichte, indem sie die Flammen der „Weltrevolution“ vor der Küste des Amu Darya und den Ausläufern des Hindukusch eindämmten. Der tatsächliche Beitrag der Basmachi zur Befreiung Zentralasiens ist jedoch gering. Der Basmachismus wies nur auf das Vorhandensein von Werten wie Freiheit und Unabhängigkeit hin, wusste aber nicht, wie er diese erreichen sollte.

ANMERKUNGEN:

1 Fall 123469. S. 224.

2 AKPT, f. 1, op. 1, gest. 276, L.69.

3 Adamec W. Ludwig. Afghanistans auswärtige Angelegenheiten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Beziehungen zur UdSSR, Deutschland und Großbritannien. Tucson, Arisona: The University of Arisona Press,157.

4 Fall 123469. S.43.

5 Siehe: Agabekov G. GPU-Notizen eines Tschekisten. S. 179-180.

6 Fall 123469. S.44.

7 Ebenda.

8 Fall 123469. S.50.

9 Fall 123469. S.61.

10 Hier hat Baglani falsch geschrieben. Der damalige Emir war Nadir, der 1933 durch Zahir Schah ersetzt wurde. Hashim Khan war Premierminister unter Zahir.

11 „Ein unwürdiger Afghane hat eine krumme Nase“ (das heißt, man sollte ihnen nicht vertrauen).

12 Fall 123469. S.65.

13 Melkumov war unter den Basmachi und Auswanderern als Yakub Tura bekannt.

14 Apotheker P. „Spezialoperationen der Roten Armee in Afghanistan in den 20er Jahren“ http://www.rkka.ru/ibibl1.htm

16 Fall 123469. S.72.

17 IOR:R/12/LIB/108

18 Rechtssache 123469. S. 347. Interessant ist, dass Rachimow nicht auf der Liste der Verurteilten steht. Offenbar wurde er als Zeuge vernommen.

19 IOR:R/12/LIB/108.

20 Fall 123469. S.26.

21 Fall 123469. S.28.

22 Ebenda.

23 Fall 123469. S. 171-172.

24 Nationalarchive Afghanistans. Sammlung einzelner Dokumente, Nr. 435 (Aus dem persönlichen Archiv von S. Shokhumorov)

25 Fall 123469. S. 197.

26 Fall 123469. S.202.

27 Rechtssache 123469. S. 172.

28 Ebenda.

29 Fall 123469. S.88.

30 Fall 123469. S.37.

31 IOR:R/12/LIВ/108.

32 Marvat F. Dar mukobili kommunizmi rus. S.130.

33 Fall 123469. S.79.

34 Fall 123469. S.91.

35 Fall 123469. S.91.

36 Rechtssache 123469. S. 177.

37 Fall 123469. S. 164-165.

38 Fall 123469. S. 197.

39 Fall 123469. S.36.

40 Sunday Times, 7. Dezember 1930.

41 Siehe: Eric Hobsbawm Bandits. Weidenfeld & Nicolson, 2000.

(Besucht: insgesamt 858 Mal, heute 3 Mal)

So kommt der Schwiegersohn des Kalifen der Gläubigen, des in Abwesenheit zum Tode verurteilten ehemaligen Herrschers der Türkei, eines ehemaligen Führers der Komintern, im Hauptquartier von Ibrahim Beg an ... Mit einem Wort, dem um ein Vielfaches Ehemaligen Ismail Enver Pascha. Ein paar Worte zum neuen Helden. Der Ursprung ist alles andere als aristokratisch, aber auch nicht arm. Vater ist Bahnangestellter, d.h. damals - die Intelligenz. Er erhielt die für die damalige Zeit beste Ausbildung – die des Militärs. In seiner Jugend galt er als Dichter und Künstler.

Er interessierte sich für die Idee der muslimischen Erneuerung im Osmanischen Reich. Er schloss sich den Jungtürken an. Später wurde er einer ihrer anerkannten Anführer. Als Kommandeur der Einheit wurde er zum Anführer des Armeeaufstands in Mazedonien, wodurch die Verfassung und die Reformen in Kraft traten. Enver Pascha selbst wurde zum Militärattaché des Osmanischen Reiches in Deutschland ernannt. Damals begann ich, mich für die Lektüre Nietzsches zu interessieren und „gewinnte Vertrauen in mein Schicksal“. 1913 wurde er zum Anführer eines Militärputsches. Er wurde in die höchste militärische Position des Reiches berufen. In dieser Position war er einer der Initiatoren der ethnischen Säuberung, nämlich des Völkermords an Armeniern, Griechen, Assyrern und der Beteiligung der Türkei am Weltkrieg auf der Seite Deutschlands. Nach der Niederlage floh er zusammen mit anderen Anführern der Jungtürken nach Deutschland. Er wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

In Deutschland wurde Enver Pascha von den Ideen des Pan-Turkismus durchdrungen. Er hielt es für möglich und notwendig, einen einheitlichen türkischen Staat mit der Türkei an der Spitze zu schaffen. Das neue Reich sollte die Völker Zentralasiens und Aserbaidschans umfassen. Doch die Türkei entschied sich für Atatürk, für die politische Staatlichkeit der Neuzeit. Enver Paschas Blick richtete sich fortan auf Sowjetrußland, genauer gesagt auf seinen zentralasiatischen Teil. Er lebte in Berlin, traf die Bolschewiki und kam 1920 nach Moskau. Nimmt an der Konferenz der Völker des Ostens in Baku teil. Versucht, in die Türkei zurückzukehren, um gegen die kemalistische Regierung zu kämpfen. Doch das Schiff geriet in einen Sturm und Enver Pascha kommt zu dem Schluss, dass dies ein Zeichen von oben sei. Er kehrt nach Russland zurück und reist als Teil der Sowjetregierung von Buchara nach Zentralasien. Seine Mission bestand offenbar darin, aus der lokalen Bevölkerung prosowjetische Abteilungen zu bilden, um gegen die Basmachi und den Emir zu kämpfen.

Doch nach und nach veränderte sich die Stimmung von Enver Pascha immer mehr vom Kampf „mit Bai-Überresten und Basmachi“ hin zum Wunsch, die Basmachi anzuführen. Der Schatten des Korsen verfolgte den ruhelosen Osman bis in die letzten Tage seines Lebens. Er kommt Ali Khan nahe und kommt mit einem Brief von ihm im Hauptquartier von Ibrahim Beg an.

Das Treffen war nicht erfreulich. Zu dieser Zeit stand etwa die Hälfte der Mudschaheddin-Abteilungen unter der Kontrolle von Ibrahim Beg. Der Rest gehorchte anderen Kommandeuren, die den Bek der Lokais nicht besonders mochten. Und obwohl laut dem Brief des Emir Enver Pascha kam, um zu helfen, versuchte er sofort, die Führung zu übernehmen und drängte Ibrahim Beg in den Hintergrund. Es gibt eine bekannte Geschichte darüber, wie Enver Pascha, ein eifriger Muslim, trotz seiner Germanophilie Ibrahimbeks Kurbashi und den Anführer selbst ausschimpfte, weil die Krieger des Glaubens ohne zu zögern geschmortes Schweinefleisch aus dem sowjetischen Lagerhaus aufschlugen. Nachdem er dem Schwiegersohn des Kalifen zugehört hatte, sagte Ibrahim Beg: „Ich habe in diesem Leben so viel gesündigt, dass weder ich noch Allah eine einzige zusätzliche Sünde bemerken werden. Und die Krieger müssen gut ernährt sein.“ Nach einem weiteren Versuch, strenge Ordnung in den „Einheiten von Oberst (Chacobo) Ibrahimbek“ herzustellen, wurde Enver Paschas Abteilung entwaffnet und er selbst verhaftet. Doch die Anführer anderer Formationen griffen ein.


Infolgedessen wird Enver Pascha zum Anführer einer großen Formation von Mudschaheddin und beginnt mit aktiven Feindseligkeiten. Die Truppen von Ibrahim Beg bleiben am Rande. Dieser Punkt ist, ehrlich gesagt, ziemlich heikel und wird oft ignoriert. Warum kam Ibrahim Beg nicht weiter? Warum unterstützte er Enver Paschas Offensive nicht? Darüber hinaus wurde ein Teil der Truppen des gescheiterten Ost-Bonaparte in Ghisar und Darvaz zerstört? Ich denke, dass dies ein sehr wichtiger Punkt für das Verständnis unseres Helden ist. Enver Pascha ist ein politischer Führer, der Tausende und Abertausende Menschenleben ins Feuer seiner Ideen wirft. Jeder, der sie nicht unterstützt, auch seine Glaubensbrüder, ist dem Tode geweiht. Das Eigentum von Bauern oder Nomaden ist nur deshalb wichtig, weil es für den Krieg requiriert werden kann. Ibrahim Bey ist ein Stammes- und später Territorialherrscher (gewählter Bey von Gisar). Aber für die damalige Zeit und diese Menschen bedeutete „Herrscher“ Beschützer. Die Menschen gehorchen ihm, weil er ihre Häuser und Bräuche beschützt und für gerechte Gerechtigkeit sorgt.

Ibrahim Bey und seine Stammesgenossen waren mit dem Status quo recht zufrieden. Tatsächlich regiert er sein Territorium. Die in Duschanbe eingesperrten Truppen stören sich nicht daran und haben Angst, ihre Nase aus den Befestigungsanlagen herauszustrecken. So blieben die Berge und Täler in der Macht der Bek und seiner Kurbashi, und die Ebenen gingen an die „Shuravi“. Wo es möglich war, Truppen schnell zu verlegen, Panzerzüge voranzutreiben und mächtige Formationen aufzustellen, verloren die Mudschaheddin unweigerlich. Ibrahim-bek hielt es für schädlichen Wahnsinn, dorthin zu gehen. Vielleicht hat auch der Unterschied in der Erziehung und dem Persönlichkeitstyp der Charaktere einen Einfluss darauf gehabt. Der elegant geschliffene, eloquente, wenn auch grausame Enver Pascha und der stets gefasste, ruhige und stille Ibrahim Beg. Die ganze Welt ist in den Augen des einen und die einheimischen Täler und Ausläufer sind in der Seele des anderen.


Doch der Provinz-Bek erwies sich als klüger als der türkische Träumer, obwohl es zunächst so aussah, als sei alles umgekehrt. Auch ohne die Truppen des hartnäckigen Lokayan verfügte Enver Pascha nach der Mobilisierung über eine Armee von fast 40.000 Menschen. Es gab zwar weniger als die Hälfte der kampfbereiten Einheiten, aber die Erfolge waren beeindruckend. Enver Pascha nutzte die mobilisierten Bauern als menschlichen Schutzschild, zerstörte die Garnison in Duschanbe und begann, nach Norden und Westen zu ziehen. Bis 1922 wurden ganz Ostbuchara, der größte Teil des Westens und ein Teil des Fergana-Tals erobert. Die Sowjetregierung, die zu diesem Zeitpunkt über recht bescheidene Streitkräfte in der Region verfügte und nicht die Unterstützung der Bevölkerung genoss, wandte sich mehrmals mit einem Friedensvorschlag an den Pascha. Die Shuravi waren bereit, seine Macht im gesamten Gebiet des ehemaligen Emirats Buchara anzuerkennen. Aber war ein kleines provinzielles Emirat wirklich notwendig für jemanden, der einst (wenn auch nur für kurze Zeit) an der Spitze des Osmanischen Reiches stand? Der große Turan von Xinjiang bis Aserbaidschan und darüber hinaus leuchtete vor seinen Augen. Und es gab nur noch Kraft, die verstreuten Garnisonen zu vertreiben.


Weder England noch die Türkei begannen, Enver Paschas Abenteuer zu unterstützen. Die durch Steuern und Mobilisierung unterdrückte Unterstützung der lokalen Bevölkerung nahm ab. Sie beginnen vor den „Verteidigern“ in die Berge zu fliehen, in die von Ibrahim Beg kontrollierten Gebiete. Die Sowjetregierung erkennt die Bedrohung, konzentriert hier große Kräfte und beginnt eine Offensive. Es wurde „an den Fehlern gearbeitet“. Bauern werden nicht mehr geschlagen und ihre Frauen nicht mehr vergewaltigt. Dadurch werden die vorrückenden roten Truppen deutlich freudiger begrüßt als die „Befreier“ Enver Paschas. . Eine Serie von Niederlagen beginnt. Die Armee des zukünftigen Herrschers des Großen Turan zieht sich in die östlichen Länder zurück. Doch dort wird der Frieden der Bevölkerung durch die Truppen von Ibrahim Beg geschützt. Sie sind keine Engel, wie ihre Nachbarn wissen. Aber sie beschützen hier ihr eigenes Volk. Einschließlich der Krieger Allahs, die beschlossen haben, auf fremdem Land herumzutollen. Nach einer Reihe von Gefechten greifen alle Streitkräfte von Ibrahim Beg die Männer von Enver Pascha an, die sich auf „seinem“ (Ibrahim Begs) Land befinden.

Die Reds liegen vorne, Ibrahim Bey liegt dahinter. In den Truppen des gescheiterten Napoleon beginnt die Gärung. Die Leute laufen weg. Kraft schmilzt wie Schnee in der Sonne. Unter diesen Umständen beschließt Enver Pascha nach einer weiteren Niederlage bei Baljuan zusammen mit der „Goldkarawane“ (Schatzkammer) und den ihm treuesten Menschen, nach Afghanistan zu ziehen. Was auf dem Weg passiert ist, bleibt unklar. Nach der offiziellen Version der damaligen Zeitungen wurde eine Sonderoperation von zwei Kavallerieregimentern durchgeführt. Die Abteilung von Enver Pascha wurde umzingelt und zerstört. Enver Pascha selbst fiel während der Schlacht. Einer anderen Version zufolge ging es um Verrat. Tatsächlich war der Standort der Pascha-Abteilung zu genau bekannt. Und gewöhnliche Mudschaheddin wurden in dieser Zeit überhaupt nicht erschossen. Sie tauschten einfach einen Kommandanten gegen einen anderen aus und schlossen sich den roten Abteilungen an. Tatsächlich wurde diese Politik zur Grundlage für die Siege der Roten Armee. Alle hier wurden zerstört. Bezeichnend ist auch, dass der offiziellen Version zufolge die Leiche von Davlatmad-biy, der in derselben Schlacht starb, nicht gefunden wurde und seine Abteilung einfach das Hauptquartier des umzingelten Paschas verließ. Vielleicht hat es mit der „Goldkarawane“ zu tun, mit der er versuchte, nach Afghanistan aufzubrechen.

Seit August 1922 ist Ibrahim Beg der Anführer der einzigen unabhängigen bewaffneten Formationen in der Region. Aber das Gleichgewicht, das er aufrechtzuerhalten versuchte, ist gebrochen. Die Shuravi ziehen immer weiter. Außerdem verhalten sie sich jetzt intelligenter. Sie kommen als Verteidiger, nicht als Eindringlinge. Mit ihnen sind Tadschiken und Usbeken, die zuvor auf der Seite der Rebellen kämpften. Sie werden von den Kindern der größten religiösen und weltlichen Persönlichkeiten in Buchara geleitet, die sowjetische Universitäten und Schulen roter Kommandeure abgeschlossen haben. Sogar ehemalige Kurbashi kämpfen jetzt auf der anderen Seite. Die Shuravi, die ihre Panzerzüge nicht in die Berge schleppen können, bringen Flugzeuge mit. Die Reiter von Ibrahim-bek haben keinen Schutz vor ihnen. Sie spüren Abteilungen auf den geheimsten Wegen auf, bombardieren sie von oben mit Bomben und Maschinengewehrschüssen und richten die Roten auf sie. Die sesshaften Bewohner der Täler waren des Krieges müde. Sie sind bereit, jede Art von Macht anzuerkennen, solange wieder Frieden herrscht. Sie sind keine Verräter, aber auch keine Helden. Sie sind nur Menschen und wollen einfach nur leben.

Die Truppen von Ibrahim Beg beginnen zu schmelzen. Kurbashi marschieren zunehmend mit ihren Truppen nach Afghanistan. Ganze Clans wandern ab. Langsam, Schritt für Schritt, ziehen sich Ibrahim Beg und die Krieger seiner Vorfahren weiter in die Berge zurück. Wir nähern uns der Grenze. Wenn er zwischen 1923 und 1924 noch versuchte, den Ansturm der vorrückenden Shuravi aufzuhalten und ihnen erhebliche Niederlagen zufügte, wechselte er später zu vereinzelten Streifzügen und Überfällen. Bis 1926 hatte Ibrahim Beg nur noch 50 Krieger aus demselben Clan der Isankhoja. Es hatte keinen Sinn, in Buchara zu bleiben. Am ersten Tag des Eid al-Adha-Feiertags „überqueren“ Ibrahim Beg und seine Abteilung den Fluss nach Afghanistan.

Basmachi-Anführer (gefangen 1931) Ibrahim Beg Foto: 1920er Jahre

Historischer Bezug: Die „Basmachi-Front“ verlief durch das Territorium von drei modernen zentralasiatischen Republiken – Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan. Die sogenannte „Basmachi-Bewegung“ ist ein komplexes und vielschichtiges Phänomen in der Geschichte Zentralasiens. In der sowjetischen, westlichen und modernen zentralasiatischen Forschungsliteratur wurde es sehr unterschiedlich bewertet. Die meisten Autoren sind sich jedoch einig, dass die Basmach-Bewegung in Zentralasien regional mehrere Zentren hatte, von denen jedes seine eigenen Merkmale aufwies.2 In der Regel identifizieren Forscher vier Zentren der Basmach-Bewegung in Zentralasien, darunter Fergana, Buchara, Khorezm (Chiwa) und Samarkand. Südkirgisistan nimmt den östlichen Teil des Fergana-Tals ein und gehört somit sowohl geographisch als auch hinsichtlich seiner regionalen, ethnischen Merkmale, der Zusammensetzung der Teilnehmer und der Hauptfiguren der Bewegung zum Fergana-Herd von Basmachi. Aus militärgeographischer und geopolitischer Sicht war die Bedeutung der Region Südkirgisistan schon immer groß. Die Region liegt an der Kreuzung der Grenzen von vier großen asiatischen Staaten – China, Indien, Afghanistan und Buchara. Die Stadt Osch, das wichtigste Wirtschafts-, Handels-, Kultur- und Religionszentrum des Fergana-Tals, war auch das wichtigste Kommunikationszentrum. Russische Geographen (insbesondere V.F. Novitsky), die die Region bereits Ende des 19. Jahrhunderts als möglichen Schauplatz militärischer Operationen untersuchten. Sie stellten fest, dass man von der Stadt Osch über die Pässe des Pamir-Alai-Gebirges nach Indien und China gelangen konnte. Darüber hinaus ist Osch eine Art Knotenpunkt der Routen, die von Semirechye ins Fergana-Tal und nach Taschkent führen.

In einigen Jahren erreichte die Gesamtzahl der Basmachi mehrere Zehntausend Kämpfer. Gleichzeitig operierten Dutzende Rebellengruppen im gesamten ehemaligen Turkestan. Die wichtigsten Basmachi-Führer waren Madamin-bek, Ibrahim-bek, Dzhunaid-khan, Irgash, Zhanybek-kazy, Kurshermat, Muetdin-bek, Enver Pascha. Im Herbst 1926 war die Basmachi-Bewegung in ganz Zentralasien weitgehend besiegt. Einen neuen Aufschwung erhielt die Bewegung im Zusammenhang mit der Zwangskollektivierung Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre. Ibrahim Beg, der über 1.000 Reiter versammelte, marschierte 1931 von Afghanistan aus in Tadschikistan ein, wurde jedoch besiegt und gefangen genommen. Auch die Rebellen im turkmenischen Karakum wurden aktiver und hielten bis 1933 durch. Die letzten Basmachi-Gruppen verschwanden, nachdem die UdSSR und Großbritannien 1942 vereinbart hatten, die gegenseitigen feindseligen Aktivitäten auf dem Territorium Irans und Afghanistans zu beenden.

Nach Madamin-bek wurde die Basmachi-Bewegung von Sher Muhammad-bek (besser bekannt als Kurshermat) angeführt, dessen Abteilungen im östlichen Teil von Fergana operierten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bolschewiki in der Lage, eine kampfbereite Armee unter der Führung von Michail Frunze aufzustellen, mobilisierten in Turkestan und begannen, Pferde in Dörfern für den Bedarf der Roten Armee zu beschlagnahmen, wodurch die materielle Basis der Basmatschi-Bewegung untergraben wurde . Der Emir von Buchara, Seid Alim Khan, wahrte die Neutralität, da er eine Niederlage des Emirats befürchtete (die er letztendlich sowieso nicht vermeiden konnte) und leistete den Fergana-Rebellen keine Hilfe, was ihre Beziehungen zu Afghanistan verhinderte.

Im Sommer 1920 gelang es Kurshermat, einen Teil der Basmachi-Abteilungen von Fergana in der „Armee des Islam“ zu vereinen und eine aktive Offensive im Raum Andischan, Dschalalabad, Osch, Kokand und Namangan zu starten. In der zweiten Hälfte des Jahres 1920 besiegte die Rote Armee die Truppen von Kurshermat und seinem Mitstreiter Muetdin Beg, woraufhin sie gezwungen waren, auf die Taktiken des Guerillakriegs, der Überfälle und der Sabotage umzusteigen. Nachdem Frunze Erfolg gehabt hatte, verlegte er Truppen zur Eroberung des Emirats Buchara, was den Ferghana Basmachi die Möglichkeit gab, ihre Kräfte zu sammeln. Ende 1920 gewann die Bewegung neuen Schwung.

Im Herbst 1921 traf der ehemalige türkische Kriegsminister und Anführer der Jungtürken, Enver Pascha, in Turkestan ein und begann, alle muslimischen und pantürkischen Rebellen zu vereinen. Er knüpfte Verbindungen zu Kurshermat und Junaid Khan und bildete eine 20.000 Mann starke Rebellenarmee. Ende 1921 eroberten die Truppen von Enver Pascha Duschanbe, dann Karshi und begannen einen Angriff auf Buchara. Doch in hartnäckigen Kämpfen wurden sie aus Vabkent, Gijduvan und Kermine vertrieben, und vom 15. bis 29. Juni 1922 besiegten Truppen der Roten Armee die Rebellen in der Nähe von Baysun, Baldzhuan und Kofryuk. Am 14. Juli 1922 marschierten Einheiten der Roten Armee in Duschanbe ein. Im August wurden die Hauptkräfte von Enver Pascha besiegt und er selbst wurde im Kampf getötet.

Bis April 1921 waren die meisten großen Abteilungen besiegt. Im Herbst 1921 emigrierte Kurshermat nach Afghanistan und übertrug das Kommando an Muetdin Beg. In der ersten Hälfte des Jahres 1924 gab es im Fergana-Tal keine Rebellengruppen mehr; der Rest zog in die Berge.

Mohammed Ibrahim-bek wurde 1888 im Dorf Kok-Tash in der Region Lokai-Tadschik in der Familie eines usbekischen Lokai aus dem „Aksary“-Clan des „Isa-Khoja“-Stammes Chakabai geboren, der einigen Quellen zufolge Anderen zufolge war er ein Offizier der Buchara-Armee – ein Beamter des Emirs von Buchara.

Vor dem Sturz des Emirs von Buchara Alim Khan im Jahr 1920 diente Ibrahim Beg in der Buchara-Armee. 1920 schloss er sich der Basmachi-Bewegung an, doch nachdem er 1922 Kurbashi der Lokais geworden war, begann er nicht gegen die Sowjets, sondern gegen Enver Pascha zu kämpfen, da er ihn offenbar als Betrüger betrachtete. Nach der Liquidierung Enver Paschas durch sowjetische Truppen am 4. August 1922 wurde Ibrahim Beg zum Hauptführer der Basmachi, die aus dem ehemaligen Buchara-Emirat stammten.

Herkömmlicherweise lassen sich die Aktivitäten von Ibrahim Bey in dieser Funktion in zwei Phasen unterteilen. Die erste Phase der Basmachi-Bewegung unter seiner Führung dauerte vom Dezember 1922, als er aus Afghanistan ankam und im tadschikischen Dorf Gissar ein Kurultai (Treffen) der Kurbashi einberief und tatsächlich deren Koordinator wurde, bis er im Juni 1926 eintraf Juni wurde seine Abteilung besiegt und Kurbashi selbst verschwand in Afghanistan.

Nachdem er mit den Überresten seiner Bande nach Afghanistan geflohen war, nahm Ibrahim Beg an Kämpfen in der Nähe der Stadt Mazar-i-Sharif mit sowjetischen Truppen teil, die im April 1929 in Afghanistan einmarschierten, um den gestürzten König Amanullah Khan zu unterstützen.

Die zweite Phase – vom November 1929, als Ibrahim Beg mit den afghanischen Behörden in Konflikt geriet, was seine Entscheidung, im Juni 1930 in sowjetisches Gebiet einzumarschieren, beschleunigte, bis zum 23. Juni 1931 – endete mit der Kapitulation von Ibrahim Beg und seinen Mitarbeitern Truppen OGPU. Infolge der von der Mazar-Sharif-Residenz der Außenabteilung der OGPU (politischer Geheimdienst) entwickelten und durchgeführten Operation wurde die von Ibrahim Beg angeführte Basmachi-Abteilung besiegt.

Ibrahim-bek wurde in der Sonderabteilung des Nordafrikanischen Militärbezirks in Taschkent verhört und dort am 31. August 1931 erschossen.

Anmerkungen

Lakais (Lokais) sind Vertreter einer der drei größten usbekischen Stammeskonföderationen, die in den Gebieten Usbekistan, Tadschikistan und Afghanistan ansässig sind.
RGVA. F. 25895, op. 1, gest. 875, l. 53.
Sayyid Amir Alim Khan (1880–1943) – Herrscher des Emirats Buchara in den Jahren 1910–1920. 1918 unterzeichnete er einen Friedensvertrag mit der RSFSR. 1920 wurde er infolge der Buchara-Revolution vom Thron gestürzt. Versuchte, einen Kampf gegen die Sowjets zu organisieren. 1921 wurde er infolge der Gissar-Expedition sowjetischer Truppen besiegt und floh nach Afghanistan.
Enver Pascha (Ismail Enver; 1881–1922) – türkischer militärischer und politischer Führer. Abschluss an der Generalstabsakademie in Istanbul (1903). 1913 führte er einen Staatsstreich durch. Während des Ersten Weltkriegs diente er als stellvertretender Oberbefehlshaber (der Sultan galt offiziell als Oberbefehlshaber). Nach der Niederlage der Türkei floh er nach Deutschland und verbrachte später einige Zeit auf dem Territorium Sowjetrusslands. 1921 nahm er am antisowjetischen Basmatschi-Aufstand in Zentralasien teil und wurde im Kampf mit sowjetischen Truppen getötet.
Im Jahr 1920 wurden auf dem Territorium Turkestans zwei Sowjetstaaten gegründet – die Volkssowjetrepublik Chorezm (hauptsächlich auf dem Territorium des ehemaligen Chiwa-Khanats) und die Volkssowjetrepublik Buchara (hauptsächlich auf dem Territorium des ehemaligen Emirats Buchara). Die Basmachis, die aus dem ehemaligen Khanat Chiwa stammten, wurden von Junaid Khan (Mohammed Kurban Serdar) angeführt. Siehe: RGVA. F. 25895, op. 1, Nr. 850.
Amanullah Khan (1892–1960) – Emir (1919–1926) und König (1926–1929) von Afghanistan. Am 28. Februar 1919 erklärte er die Unabhängigkeit Afghanistans. Als Ergebnis des Austauschs freundlicher Nachrichten mit V.I. 1919 nahm Lenin diplomatische Beziehungen zwischen der RSFSR und Afghanistan auf; 1921 wurde der sowjetisch-afghanische Freundschaftsvertrag geschlossen; 1926 wurde der Vertrag über Neutralität und gegenseitige Nichtangriffe mit der UdSSR geschlossen. Versuchte, fortschrittliche Reformen durchzuführen. 1928 besuchte er die UdSSR. Infolge des regierungsfeindlichen Aufstands von 1928–1929 verzichtete er auf den Thron und emigrierte.
Am 23. Januar 1922 wurde beschlossen, die Allrussische Außerordentliche Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution und Sabotage (WChK) abzuschaffen und auf ihrer Grundlage die Staatliche Politische Verwaltung (GPU) unter dem Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten (NKWD) zu schaffen. . Mit der Gründung der Sowjetunion am 30. Dezember 1922 wurde die GPU am 2. November 1923 in die United State Political Administration (OGPU) umgewandelt.