TIEFENÖKOLOGIE: LEBEN UNTER BEDEUTENDER NATUR Bill Devall und George Sessions

Tiefenpsychologie

1. Allgemeine Merkmale der Tiefenpsychologie.

1. Psychoanalyse von Z. Freud.
2. Analytische Psychologie von C. G. Jung.
3. Individualpsychologie von A. Adler.
4. Neo-Freudianismus (K. Horney, E. Fromm, G. Sullivan und andere).

Tiefenpsychologie- Dies ist eine Gruppe von Richtungen in der modernen ausländischen Psychologie, die sich hauptsächlich auf sie konzentriert unbewusste Mechanismen Psyche.

Allgemeine Bestimmungen der Tiefenpsychologie basieren auf Theorien Z. Freud, K. G. Jung, A. Adler, während die Grenzen jeder der Theorien etwas verallgemeinert und erweitert werden. Unbewusst einer Person wird als umfassender angesehen als nur unterdrückte sexuelle Wünsche oder Archetypen des kollektiven Unbewussten. Moral kann auch als eine der Kräfte eines solchen "Unbewussten" betrachtet werden. " Wo das geistige Selbst als letztes Fundament in das Reich des Unbewussten eintaucht, da können wir je nach den Umständen von Wissen, Liebe oder Kunst sprechen. Wo dagegen das psychophysische Es ins Bewußtsein einbricht, haben wir es mit Neurose und Psychose zu tun.", - schrieb W. Frankl. Das spirituelle Prinzip im Menschen ist nicht nur das Ergebnis der Sublimierung von Strebungen, es ist nicht eine Art Begleiterscheinung des leibseelischen Komplexes, sondern existiert zunächst mit ihm zusammen. Seele und Körper werden als zwei sich ergänzende Manifestationsweisen des Lebendigen betrachtet.

Die Tiefenpsychologie hat mit ihrem Erscheinen die Entwicklung eines neuen Gebiets der Medizin angeregt, das den Einfluss psychologischer Faktoren auf das Auftreten bestimmter Krankheiten untersucht. Dieser Zweig der Medizin heißt Psychosomatik. Als therapeutische Methode geht die Psychosomatik davon aus, dass es keine einzige Krankheit des Körpers gibt, die nicht von seelischen Ursachen begleitet wäre.

Tiefenpsychologie bezieht sich auf:

• Psychoanalyse von Z. Freud;
• Analytische Psychologie von C. G. Jung;
• Individualpsychologie von A. Adler;
• Neo-Freudianismus von K. Horney, E. Fromm, G. Sullivan und anderen.

Die Tiefenpsychologie verwendet Methoden, die teilweise der Psychoanalyse entlehnt sind, nämlich:

• freie Vereine,
• projektive Methoden,
• Methoden des Psychodramas etc.

Tiefenpsychologie widerspricht sich Behaviorismus(Verhaltenspsychologie), die nur die beobachtbaren Manifestationen der menschlichen Psyche untersucht.

Laut Tiefenpsychologen ist das, was uns bewusst ist, nur ein kleiner Teil unserer Persönlichkeit, wie die Spitze des Eisbergs. Mit Hilfe der Tiefenpsychologie können Sie die erstaunlichen Reserven Ihrer eigenen Persönlichkeit entdecken, sich selbst besser verstehen und kennen lernen und viele langjährige Probleme lösen.

2. Psychoanalyse 3. Freud

Psychoanalyse 3. Freud(1856-1939) entstand unter den Bedingungen und unter dem Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Österreichs am Ende der Vergangenheit - Anfang dieses Jahrhunderts. Solche Merkmale der damaligen sozialpsychologischen Atmosphäre Österreichs wie der Zusammenbruch patriarchalischer Prinzipien im Zusammenstoß mit der bürgerlichen Lebensweise, die Rivalität zwischen den politischen Kräften von Liberalen und Konservativen und die Niederlage des Liberalismus, das Aufblühen des Nationalismus u auf ihrer Grundlage die Verbreitung antisemitischer Ressentiments, deren Befinden immer wieder von Freud beschrieben wird 3. ("Traumdeutung", "Autobiographie" etc.)

Ökonomische Umwälzungen (Krisen) führten zu Pessimismus, Verlust des Glaubens an die Vernunft des Seins und Vorstellungen von der Irrationalität des Lebens, verschiedenen Formen und Spielarten irrationalen Bewusstseins. Ende des 19. Jahrhunderts. es gibt ein breites interesse am unbewussten - nicht nur in der fachwissenschaftlichen literatur, sondern auch in der belletristik sowie in der philosophie. Die Ansichten 3. Freuds, sein Menschenbild, wonach unter dem Druck der Triebe der Sexualität und aufgrund der Unbewusstheit seelischer Vorgänge erkannt wurde, dass „ich“ „nicht Herr im eigenen Haus“ sei , spiegelte die Krise der bürgerlichen Persönlichkeit, das typische Selbstverständnis des Individuums in der bürgerlichen Gesellschaft, objektiv wider, indem sie den Teil davon mit einbezog, mit dem sich Freud als Arzt befasste. Allerdings stellte Freud selbst seine historisch bedingte Menschenlehre als die einzig wissenschaftliche dar – das natürliche Menschenbild.

Die Psychoanalyse entstand in den frühen 1990er Jahren. 19. Jahrhundert aus der medizinischen Praxis der Behandlung von Patienten mit funktionellen psychischen Störungen. 3. Freud war nach seinem Abschluss an der medizinischen Fakultät der Universität Wien (1881) als praktischer Arzt in Wien tätig. 1938 musste er nach England emigrieren. 1939 in London gestorben.

Umgang mit Neurosen, hauptsächlich Hysterie, 3. Freud studierte die Erfahrungen der berühmten französischen Neurologen J. Charcot und I. Bernheim. Die Verwendung der hypnotischen Suggestion durch letztere zu therapeutischen Zwecken, die Tatsache der posthypnotischen Suggestion, hat auf Freud einen großen Eindruck gemacht und zu einem solchen Verständnis der Ätiologie der Neurosen, ihrer Behandlung beigetragen, das den Kern des zukünftigen Konzepts bildete. Es wurde in dem Buch An Investigation of Hysteria (1895) dargelegt, das gemeinsam mit einem bekannten Wiener Arzt geschrieben wurde I. Breuer(1842-1925), mit dem Freud damals zusammenarbeitete.

In ihrer allgemeinen Form lief Freuds Theorie in dieser Zeit auf ein Verständnis neurotischer Erkrankungen als pathologisches Funktionieren „beeinträchtigter Affekte“ hinaus, stark, aber im unbewussten Bereich von Erfahrungen festgehalten. Wenn der Patient durch Hypnose in der Lage ist, diese traumatischen Erfahrungen wiederzuerleben und sie emotional wiederzuerleben, kann Heilung eintreten. Das entscheidende Moment in der Entstehung der ursprünglichen Theorie 3. Freud war die Abkehr von der Hypnose als Mittel des Eindringens in die verletzten und vergessenen schmerzhaften Erfahrungen: In vielen und gerade den schwierigsten Fällen blieb die Hypnose machtlos, stieß also auf „Widerstand“. es konnte nicht überwunden werden.

Freud war gezwungen, nach anderen Wegen zum verletzten Affekt zu suchen und fand sie schließlich in der Traumdeutung, freischwebenden Assoziationen von kleinen und großen psychopathologischen Symptomen (Manifestationen), übermäßig gesteigerter oder verminderter Sensibilität, Bewegungsstörungen, Versprechern, Vergesslichkeit usw. Forschung und Freud nannten die Interpretation dieses vielfältigen Materials Psychoanalyse - eine neue Therapieform und Forschungsmethode. Der Kern der Psychoanalyse als neuer psychologischer Richtung ist die Lehre vom Unbewussten.

Freuds wissenschaftliche Tätigkeit erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte. Im Laufe der Jahre hat sich sein Konzept des Unbewussten stark verändert. In seiner Lehre; Es lassen sich, wenn auch etwas bedingt, drei Perioden unterscheiden. Die erste Periode (1897-1905) war, als die Psychoanalyse im Grunde eine Methode zur Behandlung von Neurosen blieb, mit gelegentlichen Versuchen, allgemeine Schlüsse über die Natur des Seelenlebens zu ziehen. Die Hauptwerke dieser Zeit: Die Traumdeutung (1900), Die Psychopathologie des Alltagslebens (1904), Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten (1905), Drei Abhandlungen zur Theorie der Sexualität (1905), Ein Auszug aus einer Analyse der Hysterie“ (1905, die erste und vollständige Darstellung der psychoanalytischen Behandlungsmethode).

Arbeit ist von besonderer Bedeutung „Die Traumdeutung“, die die erste Version der Lehre vom System des Seelenlebens mit einer tiefen Struktur darlegt. Es unterscheidet drei Ebenen – bewusst, vorbewusst und unbewusst mit Zensur dazwischen.

In dieser Zeit begann die Psychoanalyse an Popularität zu gewinnen, um Freud (1902) bildete sich ein Kreis aus Vertretern verschiedener Berufe (Ärzte, Schriftsteller, Künstler), die die Psychoanalyse studieren und in ihrer Praxis anwenden wollten.

In der zweiten Periode (1906-1918) verwandelt sich der Freudianismus in Allgemeine psychologische Lehre von der Persönlichkeit und ihrer Entwicklung. Freud formuliert die Grundprinzipien seiner Psychologie, eine Beschreibung seelischer Prozesse aus drei Blickwinkeln – dynamisch, aktuell und ökonomisch.

In dieser Zeit erscheinen „Analyse der Phobie eines fünfjährigen Jungen“ (1909), „Leonardo da Vinci“ (1910) und „Totem und Tabu“ (1912) – Werke, in denen Freud die Psychoanalyse auf die Psychoanalyse ausdehnt Bereich des künstlerischen Schaffens und die Probleme der Menschheitsgeschichte, „Bestimmungen über die zwei Prinzipien der geistigen Tätigkeit“ (1911).

Die Psychoanalyse weckt das Interesse in vielen Ländern. 1909 hielt Freud auf Einladung von Hall Vorlesungen an der Clark University (Worchester), was den Beginn der Verbreitung der Psychoanalyse in Amerika markierte („On Psychoanalysis, Five Lectures“, 1909).

Ein bedeutendes Ereignis in der Entwicklung der Psychoanalyse in dieser Zeit war die Abkehr von 3. Freud durch seine ersten Mitarbeiter A. Adler (1911) und C. Jung (1912). Die beste und vollständigste Darstellung der Psychoanalyse, wie sie sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs entwickelt hat, und das Werk, das zusammen mit der Psychopathologie des Alltagslebens im Vergleich zu anderen Werken Freuds die weiteste Verbreitung fand, sind seine Vorlesungen über Einführung in die Psychoanalyse (in 2 Bänden; 1932 fügte Freud den 3. Band hinzu), die Aufzeichnungen von Vorträgen sind, die 1916-1917 vor Ärzten gehalten wurden. In der 3., letzten Periode erfährt der Begriff des 3. Freud wesentliche Veränderungen und erhält seine philosophische Vollendung.

Unter dem Einfluss der Ereignisse des Ersten Weltkriegs, der die Instinktlehre(„Jenseits des Lustprinzips“, 1920). Die Struktur der Persönlichkeit wird nun in Form einer Lehre von drei Instanzen dargestellt – „Ich“, „Es“, „Ideal-Ich“ („Ich und Es“, 1923). In einer Reihe von Werken 3. erweitert Freud seine Theorie auf das Verständnis der Kultur und verschiedener Aspekte des sozialen Lebens: Religion – „Die Zukunft einer Illusion“ (1927), Anthropologie, Sozialpsychologie, Zivilisationsprobleme – „Psychologie der Massen und Analyse des menschlichen „Ich“ (1921), Moses und der Monotheismus (1939) ua Die Psychoanalyse wird immer beliebter philosophisches System und verschmilzt mit anderen irrationalistischen Strömungen der bürgerlichen Philosophie.

ANALYTISCHE PSYCHOLOGIE von C. Jung- eine der Richtungen der Tiefenpsychologie und Psychotherapie, die ursprünglich im Rahmen der psychoanalytischen Bewegung entstanden ist, später aber den Status einer eigenständigen Existenz erlangte.

Begründer der analytischen Psychologie ist der Schweizer Psychotherapeut Carl Gustav Jung (1875–1961), der in der psychiatrischen Klinik Burghölzli unter der Leitung des Psychiaters E. Bleyer (1898–1927) die Methode des assoziativen Experiments entwickelte und das Vorhandensein von Sinneskomplexen in a entdeckte Person, die 1906 einen Briefwechsel mit Z. Freud aufnahm und ihm 1907 seinen ersten Besuch abstattete, teilte einige Jahre psychoanalytische Ideen und war Herausgeber der Zeitschrift "Yearbook of Psychoanalytic and Psychopathological Research" sowie Präsident der International Psychoanalytic Association von März 1910 bis April 1914.

Nach der Veröffentlichung des Werkes von Z. Freud „Die Traumdeutung“ (1900) hat K.G. Jung las es, bezog sich in seiner Doktorarbeit Über die Psychologie und Pathologie sogenannter okkulter Phänomene (1902) darauf, las es 1903 erneut und begann ab 1904, psychoanalytische Ideen in großem Umfang zur Diagnose von Assoziationen und der frühen Psychologie zu verwenden Demenz (Demenz praecox), später von E. Bleuler Schizophrenie genannt. Zwischen den beiden Forschern und Praktikern fand mehrere Jahre lang ein fruchtbarer Meinungsaustausch über die Entwicklung psychoanalytischer Ideen und Konzepte statt, in dessen Ergebnis auf dem zweiten Internationalen Psychoanalytischen Kongress, der im März 1910 in Nürnberg stattfand, Z . Freud, der K.G. Jung als erster Präsident der International Psychoanalytic Association. Darüber hinaus betrachtete der Begründer der Psychoanalyse C.G. Jung als seinen ideologischen Erben und setzte große Hoffnungen in ihn für die weitere Entwicklung der psychoanalytischen Bewegung.

1911 zwischen Z. Freud und K.G. Jung fand Unterschiede im Verständnis einiger psychoanalytischer Ideen. Die Veröffentlichung des Werkes „Libido, ihre Metamorphosen und Symbole“ (1912) durch letzteren, in dessen zweitem Teil Freuds Libidokonzept und Vorstellungen über den „Inzestkomplex“ überarbeitet wurden, führte zu einer Vertiefung der theoretischen Differenzen zwischen ihnen . Spätere konzeptionelle und subjektive Differenzen führten dazu, dass Anfang 1913 zwischen K.G. Jung und Z. Freud stellten zunächst die persönliche und wenige Monate später die geschäftliche Korrespondenz ein. Später K.G. Jung begann, eine eigene Lehre vom Menschen und seiner Geisteskrankheit zu entwickeln, deren Gesamtheit von Ideen und therapeutischen Techniken analytische Psychologie genannt wurde, was sich in seinem Werk Preface to Selected Papers on Analytical Psychology (1916) widerspiegelte.

Im Gegensatz zur klassischen Psychoanalyse hat K.G. Jung wurden die folgenden allgemeinen theoretischen Konzepte aufgestellt: Eine Person sollte auf der Grundlage ihrer Gesundheit und nicht aufgrund der Pathologie betrachtet werden, was für die Ansichten von Z. Freud charakteristisch ist; die Lehre von den introvertierten und extrovertierten Persönlichkeitstypen geht davon aus, dass es im Weltbild innere und äußere Anfänge gibt und zwischen ihnen eine Person je nach Temperament und Neigung entweder dem einen oder dem anderen Pol gegenübersteht; mentale Energie entsteht aus der Interaktion von Gegensätzen, sie ist nicht nur und ausschließlich auf sexuelle Energie beschränkt, und daher ist das Konzept der Libido inhaltlich weiter gefasst, als allgemein in der Psychoanalyse angenommen wird; Um den Teufelskreis biologischer Phänomene zu durchbrechen, die mit Sexualität und Inzest verbunden sind, ist es notwendig, die Anwesenheit des Geistes zu erkennen und wieder zu erleben. eine Person entwickelt von Natur aus eine religiöse Funktion, und deshalb ist die menschliche Psyche seit langem von religiösen Gefühlen durchdrungen; alle Religionen sind positiv und im Inhalt ihrer Lehren gibt es jene Gestalten, denen man sich in den Träumen und Phantasien der Patienten stellen muss; Das menschliche Ego leidet nicht nur unter seiner Trennung von der Menschheit, sondern auch unter dem Verlust der Spiritualität.

Als K.G. Jung in Freud und Jung: A Difference of Views (1929) beruhen all die vielen Unterschiede zwischen der klassischen Psychoanalyse und der analytischen Psychologie auf diesen allgemeinen Annahmen. Unterschiede sowohl im „genetischen“ (statt rein sexuellen) Verständnis der Libido als auch in der Ablehnung der polymorph-perversen Eigenschaften des Kindes, übernommen aus der Neurosenpsychologie und zurückprojiziert in die Psychologie des Säuglings, und die Einteilung der Unbewusstes ins Individuelle und Kollektive, die Unterschiede zwischen dem Selbst und dem Selbst, sowie die Gegenüberstellung der konstruktiven (synthetischen) Forschungsmethode zur kausal-reduktiven (analytischen) Interpretation seelischer Prozesse.

Wenn Z. Freud an das unbewusste Mentale appellierte, dann war K.G. Jung unterschied zwischen dem individuellen (persönlichen) Unbewussten, das sensorische Komplexe enthält, und dem kollektiven (überpersönlichen) Unbewussten, das ein tiefer Teil der Psyche ist, der keine individuelle Aneignung einer Person ist und seine Existenz der „ausschließlichen Vererbung“ verdankt. , manifestiert in Form von Archetypen, die als "Modell und Muster instinktiven Verhaltens" fungieren.

Wenn der Begründer der Psychoanalyse Es, Ich und Über-Ich in der Persönlichkeitsstruktur herausgegriffen hat, dann hat K.G. Jung hob solche Komponenten in der menschlichen Psyche hervor wie Shadow, Persona, Anima, Animus, Divine Child, Virgo (Kora), Old Sage (Philemon), Self und eine Reihe anderer Figuren.

Spielte in der klassischen Psychoanalyse der Vaterkomplex eine entscheidende Rolle bei der Persönlichkeitsentwicklung, so war es in der analytischen Psychologie der Mutterkomplex, der das Bild der Großen Mutter aufnahm.

Wenn Z. Freud eine kausale (kausale) Traumdeutung vornahm, dann war, wie der Begründer der Individualpsychologie, der österreichische Psychologe und Psychotherapeut A. Adler (1870–1937), K.G. Jung ließ sich von der endgültigen (zielsetzenden) Betrachtungsweise von Träumen leiten und glaubte, dass "alles Psychologische eine doppelte Betrachtungsweise erfordert, nämlich kausal und endgültig" (in dieser Hinsicht war die analytische Psychologie eine Art Synthese einiger Ideen der klassischen Psychoanalyse und Individualpsychologie).

Wenn Z. Freud glaubte, dass der Traum eine reduzierende, biologische Kompensationsfunktion hat, dann hat K.G. Neben dieser Funktion erkannte Jung auch die prospektive Funktion des Traums, der dazu beiträgt, dass im Unbewussten ein bestimmter Plan entsteht, dessen symbolischer Gehalt eine Blaupause zur Lösung intrapsychischer Konflikte ist.

Wenn der Begründer der Psychoanalyse die außerordentlich wichtige Rolle des Unbewussten im menschlichen Leben betonte, dann ging der Begründer der analytischen Psychologie davon aus, dass „die Bedeutung des Unbewussten ungefähr der Bedeutung des Bewusstseins entspricht“ und eine Ergänzung dazu ist anderen, da Bewusstsein und Unbewusstes durch Bande gegenseitiger Kompensation miteinander verbunden sind.

Wenn es nach Z. Freuds Ansicht in der Psyche nichts Zufälliges gibt und sowohl in der Innen- als auch in der Außenwelt alles durch eine kausale Beziehung bedingt ist, dann ist nach dem Verständnis von K.G. Jung, seelisch und körperlich sind verschiedene Aspekte einer einzigen Realität, wobei neben dem kausalen Zusammenhang auch das akausale Verbindungsprinzip oder die Synchronizität wirksam ist, das auf die Parallelität von Zeit und Bedeutung zwischen verschiedenen Ereignissen hinweist, die sich im Leben eines Menschen abspielen Individuum, andere Menschen und in der Welt als Ganzes.

Wenn für Z. Freud das Ich (Bewusstsein) das Zentrum der Persönlichkeit ist und die Position „Wo es war, muss ich werden“ eine psychoanalytische Maxime war, dann war für K.G. Jung wird die zentrale Position in der Persönlichkeit vom Selbst eingenommen, das Bewusstsein und Unbewusstes enthält und dank der „transzendentalen Funktion“ (Verknüpfung der Bewusstseinsinhalte mit den Inhalten des Unbewussten) bewusste und unbewusste Repräsentationen zu einem vereint Art von Einheit oder „mentaler Integrität“, die die Umsetzung der Individuation impliziert, das heißt den Prozess , ein psychologisches Individuum zu erzeugen, dieser Prozess, dessen Symbol ein Mandala sein kann (das Bild eines Kreises in einem Quadrat und ein Quadrat in einem Kreis oder einem Viertel und einem Kreis, die die Integrität der Psyche, die Vollständigkeit und Vollkommenheit der Persönlichkeit verkörpern).

Allgemeine und besondere konzeptionelle Unterschiede von K.G. Jung mit einer Reihe von psychoanalytischen Ideen, die von Z. Freud vorgebracht wurden, spiegelten sich in der analytischen Praxis wider - in der Verwendung geeigneter Methoden der Arbeit mit dem Unbewussten von Patienten, den Strategien und Zielen der analytischen Psychologie bei der Unterstützung derjenigen, die sich an den Analytiker um Hilfe wandten .

Basierend auf der analytischen Psychologie beinhaltet die Psychotherapie eine Einstellung zur Individualisierung der Behandlungsmethode und zur Irrationalisierung der Zieltätigkeit. Beide sind mit bestimmten Patiententypen (introvertierte und extrovertierte, junge und alte, mit leichten und schweren psychischen Störungen, mit oder ohne Schwierigkeiten sich an die Realität anpassende) und verschiedenen Stadien psychotherapeutischer Probleme - Anerkennung (Beichte, Katharsis, entsprechend der Katharsis) verbunden Behandlungsmethode J. Breuer), Klärung (eine Erklärung der Phänomene des Widerstands und der Übertragung, charakteristisch für die Deutungsmethode von Z. Freud), Aufklärung (in vielen Fällen hinterlässt die Klärung „ein zwar verständnisvolles, aber dennoch unangepasstes Kind “ und deshalb ist eine Sozialerziehung erforderlich, die A. Adlers Bestrebungen der Individualpsychologie widerspiegelt) und Transformation (Selbsterziehung des Erziehers, basierend auf Veränderungen nicht nur beim Patienten, sondern auch beim Arzt, der, bevor er praktizierender Analytiker wird, muss sich selbst einer pädagogischen Analyse unterziehen, um mit dem eigenen Unbewussten umzugehen).

Damit umfasst die analytische Psychologie nicht nur die Behandlungsmethoden der klassischen Psychoanalyse und der Individualpsychologie, sondern stellt auch eine Heilung der Seele dar, die in den Dienst der Selbsterziehung und Selbstvervollkommnung gestellt wird. Die vierte Stufe der Analytischen Psychologie (Transformation) erweitert den Heilungshorizont und führt dazu, dass in der Psychotherapie „nicht das Doktordiplom, sondern menschliche Qualitäten“ von wesentlicher Bedeutung sind. Selbsterziehung und Verbesserung werden zu integralen Bestandteilen der Psychotherapie, die sich auf die inneren Tendenzen der Entwicklung der Person selbst konzentriert und im Prozess der gegenseitigen Transformation des Patienten und des an der Analyse beteiligten Arztes zu spiritueller Integrität führen kann. So wie K.G. Jung füllt die Analytische Psychologie eine tiefe Lücke, die zuvor von der spirituellen Unterlegenheit der westeuropäischen Kulturen gegenüber den östlichen zeugte, und wird zu einer Art „Yoga des 20. Jahrhunderts“.

Analytische therapeutische Praxis von K.G. Jung basierte auf folgenden Ansätzen, Methoden und Techniken zum Verständnis des Unbewussten und zur Heilung der Seele: ein konstruktiver (synthetisch-hermeneutischer) Zugang zu seelischen Prozessen, bei dem die Analyse kein Allheilmittel, sondern ein mehr oder weniger gründliches Ordnen ist die Psyche des Patienten, einschließlich der Befreiung „von Trennwänden zwischen Bewusstsein und Unbewusstem“ und Einsicht in ihre potenziellen kreativen Möglichkeiten; dialektischer Ansatz, der darin besteht, gegenseitige Daten zu vergleichen, die Tatsache der Möglichkeit unterschiedlicher Interpretationen symbolischer Inhalte anzuerkennen und zu verstehen, dass jede mentale Wirkung tatsächlich die Interaktion zweier Systeme der Psyche ist; die dialektische Methode, solche Beziehungen zwischen Arzt und Patient herzustellen, bei der die Individualität des Patienten nicht weniger Respekt erfordert als die Individualität des Analytikers, und der Therapeut aufhört, eine aktive Partei zu sein, sondern einfach "ein Komplize der individueller Entwicklungsprozess"; die Technik der „Amplifikation“, die Traumbilder durch historische Parallelen aus Mythologie, Alchemie und Religion erweitert und vertieft; die Methode der "aktiven Vorstellungskraft", die ein wirksames Mittel ist, um die Inhalte des Unbewussten an die Oberfläche zu bringen und die kreative Fantasie zu aktivieren, wodurch die transzendentale Funktion wirksam wird, den Prozess der Individuation einleitet und einer Person die Möglichkeit gibt, etwas zu erreichen seine Befreiung, die zum Erwerb von Einheit, Vollständigkeit und Integrität beiträgt und zur Herstellung einer inneren Harmonie führt.

Die Hauptaufgabe des Analytikers ist laut K.G. Jung, nicht darin, den Patienten von momentanen Schwierigkeiten zu befreien, sondern ihn darauf vorzubereiten, möglichen Schwierigkeiten in der Zukunft erfolgreich zu begegnen. Die vom Analytiker angestrebte Wirkung ist das Entstehen eines solchen Geisteszustands, in dem der Patient zu experimentieren beginnt, sich mit einem Pinsel, Bleistift oder Stift ausdrückt, seine Fantasien zu materiellen Bildern der Realität formt, zum Mentalen übergeht Reife und schöpferische Unabhängigkeit von seinen Komplexen und vom Arzt. .

Kritisches Umdenken bei K.G. Jung eine Reihe von psychoanalytischen Ideen und Konzepten von Z. Freud bestimmten die Entstehung der analytischen Psychologie. Die Neuerungen, die er in die Praxis der Psychotherapie einführte (die Methode der „aktiven Vorstellungskraft“, die die Häufigkeit der analytischen Sitzungen von fünf auf drei oder zwei oder sogar einmal pro Woche reduzierte, Behandlungspausen für zwei bis zweieinhalb Monate, damit der Patient wurde mit der gewohnten Umgebung versehen usw.) zu seiner Weiterentwicklung beigetragen. Und obwohl die Analytische Psychologie den Status einer eigenständigen Existenz erlangt hat und ihre modernen Vertreter sich eher von der Psychoanalyse als solcher abgrenzen, ist doch offensichtlich, dass es zwischen ihnen nicht nur Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten gibt. Es ist kein Zufall, dass K.G. Jung bemerkte, dass er seine therapeutische Technik als direkte Fortsetzung der Entwicklung der Freudschen Methode der freien Assoziation betrachtete.

Einige moderne Autoren, insbesondere die italienischen Psychoanalytiker P. Fonda und E. Yogan, kommen zu dem Schluss, dass "die Distanz zwischen Analytikern aus dem Kreis von Jungs und denen aus Freuds Kreis abgenommen hat und ihre Sprache ähnlich ist" . Diese Meinung wurde von ihnen in der Arbeit "Die Entwicklung der Psychoanalyse in den letzten Jahrzehnten" (1998) zum Ausdruck gebracht.

Die Psychoanalyse (Tiefenpsychologie) ist eine der ersten psychologischen Richtungen, die als Ergebnis der Aufteilung der Psychologie in verschiedene Schulen entstanden ist. Das Thema der Psychologie in dieser Schule waren die tiefen unbewussten Strukturen der Psyche, und die Methode ihres Studiums wurde von dieser Schule entwickelt.

Die wichtigsten Bestimmungen der Psychoanalyse:
1) Verständnis als motivierend, persönlich;
2) Betrachtung der Entwicklung als Umwelt, obwohl später andere Psychoanalytiker die Umwelt nicht als völlig feindlich verstanden haben, sie sich jedoch immer gegen das Konkrete stellen;
3) die treibenden Kräfte der mentalen Entwicklung sind immer angeboren und unbewusst und stellen mentale Energie dar, die in Form menschlicher Triebe oder Bestrebungen und des Strebens nach Entladung (dh Zufriedenheit) gegeben wird;
4) Die ebenfalls angeborenen grundlegenden Mechanismen der Entwicklung legen bereits in der frühen Kindheit die Grundlagen dafür. Daher das Interesse der Psychoanalyse an den Erinnerungen der frühen Kindheit und den dabei erhaltenen Traumata.

Grundlegende Theorien der Tiefenpsychologie


Angeborene unbewusste Triebe zu Leben und Tod (Eros und Thanatos), die libidinöse, aggressive und selbstmörderische Triebe transformieren. Es, Ich und Über-Ich. Identifikation mit einem nahestehenden Erwachsenen des gleichen Geschlechts. Verdrängung, Regression, Rationalisierung, Projektion, Sublimierung.

Der Wunsch nach Verwurzelung und Unabhängigkeit, Individualisierung. Eine Typologie, die auf der Dominanz eines von zwei Bedürfnissen basiert – zu sein oder zu haben. Sadismus, Masochismus, Konformismus, Destruktivität.

E. Erickson
Eine Persönlichkeit entwickelt sich im Laufe des Lebens und durchläuft 8 Hauptstadien ihrer Entstehung, in denen sich jeweils die Form der psychischen Energie ändert (Schuldgefühle, Identität usw.). Die Leitstruktur des Ichs, das Streben nach einer somatischen, persönlichen und sozialen Identität. Der Wunsch nach Integrität (mit sich selbst, seiner Kultur, ethnischen Gruppe usw.).

mentale Prozesse. Als Synonym für den Begriff „Tiefenpsychologie“ wird oft der Begriff „Tiefenpsychologie“ verwendet. dynamische Psychologie“, obwohl der Begriff „dynamisch“ nur einen Spezialfall eines tiefen Ansatzes (neben dem ökonomischen und topografischen) bezeichnet, der mentale Phänomene nicht in einem statischen, sondern in einem dynamischen Aspekt beschreibt - als Ergebnis einer Kollision und Addition von unbewussten Trieben.

Aus der Geschichte

Das Verdienst der Einführung des Konzepts wird vom Schweizer Psychiater E. Bleuler anerkannt, der eng mit Z. Freud zusammengearbeitet hat. Durch gemeinsame Forschung legten die Autoren den Grundstein für das Studium mentaler Phänomene durch das Prisma des Unbewussten. Die Psychoanalyse wurde zur Leitrichtung der Tiefenpsychologie, von der sich später zahlreiche Richtungen und Strömungen ablösten.

Theorien und Richtungen

Tiefenpsychologie umfasst:

• Neo-Freudianismus (K. Horney, E. Fromm, G. Sullivan und andere)

„Tiefenpsychologie“ ist ein Begriff, der aus der modernen medizinischen Psychologie (E. Bleuler) stammt und jene psychologische Wissenschaft bezeichnet, die sich mit den Phänomenen des Unbewussten befasst.

Das ist interessant

Die Grundlage des Begriffs Tiefenpsychologie ("Typhopsychologie") ist entlehnt von Ph.D. Yu. R. Vagin, um seinen eigenen Ansatz zu bezeichnen, den er „Typhoanalyse“ („tiefe Analyse“) nannte. Die Typhoanalyse ist ein monistisches psychologisches Konzept, dessen Gegenstand das Gebiet der Metapsychologie der klassischen Psychoanalyse ist.

siehe auch

Quellen

• Freud Z. Psychologie des Unbewussten. Übersetzung von ihm. A. M. Bokovikova. -M., 2006
• Laplanche J., Pontalis J.-B. Wörterbuch der Psychoanalyse. M., 1996
• Rycroft C. Kritisches Wörterbuch der Psychoanalyse. - St. Petersburg, 1995
• Psychoanalytische Begriffe und Konzepte: Wörterbuch / Ed. Borness E. Moore und Bernard D. Fine/Übersetzt aus dem Englischen. A. M. Bokovikov, I. B. Grinshpun, A. Filz. -M., 2000

Verknüpfungen

• Psychoanalyse (Tiefenpsychologie)//M. G. Yaroshevsky Geschichte der Psychologie
• Tiefenpsychologie - ein Wörterbuch psychoanalytischer Begriffe der Website Psychoanalyse in Russland

Anmerkungen

Wikimedia-Stiftung. 2010 .

• Tiefenstern Nummer 6
• Tief über der Moldau

Sehen Sie, was "Tiefenpsychologie" in anderen Wörterbüchern ist:

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TIEFE PSYCHOLOGIE- Siehe TIEFE PSYCHOLOGIE. Antinazi. Enzyklopädie der Soziologie, 2009 ... Enzyklopädie der Soziologie

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Die Tiefenpsychologie begann ihren Entwicklungsweg mit der Psychoanalyse von Freud, der seine eigene Methodik entwickelte, die sich von der traditionellen unterscheidet und auf der Identifizierung der Merkmale menschlicher Erfahrungen und Handlungen aufgrund unbewusster Motive basiert. Freud schlug eine Art psychologische Technik vor - die Methode der freien Assoziationen. Ziel der Methode war es, verdrängte Ideen und Erfahrungen wieder ins Bewusstsein zu bringen, die die Ursache für neurotische Störungen oder abnormales Verhalten des Patienten sein könnten. Freud war durch und durch introspektiv, und ein Großteil seiner theoretischen Überlegungen basierte auf seinen eigenen neurotischen Störungen. Er unternahm eine Arbeit der Selbstbeobachtung, um sich selbst und seine Patienten besser zu verstehen. Freud betrachtete die Traumanalyse als das wichtigste Mittel der Selbstbeobachtung und fasste seine Erfahrungen 1900 in dem Buch „Die Traumdeutung“ zusammen, das noch heute als eines seiner Hauptwerke gilt. 1901 veröffentlichte Freud das Buch Die Psychopathologie des Alltagslebens, in dem er vorschlug, dass unbewusste Ideen, die miteinander um einen Durchbruch ins Bewusstsein konkurrieren, einen erheblichen Einfluss auf die Gedanken, Handlungen und Handlungen einer Person haben und sie verändern. 1902 wurde Freud von einer Gruppe von Studenten, darunter Adler und Jung, gebeten, ein wöchentliches Seminar über Probleme der Psychoanalyse zu leiten. So entstand die psychoanalytische Schule Freuds, die die grundlegenden theoretischen Voraussetzungen für die Herausbildung eines der drei dominierenden Gebiete der modernen Psychologie und Psychotherapie schuf – einer dynamischen Richtung, die eine Vielzahl von Theorien vereint, die auf dem Konzept des Unbewussten basieren. Freud war der erste Theoretiker, der auf die Bedeutung des Studiums der Kindheit für das Verständnis der Natur der menschlichen Psyche hinwies.

1911 verließ einer von Freuds Lieblingsschülern, Adler, der Begründer der Individualpsychologie, aufgrund theoretischer Differenzen die Freudsche Gesellschaft. 1914 verließ Freud auch den Schweizer Psychiater Jung, den er als seinen geistigen Sohn und Erben der psychoanalytischen Schule betrachtete. Jung entwickelte seine eigene analytische Psychologie.

Neben Adlers Individualpsychologie und Jungs analytischer Psychologie war Freuds Psychoanalyse die Quelle einer großen Strömung in der Psychologie, die in den 1930er Jahren entstand. 20. Jahrhundert - Neopsychoanalyse. Ihre größten Vertreter waren Horney, der die charakterologische Analyse entwickelte, Fromm mit seiner humanistischen psychoanalytischen Theorie, Sullivan, der die zwischenmenschliche Theorie der Psychiatrie schuf, Erickson, der Autor des psychosozialen Konzepts. Der Entstehungszeitraum dieser Theorien umfasst Jahrzehnte sowohl vor als auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Tiefenpsychologie hat nicht nur Psychiatrie und Psychologie durchdrungen, sondern auch Literatur und Kunst, Kulturwissenschaften, Anthropologie und Soziologie.

In Russland ging das Interesse an Tiefenpsychologie mit der klinischen Prüfung von Freuds Hypothesen einher; es hatte sowohl seine Anhänger als auch seine Gegner. Russische Wissenschaftler begegneten Freuds Vorstellungen über die führende Rolle bei der Entstehung von Neurosen (F40-F48) sexueller Erfahrungen mit ruhigem Interesse.

Kritische Bemerkungen über die Psychoanalyse betrafen nur die Einseitigkeit von Freuds Ansichten und ignorierten neben der Sexualität andere Faktoren bei der Entstehung von Neurosen. Nahezu jede Veröffentlichung von Freud fand ihren Niederschlag in abstrakten Rezensionen auf den Seiten des Journal of Neuropathology and Psychiatry. Die meisten Hauptwerke wurden ins Russische übersetzt und als separate Bücher veröffentlicht. Den Fragen der Psychoanalyse widmeten russische Ärzte und Wissenschaftler wie Osipov, Vyrubov, Asatiani, Wulf, Rosenthal, Luria, Livshits und andere besondere Aufmerksamkeit.

Nach der Oktoberrevolution von 1917 und dem Bürgerkrieg in Sowjetrussland wurde das Studium der Psychoanalyse fortgesetzt. Es gab naive Versuche, die Psychoanalyse mit dem Marxismus zu verbinden, der den allgemeinen Namen Freudo-Marxismus trug (Luria, Friedman). Nachdem der Marxismus-Leninismus die einzige Theorie in der UdSSR geworden war, wurde der Freudianismus ebenso wie der Behaviorismus und andere psychologische Konzepte scharf kritisiert und als Propaganda der bürgerlichen Ideologie verboten. In den 1920er Jahren wurden die wissenschaftlichen Arbeiten ausländischer Psychologen in unserem Land aktiv veröffentlicht: Freud, Adler, Koehler, Koffka, Thorndike, Piaget, Kretschmer, in den einleitenden Artikeln, zu denen einheimische Wissenschaftler eine detaillierte Beschreibung ihrer Theorien und Methoden gaben. Neue persönliche Kontakte zwischen sowjetischen Psychologen und ausländischen Psychologen wurden fortgesetzt und geknüpft. Vertreter der sowjetischen Psychologie nahmen aktiv an internationalen Kongressen und Symposien teil. Die angewandte Psychologie entwickelte sich schnell, insbesondere die Psychotechnik und die Pedologie. Bis 1923 gab es im Land 13 wissenschaftliche Institute, die sich mit der Erforschung des Arbeitsproblems befassten, und eine große Anzahl bodenkundlicher Laboratorien. Seit 1928 erschien die Zeitschrift "Psychology, Pedology and Psychotechnics", in der die in unserem Land durchgeführten Forschungsergebnisse veröffentlicht wurden. Die Psychodiagnostik entwickelte sich aktiv. So wurde die Psychologie der geistigen Behinderung im pathopsychologischen Labor unter der Leitung von Vygotsky, Birenbaum und Zeigarnik an der Moskauer Zweigstelle des VIEM untersucht. Pathopsychologische Studien wurden am Psychoneurologischen Institut unter der Leitung von Bekhterev und dann von Myasishchev entwickelt.