Die 60er und 70er Jahre des 19. Jahrhunderts waren eine Zeit grundlegender Veränderungen in Russland, die fast alle wichtigen Aspekte des Lebens, sowohl der Gesellschaft als auch des Staates, betrafen.

Grund für die Umgestaltung war der verlorene Krimkrieg. Die Niederlage Russlands im Krieg zeigte das völlige Versagen des politischen und wirtschaftlichen Systems Russlands. Die Abschaffung der Leibeigenschaft (Bauernreform) nimmt einen zentralen Platz in den Umgestaltungen Alexanders II. ein.

Gründe für die Aufhebung der Leibeigenschaft:

1. Die Leibeigenschaft war unmoralisch und wurde von allen Teilen der russischen Gesellschaft verurteilt.
2. Die Erhaltung der Leibeigenschaft machte es unmöglich, das Land zu modernisieren und die technische und wirtschaftliche Rückständigkeit zu überwinden.
3. Die Arbeit der Leibeigenen war unproduktiv und damit unrentabel.
4. Da den abhängigen Bauern die Möglichkeit genommen wurde, sich uneingeschränkt an den Marktbeziehungen zu beteiligen, verursachte die Leibeigenschaft die Enge des Binnenmarktes und behinderte die Entwicklung des Kapitalismus.
5. Die Fortsetzung der Leibeigenschaftspolitik schuf die Gefahr einer Wiederholung des Pugachevismus.
6. Die Existenz der Leibeigenschaft, die der Sklaverei sehr ähnlich ist, untergrub die internationale Autorität Russlands.

Im Januar 1857 gründete Alexander II Geheimer Ausschuss für Bauernangelegenheiten. Ende 1857 wurde ein Dekret erlassen „Über die Organisation und Verbesserung des Lebens der Gutsbesitzer“ („ Reskript an Nazimov“), wonach in jeder Provinz aus dem Kreis der örtlichen Grundbesitzer Landesredaktionskommissionen gebildet wurden, um ein Projekt zur Abschaffung der Leibeigenschaft zu entwickeln. Im Februar 1858 wurde das Geheime Komitee in das Hauptkomitee für Bauernangelegenheiten umstrukturiert.

1859 wurden die in den Provinzausschüssen erarbeiteten Entwürfe den unter dem Hauptausschuss gebildeten Redaktionskommissionen zur Verallgemeinerung vorgelegt.

Eine bedeutende Rolle in den Kommissionen spielten liberal gesinnte Persönlichkeiten - Ya.I. Rostovtsev (Vorsitzender der Kommission) und, der ihn in diesem Amt ersetzte, N.A. Miljutin.

19. Februar 1861 Herr Alexander II unterzeichnet " Vorschriften über Bauern, die aus der Leibeigenschaft hervorgegangen sind" und " Manifestüber die Befreiung der Bauern.

Die wichtigsten Bestimmungen der Bauernreform:

1. Die Bauern erhielten persönliche Freiheit (ohne Erlösung).
2. Die Bauern erhielten die Landzuteilung gegen Lösegeld. Etwa 20 % des Lösegeldes musste der Bauer dem Grundbesitzer auf einmal zahlen. Der restliche Betrag erhielt ein Darlehen des Staates für 49 Jahre.
3. Vor der Einlösung des Landes galt der Bauer als " vorübergehend haftbar» gegenüber dem Grundstückseigentümer, d.h. trug weiterhin feudale Pflichten: er zahlte Abgaben („ Aktienanbau"") und die Fronarbeit ausgearbeitet (" Abarbeiten»).
4. Das erlöste Land wurde Eigentum der Bauerngemeinschaft. Das Recht des Privateigentums an Grund und Boden war das Privileg nur adliger Landbesitzer.
5. Die „Verordnungen“ legten die Mindestmenge an Land fest, die die Landbesitzer behalten sollten. In der Chernozem-Zone waren es 2/3 der Erde, im Nicht-Chernozem - 1/2, in der Steppe - 1/3.
6. Wenn das bäuerliche Grundstück vor der Reform das nach der Reform überstieg, ging der Überschuss an den Grundbesitzer (den sogenannten " Segmente»).
7. Die Beziehungen zwischen Bauern und Grundbesitzern wurden durch geregelt Gesetzliche Briefe". Sie legten die Größe der Zuteilungen und Abgaben fest. Der Gutsbesitzer unterzeichnete die Charta nicht mit jedem einzelnen Bauern, sondern mit der Gemeinde.
8. Die Bauern erhielten das Recht, Unternehmertum zu betreiben, Rechtsbeziehungen einzugehen und in andere Klassen zu wechseln.

1863 wurden unter den gleichen Bedingungen die spezifischen (königlichen) Bauern freigelassen.

1866 erhielten die Staatsbauern ihre Freiheit. Sie mussten ihr Land nicht zurückkaufen, wurden aber stark besteuert.

Die Bauernreform war das Ergebnis eines Kompromisses zwischen den Interessen der Gutsbesitzer, Bauern und der Regierung. Darüber hinaus wurden die Interessen der Grundstückseigentümer so weit wie möglich berücksichtigt.

Eine der Folgen der Reform war der massive Ruin der Landgüter. Die Adligen konnten die Tilgungszahlungen einfach nicht richtig verwalten und ihre Produktion kapitalistisch wieder aufbauen.

Die Belastung der Bauern mit diversen Abgaben und Abgaben, die bäuerliche Bodenknappheit, die durch den Erhalt der Gemeinde verursachte agrarische Überbevölkerung und das Vorhandensein von Großgrundbesitz wurden zu Quellen ständiger Konflikte zwischen Bauern und Grundbesitzern (sog. Agrarfrage).

Die Reform verhinderte Massenproteste von Bauern, obwohl lokale Proteste stattfanden. Die bedeutendsten von ihnen stammen aus dem Jahr 1861 - Bauernaufstände in den Dörfern Bezdna in der Provinz Kasan und Kandeevka in der Provinz Pensa.

Semstwo-Reform von 1864

Die Hauptgründe für die Zemstvo-Reform waren die Notwendigkeit, ein effektives System der lokalen Selbstverwaltung und die Verbesserung des russischen Dorfes zu schaffen.In den Provinzen und Bezirken wurden lokale Selbstverwaltungsorgane geschaffen - Provinz- und Bezirks-Zemsky-Versammlungen. Die Semstwo-Ratsmitglieder (Stellvertreter) wurden von Kurien gewählt. Die meisten Abgeordneten waren Vertreter der Gutsbesitzerkurie, d.h. Die Semstwo-Reform erhöhte den politischen Einfluss der Gutsbesitzer (dies war eines der Ziele der Reform), die Semstwo-Gremien wurden jedoch als Allvermögen betrachtet.

Die Zemstvos waren für die lokale Wirtschaft, den Handel, die Industrie, das Gesundheitswesen, das öffentliche Bildungswesen, die Organisation karitativer Einrichtungen usw. zuständig. Semstwos wurden aller politischen Funktionen beraubt. Provinzübergreifende Vereinigungen von Zemstvos wurden verboten.

Die Zemstvo-Reform ist ein Versuch, ein neues System der lokalen Selbstverwaltung auf der Grundlage einer gesamtstaatlichen Vertretung zu schaffen. In der Folge wurden die Zemstwo-Institutionen zu Zentren der liberalen Opposition gegen die Regierung.

BEIM 1870 Es wurde eine Stadtreform durchgeführt, nach der Stadtdumas geschaffen wurden - ein Analogon der Zemsky-Versammlungen in der Stadt.

Justizreform 1864

Sie beruhte auf folgenden Grundsätzen: Klassenlosigkeit des Gerichts, Gleichheit aller Untertanen vor dem Gesetz, Unabhängigkeit des Gerichts von der Verwaltung, Schaffung eines Gerichts Geschworene und das Institut der vereidigten Rechtsanwälte (Rechtsanwälte).

Während des Reformprozesses Friedensrichter für Bauern, in den Grafschaften eingerichtet. Sie versuchten kleinere Straftaten und Zivilsachen. Die Friedensrichter wurden von den Komitats-Zemstvo-Versammlungen gewählt.

Entscheidungen in Strafsachen in den Bezirksgerichten wurden von Geschworenen getroffen, die dem Angeklagten ein Urteil zusprachen. Sie wurden nach speziellen Listen aus Personen verschiedener Klassen gewählt.

Die Funktionen des Obersten Gerichtshofs wurden vom Senat übernommen.

Der Prozess wurde offen und wettbewerbsfähig. Damit stand der Staatsanwaltschaft (Staatsanwaltschaft) ein von der Verwaltung unabhängiger Anwalt gegenüber.

Im Einklang mit der Justizreform wurde das Institut der Notare geschaffen.

Die Justizreform war die demokratischste, radikalste und konsequenteste unter den Reformen der 1960er und 1970er Jahre.

Militärische Transformationen der 60er - 70er Jahre.

Die Notwendigkeit einer Militärreform wurde durch die allgemeine militärisch-technische Rückständigkeit der russischen Armee bestimmt, die die Sicherheit Russlands bedrohte und sein internationales Ansehen untergrub. Darüber hinaus entsprach die auf Rekrutierung basierende Armee nicht der neuen sozialen Struktur der russischen Gesellschaft. Initiator und Anführer der Reform war Kriegsminister D.A. Miljutin.

Im Zuge der Reform wurden Militärsiedlungen abgeschafft, Militärbezirke (unter der Leitung von Oberbefehlshabern) geschaffen, das Militärministerium und das Hauptquartier neu organisiert sowie Kadetten- und Militärschulen eingerichtet. Die Militärindustrie begann sich schnell zu entwickeln.

Das zentrale Element der Militärreform war die Einführung von 1874 d) die allgemeine Wehrpflicht, die für die gesamte männliche Bevölkerung galt, die das 20. Lebensjahr vollendet hatte. Die Dienstzeit betrug 6 Jahre bei den Bodentruppen und 7 Jahre bei der Marine. Für diejenigen, die eine Ausbildung hatten, wurde die Lebensdauer je nach Niveau von 4 Jahren auf 6 Monate verkürzt.

Veränderungen in der Armee wurden zu einem wichtigen Faktor bei der Demokratisierung der Gesellschaft, der Modernisierung der Armee und trugen zu einer Steigerung ihrer Kampfkraft bei - all dies manifestierte sich vollständig im Krieg mit der Türkei in den Jahren 1877-1878.

Am Bildungssystem wurden wesentliche Änderungen vorgenommen. Die Universitätsurkunde von 1863 erweiterte die Autonomie der Universitäten. Gemäß der Satzung des Gymnasiums (1864) wurden die Gymnasien in klassische und reale Gymnasien unterteilt. Der erste bereitete sich hauptsächlich auf die Zulassung zur Universität vor, der zweite auf höhere technische Bildungseinrichtungen.

1865 wurde eine Zensurreform durchgeführt. Für die meisten Bücher und Literaturzeitschriften wurde die Vorzensur abgeschafft.

Reformen der 1860er und 70er Jahre Russland auf dem Weg der wirtschaftlichen und politischen Modernisierung deutlich vorangebracht. Die politische Neuordnung des Landes war jedoch nicht abgeschlossen. Russland blieb immer noch eine autokratische Monarchie. Es gab keine Mechanismen für den Einfluss der Gesellschaft auf die Regierungspolitik.

Sozioökonomische Entwicklung Russlands nach der Reform

Reformen der 60er - 70er Jahre. schuf günstige Bedingungen für die Entwicklung der Wirtschaft des Landes und die Bildung kapitalistischer Beziehungen.

Der Eisenbahnbau war die wichtigste Richtung der wirtschaftlichen Entwicklung Russlands nach der Reform, weil. Diese neue Art des Transports ermöglichte es, den Getreideexport erheblich zu erleichtern und die Verteidigungsfähigkeit des Landes zu stärken. BEIM 1851 Die Eisenbahn von St. Petersburg nach Moskau wurde eröffnet.

In den 60er Jahren. begann das „Eisenbahnfieber“ – ein wahrer Boom im Eisenbahnbau. Privates Kapital, einschließlich ausländisches Kapital, wurde von dieser Branche weithin angezogen. Moskau wurde zum Zentrum des Eisenbahnnetzes. 1869 wurde eine Straße in Betrieb genommen, die Moskau mit den südlichen Getreideprovinzen Südrusslands verband.

In den 90er Jahren begann eine neue Etappe des verstärkten Eisenbahnbaus. Finanzminister S.Yu. Witte (der Urheber der Währungsreform (Einführung des Goldäquivalents des Rubels), späterer Regierungschef) legte besonderen Wert darauf. Jetzt wurde es hauptsächlich auf öffentliche Kosten durchgeführt. 1891 begann der Bau der Transsibirischen Eisenbahn. 1896 begann in der Mandschurei der Bau der Chinesischen Ostbahn (CER), dem östlichen Zweig der Transsibirischen Eisenbahn.

Die Abschaffung der Leibeigenschaft verursachte einen kurzen Dämpfer in der industriellen Entwicklung des Landes, denn. Besitzbauern verließen die Manufaktur. Bald jedoch lebte die industrielle Entwicklung wieder auf. Die bedeutendsten Erfolge wurden in der Textilproduktion beobachtet, die damals der führende Zweig der russischen Industrie war. Ein deutliches Wachstum war in der Lebensmittelindustrie zu beobachten, insbesondere in der Zuckerindustrie.

Für die Hüttenindustrie war es sehr schwierig, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, bei denen nicht nur auf zivile Arbeitskräfte umgestellt, sondern auch technische Umrüstungen durchgeführt werden mussten. Viele Fabriken im Ural verfallen. Gleichzeitig (seit Mitte der 70er Jahre) begann sich jedoch im Donezbecken ein neues Zentrum der industriellen Produktion zu bilden.

Die russische Wirtschaft trat allmählich in die Weltwirtschaft ein und begann zyklische Schwankungen in ihrer Entwicklung zu erfahren. BEIM 1873 Russland war zuerst von der globalen Industriekrise betroffen.

Im ersten 20. Jahrestag nach der Reform wurden schließlich die wichtigsten Industrieregionen Russlands gebildet - Moskau, St. Petersburg, Ural und Yuzhny (Donbass). In der Region Moskau dominierte die Textilindustrie. Petersburg - Metallverarbeitung und Maschinenbau. Die Ural- und Südregionen waren die Basis der metallurgischen Industrie.

Zurück nach oben 1890 -s. in Russland endet, was in begann 1830-40 Jahre, Industrielle Revolution, d.h. der Übergang von der Manufaktur zur Fabrik, von der Handarbeit zur Maschine. Es hatte eine industrielle Revolution und soziale Folgen - es gab einen Übergang von der Klassenstruktur der Gesellschaft zur Klassenstruktur. Die Hauptklassen der Gesellschaft waren das Proletariat und die Bourgeoisie.

Die landwirtschaftliche Entwicklung Russlands in der Zeit nach der Reform war nicht so erfolgreich. Besonders schwierig war es in den Schwarzerdegebieten, wo die Bauern Schwierigkeiten hatten, auf neue Wirtschaftsweisen umzusteigen.

Hauptlieferant des Exportgetreides blieben die landwirtschaftlichen Betriebe. Dies weist darauf hin, dass die Entwicklung der Landwirtschaft in Russland hauptsächlich voranschritt Preußisch Weg.

Zeichen des preußischen Entwicklungsweges des Kapitalismus in der Landwirtschaft:

• Große Parzellengrößen - Latifundien.
• Die Eigentümer der Latifundien sind die privilegierten latifundistischen Landbesitzer.
• Die Parzellen werden von zahlreichen schlecht bezahlten Lohnarbeitern (Landarbeitern) oder Sklaven (wie in den USA oder im vorreformierten Russland) bewirtschaftet.

Nur in der Steppen-Trans-Wolga-Region und im Nordkaukasus, wo Landbesitz schwach oder nicht vorhanden war, entwickelte sich die Landwirtschaft entsprechend amerikanisch(Bauern-) Weg. Diese Gebiete wurden zur Kornkammer Russlands und zum Hauptlieferanten von Brot für den Export.

Zeichen der amerikanischen Art der Entwicklung des Kapitalismus in der Landwirtschaft:

• Ziehen Sie kleine Größen an.
• Die Zuteilung gehört dem Landwirt. In Russland werden sie Fäuste genannt.
• Der Bauer selbst und einige Arbeiter kümmern sich um die Zuteilung.

Nach der Reform von 1861 in der russischen Provinz, die soziale Differenzierung- der Prozess der Trennung von der Gesamtmasse der Bauernschaft der ländlichen Bourgeoisie ( Fäuste), Besitzer starker Bauernhöfe für den Eigenbedarf ( Mittelbauern) und die arme Landbevölkerung ( Arbeiter).

Die Entwicklung des Kapitalismus auf dem Lande wurde durch den Erhalt der Gemeinschaft („ländliche Gesellschaft“) gehemmt. Die Gemeinde trat als Eigentümerin des Grundstücks auf. Sie war an der Verteilung von Landzuteilungen beteiligt (um die Chancen auf eine gute Ernte auszugleichen, erhielten die Bauern Land in Streifen, dh in verschiedenen Teilen des Gemeindelandes). Die Hauptorgane der Gemeindeverwaltung waren die Dorfversammlung und der von ihm gewählte Dorfvorsteher. Eines der Grundprinzipien der Gemeinschaft war das Prinzip der gegenseitigen Verantwortung.

Soziale Bewegung der zweiten Hälfte der 50-60er Jahre des 19. Jahrhunderts.

Die Reformen von Alexander II. Provozierten den Widerstand der Konservativen. Der hellste Vertreter dieses Trends war M.N. Katkov ist der Herausgeber von Moskovskie Vedomosti, der nach dem polnischen Aufstand von 1863-1864 abreiste. liberales Lager. Er glaubte, dass die Reformen zur Trennung der Intelligenz vom Volk führten und die zuvor bestehende Einheit des Volkes mit dem König verletzten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Russland werden die Ideen des Liberalismus weiterentwickelt, die in einer Reihe von Semstwos gebilligt werden. Liberale Semstwo-Führer vertraten den Slogan "positive Arbeit im Feld", und es wurden auch Versuche unternommen, ein gesamtrussisches Semstwo-Zentrum zu schaffen. Die russischen Liberalen sahen das Hauptziel in der Errichtung einer konstitutionellen Regierung. Die bekanntesten Persönlichkeiten der liberalen Semstwo-Bewegung waren I.I. Petrunkewitsch, D. N. Shipov, B.N. Chicherin, K.D. Kavelin.

Gleichzeitig wurde ein bedeutender Teil der gebildeten Gesellschaft von revolutionären Gefühlen erfasst. Diese Richtung der sozialen Bewegung verlor schnell ihren edlen Charakter. Die Kinder der Bauern, der Spießer, des Klerus, des verarmten Adels wurden schnell zu Intellektuellen - raznochintsev stehen außerhalb der Anwesen. Sie trennten sich von ihrer Vergangenheit und hörten schnell auf, die Grundlagen und Traditionen zu respektieren ( Nihilismus). Die Stimmung des allgemeinen Pessimismus und Staatshasses wurde durch die 1861 eingeführte Einführung hoher Studiengebühren an den Universitäten verstärkt. Es war die Raznochintsy-Intelligenz, die zur Hauptbasis der revolutionären Bewegung in Russland nach der Reform wurde.

Die Reform von 1861 befriedigte die radikale Öffentlichkeit keineswegs. Chernyshevsky wird ihr Idol und ihre Inspiration. Offensichtlich war er der Hauptorganisator der "Proklamationskampagne" von 1861. Die in Moskau und St. Petersburg kursierenden Proklamationen enthielten Forderungen nach entschlosseneren und konsequenteren Reformen, verstärkt durch die Androhung eines Volksaufstands. Als Reaktion darauf die Behörden in den Jahren 1861-1862. nahm eine Reihe von Verhaftungen vor, Chernyshevsky wurde zu Zwangsarbeit verurteilt. In den 1860er Jahren. Die radikale Intelligenz versuchte mehrmals, eine starke Organisation zu schaffen. Aber weder die Gruppe „Land und Freiheit“ (1861-1863, die Organisation von Chernyshevsky) noch der Kreis von N.A. konnten eine solche werden. Ishytin (dessen Mitglied D.V. Karakozov 1866 auf Alexander II. schoss), noch „National Reprisal“ (1869) unter der Führung von S.T. Nechaev (Mitglieder der Organisation töteten den Studenten Ivanov wegen Verdachts auf Verrat). S.T. Nechaev ist der Autor des Buches " Revolutionärer Katechismus».

Revolutionärer Populismus

Um die Wende der 1860-1870er Jahre. die Entstehung der Ideologie des revolutionären Populismus. Ihren endgültigen Ausdruck fand sie in den Werken von M.A. Bakunin, P.L. Lavrova, P.N. Tkatschow. Fest davon überzeugt, dass die Menschheit in ihrer Entwicklung unvermeidlich zum Sozialismus kommen muss, setzten diese Ideologen besondere Hoffnungen auf die Bauerngemeinschaft in Russland, die sie als Keim des Sozialismus betrachteten (Theorie des „kommunalen Sozialismus“ von A. I. Herzen). Die Populisten zeichneten sich durch eine negative Haltung gegenüber dem Kapitalismus aus, die die bäuerliche Gemeinschaft zerstören könnte. In Anlehnung an die grundlegenden theoretischen Prinzipien schlugen die führenden Ideologen des Populismus verschiedene Mittel zu ihrer Umsetzung vor.

MA Bakunin ( 6untarische Richtung des Populismus) sah ein solches Mittel in einem unmittelbaren Bauernaufstand, zu dem die Bauern durch ihr Beispiel der revolutionären Intelligenz inspiriert werden sollten. Gleichzeitig leugneten Bakunin und seine Anhänger die Notwendigkeit eines Staates und setzten auf die Selbstverwaltung der Gemeinden. MA Bakunin und sein Kollege P. Kropotkin wurden die Begründer des russischen Anarchismus.

P.L. Lawrow ( propagandistische Richtung) unterstützte die Idee einer Bauernrevolution und betrachtete revolutionäre Intellektuelle als eine Kraft, die in der Lage ist, die Massen durch anhaltende Propaganda zur Teilnahme daran zu inspirieren.

P.N. Tkatschow ( konspirative Richtung) ging davon aus, dass die Kluft zwischen dem Volk und der Intelligenz zu groß und im Grunde unüberwindbar ist. Es ist unmöglich, die Bauern zu einer bewußten revolutionären Bewegung zu erheben. Die Intelligenz muss die Gemeinschaft befreien, indem sie die Macht durch einen bewaffneten Putsch ergreift und die notwendigen Transformationen von oben durchführt.

In den späten 1860er - frühen 1870er Jahren. in Russland entstanden unter den Studenten eine Reihe populistischer Kreise. BEIM 1874 d. Ihre Mitglieder beginnen mit der Messe zu den Leuten gehen um revolutionäre Propaganda zu betreiben. Es war jedoch nicht möglich, die Bauern zur Revolution zu erheben - all ihre Aufrufe stießen bei der Bauernschaft auf Misstrauen und Feindseligkeit. Der Grund dafür lag in dem Glauben an den "guten König", der in der Bauernschaft hartnäckig war.

Nachdem sie erfolglos zu den Menschen gegangen sind, beschließen die Populisten, ihre Taktik zu ändern und zu " erledigt» (ständige, systematische) Propaganda. BEIM 1876 B. entsteht " Erde und Wille"(zweitens) - eine Organisation, die die Rolle eines Koordinierungszentrums für populistische Propaganda spielte. Seine erfolglosen Aktivitäten führen die Populisten zu der Idee, dass die propagandistischen Kampfmethoden aufgegeben werden müssen. BEIM 1879 Zemlya i Volya wird in Black Repartition und Narodnaya Volya aufgeteilt.

« Schwarze Umverteilung“, deren Anführer G.V. Plechanow, P.B. Axelrod und V.I. Zasulich, blieb auf den Positionen der Propaganda. Bald verließen ihre Mitglieder Russland und gründeten 1883 in Genf die erste russische marxistische Organisation. Emanzipation der Arbeit».

« Volkswille“ vereinten die Populisten – Anhänger der Taktik des individuellen Terrors. Diese Kampfmethode existierte auch früher als desorganisierende Arbeitsmethode für Land und Freiheit. Der berühmteste Terrorist dieser Zeit war V. Zasulich (später Mitglied der Black Redistribution), der in 1878 versuchte das Leben des St. Petersburger Bürgermeisters D.F. Trepov. Später sprach die Jury Zasulich frei und rechtfertigte damit politischen Terror im Allgemeinen. Zasulich selbst zog sich später aus dem Terror zurück.

Die Anführer der "Narodnaya Volya" waren A.I. Zhelyabov, A.D. Michailow, S.L. Perovskaya und V.N. Figner.

Die Aktivitäten der "Narodnaya Volya" führten zu Vergeltungsmaßnahmen der Regierung. Da er die reformistische Politik nicht vollständig einschränken will, beginnt Alexander II., eine Art Politik zu verfolgen („ Diktatur des Herzens"). Am 12. Februar 1880 wurde die Oberste Verwaltungskommission gebildet. An ihrer Spitze wurde M. T. Loris-Melikov gestellt, der einerseits den erbarmungslosen Kampf gegen den revolutionären Untergrund fortsetzte; Andererseits führte er eine Reihe von Maßnahmen durch, die die Zensur und Willkür der lokalen Verwaltung milderten. Darüber hinaus legte Loris-Melikov dem Zaren einen Entwurf demokratischer Reformen vor, der insbesondere die Einberufung eines zentralen gesamtrussischen Zemstwo-Gremiums vorsah („ Verfassung von Loris-Melikov"). Er wurde von den Liberalen begeistert aufgenommen und von Alexander II. Gebilligt.

1. März 1881 Herr Alexander II wurde von Narodnaya Volya getötet. Sein Sohn Alexander III kam an die Macht. Das Projekt von Loris-Melikov wurde abgelehnt. Im Land herrschte Reaktion, und die populistischen Organisationen wurden niedergeschlagen. Die Volksfreiwilligen Perovskaya, Mikhailov, Kibalchich, Zhelyabov und Rysakov wurden gehängt.

In der Zeit nach der Reform, unter den Bedingungen intensiver Entwicklung der Industrie, wird die Arbeiterbewegung zu einer bemerkenswerten Erscheinung im gesellschaftlichen Leben. 1875 erschien in Odessa der "Südrussische Arbeiterverband" (unter der Leitung von E. O. Zaslavsky), 1878 in St. Petersburg der "Nordrussische Arbeiterverband" (V. P. Obnorsky, S. N. Khalturin). Ihre Teilnehmer traten für den Sturz der Autokratie, politische Freiheit, soziale Neuordnung ein. Die Arbeiterorganisationen, die im Wesentlichen marxistisch waren, wurden in dieser Zeit stark von den Volkstümlern beeinflusst.

In den 80er Jahren. Die Arbeiterbewegung organisiert sich besser, Massenstreiks beginnen. Die bedeutendsten davon fanden in statt 1885 Stadt in Morozovs Textilfabrik in Ivanovo-Voznesensk ("Morozov-Streik"). In den 90er Jahren. es gibt einen neuen Aufschwung in der Streikbewegung. Die Proteste der Arbeiter veranlassten die Regierung, eine Reihe von Gesetzen zu verabschieden.

Die Innenpolitik der Autokratie am Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Regierungszeit Alexanders III. (1881 - 1894) ging als Zeit der „Gegenreformen“ in die Geschichte ein. Die Ideologen des neuen politischen Kurses waren Generalstaatsanwalt der Synode K.P. Pobedonostsev (Erzieher des neuen Kaisers), Innenminister D.A. Tolstoi, bekannter Publizist und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens M.N. Katkov, der jede Anleihe beim Westen als schädlich ansah und darauf bestand, die bereits durchgeführten Reformen zu korrigieren.

Die praktische Umsetzung des neuen Kurses reduzierte sich auf Folgendes:

1. Die Einführung des Instituts der Zemsky-Chefs ( 1889 ). Sie wurden vom Innenminister aus dem Kreis der örtlichen Adelsgrundbesitzer ernannt und übten administrative und polizeiliche Kontroll- und Justizfunktionen über die Bauern aus. Die Macht der Zemstvo-Häuptlinge stärkte die Positionen der Gutsbesitzer und der Regierung.
2. Zemstwo-Gegenreform ( 1890 ). Während der Wahlen zu den Semstvos stieg die Anzahl der Vokale der Grundbesitzer aufgrund der Verringerung der Eigentumsqualifikation. Für Stadtbewohner hat sich die Qualifikation dagegen erhöht. All diese Maßnahmen zielten darauf ab, die Position des Adels in den Kommunalverwaltungen zu stärken.
3. Die Vermögens- und Bildungsqualifikationen für Geschworene nahmen zu, was die Repräsentation des Adels erhöhte (1887).
4. Universitätsurkunde 1884 die Autonomie der Universitäten effektiv abgeschafft. Vertreter der „unteren Klassen“ fanden es schwierig, eine Ausbildung zu bekommen. " Cooks Kinderrundschreiben» ( 1887 ) empfahl, die Türen der Turnhalle für Kinder nicht aus Adelsfamilien zu schließen.
5. Gemäß " Verordnung über Maßnahmen zum Schutz der Staatssicherheit und des öffentlichen Friedens» ( 1881 ) konnte in jedem Teil des Reiches der Notstand ausgerufen werden. Lokale Behörden erhielten das Recht, „verdächtige Personen“ zu verhaften, sie ohne Gerichtsverfahren für bis zu 5 Jahre in jeden Ort zu verbannen und sie vor ein Militärgericht zu bringen, Bildungseinrichtungen und Presseorgane zu schließen und die Aktivitäten von Zemstvos einzustellen.
6. Die Haltung gegenüber religiösem Dissens wurde verschärft, die Rechte von Personen nichtorthodoxen Glaubens, insbesondere von Juden, eingeschränkt. Die Regierung verfolgte eine Politik der gewaltsamen Russifizierung der nationalen Außenbezirke.

In Anbetracht der Innenpolitik von Alexander III. ist es wichtig zu betonen, dass die Regierung eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Bauern und Arbeitern durchgeführt hat.

BEIM 1881 d) alle ehemaligen Großgrundbesitzer wurden in die Zwangsablösung überführt, d.h. vorübergehende Beziehungen wurden abgebrochen. Die Bauernbank wurde gegründet (1882), die Bauern und Bauerngesellschaften beim Kauf von Land in Privatbesitz unterstützen sollte. 1883 - 1885. die Kopfsteuer der Bauern wurde gesenkt und dann abgeschafft.

In den 1980er Jahren wurden die ersten Versuche unternommen, die Beziehungen zwischen Arbeitern und Industriellen zu regeln, die Grundlagen des Arbeitsrechts zu entwickeln: Die Arbeit von Minderjährigen wurde verboten, Geldstrafen wurden reduziert und eine Fabrikinspektion wurde eingerichtet, um die Einhaltung der Arbeitsbedingungen zu überwachen.

Außenpolitik Russlands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Nach dem Ende des Krimkrieges war die Hauptaufgabe der russischen Außenpolitik die Überarbeitung der Bestimmungen des Pariser Friedensvertrages (1856). Die russische Diplomatie unter der Leitung von A.M. Gorchakov konnte dieses Problem erfolgreich lösen, indem er sich anmeldete 1870 der Weigerung, die Bestimmungen des Pariser Vertrags einzuhalten. Bereits in den frühen 1870er Jahren. Russland errichtet eine Marine am Schwarzen Meer, stellt zerstörte Festungen wieder her und fährt fort, die Ostfrage zu lösen.

1877-1878 gg. - der letzte russisch-türkische Krieg.

Gründe für den Krieg:

1. Russlands Wunsch, die Ostfrage zu lösen.
2. Die Notwendigkeit, die brüderlichen Balkanvölker in ihrem Befreiungskampf gegen das osmanische Joch zu unterstützen.
3. Russland steht vor der Aufgabe, das im Krimkrieg verlorene Südbessarabien zurückzugeben.
4. Russland strebt danach, das nach der Niederlage im Krimkrieg verlorene internationale Ansehen zurückzugewinnen.

12. April 1877 d) Russland erklärte dem Osmanischen Reich den Krieg. Die Kämpfe gingen gleichzeitig auf dem Balkan (unter der Führung von I. V. Gurko und M. D. Skobelev) und im Transkaukasus (M. T. Loris-Melikov) weiter. Die Hauptereignisse des Krieges waren die Verteidigung des Schipka-Passes und die Belagerung der türkischen Festung Plevna (es war nur möglich, sie im November 1877 einzunehmen, E. I. Totleben nahm an der Belagerung teil). In Transkaukasien wurden die Festungen Batum und Erzurum eingenommen. BEIM Februar 1878 in der Stadt San Stefano In der Nähe von Konstantinopel wurde ein Abkommen unterzeichnet, wonach Serbien, Montenegro und Rumänien die vollständige Unabhängigkeit erhielten. Bulgarien wurde ein autonomes Fürstentum. Russland gab Südbessarabien zurück.

Das Erstarken Russlands auf dem Balkan und im Nahen Osten verschreckte jedoch die westeuropäischen Mächte und vor allem Deutschland. Sie protestierten gegen die Bestimmungen des Vertrags von San Stefano. Sommer 1878 In Berlin fand ein Kongreß statt, bei dem sich Rußland in völliger Isolation befand. Infolgedessen wurde der Vertrag von San Stefano überarbeitet. Serbien, Montenegro und Rumänien behielten ihre Unabhängigkeit, aber Bulgarien wurde in zwei Teile geteilt: Der Norden erhielt volle Autonomie, und der Süden blieb eine türkische Provinz. Die Kolonien der Türkei wurden unter den europäischen Staaten aufgeteilt.

Am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Das Deutsche Reich wird stärker und beginnt von der russischen Regierung als gefährlichster Feind wahrgenommen zu werden. Auch in 1873 d. Russland stimmt der Schaffung von " Union der drei Kaiser„unter Beteiligung Österreich-Ungarns und Deutschlands, in der Hoffnung, auf diese Weise eine Verschärfung der Beziehungen zu ihnen zu verhindern. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mitgliedern erwiesen sich jedoch als zu groß und 1878 löste sich die „Union“ auf.

1882 schlossen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien das sog. Dreifache Allianz, die sich gegen Frankreich richtet, aber auch Russland bedroht.

Die russische Regierung war gezwungen, nach einem Verbündeten zu suchen, jetzt nach einem gemeinsamen Kampf gegen den Dreibund. 1891-92. ein französisch-russisches Bündnis entsteht. So fing es an Entente(aus dem Französischen - Zustimmung), gegen den Dreibund.

Eine wichtige Aufgabe des russischen Außenministeriums war die Demarkation (klare Definition) der Grenze zu China. BEIM 1858 Der Aigun-Vertrag wurde unterzeichnet, wonach die Grenze entlang des Flusses Amur gezogen wurde. Die Ussuri-Taiga und die Amurmündung blieben im gemeinsamen Besitz beider Staaten. BEIM 1860 d. - Vertrag von Peking. Russland nutzt Chinas Schwäche aus und annektiert die Ussuri-Taiga und die Mündung des Amur.

Eine andere Richtung der Außenpolitik war der Beitritt Zentralasiens.

1864 erkannten das Emirat Buchara und das Khanat Chiwa nach einer Reihe militärischer Niederlagen ihre Vasallenabhängigkeit von Russland an. Das Khanat Kokand, das Russland einen Gazavat erklärte, wurde als Staat zerstört: 1876 wurden seine Ländereien in die Region Turkestan aufgenommen. Der Kampf gegen die turkmenischen Stämme endete erst 1881, als M.D. Skobelev nahm Aschgabat und Geok-Tepe ein.

Der Beitritt zu Russland war ein Segen für die lokale Bevölkerung: Der feudale Bürgerkrieg hörte auf; Blutfehde begann in die Vergangenheit zu verschwinden; die Sklaverei wurde abgeschafft. Die lokale Bevölkerung behielt ihre Sprache, Religion, Kultur und nationalen Bräuche bei.

BEIM 1867 Alaska wurde für 7,2 Millionen Dollar in die USA verkauft.

Kultur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die Basis des Sekundarunterrichts bildeten noch Gymnasien, Real- und Handelsschulen. Das Recht zum Hochschulzugang wurde jedoch nur den Gymnasien eingeräumt. 1878 wurden die Höheren Frauenkurse (Bestuschew) eröffnet, die den Grundstein für die Hochschulbildung von Frauen legten.

Die russische Wissenschaft und Technologie in der Zeit nach der Reform war durch eine Galaxie hervorragender Wissenschaftler vertreten. Auf dem Gebiet der Mathematik hat P.L. Tschebyschew, A.M. Ljapunow, S. V. Kovalevskaya (die weltweit erste Mathematikprofessorin). In der chemischen Wissenschaft A.M. Butlerov schlug die Theorie der chemischen Struktur von Substanzen vor, D.I. Mendelejew entdeckte das Periodengesetz der chemischen Elemente.

In der Physik wurden große wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. AG Stoletov untersuchte und beschrieb photoelektrische Phänomene. P.N. Yablochkov schuf eine Bogenlampe und führte erstmals die Umwandlung von Wechselstrom durch. EIN. Lodygin entwarf eine Glühlampe. Die Hauptrichtung der wissenschaftlichen Tätigkeit von A.S. Popov war das Studium elektromagnetischer Phänomene, sein Ergebnis war die Erfindung des Radios. Die Werke von N.I. Schukowski, dem Begründer der modernen Hydro- und Aeromechanik. Die ersten Experimente zum Entwurf von Flugzeugen (Flugzeugen) wurden von A.F. Mozhaisky.

Die biologischen Wissenschaften entwickelten sich in dieser Zeit unter dem Einfluss der Evolutionslehre. Werke von I.I. Mechnikov in evolutionärer Embryologie, Pathologie und Immunologie wurden von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt anerkannt. An den Ursprüngen der nationalen physiologischen Schule war I.M. Sechenov. Eine der Richtungen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war das Studium der menschlichen Psyche. IP Pavlov führte umfangreiche experimentelle Forschungen auf dem Gebiet der höheren Nervenaktivität durch und formulierte die Hauptbestimmungen der Theorie der bedingten Reflexe. Die Entwicklung der Agrarwissenschaft ist mit den Namen V.V. Dokuchaev (der Begründer der modernen Bodenkunde) und K.A. Timiryazev (Forscher der Pflanzenphysiologie).

Neue verallgemeinernde Werke zur russischen Geschichte erscheinen: der 29-bändige " Geschichte Russlands seit der Antike" CM. Solovyov und " Russischer Geschichtskurs» sein Schüler V.O. Klyuchevsky. So prominente Vertreter der russischen Geschichtswissenschaft wie S. F. beginnen ihre wissenschaftlichen, pädagogischen und sozialen Aktivitäten. Platonow und M. N. Pokrovsky. Ein bemerkenswertes Ereignis im wissenschaftlichen Leben war die Arbeit von M.M. Kovalevsky über die Weltgeschichte.

Russische Geographen und Reisende erforschen weiterhin die wenig erforschten Gebiete unseres Planeten. Admiral F. P. Litke führte eine Vermessung von Kamtschatka, Tschukotka und einigen Inseln im nördlichen Teil des Pazifischen Ozeans durch. N.M. Przhevalsky, P.K. Kozlov, P.P. Semenov-Tienshansky studierte während seiner Reisen die Regionen Zentral- und Zentralasiens. N.N. Miklukho-Maclay - die Küste von Neuguinea und den pazifischen Inseln.

Der Hauptprozess in der russischen Literatur und Kunst dieser Zeit war die Demokratisierung. Die künstlerische Kultur erhält einen einfacheren, allgemein zugänglichen Charakter.

Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts - die wichtigste Etappe in der Entwicklung der heimischen Literatur. Kreativität L.N. Tolstoi, F.M. Dostojewski, A.P. Tschechow, I.S. Turgenev, E. Saltykov-Shchedrin, A.A. Fet und viele andere hatten einen großen Einfluss auf die russische und die Weltliteratur.

In der Malerei wie auch in der Literatur wird die realistische Richtung dominant. BEIM 1870 B. entsteht " Verband der Wanderausstellungen“, das die Mehrheit der realistischen Künstler vereinte - I.N. Kramskoi (Porträt von L.N. Tolstoi), A.K. Savrasov (" Die Türme sind angekommen“), d. h. Repin ( "Barge Haulers on the Wolga", "They Didn't Wait", "Die Kosaken schreiben einen Brief an den türkischen Sultan"), IN UND. Surikow ( "Boyar Morozova", "Morgen der Streltsy-Hinrichtung", "Eroberung Sibiriens durch Yermak"), die sich dem „Akademismus“ in der bildenden Kunst widersetzten.

Der herausragende russische Bildhauer M.M. Antolsky. Er ist Autor skulpturaler Porträts „Ermak“, „Nestor der Chronist“, „Iwan der Schreckliche“.

Nach dem Projekt von M.O. Mikeshin in Novgorod errichtete ein Denkmal " Jahrtausend Russlands". Mikeshin war auch der Autor von Denkmälern für Katharina II. in St. Petersburg und Bogdan Khmelnitsky in Kiew. Denkmäler, errichtet nach den Entwürfen von A.M. Opekushin (Puschkin - in Moskau und Lermontov - in Pjatigorsk).

Die Verwendung volkstümlicher Motive zeichnete sich in diesen Jahren durch die Musikkunst aus. Die Motive der Volksmusik wurden am lebhaftesten in den Opern von A.S. Dargomyzhsky (" Meerjungfrau“), M.P. Mussorgsky (" Boris Godunow"), AUF DER. Rimski-Korsakow königliche Braut“), A.P. Borodin (" Prinz Igor“), die einen Kreis von Musikern bildeten, die bekannt sind als „ mächtiger Haufen". Am beliebtesten in diesen Jahren war das Werk von P. I. Tschaikowsky, der eine herausragende Oper schuf ( „Eugen Onegin“, „Die Pique Dame“), Ballett ( „Schwanensee“, „Der Nussknacker“) und symphonische (1. Klavierkonzert) Werke.

In einer Reihe von Baustilen dominierte der Eklektizismus (eine Kombination von Merkmalen verschiedener Stile in einem Werk). Eine Vielzahl von Eklektizismus war der pseudorussische Stil.

Gebäude in Moskau wurden Beispiele dieses Stils. Historisches Museum(Architekten A.A. Semenov und V.O. Sherwood), Stadtduma(Architekt D. N. Chichagov), der Strom Gumma(Architekt A. N. Pomerantsev).

Für die breitesten Schichten der russischen Gesellschaft war das Theater eine der zugänglichsten Kunstformen. Die Grundlage des Repertoires sowohl der Stadt- als auch der Provinztheater waren Stücke von A.N. Ostrovsky, A.P. Tschechow, N. V. Gogol. Realistische Traditionen in der Schauspielerei, gegründet von M.S. Shchepkin, erfolgreich fortgesetzt und entwickelt von herausragenden russischen Schauspielern M.P. und O.O. Sadovskie, G.N. Fedotova, M.N. Ermolova, P.A. Strepetova. Das Maly-Theater in Moskau galt zu Recht als Zentrum des Theaterlebens in Russland.

Ministerium der Russischen Föderation

Zivilschutz, Notfälle und Katastrophenhilfe

Akademie der Landesfeuerwehr

Russisches Ministerium für Notsituationen

abstrakt

Abteilung:"Inländische Geschichte und Wirtschaftstheorie".

Disziplin: Russische Geschichte.

zum Thema:"Große Reformen der 60-70er Jahre des 19. Jahrhunderts".

Abgeschlossen:

Student des 1B-Kurses

Spezialität:"Technosphärische Sicherheit" Geprüft: _______________________________

Moskau 2014

Einführung…………………………………………………………………….……3

1. Voraussetzungen für die liberalen Reformen von Alexander II……………………..5

2. Reformbedarf…………………………………………...…………8

2.1. Abschaffung der Leibeigenschaft ………………………………………………… 10

2.2 Bauernreformen …………………………………………………... 13

2.3. Zemstvo-Reform ………………………………………………………………… 15

2.4. Stadtreform …………………………………………………………… 16

2.5. Justizreform ………………………………………………………………. 17

2.6. Militärreform ……………………………………………………………... 18

2.7. Finanzreform ………………………………………………………. 20

2.8. Reform im Bereich des öffentlichen Bildungswesens und der Presse …………………... 21

2.9. Höhere staatliche Einrichtungen …………………………………... 24

3. Gesellschaftspolitische Folgen der Reformen und ihre Bewertung in der historischen Literatur………………………………………………..…… 25

Fazit……………………………………………………………………..29

Referenzliste……………………………………………………...…….30

Einführung

Teilt man die russische Geschichte des 19. Jahrhunderts in ihre erste und zweite Hälfte ein, wird oft das Jahr 1861, das Jahr der Bauernreform, als Meilenstein gewählt. In diesem Zusammenhang kann man auch von Pre-Reform- und Post-Reform-Russland sprechen.

Kaiser Alexander II. (1855-1881) fiel die Durchführung großangelegter Reformen zu, die in ihrer Bedeutung mit den Reformen Peters des Großen vergleichbar waren. Er war nicht als Mann liberaler Überzeugungen bekannt. Als Thronfolger und im Schatten seines Vaters Nikolaus I. in der Öffentlichkeit agierend, äußerte er nie Ideen, die der Erhaltungspolitik zuwiderliefen. Aber gleichzeitig war Alexander ein Pragmatiker – ein Mann, der über seine Überzeugungen hinaus die Lösung der drängendsten Probleme im Einklang mit dem Zeitgeist stellte.

Der Kaiser verstand die Notwendigkeit, die feudale Wirtschaft aufzugeben, um die Modernisierung des Landes durchzuführen, deren Unvermeidlichkeit nach der demütigenden Niederlage Russlands im Krimkrieg offensichtlich wurde. Die Krise wurde durch den Zusammenbruch des Finanzsystems verschärft.

Alexander II. und sein Gefolge erhielten viele Berichte über die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung, sie spürten einen demokratischen Aufschwung in einer „aufgeklärten Gesellschaft“. Das Land stand am Rande einer revolutionären Explosion. Um dies zu verhindern, teilte der Kaiser zu Beginn seiner Regierungszeit den Vertretern des Adels mit, dass er nicht bereit sei, "den Bauern die Freiheit zu geben", musste jedoch die Notwendigkeit erkennen, angesichts der Freilassung mit den Vorbereitungen zu beginnen Gefahr der weiteren Wahrung der Leibeigenschaft.

Daher ging die Regierung, um die schärfsten sozialen Widersprüche zu lösen, nicht den Weg der Verschärfung des Regimes, sondern wählte die Taktik der „präventiven Reform“. Mit Hilfe von Reformen versuchte Alexander II. auch, außenpolitische Aufgaben zu lösen - das internationale Ansehen des Russischen Reiches wiederherzustellen und eine kampfbereite Armee eines neuen Modells zu schaffen.

Im ständigen Kampf mit den Konservativen gelang es dem Kaiser, sich auf liberal gesinnte Vertreter der Staatsbürokratie zu stützen, die zur Umsetzung des Reformkurses beitrugen. Unter ihnen der Bruder des Zaren, Großherzog Konstantin Nikolajewitsch, einer der Führer des Hauptausschusses für die Bauernfrage, Ya.

Voraussetzungen für die liberalen Reformen Alexanders II

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts blieb Russland die einzige europäische Macht, die eine feudale Leibeigenschaft und eine absolute Monarchie behielt. Die Effizienz der russischen Wirtschaft war um eine Größenordnung niedriger als in den entwickelten europäischen Ländern. Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Rückstand Russlands gegenüber den westlichen Ländern, die einen gewaltigen Entwicklungssprung gemacht haben, hat nicht abgenommen, sondern zugenommen. Zu dieser Zeit gab es in Russland praktisch keine Aktiengesellschaften und Banken, ohne die sich eine große kapitalistische Wirtschaft nicht entwickeln konnte. Aber die Leibeigenschaft blieb weiterhin die Hauptbremse auf dem Weg der bürgerlichen Entwicklung. Dies wurde durch den Krimkrieg (1853-1856) deutlich, der mit der Niederlage des Zarismus endete.

Die Niederlage im Krimkrieg offenbarte viele innere Mängel des russischen Staates. Eine direkte Folge der ökonomischen und militärischen autokratischen Leibeigenschaftspolitik war der Rückgang des Lebensstandards der Menschen, die Stagnation der Wirtschaft. Die Unzufriedenheit der Menschen wuchs, es wurde offensichtlich, dass es unmöglich war, so weiter zu leben. Soziale Konflikte verschärften sich. Die Bauernschaft erhob sich immer aktiver, um für ihre Befreiung zu kämpfen. Sie kämpfte für die vollständige Abschaffung der Leibeigenschaft, für Freiheit und Land. Tausende von Bauern eilten nach Süden, auf die Krim, „für die Freiheit“, als sich das Gerücht verbreitete, dass sie dort Land an diejenigen verteilten, die es wünschten, und sie von der Leibeigenschaft befreiten.

Die meisten Gutsbesitzer waren gegen die Bauernbefreiung, da diese das Ende der bedingungslosen Herrschaft des Adels bedeutete. Aber die weitsichtigsten Vertreter dieser Klasse verstanden die Notwendigkeit einer Reform. Der fortgeschrittene Teil von ihnen, die sogenannten Liberalen, begann offen die Rückständigkeit Russlands, die Dominanz und den Missbrauch von Beamten zu kritisieren. Sie fürchteten vor allem die drohende Revolution. Um dies zu verhindern und die beherrschende Stellung der Grundbesitzer im Land zu bewahren, schlugen sie einige Umgestaltungen vor. Sie befürworteten die Abschaffung der Leibeigenschaft von oben. Die Befreiung der Bauern sollte nach ihrem Plan so erfolgen, dass die Gutsbesitzer am wenigsten litten und die Bauern für ihre persönliche Befreiung ein hohes Lösegeld zahlen mussten. Nach einer solchen „Befreiung“ blieben die Bauern in völliger wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Grundbesitzer.

Unter diesen Bedingungen war die zaristische Regierung gezwungen, mit den Vorbereitungen zur Aufhebung der Leibeigenschaft, der wichtigsten Reform der damaligen Zeit, zu beginnen.

In der historischen Literatur gibt es zwei Meinungen über die Gründe für die Abschaffung der Leibeigenschaft. Der ersten zufolge war die Leibeigenschaft Mitte des 19. Jahrhunderts noch weit davon entfernt, ihre Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, und die Maßnahmen gegen die Regierung waren sehr schwach. Russland drohte weder eine wirtschaftliche noch eine soziale Katastrophe, aber durch die Beibehaltung der Leibeigenschaft konnte es aus den Reihen der Großmächte herausfallen. Dem zweiten zufolge begann die Arbeitsproduktivität der Leibeigenen zu sinken, da die Landbesitzer mehr Produkte produzieren wollten und dadurch die Stärke der bäuerlichen Wirtschaft untergruben. Viele Grundbesitzer versuchten, neue Bewirtschaftungssysteme einzuführen, die neueste Technologie anzuwenden, verbesserte Sorten und reinrassige Rinder zu kaufen. Solche Maßnahmen führten sie in den Ruin und dementsprechend zu einer verstärkten Ausbeutung der Bauern.

Nach dem Tod von Nikolaus I. bestieg sein ältester Sohn Alexander II. (1855 - 1881), der gut auf die Staatstätigkeit vorbereitet war, den Königsthron. Er beteiligte sich mehrere Jahre an der Arbeit des Bauernkomitees und war sich als Realist der Notwendigkeit einer Veränderung voll bewusst.

Alexander II., der zur Abschaffung der Leibeigenschaft neigte und den Bauern eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit verschaffte, d.h. Land, ging zu einem außergewöhnlichen Maß. Anstelle der früher praktizierten Abteilungsausschüsse, die sich mit der Wahrung lokaler Interessen befassten, wurde ein außerministerielles Gremium geschaffen - die direkt dem Zaren unterstellten Redaktionskommissionen. Dazu gehörten radikale Beamte sowie unabhängige Experten der Landbesitzer.

Die Kommissionen haben die Stellungnahme der Provinzausschüsse berücksichtigt. Eine Neuerung war die Öffentlichkeitsarbeit der Kommissionen: Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden regelmäßig von den höchsten Staatsbeamten und Adelsführern erfragt. Zudem stützten sich die Kommissionen bei ihrer Arbeit auf wissenschaftlich fundierte ökonomische Berechnungen. Die Ergebnisse der Arbeit der Kommissionen spiegelten sich im Manifest des Zaren vom 19. Februar 1861 wider, das die Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland ankündigte. Die Reform war ein Kompromiss, der die Interessen der Bauern, verschiedener Grundbesitzergruppen und der Behörden berücksichtigte.

Unter dem neuen Gesetz wurde die Leibeigenschaft der Gutsbesitzer über die Bauern für immer abgeschafft, und die Bauern wurden ohne Abfindung zugunsten der Gutsbesitzer als frei anerkannt. Gleichzeitig wurde das Land, auf dem die Bauern lebten und arbeiteten, als Eigentum der Grundbesitzer anerkannt. Die Bauern wurden dadurch befreit, dass die Grundherren ihnen ihre Gutsabrechnung und eine bestimmte Menge Ackerland und sonstige Ländereien (Ackerparzelle) zur Nutzung zur Verfügung stellten. Aber die Bauern für die Guts- und Ackerparzellen mussten zugunsten der Grundherren Abgaben in Geld oder Arbeit leisten. Daher galten die Bauern bis zum Abschluß von Tilgungsgeschäften als "vorübergehend haftbar" und hatten nach wie vor Frondienst oder Abgaben zu leisten. Die letzte Stufe der Befreiung der Bauern aus der Leibeigenschaft war die Landnahme. Bis zu 80 % der Lösegeldsumme wurden vom Staat an die Grundbesitzer gezahlt. Das Darlehen wurde in rentablen verzinslichen Papieren an den Gutsbesitzer ausgegeben und den Bauern als Staatsschuld gutgeschrieben. Die Bauern wurden Schuldner des Staates und zahlten 49 Jahre lang 6% des Lösegeldes zurück. So musste der Bauer während dieser Zeit bis zu 300 % des ihm gewährten „Darlehens“ bezahlen.

Die zentralisierte Einlösung der Bauernparzellen durch den Staat löste eine Reihe wichtiger wirtschaftlicher und sozialer Probleme. Der Staatskredit verschaffte den Gutsbesitzern eine garantierte Lösegeldzahlung und bewahrte sie vor einer direkten Konfrontation mit den Bauern. Das Lösegeld entpuppte sich zudem als eine Operation, die auch dem Staat zugute kam. Den Gutsbesitzern gelang es, die Bodenbewirtschaftung so zu betreiben, dass den Bauern vor der Reform ein Teil des Bodens abgeschnitten wurde, den sie für sich selbst bewirtschafteten. All dies legte den Grundstein für die Verarmung und Landlosigkeit der Bauernschaft. Damit war die große Tat der Abschaffung der Leibeigenschaft vollbracht.

Die Befreiung der Bauern veränderte alle Grundlagen des russischen Staats- und Gesellschaftslebens erheblich. Es schuf eine neue bevölkerungsreiche soziale Klasse in den zentralen und südlichen Regionen Russlands. Und die Regierung sollte es regeln. Die Bauernreform brachte die Umgestaltung aller Aspekte des staatlichen und öffentlichen Lebens mit sich. Eine Reihe von Maßnahmen zur Umstrukturierung der Kommunalverwaltung, der Justiz, des Bildungswesens und später der Armee waren vorgesehen.

Alexander Nikolaevich, der älteste Sohn von Kaiser Nikolaus I. und seiner Frau Kaiserin Alexandra Feodorovna, bestieg am 18. Februar 1855 den Thron. Alexander II. wurde am 26. August 1856 in der Himmelfahrtskathedrale des Moskauer Kreml gekrönt.

In der Geschichtswissenschaft traditionell 50-60er Jahre. 19. Jahrhundert Betrachten Sie eine revolutionäre Situation, die als eine Reihe von Merkmalen verstanden wird, die unabhängig vom Willen einzelner Gruppen, Klassen oder Parteien sind und eine soziale Revolution durchaus möglich machen. Russische revolutionäre Situation in den 50-60er Jahren. 19. Jahrhundert hatte seine eigenen Eigenschaften:

1) die Krise des feudal-leibeigenen Systems – das Stadium des Zerfalls des Feudalismus, als die feudalen Produktionsverhältnisse in eine Sackgasse gerieten und zu Fesseln in der Entwicklung des Kapitalismus wurden;

2) die außergewöhnliche Schärfe der Agrarfrage (Bauernfrage) - die Frage der Beziehungen über den Landbesitz und der damit verbundene gesellschaftspolitische Kampf (Statistiken zufolge gab es in Russland Mitte des 19. Jahrhunderts 22 Millionen Leibeigene für 110 tausend Grundbesitzer);

3) die schwerste nationale Katastrophe - die Niederlage im Krimkrieg (1853 - 1855): Nach dem Pariser Vertrag (1856) verlor Russland Südbessarabien und die Donaumündung; es wurde ihr verboten, nicht nur eine Flotte, Festungen und Arsenale am Schwarzen Meer zu haben (das sogenannte Prinzip der Neutralisierung des Meeres), sondern auch am Kampf der slawischen Völker des Balkans gegen die türkische Herrschaft teilzunehmen. Darüber hinaus offenbarte der Krieg die technische und militärische Rückständigkeit Russlands gegenüber den fortgeschrittenen europäischen Ländern - England und Frankreich.

Reformen waren also eine lebenswichtige Notwendigkeit, sonst drohte die revolutionäre Situation, sich zu einer Revolution zu entwickeln, deren Ergebnis angesichts der Besonderheiten und Besonderheiten Russlands nicht vorhersehbar war. Misserfolge im Krimkrieg lösten eine Welle öffentlicher Unzufriedenheit aus. Nach dem Tod Nikolaus I. im Februar 1855 verstärkte sich die soziale Bewegung merklich. Wie immer wurden in Russland besondere Hoffnungen auf den neuen Kaiser gesetzt. Die sogenannte. „Glasnost-Ära“. Beschleunigt wurde das Handeln der Regierung durch die nach dem Krieg entstandene gesellschaftspolitische Bewegung zur Abschaffung der Leibeigenschaft, da dieses Problem von überragender Bedeutung war. 1855 - 1857. Schriftsteller, Publizisten, Wissenschaftler und Regierungsbeamte reichten dem Kaiser 63 Notizen mit Optionen zur Lösung dieses Problems ein. Die Herangehensweise an das Problem und das Programm praktischer Maßnahmen waren unterschiedlich, aber alle einte das Verständnis für die Notwendigkeit grundlegender Veränderungen. In der sozialen Bewegung zeichneten sich drei Hauptrichtungen deutlich ab.

1. Die radikale linke Richtung gruppierte sich um die Zeitschrift Sovremennik und ausländische Publikationen von A. I. Herzen. Anhänger dieser Bewegung kritisierten das gesamte gesellschaftspolitische System Russlands. An der äußersten Flanke standen N. G. Chernyshevsky und N. A. Dobrolyubov, die alle möglichen Kompromisse und Projekte zur Befreiung der Bauern von oben durch die Maßnahmen der Regierung ablehnten. Sie hielten die Massenbewegung der Bauern und die Abschaffung der Leibeigenschaft für wünschenswert, da sie Anhänger sozialistischer Ideen waren und von einer neuen sozialen Struktur der Gesellschaft träumten, die auf Gleichheit, Gerechtigkeit und universeller inspirierter Arbeit beruhte.

2. Der gemäßigt-liberale Trend war der einflussreichste und beinhaltete die Hautfarbe der damaligen russischen Intelligenz. In Bezug auf die Zusammensetzung war es heterogen und umfasste Slawophile (Yu. F. Samarin, A. I. Koshelev), Westler (B. N. Chicherin, K. D. Kavelin, A. M. Unkovsky) sowie viele wichtige Beamte verschiedener Ministerien und Abteilungen der zaristischen Regierung. Das Programm des liberalen Lagers wurde von K. D. Kavelin in der „Note on the Liberation of the Peasants in Russia“ skizziert, die für den Zaren bestimmt, aber weit verbreitet war. Das Dokument kritisierte scharf die feudalen Verhältnisse, die eine "Zeitbombe" seien, die in wenigen Jahrzehnten "den ganzen Staat in die Luft sprengen" werde. Daher muss die Regierung die Leibeigenschaft in kurzer Zeit abschaffen, den Bauern durch freiwillige Vereinbarung mit den Grundbesitzern und gegen Lösegeld Land zuweisen und die Bauern finanziell unterstützen. Das liberale Programm wurde nach einigem Zögern zur Grundlage der Regierungspolitik in der Bauernfrage.

3. Die konservative Richtung wurde von der Mehrheit des Adels unterstützt. Sie war sich der Notwendigkeit von Veränderungen bewusst und glaubte, dass dies schrittweise erfolgen sollte, ohne die Grundlagen des Landbesitzes zu zerstören. Das konservative Programm erhielt eine konkrete Ausgestaltung in den Notizen von 1855-1856. Alexander II., zusammengestellt vom Poltava-Gutsbesitzer MP Posen: Bauern erhalten persönliche Freiheit gegen Lösegeld; die Einlösung von Grundstücken erfolgt nur mit Zustimmung des Grundstückseigentümers; die Regierung muss den Bauern dafür Kredite gewähren.

So einigten sich Anhänger aller gesellschaftlichen Strömungen auf die Notwendigkeit von Veränderungen. Die Angst vor einer Explosion bäuerlicher Unzufriedenheit, einem „neuen Pugatschowismus“, einte Liberale und Konservative. Die Unterschiede bestanden in der Tiefe, der Art und dem Tempo der unvermeidlichen Reformen. Die Liquidierung der Leibeigenschaft ist nicht nur im Zuge der objektiven Entwicklung des Landes, sondern auch in den Köpfen der Menschen historisch gereift. Mit dem in Russland bestehenden politischen System konnten Reformen nach dem Willen des Kaisers durchgeführt werden. Die in der historischen Literatur vorherrschende Meinung über die Möglichkeit, die Bauern „von unten“ durch einen allgemeinen Aufstand zu befreien, ist unrealistisch und würde nur zu Chaos und Zerstörung führen. Und es gab damals keine Voraussetzungen für einen allgemeinen Bauernaufstand.

Reformen der 60er - 70er Jahre. 19. Jahrhundert verbunden mit dem Namen von Kaiser Alexander II. (1855 - 1881). Unter den Bedingungen des russischen autokratischen Systems spielte der Souverän eine entscheidende Rolle. Über den Charakter und die persönlichen Eigenschaften von Alexander II. gibt es unterschiedliche Meinungen. Er war keine herausragende Persönlichkeit wie Peter I. Als Schüler des berühmten Dichters V. A. Zhukovsky hatte der Zar keine weite Perspektive und war kein überzeugter Reformer, aber er nahm die Ereignisse wirklich wahr und hatte genug Entschlossenheit, grundlegende Dinge durchzuführen Änderungen zur Stärkung und Erhaltung des bestehenden autokratischen Gebäudes. Der Erbe des russischen Throns, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Geiste des europäischen Humanismus erzogen wurde, wusste, wie man talentierte Assistenten auswählt, die seine Ideen in die Praxis umsetzen, auf die öffentliche Meinung hören und ihre Positionen ändern können notwendig.

Die Abschaffung der Leibeigenschaft veränderte die Struktur der sozialen Beziehungen radikal. Das geänderte System erforderte die Verabschiedung neuer Gesetze und die Einführung neuer Verwaltungsinstitutionen. Diese Aufgabe wurde bis zu einem gewissen Grad durch die Reformen der 1960er und 1970er Jahre erfüllt. 19. Jahrhundert

Justizreform(1864). Die Reform wurde von professionellen Anwälten vorbereitet - N. A. Budkovsky, S. I. Zarudny, K. P. Pobedonostsev, D. A. Rovinsky, N. I. Stoyanovskiy.

Die Vorbereitung der Reform begann 1861. Nach den neuen Justizstatuten (20. November 1864) wurde der Prozess als Wettbewerb zwischen einem Anwalt (Verteidigung) und einem Staatsanwalt (Anklage) organisiert. Die Sitzungen waren öffentlich. Bei der Prüfung von Strafsachen gab es Geschworene (12 Personen), die die Gesellschaft repräsentierten (sie wurden aus Anwohnern aller Klassen gewählt). Die regulären Listen umfassten Männer im Alter von 25 bis 70 Jahren, Russen mit einem Vermögen von mindestens 200 Rubel, Bauern mit Erfahrung in der lokalen Selbstverwaltung. Richter wurden auf Lebenszeit ernannt und waren daher von der Verwaltung unabhängig.

Der Grundsatz der Klassenlosigkeit des Gerichts wurde eingeführt (seine Entscheidungen hingen nicht von der Klasse des Angeklagten ab). Die Hauptgerichte waren das Magistrate's Court (entschieden in Kleinkriminalität und Zivilsachen): Magistrate wurden von allen Ständen auf Kreisversammlungen für einen Zeitraum von drei Jahren gewählt und von der Regierung genehmigt) sowie das Crown Court: Bezirksrichter, Justiz Kammern, der regierende Senat als oberstes Kassationsgericht .

Zemstvo-Reform(1864). Die Reform der kommunalen Selbstverwaltung wurde von einer Kommission des Innenministeriums ab 1859 unter dem Vorsitz von N. A. Milyutin und ab 1861 von P. A. Valuev entwickelt. Die Verwaltungsorgane der Zemstvos waren Kreis- und Provinzversammlungen, deren Mitglieder Vokale genannt wurden. Aus der Vokalversammlung wurden exekutive Zemstvo-Gremien gewählt - Räte, die aus einem Vorsitzenden und mehreren Mitgliedern bestehen), sowie Kommissionen für die Entwicklung lokaler Wirtschaftsfragen: Erhebung staatlicher Steuern und Steuern, Sorge für Gesundheitsfürsorge und öffentliche Bildung usw.

Zemstvo-Wahlen wurden alle drei Jahre abgehalten. Die Wähler wurden in drei Kurien (Wahlversammlungen) eingeteilt: Landbesitz, Stadt und Bauern. Um an den Wahlen zu den ersten beiden Kurien teilnehmen zu können, musste man eine gewisse Besitzberechtigung (ab 500 Rubel) haben. Kleinunternehmer, die nicht über die volle Qualifikation verfügten, konnten an den Wahlen durch Vertreter teilnehmen, die sie auf ihren Kongressen wählten.

Die Anzahl der Vertreter entsprach der Anzahl der Vollqualifikationen, wodurch der Wert des Eigentums kleiner Eigentümer addiert wurde. Die Wahlen in der Bauernkurie waren mehrstufig: Zuerst wurden Kandidaten gewählt, die dann aus ihrer Mitte die erforderliche Anzahl von Vokalen wählten.

Vokale der Provinzial-Zemstvo-Versammlung wurden von den Bezirksversammlungen aus ihrer Mitte gewählt. Es war unmöglich, alle den Zemstvos übertragenen Aufgaben allein durch die Kräfte der Vokale zu erfüllen, daher erhielten die Zemstvos das Recht, Spezialisten in bestimmten Wirtschaftszweigen - Ärzte, Lehrer, Agronomen usw. - einzuladen, die als Zemstvo-Mitarbeiter bezeichnet wurden . Entgegen den Erwartungen der Regierung konzentrierten sich die Semstwos nicht auf die Lösung lokaler Wirtschaftsangelegenheiten, sondern beteiligten sich aktiv am politischen Kampf und wurden zur Grundlage der liberalen Bewegung in Russland.

Stadtreform(1870). Seine Vorbereitung erfolgte gleichzeitig mit der Zemstwo-Reform. N. A. Miljutin, Yu. F. Samarin und andere bekannte russische Reformer standen an ihren Anfängen. Die Grundlage der Stadtverwaltung war der „Brief der Städte“ von 1785. Die neue „Stadtordnung“ wurde 1870 verabschiedet. Die Selbstverwaltung der Städte wurde auf den gleichen Prinzipien wie das Zemstvo aufgebaut.

Repräsentative Organe der städtischen Selbstverwaltung waren Stadtdumas, die für vier Jahre aus der Mitte der Stadtbesitzer – Zahler der Stadtsteuern – gewählt wurden. Die Wähler wurden in der Reihenfolge der absteigenden Höhe der von ihnen gezahlten Steuern aufgelistet. Dann wurde die Liste in drei gleiche Teile geteilt, von denen jeder ein Drittel der Abgeordneten (Vokale) in die Stadtduma wählte. Personen, die kein Eigentum besaßen und keine Stadtsteuern zahlten, nahmen an den Wahlen nicht teil. Die Stadtduma wählte die Mitglieder des Stadtrates und den Bürgermeister (Exekutivorgane der städtischen Selbstverwaltung).

Militärreformen(1862 - 1874). Sie wurden unter der Leitung von D. A. Milyutin, F. A. Geyden, N. A. Isakov, N. N. Obruchev und E. I. Gotleben abgehalten und waren an der Entwicklung von Projekten für Militärreformen beteiligt. Nach der Niederlage im Krimkrieg und der Unterzeichnung des schändlichen Friedens von Paris war die Regierung gezwungen, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, um die Armee zu verbessern und ihre Kampfkraft zu erhöhen:

1) eine Änderung im Führungssystem der Streitkräfte (1862 - 1864 - die Bildung von Militärbezirken und eine verstärkte Zentralisierung in der Verwaltung der Bodentruppen; 1865 - die Schaffung des Generalstabs als zentrales Bindeglied in der Verwaltung der der Armee; 1868 - die Reorganisation des Militärministeriums);

2) Aufrüstung der Armee;

3) Aufstockung des Offizierskorps mit qualifiziertem Personal (Erweiterung des Netzes militärischer Bildungseinrichtungen, Gründung von Kadettenschulen in den Jahren 1863-1866);

4) Änderung der Taktik (Verabschiedung neuer militärischer Vorschriften);

5) die Abschaffung des Rekrutierungssystems der Armeebesetzung (1874) und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht;

6) Verkürzung der Dienstzeit (Dienst in den Landstreitkräften und der Marine bestand aus aktivem (bis 6 - 7 Jahre) und in Reserve (3 - 9 Jahre). Familienstand (nur Sohn) und öffentlicher (Geistlicher, Wissenschaftler), sowie Bildung gab Vorteile für die Befreiung vom Militärdienst oder die Verkürzung seiner Dienstzeit);

7) Reorganisation der Armee (1871) mit Zuweisung von Feld- (aktiven) und lokalen (Hilfs-, Reserve-) Truppen.

Reformen im Bereich der öffentlichen Bildung(1863 - 1864). Während der Regierungszeit von Alexander II. nahm die Zahl der Bildungseinrichtungen erheblich zu, inkl. für Kinder aus einkommensschwachen, meist bäuerlichen Familien. Im Russland nach der Reform war die Bildung von Frauen weit verbreitet. Frauengymnasien wurden eröffnet, unter denen pädagogische Kurse geschaffen wurden. Diözesanschulen wurden für die Töchter des Klerus geschaffen und bereiteten die Lehrer auf die Grundschulen vor. 1878 erreichten soziale Aktivisten unter der Leitung des Professors der Universität St. Petersburg, K. N. Bestuschew-Rjumin, die Eröffnung der Höheren Frauenkurse, die der Universität gleichgestellt waren, in der Hauptstadt. Dieselben Kurse wurden in Moskau unter der Leitung von Professor V. I. Guerrier eröffnet. Der Beginn der medizinischen Ausbildung von Frauen war gelegt. Die Reform im Bildungsbereich brachte einen neuen Typus russischer Intellektueller hervor: einen gebildeten, kritischen Denker, der nach aktiver sozialer und praktischer Arbeit strebt.

Zensurreform(1865). Der erste Gesetzesentwurf zur Zensur wurde von einer Kommission unter dem Vorsitz von Prince ausgearbeitet. D. A. Obolensky im Ministerium für öffentliche Bildung (A. V. Golovnina), und der zweite Entwurf wurde von einer neuen Kommission von D. A. Obolensky im Innenministerium (P. A. Valuev) erstellt. Das Gesetz wurde am 1. September 1865 in Kraft gesetzt. In zwei Städten des Reiches - St. Petersburg und Moskau - wurden das Verfahren und die Bedingungen für die Veröffentlichung von Büchern und die Presse teilweise geändert. Seriöse wissenschaftliche Bücher und teure Zeitschriften durften mit Genehmigung des Innenministers ohne vorherige Zensur gedruckt werden. Wurde darin eine „schädliche“ Richtung gefunden, wurden die Täter (Autor, Verleger, Übersetzer oder Lektor) gerichtlich verfolgt. Es wurde ein System verwaltungsrechtlicher Sanktionen eingeführt – Verwarnungen des Innenministers mit dem Recht, eine Zeitschrift für bis zu 6 Monate auszusetzen, oder ihr endgültiges Verbot durch höchste Entscheidung.



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MINISTERIUM FÜR BILDUNG UND WISSENSCHAFT DER RUSSISCHEN FÖDERATION

Staatliche Universität Saratow benannt nach N.G. Tschernyschewski

Institut für Geschichte und Internationale Beziehungen

zum Thema: "Die liberalen Reformen Alexanders II. 1860-1870"

Hergestellt von:

Khanzhov G.A.

Kochukova O. V.

Saratow 2016

Einführung

Kapitel 1. Bauernreform

1.1 Reformbedarf

1.2 Bauernreform

1.3 Umsetzung der Reform

1.5 Größe der Zuteilungen

1.6 Pflichten der vorläufig haftenden Bauern

2.1 Stadtreform

2.2 Öffentliche Verwaltung der Stadt

2.3 Duma-Wahlen

2.4 Semstwo-Reform

Kapitel 3 Justizreform

3.2 Vorarbeiten der Staatskanzlei

3.3 Entwicklung und Verabschiedung neuer Gerichtsgesetze

3.4 Einführung der Gerichtsgesetze

Kapitel 4. Militärreform

4.1 Militärreform

4.2 Bedeutung der Militärreform

Fazit

Verzeichnis der verwendeten Literatur

Einführung

Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Rückstand Russlands in den wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Bereichen gegenüber den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern wurde deutlich zum Ausdruck gebracht. Eine Reihe internationaler Ereignisse offenbarte eine erhebliche Schwächung des russischen Staates im außenpolitischen Bereich. Dies wurde durch den Krimkrieg (1853-1856) vollständig angeprangert, der die ganze innere Widersprüchlichkeit unseres Vaterlandes und unserer früheren Lebensweise offenbarte. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, viele Bereiche des öffentlichen Lebens vollständig umzugestalten.

Dieser Reformbedarf wird von Tag zu Tag spürbarer und dringlicher. Aber die Leibeigenschaft stand jeder Verbesserung als unüberwindbare Barriere im Wege. Daher das Hauptziel der Innenpolitik der Regierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. das wirtschafts- und gesellschaftspolitische System Russlands an die Bedürfnisse der Zeit anpasste. Gleichzeitig war es eine ebenso wichtige Aufgabe, die Autokratie und die Vormachtstellung des Adels zu bewahren.

Die Regierungszeit von Kaiser Alexander II. (1855-1881) war geprägt von einer Reihe „großer Reformen“, die das russische Leben erheblich voranbrachten. Von diesen Umwandlungen sind die wichtigsten: die Befreiung der Bauern im Jahre 1861 und die Veröffentlichung der "Bestimmungen über die Organisation der Bauern", die Gewährung eines öffentlichen, rechten, schnellen, gnädigen und einheimischen Rechts an die Untertanen im Jahre 1864 Gericht für alle, Zemstvo und städtische Selbstverwaltung, die Veröffentlichung der Charta des Militärdienstes im Jahr 1874, die für alle Klassen des Staates obligatorisch ist, die Gründung einer Reihe von Universitäten, die Eröffnung von Frauengymnasien und Progymnasien und die Verbesserung der Kommunikation.

Kapitel 1. Bauernreform

1.1 Reformbedarf

Am Ende des Krimkrieges wurden viele interne Mängel des russischen Staates aufgedeckt. Veränderungen waren nötig, und das Land freute sich darauf. Dann sprach der Kaiser die Worte aus, die für lange Zeit zur Parole Russlands wurden: „Lass seine innere Verbesserung bestätigt und verbessert werden; lass Wahrheit und Barmherzigkeit an seinen Höfen herrschen; lass den Wunsch nach Aufklärung und alle nützlichen Aktivitäten überall und mit neuer Kraft entwickeln Kraft ..."

An erster Stelle stand natürlich die Idee, die Leibeigenen zu befreien. In seiner Rede vor Vertretern des Moskauer Adels sagte Alexander II.: "Es ist besser, es von oben abzubrechen, als zu warten, bis es selbst von unten abgesagt wird." Es gab keinen anderen Ausweg, da die Bauern von Jahr zu Jahr mehr ihre Unzufriedenheit mit dem bestehenden System zum Ausdruck brachten. Die Fronarbeitsform der Ausbeutung des Bauern breitete sich aus, was zu Krisensituationen führte. Zunächst begann die Arbeitsproduktivität der Leibeigenen zu sinken, da die Landbesitzer mehr Produkte produzieren wollten und dadurch die Stärke der bäuerlichen Wirtschaft untergrub. Die weitsichtigsten Grundbesitzer erkannten, dass die Produktivität der Zwangsarbeit der Lohnarbeit weit unterlegen war (zum Beispiel schrieb ein Großgrundbesitzer A. I. Koshelev darüber in seinem Artikel „Jagd mehr als Gefangenschaft“ im Jahr 1847). Aber die Anstellung von Arbeitern erforderte vom Landbesitzer erhebliche Ausgaben zu einer Zeit, als die Leibeigenschaft frei war. Viele Landbesitzer versuchten, neue landwirtschaftliche Systeme einzuführen, die neueste Technologie anzuwenden, verbesserte Rassen von reinrassigen Rindern zu kaufen und so weiter. Leider führten solche Maßnahmen zum Ruin und dementsprechend zu einer verstärkten Ausbeutung der Bauern. Die Schulden der Gutsbesitzer bei den Kreditinstituten wuchsen. Eine Weiterentwicklung der Wirtschaft auf Leibeigenschaft war unmöglich. Darüber hinaus hat es, da es in Russland viel länger existiert als in europäischen Ländern, sehr harte Formen angenommen.

Zu dieser Reform gibt es jedoch einen anderen Standpunkt, wonach die Leibeigenschaft Mitte des 19. Jahrhunderts noch lange nicht ausgeschöpft war und die Opposition gegen die Regierung sehr schwach war. Russland drohte weder eine wirtschaftliche noch eine soziale Katastrophe, aber durch die Beibehaltung der Leibeigenschaft konnte es aus den Reihen der Großmächte herausfallen.

Die Bauernreform brachte die Umgestaltung aller Aspekte des staatlichen und öffentlichen Lebens mit sich. Eine Reihe von Maßnahmen zur Umstrukturierung der Kommunalverwaltung, der Justiz, des Bildungswesens und später der Armee waren vorgesehen. Das waren wirklich große Veränderungen, vergleichbar nur mit den Reformen von Peter I.

1.2 Bauernreform

Historiker weisen darauf hin, dass im Gegensatz zu den Kommissionen von Nikolaus I., wo neutrale Personen oder Experten in der Agrarfrage vorherrschten (einschließlich Kiselev, Bibikov und andere), jetzt die Vorbereitung der Bauernfrage großen Feudalgrundbesitzern (einschließlich der Minister Panin und Muravyov, die Kiselyov und Bibikov ersetzten, und A. F. Orlov, Vorsitzender des Geheimen Komitees für Gutsbesitzerbauern), die die Ergebnisse der Reform weitgehend vorherbestimmten. Gleichzeitig weist die Historikerin L. G. Zakharova darauf hin, dass sich unter ihnen Vertreter der „liberalen Bürokratie“ (N. A. Milyutin) befanden, die sich von der moralischen Idee der Abschaffung der Leibeigenschaft leiten ließen.

Am 3. Januar 1857 wurde ein neues Geheimkomitee für Bauernangelegenheiten gegründet, das aus 11 Personen (dem ehemaligen Chef der Gendarmen A. F. Orlov, M. N. Muravyov, P. P. Gagarin usw.) am 26. Juli vom Innenminister und einem Mitglied bestand Das Komitee S. S. Lansky legte einen offiziellen Entwurf der Reform vor. Es wurde vorgeschlagen, in jeder Provinz Adelskomitees zu schaffen, die das Recht haben, ihre eigenen Änderungen an dem Entwurf vorzunehmen. Dieses Programm wurde am 20. November in einem Reskript an den Generalgouverneur von Wilna, V. I. Nazimov, legalisiert.

Das Programm der Regierung, das im Reskript von Kaiser Alexander II. vom 20. November 1857 an den Wilnaer Generalgouverneur V. I. Nazimov dargelegt wurde, sah die Zerstörung der persönlichen Abhängigkeit der Bauern vor, während das gesamte Land im Eigentum der Bauern blieb Gutsbesitzer (auch die patrimoniale Gewalt über die Bauern blieb laut Dokument bei den Gutsbesitzern); Bereitstellung einer bestimmten Menge an Land für die Bauern, für die sie Abgaben zahlen oder Frondienst leisten müssen, und im Laufe der Zeit das Recht, bäuerliche Güter (Wohngebäude und Nebengebäude) aufzukaufen. Die rechtliche Abhängigkeit wurde nicht sofort beseitigt, sondern erst nach der Übergangsfrist (10 Jahre). Laut Nazimovs Reskript sollten der Provinzmarschall des Adels, ein gewählter Vertreter des Adels aus jedem Landkreis und zwei erfahrene und maßgebliche Grundbesitzer aus derselben Provinz an der Arbeit der Provinzausschüsse teilnehmen, um die Reform zu erörtern, so Nazimovs reskriptieren. Die Generalkommission sollte aus zwei Mitgliedern jedes der Provinzkomitees ihrer Wahl, einem erfahrenen Landbesitzer aus jeder Provinz, der vom Generalgouverneur ernannt wurde, und einem Mitglied des Innenministeriums bestehen. Das Reskript wurde veröffentlicht und an alle Gouverneure des Landes geschickt.

Die Adligen begrüßten das Reskript, das Nazimov gegeben wurde, mit völligem Unverständnis. Und sie waren völlig überrascht, als ein Rundschreiben des Innenministeriums wörtlich mit folgendem Inhalt kam: „Da der St. Petersburger Adel den Wunsch geäußert hat, die Lage der Bauern zu verbessern, dürfen sie ein Komitee gründen usw. ” Der Adel wunderte sich, warum er dem Souverän und dem Minister eine solche Gelegenheit gab. Die ganze Situation nahm für den russischen Adel ein völlig phantasmagorisches Aussehen an. Tatsächlich ist die Vorgeschichte des letzten Rundschreibens wie folgt: Der Gouverneur von Woronesch, Smirin, stellte sich irgendwie dem Kaiser vor und wandte sich an S. S. Lansky, um die Worte des Souveräns über die Verbesserung der Situation der Leibeigenen zu klären und eine Ordnung zu diesem Thema zu erhalten für den Adel von Woronesch. Das Innenministerium erinnerte sofort daran, dass sich auch der St. Petersburger Adel mit einem ähnlichen Wunsch bewarb, um die genaue Position der Bauernpflichten zugunsten der Grundbesitzer herauszufinden. Dieser Appell wurde jedoch im Innenministerium fallen gelassen. Hier erinnerten sie sich sofort an ihn, entfernten ihn aus der Papiersperre und stellten ein Reskript zusammen, das an den Generalgouverneur von St. Petersburg, Graf Ignatiev, gerichtet war. Das Ergebnis war die Verteilung solcher "gequälter" und "listiger" Staatsdokumente an die Regionen zur Bildung von Komitees zur Lösung der Bauernfrage. Der Widerstand gegen das Geheimkomitee (das als Hauptkomitee reformiert wurde) war jetzt gefährlich, und der Adel war gezwungen, über Reformen zu diskutieren. Seit 1858 begannen sich Provinzkomitees in den Provinzen zu öffnen. Die erste befindet sich in der Provinz Rjasan. Der letzte befindet sich in Moskau, da sich der Moskauer Adel am meisten gegen die Reform ausgesprochen hat.

Innerhalb der Komitees begann ein Kampf um Maßnahmen und Konzessionsformen zwischen liberalen und reaktionären Grundbesitzern. Die Ausschüsse waren dem Hauptausschuss für Bauernangelegenheiten (aus dem Geheimausschuss umgewandelt) unterstellt. Die Angst vor einem gesamtrussischen Bauernaufstand zwang die Regierung, das Regierungsprogramm der Bauernreform zu ändern, dessen Entwürfe im Zusammenhang mit dem Aufstieg oder Fall der Bauernbewegung wiederholt geändert wurden.

Das neue Programm des Hauptausschusses für Bauernangelegenheiten wurde am 21. April 1858 vom Zaren genehmigt. Das Programm basierte auf den Grundsätzen des Reskripts an Nazimov. Das Programm sah die Milderung der Leibeigenschaft, aber nicht ihre Beseitigung vor. Gleichzeitig häuften sich Bauernunruhen. Die Bauern waren nicht ohne Grund besorgt über die landlose Befreiung und argumentierten, dass "der Wille allein das Brot nicht ernähren wird".

Am 4. Dezember 1858 wurde ein neues Bauernreformprogramm verabschiedet, das den Bauern die Möglichkeit gab, Landparzellen aufzukaufen und bäuerliche öffentliche Verwaltungsorgane zu schaffen. Im Gegensatz zum vorherigen war dieses Programm radikaler, und zahlreiche Bauernunruhen (zusammen mit dem Druck der Opposition) drängten die Regierung weitgehend dazu, es anzunehmen. Dieses Programm wurde von Ya I. Rostovtsev entwickelt. Die wichtigsten Bestimmungen des neuen Programms lauteten wie folgt:

Bauern persönliche Freiheit zu verschaffen

Bereitstellung von Grundstücken (zur dauerhaften Nutzung) für Bauern mit Kaufrecht (die Regierung vergibt speziell dafür ein Sonderdarlehen an Bauern)

Zustimmung zu einem Übergangszustand („dringend verpflichtet“)

Um die Projekte der Provinzkomitees zu prüfen und eine Bauernreform zu entwickeln, wurden im März 1859 Redaktionskommissionen unter dem Hauptkomitee (tatsächlich gab es nur eine Kommission) unter dem Vorsitz von Ja I. Rostovtsev eingerichtet. Tatsächlich wurde die Arbeit der Redaktionskommissionen von N. A. Milyutin geleitet. Das von den Redaktionskommissionen bis August 1859 ausgearbeitete Projekt unterschied sich von dem der Provinzkomitees vorgeschlagenen durch eine Erhöhung der Landzuteilungen und eine Senkung der Abgaben.

Ende August 1859 wurden Abgeordnete aus 21 Provinzialkomitees einberufen. Im Februar des folgenden Jahres wurden Abgeordnete aus 24 Provinzkomitees berufen. Noch konservativer gestaltete sich die „zweite Einberufung“. Er war entschlossen, die Sache der Abschaffung der Leibeigenschaft endlich zu bremsen. Ja. ” Unfähig, der Hitze der Beziehungen zwischen der Regierung und dem Adel standzuhalten, stirbt Ya. I. Rostovtsev - ein emotionaler Mensch, der sich alles zu Herzen nahm. Nach Rostovtsevs Tod übernahm V. N. Panin, ein Konservativer und Leibeigener, den Vorsitz der Redaktionskommissionen. Das liberalere Projekt erregte die Unzufriedenheit des örtlichen Adels, und 1860 wurden unter aktiver Beteiligung von Panin die Zuteilungen etwas reduziert und die Zölle erhöht. Die Redaktionskommissionen unter der Leitung von Graf VN Panin beendeten ihre Arbeit im Oktober 1860 mit der Ausarbeitung von fünf Entwürfen allgemeiner und lokaler Vorschriften über die Anordnung der Bauern; Die Sammlung aller Materialien im Allgemeinen, die von den Redaktionsausschüssen entwickelt, diskutiert und zusammengestellt wurden, umfasste 35 gedruckte Bände. Insgesamt befassten sich die Redaktionskommissionen eingehend mit 82 Entwürfen von Landesausschüssen. Bei der Beratung der Reform im Hauptausschuß für Bauernangelegenheiten im Oktober 1860 und bei ihrer Beratung im Staatsrat ab Ende Januar 1861 überwog eine konservative Haltung. Am 28. Januar 1861 hielt Kaiser Alexander II. eine Rede vor dem Staatsrat, in der er forderte, der Staatsrat solle den Fall der Freilassung der Bauern in der ersten Februarhälfte dieses Jahres abschließen, damit er bekannt gegeben werde vor Beginn der Feldarbeit. Der Kaiser erklärte entschlossen: „Ich wiederhole, und dies ist mein unabdingbarer Wille, damit diese Angelegenheit nun erledigt ist ... Jede weitere Verzögerung kann dem Staat schaden.“

Am 19. Februar 1861 unterzeichnete Kaiser Alexander II. in St. Petersburg das Manifest „Über die gnädigste Gewährung der Rechte des Staates der freien Landbevölkerung an Leibeigene“ und „Vorschriften über aus der Leibeigenschaft hervorgehende Bauern“, das aus 17 bestand Gesetzgebungsakte. Das Manifest wurde am 5. März in Moskau veröffentlicht (Art.

Art.) 1861, am Sonntag der Vergebung in Kirchen nach der Messe, in St. Petersburg, Moskau und anderen Städten. In der Mikhailovsky Manege wurde das Dekret vom Zaren persönlich dem Volk vorgelesen. An einigen abgelegenen Orten - im März desselben Jahres.

1.3 Umsetzung der Reform

Das „Manifest“ und die „Verordnungen“ wurden vom 7. März bis 10. April verkündet (in St. Petersburg und Moskau – 5. März). Aus Angst vor Unzufriedenheit der Bauern mit den Bedingungen der Reform traf die Regierung eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen (Verlegung von Truppen, Abordnung des kaiserlichen Gefolges an die Orte, Aufruf der Synode usw.). Die Bauernschaft, unzufrieden mit den versklavenden Bedingungen der Reform, reagierte darauf mit Massenunruhen. Die größten von ihnen waren die Aufstände von Bezdnensky und Kandiev.

Insgesamt wurden allein im Jahr 1861 1176 Bauernaufstände verzeichnet, während in 6 Jahren von 1855 bis 1860. es gab nur 474. Damit war die Zahl der Bauernaufstände im Jahr 1861 2,5-mal höher als der bisherige "Rekord" der zweiten Hälfte der 1850er Jahre. Anderen Quellen zufolge gab es nur von Januar bis Juni 1340 Bauernaufstände, und in 718 Fällen wurden Unruhen mit Hilfe der Armee beseitigt. Die Aufstände ließen auch 1862 nicht nach und wurden sehr grausam niedergeschlagen. In den zwei Jahren seit der Ankündigung der Reform musste die Regierung in 2.115 Dörfern militärische Gewalt anwenden. Dies gab vielen Menschen Anlass, über den Beginn der Bauernrevolution zu sprechen. Also, M. A. Bakunin war 1861-1862. überzeugt, dass der Ausbruch von Bauernaufständen unweigerlich zu einer Bauernrevolution führen wird, die, wie er schrieb, „im Wesentlichen bereits begonnen hat“. „Es besteht kein Zweifel, dass die Bauernrevolution in Russland in den 60er Jahren nicht das Ergebnis einer ängstlichen Vorstellung war, sondern eine völlig reale Möglichkeit ...“, schrieb N. A. Rozhkov und verglich ihre möglichen Folgen mit der Großen Französischen Revolution. Wie P. A. Zaionchkovsky feststellte, hatte die Regierung Befürchtungen, dass die zur Unterdrückung der Bauernaufstände eingesetzten Truppen auf die Seite der Bauern übergehen könnten.

Die Durchführung der Bauernreform begann mit der Abfassung von Urkunden, die im Wesentlichen bis Mitte 1863 abgeschlossen war. Urkunden wurden nicht mit jedem einzelnen Bauern, sondern mit der „Welt“ als Ganzes geschlossen. "Mir" war eine Gesellschaft von Bauern, die einem einzelnen Landbesitzer gehörten. Am 1. Januar 1863 weigerten sich die Bauern, etwa 60 % der Briefe zu unterschreiben. Es ist interessant, dass die Adligen auch den Bedingungen der Reform große Aufmerksamkeit schenkten, als der Bauer gezwungen war, Land zu erwerben, und es nicht kostenlos erhielt. So wurde 1862 eine Adresse für den Monarchen aus dem Adel von Tver erstellt. Darin stellten die Adligen fest, dass ein solcher Zustand "die Gesellschaft in eine hoffnungslose Situation bringt und den Tod des Staates bedroht". In dieser Ansprache wandte sich der Tverer Adel an den Souverän mit der Bitte, die Zahlung von Steuern an den Adel und an die Bauern auszudehnen - die Möglichkeit, "Menschen zur Regierung des Staates" zu wählen.

Das Problem ist, dass der Kaufpreis des Grundstücks damals viel höher war als sein Marktwert; in der Nicht-Chernozem-Zone im Durchschnitt das 2-2,5-fache (in den Jahren 1854-1855 betrug der Preis für alle Bauernländereien 544 Millionen Rubel, während das Lösegeld 867 Millionen betrug). Infolgedessen bemühten sich die Bauern in einer Reihe von Regionen um Zuteilungen, und in einigen Provinzen (Saratow, Samara, Jekaterinoslaw, Woronesch und anderen) erschien eine beträchtliche Anzahl von Bauerngeschenken.

Unter dem Einfluss des polnischen Aufstands von 1863 änderten sich die Bedingungen der Bauernreform in Litauen, Weißrussland und der Ukraine am rechten Ufer: Ein Gesetz von 1863 führte die Zwangsablösung ein; Rücknahmezahlungen um 20 % gesunken; Bauern, die von 1857 bis 1861 landlos waren, erhielten ihre Zuteilungen vollständig, zuvor landlos - teilweise.

Der Übergang der Bauern zum Lösegeld dauerte mehrere Jahrzehnte. Bis 1881 blieben 15% in vorübergehenden Beziehungen. Aber in einer Reihe von Provinzen gab es immer noch viele von ihnen (Kursk 160.000, 44%; Nischni Nowgorod 119.000, 35%; Tula 114.000, 31%; Kostroma 87.000, 31%). Der Übergang zur Rückzahlung war in den Schwarzerde-Provinzen schneller, wo freiwillige Transaktionen Vorrang vor der obligatorischen Rückzahlung hatten. Grundbesitzer, die hohe Schulden hatten, versuchten häufiger als andere, die Rückzahlung zu beschleunigen und freiwillige Geschäfte abzuschließen.

Der Übergang von der „vorübergehenden Haftung“ zur „Erlösung“ gab den Bauern nicht das Recht, ihre Parzelle zu verlassen (dh die versprochene Freiheit), sondern erhöhte die Zahlungslast erheblich. Die Landrücknahme im Rahmen der Reform von 1861 zog sich für die überwiegende Mehrheit der Bauern über 45 Jahre hin und stellte für sie eine echte Knechtschaft dar, da sie solche Summen nicht bezahlen konnten. Die Höhe der Tilgungsrückstände nahm ständig zu. So gab es 1871 acht Provinzen, in denen die Zahlungsrückstände 50 % des Gehalts überstiegen (von denen sie in fünf über 100 % lagen); 1880 gab es bereits 14 von ihnen (von denen in 10 Provinzen die Rückstände mehr als 100% betrugen, in einer von ihnen - Smolensk - 222,2%). Und 1902 belief sich der Gesamtbetrag der Rückstände bei den Rückzahlungen der Bauern auf 420% der jährlichen Zahlungen, in einigen Provinzen überstieg diese Zahl bereits 500%. Erst 1906, nachdem die Bauern im Laufe des Jahres 1905 etwa 15 % der Gutsbesitzer im Land niedergebrannt hatten, wurden die Ablösezahlungen und angehäuften Rückstände gestrichen, und die "Ablöse"-Bauern erhielten endlich die Freiheit, die ihnen vor 45 Jahren versprochen wurde.

Die Abschaffung der Leibeigenschaft betraf auch die Appanagebauern, die durch die „Verordnung vom 26. Juni 1863“ in die Kategorie der bäuerlichen Eigentümer durch Zwangsablösung nach Maßgabe der „Verordnung vom 19. Februar“ überführt wurden. Insgesamt waren ihre Einschnitte viel kleiner als die der landbesitzenden Bauern. Die durchschnittliche Größe der Zuteilung eines ehemaligen bestimmten Bauern betrug 4,8 Morgen pro Kopf. Die Rücknahme von Land durch Apanage-Bauern erfolgte zu den gleichen Bedingungen wie Leibeigene (dh mit einer Kapitalisierung von 6% der Quitrent). Im Gegensatz zu den Großgrundbesitzern, die nach 20 Jahren zur Ablösung überführt wurden, wurden die spezifischen Bauern nach 2 Jahren zur Ablösung überführt.

Mit dem Gesetz vom 24. November 1866 begann die Reform der Staatsbauern. Sie behielten alle Ländereien, die in ihrer Nutzung waren. Nach dem Gesetz vom 12. Juni 1886 wurden die Staatsbauern zur Ablösung überführt. Auf eigenen Wunsch konnte der Bauer entweder weiterhin Abgaben an den Staat zahlen oder mit ihm einen Abfindungsvertrag abschließen. Die durchschnittliche Größe der Zuteilung eines Staatsbauern betrug 5,9 Morgen.

In Bezug auf die Staatsbauern gab es keine Kürzungen oder überteuerten Preise - wie D. Blum betont, waren die Ablösezahlungen für einen Zehnten im Durchschnitt 2-2,5-mal niedriger als für Leibeigene, daher entsprachen sie im Allgemeinen den Marktpreisen für Land. Zuvor hatte jedoch der Minister für Staatseigentum, ein Großgrundbesitzer M. Muravyov, bei der Ausarbeitung dieses Gesetzes einen Plan ausgeheckt, um den Staatsbauern einen Teil ihres Landes wegzunehmen und die Bedingungen für die Rückzahlung zu verschlechtern, ähnlich wie in Bezug auf Leibeigene. Vielleicht waren sein Rücktritt im Jahr 1862 und die Weigerung, die Rückzahlungsbedingungen für Staatsbauern zu verschlechtern, mit dem Beginn des Jahres 1861-1862 verbunden. „Bauernrevolution“.

Die Bauernreform von 1861 führte zur Abschaffung der Leibeigenschaft in den nationalen Randbezirken des Russischen Reiches. Am 13. Oktober 1864 wurde ein Dekret über die Abschaffung der Leibeigenschaft in der Provinz Tiflis erlassen, ein Jahr später wurde es mit einigen Änderungen auf die Provinz Kutaisi und 1866 auf Megrelia ausgedehnt. In Abchasien wurde die Leibeigenschaft 1870 abgeschafft, in Swanetien - 1871. Die Bedingungen der Reform bewahrten hier die Überreste der Leibeigenschaft in noch größerem Maße als nach den "Bestimmungen vom 19. Februar". In Armenien und Aserbaidschan wurde die Bauernreform 1870-1883 durchgeführt. und war nicht weniger versklavend als in Georgia. In Bessarabien bestand der Großteil der bäuerlichen Bevölkerung aus rechtsfreien, landlosen Bauern - den Zaranen, denen nach den "Bestimmungen vom 14. Juli 1868" Land zur dauerhaften Nutzung für den Dienst zur Verfügung gestellt wurde. Die Einlösung dieser Grundstücke erfolgte mit einigen Abweichungen auf der Grundlage der „Einlösungsordnung“ vom 19. Februar 1861.

Die Bauernreform von 1861 markierte den Beginn des Prozesses der raschen Verarmung der Bauern. Die durchschnittliche Bauernpacht in Russland in der Zeit von 1860 bis 1880 sank von 4,8 auf 3,5 Morgen (fast 30%), viele ruinierte Bauern, Landproletarier, die von Gelegenheitsjobs lebten, tauchten auf - ein Phänomen, das Mitte des 19. Jahrhunderts praktisch verschwand Jahrhundert

1.4 Hauptbestimmung der Reform

Das Hauptgesetz – „Allgemeine Vorschriften über die aus der Leibeigenschaft hervorgegangenen Bauern“ – enthielt die wichtigsten Bedingungen für die Bauernreform:

· Bauern galten nicht mehr als Leibeigene, sondern galten als „vorübergehend haftbar“; Die Bauern erhielten die Rechte "freier Landbewohner", das heißt volle bürgerliche Rechtsfähigkeit in allem, was nicht ihre besonderen Standesrechte und -pflichten betraf - Mitgliedschaft in einer ländlichen Gesellschaft und Besitz von Schrebergarten.

· Bauernhäuser, Gebäude, alle beweglichen Sachen der Bauern wurden als ihr persönliches Eigentum anerkannt.

· Die Bauern erhielten eine gewählte Selbstverwaltung, die niedrigste (ökonomische) Einheit der Selbstverwaltung war die Landgesellschaft, die höchste (administrative) Einheit war die Volost.

· Die Gutsbesitzer blieben Eigentümer aller Ländereien, die sie besaßen, aber sie waren verpflichtet, den Bauern eine "Gutssiedlung" (angrenzende Parzelle) und Ackerparzellen zur Nutzung durch die Bauern zur Verfügung zu stellen; Die Ländereien der Ackerparzellen wurden den Bauern nicht persönlich zur Verfügung gestellt, sondern zur kollektiven Nutzung durch die Landgemeinden, die sie nach Belieben unter den Bauernhöfen verteilen konnten. Die Mindestgröße eines Bauernschrebergartens für jeden Ort wurde gesetzlich festgelegt.

· Für die Nutzung von Schrebergarten mussten die Bauern Frondienst leisten oder Abgaben zahlen und hatten 49 Jahre lang kein Weigerungsrecht.

· Größe der Ackerzuteilung und Zölle mussten in Urkunden festgelegt werden, die von den Gutsbesitzern für jeden Besitz erstellt und von gütlichen Vermittlern überprüft wurden.

Den Landgemeinden wurde das Recht eingeräumt, das Gut und nach Vereinbarung mit dem Grundeigentümer das Ackerland aufzukaufen, wonach alle Verpflichtungen der Bauern gegenüber dem Grundeigentümer erloschen waren; Die Bauern, die die Zuteilung einlösten, wurden "Bauernbesitzer" genannt. Die Bauern konnten das Einlösungsrecht auch verweigern und erhielten vom Grundherrn kostenlos eine Zuteilung in Höhe eines Viertels der Zuteilung, auf deren Einlösung sie Anspruch hatten; mit der Zustiftung einer freien Zuteilung erlosch auch der vorläufig verpflichtete Staat.

· Der Staat gewährte den Vermietern zu Vorzugsbedingungen finanzielle Garantien für den Erhalt von Rückzahlungen (Kaufgeschäft) und akzeptierte deren Zahlung; Bauern mussten Ablösezahlungen an den Staat leisten.

1.5 Zuteilungsgröße

Gemäß der Reform wurden die Höchst- und Mindestgrößen der Bauernparzellen festgelegt. Die Zuteilungen konnten durch besondere Vereinbarungen zwischen Bauern und Gutsbesitzern sowie bei Erhalt einer Spende reduziert werden. Wenn die Bauern kleinere Parzellen in Gebrauch hatten, war der Grundbesitzer verpflichtet, entweder das fehlende Land von der Mindestgröße zu kürzen (die sogenannten "Kürzungen") oder die Zölle zu senken. Das Beschneiden fand nur statt, wenn dem Landbesitzer mindestens ein Drittel (in den Steppenzonen - die Hälfte) des Landes blieb. Für das höchste Duschkontingent wurde eine Kündigungsrente von 8 bis 12 Rubel festgesetzt. pro Jahr oder Frondienst - 40 Männer- und 30 Frauenarbeitstage pro Jahr. Wenn die Zuteilung größer als die höchste war, schnitt der Landbesitzer das „zusätzliche“ Land zu seinen Gunsten ab. Wenn die Zuteilung kleiner als die höchste war, sanken die Zölle, aber nicht proportional.

Infolgedessen betrug die durchschnittliche Größe der Bauernparzellen in der Zeit nach der Reform 3,3 Morgen pro Kopf, was weniger war als vor der Reform. In den Schwarzerdeprovinzen schnitten die Landbesitzer den Bauern ein Fünftel ihres Landes ab. Die Bauern des Wolgagebiets erlitten die größten Verluste. Neben Kürzungen waren andere Instrumente der Verletzung der Rechte der Bauern die Umsiedlung auf unfruchtbares Land, die Entziehung von Weiden, Wäldern, Stauseen, Pferdekoppeln und anderen für jeden Bauern notwendigen Ländereien. Schwierigkeiten für die Bauern wurden auch durch das gestreifte Land dargestellt, das die Bauern zwang, Land von den Grundbesitzern zu pachten, das wie Keile in die Bauernparzellen eindrang.

1.6 Pflichten der zeitweilig haftenden Bauern

Die Bauern befanden sich bis zum Abschluß eines Ablösegeschäftes in einem vorübergehend verpflichteten Zustand. Der Zeitraum dieses Zustands wurde zunächst nicht angegeben. Am 28. Dezember 1881 wurde er durch das Dekret von Alexander III. „Über die Rückzahlung von Zuteilungen durch die Bauern in den Provinzen, die noch in Zwangsbeziehungen zu den Gutsbesitzern stehen, bestehend aus großrussischen und kleinrussischen Ortsposten am 19. Februar 1861“. endlich etabliert. Dem Erlass zufolge wurden alle vorläufig haftenden Bauern ab dem 1. Januar 1883 zur Ablösung überstellt. Eine ähnliche Situation fand nur in den zentralen Regionen des Reiches statt. Am Stadtrand blieb der vorübergehende Zwangszustand der Bauern bis 1912-1913 bestehen.

Unter einem vorübergehend verpflichteten Staat mussten die Bauern Abgaben für die Landnutzung oder Fronarbeit zahlen. Die Höhe der Kündigungsrente für eine volle Zuteilung betrug 8-12 Rubel pro Jahr. Die Rentabilität der Zuteilung und die Höhe der Kündigungsrente standen in keinem Zusammenhang. Die höchsten Abgaben (12 Rubel pro Jahr) zahlten die Bauern der Provinz St. Petersburg, deren Ländereien äußerst unfruchtbar waren. Im Gegenteil, in den Schwarzerdeprovinzen war die Höhe der Abgaben viel geringer.

Ein weiteres Laster des Quitrent war seine Abstufung, wenn der erste Zehnte des Landes höher bewertet wurde als der Rest. Zum Beispiel zahlte der Bauer in Nicht-Chernozem-Ländern mit einer vollen Zuteilung von 4 Zehnten und einer Kündigungsrente von 10 Rubel 5 Rubel für den ersten Zehnten, was 50% der Kündigungsrente entsprach (für die letzten beiden Zehnten zahlte der Bauer 12,5 % der gesamten Kündigungsrente). Dies zwang die Bauern, Land zu kaufen, und gab den Grundbesitzern die Möglichkeit, unfruchtbares Land gewinnbringend zu verkaufen.

Alle Männer im Alter von 18 bis 55 und alle Frauen im Alter von 17 bis 50 mussten Frondienst leisten. Im Gegensatz zur früheren Fron war die Fron nach der Reform begrenzter und stromlinienförmiger. Für eine volle Zuteilung sollte ein Bauer nicht mehr als 40 Männer- und 30 Frauentage am Frondienst arbeiten.

Kapitel 2

2.1 Stadtreform

1862 begannen die Arbeiten zur Vorbereitung der Reform. 509 Kommissionen wurden in Provinz- und Kreisstädten eingerichtet, um Vorschläge zu erarbeiten. Aber die von vielen vorgeschlagene Neuerung über die Ausgabe von Stimmrechten an alle Stände passte der Regierung nicht, was die Reform in vielerlei Hinsicht behinderte.

Auf der Grundlage einer Zusammenfassung der von den Kommissionen entwickelten Materialien erstellte das Innenministerium unter der Leitung von Pjotr ​​Alexandrowitsch Valuev 1864 die „Stadtordnung“. Die Verordnung wurde dem Staatsrat übermittelt, wo sie für weitere zwei Jahre ruhte. Als es keine andere Wahl gab, musste Alexander II. das Prinzip der "Allerbschaft" akzeptieren, und am 16. Juni 1870 wurde das geänderte Gesetz verabschiedet. Es markierte den Beginn der zweiten Reform der kommunalen Selbstverwaltung.

2.2 Öffentliche Verwaltung der Stadt

Artikel 2 der „Stadtverordnung“ führte die öffentlichen Stadtverwaltungen ein, die für wirtschaftliche Angelegenheiten zuständig waren: die äußere Verbesserung der Stadt, die Lebensmittelversorgung, den Brandschutz, den Bau von Jachthäfen, Börsen und Kreditinstituten usw.

Artikel 15 proklamierte, dass die Institutionen der städtischen Selbstverwaltung die städtische Wahlversammlung, die Duma und die Stadtregierung bedeuteten.

Die Hauptfunktion der Wahlversammlung war die Wahl der Vokale zur Stadtduma alle 4 Jahre.

Die Duma wurde für 4 Jahre gewählt, und gemäß Artikel 35 konnte jeder, der über ein Stimmrecht verfügt, Mitglied werden, mit der Ausnahme, dass die Zahl der Nichtchristen 1/3 der Gesamtzahl der Vokale nicht überschreiten sollte. Der Stadtchef leitete die Duma (er konnte kein Jude sein).

Die Hauptaufgaben der Duma waren „Ernennung gewählter Beamter und Angelegenheiten der sozialen Organisation“, „Ernennung von Unterhaltszahlungen an Beamte der öffentlichen Verwaltung der Stadt und Festsetzung ihrer Höhe“, „Errichtung, Erhöhung und Senkung der städtischen Gebühren und Steuern“ und andere. Die Kosten für die Aufrechterhaltung der Duma gingen zu Lasten des Gouverneurs. Duma-Sitzungen könnten "nach Ermessen des Bürgermeisters", auf Antrag des Gouverneurs oder auf Antrag von mindestens einem Fünftel der Anzahl der Vokale angesetzt werden.

Die Stadtregierung wurde von der Stadtduma für 4 Jahre gewählt, ihre Funktionen waren:

„Direkte Leitung der Angelegenheiten der städtischen Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung“

Sammeln der notwendigen Informationen für den Gedanken

· Erstellung von Stadtbudgets

Erhebung und Verbrauch von Stadtgebühren, ein Bericht vor dem Gedanken an ihre Aktivitäten

2.3 Duma-Wahlen

In 509 Städten Russlands wurden Dumas eingeführt - nicht-staatliche Organe der städtischen Selbstverwaltung. Sie wurden alle 4 Jahre von Steuerzahlern gewählt, die über eine bestimmte Eigentumsqualifikation verfügten. Je nach Höhe der gezahlten Steuer wurden die Wähler in drei Wahlversammlungen eingeteilt. Die Wahlvoraussetzungen waren wie folgt:

Er musste ein Untertan des Russischen Reiches sein

Über 25 Jahre alt sein

・Eigentumseigentum

Keine Steuerrückstände

Der Wähler darf nicht vor Gericht gestellt, seines Amtes enthoben oder untersucht werden. Gemäß Artikel 24 der "Stadtordnung" wurde eine Liste der Wähler erstellt, sortiert nach den für das Jahr gezahlten Steuern. Die erste Wählergruppe (Versammlung, Kategorie) umfasste diejenigen, die ein Drittel der gesamten Steuereinnahmen zahlten, die zweite – diejenigen, die auch ein Drittel zahlten, und die dritte – alle anderen Wähler. Die zusammengestellte Liste nach Kategorien wurde dem Stadtrat zur Genehmigung vorgelegt. Der Stadtvorsteher wurde vom Gouverneur (in großen Städten - vom Innenminister) aus den Vokalen gewählt. Die Abstimmung war geheim.

Die Reform von 1870 diente als Impuls für die kommerzielle und industrielle Entwicklung der Städte, sie festigte das System der städtischen öffentlichen Verwaltung. Eines der Ergebnisse der Reformen von Alexander II. war die Einbeziehung der Gesellschaft in das zivile Leben. Der Grundstein für eine neue russische politische Kultur wurde gelegt.

Aber nach der Reform der städtischen Selbstverwaltung standen die Provinzstädte vor einem neuen Problem - laut Gesetz wurde ein Teil der Einnahmen für die Aufrechterhaltung von Regierungsbehörden, der Polizei und anderen staatlichen Strukturen verwendet. Aus diesem Grund hatten sie einige Schwierigkeiten bei der Lösung städtischer Probleme.

2.4 Semstwo-Reform

Das Zemstvo-Reformprojekt wurde seit 1859 von einer Kommission des Innenministeriums (Vorsitzender N. A. Milyutin, seit 1861 - P. A. Valuev) entwickelt. Die Reformer versuchten, das System der bürokratischen Verwaltung in regionalen Institutionen zu ersetzen, in denen das regionale Leben durch Anweisungen der Mitte geregelt wurde, was zu fehlerhaften und verspäteten Entscheidungen führte. Das Hauptargument für die Reform war die Überzeugung, dass nur die ständigen Einwohner der Region die örtlichen Gegebenheiten gut kannten und die entsandten Beamten das im Zentrum erhaltene Programm genau umsetzten, ohne die örtlichen Besonderheiten zu berücksichtigen. Die "Regulations" von 1864 spiegelten die unterschiedlichen Interessen adliger Gruppen wider.

Im Zuge der Reform wurden Provinzial- und Distrikt-Semstwo-Versammlungen und Semstwo-Räte geschaffen - beide wurden ohne Stände gewählt. Die Wähler wurden in 3 Kurien eingeteilt: Kreisgrundbesitzer, Stadtwähler und aus ländlichen Gesellschaften gewählte. Das Recht, an den Wahlen zur 1. Kurie teilzunehmen, hatten Eigentümer von mindestens 200 Hektar Land, Eigentümer von Industrie-, Handelsunternehmen oder anderen Immobilien im Wert von mindestens 15.000 Rubel. oder ein Einkommen von mindestens 6.000 Rubel erzielen. pro Jahr, sowie autorisiert von Grundbesitzern, Vereinen und Institutionen, die mindestens 1/20 der Qualifikation der 1. Kurie besaßen. Die Wähler der Stadtkurie waren Personen mit Kaufmannszertifikaten, Eigentümer von Unternehmen oder Gewerbebetrieben mit einem Jahresumsatz von mindestens 6.000 Rubel sowie Eigentümer von unbeweglichem Vermögen in Höhe von 500 Rubel oder mehr. (in kleinen Städten) bis zu 3 Tausend Rubel. (in größeren Städten). Die Wahlen in der Bauernkurie waren mehrstufig: Die ländlichen Gesellschaften wählten Vertreter zu den Wolostversammlungen, diese gewählten Wähler und die letzteren wählten die Vertreter zur Kreisversammlung der Zemstwo.

Provinz- und Distrikt-Zemstvo-Räte bestanden aus 6 Personen, die von Zemstvo-Versammlungen ernannt wurden. Sitzungen wurden einmal im Jahr einberufen, aber in Notsituationen konnten sie öfter zusammentreten. Die Räte arbeiteten dauerhaft. Die Versammlungen erteilten Befehle und kontrollierten ihre Ausführung, und die Räte waren tatsächlich an der Ausführung von Beschlüssen beteiligt. Semstwo-Versammlungen können mit lokalen Parlamenten und Räte mit Regierungen verglichen werden. Führer des Adels waren Vorsitzende von Provinzial- und Distriktkongressen.

Den Semstwo-Versammlungen und -Räten wurde das Recht als Institutionen entzogen, miteinander zu kommunizieren, sie hatten keine Zwangsgewalt, da die Polizei ihnen nicht gehorchte; Ihre Aktivitäten wurden vom Gouverneur und dem Innenminister kontrolliert, die das Recht hatten, die Ausführung jeder Entscheidung der Semstwo-Versammlung auszusetzen.

Die Versammlungen und Räte der Zemstvo waren für lokale Wirtschaftsangelegenheiten zuständig: die Aufrechterhaltung der Kommunikationsleitungen; Bau und Instandhaltung von Schulen und Krankenhäusern; Einstellung von Ärzten und Sanitätern; die Organisation von Kursen zur Bildung der Bevölkerung und die Organisation der Sanitäreinheiten in Städten und Dörfern; „Sorge“ für die Entwicklung des örtlichen Gewerbes und der Industrie, die Versorgung mit Volksnahrung (Einrichtung von Getreidelagern, Saatgutdepots); Sorge um Viehzucht und Geflügelzucht; Erhebung von Steuern für den örtlichen Bedarf usw. Bauernreform Justizcharta

Die Semstwo-Reform wurde nicht überall und nicht gleichzeitig durchgeführt. Bis Ende der 1870er Jahre wurden Zemstvos in 34 Provinzen des europäischen Russlands, in Bessarabien und in der Region der Don-Armee (wo sie 1882 liquidiert wurden) eingeführt. Später tauchten Zemstvo-Leichen am Stadtrand auf: in den Provinzen Stavropol, Astrachan und Orenburg. Viele nationale und andere Regionen des Russischen Reiches hatten keine Zemstvos. Das Gesetz über Zemstvos in den westlichen Provinzen wurde erst 1911 verabschiedet.

Die Zemstvo-Reform trug zur Entwicklung der lokalen Initiative, Wirtschaft und Kultur bei. Während der Zeit der Gegenreformen wurden viele Errungenschaften der Zemstwo-Reform durch die Zemstwo-Verordnung von 1890 beschnitten.

Kapitel 3 Justizreform

3.1 Vorbereitung und Umsetzung der Justizreform

Die Aktivitäten von Graf D. N. Bludova.

Ein bedeutender Würdenträger, Graf D. N. Bludov, ergriff seit Mitte der 1840er Jahre Initiativen zur Verbesserung des Justizsystems. 1844 legte er Nikolaus I. eine ausführliche Notiz vor, in der er bedeutende Änderungen in den Gerichtsverfahren vorschlug. Obwohl Nikolaus I. wiederholt seine Unzufriedenheit mit der Arbeit der Gerichte zum Ausdruck brachte, war er nicht zu Reformen bereit. Die gesetzgeberische Arbeit des Grafen Bludov in seiner Regierungszeit war schleppend und nicht schlüssig. Nach dem Beitritt von Alexander II. Im Jahr 1858 wurde Bludov, damals Leiter der II. Abteilung des Eigenen E.I.V. Amt, reichte seine Note erneut ein und fand Unterstützung beim Kaiser. Die Abteilung II wurde beauftragt, Vorschläge zur Verbesserung des Justizwesens zu erarbeiten und dem Staatsrat vorzulegen. In den Jahren 1857-1860 wurden dem Staatsrat 14 Gesetzentwürfe zur Prüfung vorgelegt, die der Justiz, der Organisation der Rechtsanwaltskammer und der Verbesserung des Straf- und Zivilprozesses gewidmet waren; Viele von ihnen waren die Entwicklung von Ideen vor 10-20 Jahren.

Die Vorschläge des Grafen Bludov stellten sich als Zwischenstufe zwischen der alten Gesetzgebung und den 1864 verabschiedeten neuen Gerichtsgesetzen heraus. Einerseits sahen die Vorschläge eine transparente und teilweise mündliche Verfahrensführung, ein breites Recht auf Rechtsschutz und die Schaffung einer professionellen Interessenvertretung vor. Aber der Prozess selbst sah keinen kontradiktorischen Prozess vor – die Parteien konnten nur einmal erklären, dass sie mit dem vom Gericht geprüften Bericht nicht einverstanden waren; Überprüfung der Ermittlungen im Strafgericht war nicht vorgesehen. Die bestehende Justiz blieb weitgehend erhalten; Es wurde vorgeschlagen, die meisten Richter auf Provinz- und Bezirksebene weiterhin nach dem Adel zu wählen, jedoch mit der Einführung eines Bildungs- oder Berufsabschlusses. Das Klassengericht der Magistrate und Rathäuser wurde abgeschafft. Ein Schwurgerichtsverfahren war nicht vorgesehen. Es wurde vorgeschlagen, das Zemsky-Gericht (Polizeieinrichtung), das sich mit Bagatelldelikten befasste, durch ein unabhängiges Weltgericht zu ersetzen, das aus der Bevölkerung gewählt wird. Im förmlich öffentlichen Verfahren mussten die Parteien nach wie vor alle Erklärungen schriftlich abgeben, und die formale Beweisabstufung, die von Misstrauen gegenüber den Richtern durchdrungen war, blieb bestehen. Ein wesentlicher Nachteil von Bludovs Vorschlägen war ihre Fragmentierung und mangelnde Komplexität. Dies lag an der Geschichte der Gesetzentwürfe: Zunächst glaubte Graf Bludov, dass es ausreiche, die Gesetzgebung durch einige private Änderungen zu verbessern; im laufe seiner arbeit wurde er immer mehr von der notwendigkeit einer vollständigen ersetzung des gerichtlichen verfahrens und der grundsätze des gerichtlichen verfahrens überzeugt. Die gesetzgebenden Werke, die als Sammlung zusammenhangloser Gesetze begannen, wurden jedoch nicht zu einem einzigen Ganzen. Als die Rechnungen dem Staatsrat vorgelegt wurden, war Bludov bereits alt (er wurde 1785 geboren) und war sich nicht sicher, ob er seine Arbeit beenden könnte. Zu Beginn des Jahres 1861 fanden die Pläne für eine Justizreform in der Form, in der sie unter der Führung von D. N. Bludov entstanden waren, keine breite Unterstützung im Staatsrat, der Justizminister, Graf V. N. Panin, war gegen Änderungen; die Zukunft der Rechnungen schien ungewiss.

Eine der von Bludov entworfenen Reformen konnte in die Praxis umgesetzt werden. Im Juli 1860 wurde die Untersuchung der Zuständigkeit der Polizei entzogen und eine den Kammern des Strafgerichtshofs unterstellte besondere Einrichtung der Justizfahndung geschaffen.

3 .2 Vorarbeiten der Staatskanzlei

Die Prüfung von Gesetzentwürfen im Staatsrat (in den Vereinigten Rechts- und Zivilabteilungen) führte zu einem unerwarteten Ergebnis: Der Staatsrat schlug vor, dass es nicht ratsam sei, die Gesetzentwürfe weiter zu prüfen und durch Änderungen und Ergänzungen zu handeln, sondern stattdessen eine zu erstellen einheitliches Konzept der vorgeschlagenen Justizreform zu erörtern, zu erörtern und zu genehmigen und dann die Justizgesetze neu zu entwickeln. Im Oktober 1861 bat Alexander II. den Staatsrat um einen Bericht über den Stand der Justizreform; eine ausführliche Stellungnahme der Abteilungen, verfasst von I.d. Staatssekretär S. I. Zarudny, wurde bald dem Kaiser von Staatssekretär V. P. Butkov gemeldet. Alexander II. stimmte der Meinung des Staatsrates voll und ganz zu, und am 23. Oktober 1861 wurden die Vereinigten Abteilungen vom Oberkommando angewiesen, „eine allgemeine Notiz über alles zu erstellen, was als mit den wichtigsten Grundprinzipien zusammenhängend erkannt werden kann von Voraussetzungen für die Organisation der Justiz im Reich » , mit der direkten Zuordnung dieser Arbeit zu den Reihen der Staatskanzlei. Dies war ein Wendepunkt in der Geschichte der Justizreform. -- Bludovs Projekte wurden tatsächlich verworfen, und der Fall wurde in die Hände einer reformistischen Gruppe von Staatsmännern übertragen

Die Staatskanzlei bildete eine Gruppe, die für die Erarbeitung des Konzepts verantwortlich war, darunter I.D. Die Staatssekretäre S. I. Zarudny und N. I. Stoyanovskiy, die stellvertretenden Staatssekretäre P. N. Danevsky und D. P. Shubin, der Generalstaatsanwalt des Senats N. A. Butskovsky, der stellvertretende Generalstaatsanwalt des Senats K. P. Pobedonostsev, der Moskauer Provinzstaatsanwalt D. A. Rovinsky, die Beamten der Staatskanzlei A. P. Vilinbakhov und A. M. Plavsky. Bludov galt formell weiterhin als Leiter der Arbeit, verlor aber in Wirklichkeit jeglichen Einfluss. Die Auswahl der Mitarbeiter war erfolgreich. Die an der Arbeit beteiligten Beamten waren relativ junge, energische, gut ausgebildete Leute, die an der übertragenen Arbeit interessiert waren und eine reformistische Einstellung hatten. Der Anführer, die „Seele des Falls“, war S. I. Zarudny, den die Teilnehmer der Veranstaltungen als die Person anerkannten, die den größten Beitrag zur Schaffung neuer Gerichtschartas geleistet hat. Zarudny, der vier Fremdsprachen beherrschte, war ein guter Kenner der modernen europäischen Gesetzgebung.

Die Staatskanzlei arbeitete schnell, und im Januar-März 1862 wurden „Betrachtungen“ ausgearbeitet, ein umfangreicher Vorentwurf zur Justizreform, der Fragen der Justiz, der Zivil- und der Strafjustiz umfasste. Am 9. April 1862 ordnete Alexander II. an, dass die "Considerations" den United Departments of Laws und dem Civil Council of State zur Prüfung vorgelegt werden. Nachdem die Vereinigten Abteilungen dem Fall 16 Sitzungen gewidmet hatten, erließen sie eine umfangreiche Entscheidung (das Entscheidungsprotokoll umfasst 370 Seiten), die im Allgemeinen die Zustimmung und Weiterentwicklung der vorgeschlagenen Reform darstellt. Konservative Staatsratsmitglieder, die sich mit zahlreichen Einwänden äußerten (Graf V. N. Panin, A. S. Norov, Prinz Peter von Oldenburg), fanden sich stets in der Minderheit. Die Entscheidung der Vereinigten Abteilungen wurde dann in 3 Sitzungen von der Generalversammlung des Staatsrates geprüft und Alexander II. vorgelegt. Am 4. September 1862 ordnete der Kaiser an, mit der Ausarbeitung neuer Gerichtsgesetze zu beginnen, und setzte eine Frist für den Abschluss der Arbeiten auf den 15. Januar 1863; Am 29. September billigte der Kaiser die „Grundlegenden Bestimmungen für die Umgestaltung der Justiz in Russland“ (gekürzter Entwurf) und ordnete die Veröffentlichung dieses Dokuments an. Im Oktober 1862 wurde D. N. Zamyatnin, ein aktiver Befürworter der Justizreform, zum Justizminister ernannt, durch dessen Bemühungen eine gewisse Humanisierung des materiellen Rechts eingeleitet wurde: Im April 1863 wurden die grausamsten Arten der körperlichen Züchtigung abgeschafft.

3 .3 Entwicklung und Annahme neuer Gerichtsgesetze

Der Staatsrat bildete eine Kommission zur Ausarbeitung neuer Justizstatuten, der alle Personen angehörten, die zuvor an Gesetzentwürfen mitgearbeitet hatten. Staatssekretär V. P. Butkov leitete die Kommission und in seiner Abwesenheit - A. M. Plavsky. Die Kommission war in drei Abteilungen unterteilt, die Justizabteilung wurde von A. M. Plavsky geleitet, die Abteilung für Strafverfahren - N. A. Butskovsky, die Abteilung für Ziviljustiz - S. I. Zarudny. Insgesamt umfasste die Kommission 34 Personen. Die Entwicklung der Gesetzgebung über Gerichtsverfahren vor den Amtsgerichten wurde von der II. Abteilung des Eigenen E.I.V. Sekretariat.

Im Dezember 1864 schloss die Kommission ihre Arbeit ab und reichte den United Departments Rechnungen ein. Das neue Justizstatut bestand aus vier Grundgesetzen: der Errichtung von Gerichtsstätten, der Strafprozessordnung, der Zivilprozessordnung, dem Gesetz über die von den Friedensrichtern verhängten Strafen und wurde von einer Reihe von technischen Vorschriften zur Definition begleitet Personal der Justizbehörden und Übergangsbestimmungen im Prozess ihrer Einführung. Im März-Juli 1864 wurden die Rechnungen von den Vereinigten Abteilungen geprüft, die sie praktisch ohne Meinungsverschiedenheiten genehmigten, und im September-Oktober von der Generalversammlung des Staatsrates. Am 20. November 1864 genehmigte Alexander II. die neuen Justizurkunden. Das kaiserliche Dekret erklärte gegenüber dem Senat: „Nachdem wir diese Projekte geprüft haben, stellen wir fest, dass sie voll und ganz mit Unserem Wunsch übereinstimmen, in Russland ein schnelles, gerechtes, barmherziges und gleiches Gericht für alle Unsere Untertanen zu genehmigen, um die Justiz zu erheben Es ist eine angemessene Unabhängigkeit und billigt es im Allgemeinen unter Unserem Volk, dass das Gesetz respektiert wird, ohne das das öffentliche Wohl unmöglich ist.

3 .4 Einführung von Gerichtsgesetzen

Bei der Verabschiedung der Justizstatuten sprach sich der Staatsrat dafür aus, diese innerhalb von 4 Jahren auf das gesamte Reich auszudehnen. In Wirklichkeit zog sich der Prozess über 25 Jahre hin, und als die Chartas an vielen Orten eingeführt wurden, wurden erhebliche Abweichungen von ihren ursprünglichen Ideen vorgenommen.

Die ersten neuen Gerichte wurden 1866 in den Provinzen St. Petersburg, Nowgorod, Pskow, Moskau, Wladimir, Kaluga, Rjasan, Twer, Tula und Jaroslawl eröffnet. Die Eröffnung der ersten Gerichte in den Hauptstädten im April 1866 wurde von einer feierlichen Zeremonie begleitet, an der der Justizminister D. N. Zamyatnin, zahlreiche Ehrengäste und ausländische Diplomaten teilnahmen. 1868 wurde das neue Justizsystem vollständig auf die Provinzen Charkow, Kursk, Orel und Woronesch, auf die transkaukasische Region (Provinzen Stavropol, Tiflis, Baku, Kutaisi, Erivan, Elisavetpol) und 1869 auf Bessarabien, Jekaterinoslaw, Nischni Nowgorod ausgedehnt , Provinzen Poltawa, Taurida und Cherson In den Jahren 1870-1871 wurden in den Gouvernements Kasan, Simbirsk, Samara, Saratow, Penza, Tambow, Smolensk und Kostroma in der Don-Armeeregion vollständig neue Gerichte eingeführt. 1871 wurden in der Provinz Perm und in einem Teil der Provinz Wologda Justizinstitutionen eingeführt. 1873 wurden neue Justizinstitutionen in den Gouvernements Tschernigow und Wjatka und 1876 in allen 10 Privislenskie-Provinzen (Königreich Polen) eingeführt. 1878 sollten in 9 Provinzen des Westterritoriums neue Justizinstitutionen eingeführt werden, der Prozess wurde jedoch aufgrund des russisch-türkischen Krieges gestoppt; 1880 wurde die Reform nur in den Provinzen Kiew, Podolsk und Wolyn durchgeführt. 1879 wurden die neuen Justizstatuten, ebenfalls mit Ausnahmen, auf die Regionen Batumi und Kars ausgedehnt. So wurden in den ersten 14 Jahren die neuen Justizstatuten ganz oder teilweise auf 54 Provinzen und Regionen ausgeweitet.

1883 wurden im Nordwestgebiet (Provinzen Wilna, Kowno, Grodno, Minsk, Mogilev und Witebsk) neue Justizinstitutionen eingeführt, wonach der Prozess der Einführung eines neuen Gerichts ausgesetzt und erst nach 7 Jahren wieder aufgenommen wurde. 1890 wurden in den baltischen Provinzen (Provinzen Livland, Kurland und Estland) neue Justizinstitutionen mit erheblichen Änderungen eingeführt. 1894 wurden die Gerichtschartas in den Gouvernements Olonezk, Orenburg, Ufa und Astrachan vollständig eingeführt. So wurden unter Alexander III. die Gerichtsurkunden auf weitere 13 Provinzen ausgedehnt.

1896 wurden neue Gerichte in der Provinz Archangelsk und 1897 (mit erheblichen Änderungen) in Sibirien (Provinzen Irkutsk, Jenissei, Tobolsk und Tomsk, Regionen Transbaikal, Jakutsk, Amur, Kamtschatka, Primorsky und Sachalin) eröffnet. 1899 wurden, ebenfalls mit erheblichen Abweichungen, die Gerichtsurkunden in Zentralasien und im nördlichen Teil der Provinz Wologda eingeführt, womit der Verteilungsprozess der Gerichtsurkunden von 1864 vollständig abgeschlossen war.

Bei der Eröffnung neuer Gerichte musste das Justizministerium ein schwieriges Personalproblem lösen: An die reformierten Gerichte mussten Personen mit juristischer Ausbildung, juristischer Erfahrung und einwandfreiem Ruf berufen werden. Die ersten Justizminister nach der Reform, D.N. Zamyatnin und Graf K.N. Im Allgemeinen war das neue Justizsystem im ersten Jahrzehnt mit dem besten Personal besetzt, das aus den Provinzen mit den alten Gerichten versetzt wurde, und dann tauchten bereits Anwälte mit ausreichender Erfahrung auf, die aus Kandidaten für Richterämter hervorgingen Gerichte. Die Personalpolitik des Ministeriums erwies sich als äußerst erfolgreich, die neue Justiz zeichnete sich vom ersten Tag an durch Kompetenz, Engagement und Ehrlichkeit aus.

Gleichzeitig mit dem Beginn der schrittweisen Eröffnung neuer Gerichte wurden an den verbleibenden alten Gerichten begrenzte Reformen durchgeführt, die den früheren Vorschlägen von D. N. Bludov ähnelten. Im Oktober 1865 wurden die Provisorischen Regeln verabschiedet, die das Amtsgeheimnis abschafften, den Angeklagten das Recht einräumten, bei der Vorlage ihrer Fälle vor Gericht anwesend zu sein und Einwände zu erheben, den Gouverneuren das Recht entzogen, Gerichtsentscheidungen aufzuheben, die Verfahrensdauer verkürzten , hat einen Teil der Verfahren zur Übertragung von Fällen an höhere Instanzen annulliert. Die vorübergehende und unvollständige Reform erwies sich als wirksam, und die Geschwindigkeit der Fälle, die die alten Justizinstitutionen durchlaufen, nahm deutlich zu.

Kapitel 4. Militärreform

4.1 Militärreform

Die Lehren aus dem Krimkrieg, die die militärisch-technische Rückständigkeit der russischen Armee offenbarten, zeigten, dass die Militärmaschinerie des leibeigenen Russlands den fortgeschrittenen Armeen der westeuropäischen Staaten eindeutig nicht standhalten konnte. Eine radikale Umstrukturierung des gesamten Militärsystems war notwendig.

1861 wurde der 45-jährige General Dmitry Alekseevich Milyutin, Bruder von N.A., zum Kriegsminister ernannt. Miljutin, ein hochgebildeter Militär- und Staatsmann, bekannt für seine liberalen Ansichten. Die Personalwahl von Alexander II. erwies sich als verdorben.

Dmitry Alekseevich stieg in den Rang eines Professors an der Akademie des Generalstabs auf. Er verfasste eine Reihe bedeutender Werke zur Militärgeschichte, darunter Suworows Italienischer Feldzug. In den späten 50er Jahren wurde er zum Chef der kaukasischen Armee ernannt und beteiligte sich an der Entwicklung der Operation zur Eroberung von Shamil, die dazu diente, die Feindseligkeiten in dieser Region zu beenden. Mit ausgezeichneter theoretischer Ausbildung, der notwendigen Kampferfahrung und Fähigkeiten sowie herausragenden persönlichen Talenten ist D.A. Miljutin war wie kein anderer der Aufgabe gewachsen: die Streitkräfte Russlands neu zu organisieren.

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Die Justizreform war von fortschreitender Bedeutung, da das neue System ein sehr fragmentiertes Gerichtssystem ersetzte (Gerichte nach Klassen, nach Rechtssachen, mit mehreren Instanzen, hinter verschlossenen Türen usw.). Diese Reform wurde früher als andere Reformen der 60er Jahre einer radikalen Revision unterzogen (Gegenreformen der 1870er Jahre).

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