„Unser Vater hat sich als Schlampe herausgestellt“

Vor 80 Jahren, in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1937, wurde das Urteil gegen acht Personen vollstreckt, die im Fall der „militärisch-faschistischen Verschwörung in der Roten Armee“, auch Tuchatschewski-Fall genannt, verurteilt worden waren. 20 Jahre später hob das Militärkollegium des Obersten Gerichtshofs der UdSSR die frühere Entscheidung auf und stellte das Verfahren mangels Corpus Delicti im Handeln der verurteilten Personen ein. Rechtlich gesehen scheinen alle Ichs auf dem Punkt zu sein. Aus historischer Sicht ist der Fall Tuchatschewski jedoch keineswegs abgeschlossen. Die Frage „Was war los“, die das Land und die Welt nach der Nachricht vom Urteil und der Hinrichtung stellten, erhielt nie eine klare und konsistente Antwort.

Von den ersten fünf Marschällen der UdSSR waren am Ende der Säuberung nur noch zwei am Leben. Unten (von links nach rechts): Tuchatschewski (Aufnahme), Woroschilow, Jegorow (Aufnahme). Oben: Budyonny, Blucher (im Gefängnis gestorben).

Tödliches Rennen

Schüsse, die vor 80 Jahren im Keller des Militärkollegiums der Streitkräfte der UdSSR fielen, beendeten das Leben von acht hochrangigen sowjetischen Militärführern. Der bedeutendste von ihnen, Marschall Michail Tuchatschewski, bekleidete vor seinem Sturz die Position des stellvertretenden Volkskommissars für Verteidigung. Hieronymus Uborevich war der Kommandeur des Weißrussischen, Iona Yakir - der Kiewer Militärbezirk, Boris Feldman - der Leiter der Kommandopersonalabteilung der Roten Armee, August Kork - der Leiter der Frunze-Akademie, Vitaly Primakov - der stellvertretende Kommandeur des Leningrader Militärs Bezirk, Vitovt Putna – Militärattaché der UdSSR im Vereinigten Königreich, Robert Eideman – Leiter von Osoaviakhim.

Farbe, die Creme der Roten Armee. Allerdings war damals weder der Status der entlarvten „Volksfeinde“ noch die Zahl ihrer Sowjetbürger überraschend. Dies war jedoch keine gewöhnliche Episode des Großen Terrors. Und es ist nicht nur die große politische und historische Bedeutung dieses Ereignisses, das eine neue, blutigste Phase der Repression markiert. Tuchatschewskis Fall unterscheidet sich von anderen Teilen von Stalins Todesband vor allem durch seine Hinrichtungstechnik.

Das erste, was auffällt, ist die selbst für damalige Verhältnisse phänomenale Geschwindigkeit der Ermittlungen. Die meisten Verurteilten wurden Mitte Mai 1937 verhaftet. Marschall Tuchatschewski selbst, der laut Vorwurf der Anführer der Verschwörung war, wurde am 22. Mai gefangen genommen. Der letzte, der in die Lubjanka, das interne Gefängnis des NKWD, ging, war Ieronim Uborevich – dies geschah am 29. Mai. Somit vergingen zwischen der Festnahme des letzten Angeklagten und der Hinrichtung nur 13 Tage.

Bisher dauerte es viel länger, Prozesse mit so hochrangigen Angeklagten zu organisieren. Monate oder sogar Jahre. Nehmen wir an, zwischen der Verhaftung und Hinrichtung Sinowjews und Kamenews, den Hauptangeklagten im sogenannten Ersten Moskauer Prozess, vergingen mehr als eineinhalb Jahre. Bucharin und Rykow, die im Fall Tuchatschewski als einer der politischen Führer der „militärisch-faschistischen Verschwörung“ auftraten, wurden am 27. Februar 1937 verhaftet, also mehr als drei Monate vor dem Urteil über die „Tuchatschewski“. Und sie wurden 9 Monate später erschossen.

Und bei gewöhnlichen „Volksfeinden“ dauerte die Bearbeitung meist länger, obwohl sie oft gar nicht mit einer Vorladung vor Gericht geehrt wurden, sondern in Abwesenheit verhandelt wurden. Natürlich nicht aus Philanthropie. Es ist nur so, dass es die eigentliche Logik der Unterdrückung erfordert, eine Person erst dann loszuwerden, wenn sie als Mittel zur Erbringung aufschlussreicher Beweise nicht mehr von Interesse ist. Die Ermittler selbst kompensierten bereitwillig den Mangel an Einfallsreichtum und Vorstellungskraft der Angeklagten. Doch diese Kreativität brauchte noch einige Zeit. Die Ermittler im Fall Tuchatschewski hatten offensichtlich nicht genug von ihm.

Dies wird insbesondere dadurch belegt, dass sie auch nach der formellen Einstellung und Übergabe des Verfahrens an das Gericht weiterhin Zeugenaussagen von den Angeklagten erpressten. So sagte Korporalkommandeur Primakow zum letzten Mal am 10. Juni, am Vorabend des Prozesses, aus. Hier zeigt sich übrigens das Theater des Absurden in seiner ganzen Pracht: Bei diesem letzten Geständnis wurde nicht irgendjemand ans Licht gebracht, sondern die Richter des bevorstehenden Prozesses selbst. Drei von ihnen – Kashirin, Dybenko und Shaposhnikov – wurden von Primakow als Teilnehmer derselben „militärisch-faschistischen Verschwörung“ entlarvt.

Michail Tuchatschewski, 1936.

Als Referenz: Auf Stalins Initiative hin wurde zur Prüfung des Falles eine Sonderjustizpräsenz des Obersten Gerichtshofs gebildet, der der Vorsitzende des Militärkollegiums des Obersten Gerichtshofs Ulrich und acht prominente Militärführer angehörten – Budyonny, Blucher, Dybenko, Shaposhnikov, Alksnis , Belov, Kashirin und Goryachev. Das heißt, der Prozess wurde praktisch wie ein Kameradschaftsgericht präsentiert: Die „Verschwörer“ wurden von „Waffenbrüdern“ beurteilt, die ihnen gut bekannt waren und mit denen sie zum Teil kürzlich freundschaftlich und sogar freundschaftlich verbunden waren. Gleichzeitig riskierte der Hauptregisseur dieser Aufführung kaum etwas: Von den von ihm ausgewählten „Juroren“, die selbst von Angst um ihr Leben erfasst wurden, waren keine Überraschungen zu erwarten.

Kurz gesagt, nach den Gesetzen des Genres mussten die Teilnehmer der „militärisch-faschistischen Verschwörung“ noch mindestens ein paar Monate in den Kerkern gefoltert werden, um ordnungsgemäß „entlarvt“ und spurlos „ausgeweidet“ zu werden . Aber weder das Fallmaterial noch das Rehabilitationsmaterial enthalten klare Erklärungen für diesen Notfallansturm.

„Ich habe keine Beschwerden über die Untersuchung“

Rätsel Nr. 2 – aktive Mitarbeit der Festgenommenen bei den Ermittlungen. Es ist nicht überraschend, dass sie kaputt waren. Die Unterdrückungsmaschinerie funktionierte in diesem Sinne nahezu ohne Aussetzer: Der Anteil derjenigen, die kein Geständnis ablegten, war sehr gering. Aber das Erstaunliche ist, dass sie so schnell kaputt gingen. Michail Tuchatschewski schrieb bereits drei Tage nach seiner Festnahme und am nächsten Tag nach seiner Überführung nach Moskau – er wurde in Kuibyschew in Gewahrsam genommen – eine eigenhändige Erklärung an den Volkskommissar für innere Angelegenheiten: „Ich gebe die Existenz von zu eine antisowjetische militärisch-trotzkistische Verschwörung und dass ich dafür verantwortlich war. Ich verpflichte mich, den Ermittlungen unabhängig alles über die Verschwörung darzulegen, ohne einen ihrer Beteiligten und keine einzige Tatsache oder ein einziges Dokument zu verheimlichen ...“

Während des Verhörs, das am selben Tag, dem 26. Mai 1937, stattfand, gab Tuchatschewski folgende Aussage ab: „Der Zweck der Verschwörung bestand darin, die bestehende Regierung mit bewaffneten Mitteln zu stürzen und den Kapitalismus wiederherzustellen... Unsere antisowjetische Militärorganisation in.“ Die Armee war mit dem trotzkistisch-sinowjewschen Zentrum und rechten Verschwörern verbunden und plante in ihren Plänen die Machtergreifung durch einen sogenannten Palastputsch, also die Übernahme der Regierung und des Zentralkomitees der Allunionskommunisten Partei (Bolschewiki) im Kreml ...“ Danach gab es mehrere weitere Verhöre, bei denen Tuchatschewski die Einzelheiten seiner „verräterischen Aktivitäten“ in Erinnerung rief und einige davon in eigenhändigen Geständnissen verfasste. Nach dem Protokoll des letzten Verhörs, das der Staatsanwalt der UdSSR, Wyschinski, vor der Übergabe des Falles an das Gericht durchgeführt hatte, bestätigte Tuchatschewski alles, was zuvor gesagt und geschrieben wurde. Die letzten Worte des Marschalls, aufgezeichnet in der Ermittlungsakte: „Ich habe keine Beschwerden gegen die Ermittlungen.“

Die Kommission des Präsidiums des ZK der KPdSU, die Anfang der 1960er Jahre mit der Überprüfung der gegen Tuchatschewski und andere Militärangehörige erhobenen Vorwürfe befasst war, kam zu dem Schluss, dass dem Marschall durch „moralische und körperliche Folter“ Geständnisse erpresst wurden. Als Bestätigung wird insbesondere die Tatsache angeführt, dass auf den Blättern 165-166 der Akte Nr. 967581 „braune Flecken“ gefunden wurden. Der Studie zufolge handelt es sich dabei um Spuren menschlichen Blutes. Einige von ihnen haben laut Experten die Form von Ausrufezeichen: „Diese Form von Blutflecken wird normalerweise beobachtet, wenn Blut von einem sich bewegenden Gegenstand austritt oder wenn Blut schräg auf eine Oberfläche trifft …“

Skeptiker weisen jedoch berechtigterweise darauf hin, dass die blutigen Blätter Tuchatschewskis Aussage vom 1. Juni enthalten. Zu diesem Zeitpunkt war Michail Nikolajewitsch bereits seit fast einer Woche „auf dem Weg der Reue“, sodass die Ermittler keinen besonderen Grund hatten, mit ihm unzufrieden zu sein. Tuchatschewskis Nase könnte durchaus aus nervöser und körperlicher Erschöpfung geblutet haben. Und genau genommen ist nicht bekannt, ob es sich dabei überhaupt um sein Blut handelt. Gleichzeitig hätte Tuchatschewskis Fall natürlich nicht ohne „physischen Einfluss“ zustande kommen können – ein Euphemismus, der in der sowjetischen juristischen Neusprache Folter von Personen bedeutete, gegen die ermittelt wurde. In der oben genannten Bescheinigung der Kommission des Präsidiums des Zentralkomitees, auch Shvernik-Kommission genannt, wird unter anderem die Aussage eines ehemaligen Mitarbeiters der Sonderabteilung des NKWD der UdSSR Avseevich zitiert: „Im Mai 1937 , bei einem der Treffen des Assistenten. Anfang In der Abteilung teilte Uschakow Leplewski mit, dass Uborewitsch nicht aussagen wollte. Leplewski befahl Uschakow, bei dem Treffen physische Methoden zur Einflussnahme auf Uborewitsch anzuwenden.“

Daran war nichts Außergewöhnliches oder Ungewöhnliches: Damals war Folter ganz offiziell erlaubt. Sie wurden von NKWD-Offizieren bereits vor dem Fall der „militärisch-faschistischen Verschwörung“ häufig eingesetzt und wurden ab Sommer 1937 zum Hauptmittel der Beweiserhebung. Aber man kommt nicht umhin zu bemerken, dass viele „Volksfeinde“, von denen man viel weniger Standhaftigkeit hätte erwarten können als von den Helden des Bürgerkriegs, viel länger durchgehalten haben.

Die Macht der Willenslosigkeit

Der im Juni 1939 verhaftete und sechs Monate später hingerichtete Theaterregisseur Wsewolod Meyerhold legte drei Wochen lang kein Geständnis ab. Trotz der Folter, der er ständig ausgesetzt war. Er selbst beschrieb diese Hölle in seinem Brief an Wjatscheslaw Molotow, den damaligen Premierminister: „Sie haben mich hier geschlagen – einen kranken 66-jährigen Mann, sie haben mich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden gelegt, sie haben mich mit einem Gummi geschlagen.“ Band an meinen Fersen und auf meinem Rücken, als ich auf einem Stuhl saß, schlugen sie mich mit den gleichen Gummibeinen... Und in den folgenden Tagen, als diese Stellen der Beine mit starken inneren Blutungen gefüllt waren, dann wurden diese rot - Mit dieser Aderpresse wurden wieder blau-gelbe Blutergüsse geschlagen, und der Schmerz war so groß, dass es schien, als würde kochendes Wasser auf die wunden, empfindlichen Stellen der Beine gegossen (ich schrie und weinte vor Schmerzen)..."

Fairerweise muss man sagen, dass auch die Helden des Bürgerkriegs nicht alle sofort aufgegeben haben. Und einige blieben völlig ungebrochen. Einer von ihnen war Korporal Epifan Kovtyukh, der im Juni 1938 erschossen wurde. „Während der Ermittlungen wurde Kowtjuch schrecklich gefoltert, um ihn zu zwingen, falsche Aussagen über sich selbst und andere unschuldige Sowjetbürger zu machen“, heißt es in der Bescheinigung der Shvernik-Kommission. - Ein ehemaliger Mitarbeiter des NKWD der UdSSR, Kasakewitsch, sagte 1955 dazu: „1937 oder 1938 sah ich persönlich im Korridor des Lefortowo-Gefängnisses, wie eine verhaftete Person aus dem Verhör geführt und zu einer solchen geschlagen wurde.“ so weit, dass die Wachen ihn nicht führten, sondern fast trugen. Ich fragte einen der Ermittler: Wer ist diese festgenommene Person? Sie antworteten mir, dass dies der Kommandant Kovtyukh sei, den Serafimovich im Roman „Iron Stream“ unter dem Namen Kozhukh beschrieb.“ Kovtyukh hat nie etwas zugegeben.

Natürlich hat jeder seine eigene Schmerzgrenze und sein eigenes Maß an Willenskraft. Urteile nicht, und du wirst nicht beurteilt. Bei den Angeklagten im Fall Tuchatschewski erwiesen sich diese persönlichen Merkmale jedoch seltsamerweise als identisch: Sie gestanden fast gleichzeitig. Den Verfassern des Shvernikov-Zertifikats zufolge nutzten die jesuitischen Ermittler neben der Peitsche, also einem Gummischlauch, auch aktiv Karotten – als Versprechen, dass ihren Angeklagten ihr Leben für gutes Benehmen während der Ermittlungen und des Prozesses erspart bliebe. Option – sie werden Verwandte und Freunde nicht verfolgen. Möglicherweise hat tatsächlich jemand den Köder geschluckt. Aber es ist unmöglich zu glauben, dass jeder den Köder geschluckt hat.

Das waren alles andere als Kinder: Der Bekanntheitsgrad der Führung der Roten Armee über das Geschehen im Land – einschließlich der Besonderheiten der nationalen Hexenjagd – lag offensichtlich über dem statistischen Durchschnitt. Darüber hinaus haben bereits zwei offene Prozesse in Moskau stattgefunden, die reichlich Anlass zum Nachdenken geben. Die „Tukhachevites“ wussten, konnten nicht anders als zu wissen, dass diejenigen, die gestehen, entgegen den Gerüchten und Hoffnungen über die „Konditionalität von Urteilen“, nicht am Leben bleiben dürfen. Und dass auch ihre Familienangehörigen Repressionen ausgesetzt sind.

Die eigene Aussage des Marschalls.

Eine mögliche Erklärung für die gleichzeitige Unterwerfung der „Tukhachevites“ sind einige sie kompromittierende Tatsachen, die außerhalb des Rahmens des Falles blieben. Dass seine Materialien bei weitem nicht vollständig sind, stellte die Shvernikov-Kommission fest: „Die Protokolle von Tuchatschewskis ersten Verhören wurden entweder überhaupt nicht erstellt oder im Zuge der Ermittlungen vernichtet.“ Aber es scheint, dass dies bei weitem nicht die einzige Lücke ist. Einer Version aus den 1950er Jahren zufolge handelte es sich bei den geheimen Materialien, die angeblich die „Verschwörer“ entwaffneten, um das sogenannte Heydrich-Dossier – falsche Beweise für eine geheime Verbindung zwischen der „Tukhachevsky-Gruppe“ und den angeblich geschickten deutschen Generälen von der Gestapo erfunden.

Aber die „Schwernikowisten“ lehnten diese Annahme ab: „Die Version, dass Heydrich Dokumente gegen Tuchatschewski fabrizierte ... wird nicht bestätigt ... Alle Versuche, diese „Dokumente“ in den Archiven des ZK der KPdSU, den Archiven der Sowjetarmee, zu finden.“ , der OGPU - NKWD sowie in der Justiz: „Die Ermittlungen gegen Tuchatschewski und andere sowjetische Militärführer führten zu nichts ... Niemand erwähnte diese „Dokumente“ weder während der Ermittlungen noch bei der Gerichtsverhandlung.“

Zu diesen überzeugenden Argumenten – die Staatsanwaltschaft war am wenigsten daran interessiert, solche Informationen zu verbergen und buchstäblich jeden Bast in die Zeile einzufügen – lohnt es sich, noch eine weitere Überlegung hinzuzufügen. Es ist unwahrscheinlich, dass absichtliche Fälschungen und falsche Denunziationen die Gruppenmitglieder so entmutigen und ihnen den Widerstandswillen nehmen könnten. Dies erforderte eindeutig etwas Stärkeres als die leere „Faust-Patrone“ der Gestapo. Eine Art echte „Bombe“.

Niemand wollte sterben

Der Schlüssel zur Lösung sind vielleicht die Worte von Valentin Falin, einem Diplomaten, Historiker und Politiker, dem letzten Leiter der Internationalen Abteilung des ZK der KPdSU (1988–1991). Als Referenz: Valentin Michailowitsch begann seine Karriere im Staatsapparat unter Stalin. Nur wenige lebende Veteranen des Kalten Krieges waren den Geheimnissen der Sowjetzeit so nahe. Was die Geheimnisse der Stalin-Chruschtschow-Zeit angeht, ist es heute vielleicht unmöglich, eine vergleichbare Informationsquelle zu finden.

Nun, nachdem Falin mehrere Jahre lang einen Vortrag über die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen in ihrem historischen Kontext gehalten hatte, ging er unter anderem auf das Thema „Archivausdünnung“ ein. Obwohl Walentin Michailowitsch den Westen kritisierte, verschloss er nicht die Augen vor ähnlichen sowjetischen Praktiken: „Die Sowjetunion praktizierte auch die Verkleinerung und Zerstörung von Archiven. Stimmt, aus anderen Gründen. Der Heiligenschein der Herrscher hätte nicht leiden dürfen. Nikita Sergejewitsch erlangte auf diesem Gebiet besondere Fähigkeiten und sammelte Beweise für seine leidenschaftliche Teilnahme am Kampf gegen „Feinde des Volkes“. Gleichzeitig wurden auf seinen Befehl die Abhörgespräche Tuchatschewskis und anderer Militärführer vernichtet, die die Grundlage für die gegen sie erhobenen Vorwürfe des Hochverrats bildeten.“

Soweit man verstehen kann, handelt es sich nicht nur und nicht so sehr um das Abhören von Telefongesprächen – die Führer der Roten Armee waren damals wahrscheinlich nicht so dumm, Gedanken per Telefon auszutauschen –, sondern um Informationen, die mithilfe von „ Bugs“-Abhörgeräte. Die Überwachung Tuchatschewskis wurde in den Monaten vor seiner Verhaftung, wie heute bekannt ist, tatsächlich recht intensiv durchgeführt. Das Einzige, was Falins Worte in Frage stellt, ist die Behauptung, dass die Abhörprotokolle von Chruschtschow vernichtet wurden. Wenn solche Dokumente tatsächlich existierten, dann deutet das Fehlen jeglicher Erwähnung in den Gerichts- und Ermittlungsmaterialien darauf hin, dass diese Wahrheit vor allem für Stalin unbequem war.

Jetzt kann man nur noch raten, worüber die Militärangehörigen der „Tukhachevsky-Gruppe“ in den letzten Monaten und Tagen vor der Verhaftung untereinander gesprochen haben. Aber vielleicht wäre es nicht zu gewagt anzunehmen, dass das Hauptthema dieser Gespräche der „Ring der Einkreisung“ war, der sich schnell um sie herum schloss. Die Granaten rückten immer näher: Zwei der Verurteilten, Primakow und Putna, wurden bereits im August 1936 festgenommen. Für Leute, die über die geringsten analytischen Fähigkeiten verfügten, und zu denen man zweifellos die Anführer der Roten Armee zählen konnte, war klar, dass die Säuberungsaktion an Fahrt gewann und dass ihre Verhaftung nur eine Frage der Zeit war.

Die einzige Chance zur Rettung bot ein „Ausbruch aus dem Ring“ – die Machtergreifung. Die Tuchatschewisten wollten überhaupt nicht die Wiederherstellung des Kapitalismus. Aber sie wollten leben, und ein solcher Wunsch wäre vielleicht wichtiger als politische Vorlieben. Mit anderen Worten: Sie hatten durchaus ein Motiv, die ihnen durch die Untersuchung unterstellten Gedanken zu verwirklichen. Und dafür gab es alle organisatorischen und technischen Möglichkeiten. Doch offenbar fehlte es an Entschlossenheit. Darüber hinaus war eine weitere politische und ideologische Begründung erforderlich. Es galt, den Menschen zu erklären, warum der Anführer gestürzt wurde, warum „unser Vater sich als Schlampe herausstellte“. Angst um das eigene Leben kann man nicht als Motiv anführen. Einigen Angaben zufolge ist jedoch die von den Verschwörern gewünschte Rechtfertigung – unter Berücksichtigung dieser Informationen kann man dieses Wort nun ohne Anführungszeichen schreiben – aufgetaucht.

Laut Alexander Orlov (Lev Feldbin), einem hochrangigen Mitarbeiter des sowjetischen Auslandsgeheimdienstes, der 1938 angesichts der bevorstehenden Verhaftung in den Westen floh, wurde spätestens im Herbst 1936 eine Mappe mit tödlichen belastenden Beweisen über den „Führer“ gefunden der Völker“ – sein persönlicher Fall als Mitarbeiter der zaristischen Geheimpolizei. Orlov, der zu dieser Zeit in den Vereinigten Staaten lebte, veröffentlichte 1956 in der Zeitschrift Life eine ausführliche Geschichte darüber. Als Informationsquelle nannte der Überläufer seinen Cousin Zinovy ​​Katsnelson. Laut Orlow erzählte Sinowy ihm während ihres Pariser Treffens im Februar 1937 von Dokumenten, die Stalin kompromittierten, und von den Plänen der Verschwörer, zu denen er angeblich gehörte. Zu dieser Zeit bekleidete Sinowy Katsnelson das Amt des stellvertretenden Volkskommissars für innere Angelegenheiten der Ukraine.

Unter einem plausiblen Vorwand war geplant, den Volkskommissar für Verteidigung davon zu überzeugen, im Kreml eine Konferenz über die Probleme der Bezirke abzuhalten, deren Kommandeure in die Pläne der Verschwörung eingeweiht waren. Die nächste Etappe sah so aus: „Zu einer bestimmten Stunde oder auf ein Signal hin blockieren zwei ausgewählte Regimenter der Roten Armee die Hauptstraßen zum Kreml, um den Vormarsch der NKWD-Truppen zu blockieren.“ Im selben Moment verkünden die Verschwörer Stalin, dass er verhaftet sei.“ Danach wurde der Besitzer des Kremls auf der Grundlage der den Verschwörern vorliegenden Dokumente zum Feind des Volkes und der Revolution erklärt.

Leider kann diese Version durch nichts bestätigt werden. Aber die Fülle an weißen Flecken im Fall Tuchatschewski macht eine kategorische Widerlegung unmöglich. Darüber hinaus füllt sie selbst diese Stellen perfekt aus und erklärt die Geschwindigkeit der Ermittlungen – es war notwendig, der Spitze der Verschwörung so schnell wie möglich ein Ende zu setzen – und das Verhalten der untersuchten Personen sowie die Zerstörung von Abhörmaterialien: Informationen über den gefährlichen Ordner wurden nicht offengelegt. Und vor allem erklärt es den blutigen Wahnsinn, in den das Land im Sommer 1937 stürzte. Natürlich öffnete ihm die Angst, die Genosse Stalin erfasste, die Augen für Grenzen, die für einen geistig gesunden Menschen eindeutig nicht charakteristisch waren. Aber die Angst selbst scheint nicht aus dem Nichts entstanden zu sein.

Auf dem XXII. Kongress der KPdSU N.S. Chruschtschow erklärte öffentlich, dass sowjetische Militärführer unter der Führung von M. I. Tuchatschewski aufgrund falscher Anschuldigungen festgenommen wurden. Ihm zufolge gelang es dem deutschen Geheimdienst, die von der Gestapo fabrizierten Materialien an den Präsidenten der Tschechoslowakei E. Benesch zu übergeben, der sie wiederum an Stalin weitergab. Diese Version wurde in seinen Schriften von Generaloberst D.A. Volkogonov wiederholt.

Stalin und seinem Gefolge wurde vorgeworfen, den Fälschungen Hitlers blind zu vertrauen und dem Marschall der Sowjetunion und anderen Militärführern nicht glauben zu wollen. Sind solche Anschuldigungen gerechtfertigt?

Bereits Mitte der 30er Jahre verstärkten sich die oppositionellen Gefühle in der Führung der Roten Armee, unter der sich viele Förderer Trotzkis befanden. Der Kampf verschiedener Gruppen unter sowjetischen Militärführern, der von Professor S. T. Minakov ausführlich beschrieben wurde, konzentrierte sich auf die Konfrontation zwischen der Führung des Volkskommissariats für Verteidigung unter der Leitung von K. E. Woroschilow und einer Reihe von Einzelpersonen unter der Führung von Gamarnik und Jakir , Tuchatschewski und andere. Diese Konfrontation verschärfte sich laut Minakov „angesichts der drohenden katastrophalen Gefahr eines Krieges an zwei Fronten für das Land“ (Minakov S.T. „1937. Es gab eine Verschwörung!“, Herausgeber: Eksmo 2012).

Von Beginn der Entstehung der regierungsfeindlichen Verschwörung an spielte die militärische Komponente darin eine immer wichtigere Rolle. Die Bedeutung militärischer Verschwörer nahm nach dem Fall von Jenukidse und Jagoda zu. Minakow betont: „Bei all ihrem Verhalten zeigte die bis 1931 entstandene Militärelite Ungehorsam, übte Druck sowohl auf innenpolitische Prozesse als auch insbesondere auf die Außenpolitik aus und bestand im Wesentlichen auf einer Änderung des politischen Kurses.“ Gleichzeitig versuchte die Militärelite „Stalin und seinen Machtkreis zu einer radikalen Änderung des Systems und der Struktur der obersten Führung des Landes zu zwingen: einen der Schlüsselposten – den Volkskommissar für Verteidigung – an ihren Vertreter zu übertragen.“ , ein Militärprofi...

Die gegenwärtige Situation löste eine Suche nach alternativen Führern zu Stalin aus, weckte das Interesse der politischen und militärischen Eliten an den ehemaligen „Führern“, blickte unter den Bedingungen des bevorstehenden Krieges immer genauer auf den militärischen „Führer“ und „erriette“ einer vor allem bei Tuchatschewski.“

Während gleichzeitig echte und imaginäre Trotzkisten verhaftet wurden, fielen auch militärische Teilnehmer der Verschwörung in die Hände von NKWD-Mitarbeitern. Der im Juli 1936 verhaftete Divisionskommandeur D. Schmidt begann, gegen den Kommandeur des Kiewer Militärbezirks I.E. Yakir auszusagen. Als Schmidt nach Moskau gebracht wurde, informierte Yagoda den Verschwörungsteilnehmer Ya. Gamarnik darüber. Anscheinend wollte Yagoda mit dieser Nachricht zeigen, dass er gezwungen war, eine Person aus dem Gefolge von Gamarnik und Yakiraoda zu verhaften, da die Umstände der Ermittlungen außerhalb seiner, Yagodas, Kontrolle lagen und es nun Jeschow und sein treuer Agranow zu tun hatten mit diesem Fall.

Nach der Verhaftung von D. Schmidt im August 1936 berichtete einer der Angeklagten im Prozess gegen Sinowjew, Kamenew und andere, I. I. Dreitser, dass es unter den Militärs eine Oppositionsgruppe gebe, zu der der stellvertretende Kommandeur des Leningrader Militärbezirks gehörte, Korpskommandeur V. M. Primakow und Militärattaché in Großbritannien, Korpskommandant V. K. Putna.
Während des „Parallelzentrum“-Prozesses wurden Worte gesprochen, die als Warnung an Tuchatschewski gedeutet werden könnten. Der Angeklagte K. B. Radek erklärte, dass „Vitaly Putna 1935 mit einer Bitte von Tuchatschewski zu mir kam“. Zwar erklärte Radek bei der Abendsitzung desselben Tages, dass Putna einer Untergrundorganisation angehöre, und bestritt Tuchatschewskis Beteiligung an den Aktivitäten des trotzkistischen „Parallelzentrums“ entschieden. Und doch warf sich ein Schatten des Misstrauens auf den stellvertretenden Volkskommissar für Verteidigung.

Offensichtlich kamen die ersten Informationen über die militärische Verschwörung gegen Moskau aus Paris. Es gibt Hinweise darauf, dass Jeschow Stalin eine Notiz mit Materialien der ROWS (der Pariser weißen Emigrantenorganisation „Russian Combined Arms Union“) geschickt hat. Darin hieß es: „In der UdSSR bereitet eine Gruppe hochrangiger Kommandeure einen Staatsstreich vor... Es wurde behauptet, dass Marschall M. N. Tukhachevsky an der Spitze der Verschwörung stand. Stalin schickte eine Nachricht an Ordschonikidse und Woroschilow mit der Entschließung: „Bitte lesen Sie dies.“ Vielleicht war es kein Zufall, dass Stalin Ordschonikidse eine Notiz über Tuchatschewskis Verschwörung schickte. Im Gegensatz zu Woroschilow, dem Stalin diese Botschaft bekannt geben wollte, weil Tuchatschewski sein Stellvertreter war, könnte die wahrscheinliche Bedeutung von Stalins Geste gegenüber Ordschonikidse wie folgt interpretiert werden: Schauen Sie, was sie über die Person sagen, die Sie verteidigt haben.

Über die Militärverschwörer wurde von verschiedenen Persönlichkeiten des Dritten Reiches viel gesagt. Ihnen war die Zusammenarbeit zwischen Reichswehr und Roter Armee im Zeitraum des Geheimabkommens von 1923 bis 1933 bekannt. Im Zuge dieser Zusammenarbeit entstanden enge persönliche Beziehungen zwischen Tuchatschewski und einer Reihe anderer sowjetischer Militärführer zu deutschen Generälen. Dies sagte insbesondere einer der am besten informierten Menschen im nationalsozialistischen Deutschland, A. Hitlers persönlicher Übersetzer Paul Schmidt, der seine Bücher unter dem Pseudonym Paul Carell schrieb. In seinem Buch „Hitler Goes East“ beschrieb Paul Schmidt-Carell ausführlich, wie Tuchatschewski, Jakir und andere versuchten, die Beziehungen zu deutschen Militärführern wiederzubeleben, die während der Zeit des Radek-Seekt-Abkommens geknüpft worden waren. Darüber schrieb auch der Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes Walter Schellenberg in seinen Memoiren.

Paul Schmidt-Carell präsentierte der Spitze Nazi-Deutschlands bekannte Informationen über die Verschwörung militärischer und politischer Persönlichkeiten der UdSSR unter der Führung von M. N. Tukhachevsky und Ya. B. Gamarnik. Das Rückgrat der Verschwörung war die fernöstliche Armee unter dem Kommando von V. K. Blücher. Wie Schmidt-Carell argumentierte: „Ab 1935 gründete Tuchatschewski in Chabarowsk eine Art Revolutionskomitee ... Zu seinen Mitgliedern gehörten der oberste Befehlshaber der Armee, aber auch einige Parteifunktionäre, die hohe Positionen innehatten, wie etwa der Parteiführer im Norden.“ Kaukasus, Boris Sheboldaev“ Obwohl Schmidt-Carell viele Aspekte der Verschwörung und die Zusammensetzung ihrer Teilnehmer nicht kannte, stellte er richtig fest, dass es sich um einen „militärisch-politischen“ Charakter handelte.

Laut Paul Schmidt-Carell hatte Tuchatschewski, der die sowjetische Delegation bei der Beerdigung von König Georg V. leitete, Anfang 1936 auf seinem Weg nach England und zurück durch Berlin Treffen mit „führenden deutschen Generälen“. Er wollte die Zusicherung, dass Deutschland mögliche revolutionäre Ereignisse in der Sowjetunion nicht als Vorwand für einen Marsch nach Osten nutzen würde. Für ihn ging es vor allem um die Schaffung einer russisch-deutschen Union nach dem Sturz Stalins.“

Dies lag vor allem daran, dass Tuchatschewski wie andere Verschwörer einen bewaffneten Zusammenstoß mit Deutschland befürchtete. Ähnliche Befürchtungen hatten auch deutsche Militärführer. Obwohl sie Hitlers Machtergreifung und seine Maßnahmen zur Wiederbewaffnung Deutschlands voll und ganz unterstützten, war ihnen klar, dass Deutschland noch nicht kriegsbereit war.

Auch unter den Generälen in Deutschland reifte eine Verschwörung gegen Hitler. Sie reagierten auf den Vorschlag, einen geheimen „Nichtangriffspakt“ zwischen dem Militär Deutschlands und der UdSSR abzuschließen. Möglicherweise waren sie bereits zu diesem Zeitpunkt bereit, Tuchatschewski und anderen während des Militärputsches die Nichteinmischung in die Angelegenheiten der UdSSR zu garantieren, als Gegenleistung für die Nichteinmischung der in der UdSSR nach einem ähnlichen Putsch in Deutschland errichteten Militärdiktatur.

Unterdessen verbreiteten sich in den Hauptstädten europäischer Länder Gerüchte über eine geheime Verschwörung zwischen den Militärs beider Länder. Der tschechoslowakische Gesandte in Berlin, Mastny, teilte im Januar 1937 dem Präsidenten seines Landes, Benesch, alarmiert mit, dass die Deutschen das Interesse an den Verhandlungen verloren hätten, die sie zu diesem Zeitpunkt mit der Tschechoslowakei zur Lösung umstrittener Fragen führten, weil sie begonnen hätten, fortzufahren aus der Unvermeidlichkeit drastischer Veränderungen in der sowjetischen Außenpolitik nach dem bald erwarteten Staatsstreich in der UdSSR. Wenn in Moskau pro-deutsche Kräfte an die Macht kamen, konnte die Tschechoslowakei nicht mehr auf die Unterstützung der UdSSR zählen, mit der sie durch einen Beistandsvertrag von 1935 verbunden war.

Dies wird durch die Aussage von Benesch in seinem Gespräch mit dem sowjetischen Bevollmächtigten Alexander Alexandrowski am 7. Juli 1937 bestätigt. Wie es in der Aufzeichnung des Gesprächs heißt, erhielt Benesch ab Januar 1937 „indirekte Signale über die große Nähe zwischen der Reichswehr und der Roten Armee.“ Seit Januar hatte er darauf gewartet, wie das ausgehen würde. Der tschechoslowakische Gesandte Mastny in Berlin ist ein äußerst genauer Informant... Mastny in Berlin führte zwei Gespräche mit prominenten Vertretern der Reichswehr...“

Natürlich konnten Tuchatschewskis Treffen und andere Kontakte zwischen dem sowjetischen Militär und dem deutschen Militär der Aufmerksamkeit der Gestapo nicht entgehen. Nachdem er von Gestapo-Agenten von einer geheimen Verschwörung zwischen den Militärs beider Länder erfahren hatte, informierte der Chef des RSHA, R. Heydrich, Hitler darüber. Natürlich hätte Hitler die Verschwörer verhaften können. Alle seine Pläne basierten jedoch auf der Förderung der militärischen Macht Deutschlands. Jede Massenrepression in den Reihen der Streitkräfte würde den Glauben an ihre Allmacht untergraben, während Hitler zunächst hauptsächlich auf groben Bluff setzte. Deshalb beschloss er, die Verschwörung zwischen dem sowjetischen und dem deutschen Militär zu verhindern, ohne preiszugeben, was er darüber wusste.

In seinen Memoiren schrieb V. Schellenberg, dass Hitler, nachdem er Informationen über die Verschwörung zwischen den Militärs der beiden Länder erhalten hatte, „anordnete, dass die Offiziere des Hauptquartiers der deutschen Armee über den geplanten Schritt gegen Tuchatschewski im Dunkeln gehalten werden sollten.“ ” „Und dann schickte Heydrich eines Nachts zwei Spezialgruppen, um in die Geheimarchive des Generalstabs und der Abwehr, des militärischen Geheimdienstes unter der Leitung von Admiral Canaris, einzubrechen ... Es gab Material im Zusammenhang mit der Zusammenarbeit des deutschen Generalstabs mit der Roten Armee gefunden und beschlagnahmt. Wichtiges Material wurde auch in den Akten von Admiral Canaris gefunden. Um die Spuren zu verwischen, wurden an mehreren Stellen Feuer gelegt, die alle Anzeichen eines Einbruchs bald vernichteten.“ Dies geschah ungefähr vom 1. bis 3. März 1937.

Wie Schellenberg betonte, „wurde einmal argumentiert, dass das Material, das Heydrich mit dem Ziel gesammelt hatte, Tuchatschewski zu verwirren, größtenteils aus absichtlich gefälschten Dokumenten bestand.“ In Wirklichkeit wurde nur sehr wenig gefälscht – nicht mehr als nötig war, um einige Lücken zu schließen. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass das gesamte sehr umfangreiche Dossier in kurzer Zeit – vier Tagen – erstellt und Hitler vorgelegt wurde.“ Das Dossier machte auf Hitler einen starken Eindruck und er stimmte dem Vorschlag zu, diese Materialien an Stalin zu übergeben. Für die Übermittlung von Informationen wurde beschlossen, Personen einzusetzen, die an den deutsch-tschechoslowakischen Verhandlungen teilgenommen hatten.

Carell behauptete, Benes habe Informationen über den bevorstehenden Putsch in Moskau erhalten und gleichzeitig seien dieselben Informationen vom deutschen Geheimdienst nach Paris geschickt worden. Der damalige französische Verteidigungsminister E. Daladier informierte den sowjetischen Botschafter in Paris W. Potemkin über „die Möglichkeit eines Wandels in Moskau“ und „einen Deal zwischen der Nazi-Wehrmacht und der Roten Armee“.

V. Schellenberg erläuterte, wie Informationen über Prag nach Moskau übermittelt wurden: „Es wurde beschlossen, über folgende Kanäle Kontakt zu Stalin aufzunehmen: Einer der deutschen diplomatischen Agenten, die unter dem SS-Standartenführer Böhme arbeiteten, war ein gewisser deutscher Emigrant, der in Prag lebte.“ . Durch ihn stellte Böhme Kontakt zu einem vertrauenswürdigen Freund von Dr. Benes her... Dr. Benes schrieb sofort persönlich einen Brief an Stalin, von dem Heydrich über die gleichen Kanäle eine Antwort erhielt, um Kontakt zu einem der Mitarbeiter der sowjetischen Botschaft aufzunehmen in Berlin. Dies taten sie, und der besagte Russe flog sofort nach Moskau und kehrte in Begleitung von Stalins persönlichem Gesandten zurück, der im Namen Jeschows Sondervollmachten hatte.“ Offensichtlich hatte Stalin zu diesem Zeitpunkt bereits genügend Informationen erhalten, um ein Verbrechen des Militärs und seiner Verbündeten unter den Parteiführern zu vermuten, genaue Namen und Beweise waren jedoch noch nicht vorgelegt worden. Darüber hinaus deuteten Informationen aus Berlin darauf hin, dass sich die Verschwörer an das Militär Deutschlands wandten, ein der Sowjetunion feindlich gesinntes Land.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Verschwörer bei ihren Vorbereitungen für einen Militärputsch erhebliche Fortschritte gemacht. Die Festnahmen mehrerer Verschwörungsteilnehmer sowie die Schande von Enukidze und Yagoda zwangen die Verschwörer zu schnellerem und energischerem Handeln. Darüber hinaus begann der militärische Flügel der Verschwörung nach der Entmachtung von Jenukidse und Jagoda eine entscheidende Rolle dabei zu spielen. Mitte Februar 1937 teilte der stellvertretende Volkskommissar für innere Angelegenheiten der Ukraine, Zinovy ​​​​Kancelson, seinem Verwandten A. Orlov (Feldbin) mit, dass sich die Führer der Roten Armee „in einem Zustand der „Sammlung von Kräften“ befänden. Obwohl sich die Verschwörer zu diesem Zeitpunkt „noch nicht auf einen festen Putschplan geeinigt hatten ...“ glaubte Tuchatschewski, dass es „unter einem plausiblen Vorwand“ notwendig sei, „Volksverteidigungskommissar Woroschilow … davon zu überzeugen, Stalin um die Einberufung eines Hochs zu bitten.“ Konferenz über militärische Probleme in Bezug auf die Ukraine, den Moskauer Militärbezirk und einige andere Regionen, deren Kommandeure in die Pläne der Verschwörung eingeweiht waren. Tuchatschewski und andere Verschwörer sollten mit ihren vertrauenswürdigen Assistenten erscheinen. Zu einer bestimmten Stunde oder auf ein Signal hin blockieren zwei ausgewählte Regimenter der Roten Armee die Hauptstraßen zum Kreml, um den Vormarsch der NKWD-Truppen zu blockieren. Im selben Moment werden die Verschwörer Stalin mitteilen, dass er verhaftet ist.

Tuchatschewski war überzeugt, dass der Putsch im Kreml ohne Unruhen durchgeführt werden könne. Kancelson zeigte sich vom Erfolg überzeugt: „Tukhachevsky ist ein angesehener Armeeführer. Die Moskauer Garnison ist in seinen Händen. Er und seine Generäle haben Zugang zum Kreml. Tuchatschewski erstattet Stalin regelmäßig Bericht, er ist über jeden Verdacht erhaben. Er wird eine Konferenz organisieren, zwei Regimenter alarmieren – und das war’s.“

Tuchatschewski glaubte, dass Stalin nach der Machtergreifung sofort hätte erschossen werden müssen. Kancelson selbst sowie eine Reihe anderer Teilnehmer der Verschwörung, insbesondere der Erste Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei (Bolschewiki) der Ukraine S. Kosior und der Volkskommissar für innere Angelegenheiten der Ukraine Balitsky, glaubte, dass „Stalin dem Plenum des Zentralkomitees zum Prozess hätte vorgelegt werden sollen.“ Die Aktionen der Verschwörer beschleunigten sich nach dem Ende des Februar-März-Plenums des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki. Gleichzeitig mit der Säuberung des NKWD wurde die Offensive Moskaus gegen die ukrainische Führung fortgesetzt. Am 17. März wurde Postyschew von seinem Amt als Zweiter Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Ukraine (Bolschewiki) entbunden und zum Ersten Sekretär des Kuibyschew-Regionalparteikomitees gewählt. In Kiew fand eine Kampagne gegen Postyschews „nichtbolschewistische Arbeitsmethoden“ statt.

Unterdessen verbreiteten sich in Westeuropa Gerüchte, dass in Moskau ein Militärputsch vorbereitet würde. Im Bulletin der Opposition schrieb Trotzki, dass „die Unzufriedenheit des Militärs mit Stalins Diktat sein mögliches Vorgehen auf die Tagesordnung setzt.“ Am 9. April 1937 teilte der Chef der GRU der Roten Armee, S. Uritsky, Stalin und Woroschilow mit, dass es in Berlin Gerüchte über einen Widerstand der Militärführer des Landes gegen die sowjetische Führung gebe. Uritsky relativierte diese Nachricht jedoch mit der Bemerkung, dass an diese Gerüchte wenig geglaubt werde.

Im April der stellvertretende Leiter der Panzerabteilung der Roten Armee M. M. Olshansky, der Kommandeur des 9. Schützenkorps des Moskauer Militärbezirks G. N. Kutateladze, der ehemalige Sicherheitschef der Regierung V. Pauker, der ehemalige Kommandant des Kremls R. A. Peterson , der stellvertretende Kommandant des Kremls wurden festgenommen Divisionskommissar M.A. Imyaninnikov.
Diese Ereignisse zwangen die Verschwörer, ihre Redezeit zu verkürzen. Laut Carell war der Termin für den 1. Mai 1937 festgelegt. Die Wahl des Putschtags war vor allem darauf zurückzuführen, dass „die Abhaltung einer Militärparade am 1. Mai die Einführung von Militäreinheiten in Moskau ermöglichen würde, ohne Verdacht zu erregen.“ Allerdings griffen außenpolitische Umstände in die Entwicklung der Ereignisse ein.

Ende April wurde in London bekannt gegeben, dass am 12. Mai 1937 die Krönung von Georg VI. erfolgen würde, der fünf Monate zuvor den Thron anstelle von Eduard VIII. bestiegen hatte, der auf den Thron verzichtet hatte. In Moskau wurde beschlossen, dass die sowjetische Delegation bei dieser königlichen Zeremonie erneut von Tuchatschewski geleitet werden sollte. Carell zufolge beschloss Tuchatschewski, nachdem er von seiner Geschäftsreise nach London erfahren hatte, diese Gelegenheit zu nutzen, um noch einmal mit deutschen Generälen über die Zusammenarbeit während und nach dem Putsch zu sprechen. „Tukhachevsky hat den Putsch um drei Wochen verschoben. Das war sein fataler Fehler.“

Es gibt Informationen, dass die Aktionen der Verschwörer in letzter Minute verhindert wurden. Die Feier des 1. Mai in Moskau für diejenigen, die in die Materie eingeweiht waren, fand in einer Atmosphäre gespannter Erwartung unvorhergesehener Ereignisse statt. Am 1. Mai 1937, während der Parade, verbreitete sich unter den Anwesenden auf dem Roten Platz das Gerücht, dass das Mausoleum, in dem sich Stalin und andere Führer des Landes befanden, in die Luft gesprengt werden sollte. Es gab Gerüchte über weitere bevorstehende Terroranschläge.

Der englische Journalist Fitzroy MacLean, der am 1. Mai 1937 auf dem Roten Platz anwesend war, schrieb, er sei beeindruckt von der zunehmenden Spannung im Verhalten der Führer vor dem Lenin-Mausoleum: „Mitglieder des Politbüros grinsten nervös und wichen unbeholfen von der Seite ab.“ Fuß an Fuß, die Parade und ihre hohe Stellung vergessend.“ Nur Stalin blieb unbeeindruckt, und sein Gesichtsausdruck war sowohl „herablassend als auch gelangweilt und undurchdringlich“. Auch unter den am Fuße des Mausoleums stationierten Militärführern herrschte Spannung. Wie V. Krivitsky, der aus der UdSSR geflohen war, schrieb, bemerkten die Anwesenden auf dem Roten Platz, dass Tuchatschewski „als erster auf dem für Militärführer reservierten Podium ankam ... Dann traf Jegorow ein, reagierte jedoch nicht auf Tuchatschewskis Begrüßung.“ Dann gesellte sich Gamarnik schweigend zu ihnen. Das Militär stand wie erstarrt in einer bedrohlichen, düsteren Stille da. Nach der Militärparade wartete Tuchatschewski nicht auf den Beginn der Demonstration, sondern verließ den Roten Platz.“

Anscheinend bereitete sich Tuchatschewski zu dieser Zeit auf die Abreise nach London vor. Am 3. Mai 1937 wurden Dokumente über Tuchatschewski an die britische Botschaft in der UdSSR geschickt und am 4. Mai zurückgezogen. Der stellvertretende Volksverteidigungskommissar der Marine V. M. Orlow wurde zum Leiter der sowjetischen Delegation bei der Krönung Georgs VI. ernannt. Offensichtlich zwangen die nach dem 1. Mai zunehmenden Verdächtigungen die Führung des Landes dazu, die Entscheidung über Tuchatschewskis Abgang plötzlich zu überdenken.

Unterdessen wurde am 6. Mai der Kommandeur der Reservebrigade, M. E. Medwedew, festgenommen. Wie in der Iswestija des Zentralkomitees der KPdSU (Iswestija des Zentralkomitees der KPdSU, 1989, Nr. 12) erwähnt, gab Medwedew einen Tag nach seiner Festnahme seine Beteiligung an einer Verschwörungsorganisation bekannt, „angeführt vom stellvertretenden Kommandeur der KPdSU“. Moskauer Militärbezirk, B. M. Feldman.“

In der Nacht des 14. Mai wurde der Leiter der Militärakademie Frunze, Armeekommandant A. I. Kork, festgenommen. Einen Tag nach seiner Festnahme schrieb Kork zwei Erklärungen an Jeschow. Im ersten geht es um die Absicht, im Kreml einen Putsch durchzuführen. Im zweiten geht es um das von Tukhachevsky, Putna und Kork angeführte Putschhauptquartier. Ihm zufolge habe Jenukidse ihn in die Verschwörungsorganisation verwickelt, und „die Hauptaufgabe der Gruppe bestand darin, einen Putsch im Kreml durchzuführen.“

B. M. Feldman, der am 15. Mai verhaftet wurde, begann am vierten Tag nach seiner Festnahme, gegen andere Teilnehmer der Verschwörung auszusagen. Zu diesem Zeitpunkt, anderthalb Monate nach seiner Verhaftung, begann G.G. Yagoda, gegen Enukidze, Tukhachevsky, Peterson und Kork auszusagen. Ungefähr einen Monat nach ihrer Festnahme begannen die verhafteten NKWD-Mitarbeiter Gai und Prokofjew, gegen ihre Kollegen in der Verschwörung auszusagen.

Am 22. Mai wurden Tukhachevsky und der Vorsitzende des Zentralrats von OSOAVIAKHIM, Korpskommandant R.P. Eideman, festgenommen. Drei Tage nach seiner Festnahme begann Tuchatschewski zu gestehen. Das Buch von N.A. Zenkovich „Marschälle und Generalsekretäre“ veröffentlichte Tuchatschewskis Aussage, die er im internen Gefängnis des NKWD verfasst hatte (Veröffentlicht: Military History Journal. 1991. Nr. 8. S. 44-53. Nr. 9. S. 55-63). Er schrieb, dass der Putsch ursprünglich für Dezember 1934 geplant gewesen sei. Aufgrund der Ermordung Kirows musste es jedoch verschoben werden.
Die Verschwörer hatten Angst vor einer Explosion der Empörung in der Bevölkerung. R. Balandin und S. Mironov schließen die Möglichkeit nicht aus, dass nach dem 1. Dezember 1934 „die Sicherheit der Staatsoberhäupter gestärkt wurde“.

Am 24. Mai sandte Stalin, von ihm selbst unterzeichnet, ein Dokument an die Mitglieder und Kandidaten des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki zur Abstimmung, in dem es hieß: „Basierend auf Daten, die ein Mitglied des Zentralkomitees belasten.“ der Allunionskommunistische Partei der Bolschewiki, Rudzutak, und Kandidat des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki, Tuchatschewski, antisowjetischer trotzkistisch-rechter Verschwörungsblock und Spionagearbeit gegen die UdSSR zugunsten des faschistischen Deutschlands, Das Politbüro des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki stellt einen Vorschlag zur Abstimmung, Rudzutak und Tuchatschewski aus der Partei auszuschließen und ihren Fall an das Volkskommissariat für innere Angelegenheiten zu übergeben. Am selben Tag wurde der Kandidat für das Politbüro und stellvertretende Vorsitzende des Rates der Volkskommissare der UdSSR Ya.E. Rudzutak festgenommen. Etwa zur gleichen Zeit wurde der ehemalige Bevollmächtigte der UdSSR in der Türkei, L. K. Karakhan, festgenommen. Es folgten weitere Festnahmen. Am 11. Juni erschienen M. I. Tukhachevsky, I. P. Uborevich, I. E. Yakir, B. M. Feldman, R. P. Eideman, A. I. Kork, V. K. Putna und V. M. Primakov vor dem Gericht des Militärkollegiums des Obersten Gerichtshofs der UdSSR. Das Urteil wurde am selben Tag verkündet.

Stalin weigerte sich kategorisch, die Taten der Verschwörer mit ihren ideologischen und politischen Überzeugungen zu erklären. Wie schon auf dem Februar-März-Plenum lehnte Stalin eine pauschale Verurteilung der Menschen wegen ihrer früheren Zugehörigkeit zum Trotzkismus ab. Stalin lehnte es auch ab, die Beteiligung einiger Personen an der Verschwörung mit ihrer „klassenfremden“ Herkunft zu erklären. Er erklärte: „Man sagt, Tuchatschewski sei ein Gutsbesitzer ... Dieser Ansatz, Genossen, löst nichts ... Lenin war adeliger Herkunft ... Engels war der Sohn eines Fabrikanten – nichtproletarischer Elemente, wie Sie so wollen.“ . Engels selbst leitete seine Fabrik und ernährte damit Marx ... Marx war der Sohn eines Anwalts, nicht der Sohn eines Landarbeiters und nicht der Sohn eines Arbeiters ... Wir betrachten den Marxismus nicht als biologische Wissenschaft, sondern als soziologische Wissenschaft " (Stalin I.V. Werke in 16 Bänden. Bd. 14. Rede auf einer erweiterten Sitzung des Militärrats unter dem Volkskommissar für Verteidigung am 2. Juni 1937 (unkorrigierte Abschrift).

Stalin wies alle Anschuldigungen zurück, die zur Grundlage für die Auslösung von Repressionen aus ideologischen oder klassenbezogenen Gründen und damit zur Destabilisierung der sowjetischen Gesellschaft werden könnten, und betonte gleichzeitig, dass es in der UdSSR keine Voraussetzungen für eine Massenunzufriedenheit mit dem bestehenden System und der Regierungspolitik gebe.

Stalin sagte: „Wir haben 300-400 Menschen verhaftet. Unter ihnen sind gute Leute. Wie wurden sie rekrutiert?“ Stalin argumentierte, dass nur „Menschen mit geringem Widerstand“ rekrutiert werden könnten. Er schien laut zu denken: „Ich glaube, so haben sie sich verhalten. Ein Mensch ist mit etwas unzufrieden, zum Beispiel ist er unzufrieden damit, dass er ein ehemaliger Trotzkist oder Sinowjewist ist und nicht so frei befördert wird, oder er ist unzufrieden damit, dass er ein unfähiger Mensch ist, der seine Angelegenheiten nicht regelt und wird dafür degradiert, hält sich aber für sehr fähig. Für einen Menschen ist es manchmal sehr schwierig, das Ausmaß seiner Stärke, das Ausmaß seiner Vor- und Nachteile zu verstehen. Manchmal hält man sich für ein Genie und ist deshalb beleidigt, wenn man ihn nicht nominiert.“

Stalin sagte: „Wenn sie den Plan gelesen hätten, wie sie den Kreml erobern wollten … Sie fingen klein an – mit einer ideologischen Gruppe, und gingen dann weiter.“ Die Gespräche verliefen so: Leute, was ist los? Die GPU ist in unseren Händen, Yagoda ist in unseren Händen... Der Kreml ist in unseren Händen, denn Peterson ist bei uns, der Moskauer Bezirk, Cork und Gorbatschow sind auch bei uns. Wir haben alles. Entweder machen wir jetzt Fortschritte, oder morgen, wenn wir an die Macht kommen, bleiben wir stecken. Und viele schwache, instabile Leute dachten, dass dieses Geschäft real sei, verdammt, es sei sogar profitabel. Wenn Sie es verpassen, wird in dieser Zeit die Regierung verhaftet, die Moskauer Garnison gefangen genommen und alles Mögliche mehr, und Sie bleiben pleite. Genau das argumentiert Peterson in seiner Aussage. Er wirft die Hände hoch und sagt: Das ist ein echtes Geschäft, wie kann man da nicht rekrutiert werden? Es stellte sich heraus, dass die Sache nicht so real ist. Aber diese schwachen Leute dachten genau so: Wie zum Teufel, nicht von allen abgehängt zu werden. Machen wir uns schnell an die Arbeit, sonst bleiben Sie pleite“ (I. Stalin, ebd.).

Basierend auf der Tatsache, dass der Kern der Verschwörung klein war und nur wenige Schwache daran beteiligt waren, forderte Stalin eine Begrenzung des Ausmaßes der Unterdrückung: „Ich denke, dass es bei unserem Volk sowohl auf Befehls- als auch auf politischer Ebene so etwas gibt.“ Es sind immer noch Kameraden, die versehentlich betroffen sind. Sie erzählten ihm etwas, wollten ihn einbeziehen, machten ihm Angst, erpressten ihn. Es ist gut, eine solche Praxis einzuführen, damit man ihnen verzeiht, wenn sie kommen und alles selbst erzählen.“

Es ist ganz offensichtlich, dass die militärpolitische Verschwörung, an der prominente Persönlichkeiten der Roten Armee beteiligt waren, Realität war. Gleichzeitig ist klar, dass Stalin und sein Gefolge im Zuge seiner Enthüllung zunächst versuchten, sich auf die Degradierung prominenter Militärführer zu beschränken und nach der Verhaftung von 300-400 Militärführern den Kreis nicht zu erweitern der Festgenommenen, auch wenn es Personen gab, die an der Verschwörung beteiligt waren (siehe O. Kozinkin, „Tukhachevskys Verschwörung“ – Aussichten und Konsequenzen). Diese Umstände widerlegen den Mythos, dass die Anschuldigungen einer Verschwörung unter militärischen Führern nur eine Folge von Stalins blindem Vertrauen in die Fälschung Hitlers oder seines Wunsches waren, mit militärischen Führern zu verhandeln, die er nicht mochte.

Von Chruschtschow nach dem 20. Parteitag der KPdSU rehabilitiert:
- 1955: Gamarnik Ya.B. (noch vor dem 20. Kongress);
- 1956: Egorov A.I., Medvedev M.E., Blucher V.K.;
- 1957: Tukhachevsky M.I., Feldman B.M., Kork A.I., Putna V.K., Peterson R.A., Eideman R.P., Uborevich I.P., Primakov V. M., Yakir I.E.

Es ist sehr interessant, dass, wenn mittlerweile ziemlich viel darüber bekannt ist, wie sich die einzelnen Fälle in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts „aufgelöst“ haben, welche Anklagen erhoben wurden, wie der Prozess ablief (auch aus gleichzeitig veröffentlichten Dokumenten), dann fast nichts Es ist bekannt, wie Chruschtschows Rehabilitierung (wie auch die von Gorbatschow und Jelzin) durchgeführt wurde. Wenn Stalin inzwischen zumindest Schritte zur Stärkung der Rechtsstaatlichkeit unternommen hat, dann passt der spezifische Stil des Gesetzesverständnisses von Chruschtschows Staatsanwälten und Richtern in kein Tor. Natürlich geschahen zwischen 1937 und 1939 verschiedene Dinge, aber eine solche Empörung gegen alle und jede Art von Gesetzen, eine solche Missachtung aller Ermittlungs- und Prozessregeln ... Es sei denn, 1918 passierte etwas Ähnliches, und dann nicht im Jahr 1939 Tscheka, aber vor Ort Revolutionstribunale (Siehe . Buch von A. Sukhomlinov „Wer bist du, Lavrentiy Beria?“).

Die Repressionen haben so viele Unmut hervorgerufen, aber es scheint, dass sich bis jetzt noch niemand wirklich mit den Nuancen der Rehabilitation auseinandergesetzt hat. Eine seltsame Fehlsichtigkeit: Aus irgendeinem Grund wird angenommen, dass es 1937 eine Verurteilung aus opportunistischen Gründen gegeben haben könnte, eine Rehabilitierung aus denselben Gründen jedoch 1956 – nun ja, niemals und unter keinen Umständen!

In der Zwischenzeit musste sich Nikita Sergejewitsch unbedingt einen Namen in der Geschichte machen, und was könnte bequemer sein, als zu einer so berühmten Person wie dem hingerichteten Marschall Tuchatschewski und seinen Komplizen zurückzukehren?

Und das Merkwürdige: In allen Veröffentlichungen zum Thema Rehabilitation gibt es praktisch keine Einzelheiten. In der „Schlussfolgerung“ der Hauptstaatsanwaltschaft des Militärs heißt es: „Das Urteil in diesem Fall wurde nur auf der Grundlage der Aussagen der Verurteilten während der Vorermittlungen und des Prozesses gefällt und nicht durch andere objektive Daten bestätigt.“ Und dann wiederholte sich immer wieder das gleiche Thema: der Mangel an materiellen Beweisen. Vielleicht kann jemand erklären, welche materiellen Beweise es in diesem Fall geben könnte? Listen von Verschwörern, die in Casinos verloren gegangen sind? Yagodas Tagebuch mit einer Beschreibung jedes Schritts? Vorab im Safe Tuchatschewskis vorbereitete Manifeste?
Nun, entschuldigen Sie, es hat nicht geklappt – 1937 war es den dummen russischen Generälen und Marschällen nicht gelungen, solch raffinierte Tricks von den Deutschen zu lernen … Asien, Sir …

Aus allen der Rehabilitation gewidmeten Materialien können nur Informationen über die Prüfung entnommen werden, bei der „festgestellt wurde, dass der Fall gefälscht war“ und „Aussagen durch kriminelle Methoden erlangt wurden“. Gleichzeitig sind die Materialien der Inspektion selbst aus irgendeinem Grund wertvoller als der berüchtigte Einsatzplan einer großen Militäroperation.

Ich möchte dem Gesagten noch Folgendes hinzufügen. Tukhachevsky (er persönlich, sowohl als stellvertretender Volkskommissar für Rüstung als auch früher als Chef des Generalstabs) schlug vor, die Armee mit „gepanzerten Traktoren“ zu überschwemmen – Kollektivtraktoren mit „Panzerung“ zu versehen und ein Maschinengewehr einzubauen (z was ihm unter den Generälen den Spitznamen „Maschinenführer“ einbrachte). Er schloss auch das Mörserkonstruktionsbüro von Shavyrin, verhinderte die Einführung von Grabin-Geschützen in die Rote Armee (die den Krieg gewann) und mit ihm verhinderte sein Komplize Alksnis auf jede erdenkliche Weise die Einführung des I-16-Jägers in der Luftwaffe 1933. Sein Schüler Pawlow bremste bereits 1940 die Einführung des T-34-Panzers... Aber es gab und konnte keinen Widerstand gegen Stalin und keine „militärischen Verschwörungen“ in der UdSSR geben!!! Es war alles Stalin, der unter Paranoia litt!

Natürlich waren Tuchatschewski und seine Komplizen keine Idioten, die dieselben „funkgesteuerten Panzer“ und andere „innovative Ideen“ vorschlugen und öffentliche Gelder dafür ausgaben. Es ist nur so, dass dies der einfachste Weg ist, sowohl die Armee als auch das Land zu ruinieren - die Einführung notwendiger und vernünftiger Modelle zu sabotieren und entweder jeglichen Unsinn zu akzeptieren oder lange und hart an „vielversprechenden“ Typen wie „Kurchevskys Gasdynamik“ herumzubasteln Waffen“ (alle Waffen waren nur Prototypen, sie wurden nicht für Feldtests eingereicht) oder die „Rukavishnikov PTR“ (vierköpfige Besatzung, sehr schweres Gewicht), wobei Zeit und Geld für die Feinabstimmung dieser Muster und das anschließende Schreiben aufgewendet wurden sie als Altmetall weg. Dieselbe „Katyusha“ („BM-13/16“) unter Marschall Kulik, Chef der GAU und stellvertretender Volksverteidigungskommissar für Rüstung, konnte bereits 1940 ein ganzes Jahr lang „nicht“ für militärische Tests hergestellt werden - bis zu 5 Fahrzeuge! Nun, dafür (einschließlich) wurde Kulik zunächst vom Marschall zum Generalmajor befördert und stellte sich dann 1950 gegen die Mauer.

Doch unter Tuchatschewski wurden britische und amerikanische leichte Panzer übernommen, was sie zu den „Hauptpanzern“ der Roten Armee machte. Und 1941 sahen unsere Panzerfahrer selbst, wie „stark unsere Panzerung“ ist und was der „Schutz“ dieser Panzer kostet, als ihre „Panzerung“ von irgendeinem schweren Maschinengewehr durchschlagen wurde, ganz zu schweigen von der standardmäßigen 37-mm-Abwehrwaffe der Wehrmacht. Panzerkanone, die Deutschland bereits Anfang der 1930er Jahre einführte. Die Rote Armee verfügte auch über „mittlere“ T-28-Panzer, bis zu 600 Stück, und sogar 56 der „schweren“ T-35-Panzer. Ihre Panzerung war zwar die gleiche wie die der leichten Panzer BT und T-26 (nur an der Frontpanzerung mittlerer und schwerer Panzer waren zusätzliche Panzerplatten angebracht).

Derselbe Polikarpow entwickelte und fertigte bis Ende 1940 als Ersatz für seine I-16 ein neues Jagdflugzeug I-185 mit besseren Eigenschaften als die La-7 und andere FV-190, die erst 1943 auf den Markt kamen. Zumindest gab es damals, 1941, noch keine derartigen Maschinen auf der Welt. Aber konkrete, künftige „Opfer der Repression“ unter den überlebenden Fans und Unterstützern Tuchatschewskis scheiterten an der Einführung dieses Flugzeugs in den Dienst der Luftwaffe. Wie sie 1940 versuchten, die Produktion und Einführung desselben T-34 zu stoppen. Aber dann sagten sie uns, dass Stalin sich in sie alle eingemischt habe.

Die Marshals selbst, die zunächst verhaftet wurden, waren in Wirklichkeit nichts Besonderes. Keiner von ihnen (möglicherweise mit Ausnahme von Uborevich) glänzte aufgrund seiner militärischen Karriere, offiziellen Aktivitäten und anderen biografischen Fakten mit militärischem Führungstalent und großem theoretischen Wissen im militärischen Bereich (siehe K. Simonov „Durch die Augen eines Mannes von mir“) Generation. Überlegungen zu I.V. .Stalin". M., APN, 1989). Aber diese „Kommandeure“ zogen Hunderte und Tausende hochrangige Kommandeure genau dieser Brigaden, Divisionen und Regimenter mit – ihre unmittelbaren Untergebenen, die aufgrund ihrer Dienstlinie mit diesen gescheiterten „Untergrundputschisten“ in Verbindung standen. Beispielsweise wurde ein Marschall festgenommen. Der NKWD beginnt, die in diesen Fällen üblichen Fragen zu seinen „Verbindungen“ zu anderen Offizieren in diesem Fall zu stellen und ähnliche Routinetätigkeiten durchzuführen.

Und hier beginnt die Manifestation menschlicher Gemeinheit, die während der „stalinistischen Repressionen“ unter unserer „Elite“ so weit verbreitet war. Der Festgenommene beginnt, jeden, den er kann, an „seine Sache“ zu binden und Dutzende oder sogar Hunderte seiner Bekannten und Kollegen zu verleumden. Gleichzeitig hält er sich fast für einen Helden. Dem Ermittler wird eine Standardfrage gestellt: „Mit wem haben Sie Ihre Unzufriedenheit mit der „Parteipolitik“, „dem bestehenden Regime“ besprochen? Und der „Held“ beginnt sofort, alle aufzuzählen, mit denen er normalerweise zusammenarbeitet und die er im Raucherzimmer oder am Tisch über ähnliche Themen unterhalten könnte. Aufgrund seiner Pflichten ist der Ermittler verpflichtet, jeden zu verhören, den der Vernommene in seiner Aussage genannt hat. Und so werden rein mechanisch Dutzende und Hunderte völlig fremder und nutzloser Menschen (insbesondere des NKWD) in die Ermittlungsmaschinerie hineingezogen. Die Ermittlungsmaschinerie läuft, Menschen werden verhört, jemand wird gezielt verleumdet und verhaftet.

Lassen Sie uns etwas näher auf das Thema „Denunziationen“ eingehen.

Normale Bürger (mit Ausnahme der „Berufsverleumder“, die seit der Zarenzeit an verschiedene Behörden schrieben) verfassten keine Denunziationen gegeneinander (was uns die „Entlarver des Stalinismus“ all die Jahre erzählt haben), sondern Beschwerden vor allem an verschiedene Behörden gegen ihre Beamten – lokale Chefs, die sich in das Leben der Menschen einmischten und ihren offiziellen Pflichten nicht nachkamen. Und die Behörden reagierten offenbar auf diese „Beschwerden der Arbeitnehmer“. Aber Denunziationen als solche (wie der Wunsch, einen Nachbarn zu verwöhnen) tauchten Mitte der 30er Jahre auf. Und hier war unsere Intelligenz allen voraus – sie inhaftierte und verurteilte Dutzende und Hunderte unschuldiger Menschen gleichzeitig. Und ein „wunderbares“ Beispiel ist der Fall Tuchatschewski.

Immerhin wurden laut der sehr militärischen „Verschwörung der Marschälle“, die am 12. Mai 1937 einen Putsch durchführen wollten, ein Dutzend Marschälle mit zweifelhaftem militärischen Ruf festgenommen. Aber dann begannen die Verschwörer, Dutzende Namen ihrer Komplizen-Untergebenen zu nennen, die wahrscheinlich an der Verschwörung beteiligt waren, und diese wiederum (die 2. und 3. Staffel der Verschwörung) begannen, Hunderte mitzuschleppen oder sogar einfach festzulegen und Tausende von Offizieren, die wahrscheinlich nichts mit der Verschwörung als solcher zu tun hatten. Aufgrund dieser Denunziationen wurden mehrere tausend Offiziere der Roten Armee verhaftet und entlassen (die berühmtesten unter ihnen sind Rokossowski und Gorbatow). Aber im „Tukhachevsky-Fall“ wurden auch Waffenkonstrukteure und Entwickler der neuesten und vielversprechendsten Waffentypen verhaftet – derselbe Korolev in der Raketentechnologie, der aufgrund der Denunziation seiner höheren Vorgesetzten, die in den Fall der „Verschwörung der Marschälle“ verwickelt waren, inhaftiert wurde.

Und es waren Tausende von ihnen – Unschuldige. Und diese Tausenden wurden nach dem Prozess an die Armee oder ihre Konstruktionsbüros zurückgegeben. Aber das hat einige Zeit gedauert. Und sie wurden nicht von Stalin und seinen Kameraden eingesperrt. Sie wurden von ihren eigenen „Kollegen“ eingesperrt, die listigerweise glaubten, je mehr sie unschuldige Menschen verleumdeten, desto einfacher sei es für sie, selbst rauszukommen. Oder sie machten Vorbehalte aus Hass auf das Staatssystem in Russland, auf Stalin persönlich, der ihnen die Hoffnung auf eine Machtergreifung in der UdSSR-Russland nahm. Nun ja, diese „Opfer der Repression“ begannen, diese menschliche Gemeinheit dem gesamten Volk in die Schuhe zu schieben, sie sagen, das sei die Art von Menschen in Russland-UdSSR – sie können nur Denunziationen gegeneinander schreiben ...

Nach der Entdeckung der Verschwörung und den anschließenden Verhaftungen und Hinrichtungen (ungefähr 4,5 Tausend Festgenommene und 1,6 Tausend von ihnen hingerichtet, davon ungefähr 400 Tausend Offiziere in der Roten Armee zu dieser Zeit) hochrangiger Kommandeure wurden die Verschwörer durch dieselben ersetzt Kommandeure in hohen Rängen und mit der gleichen Ausbildung. Und die Tatsache, dass in einigen Einheiten tatsächlich Nachwuchsoffiziere in die Positionen höherer Offiziere berufen wurden, war in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Armee ab 1940 begann, die Gesamtstärke und Anzahl der Einheiten stark zu erhöhen. Am Vorabend des Krieges wuchs die Armee von eineinhalb Millionen auf fünfeinhalb Millionen, wodurch sich auch die Zahl der Führungspositionen in der Armee vor dem Krieg erhöhte.

Hatte die Verschwörung Tuchatschewskis und seiner Komplizen Erfolgsaussichten? Schwach, aber sie waren da. Obwohl Tuchatschewski und sein Team keine große Unterstützung im Volk gehabt hätten, weil... würde beginnen, Stalins Reformen einzuschränken, die im Land immer noch Unterstützung finden, aber manchmal kommt es in solchen Fällen vor allem auf die „Unterstützung“ aus dem Ausland an. Es würde ausreichen, wenn Deutschland ohne Hitler die Legitimität des Militärregimes in Russland anerkennen würde, und das Problem würde von selbst verschwinden. Letztlich war Stalins Position im Jahr 1937 noch nicht so stabil und stark wie vor dem Krieg selbst und umso mehr nach dem Sieg – Tuchatschewski hatte also im Jahr 1937 durchaus eine Chance. Aber die Folgen des Scheiterns der Verschwörung erwiesen sich für Russland auf jeden Fall als blutig, so wie die Folgen eines möglichen Putscherfolgs und der Machtergreifung blutig hätten sein können. Und die Folgen eines durchaus möglichen „Erfolgs“ des Putsches könnten für Russland noch blutiger und schrecklicher sein.

Das Scheitern des gescheiterten „Militärputsches der Marschälle“ in der UdSSR führte schließlich nach München, zur Übergabe ganz Europas an Hitler (vertreten durch England und die dahinter stehenden USA), die Bewaffnung Hitlers mit dem Arsenal von ganz Europa Europa, sein Eintritt in die gemeinsame Grenze mit Russland-UdSSR und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Der Erfolg von Tuchatschewskis Verschwörung könnte zu einem noch globaleren Weltkrieg Eurasiens gegen die angelsächsische Welt und die Vereinigten Staaten führen, möglicherweise unter Einsatz nuklearer Raketentechnologien und Düsenflugzeugen. Aber wenn es überhaupt keine Verschwörung und keine Putschversuche gegeben hätte (wie Stalin Anfang der 1930er Jahre jubelte, als er sagte, wie gut es sei, dass Tuchatschewski kein Feind sei), dann bestand im 20. Jahrhundert mit Sicherheit eine hohe Wahrscheinlichkeit für den Zweiten Weltkrieg es könnte nicht passiert sein.

Hinweis: Es wurden Daten aus dem Buch von Yu. Emelyanov „10 Mythen über 1937“ verwendet.

Zehn Tage vor dem Prozess gegen Tuchatschewski und seine Komplizen, am 2. Juni 1937, spricht Stalin auf einer erweiterten Sitzung des Militärrats und hält die Untersuchungsmaterialien in seinen Händen. Er nennt 13 Personen – die Anführer der Verschwörung. Dies sind Trotzki, Rykow, Bucharin, Enukidse, Karachan, Rudzutak, Jagoda, Tuchatschewski, Jakir, Uborewitsch, Kork, Eideman, Gamarnik. Er sagte: „Wenn Sie den Plan lesen, wie sie den Kreml erobern wollten ... Sie haben klein angefangen – mit einer ideologischen Gruppe, und sind dann weitergezogen.“ Die Gespräche verliefen so: Leute, was ist los? Die GPU ist in unseren Händen, Yagoda ist in unseren Händen ... Der Kreml ist in unseren Händen, da Peterson bei uns ist. Auch die Region Moskau, Cork und Gorbatschow sind bei uns. Wir haben alles. Entweder machen wir jetzt Fortschritte, oder morgen, wenn wir an die Macht kommen, bleiben wir stecken. Und viele schwache, instabile Leute dachten, dass dieses Geschäft real sei, verdammt, es sei sogar profitabel. Wenn Sie diesen Weg verfehlen, wird in dieser Zeit die Regierung verhaftet, die Moskauer Garnison wird eingenommen und all das – und Sie werden pleite sein.“ Stalin ist ein Politiker. Er spricht sorgfältig und passt seinen Vortrag so an, dass er bei Bedarf verstanden wird. Aber was meinte er?

Im Jahr 1925 versammelten sich Militärangehörige in der Wohnung von Kuibyschews älterem Bruder. Da war Frunse. Da war Tuchatschewski. Und Stalin kam problemlos vorbei, um sie zu sehen. Der damals 32-jährige Tuchatschewski gab den Ton des allgemeinen Gesprächs an und betonte, dass die Zusammenarbeit mit den Deutschen eine gefährliche Angelegenheit sei. Stalin, der beschloss, das Gespräch fortzusetzen, fragte: „Was ist schlimm, dass die Deutschen zu uns kommen?“ Schließlich gehen auch unsere Leute dorthin.“ Darauf antwortete Tuchatschewski kalt: „Sie sind ein Zivilist. Es ist schwer für dich, es zu verstehen.“ Der ältere Kuibyschew beeilte sich, das Gespräch auf etwas anderes zu lenken.

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass sich der gestrige Kadett der Alexanderschule in Gegenwart zweier herausragender Revolutionäre und Staatsmänner, gelinde gesagt, unkorrekt und unanständig verhalten hat. Es ist auch klar, dass dies bewusst geschah und mit wessen Zustimmung. Porträts des Vorsitzenden des Revolutionären Militärrats L.D. Trotzki hingen damals noch in den Räumlichkeiten der Hauptquartiere und Abteilungen aller Ebenen. Tukhachevskys Karriere litt nicht darunter. Er wurde schließlich der jüngste Marschall. Aber das reichte ihm nicht und er konnte es nicht verbergen. Die Meinung über Tuchatschewski als prinzipienlosen Karrieristen war sowohl im Land als auch im Exil allgemein verbreitet.

Dserschinski war der erste, der Tuchatschewski zum „Verschwörer“ machte. Das berühmte Spiel mit der Auswanderung – Operation Trust – wies Tuchatschewski die Rolle des Hauptführers der Militärverschwörung zu. Diese Legende wurde von allen als durchaus plausibel angesehen. Es hat ihm offenbar gefallen. Der junge Marschall war leichtfertig. Er spielte glücklich die Rolle eines gutaussehenden Mannes und Heldenliebhabers, ohne darauf zu achten, dass zu seinen Favoriten NKWD-Agenten „ein Dutzend“ gehörten.
Er hat die Akademie des Generalstabs nicht abgeschlossen, was nicht in den Kopf eines ernsthaften Menschen passt, der ihn für einen bedeutenden Militärführer hält, aber er hat viele Artikel über Militärstrategie im Zeitalter der Revolution geschrieben – er selbst hat gelehrt alle anderen die Theorie der Militärkunst, obwohl er vor seinem schwindelerregenden Aufstieg nicht einmal eine Kompanie befehligte. Er interessierte sich auch für Musik und baute Geigen mit eigenen Händen. Kurz gesagt, er war eine herausragende Persönlichkeit. Zumindest war diese Person in aller Munde. Stalin warf solche Leute nicht herum, aber natürlich konnte er ihm nicht blind vertrauen. Darüber hinaus gab es seit Anfang der 30er Jahre zahlreiche Beweise gegen den jungen Heerführer für seine Unzuverlässigkeit. Für Leute wie Stalin, Woroschilow, Budjonny, Kirow, Molotow und Kaganowitsch war es sehr leicht zu erkennen, dass dies ein „Fremder unter ihnen“ war.

Aber Tuchatschewski hatte auch einen Freund in diesem Team. Das ist die menschliche Seele von Sergo Ordzhonikidze. Tukhachevsky wusste, wie man den Schlüssel zu einem einfachen Herzen findet. Tuchatschewski schlug sogar vor, Ordschonikidse anstelle Woroschilows zum Militärkommissar zu ernennen. Das ist die Spontaneität einer herausragenden Persönlichkeit. Eines ist klar: Lange vor der erwähnten Rede auf einer erweiterten Sitzung des Militärrats musste Stalin immer wieder denken: Wer bist du, mein jüngster Marschall?

Aber Stalin war nicht der Einzige, der Tuchatschewski genau unter die Lupe nahm. 1927 wurden im politischen Kampf die Trotzkisten besiegt, die glaubten, dass Stalin die Partei und das Land in die Irre führte (viel Bürokratie und wenig Demokratie). Einfach ausgedrückt gefielen ihnen die diktatorischen Methoden der Führung Stalins nicht, d. h. ihre eigenen Methoden auf sich selbst angewendet.
Im Jahr 1929 zog eine Gruppe von Bucharin und seinen Anhängern in das Lager der besiegten Gegner der Generallinie. Sie hatten ihre eigenen überzeugenden Argumente. Sie sagen, Stalin habe Lenins Kurs zur NEP aufgegeben und „die trotzkistische Politik der militärisch-feudalen Ausbeutung der Bauernschaft und einer beispiellosen Industrialisierung“ übernommen. Es folgte die Kollektivierung mit ihren Schrecken, die viele Militärs, die aus bäuerlichen Verhältnissen stammten, nur schwer verstehen und akzeptieren konnten.
Der Widerstand der Bauernschaft war unorganisiert, spontan und die Aktionen waren verstreut. Die Emigration versuchte, die Organisation der Bauernaufstände zu übernehmen und den Bürgerkrieg wieder aufzunehmen. Der Chef des Russischen Verbandes für kombinierte Waffen (ROVS), General Kutepow, beauftragte eine Gruppe von Stabsoffizieren, bis zum Frühjahr 1930 einen Plan zur Organisation des bewaffneten Kampfes auf dem Territorium der UdSSR zu entwickeln. Es war geplant, 50 speziell ausgebildete Offiziere aus dem Ausland zu entsenden, um Militäreinsätze zu leiten. Die Auslandsabteilung der OGPU organisierte die Entführung Kutepows im Januar 1930. Die EMRO-Agenten im Land wurden ausgerottet. Gleichzeitig wurde die Operation „Frühling“ durchgeführt, deren Kern darin bestand, die in der Roten Armee dienenden Offiziere und Generäle der zaristischen Armee zu säubern.

Und innerhalb der Partei gab es Reden von Leuten, die mit Stalins Politik unzufrieden waren (Rjutin, Syrzow, Lominadse). Obwohl diese Menschen offen sprachen und prinzipiell handelten, lässt sich kaum ausschließen, dass in ihrem Verhalten auch ehrgeizige Motive steckten. Aber die Hauptsache war, dass die Partei ihre Entscheidungen bereits auf Plenarsitzungen und Kongressen getroffen hatte und dass sie ein gewisses politisches Verbrechen beging, indem sie eine wiederholte Diskussion erzwang. Und dies wurde durch die Entscheidung des Zehnten Kongresses verboten. Es gab viele, die sich nicht offen zu Wort meldeten.

Für die Unzufriedenen war es schwierig und fast unmöglich, sich vorzustellen, dass Stalin in einem so gewaltigen Umfeld eine unabhängige Außenpolitik verfolgen könnte, dass er in der Lage sein würde, die mächtigen Streitkräfte seiner Zeit aufzubauen und in einen Kampf mit den einzutreten Die stärkste Landarmee der Welt, die auf die Ressourcen fast ganz Kontinentaleuropas angewiesen ist, würde überleben und gewinnen.
Es war der geheimnisvollste Moment im Leben der Nation. Romantiker des Kommunismus, Theoretiker des Marxismus, Militärführer, die mit dem Ruhm der Siege im Bürgerkrieg überschüttet waren, die gesamte bolschewistische Elite leistete im Gegensatz zu ihnen Widerstand gegen diesen Führer. Sie verstanden, dass ihr Krieg im Vergleich zur Schlacht der Giganten des Weltkrieges tapfer, aber etwas vereinfacht und sogar übertrieben war, mit Munitions- und Nahrungsmittelknappheit, instabilen und mobilen Frontlinien, unorganisierten Hinterlandgebieten und fehlenden Reserven . Sie erinnerten sich, wie der kluge Stabsoffizier Lebedew sie während der Vorbereitung des Polenfeldzugs warnte: „Europa wird es über uns ausschütten.“ Ohne Lenin hörten sie auf, echte „Leninisten“ zu sein, verloren die Hauptbestandteile ihrer Tugenden als Revolutionäre und wurden sie selbst („Realisten“ und Skeptiker). Da sie sich mit ihrem eigenen Verstand außerhalb des Bereichs von Lenins Intellekt und Denken befanden, glaubten sie nicht mehr an die Möglichkeit, dass Russland eine moderne Militärmacht werden könnte, und folglich auch nicht an die Möglichkeit einer unabhängigen Politik und eines unabhängigen Schicksals für Russland.

Und er, der bereits damals an den Fronten des Bürgerkriegs „ein unübertroffener Meister“ war, wie Churchill später bemerkte, „einen Ausweg aus hoffnungslosen Situationen zu finden“, nein, er glaubte nicht, wusste aber, wohin er gehen sollte der einzige Weg zur Wiederbelebung Russlands und führte die Menschen, die ihm folgten, fremd gegenüber den weisen Männern, die ihn hassen. Und das Volk verstand, dass es Stalin war, der, wie es sich für einen Kommunisten gehörte, im Namen seiner Interessen sein Kreuz trug und in diesem „tödlichen Kampf“, wie es sich für einen Revolutionär gehörte, vor nichts zurückschreckte. Das Volk versteht schon jetzt: Sobald eine weitere laszive Kampagne gegen Lenin oder Stalin beginnt, bedeutet dies, dass ein weiterer Betrug und Raub vorbereitet wird, eine weitere Runde der Zerstörung Russlands.

Etwa zu dieser Zeit, in den frühen 30er Jahren, floh der ursprüngliche Autor, der Nationalbolschewik Dmitrievsky, ins Ausland und veröffentlichte dort das Buch „Stalin – der Vorläufer der Nationalen Revolution“, in dem er schreibt: „Es scheint unglaublich, aber es ist eine.“ Tatsache: Eine Karikatur Stalins im Ausland entstand hauptsächlich unter dem Einfluss verschiedener diplomatischer und Handelsvertreter der Sowjetregierung. Ausländer, Menschen der Tat, die die Bedeutung einer starken Persönlichkeit in der Geschichte verstehen, fragten sie oft in vertraulichen Gesprächen: Sag mir, was ist Stalin? Und sie bekamen meist die Antwort: Stalin? Ein schmutziger, unhöflicher, prinzipienloser Geschäftsmann, der die gesamte Blüte der Intelligenz unserer Partei verstreut hat und sich auf Menschen verlässt, die so dunkel und schmutzig sind wie er selbst ... Früher oder später bringt das Leben seine eigenen Argumente mit sich – anstelle der Legende, die es hervorbringt eine echte Vorstellung von Menschen und Dingen. Stalin muss wie die Menschen, die ihn jetzt umgeben, so erkannt werden, wie sie sind, mit all ihren Mängeln, aber auch mit all ihrer Stärke. Denn nur so können wir die Geschichte unserer Gegenwart erklären und nur so können wir die komplexen Wege der Zukunft beschreiten ... Es stellte sich heraus, dass der Weg, der in Russland zunächst der Weg einer abstrakten internationalen proletarischen Revolution zu sein schien, war am Ende eine russische Revolution zu sein: die allerdings, wie jede große Revolution, Weltaufgaben und Welteinfluss hat, im Grunde aber national. Und Menschen, die sich anfangs aufrichtig nur als Kommunisten betrachteten, sind mittlerweile zu Nationalkommunisten geworden, und viele von ihnen stehen bereits an der Schwelle zum rein russischen Nationalismus.

Das vergangene Jahr hat viele Veränderungen in Russland selbst und insbesondere in den derzeit herrschenden Schichten mit sich gebracht. Vor einem Jahr, an der Spitze der Macht, wimmelte alles von Würmern thermidorischer Degeneration, Menschen des „Sumpfes“. Es schien: Sie sind die Herren der Situation, sie führen. Sie wurden nun mit überwältigender Mehrheit von Stalin selbst über Bord geworfen. Immer mehr Menschen steigen an die Spitze. Sie tragen einen großen Nationalismus mit sich, der bei einigen noch unbewusst, bei anderen bereits bewusst ist. Nationalismus ist die Idee des „Sozialismus in einem Land“, die sich dort schließlich durchgesetzt hat. Nationalismus – „Industrialisierung“. Nationalismus ist eine immer verbreitetere Aussage: Wir haben unser eigenes Vaterland und wir werden es verteidigen. Nationalismus ist ein immer häufigerer Vergleich unserer Ära mit der Ära Peters des Großen, was sicherlich zutrifft, mit dem einzigen Unterschied, dass der Maßstab unserer Ära größer ist und viel größere Teile des Volkes an der revolutionären Transformation teilnehmen von Russland als damals.“ .

Dieses Buch wurde erstmals 1931 in Berlin veröffentlicht. Obwohl der Autor Stalin verteidigt, hat er seine eigenen Überzeugungen, die Stalin offiziell nicht teilt, die er aber, wie Dmitrievsky behauptet, tatsächlich umsetzt, aus dem einfachen Grund, dass Revolutionen von den Volksmassen vorangetrieben werden und die Führer nur begreifen der Vektor dieser Bestrebungen. Die Analyse von Dmitrievsky, der die Führer der Revolution persönlich gut kannte und ein lebendiger Zeuge dieser Revolution war, zeigt die sozialen Kräfteverhältnisse im laufenden Kampf. Es ist leicht zu erkennen, dass, als die Revolution einen populären Charakter annahm (Dmitrievsky versteht dies aufgrund seiner spezifischen Weltanschauung als Nationalismus), immer offensichtlicher wurde, dass sich die Revolutionäre von gestern in volksfeindliche Konterrevolutionäre verwandelten, ebenso wie die Dies ist bei den Girondisten, den „Sumpf“-Anhängern und den Thermidorianern der Französischen Revolution der Fall. In diesem Strudel der Ereignisse fühlten sich Stalin und seine Kameraden auf dem Höhepunkt politischer Kämpfe immer einsamer, so wie es seinerzeit Robespierre getan hatte, dem Saint-Just nahelegte, dass es nur möglich sei, die weitere Entwicklung der Volksrevolution voranzutreiben Errichtung einer persönlichen Diktatur.
Robespierre wurde durch demokratische Vorurteile daran gehindert, eine Diktatur zu errichten. Diese Rolle ging an Napoleon Bonaparte, der gerne wiederholte: „Ich kam aus den Tiefen des Volkes.“ Ich bin kein Louis XVI.“ Stalin hätte das Gleiche mit größerer Berechtigung sagen können. Für unsere Zeitgenossen ist es leicht, den konterrevolutionären Geist der Kräfte zu begreifen, die sich Stalin entgegenstellten, weil es wurde ausnahmslos wiederbelebt – zuerst auf dem April-Plenum 1953 in Berias Anti-Stalin-Rede, die von Pospelov vorbereitet wurde, dann in Chruschtschows Bericht auf dem 20. Kongress, der von demselben Pospelov vorbereitet wurde und voller Argumente und Fakten ist aus der ausländischen Presse, die jeder Grundlage entbehren und völlig falsch sind.

Und vor Kurzem, als im Zuge der „Reformen“ von Gorbatschow und Jelzin eine ganze Wanne längst entlarvter Fälschungen, die zu unterschiedlichen Zeiten im Westen kursierten, auf den Kopf unseres unvorbereiteten Lesers ergoss, waren wir es völlig eingetaucht in diese Atmosphäre der konterrevolutionären Bosheit und des Hasses. Dieses letzte Mal war die Konterrevolution ein Erfolg und ihre Ziele, deren Hauptziel die Zerstückelung unseres Landes im Interesse uns fremder geopolitischer Kräfte war, wurden verwirklicht. Und damals war der Geist der Russischen Revolution noch lebendig, der ersten in der Geschichte der sozialistischen Revolution, die sich gegen die Bestrebungen der Minderheit zur Ausbeutung der Mehrheit richtete.
Der unprätentiöse und fast mittellose Stalin, der ständig im Untergrund in Russland arbeitete und sich oft im Gefängnis befand, musste die Sympathie des einfachen russischen Volkes genießen, das stets freundlich zu den Ausgestoßenen war. Der eckige, kluge und mächtige Stalin hatte schon immer ein schwieriges Verhältnis zu Vertretern der Parteielite, und er gewöhnte sich an die Feindseligkeit dieses Umfelds und schenkte ihr kaum Beachtung. Aber in dieser Atmosphäre der Feindseligkeit und des bösen Willens sterben Menschen, die ihm sehr nahe stehen, einer nach dem anderen: Nadeschda Alilujewa – 1932, Sergej Mironowitsch Kirow – 1934, Sergo Ordschonikidse – 1936.
Stalin warf sich selbst vor, es zu spät erkannt zu haben (er hätte „vor vier Jahren“ auf den allgegenwärtigen Gestank der Konterrevolution achten sollen).

Er glaubte nicht an die alleinige Schuld Nikolajews an der Ermordung Kirows. Und Stalin verstand, dass alles selbst in die Hand genommen werden musste. Bereits im Februar 1935 wurde N. I. Ezhov Sekretär des Zentralkomitees und dann Vorsitzender der KP Chinas und begann, den NKWD genau zu überwachen. Obwohl Yagoda dies nicht gefallen konnte, war die Haltung ihm persönlich gegenüber äußerst korrekt und freundlich. Die erste Person, die Jeschow angegriffen hat, war Enukidse, dem – höchstwahrscheinlich völlig zu Recht – moralische Korruption vorgeworfen wurde. Sie sagten, dass es Enukidze war, der der Prototyp der Figur in Bulgakovs Werk „Der Meister und Margarita“ war, der Offenbarungen verlangte und sie an ihn gerichtet erhielt. Die Szene endete mit einem frivolen Lied: „Seine Exzellenz liebte Geflügel und nahm hübsche Mädchen unter seinen Schutz.“ Aber es ging nicht nur um Enukidses moralischen Verfall. Enukidse war für die Sicherheit des Kremls und den Dienst desselben Peterson verantwortlich, über den Stalin in seiner Rede auf einer erweiterten Sitzung des Militärrats am 2. Juni 1937 sprach.

Sinowjew sagte während der Untersuchung aus, dass die Entscheidung des trotzkistisch-sinowjew-Blocks, Stalin zu töten, auf Drängen der Trotzkisten Smirnow, Mratschkowsky und Ter-Waganjan getroffen worden sei und dass sie von Trotzki eine direkte Anweisung dazu erhalten hätten. Ein Mitglied des trotzkistisch-sinowjew-Blocks, E. A. Draytser, gab zu, dass er 1934 eine solche Anweisung von Trotzki erhalten hatte.
Auch in Yagodas Abteilung fanden Vorbereitungen für den Palastputsch statt. Sein Stellvertreter Agranow, der Chef des Regierungssicherheitsdienstes Pauker, sein Stellvertreter Wolowitsch und Hauptmann Ginzel bildeten Anfang 1936 eine Kompanie von Militanten, die angeblich den Kreml erobern und Stalin verhaften sollte.
Es gab Gerüchte über einen für den 1. Mai 1936 geplanten Staatsstreich.
Im März 1935 wurde Enukidse von seinen Pflichten als Sekretär des Zentralen Exekutivkomitees der UdSSR entbunden und im Juni aus dem Zentralkomitee der Allunionskommunistischen Partei (Bolschewiki) entfernt und aus der Partei ausgeschlossen.

Im Sommer 1936 wurde Divisionskommandeur Schmidt Stellvertreter. Kommandeur des Leningrader Militärbezirkskorps Korps Primakow (Primakows Frau Lilja Brik war eine NKWD-Agentin und wurde im Gegensatz zu anderen Ehefrauen nie verfolgt), Militärattaché im britischen Korps Korps Putna. Sie waren alle Trotzkisten.
Im August 1936 endete der Prozess gegen Sinowjew, Kamenew und die Trotzkisten Smirnow, Mratschkowski und Ter-Waganjan mit Todesurteilen. Wyschinski kündigte sofort eine Untersuchung gegen Tomski, Rykow, Bucharin, Uglanow, Radek, Pjatakow, Sokolnikow und Serebrjakow an.
Am 26. September 1936 löste Jeschow Jagoda als Chef des NKWD ab.
Am 18. Februar 1937 beging S. Ordzhonikidze Selbstmord. Ob er an der Verschwörung beteiligt war, ist unklar. Jedenfalls wurde einige Tage vor Ordschonikidses Selbstmord seine Wohnung durchsucht. Zwei weitere prominente Mitglieder von Stalins Team, Bubnow und Rudzutak, waren ebenfalls unter den Unterdrückten. Die Untersuchung enthielt Materialien zu Merezkow (Uborewitschs Stabschef) und darüber hinaus zu Budjonny und Timoschenko, diese drei wurden jedoch nicht berührt. Es scheint, dass sie Stalin einfach selbst über die Verschwörung informiert haben. Doch Dybenko, den Kollontai dazu überredete, das Gleiche wie Budjonny und Timoschenko zu tun, nutzte diese Gelegenheit nicht. Kollontai organisierte sogar ein Treffen in Stalins Wohnung, bei dem sich die drei an die Vergangenheit erinnerten und ukrainische Lieder sangen, aber Dybenko schwieg. Zum Abschied grinste Stalin: „Sag mir, Dybenko, warum hast du mit Kollontai Schluss gemacht? Du hast etwas sehr Dummes getan, Dybenko.“ Dybenko nahm ihn offenbar wörtlich und dachte nicht darüber nach, warum er zu einem Besuch eingeladen wurde (nicht um Lieder zu singen).

Die kluge Kollontai rettete ihre Geliebte nicht, obwohl sie natürlich verstand, was für eine „Dummheit“ Dybenko getan hatte. Auch den anderen Alexander (Sanka) Schljapnikow hat sie nicht gerettet. Ich habe es nicht einmal versucht. Und sie hat höchstwahrscheinlich David Kandelaki zerstört, einen charmanten und freundlichen Handelsvertreter in Schweden und dann in Deutschland ... Stalin rettete unser Vaterland und opferte manchmal Menschen, auch wenn diese Menschen ihm mit Blut aus dem Herzen gerissen werden mussten. Das Schicksal des Landes stand auf dem Spiel ... Es war der berühmte stalinistische Terror, aber es gab keine außergerichtlichen Hinrichtungen. Nach den Urteilen der Troikas wurden Hunderttausende Menschen erschossen. Ihr Hauptfehler bestand darin, dass ihre politische Aktivität die moralische und politische Einheit des Landes vor dem tödlichen Kampf behindern konnte. Wer von uns wird es unternehmen, das Mutterland mit solchen Mitteln zu retten? Wer von uns könnte sie dann mit allen erdenklichen Mitteln retten und besiegen? Es war eine andere Zeit, eine Zeit der Riesen.
Kriege wie der Erste und der Zweite Weltkrieg sind an sich unermessliche Verbrechen, und die historische Schuld liegt bei denen, die sie vorbereiten und auslösen. Im letzteren Fall liegt die Schuld bei der kriminellen Politik von Chamberlain und Hitler. Und alle Versuche, der Führung unseres Landes die Schuld zuzuschieben, sind eine zynische Lüge.

Eine andere Art historischer Kriminalität ist die Ausbeutung der Mehrheit zum Zweck der sagenhaften Bereicherung und Korruption der Minderheit, die unweigerlich zu sozialen Katastrophen und Revolutionen führt. Ohne Berücksichtigung dieser Hauptpunkte wird die Geschichte zu einem Wirrwarr, in dem derjenige Recht hat, in dessen Händen die Medien sind, der die stärkste Kehle hat. Jeschows Säuberungen des NKWD wurden im März 1937 abgeschlossen. Am 3. April wurde Yagoda verhaftet. Agranov, Pauker, Volovich, Ginzel und andere wurden verhaftet. Einige Mitarbeiter von Yagoda begingen Selbstmord. Im Mai begannen Verhaftungen unter hochrangigem Führungspersonal. Festgenommen wurden: Kommandeur des Wolga-Militärbezirks, Marschall M. N. Tukhachevsky, Leiter der Personaldirektion der Roten Armee B. M. Feldman, Vorsitzender des Osoaviakhim-Rates R. P. Eideman, Leiter der Militärakademie. Frunze A. I. Kork, Kommandeur des belarussischen Militärbezirks I. P. Uborevich, Kommandeur des Leningrader Militärbezirks I. E. Yakir. Der Chef der politischen Abteilung der Roten Armee, Ya.B. Gamarnik, beging Selbstmord. Unmittelbar nach Tuchatschewskis Verhaftung verließ Walter Krivitsky (Chef des militärischen Geheimdienstes in Europa, eng verbunden mit Trotzki und Tuchatschewski) die UdSSR. Bald darauf lief er in den Westen über.
Die Verhaftungen des obersten Militärkommandos fanden vom 19. bis 31. Mai 1937 statt. Das Urteil wurde am 11. Juni verkündet. Die Angeklagten gaben in den ersten Verhören Geständnisse ab. Es gibt viele Beweise für die Anwendung körperlicher Gewalt gegen Angeklagte dieser schrecklichen Zeit. Dies gilt jedoch kaum für die blitzschnellen Ermittlungen, die Tuchatschewski und seine Kameraden durchführten. Höchstwahrscheinlich sagten sie unter Schock und unter dem Einfluss großer Angst aus. So dankt Feldman in einer Notiz an den Ermittler Uschakow sogar für die Kekse, Früchte und Zigaretten, die er erhalten hat. Das passt nicht gut zu Schlägen. Die Materialien dieser Untersuchung wurden nun veröffentlicht und ergeben trotz aller Widersprüche ein Gesamtbild, das so aussieht.
Sie alle geben zu, an der Verschwörung beteiligt gewesen zu sein, und sie alle erkennen Tuchatschewski als Anführer der Verschwörung an, deren Beginn auf die Jahre 1931–1932 zurückgeht. Tuchatschewskis engste Mitarbeiter waren Gamarnik, Uborevich, Feldman und Kork.

Obwohl Primakow und Putna Trotzkisten waren und die Untersuchung intensiv Verbindungen zu Trotzki aufdeckte, scheint die Verschwörung rechtsorientiert zu sein. Yagoda und derselbe Enukidze wurden mit der Rechten in Verbindung gebracht. Die Argumente von Bucharin, Rykow und Tomski standen der Masse des Militärs nahe. Der Plan zur Eroberung des Kremls wurde seit 1934 vorbereitet und war für 1936 geplant, „als Hitler die Kriegsvorbereitungen abschloss“. Die Hauptrolle spielten hier: M. N. Tukhachevsky, Yu. E. Yakir, I. P. Uborevich, Ya. B. Gamarnik, N. G. Egorov (Kommandeur der Kreml-Kadettenschule auf dem Territorium des Kremls), B. S. Gorbatschow (stellvertretender Chef). der Moskauer Garnison), A. Enukidze, R.A. Peterson (Kremlkommandant bis 1935), Pauker, Bubnov. Es gibt Geständnisse von Tuchatschewski, dass er bereits 1928 an der Organisation der Rechten beteiligt war. Enukidse und ab 1934 war er persönlich mit Bucharin, Jagoda, Karachan und anderen verbunden. Am Tag zuvor, am 27. Mai 1937, gab er zu, dass seine Die Verbindung zur Rechten wurde durch Gorbatschow und Peterson unterstützt, die mit Jenukidse, Jagoda, Bucharin und Rykow verbunden waren. Kork erklärte während der Untersuchung: „Ich hatte 1931 ein Gespräch mit Tuchatschewski über den Putsch im Kreml. Tuchatschewski erzählte mir, dass das, was ich ursprünglich im Juni 1931 von Enukidse erfahren hatte, d. h. dass die Rechte einen konterrevolutionären Putsch im Kreml plant, basierend auf der Schule des Allrussischen Zentralen Exekutivkomitees, dass Peterson, Gorbatschow und Jegorow in diese Angelegenheit verwickelt sind – Tukhachevsky bestätigte mir, dass wir als Erstes vorhersehen müssen Schritt im endgültigen Plan unserer Aktionen ein Putsch im Kreml“ Tuchatschewski bestritt diese Aussage von Kork, aber wie? Er gab an, von der Vorbereitung des „Palastputsches“ im Jahr 1934 erfahren zu haben, und zwar nicht von Cork, sondern von Gorbatschow.
Uborewitsch argumentierte, dass Tuchatschewskis sogenannte Verschwörungstreffen lediglich Zusammenkünfte mit ihren Frauen bei einer Tasse Tee seien. Gleichzeitig bestätigte er, dass die antisowjetischen Gefühle in der Gruppe der Menschen um Tuchatschewski immer größer würden. Uborewitsch behauptete, dass das entscheidende Gespräch zwischen ihm und Tuchatschewski im Jahr 1935 stattgefunden habe. Dann erklärte Tuchatschewski, dass die Trotzkisten und die Rechten als Mitläufer betrachtet werden sollten, aber in Wirklichkeit dachte er an seine persönliche Diktatur.
Die sogenannten Verschwörer handelten äußerst schlampig und unorganisiert. Ihre Verschwörung ähnelt eher einem Zungenkratzen unter ehrgeizigen, unzufriedenen Menschen, die dafür aber nicht raffiniert genug sind. Unsere „Verschwörer“ waren bereit, ihre Sehnsucht nach dem „Sturz Stalins“ allen auszudrücken, die bereit waren, ihnen zuzuhören: den Reichswehroffizieren, die nicht verschuldet waren, weil sie selbst über eine Verschwörung gegen Hitler nachdachten, ihren Ehefrauen und Geliebte.

Stalin war sich dieses ganzen Geschwätzes der besiegten Opposition und des politisierenden Militärs durchaus bewusst. Schellenbergs Version, dass er und Heydrich mit Hitlers Zustimmung über Benes Informationen über die Verschwörung an Stalin übermittelten (sogar verkauften), wurde von kompetenten Leuten in Deutschland (Spalke) und hier (Sudoplatov) dementiert. Es besteht die Meinung, dass Schellenbergs Memoiren selbst eine von vielen Fälschungen des Geheimdienstes sind, die dieser britische Dienst ständig als ideologische Instrumente seiner Politik missbraucht. Schellenberg hatte keine Zeit, seine Memoiren zu schreiben. Sie wurden nach seinem Tod für ihn geschrieben.

Unser Verständnis dessen, was damals geschah, wird durch den Verlauf dieser Ereignisse bestätigt.
Nach der Entlarvung des unglücklichen Jenukidse, der Ablösung Petersons und der Übernahme der Kontrolle über Jagoda durch die KPCh wurden die Diskussionen über den Putschplan für eine Weile eingestellt. Die Anführer der Verschwörung waren davon überzeugt, dass die UdSSR Deutschland militärisch nicht widerstehen konnte, und beschlossen, den Beginn des Krieges abzuwarten. Tuchatschewski, so Uborewitsch, habe 1935 zu Beginn der Feindseligkeiten eine neue Version eines Staatsstreichs in Form einer militärischen Meuterei vorgeschlagen. Doch nach dem Prozess gegen das „Parallelzentrum“ im Januar 1937 begann Tuchatschewski, den Staatsstreich voranzutreiben, da er offenbar nicht ohne Grund vermutete, dass Stalin alles wusste.
Laut A. Orlov (dem Chef des militärischen Geheimdienstes in Spanien, der in den Westen übergelaufen ist) und dem objektivsten Forscher dieser Geschichte, Yu. V. Emelyanov, haben sich die Ereignisse wie folgt entwickelt.

Ein gewisser NKWD-Mitarbeiter Stein entdeckt angeblich in den Archiven Dokumente über Stalins Verbindungen zur zaristischen Geheimpolizei und bringt sie nach Kiew, wo er sie dem Chef des NKWD der Ukraine, Balitsky, zeigt, der sie Yakir und Kosior vorstellt. Der Stellvertreter ist sich der Angelegenheit bewusst. Balitsky Katsnelson, der Orlows Cousin ist, informiert ihn im Februar 1937 über diese Angelegenheit. Unterdessen informiert Yakir Tukhachevsky, Gamarnik und andere Teilnehmer der Verschwörung. Es entsteht ein Plan: Woroschilow unter irgendeinem Vorwand davon zu überzeugen, eine Konferenz über militärische Probleme zu organisieren und so alle Verschwörer in Moskau zu versammeln, Stalin zum Provokateur zu erklären und ihn zu verhaften. Aber sie begannen erneut zu zögern und erlaubten Jeschow, die Säuberungen im NKWD im März und April abzuschließen. Die letzte Chance blieb am 1. Mai 1937...

Hätte Stalin auf Blutvergießen verzichten können? Ich denke, er könnte es. Er hatte die Möglichkeit, die Verschwörer an der Begehung eines Verbrechens zu hindern. Er konnte die Täter sowohl strafrechtlich als auch durch Parteidisziplin verfolgen und verhindern, dass sich die Ereignisse zu einem tödlichen Punkt entwickelten.
Aber Stalins Politikstil bestand gerade darin, dass er selten zuerst angriff, sondern sich auf eine schnelle und gnadenlose Gegenoffensive vorbereitete. Er brauchte diesen Terror, um seine bedingungslose Diktatur vor der unvermeidlichen militärischen Schlacht zu errichten.
Kann man das Stalin vorwerfen? Angesichts der aktuellen Lage natürlich nicht. In Kriegen wie unserem Großen Vaterländischen Krieg oder dem Römischen Krieg mit Hannibal ist die Diktatur die optimale Form, einen totalen Krieg zu organisieren. Eines muss man bedenken: Eine lange Diktatur hat negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und kann katastrophale Folgen haben. Das Vorhandensein einer konstruktiven Opposition und ein Gleichgewicht der politischen und sozialen Kräfte ist eine notwendige Voraussetzung für eine stabile und friedliche Entwicklung.
War dieser Widerstand konstruktiv? Natürlich nicht. „Politischer Abschaum“ in Form der besiegten Linken und Rechten und politische Amateure in Form einer Militärclique um den regierenden Tuchatschewski, der nach dem Putsch politische Mitläufer loswerden und eine persönliche Diktatur errichten wollte, waren ein Übel , wenn nicht katastrophale Alternative zur selbstlosen stalinistischen Führung. Diese Führung „war das größte Glück für Russland.“ So beurteilte der erfahrene Politiker Churchill Stalins Führung im Krieg. Und wenn die westliche Presse ihren gewohnten Lärm von der „Fälschung von Prozessen“ und der „Unschuld der Angeklagten“ machte, so teilten nüchterne Politiker im Westen diesen Standpunkt nicht. Roosevelts außenpolitischer Kamerad Joseph Davis nannte sie die „fünfte Kolonne“ und drückte damit seine Zufriedenheit darüber aus, dass es ihnen gelungen sei, sie vor Kriegsbeginn loszuwerden.

Gab es also wirklich eine militärische Verschwörung im Zusammenhang mit den Trotzkisten und der Rechten? Die aktuelle offizielle Version, die die Verurteilten als ehrliche und tadellose Menschen darstellt, erscheint im Lichte dessen, was jetzt bekannt geworden ist, einer Absurdität, und zwar einer Absurdität, die auf dem Wunsch beruht, die Ansätze der modernen Justiz anzuwenden, die der Korruption völlige Freiheit gaben und Kriminalität, um die revolutionäre Gerechtigkeit dieser harten Zeit zu kritisieren. All diese Argumente laufen darauf hinaus, „stalinistische Repressionen“ zu verurteilen, die durch die „Blutdurst des Tyrannen“ motiviert sind. Es ist alt und nicht überzeugend. Auf diese Weise wurde die öffentliche Meinung vorbereitet und unser Volk jahrzehntelang einer Gehirnwäsche unterzogen.
Jetzt hat Stalin viele Verteidiger. Wir können sagen, dass eine neue Runde des Personenkults um Stalin von unten begonnen hat. Viele Autoren stellen Stalin als Verteidiger des russischen Volkes vor der jüdischen Vorherrschaft und als Retter der russischen Nationalwerte dar. Dies ist eine Vereinfachung. Stalins Rolle kann nicht auf den russischen Nationalismus reduziert werden. Von der Tiefe ihrer Aussagen her war die Politik Lenins und Stalins nicht die Politik des 19. Jahrhunderts, wie die patriotische Intelligenz manchmal versteht, sondern die Politik des 21. Jahrhunderts. Der Patriotismus, den diese Politik der Nation einflößte, war viel umfassender als der Nationalismus und der ausgeschlossene Chauvinismus als ein Faktor, der die Nation demütigt, sie aber nicht erhebt. Der Chauvinismus ist einer geschlagenen und verbitterten Nation inhärent. Es passt nicht zur russischen Nation, von der man sich leicht vorstellen kann, dass sie getäuscht, aber unmöglich geschlagen wird. Es war eine sorgfältig ausgewählte, subtile, aber äußerst wirksame Politik zur Verwirklichung des Nationalstolzes. In dieser Zeit fand die Assimilation aller Völker Russlands mit dem russischen Volk und die Umwandlung der russischen Sprache in eine Sprache statt, die eine gemeinsame Kultur trägt und ein einheitliches nationales Umfeld bildet. Die Nation verwandelte sich in einen Monolithen.
Und im Streit um Stalin wurde die Verteidigungsposition am objektivsten von den Schriftstellern V. V. Karpov, Yu. V. Emelyanov und F. I. Chuev zum Ausdruck gebracht. Sie beweisen überzeugend, dass eine Verschwörung stattgefunden hat, sind aber bei der Beurteilung der Repression nicht überzeugend genug. Die Tatsache der Repressionen und Exzesse, die während ihrer Umsetzung stattfanden, verwirrt die Verteidiger Lenins, Stalins und der Sowjetmacht immer wieder. Gab es also Massenrepressionen oder nicht? Natürlich gab es welche. Waren die Prozesse der 1930er Jahre Gerechtigkeitsakte? Natürlich waren sie das nicht. Es war ein einheitlicher und gnadenloser revolutionärer Prozess im Namen der sozialen Gerechtigkeit, im Namen der Etablierung von Stalins persönlicher Diktatur als nicht alternativer politischer Lösung, um unser Volk und unser Land vor tödlichen Bedrohungen außen- und innenpolitischer Natur zu retten .

Es gibt eine seit Jahrhunderten bekannte Regel, die von Machiavelli formuliert wurde: Wenn die Elite gegen das Volk ist, muss sie beseitigt und durch eine Elite ersetzt werden, die dem Volk gegenüber loyal ist. Und das ist nichts weiter als eine politische Revolution von oben. Wenn die dem Volk ergebene Elite im Interesse der volksfeindlichen Elite beseitigt wird, dann handelt es sich um eine politische Konterrevolution. Wenn wir diese Logik akzeptieren, können wir argumentieren, dass die Degradierung der herrschenden Elite der UdSSR, ihr Abgleiten in eine Position der Opposition zum Volk, ein Prozess schwelender Konterrevolution war. Und der Staatsstreich und die Zerstörung der UdSSR durch Gorbatschow und Jelzin waren ein Akt einer typischen Konterrevolution mit dem Ziel, das eigene Volk zu versklaven, und ein beispielloser Verrat an nationalen Interessen.
Es wird oft behauptet, dass Stalin das Land durch die Eliminierung der Militärelite vor dem Krieg erheblich militärisch geschwächt habe. Kriegserfahrungen bestätigen dies nicht. Nach einer Reihe von Niederlagen der Roten Armee beklagte Hitler, dass er in der Armee keine ähnliche Säuberung wie Stalin durchgeführt habe. Ich glaube, er hat es aus Verzweiflung getan. Mit dem Verlust der Kontinuität mit der Reichswehr, ihren Traditionen und ihrem Geist hätte die Wehrmacht in den Händen eines solchen Improvisators und Amateurs wie Hitler kaum gewonnen. Im Wesentlichen führten die von der Wehrmacht unter Hitlers Führung begangenen Gräueltaten zum Tod der illustren militärischen Tradition und des Berufsstolzes der deutschen Armee. Aber die Rote Armee während des Krieges, deren Schöpfer Stalin war, siegte unter seiner unbestreitbaren Führung zweifellos.

Unhaltbare Versuche, Schukow dieses Verdienst zuzuschreiben, erscheinen jetzt, wo viel über Schukow bekannt geworden ist, lächerlich, ebenso absurd sind die Behauptungen, die Schaffung unserer nuklearen und thermonuklearen Waffen sei das Verdienst Berijas gewesen. Beide waren grob gesagt talentierte Fahrer. Was auch immer Stalin unternahm, was auch immer er zu tun begann, überall wurden erstaunliche Erfolge erzielt. Der Wandel der herrschenden Elite infolge „stalinistischer Repressionen“ war der Höhepunkt aller Erfolge. „Die alten Kader wurden ersetzt“, schreibt Yu. V. Emelyanov, „durch Führer, die der Partei in der Regel nach 1917 beitraten, oft während der „leninistischen Wehrpflicht“. Im Gegensatz zum alten Personal verfügten viele über eine höhere, meist technische Ausbildung und verfügten über Erfahrung in der Führungsarbeit in Unternehmen und auf Baustellen des Fünfjahresplans. Diese Menschen wurden während der Zeit der kreativen Arbeit und nicht während des Bürgerkriegs zu Führern ausgebildet. Sie waren noch nicht von der Macht korrumpiert worden, sie waren näher am Volk, seinen Bestrebungen, seiner Kultur.“ Aber um objektiv zu sein, ist Emelyanov ratlos, warum die alte Elite nicht in den Ruhestand versetzt, sondern grob gesagt vom Erdboden vernichtet wurde. Sowohl Molotow als auch Kaganowitsch vermieden es, diese Frage zu beantworten. Natürlich gibt es eine Antwort, aber wer würde es wagen, sie auszusprechen?

Wir wagen es nur, die Worte von Marat zu zitieren: „Für das Vaterland wurde wenig getan, wenn nicht alles getan wurde.“ Damals lebte das Land nach revolutionären Gesetzen. Und das ist kein Dampfbad mit Mädchen.
Stalins neue Elite war sein „Zauberstab“. Dies waren Menschen von seltener Hingabe an ihre Sache und ihr Land. Es ist erstaunlich, wie Stalin es geschafft hat, diese Kommunisten und Internationalisten in grenzenloser Hingabe und Liebe für ihr Vaterland zu erziehen? Sie sagen, sie hätten in Angst gelebt, dass sie nicht frei seien. Es gab keine Angst, die Menschen lähmt und fesselt. Es gab noch eine weitere Angst – die Angst, der Aufgabe, vor der das Land stand, nicht gewachsen zu sein. Es war die Pflicht jedes einzelnen verantwortlichen Arbeiters, die Politik der Partei zu befolgen. Es gab keine Beleidigung für den Staat. Jeder war für den Staat verantwortlich.

Sie waren also loyal und ehrlich. Sie waren diszipliniert, selbstlos und jeder war an seinem Platz. Ja, sie waren nicht frei. Aber das war der Mangel an Freiheit der Krieger, d.h. Mangel an Ehrenfreiheit. Ohne Zweifel waren diese Menschen größtenteils glücklich. Dies war die Elite der großen Generation eines großen Landes. So fühlten sie sich. Aber... das war leider die vom Diktator nominierte Elite. Obwohl ihr positiver Einfluss noch Jahrzehnte nach Stalins Tod anhielt, besaß sie nicht die Fähigkeit, sich selbst zu reproduzieren. Und es ist unlogisch, Stalin, der vor einem halben Jahrhundert starb, für dieses Problem verantwortlich zu machen. Es wäre ein Personenkult von innen nach außen. Es ist viel logischer, alles Positive nicht nur aus der Auslandserfahrung, sondern auch aus der eigenen Erfahrung mit beispiellosem Erfolg zu ziehen und zu nutzen. Es spielt keine Rolle, welches Konzept die kommende Generation unserer Führungskräfte übernehmen wird. Wenn es sein Land mit der gleichen Hingabe liebt und seinem Volk die gleiche Hingabe und den gleichen Respekt entgegenbringt, wird es letztendlich den richtigen Weg finden.

Es macht für uns keinen Sinn, Stalin zu verurteilen oder zu verteidigen. Unsere Aufgabe besteht darin, diese Phase unserer Revolution zu verstehen, die untrennbar mit der vorherigen leninistischen Phase verbunden ist. Nostalgie für unsere Revolution, Versuche, die Politik Lenins oder Stalins zu parodieren, werden zu nichts anderem als einer Farce führen. Das ist bereits Geschichte. Aber die Revolution, die unser Land neu geschaffen hat, zu leugnen, ist Dummheit, die nichts als neues Unglück mit sich bringen wird. Gleichzeitig zeigt eine Analyse der Prozesse unserer Revolution in der Projektion der Gegenwart: Wir brauchen eine Macht, die sich gegen diejenigen Kräfte richtet, die sich nationalen Interessen widersetzen. Es kann verwirklicht werden, ohne zu einer revolutionären Diktatur zu führen, wenn die Dinge nicht zu weit gehen.

Doch dann, vor dem Zweiten Weltkrieg, nahte der Tod und kannte keine Gnade. Alle Helden unserer Geschichte sind früher oder später gefallen. Wie wir wissen, verschlingt die Revolution ihre Kinder. Das Leben derjenigen von ihnen, die ihrem Volk ehrlich und selbstlos gedient haben, und der unzähligen rechtschaffenen Menschen, die sie führen konnten (die uns nämlich ein großartiges Land hinterlassen haben), verdienen den Respekt der Nachwelt. Sie verdienen das Pathos der Gedenkworte, die den Revolutionschronisten John Reed am 25. Oktober 1917 schockierten, als er auf dem Sowjetkongress „ein trauriges, aber siegreiches Lied, zutiefst russisch und unendlich rührend“ hörte: „Die Zeit wird kommen, und das Volk wird erwachen, groß, mächtig, frei. Lebe wohl, Brüder! Du bist ehrlich deinen tapferen und edlen Weg gegangen.“

Georgy ELEVTEROV

Im Jahr der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg ist das Interesse an der Geschichte, einschließlich der dramatischen Ereignisse, die sich in unserem Land in der Vorkriegszeit ereigneten, erneut gestiegen.

Andrej Baklanow

Eines der faszinierendsten Themen bleibt die sogenannte „Militärverschwörung“ oder „Tukhachevsky-Verschwörung“, die 1937–1938 zu Massensäuberungen in der Armee führte.

Es sollte anerkannt werden, dass die Einschätzung der „militärischen Verschwörung“ schon immer politisiert wurde. Sie haben sich mehr als einmal geändert, nachdem sich die Position der Machtstrukturen und einflussreichen gesellschaftspolitischen Organisationen unseres Landes in Bezug auf die gesamte Bandbreite der Probleme im Zusammenhang mit der Wahrnehmung der Sowjetzeit und der Persönlichkeit Josef Stalins verändert hatte.

Traditionell ist auch die Bedeutung des externen Faktors, der aktiven Arbeit ausländischer ideologischer Zentren, die dieses Thema für eine tendenziöse Interpretation unserer Geschichte nutzen wollten, groß.

Zunächst möchte ich erläutern, worauf mein Konzept einer „militärischen Verschwörung“ basiert.

Hauptsächlich durch Gespräche mit direkten Zeugen und Teilnehmern der damaligen Ereignisse. Dies ist unter anderem mein Vater – Gleb Wladimirowitsch Baklanow, Generaloberst, Held der Sowjetunion, Stellvertreter des Obersten Sowjets der UdSSR und der Obersten Sowjets der RSFSR und der Ukrainischen SSR mehrerer Einberufungen. Er begann seinen Militärdienst 1932 in der berühmten Moskauer Proletarischen Division, die in den Vorkriegsjahren eine Art „Testgelände“ für den Generalstab zur Erprobung taktischer und technischer Innovationen war, aus der viele unserer Militärführer hervorgingen. Während der Zeit der Massenrepressionen in der Armee wurde mein Vater, damals ein junger Befehlshaber, aus den Reihen der Streitkräfte entlassen, dann aber auf Anraten seines ehemaligen Befehlshabers Pawel Iwanowitsch Batow (später zweimaliger Held der Sowjetunion, Armeegeneral), ein entsprechender Appell an Volksverteidigungskommissar Kliment Woroschilow, wurde wieder in die Armee aufgenommen, nahm am Finnischen und dann am Großen Vaterländischen Krieg teil, den er als Kommandeur des Kombinierten Regiments der 1. Ukrainischen Front abschloss die Siegesparade auf dem Roten Platz am 24. Juni 1945.

Zu den engsten Kameraden und Kollegen meines Vaters gehörten prominente Militärführer, soziale und politische Persönlichkeiten, darunter Generaloberst Fjodor Fedotowitsch Kusnezow (während des Krieges Chef der GRU, Leiter der Hauptpolitischen Direktion und der Hauptpersonaldirektion der Sowjetarmee in der Sowjetunion). Nachkriegsjahre), erster stellvertretender Chef der GRU, der legendäre Khadzhiumar Dzhiorovich Mamsurov, stellvertretender Chef der GRU Nikolai Aleksandrovich Korenevsky, Armeegeneräle Semyon Pavlovich Ivanov, Alexey Semenovich Zhadov, Generalleutnant Grigory Ivanovich Shanin (litt während der Jahre der Repression, seine Nieren waren bei Verhören schwer beschädigt, er wurde erst am Vorabend des Krieges in die Streitkräfte zurückgebracht), Generaloberst Nikolai Michailowitsch Chlebnikow (während des Bürgerkriegs - Chef der Artillerie der 25. Infanteriedivision unter dem Kommando von Wassili Iwanowitsch Chapajew) und andere.

Der Kollege meines Vaters in der Moskauer Proletarischen Division und sein enger Freund war Nikolai Semenovich Patolichev (später langjähriger Außenhandelsminister der UdSSR). Im Jahr 1938 beging er eine mutige Tat – er legte dem Zentralkomitee der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki eine Note vor, in der er die Falschheit der gegen den Kommandeur der Moskauer Proletarischen Division Wassili Morosow erhobenen Anschuldigungen untermauerte. Er erreichte den Sekretär des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei der Bolschewiki, Andrei Andreev. Daraufhin ließ eine eigens eingesetzte Kommission alle Anklagen gegen Morosow fallen. Er kehrte zum weiteren Dienst zum Dienst zurück.

Ich möchte betonen, dass es sich um Menschen der Militärgeneration handelte, die den Wert von Worten kannten. Sie bewahrten Staats- und Militärgeheimnisse streng und waren in ihren Schlussfolgerungen äußerst verantwortungsbewusst. Aber die Diskussion über die Ereignisse der Vorkriegszeit, „militärische Angelegenheiten“, war ein Sonderfall. Nach dem XX. (1956) und XXII. (1961) Kongress der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, den Reden des Ersten Sekretärs des ZK der KPdSU, Nikita Chruschtschow, auf ihnen, wurde das Thema der Repression, auch gegen das Militär, zu einem der Themen am meisten diskutiert - sowohl auf Parteitagen, in der Presse und, wie man sagt, im heimischen Kreis. Dadurch eröffnete sich die Gelegenheit zu offenen Gesprächen zu diesem Thema.

Eine weitere Quelle, die für das Verständnis der Ereignisse der Vorkriegszeit sehr wichtig war, waren Gespräche mit Militärhistorikern, vor allem mit Viktor Alexandrowitsch Anfilow, Oberst, Doktor der Geschichtswissenschaften und Autor grundlegender Studien zur Anfangszeit des Krieges. Er und ich haben mehrere Jahre lang in der Abteilung zusammengearbeitet, die am MGIMO die Geschichte der UdSSR lehrte.

Neben den Einschätzungen und Aussagen konkreter Personen sind natürlich auch Archivmaterialien von Interesse. Aber wie einer meiner sehr informierten Gesprächspartner sagte: „Wer sich mit den Dokumenten zum „Fall Tuchatschewski“ vertraut macht, wird große Enttäuschung erleben.“ Dokumente dieser Zeit „formalisierten“ in der Regel nur schriftlich fixierte grundlegende politische Entscheidungen, die bereits in Bezug auf diese oder jene Person getroffen wurden.“

FÜR DIE SAUBERHEIT DER RÄNDE

Zunächst möchte ich darauf aufmerksam machen, dass die politische und militärische Elite unseres Landes in den 1930er Jahren. war ein Produkt seiner Zeit.

Die bolschewistische Partei ergriff 1917 die Macht als Ergebnis einer komplexen mehrstufigen Verschwörung (was wichtig ist – unter Beteiligung ausländischer politischer und finanzieller Strukturen), der Vorbereitung und anschließenden Durchführung eines Staatsstreichs.

Die gesamte Geschichte des Bolschewismus ist ein endloser innerparteilicher Kampf. Es reicht aus, die Werke von Wladimir Lenin durchzusehen, um zu verstehen, inwieweit den Bolschewiki die „Reinheit der inneren Reihen“ am Herzen lag und wie weit sie bereit waren, zur „Herstellung von Ordnung“ zu gehen.

Das in der vorrevolutionären Zeit des Machtkampfes entstandene Klima des Misstrauens und der verschwörerische Charakter vieler Aspekte der politischen und organisatorischen Arbeit „wanderte“ später in die sowjetische Realität. Nach Oktober 1917 änderte sich die Situation jedoch objektiv. Vor der Revolution betrafen Meinungsverschiedenheiten in der Regel eher abstrakte, hypothetische Fragen im Zusammenhang mit einer nicht ganz klaren Zukunft. Jetzt sprachen wir über die konkrete Politik des Staates, die Entwicklung der Wirtschaft, den sozialen Bereich und militärische Angelegenheiten.

Gleichzeitig wurde nicht allen schnell klar, dass die von Stalin angeführte Gruppe, die Mitte der 1920er Jahre die Spitze der Partei übernahm, andere Fraktionen in der Partei als staatsfeindliche Elemente betrachtete. Mit den daraus resultierenden Konsequenzen.

Zusätzlich zu den spezifischen Problemen, die Ende der 1930er Jahre zur unmittelbaren Ursache für die Verschärfung der innenpolitischen Lage im Land wurden, gab es auch einen allgemeineren Grund – natürlich „Disziplin“, „Aufstellung“ von Elitegruppen, einschließlich der Kommandeure der Roten Armee. Unter den Bedingungen des drohenden Krieges beschleunigte sich dieser Prozess noch mehr und nahm neue Ausmaße an.

Die Gruppe, die Josef Stalin unterstützte, war aufrichtig davon überzeugt, dass die Beseitigung des Fraktionismus die Hauptvoraussetzung für die Stabilität des Staates unter den Bedingungen der Vorbereitung und Führung eines künftigen Krieges sei.

„STALINISTEN“ GEGEN „TROTZKISTEN“

Lenin sagte richtig voraus, zwischen welchen Fraktionen, die nach der Revolution um die Macht in der Partei wetteiferten, der Hauptkampf stattfinden würde. Dies waren die Gruppen von Josef Stalin und Leo Trotzki. In gewisser Weise kam es zu einer Spaltung zwischen denen, die in Russland „die Revolution machten“, und dem „im Ausland“ befindlichen Teil der Partei.

Die Stalinisten, die Russland selten verließen, hatten viel engere Beziehungen zur Bevölkerung, auch in den Provinzzentren des Landes. Sie haben die Revolution buchstäblich „erlitten“.

In der vorrevolutionären Zeit knüpften die Trotzkisten gut etablierte Kontakte zum Ausland sowie zu politischen, geschäftlichen und finanziellen Kreisen des Westens. Während der Säuberungen der 1930er Jahre. Diese Verbindungen wurden teilweise als „Spionage“ interpretiert. Anschließend, 1950-1980. Bei der Rehabilitierung von „Opfern des Personenkults“ wurden Anschuldigungen dieser Art im Wesentlichen verworfen, ohne dass jemand die „Fakten“ untersuchte, und galten a priori als „völlig weit hergeholt“.

In Wirklichkeit war jedoch nicht alles so einfach.

Die Trotzkisten verfügten über umfangreiche und gut etablierte, vertrauensvolle Verbindungen zu sozialdemokratischen Organisationen. Die Sozialdemokraten wiederum gerieten als integraler Bestandteil der politischen Elite des damaligen Europas zunehmend in die schwierige, „stürmische“ Situation am Vorabend und in der Zeit des Ersten Weltkriegs und dann in die Zwischenkriegsjahre in den Spielen der Geheimdienst- und Spionageabwehrgemeinschaften. Über diese Kanäle konnten leicht Verbindungen zwischen einer Reihe unserer „Revolutionäre“ und den Geheimdiensten europäischer Staaten hergestellt werden. Daher hatten die Anschuldigungen, die während der hochkarätigen Prozesse der 1930er Jahre erhoben wurden, eine gewisse Grundlage. Was Trotzki selbst betrifft, so waren seine Verbindungen, auch familiäre, zu einflussreichen politischen, geschäftlichen und finanziellen Kreisen westlicher Länder und deren Geheimdiensten sozusagen systemischer Natur.

Die Schwere der Auseinandersetzungen zwischen den „Stalinisten“ und den „Trotzkisten“ war größtenteils darauf zurückzuführen, dass der internen, „prostalinistischen“ Gruppe in der Partei in den ersten Jahren nach der Revolution Posten entzogen wurden.

Nach Oktober 1917 stürmten Berufsrevolutionäre an die Macht, nachdem sie viele Jahre lang „im Namen der sozialistischen Neuordnung Russlands“ fern ihrer Heimat, in wohlhabenden Ländern Europas und Amerikas, gearbeitet hatten. Darüber hinaus zogen die Clans Trotzkis und einiger anderer Vertreter des „siegreichen Proletariats“ zahlreiche Verwandte und Partner aus dem Ausland in die entstehenden Macht- und Wirtschaftsstrukturen Russlands ein. Es wird geschätzt, dass im Zeitraum von Oktober 1917 bis Dezember 1920 mehr als 24.000 Menschen ins Land zurückkehrten, von denen ein erheblicher Teil sehr profitable Führungspositionen einnahm, auch in den hinteren Strukturen der Armee. Bemerkenswert ist, dass einer der ersten Korruptionsskandale in den Strukturen der jungen Sowjetregierung Missbräuche in der kooperativen politischen Verwaltung der Roten Armee waren, bei denen solche Elemente eine wichtige Rolle spielten.

Anschließend, in der zweiten Hälfte der 1920er und frühen 1930er Jahre, ging die Initiative als Ergebnis eines komplexen Kampfes nach und nach auf die von Stalin geführte Gruppe über, die die Trotzkisten und mit ihnen sympathisierende Elemente von der Macht verdrängte.

Die Besonderheit der Armee bestand darin, dass dieser Prozess der Abgrenzung und Vertreibung der Trotzkisten in der Wehrmacht praktisch erst Anfang 1937 stattfand.

In der Zwischenzeit befanden sich unter den obersten Armeeführern viele Schützlinge Trotzkis, die in einer Zeit hervortraten, als er die führende Rolle bei der Bildung der Führungsstrukturen der Roten Armee spielte.

Der Zusammenbruch des „Versprochenen“

Viele erinnerten sich daran, dass Trotzki 1924, als er versuchte, seine Position in der Armee wiederherzustellen, Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski intensiv zum Schlüsselposten des Stabschefs der Roten Armee beförderte.

Ein wichtiger Umstand war, dass eine Art „Kluft“ unter den Militärs bestehen blieb, verursacht durch die erste massive Repressionswelle, die die Trotzkisten in der Endphase des Bürgerkriegs durchführten. Dann wurden auf Anweisung Trotzkis Notfall-„Troikas“ an die Fronten, zu den größten Militärformationen und -einheiten geschickt, die in der Regel unter weit hergeholten Vorwänden einen erheblichen Teil des Führungsstabs unterdrückten. Die Leidtragenden am meisten waren Kommandeure nichtproletarischer Herkunft, wie man damals sagte, „von ersterem“, also die militärische Intelligenz, „Militärexperten“, ohne deren Beitrag der Sieg schlicht und einfach nicht vorstellbar gewesen wäre die Rote Armee im Bürgerkrieg.

Es ist bemerkenswert, dass Trotzki, der während des Bürgerkriegs wiederholt Militärexperten vor unbegründeten Angriffen verteidigte, später, als die Feindseligkeiten endeten, seinen Ansatz um 180 Grad änderte. Nun wurden diese Menschen, die in der Regel eine eigene Meinung hatten, nicht mehr gebraucht und es wurde beschlossen, sie loszuwerden.

Leider ist bis heute fast nichts über diese Kampagne bekannt. Und das ist kein Zufall.

Stalin und sein Gefolge haben diese Frage nicht angesprochen, da sie in den frühen 1920er Jahren, während der Zeit der Repressionen Trotzkis, selbst eine abwartende Haltung einnahmen, sich nicht in die Ereignisse einmischten und glaubten, dass das Kräftegleichgewicht noch nicht herrschte zu ihren Gunsten.

Später, in den 1950er- und 1980er-Jahren, als eine Kampagne zur Rehabilitierung der Opfer von 1937–1938 durchgeführt wurde, wurden auch die Repressionen der zwanziger Jahre verschwiegen, da jene Menschen zuvor genau die gleichen inakzeptablen und rechtswidrigen Handlungen begangen hatten In Bezug auf ihre gestrigen Kämpfer wurden sie ebenfalls rehabilitiert. Kameraden - Teilnehmer am Bürgerkrieg.

Im Zeitraum von Mitte der 1920er bis Mitte der 1930er Jahre. Die Lage in der Armee war insgesamt relativ stabil. Die dabei entstandenen Widersprüche und Spannungen waren überwiegend beruflicher Natur. Gleichzeitig blieben bei einigen hochrangigen Offizieren weiterhin Vorsicht und Misstrauen bestehen. Gleichzeitig versuchte jeder der hohen Bosse, möglichst viele seiner vertrauenswürdigen Vertreter um sich zu haben. Infolgedessen wurde eine Schicht sogenannter „Promoter“ geschaffen – eine ziemlich große Gruppe von Kommandeuren der Roten Armee, die ihren beruflichen Aufstieg mit diesen Führern verbanden. Dieses System führte in den Jahren 1937-1938 zu traurigen Folgen. Spezielle und politische Gremien begannen, Listen von Personen zu erstellen, die den Teilnehmern der „Militärverschwörung“ nahe standen.

1935-1936 Die Lage in der Armee verschlechterte sich dramatisch. Dies war durch zwei Faktoren vorbestimmt.

Die erste besteht darin, politische Prozesse gegen Trotzkisten und Vertreter anderer Oppositionsbewegungen abzuhalten. Während ihres Verlaufs wurde, wenn auch nicht sehr klar, die Verbindung der Verschwörer zu einigen der obersten Führer der Armee offenbart.

Der zweite Faktor sind diejenigen, die zwischen 1935 und 1936 durchgeführt wurden. Übungen und Kriegsspiele, die in den meisten Militärbezirken ein unannehmbar niedriges Niveau der Truppenausbildung zeigten.

Besonders kritisiert wurde die mangelnde Kompetenz im Umgang mit Ausrüstung gerade in den Teilstreitkräften, die im künftigen Krieg mit Deutschland eine Schlüsselrolle spielen sollten – bei Panzertruppen, Artillerie und Luftfahrt.

Es stellte sich die dringende Frage, diejenigen zu identifizieren und zu bestrafen, die für die Störung der Kampfausbildung unter Bedingungen verantwortlich waren, als sich die Lage in Europa rapide verschlechterte und auf den Ausbruch eines großen Krieges zusteuerte.

All dies prägte das dynamische, man könnte sagen „explosive“ Wachstum des Konflikts zwischen der Militärgruppe, die historisch mit den Trotzkisten und anderen Oppositionselementen verbunden war, einerseits und der Führung des Landes, Stalin, andererseits. Infolgedessen wurde die Kampagne zur „Säuberung“ von Partei- und Regierungsstrukturen auf die Armee übertragen.

Im Mai 1937 wurden Tuchatschewski, Jakir, Uborewitsch, Eideman, Kork, Putna, Feldman, Primakow und Sangurski verhaftet. Es erschien eine Nachricht über den Selbstmord des Leiters der Politischen Direktion der Roten Armee, Gamarnik, der ebenfalls in die Liste der Verschwörer aufgenommen wurde.

Der Hauptvorwurf gegen ihn war eine versuchte Verschwörung zum Sturz des Sowjetregimes.

Tuchatschewski und andere Angeklagte gaben ein Geständnis ab. Im Gegensatz zu den offenen Prozessen von 1936-1937. Der Militärfall wurde hinter verschlossenen Türen behandelt und zügig bearbeitet. Dies ließ in der Folge Zweifel aufkommen, dass tatsächlich eine Verschwörung stattgefunden hat.

Gab es also wirklich eine „militärische Verschwörung“?

Die Situation lässt sich wie folgt zusammenfassen. Tuchatschewski, Jakir und die übrigen betroffenen Militärführer bildeten lange Zeit eine informelle Gruppe im Oberkommando der Roten Armee, die mit dem Führungsstil des damaligen Volksverteidigungskommissars Woroschilow unzufrieden war. In vielen wichtigen Fragen hatten sie einen alternativen Standpunkt, den sie in einigen Fällen unter Umgehung Woroschilows versuchten, Stalin zur Kenntnis zu bringen, um den Volkskommissar zu diskreditieren.

Da sie im Allgemeinen über eine etwas höhere Berufsausbildung als Woroschilow und andere „loyale Stalinisten“ verfügten, äußerten die Militärführer der Opposition vernünftige Gedanken zu einer Reihe von Themen, doch meistens schlugen sie unrealistische, abenteuerliche Projekte vor, die wenig mit den Fähigkeiten unserer Industrie zu tun hatten.

Was die Ansichten Tuchatschewskis betrifft, die bestimmte Kräfte während der Perestroika energisch lobten, so stellten sie in Wirklichkeit überhaupt nichts Außergewöhnliches dar. Postuliert über die Rolle von Panzern in zukünftigen Schlachten, über Manöverkrieg, „Krieg der Motoren“ usw. waren eigentlich eine Nacherzählung der Werke der fortschrittlichsten deutschen Militärspezialisten. Was verschiedene Arten von „brillanten Voraussichten“ über die Entwicklung der Ereignisse in Europa und in der Welt sowie über die Natur des künftigen Krieges betrifft, so wurden diese größtenteils aus dem 1934 in Warschau veröffentlichten Buch „Zukünftiger Krieg“ entnommen, das von einem herausragenden Militär verfasst wurde Theoretiker, Verteidigungsminister Polens Wladyslaw Sikorski.

Im Allgemeinen lösten die Vorschläge Tuchatschewskis und seiner Mitarbeiter bei Stalin und anderen Partei- und Staatsführern eine zunehmend negative Reaktion und Verärgerung aus, was die Lage an der Spitze der Armee weiter belastete.

Versuche, den Volkskommissar Woroschilow per „Hardware“ zu eliminieren und die Kontrolle über das Volkskommissariat für Verteidigung zu erlangen, blieben erfolglos. Im Gegenteil, es waren die Mitglieder der „Tukhachevsky-Gruppe“, darunter auch er selbst, die degradiert wurden. Sie hatten im Allgemeinen den völlig berechtigten Verdacht, dass die Welle der Enthüllungen der Trotzkisten und ihrer Komplizen sie, die Oppositionellen der Armee, treffen würde.

Im Frühjahr 1937 brachte dies Tuchatschewski und ihm im Geiste nahestehende hochrangige Militärführer auf die Idee, entschlossenere, substanziellere und gezieltere Präventivmaßnahmen zu ergreifen und einen Präventivschlag gegen die höchsten Machtstrukturen durchzuführen. Mit anderen Worten: Es begann eine Verschwörung Gestalt anzunehmen.

Natürlich erhielten Spionageabwehr und politische Behörden immer mehr Informationen über die Verhandlungen der „Verschwörer“ zu diesem Thema.

Im April 1937 ereignete sich ein weiterer bemerkenswerter Vorfall, der Tuchatschewski nervös machte und verzweifelte Versuche unternahm, einen Putsch zu organisieren.

Die zuständigen Behörden empfahlen ihm, nicht als Teil der offiziellen Delegation der UdSSR zur Amtseinführungszeremonie von König Georg VI. eine Geschäftsreise nach Großbritannien zu unternehmen. Zuvor, im Januar 1936, nahm Tuchatschewski zusammen mit Litwinow an der Beerdigung des englischen Königs Georg V. teil, und diese Mission stieß in der UdSSR und im Ausland auf große positive Resonanz.

Natürlich wurde ein geeigneter Grund für eine solche Empfehlung angegeben, aber Tuchatschewski war natürlich nicht überzeugt.

Er versuchte, die Bildung einer antistalinistischen Bewegung zu beschleunigen, doch die Verschwörung fand nie ihre praktische Umsetzung. Und das war ganz natürlich.

Erstens konnten die Verschwörer (das spürten sie selbst) nicht auf die Unterstützung der Truppen zählen. Jegliche weit verbreitete regierungsfeindliche und antistalinistische Aktion wurde ausgeschlossen.

Andererseits haben Informationen über die starke Intensivierung der Kontakte zwischen Oppositionellen in der Armee letztendlich Stalins Entscheidung, sie zu verhaften, vorweggenommen.

Eine der wichtigsten Fragen ist, inwieweit das Militär mit der trotzkistischen Mitte und ausländischen subversiven Elementen verbunden war.

Es gibt Grund zu der Annahme, dass Tuchatschewski und seine Mitarbeiter aus Angst vor einer unvermeidlichen Enthüllung keine direkten Verbindungen zu Trotzki und seinem Kreis unterhielten.

Die „Militärgruppe“ blieb unter sich, hatte aber weiterhin Verbindungen zu hochrangigen Sowjet- und Parteifunktionären wie Rosengoltz, Krestinski, Pjatakow und anderen, die trotzkistische Überzeugungen teilten. Dies ermöglichte eine Vorstellung davon, was im Lager der Opposition geschah und wie die Reaktion westlicher Länder auf den „Showdown“ innerhalb der sowjetischen Führung aussehen könnte.

Gleichzeitig wurde die Funktion einer Art Verbindung zur „zivilen“ Opposition von einem sehr engen Kreis von Militärs wahrgenommen – hauptsächlich Gamarnik, Jakir und Tuchatschewski selbst.

Im Zuge der Ermittlungen zu den Aktivitäten der Opposition wurden Hinweise darauf gewonnen, dass seit Februar 1935 ein Informationsaustausch zwischen den zivilen und militärischen Fraktionen der Opposition mit dem Ziel der Bildung einer gemeinsamen Aktionsplattform etabliert war.

Zum engsten Kreis der Verschwörer gehörten neben den in der Anklageschrift genannten Personen etwa 70–80 Kommandeure und politische Mitarbeiter der Roten Armee, denen sie einzelne Aufgaben politischer Natur anvertrauten. Das war tatsächlich das Ausmaß der Verschwörung.

Über die Gesamtzahl der in den Jahren 1937-1938 unterdrückten Kommandeure und politischen Mitarbeiter der Roten Armee gibt es unterschiedliche Schätzungen. Wir präsentieren die Daten, die am zuverlässigsten erscheinen.

Die Gesamtzahl der in den Jahren 1937-1938 aus der Armee entlassenen Personen. über 25.000 Personen (ohne die an andere Regierungsbehörden entsandten Personen). Etwa ein Viertel von ihnen wurde anschließend (meist mit Degradierung) wieder in die Streitkräfte aufgenommen.

Von den etwa 9.000 Armeekommandeuren und politischen Mitarbeitern (auch ohne diejenigen, die zu anderen Regierungsbehörden abgeordnet wurden), die unterdrückt wurden, hatten nur eineinhalb bis zweitausend von ihnen echte Beschwerden (schlechte Berufsausbildung, finanzielle Unregelmäßigkeiten, Unhöflichkeit gegenüber Untergebenen, Herrschaft). , Trunkenheit usw.) Fast alle anderen wurden zugegebenermaßen Opfer einer breit angelegten und schlecht kalkulierten Kampagne, die im Zusammenhang mit der Entlarvung Tuchatschewskis und seiner Gruppe gestartet wurde.

Aufgrund dieses Umstands war die Wahrnehmung der Säuberung von 1937-1938 in der Armee im Allgemeinen bedingungslos negativ.

Lassen Sie uns eine Reihe von Themen ansprechen, die traditionell von großem Interesse sind.

Eine davon ist die Art der Verbindungen zwischen Tuchatschewski und seinem Gefolge zu Militärkreisen in Deutschland.

Es scheint, dass hier kein besonderes „Verbrechen“ vorlag; die Beziehungen zu den Deutschen waren auf eine enge Zusammenarbeit beider Länder zurückzuführen, die in den 1920er Jahren begann. unter der Blockade der UdSSR durch die meisten westlichen Staaten. Die Vorwürfe über unerlaubte Kontakte der militärischen Opposition mit Vertretern der Wehrmacht entbehrten jeder Grundlage.

Darüber hinaus gibt es keine Grundlage für die Hypothese einiger Historiker über angebliche Verbindungen zwischen den „aufständischen Militärführern“ der Roten Armee und denselben Oppositionselementen innerhalb der Wehrmacht.

Eine weitere interessante Frage ist, ob die Deutschen tatsächlich Schmutz gegen Tuchatschewski hatten und wie sie ihn nutzten?

Es scheint, dass wir die Version nicht ausschließen können, dass deutsche Geheimdienste während der Zeit seiner Gefangenschaft im Lager Ingolstadt, das gerade für seinen „Sonderstatus“ und seine Nähe zur deutschen Geheimdienstgemeinschaft bekannt ist, substanzielle Arbeit mit Tuchatschewski geleistet haben.

Es ist durchaus möglich, dass Tuchatschewski etwas beschmutzt wurde, aber offenbar haben die Deutschen davon nie Gebrauch gemacht, höchstwahrscheinlich aus Angst, den hochrangigen sowjetischen Militär- und Politiker zu diskreditieren, der als starker Befürworter einer Stärkung der Zusammenarbeit mit Deutschland galt.

Versuchen wir abschließend, die Frage zu beantworten, inwieweit die Säuberungen die Kampfkraft der Roten Armee beeinträchtigten.

Der Preis für die Reinigung war zu hoch

Betrachtet man die oberste Schicht der Verhafteten – die Angeklagten in Tuchatschewskis Gruppe selbst –, so hatte ihre Entlassung aus hohen Armeeposten am Vorabend des Krieges eher positive Auswirkungen.

Sie alle wurden während des Bürgerkriegs nominiert – einem innerstaatlichen Konflikt, in dem sie persönlichen Mut und „Hingabe an die Idee“ zeigten. Aber wie die katastrophalen Ergebnisse des „Marsches auf Warschau“ zeigten, sahen viele von ihnen angesichts einer regulären europäischen Armee eher blass aus.

Zum Zeitpunkt ihrer Festnahme hatte fast jeder der oben genannten Militärführer einen schweren Ressentimentskomplex gegenüber der politischen Führung des Landes entwickelt. Ihre Verbindungen zur Rechten spiegelten die „systemische“ Unzufriedenheit mit der etablierten sozialistischen Struktur im Land wider.

Welches Entwicklungsmodell des Landes könnte zugrunde gelegt werden, wenn der militärische Teil der Opposition an die Macht käme?

Gab es eine Verschwörung Tuchatschewskis?
Stehend: Budyonny, Blucher. Sitzend: Tuchatschewski, Woroschilow, Egorow. Von den fünf führenden stalinistischen Marschällen überlebten zwei die Säuberung

Höchstwahrscheinlich wäre dieses Modell dem Piłsudski-Regime im benachbarten Polen am ähnlichsten. Das starre zentralisierte Modell des stalinistischen Sozialismus würde zu einem zentralisierten militärisch-oligarchischen Modell des bürgerlichen Staates degenerieren. Mit einem solchen System wäre es schwierig, mit einem Sieg im Krieg mit Nazi-Deutschland zu rechnen

Was die Repressionen gegen die oben genannte große Gruppe von Kommandeuren der Roten Armee betrifft, die tatsächlich in keiner Weise mit den Verschwörern in Verbindung standen, so hatten diese Maßnahmen zweifellos negative Auswirkungen auf die Moral und die Bereitschaft der Truppen, einen Angriff auf unser Land abzuwehren.

Man muss zugeben, dass die Kosten für die Säuberung der Armee von trotzkistischen und anderen oppositionellen Elementen unannehmbar hoch waren.

Unsere Armee musste die schwerwiegenden Folgen dieses Feldzugs bereits während des Krieges bewältigen. Natürlich wurden die negativen Ergebnisse der ersten Kriegsperiode nicht nur durch diesen Faktor, sondern auch durch die Unvollständigkeit und Unvollkommenheit des gesamten Programms zur Vorbereitung des Landes und der Streitkräfte auf die Abwehr des Angreifers vorherbestimmt.

Gleichzeitig ist die Meinung von Viktor Anfilov als einem der führenden Experten für die Anfangszeit des Krieges von gewissem Interesse. Er argumentierte, dass die Beibehaltung mehrerer tausend ausgebildeter Kommandeure der mittleren und unteren Ebenen in der Armee die Lage an den Fronten ernsthaft beeinträchtigen könnte. Seiner Einschätzung nach hätte die Rote Armee eine Chance, auf den Linien entlang des Dnjepr und weiter nördlich Fuß zu fassen und die Übergabe großer Landesteile an den Feind zu verhindern.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die von Marschall Tuchatschewski angeführte „Militärverschwörung“ tatsächlich stattgefunden hat. Aber es befand sich noch in der Anfangsphase seiner organisatorischen Gründung. Die Verschwörer hatten keine Aussicht auf Erfolg.

Die Besonderheit der Situation bestand darin, dass die Niederlage einer kleinen Gruppe von Oppositionellen eine lawinenartige Kampagne zur „Säuberung der Reihen“ der Armee und ungerechtfertigte Massenrepressionen im Führungsstab der Roten Armee nach sich zog. Aufgrund dieses Ereignisses 1937-1938. werden uns vor allem als tragische Seiten der russischen Geschichte in Erinnerung bleiben.

Andrey Glebovich BAKLANOV – Stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung russischer Diplomaten, amtierender Staatsrat der Russischen Föderation, 1. Klasse

Im Sommer 1941 schrieb Joseph Davis, ehemaliger US-Botschafter in der UdSSR von 1937 bis 1938, in sein Tagebuch: „Heute wissen wir dank der Bemühungen des FBI, dass Hitlers Agenten überall operierten, sogar in den Vereinigten Staaten und.“ Südamerika. Der deutsche Einmarsch in Prag wurde von aktiver Unterstützung der Militärorganisationen Gehlens begleitet. Das Gleiche geschah in Norwegen (Quisling), der Slowakei (Tiso), Belgien (de Grell) ... In Russland sehen wir jedoch nichts Ähnliches. „Wo sind Hitlers russische Komplizen?“ - fragen sie mich oft. „Sie wurden erschossen“, antworte ich ... Erst jetzt wird Ihnen klar, wie weitsichtig die Sowjetregierung in den Jahren der Säuberungen gehandelt hat.“ (zitiert aus: V. A. Chernenky. „Joseph E. Davis. 1937: Purification“, Duel, 1998, Nr. 39.)

Am 11. Juni 1937 befasste sich die besondere gerichtliche Präsenz des Obersten Gerichtshofs der UdSSR in einer nichtöffentlichen Gerichtsverhandlung in Moskau mit dem Fall M. Tukhachevsky, I. Yakir, I. Uborevich, R. Eideman und anderen unter den Anklagen der meisten schwere Verbrechen, darunter Landesverrat, Spionage... Am selben Tag um 23:35 Uhr verkündete der Vorsitzende V.V. Ulrich das Urteil, die Todesstrafe war die Hinrichtung. Am 12. Juni 1937 wurde das Urteil vollstreckt...

Seit dem Bürgerkrieg traten in der Roten Armee zwei Gruppen gegeneinander an – die sogenannten. „Trotzkis Kader“ (der Organisator der Roten Armee) und Kavalleristen, Leute der Ersten Kavallerie – Anhänger Stalins. Nach der Niederlage der trotzkistischen Opposition Ende der 20er Jahre befanden sich Trotzkis Schützlinge in der Lage von Menschen, denen Misstrauen und Misstrauen entgegenbrachten. Dies beeinträchtigte ihre Karriereentwicklung, was wiederum zu Unzufriedenheit und der Einsicht führte, dass weiterer Wohlstand nur durch einen Machtwechsel möglich sei. Die Konfrontation zwischen diesen beiden Gruppen bildete die Grundlage der sogenannten. Verschwörung in der Roten Armee. Es sollte geklärt werden, was in diesem Fall genau als Verschwörung gilt, da dieser Begriff recht weit ausgelegt werden kann. Da es sich um die UdSSR der 30er Jahre handelt, ist der Begriff „Verschwörung“ recht spezifisch. Das Land wurde von einer Partei, einer Ideologie, einem Führer dominiert, der selbst unter seinen Parteifreunden nicht die geringste Abweichung von der Generallinie zuließ. Gleichzeitig ist es ganz natürlich, dass es wie in jedem anderen Staat unzufriedene Menschen gab, die mit dem verfolgten Kurs (in allen seinen Bereichen – Außen- und Innenpolitik, Wirtschaft usw.) nicht einverstanden waren. Aber während es in demokratischen Ländern legale Möglichkeiten gibt, seine Meinungsverschiedenheit zum Ausdruck zu bringen, gibt es in totalitären diktatorischen Regimen keine solchen Möglichkeiten. Folglich befinden sich die Unzufriedenen in einer illegalen Situation. Ebenso ist eine Machtübernahme unter der stalinistischen UdSSR auf legalem Wege ausgeschlossen. Die einzige Option ist ein Putsch. Daher kann jede Opposition – also diejenigen, die unzufrieden sind und mit der allgemeinen Linie nicht einverstanden sind, und insbesondere diejenigen, die die Macht unter einer totalitären Diktatur beanspruchen – als Verschwörer betrachtet werden. Aus dem einfachen Grund, dass die Opposition aus objektiven Gründen nicht anders handeln kann, um ihre Ziele und Ideen zu verwirklichen. Andererseits zwingt uns die Besonderheit der illegalen (d. h. außerhalb der offiziellen Gesetze liegenden) Situation dazu, uns auf externe Faktoren zu verlassen – Konflikte, Krisen, Kriege usw.

Natürlich hat Stalin das alles verstanden. Darüber hinaus hatte er das Beispiel der Machtergreifung seiner eigenen Partei durch den Ersten Weltkrieg vor Augen.

Schellenberg-Materialien

In der Literatur, die sich mit der Verschwörung in der Roten Armee befasst, ist das Thema gefälschter Materialien über Tuchatschewski zu hören, die die Deutschen Stalin zur Verfügung gestellt hatten. In diesem Fall beziehen sie sich stets auf die Daten von Walter Schellenberg, dem ehemaligen Chef des politischen Geheimdienstes des Reiches. Und das Motiv der Deutschen bestand darin, die Rote Armee zu schwächen, indem sie Repressionen im oberen Führungsstab provozierten. Das Auffälligste ist, dass Schellenberg genau das Gegenteil schrieb: Seine Memoiren beweisen lediglich die Gültigkeit der Existenz einer von Tuchatschewski angeführten Verschwörung. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, ein paar Worte zu den Beziehungen zwischen den militärischen Kreisen der UdSSR und Deutschlands zu sagen, da dies ein wichtiger Punkt ist. Von Beginn der 20er Jahre bis zur Machtergreifung Hitlers bestand eine enge militärisch-technische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern. Dies geschah vor dem Hintergrund der politischen Isolation der UdSSR und Deutschlands auf der internationalen Bühne und für die Deutschen auch unter den schwierigsten Bedingungen des Versailler Vertrags, der den Besitz einer vollwertigen Armee verbot. Bis 1933 betrachteten Moskau und Berlin dieselben Länder als ihre wahrscheinlichsten Gegner: Polen, Frankreich und England. Natürlich wurden im Zuge der engen Kontakte Verbindungen zwischen den Führungskadern geknüpft und es entstand so etwas wie eine „Militärbruderschaft“. Der Germanophilismus wuchs unter den sowjetischen Militärs und der Russophilismus unter den Deutschen ... Seit 1933 wurde die Zusammenarbeit jedoch unterbrochen und die politische Führung beginnt, nach neuen Verbündeten zu suchen. Die ideologischen Differenzen zwischen Moskau und Berlin verschärfen sich, aktiv angeheizt durch die Propaganda beider Seiten. 1934 trat die UdSSR dem Völkerbund bei, von 1935 bis 1936. unterzeichnet eine Reihe von Verteidigungsverträgen mit Frankreich und der Tschechoslowakei, die antideutscher Natur waren. Und dann ist da noch der Krieg in Spanien, der 1936 begann, als die sowjetische und die Nazi-Armee zum ersten Mal zusammenstießen ...

Aber wenn es für Stalin als politische Figur recht einfach war, Verbündete und Feinde zu wechseln, dann konnten sich die Ansichten im militärischen Umfeld nicht so abrupt und radikal ändern. Der Zustand der Orientierungslosigkeit, in dem sich die Militärs beider Staaten befanden, wird durch die Worte gekennzeichnet, die der stellvertretende Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten der UdSSR am 3. April 1933 an den deutschen Militärattache Krestinsky richtete: „Es kann keine Situation geben dass zwischen dem deutschen Kriegsministerium und dem Volkskommissariat für Militärangelegenheiten der UdSSR freundschaftliche und freundschaftliche Beziehungen bestehen und andere deutsche Regierungsstellen eine feindselige Politik gegenüber der UdSSR verfolgen“ (Gorlov S. Top Secret. Allianz Moskau-Berlin 1920-1933. M.: Olma-Press, 2001. - S. 298). (Es lohnt sich, auf das moderne Beispiel in postsowjetischen Ländern zu achten – wie hartnäckig Stereotypen in Bezug auf die NATO in Armeekreisen bestehen.) Darüber hinaus waren eine Reihe hochrangiger Generäle einfach nicht mit Stalins neuer Linie in Verteidigungsfragen einverstanden. Ähnliche Gedanken beschäftigten auch die Generäle des deutschen Generalstabs...

Was ist Walter Schellenbergs Version?

Anfang 1937 erhielt er von Heydrich (damals Chef des SD) den Auftrag, Materialien über Kontakte zwischen der Reichswehr und der Roten Armee vorzubereiten. Aufgrund der Ergebnisse seiner Arbeit erstattete Schellenberg dem Chef Bericht. Er schrieb: „Dies war eine Art Rezension zu einem unter dem Nazi-Regime ewigen Thema, die auf der Frage basierte, ob man sich auf Westeuropa oder Russland konzentrieren sollte“ (Schellenberg V. Hitlers Geheimdienst. K.: Trust, 1991. - S. 23) . Aus den Materialien Schellenbergs ging hervor, dass es im Kreis der deutschen Militärs zwei Gruppen mit unterschiedlichen Richtlinien gab. Unerwartet für den Geheimdienst äußerten Offiziere des deutschen Generalstabs die größte Unterstützung für die Idee der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Sowjetrussland.

Als Schellenberg seinen Bericht verfasste, verfügte Heydrich bereits über „Informationen des weißgardistischen Emigranten General Skoblin, dass Marschall Tuchatschewski zusammen mit dem deutschen Generalstab eine Verschwörung zum Sturz des stalinistischen Regimes organisiert hatte“ (ebd., S. 24).

Es sei darauf hingewiesen, dass es ebenso wie in der UdSSR eine Rivalität zwischen „Trotzkis Kadern“ und den Kavalleristen gab, so kam es auch in Deutschland zu einer Konfrontation zwischen Konservativen, Vertretern des alten Offizierskorps und den Befürwortern des neuen Nazi-Regimes. Der Schwerpunkt der Konservativen lag auf dem Generalstab. Darüber hinaus behandelten die Generäle des Kaisers, die größtenteils aus der Oberschicht stammten, Hitler selbst, einen einfachen Unteroffizier, der sich plötzlich an der Spitze des Staates befand, mit kaum verhohlener Verachtung.

Angriff auf den Generalstab

Heydrich kombinierte die ihm vorliegenden Materialien mit Schellenbergs Daten und beschloss, sie in zwei Richtungen zu nutzen. Innerhalb des Landes – gegen Konservative aus dem Generalstab und durch Geheimdienste – gegen die UdSSR. Übrigens gab es, wie Schellenberg anmerkt, auch im SD-Dienst Leute, die Skoblins Informationen nicht glaubten. So meinte ein hochrangiger Offizier, Rudolf Hess‘ persönlicher Experte für Nachrichtendienste und Spionage, ein gewisser Janke, dass „Skoblin ein doppeltes Spiel spielt.“ Und tatsächlich wurden die Materialien vom NKWD auf Anweisung Stalins platziert, der „durch Erweckung von Heydrichs Misstrauen gegenüber dem deutschen Generalstab diesen schwächen wollte“. Heydrich, der „Janke der Loyalität gegenüber dem deutschen Generalstab verdächtigt“, stellt ihn unter Hausarrest. Als nächstes meldet der SD-Chef die Informationen an Hitler, wohl wissend, dass dieser dem Generalstab gegenüber misstrauisch ist. Doch Heydrich fehlen stichhaltige Beweise für die Beteiligung der deutschen Militärelite an der Verschwörung. Und dann weist er sein Volk an, „falsches Material zur Kompromittierung deutscher Generäle“ zu erfinden. Beachten wir, dass die Schuld nicht Tuchatschewski, sondern dem deutschen Generalstab zugeschoben wurde. Heydrich erklärte seinen Untergebenen, dass eine solche Operation „es uns ermöglichen würde, die wachsende Macht der Roten Armee zu schwächen“.

Als nächstes geht Heydrich zu Hitler, der die endgültige Entscheidung treffen muss. Bei der Analyse der Situation stützt sich Hitler auf zwei Punkte: a) Es gibt eine Verschwörung Tuchatschewskis und der Generäle gegen Stalin; b) die Verschwörung von Hitler-treuen Generälen des deutschen Generalstabs unterstützt wird. Darüber hinaus verstärkte Heydrich in Bezug auf den Generalstab Hitlers Verdacht mit Hilfe einer Linde. Einerseits ist es logisch, dass der Führer mit der Machtübernahme Tuchatschewskis in der UdSSR, der in engen Beziehungen zur deutschen Militärelite stand, die in Opposition zu Hitler stand, nicht zufrieden sein konnte. Andererseits hätte Hitler, wenn er beschlossen hätte, eine Verschwörung gegen die offiziellen Behörden zu unterstützen, grob in die inneren Angelegenheiten der UdSSR eingegriffen. Im Falle eines Scheiterns hätte dies unvorhersehbare Folgen haben und sogar zu einem Krieg führen können. „Am Ende“, schreibt Schellenberg, „entschloss sich Hitler, Tuchatschewski entgegenzutreten ... auf der Seite Stalins“ (ebd., S. 25).

Der Führer befürchtete, dass der Generalstab Tuchatschewski warnen würde, und befahl, das Militär überhaupt nicht in die Pläne der Operation einzuweihen. Darüber hinaus organisierte Heydrich auf seinen Befehl das Eindringen spezieller Gruppen in die Archive des Generalstabs und der Abwehr (militärischer Geheimdienst). Bei diesen besonderen Ereignissen wurden weitere Materialien gefunden und beschlagnahmt, „die die Zusammenarbeit des deutschen Generalstabs mit der Roten Armee bestätigten“ (ebd., S. 25). Dann gelangten die Materialien über den Präsidenten der Tschechoslowakei, Dr. Benesch, zum NKWD und zu Stalin. Zu ihrer Zuverlässigkeit schreibt Schellenberg: „Man ging davon aus, dass die von Heydrich gesammelten Materialien über Tuchatschewski auf Fälschungen beruhten.“ Tatsächlich gab es sehr wenig falsches Material. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass innerhalb von vier Tagen umfangreiche Dossiers erstellt und Hitler vorgelegt wurden“ (ebd., S. 25, Hervorhebung hinzugefügt). Die Schlussfolgerung liegt nahe: Erstens verfolgte Heydrich das Ziel, nicht die Rote Armee anzugreifen, sondern sondern beim deutschen Generalstab. Zweitens betrachteten Heydrich und Hitler Tuchatschewski und seine Gruppe als potenzielle Feinde des faschistischen Regimes, das, wenn Stalin entfernt würde, die Kräfte der Anti-Hitler-Opposition unterstützen könnte.

Ende 1937 - Anfang 1938. Hitler ersetzte die gesamte militärische und diplomatische Führung. So trat im Februar 1938 unter verschiedenen Vorwänden der Kriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht von Blomberg zurück; Oberbefehlshaber der Bodentruppen von Fritsch; Chef des Generalstabs der Bodentruppen Beck; Außenminister von Neurath; 16 Generäle wurden in den Ruhestand versetzt und weitere 44 abgesetzt. Das Kriegsministerium wurde abgeschafft und Hitler übernahm das Kommando über die Wehrmacht. Viele der Abgesetzten erwiesen sich übrigens 1944 als Teilnehmer einer Verschwörung gegen Hitler und wurden gleichzeitig hingerichtet ...

Am 24. Mai wurden bei einer Sitzung des Politbüros die aus Deutschland erhaltenen Materialien geprüft. Allerdings erschoss Stalin seine Generäle nicht auf der Grundlage deutscher Daten. Darüber hinaus kam er einfach nicht umhin, ihre Zuverlässigkeit und Objektivität in Frage zu stellen.

Stalins letzte Zweifel an der Existenz einer Verschwörung unter den Militärs verschwanden im April 1937. Dies wird durch den Beginn massiver Personaltransfers im oberen Management belegt. Die Verschwörung wurde sehr ernst genommen und die Truppen gefürchtet. So wurde Korporalkommandeur Feldman (eine der Schlüsselfiguren der Verschwörung), der den Führungs- und Kontrollstab der NPO leitete, auf den Posten des stellvertretenden Kommandeurs des Moskauer Militärbezirks versetzt. Der Kommandeur des belarussischen Militärbezirks, Uborewitsch, verlor zwei seiner Stellvertreter, die an andere Stellen versetzt wurden. Am 21. April wurde Tuchatschewski unter einem weit hergeholten Vorwand eine Reise nach England zur Krönung Georgs VI. verweigert. Am 1. Mai 1937 wurde Stalin während eines festlichen Abendessens in Woroschilows Wohnung nach Angaben des damaligen Geheimdienstchefs verweigert Abteilung der Roten Armee Uritsky, „sagte, dass die Feinde entlarvt würden, die Partei würde sie in Pulverform auslöschen, und stieß auf diejenigen an, die treu bleiben und am Oktoberjubiläum würdig ihren Platz am glorreichen Tisch einnehmen werden“ ( Militärarchiv Russlands. 1993. Ausgabe 1. - S. 35)

Anfang Mai beschließt das Politbüro, die Befehlseinheit in der Roten Armee aufzuheben. Die Institution der politischen Kommissare wird wiederbelebt. In Militärbezirken werden Militärräte (bestehend aus einem Kommandanten und zwei Offizieren) eingerichtet. Dasselbe passiert in der Marine, in der Armee usw. Kommissare erscheinen in allen Militäreinheiten, beginnend mit dem Regiment und höher. Durch diese Maßnahme wurde den Kommandeuren aller Ränge das Recht entzogen, ohne die Zustimmung von Militärräten oder politischen Offizieren Entscheidungen zu treffen und Befehle zu erteilen.

Am 10. Mai wurde eine weitere Resolution zu massiven Umbildungen in hochrangigen Militärkreisen angenommen. Yakir wird vom Posten des Kommandeurs des Militärbezirks Kiew auf den Posten des Kommandeurs des Militärbezirks Leningrad versetzt. Marschall Tuchatschewski wird degradiert und von seinen Pflichten als stellvertretender Volksverteidigungskommissar entbunden. Er wird zum Kommandeur der Truppen des sekundären Wolga-Militärbezirks ernannt.

Am 14. Mai wurde der Leiter der Frunze-Militärakademie A. Kork ohne Angabe von Gründen seines Amtes enthoben. Am 15. Mai wurde der einmonatige Beschluss über die Ernennung des Corps Corps Feldman zum stellvertretenden Kommandeur des Moskauer Militärbezirks aufgehoben. Am 20. Mai wurde Yakir von seinem Posten als Kommandeur des Leningrader Militärbezirks entfernt. Armeekommandeur 1. Rang Uborewitsch wird zum Kommandeur des zentralasiatischen Militärbezirks ernannt... usw....

„...Ich gebe zu, dass es eine antisowjetische Verschwörung gab und dass ich an deren Spitze stand.“

Im Mai wurden die Hauptfiguren verhaftet. Besonders hervorzuheben ist die Geschwindigkeit, mit der hochrangige Militärführer ihre Schuld eingestanden haben. Am 6. Mai wurde der Kommandeur der Reservebrigade M. Medwedew, der bis 1934 die Luftverteidigung der Roten Armee leitete, festgenommen, aber wegen Verschwendung entlassen und aus der Partei ausgeschlossen öffentliche Mittel. Am selben Tag sagt er gegen einige seiner ehemaligen Untergebenen aus. Und am 8. Mai erklärt Medwedew seine Teilnahme an der trotzkistischen Militärorganisation unter der Leitung des bereits erwähnten B. Feldman. Am 10. Mai sagt Medwedew gegen Tuchatschewski (und charakterisiert ihn als Diktatorkandidaten), Jakir, Putna usw. aus.

Korporalkommandeur B. Feldman wurde am 15. Mai 1937 verhaftet. Gleich am ersten Tag bittet er in einer Erklärung darum, mit den für die Untersuchung verfügbaren Materialien vertraut zu sein, und erklärt sich bereit, auf der Grundlage dieser Materialien auszusagen. Die in Feldmans Aussage enthaltenen Daten bildeten die Grundlage für die Entscheidung, Tuchatschewski zu verhaften. Aus offensichtlichen Gründen können wir nicht alle Zeugenaussagen und Dokumente im Zusammenhang mit diesem Fall zitieren. Wir stellen nur die typischsten vor.

Der (später verhaftete) Ermittler Uschakow, der mit Feldman zu tun hatte, wird in seiner Aussage angeben: „Mir wurde klar, dass Feldman in eine Verschwörung mit Tuchatschewski verwickelt war, und ich habe ihn am frühen Morgen des 19. Mai zum Verhör vorgeladen. Das Verhör musste unterbrochen werden, da Leplevsky I.M. (Leiter der Ermittlungsabteilung, leitete die Ermittlungen im Militärfall – Autor) mich zu einer Einsatzbesprechung berief. Nachdem ich über Feldmans Aussage gesprochen und den Bericht analysiert hatte, begann ich, die Ermittler während der Verhöre anzuweisen, der Aufdeckung der militärischen Verschwörung, die zweifellos in der Roten Armee existierte, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Während meines Berichts schüttelte einer der Ermittler, Karelin, den Kopf und sagte flüsternd: „Ich ziehe voreilig solche Schlussfolgerungen und sollte nicht so entschieden über Tuchatschewski und Jakir sprechen.“ Und Leplevsky entgegnete: „Sie analysieren logisch, aber in Wirklichkeit sind Sie von solchen Ergebnissen noch sehr weit entfernt.“ Ich antwortete: „Ich denke, dass ich heute von Feldman eine vollständige Bestätigung meiner Schlussfolgerungen erhalten werde.“ Worauf Leplevsky noch ätzender antwortete: „Na gut, wir werden sehen.“ (zitiert aus: Viktorov B. Nicht klassifiziertes Geheimnis. M.: Juristische Literatur. - 1990. - S. 226)

Was ist an der Aussage des Ermittlers Uschakow bemerkenswert? Erstens bestand am 19. Mai, drei Tage vor Tuchatschewskis Verhaftung, Zweifel an seiner Schuld. Ebenso wie die Präsenz der Verschwörung selbst in der Roten Armee im Allgemeinen. Das bedeutet, dass es keinen Grund gibt, in diesem Fall von einer vorgeplanten Aufführung zu sprechen. Ein weiteres interessantes Dokument ist bis heute erhalten geblieben – eine an den Ermittler gerichtete Notiz des verhafteten Feldman vom 31. Mai 1937: „An den Assistenten des Leiters der 5. Abteilung des GUGB NKWD der UdSSR, Genosse.“ Uschakow. Sinowy Markowitsch! Den Anfang und das Ende der Erklärung habe ich nach eigenem Ermessen verfasst... Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme – am 25. habe ich Kekse, Äpfel, Zigaretten und heute Zigaretten erhalten. Sie sagen nicht wo, von wem, aber ich weiß von wem. Feldman 31. V. 37 " (Zitiert aus: Zenkovich N. Marshals and General Secretarys., M.: Olma-press. - 2000. - S. 518-519) Es ist klar, dass Ermittler Uschakow keine herzlichen Gefühle für den Angeklagten hegte. Sicherlich spielte er eine Art psychologische Kombination aus – „Entspannung“. Aber die Tatsache, dass er nicht getroffen hat, ist eine Tatsache.

Uschakow erhielt tatsächlich eine Aussage von Feldman über die Verschwörung. Als Jeschow am 20. Mai 1937 Stalin, Molotow, Woroschilow und Kaganowitsch das Protokoll von Feldmans Verhör vorlegte, bat er darum, die Frage der Verhaftung „der verbleibenden Teilnehmer der Verschwörung“, darunter Tuchatschewski, zu besprechen.

Am 22. Mai 1937 wurde Tuchatschewski an seinem neuen Dienstort in Kuibyschew verhaftet. Am selben Tag wurde der Vorsitzende des Zentralrats von Osoaviakhim, R. Eideman, festgenommen; 28. Mai - I. Yakir; 29. Mai - I. Uborevich. Tuchatschewski wurde am 22. Mai verhaftet und in der Nacht des 25. nach Moskau gebracht. Beim ersten Verhör bestreitet er alles. Aber bereits am 26., also nach weniger als einem Tag in der Zelle, schrieb Tuchatschewski an Jeschow: „Ich wurde mit Primakow, Putna und Feldman konfrontiert, die mich beschuldigten, der Anführer eines antisowjetischen Militär-Trotzkisten zu sein.“ Verschwörung... Bitte geben Sie mir noch ein paar Aussagen anderer Teilnehmer dieser Verschwörung, die mich ebenfalls beschuldigen. Ich verpflichte mich, eine aufrichtige Aussage zu machen, ohne meine Schuld in dieser Angelegenheit sowie die Schuld anderer Personen an der Verschwörung auch nur im Geringsten zu verheimlichen.“ Am selben Tag wurde eine Erklärung mit einem Geständnis abgegeben: „Nachdem ich am 22. Mai verhaftet worden war und am 24. (nachts – Autor) in Moskau ankam, wurde ich am 25. zum ersten Mal verhört und heute, am 26. Mai, Ich erkläre, dass ich die Existenz einer antisowjetischen Verschwörung anerkenne und dass ich an deren Spitze stand. Ich verpflichte mich, den Ermittlungen unabhängig alles im Zusammenhang mit der Verschwörung darzulegen, ohne einen ihrer Beteiligten, keine einzige Tatsache oder kein einziges Dokument zu verheimlichen.“ (zitiert nach: Zenkovich N. Marschälle und Generalsekretäre. M.: Olma-Press. - 2000. - S. 490).

Tuchatschewskis Aussage während der Ermittlungen besteht aus 143 Seiten handschriftlichem Text. Und die Daten, die der Marschall zitiert, geben keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass Tuchatschewski selbst und ohne Aufforderung geschrieben hat!

Vom 1. bis 4. Juni 1937 fand im Kreml eine erweiterte Sitzung des Militärrats unter dem Volkskommissar für Verteidigung der UdSSR unter Beteiligung von Mitgliedern des Politbüros des Zentralkomitees der Allunionskommunistischen Partei statt Bolschewiki. K. Woroschilow verfasst einen Bericht „Über die vom NKWD aufgedeckte konterrevolutionäre Verschwörung in der Roten Armee“. Zusätzlich zu den ständigen Mitgliedern nehmen am Militärrat 116 Militärangehörige teil, die aus den Ortschaften und aus der Zentrale des Volkskommissariats für Verteidigung eingeladen werden. Diese Konzentration hochrangiger Beamter in Moskau scheint die Absicht zu sein, zu verhindern, dass sie sich für die Verhafteten einsetzen. Vor Beginn der Arbeit des Militärrats wurden alle seine Teilnehmer mit den Aussagen von M. Tukhachevsky und anderen Angeklagten vertraut gemacht. Anschließend wurden viele Teilnehmer dieses Treffens festgenommen. Manche haben vergeblich gelitten...

P.S. Stalin ging mit den Verschwörern in seiner gewohnten Art um: Er erschoss sie. Allerdings war die Zerschlagung der antistalinistischen Opposition für das Land als Ganzes eher ein Segen, wenn man von objektiven historischen Standpunkten ausgeht (insbesondere da wir wissen, was nach 1937 geschah). Erstens gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass Tuchatschewski ein besserer Diktator als Stalin gewesen wäre. Und es ist absolut unmöglich, sich vorzustellen, welche Folgen es für den Staat und die Zahl der Opfer hätte, wenn während des Großen Vaterländischen Krieges auch ein Bürgerkrieg ausgebrochen wäre ...