2. Gracchen (133-122 v. Chr.) Der erste Versuch, aus der Krise herauszukommen, war mit den Aktivitäten der Gracchen verbunden. Im Jahr 133 schlug der Volkstribun Tiberius Sempronius Gracchus ein Agrargesetz vor, das die Höhe der Pacht für Ager Publicus auf 500 Yuger Land (1000 Yuger bei zwei erwachsenen Söhnen) begrenzte.

Unter den Volkstribunen liegt die Macht auf der Seite desjenigen, der das Verbot verhängt, und selbst wenn alle anderen einer Meinung sind, werden sie nichts erreichen, solange es mindestens einen gibt, der sich ihrem Urteil widersetzt. Empört über die Tat von Octavius ​​nahm Tiberius seinen ersten, milderen Gesetzentwurf zurück und führte einen neuen ein, der dem Volk angenehmer und strenger gegenüber den Gesetzesbrechern war, denen dieses Mal die Pflicht übertragen wurde, alle Länder zu befreien, die sie besaßen jemals durch Umgehung der zuvor erlassenen Gesetze erworben worden sei. . Fast täglich stritt sich Tiberius mit Octavius ​​auf dem Oratorium, doch obwohl sie sich mit größter Heftigkeit und Hartnäckigkeit stritten, soll keiner von ihnen etwas Beleidigendes über den anderen gesagt haben, keiner dem Zorn nachgegeben, kein Wort geäußert haben unangemessene oder obszöne Wörter. Wie Sie sehen können, bewahren gute Neigungen und vernünftige Bildung den Geist nicht nur bei Bacchus-Feierlichkeiten, sondern auch bei feurigen Streitereien vor hässlichen Extremen. Da Tiberius wusste, dass Octavius ​​​​selbst, der über viel öffentliches Land verfügte, dem Gesetz unterlag, forderte er ihn auf, den Kampf aufzugeben, und stimmte zu, ihn für seine Verluste auf Kosten seines eigenen Vermögens zu entschädigen, übrigens nicht überhaupt genial. Aber Octavius ​​​​beharrte hartnäckig, und dann erklärte Tiberius durch ein Sonderdekret die Befugnisse aller Beamten mit Ausnahme der Volkstribunen für beendet, bis der Gesetzentwurf zur Abstimmung gelangte. Er versiegelte den Tempel des Saturn mit seinem eigenen Siegel, so dass die Quästoren nichts aus der Schatzkammer holen oder herausnehmen konnten, und drohte Prätoren, die sich nicht gehorchen ließen, durch Herolde mit einer Geldstrafe, so dass alle erschrocken ihre üblichen Geschäfte unterbrachen und Pflichten. Hier wechselten die Besitzer der Ländereien ihre Kleidung und begannen mit einem erbärmlichen und deprimierten Blick auf dem Forum zu erscheinen, aber sie planten heimlich gegen Tiberius und hatten bereits Attentäter für das Attentat vorbereitet, so dass er, ohne sich vor irgendjemandem zu verstecken, sich damit umgürtete ein Räuberdolch, der „Dolon“ genannt wird.

Als Gaius und Fulvius ihn später in der Versammlung fragten, was er über den Tod von Tiberius halte, äußerte er sich missbilligend über seine Aktivitäten. Das Volk unterbrach Scipios Rede mit einem empörten Schrei, was noch nie zuvor vorgekommen war, und er selbst war so verärgert, dass er das Volk schwer beleidigte. Dies wird in der Biographie von Scipio ausführlich beschrieben.

[GAI GRACCH]

Nach dem Tod von Tiberius erschien Guy zunächst überhaupt nicht auf dem Forum, entweder aus Angst vor seinen Feinden oder mit dem Ziel, seine Mitbürger gegen sie aufzuhetzen, und lebte ruhig und zurückgezogen, wie ein Mann, der nicht nur deprimiert ist und von den Umständen niedergeschlagen, beabsichtigt aber auch, sich weiterhin von öffentlichen Angelegenheiten fernzuhalten; Dies führte zu Gerüchten, dass er die Unternehmungen des Tiberius verurteilte und ablehnte. Aber er war noch zu jung, neun Jahre jünger als sein Bruder, und Tiberius starb, bevor er dreißig war. Als sich im Laufe der Zeit nach und nach seine Veranlagung zu offenbaren begann, die Müßiggang, Weiblichkeit, Leidenschaft für Wein und Profit fremd war, als er begann, seine Sprachbegabung zu verfeinern, als würde er sich Flügel vorbereiten, die ihn in der Welt erheben würden Auf dem State Field zeigte sich deutlich, dass Guys Ruhe bald ein Ende haben wird. Als er seinen Freund Vettius irgendwann vor Gericht verteidigte, bereitete er dem Volk eine solche Freude und löste eine so heftige Begeisterung aus, dass alle anderen Redner im Vergleich zu ihm wie erbärmliche Jungen wirkten und bei mächtigen Bürgern neue Ängste aufkamen und sie viel untereinander redeten , wie auch immer, in diesem Fall sollte Gaius nicht zum Tribunenposten zugelassen werden.

Durch reinen Zufall fiel ihm das Los zu, als Quästor unter dem Konsul Orestes nach Sardinien zu gehen, was seinen Feinden gefiel und Gaius selbst überhaupt nicht verärgerte. Er war von Natur aus kriegerisch und verfügte über Waffen, die nicht schlimmer waren als die Feinheiten des Gesetzes. Gleichzeitig hatte er jedoch immer noch Angst vor staatlicher Aktivität und rednerischer Überhöhung und fühlte sich unfähig, den Rufen des Volkes und seiner Freunde zu widerstehen, und deshalb mit großer Kraft Vergnügen, nutzte die Gelegenheit, Rom zu verlassen. Zwar herrscht die hartnäckige Meinung vor, dass Gaius der hemmungsloseste Sucher nach der Gunst des Volkes war und viel leidenschaftlicher nach Ruhm aus der Menge strebte als Tiberius. Aber das ist eine Lüge. Im Gegenteil, soweit man das beurteilen kann, übernahm er die Staatsgeschäfte eher aus Notwendigkeit als aus freier Wahl. Immerhin berichtet der Redner Cicero, dass Guy keine Stellung beziehen wollte, lieber in Frieden und Ruhe leben wollte, aber sein Bruder erschien ihm im Traum und sagte: „Warum zögerst du, Guy?“ Es geht nicht anders. Für uns beide ist das gleiche Leben bestimmt, der gleiche Tod im Kampf für das Wohl des Volkes!

Auf Sardinien lieferte Guy einen umfassenden Beweis seiner Tapferkeit und moralischen Hoheit, indem er alle Jungen mit Mut in Schlachten, Gerechtigkeit für seine Untergebenen und respektvoller Liebe zum Kommandanten weit übertraf und selbst die Älteren an Mäßigkeit, Einfachheit und harter Arbeit hinter sich ließ. Im Winter, der auf Sardinien extrem kalt und ungesund ist, forderte der Konsul von den Städten warme Kleidung für ihre Soldaten, doch die Bürger richteten eine Bitte an Rom, diese Anforderung aufzuheben. Der Senat empfing die Bittsteller wohlwollend und befahl dem Konsul, die Soldaten anders zu kleiden, und da der Konsul in Schwierigkeiten war und die Soldaten inzwischen sehr kalt waren, überredete Gaius sie, nachdem er durch die Städte gereist war, den Römern freiwillig zu helfen. Die Nachricht davon erreichte Rom, und der Senat war erneut beunruhigt, da er in Gaius‘ Verhalten den ersten Versuch sah, sich die Gunst des Volkes zu erkämpfen. Und als zunächst eine Gesandtschaft aus Afrika von König Mitsipsa eintraf, der befahl, zu übermitteln, dass er als Zeichen der Gunst für Gaius Gracchus Brot an den Kommandanten in Sardinien geschickt habe, vertrieben die Senatoren wütend die Botschafter , und erließ dann ein Dekret: die Armee in Sardinien zu wechseln, aber Orestes am selben Ort zu belassen – unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Dienstpflicht den Kommandanten und Gaius verzögern wird. Guy jedoch erfuhr kaum von dem Geschehen, bestieg in äußerster Verärgerung ein Schiff und tauchte unerwartet in Rom auf, so dass nicht nur die Feinde ihn überall lästerten, sondern es dem Volk seltsam vorkam, wie der Quästor vor dem Gouverneur zurücktrat. Als jedoch eine Anklage gegen ihn vor der Zensur erhoben wurde, gelang es Guy, indem er um ein Wort bat, die Urteile seiner Zuhörer völlig zu ändern, die am Ende bereits fest davon überzeugt waren, dass er selbst das Opfer des Größten war Ungerechtigkeit. Er diente zwölf Jahre in der Armee, sagte Gaius, während die obligatorische Dienstzeit nur zehn Jahre betrug, und er diente drei Jahre lang als Quästor unter dem General, wobei er laut Gesetz in einem Jahr zurückkehren konnte. Als einziger der gesamten Armee nahm er einen vollen Beutel mit nach Sardinien und nahm ihn leer mit, während der Rest, nachdem er den von zu Hause mitgenommenen Wein getrunken hatte, Amphoren bis zum Rand mit Silber und Gold gefüllt nach Rom trug.

Bald wurde Gaius erneut vor Gericht gestellt und beschuldigt, die Verbündeten zum Abfall von Rom angestiftet zu haben und an der in Fregella aufgedeckten Verschwörung beteiligt gewesen zu sein. Er wurde jedoch freigesprochen und begann, von allen Verdachtsmomenten befreit, sofort mit der Suche nach der Position eines Volkstribunen, und alle bekannten und prominenten Bürger stellten sich ihm gleichzeitig entgegen, und die Menschen, die Guy unterstützten, versammelten sich aus ganz Italien in solchen Fällen Zahlen, die viele nicht in der Zufluchtsstadt fanden, aber das Feld bot nicht jedem Platz, und die Schreie der Wähler drangen von den Dächern und Lehmdächern der Häuser.

Die Machthaber übernahmen das Volk nur insoweit und ließen Guys Hoffnungen nicht wahr werden, dass er nicht wie erwartet zum Ersten, sondern zum Vierten gewählt wurde. Aber sobald er sein Amt antrat, ging der Vorrang sofort auf ihn über, denn durch die Macht der Reden übertraf er alle seine Tribunenkollegen, und der schreckliche Tod von Tiberius gab ihm das Recht, mit großem Mut zu sprechen und das Schicksal seines Bruders zu betrauern . In der Zwischenzeit lenkte er bei jeder Gelegenheit die Gedanken des Volkes in diese Richtung, indem er sich an das Geschehene erinnerte und zum Vergleich Beispiele aus der Vergangenheit anführte – wie ihre Vorfahren den Faliskern den Krieg erklärten, weil sie den Volkstribun, einen gewissen Genutius, beleidigten, und wie Gaius Veturius hingerichtet wurde, weil er allein dem Volkstribun beim Durchqueren des Forums nicht nachgab. „Und vor deinen Augen“, fuhr er fort, „wurde Tiberius mit einer Keule zu Tode geprügelt, und dann wurde sein Körper aus dem Kapitol rund um die Stadt geschleift und in den Fluss geworfen, vor deinen Augen wurden seine Freunde gefangen und ohne Gerichtsverfahren getötet!“ Aber ist es bei uns nicht seit Menschengedenken üblich, dass, wenn jemand mit der Todesstrafe angeklagt wird und er nicht vor den Richtern erscheint, im Morgengrauen ein Trompeter an die Tür seines Hauses kommt und ihn zu einem erneuten Erscheinen aufruft? der Klang einer Trompete, und zwar erst dann, aber nicht bevor er verurteilt wird? So vorsichtig und umsichtig waren unsere Väter in Gerichtsverfahren.

Nachdem Guy mit solchen Reden das Volk im Vorfeld empört und alarmiert hatte – und er besaß nicht nur die Kunst der Worte, sondern auch eine kraftvolle, äußerst klangvolle Stimme –, brachte er zwei Gesetzesentwürfe ein: Erstens, wenn das Volk einen Beamten von der Macht entfernt, wird er nein kann kein Amt mehr vergeben werden, und zweitens wird dem Volk das Recht eingeräumt, über einen Beamten, der einen Bürger ausgewiesen hat, ohne Gerichtsverfahren zu urteilen. Einer von ihnen beschämte zweifellos Marcus Octavius, den Tiberius des Tribunenpostens beraubte, der zweite richtete sich gegen Popilius, der im Todesjahr von Tiberius Prätor war und seine Freunde ins Exil schickte. Popilius wagte es nicht, sich der Gefahr eines Prozesses auszusetzen und floh aus Italien, und Gaius selbst nahm einen weiteren Vorschlag zurück und sagte, er habe auf Bitten seiner Mutter Cornelia Gnade mit Octavia gehabt. Die Menschen waren begeistert und gaben ihr Einverständnis. Die Römer respektierten Kornelia um ihrer Kinder willen ebenso wie um ihres Vaters willen und ließen daraufhin ein Bronzebild von ihr mit der Inschrift „Kornelia, Mutter der Gracchen“ aufstellen. Oft erinnern sie sich an ein paar gezielte, aber zu harte Worte von Guy, die er zur Verteidigung seiner Mutter an einen der Feinde sagte. „Du“, rief er, „wagst du es, Cornelia zu lästern, die Tiberius Gracchus geboren hat?!“ Und da der unglückliche Kritiker den Ruf hatte, ein verwöhnter und ausschweifender Mensch zu sein, fuhr er fort: „Wie kannst du nur deine Zunge verdrehen, um dich mit Cornelia zu vergleichen!“ Hatten Sie Kinder wie sie? Aber in Rom weiß jeder, dass sie ohne Mann länger schläft als Männer ohne dich!“ Gaius‘ Reden waren so bissig, und Beispiele dieser Art finden sich in seinen erhaltenen Büchern.

Unter den Gesetzen, die er vorschlug, um dem Volk zu gefallen und die Macht des Senats zu untergraben, betraf eines den Rückzug von Kolonien und sah gleichzeitig die Aufteilung des öffentlichen Landes unter den Armen vor, das zweite kümmerte sich um die Soldaten, Sie forderten, dass sie auf öffentliche Kosten und ohne Abzüge vom Gehalt mit Kleidung versorgt werden und dass niemand unter siebzehn Jahren in die Armee eingezogen werden darf. Das Gesetz der Alliierten sollte die Rechte der Italiener denen der römischen Bürger gleichstellen, das Getreidegesetz sollte die Lebensmittelpreise für die Armen senken. Der größte Schlag für den Senat kam durch das Gerichtsgesetz. Bis dahin waren nur Senatoren Richter und flößten daher sowohl dem Volk als auch den Reitern Angst ein. Gaius fügte den dreihundert Senatoren die gleiche Anzahl an Kavalleristen hinzu, so dass die Angelegenheiten der Gerichte in die allgemeine Zuständigkeit dieser sechshundert Personen fielen.

Es wird berichtet, dass Guy bei der Unterbreitung dieses Vorschlags im Allgemeinen eine besondere Leidenschaft und Begeisterung an den Tag legte, und übrigens, während vor ihm alle, die vor dem Volk sprachen, zum ersten Mal vor dem Senat und dem sogenannten Ausschuss standen Habe mich dann an das Forum gewandt. Er nahm dies als Regel für sich selbst und nahm später mit einer leichten Drehung seines Oberkörpers eine Änderung von großer Bedeutung vor – er verwandelte das Staatssystem gewissermaßen von einem aristokratischen in ein demokratisches, was den Rednern nahelegte, dies zu tun mit einer Rede das Volk und nicht den Senat ansprechen.

Das Volk akzeptierte nicht nur Guys Vorschlag, sondern beauftragte ihn auch, neue Richter aus der Klasse der Reiter zu wählen, sodass er eine Art alleinige Macht erlangte, und sogar der Senat begann, auf seinen Rat zu hören. Allerdings gab er stets nur solche Ratschläge, die der Ehre und dem Ruhm des Senats dienen konnten. Darunter befand sich eine bemerkenswerte, äußerst faire Meinung darüber, wie das vom Gouverneur Fabius aus Spanien geschickte Brot zu entsorgen sei. Gaius überredete die Senatoren, das Brot zu verkaufen und den Erlös an die spanischen Städte zurückzugeben und sich mit strenger Kritik an Fabius zu wenden, weil er die Macht Roms hasserfüllt und unerträglich gemacht habe. Dadurch erlangte er in den Provinzen großen Ruhm und große Liebe.

Er brachte auch Gesetzesentwürfe ein – über neue Kolonien, über den Bau von Straßen und Getreidescheunen, und wurde selbst zum Leiter aller Unternehmungen, weder der Bedeutung der Arbeit noch ihrer großen Zahl überdrüssig, sondern jede einzelne Tat vollbringend mit solcher Schnelligkeit und Gründlichkeit, als wäre es das Einzige, und selbst die schlimmsten Feinde, die ihn hassten und fürchteten, staunten über die Zielstrebigkeit und den Erfolg von Gaius Gracchus. Und die Menschen waren völlig entzückt, als sie sahen, wie er ständig von Auftragnehmern, Handwerkern, Botschaftern, Beamten, Soldaten und Wissenschaftlern umgeben war, wie höflich und umgänglich er zu allen war und jeden nach seinen Verdiensten belohnte, ohne dabei ihre eigene Würde im Geringsten aufzugeben Entlarvung der bösen Verleumder, die ihn als schrecklich, unhöflich und grausam bezeichneten. So gelang es ihm, in ungezwungenen Gesprächen und gemeinsamen Aktivitäten die Menschen noch besser für sich zu gewinnen, als wenn er Reden aus einem Oratorium hielt.

Er investierte den größten Teil seiner Sorgfalt in den Bau von Straßen, was nicht nur Zweckmäßigkeit, sondern auch Bequemlichkeit und Schönheit bedeutete. Die Straßen waren völlig gerade. Sie waren mit behauenen Steinen gepflastert oder mit einer Schicht dicht gepacktem Sand bedeckt. Dort, wo Bäche oder Schluchten den Weg kreuzten, wurden Brücken geworfen und Dämme angehoben, und dann wurden die Pegel auf beiden Seiten genau verglichen, so dass das Gesamtwerk eine Augenweide war. Darüber hinaus vermaß Guy jede Straße vom Anfang bis zum Ende in Meilen (eine Meile entspricht etwas weniger als acht Stadien) und markierte die Entfernungen mit Steinsäulen. Näher beieinander wurden weitere Steine ​​auf beiden Seiten der Straße platziert, so dass Reiter von ihnen aus auf ein Pferd steigen konnten, ohne einen Steigbügel zu benötigen.

Während die Leute Guy bis in den Himmel verherrlichten und bereit waren, ihm jeden Beweis ihrer Gunst zu geben, sagte er einmal, dass er um einen Gefallen bitten würde und dass er sich, wenn seine Bitte respektiert würde, als der Gipfel des Glücks betrachten würde. aber er würde seinen Mitbürgern kein einziges Wort vorwerfen. Und dann, wenn er eine Ablehnung erhalten würde. Diese Rede wurde als Antrag auf ein Konsulat aufgefasst, und alle beschlossen, dass er gleichzeitig das Amt eines Konsuls und eines Volkstribunen anstreben wollte. Doch als die Konsularwahlen kamen und alle aufgeregt und misstrauisch waren, erschien Gaius neben Gaius Fannius und führte ihn zusammen mit anderen Freunden auf das Feld, um ihn zu unterstützen. Eine solch unerwartete Wendung der Ereignisse verschaffte Fannius einen enormen Vorteil gegenüber den übrigen Bewerbern, und er wurde zum Konsul und Gaius zum zweiten Mal zum Volkstribun gewählt – allein aus der Hingabe des Volkes, denn er selbst tat dies nicht fragte danach und sprach nicht einmal.

Aber er war bald davon überzeugt, dass Fannius' Gesinnung ihm gegenüber stark abgekühlt war und der Hass des Senats offenkundig wurde, und deshalb stärkte er die Liebe des Volkes mit neuen Gesetzentwürfen, indem er vorschlug, die Kolonien in Tarentum und Capua abzuziehen und ihnen die Kolonien zu gewähren Bürgerrechte für alle Lateiner. Dann unternahm der Senat aus Angst, dass er nicht völlig unwiderstehlich werden würde, einen Versuch, die Stimmung der Menge auf ungewöhnliche, bisher ungenutzte Weise zu ändern – er begann mit Gaius in schmeichelhafter Unterwürfigkeit gegenüber dem Volk zu konkurrieren, entgegen den Erwägungen des Gemeinwesens Gut.

Zu Gaius' Amtskollegen gehörte Livius Drusus, ein Mann, der weder durch Herkunft noch durch Bildung irgendjemandem in Rom unterlegen war, aber durch sein Temperament, seine Beredsamkeit und seinen Reichtum in der Lage war, mit den angesehensten und mächtigsten seiner Mitbürger zu konkurrieren. An ihn wandten sich die prominentesten Senatoren und drängten ihn, sich mit ihnen zu vereinen und gegen Gracchus vorzugehen – ohne auf Gewalt zurückzugreifen und nicht gegen das Volk vorzugehen, im Gegenteil, ihm in allem zu gefallen, selbst in solchen Fällen, in denen in Im Wesentlichen hätte man bis zum Äußersten Widerstand leisten sollen.

Livius überließ zu diesem Zweck seine Macht als Tribun dem Senat und brachte mehrere Gesetzentwürfe ein, die nichts mit Nutzen oder Gerechtigkeit zu tun hatten, sondern wie in einer Komödie nur ein Ziel verfolgten – um jeden Preis Gaius zu übertreffen die Fähigkeit, den Menschen zu gefallen und ihm zu gefallen. So stellte der Senat mit völliger Klarheit fest, dass es nicht die Taten und Unternehmungen des Gaius waren, die ihn empörten, sondern dass er Gracchus selbst vernichten oder zumindest aufs Äußerste demütigen wollte. Als Guy vorschlug, zwei Kolonien abzuziehen und die würdigsten Bürger in die Liste der Einwanderer aufzunehmen, wurde ihm vorgeworfen, sich beim Volk einzuschmeicheln, und Livia, die beabsichtigte, zwölf neue Kolonien zu gründen und in jede dreitausend arme Menschen zu schicken, wurde gegeben jede Art von Unterstützung. Einer teilte das Land unter den Armen auf und ernannte alle dazu, Tribut an die Staatskasse zu zahlen – und sie hassten ihn wahnsinnig, schrien, dass er der Menge schmeichelte, der andere entfernte und reichte von denen ab, die Zuteilungen erhielten – und er wurde gelobt. Gaius‘ Absicht, den Latinern Gleichberechtigung zu gewähren, deprimierte die Senatoren, aber das von Livius vorgeschlagene Gesetz, das es verbot, einen der Latiner mit einem Stock zu schlagen, selbst während seines Militärdienstes, wurde positiv aufgenommen. Ja, und Livius selbst ließ sich in seiner Rede keine Gelegenheit entgehen, darauf hinzuweisen, dass der Senat, dem das Volk am Herzen liegt, seine Vorschläge gutheißt. Dies war übrigens bei all seinen Aktivitäten das einzig Nützliche, denn das Volk blickte nicht mehr mit der gleichen Bitterkeit auf den Senat: Früher erregten die prominentesten Bürger nur Misstrauen und Hass im Volk, und Livia, die das versicherte Mit ihrer Zustimmung und auf ihren Rat hin gelang es ihm, den Menschen zu gefallen und ihren Wünschen nachzugeben, diesen düsteren Groll zu mildern und zu schwächen.

Der Glaube an die guten Absichten von Drusus und seine Gerechtigkeit inspirierte das Volk vor allem dadurch, dass keiner seiner Vorschläge, soweit man das beurteilen konnte, keinen Vorteil für sich selbst verfolgte. Und er schickte immer andere als Gründer der Kolonien und ging nie auf Geldberechnungen ein, während Gaius die meisten der wichtigsten Fälle dieser Art übernahm.

Gerade zu dieser Zeit schlug ein anderer Tribun, Rubrius, vor, das von Scipio zerstörte Karthago wieder zu bevölkern. Das Los fiel Guy zu, die Umsiedlung zu leiten, und er segelte nach Afrika, und Drusus zog in seiner Abwesenheit weiter und begann erfolgreich zu locken das Volk auf seine Seite, und sein wichtigstes Instrument waren die Anschuldigungen gegen Fulvius. Dieser Fulvius war ein Freund von Gaius und wurde zusammen mit Gaius ausgewählt, um die Ländereien aufzuteilen. Er war ein ruheloser Mann und löste direkten Hass im Senat und erhebliches Misstrauen bei allen anderen aus: Sie sagten, er rebellierte gegen die Verbündeten und stachelte die Italiener heimlich zum Abfall von Rom auf. Es waren nur Gerüchte, unbegründet und unzuverlässig, aber Fulvius gab ihnen durch seine Rücksichtslosigkeit und alles andere als friedliche Neigungen selbst eine Art Gewissheit. Dies untergrub vor allem den Einfluss von Gaius, da der Hass von Fulvius teilweise auf ihn überging. Als Scipio Africanus ohne ersichtlichen Grund starb und einige Spuren auf dem Körper erschienen, wie sich herausstellte - Spuren von Gewalt (wir haben darüber bereits in der Biographie von Scipio gesprochen), verbreitete sich das Gerücht um Fulvia, die Scipios Feind war Noch am Tag seines Todes schimpften ihn die Hauptschuldigen dieses Todes aus dem Oratorium. Der Verdacht fiel auch auf Guy. Und doch blieb die so schreckliche und gewagte Schurkerei, die sich gegen den ersten und größten Ehemann der Römer richtete, ungestraft und sogar unentdeckt, weil das Volk den Fall aus Angst um Gaius einstellte, als ob während der Ermittlungen der Vorwurf des Mordes nicht berührt worden wäre ihn. Allerdings geschah dies alles vor den hier dargestellten Ereignissen.

Und zu dieser Zeit soll sich die Gottheit in Afrika entschieden gegen die Neugründung Karthagos ausgesprochen haben, das Gaius Junonia, also die Stadt Hera, nannte. Der Wind riss das Hauptbanner mit solcher Kraft aus den Händen des Fahnenträgers, dass der Schaft zerbrach, der Tornado zerstreute die auf den Altären liegenden Opfer und warf sie über die Grenzpfosten, die die Grenzen der zukünftigen Stadt markierten. Und dann rannten die Wölfe herein, rissen die Pfosten heraus und zogen sie weit weg. Trotzdem arrangierte Guy alles und erledigte es innerhalb von siebzig Tagen. Als er die Nachricht erhielt, dass Drusus Fulvius bedrängte und die Umstände seine Anwesenheit erforderten, kehrte er nach Rom zurück.

Tatsache ist, dass Lucius Opimius, ein Anhänger der Oligarchie und einflussreicher Senator, der sich vor einem Jahr um Konsulate bemühte, aber scheiterte, weil die Hilfe von Gaius Fannius über den Ausgang der Wahlen entschied – dieser Lucius Opimius sicherte sich nun die Unterstützung zahlreicher Anhänger, und es gab gute Gründe anzunehmen, dass er Konsul werden und nach seinem Amtsantritt Gaius vernichten wird. Denn die Macht des Gaius schwand bereits zu einem gewissen Grad, und das Volk hatte die Nase voll von Plänen und Entwürfen, wie sie Gracchus vorschlug, weil es sehr viele gab, die nach der Gunst des Volkes suchten, und der Senat selbst bereitwillig auf die Menge einging.

Nach seiner Rückkehr aus Afrika zog Guy zunächst vom Palatin in den Teil der Stadt, der unterhalb des Forums lag und als Viertel des einfachen Volkes galt, da sich dort fast das gesamte arme Rom zum Leben versammelte. Anschließend schlug er mehrere weitere Gesetzentwürfe vor, um sie zur Abstimmung zu bringen. Die einfache Bevölkerung von überall kam seinem Ruf nach, aber der Senat überzeugte den Konsul Fannius, alle außer den römischen Bürgern aus der Stadt zu vertreiben. Als dieser seltsame und ungewöhnliche Befehl bekannt gegeben wurde, dass keiner der Verbündeten und Freunde des römischen Volkes in den kommenden Tagen in Rom erscheinen sollte, erließ Gaius seinerseits ein Dekret, in dem er die Handlungen des Konsuls tadelte und sich freiwillig dazu bereit erklärte Beschütze die Verbündeten, wenn sie nicht gehorchten. Er beschützte jedoch niemanden, und selbst als er sah, wie die Liktoren von Fannius ihn zerrten, ging Gaius, ein Freund und Gastfreund, vorbei, weil er entweder Angst hatte, den Rückgang seines Einflusses zu entdecken, oder, wie er selbst erklärte, es nicht wollte Geben Sie den Gegnern einen Grund für Kämpfe und Scharmützel, eine Ausrede, nach der sie sehnsüchtig gesucht haben.

Es kam vor, dass er unter solchen Umständen bei seinen Amtskollegen Empörung hervorrief. Für die Menschen auf dem Forum wurden Gladiatorenspiele organisiert, und die Behörden beschlossen fast einstimmig, Plattformen einzurichten und Plätze zu verkaufen. Guy forderte den Abriss dieser Gebäude, um den Armen die Möglichkeit zu geben, den Wettbewerb kostenlos zu verfolgen. Aber niemand hörte auf seine Worte, und während er auf die Nacht vor den Spielen wartete, rief er alle ihm zur Verfügung stehenden Handwerker zusammen und zerstörte die Plattformen, so dass die Menschen im Morgengrauen das Forum leer sahen. Die Leute lobten Guy und nannten ihn einen echten Mann, aber die Tribunenkollegen waren von dieser unverschämten Gewalt niedergeschlagen. Aus diesem Grund erhielt er offenbar nicht zum dritten Mal das Amt des Volkstribunen, obwohl die überwiegende Mehrheit der Stimmen für ihn abgegeben wurde: Bei der Bekanntgabe der Namen der Gewählten griffen seine Mitarbeiter auf kriminelle Täuschung zurück. Und dennoch ist es unmöglich, dies eindeutig zu beurteilen. Als er von der Niederlage erfuhr, verlor Guy, wie man so sagt, die Macht über sich selbst und rief mit maßloser Kühnheit den Feinden zu, die ihn verspotteten, dass ihr Lachen, wie sie sagen, sardonisch sei – sie ahnen immer noch nicht, welche Dunkelheit seine Unternehmungen umhüllten ihnen.

Nachdem Opimius jedoch zum Konsul ernannt worden war, begannen die Feinde sofort, die Abschaffung vieler Gesetze des Gaius Gracchus zu fordern und griffen die von ihm in Karthago erlassenen Befehle an. Sie wollten Guy verärgern, damit er ihnen einen Grund zum Aufbrausen gab und sich dann verbittert mit dem Feind auseinandersetzte, aber Guy hielt sich zunächst zurück, und nur die Anstiftung seiner Freunde, hauptsächlich Fulvia, veranlasste ihn dazu versammelt seine Gleichgesinnten erneut, dieses Mal – um gegen den Konsul zu kämpfen. Auch seine Mutter soll an dieser Verschwörung beteiligt gewesen sein und heimlich ausländische Söldner angeworben und unter dem Deckmantel von Schnittern nach Rom geschickt haben – solche Hinweise finden sich angeblich in ihren Briefen an ihren Sohn. Andere Autoren sagen jedoch, dass Cornelia alles, was passiert ist, entschieden missbilligt hat.

An dem Tag, als Opimius die Gesetze des Gracchus aufzuheben beabsichtigte, besetzten beide feindlichen Lager vom frühen Morgen an das Kapitol. Der Konsul brachte den Göttern ein Opfer dar, und einer seiner Liktoren namens Quintus Antillius hielt die Eingeweide des Opfertiers in der Hand und sagte zu denen, die Fulvius umgaben: „Nun, ihr Schurken, tritt beiseite, macht den ehrlichen Bürgern Platz!“ Einige fügen hinzu, dass er bei diesen Worten seinen Arm bis zur Schulter entblößte und eine beleidigende Geste machte. Ob es so war oder nicht, aber Antillius fiel sofort tot um, durchbohrt von langen Stöcken zum Schreiben, wie man sagt – absichtlich auf einen solchen Zweck vorbereitet. Das ganze Volk war in schrecklicher Verwirrung, und beide Anführer erlebten völlig gegensätzliche Gefühle: Gaius war sehr besorgt und schimpfte mit seinen Anhängern, weil sie dem Feind einen lang ersehnten Grund gegeben hatten, entschlossene Maßnahmen zu ergreifen, und Opimius sah tatsächlich in der Ermordung von Antillius einen Erfolg für sich selbst Chance, freute sich und rief das Volk zur Rache auf.

Aber es fing an zu regnen und alle zerstreuten sich. Und am nächsten Tag, früh am Morgen, berief der Konsul den Senat ein, und während er in der Kurie mit Geschäften beschäftigt war, wurde der nackte Leichnam von Antillius nach einem vorher festgelegten Plan auf das Grabbett gelegt und unter Schreien unter Wehklagen wurde er durch das Forum an der Kurie vorbei getragen, und obwohl Opimius genau wusste, was geschah, tat er so, als wäre er überrascht, was die anderen dazu veranlasste, nach draußen zu gehen. Das Bett wurde in die Mitte gestellt, die Senatoren umringten ihn und beklagten lautstark, als ob es ein großes und schreckliches Unglück gäbe, aber dieses Schauspiel löste beim Volk nichts anderes als Wut und Ekel gegenüber den Anhängern der Oligarchie aus: Tiberius Gracchus, der Der Volkstribun wurde von ihnen auf dem Kapitol getötet und wegen der Leiche gnadenlos misshandelt, und der Liktor Antillius, verletzt, vielleicht überproportional zu seiner Schuld, aber doch mehr als jeder andere an seinem eigenen Tod schuldig, wird im Forum ausgestellt , und der römische Senat steht herum, trauert und verabschiedet den Tagelöhner, nur um den Umgang mit dem einzigen im Volk verbliebenen Fürsprecher zu erleichtern.

Dann kehrten die Senatoren zur Kurie zurück und erließen ein Dekret, das den Konsul Opimius anwies, den Staat mit allen Mitteln zu retten und die Tyrannen abzusetzen. Da Opimius den Senatoren befahl, zu den Waffen zu greifen, und jedem der Reiter den Befehl schickte, im Morgengrauen mit zwei bewaffneten Sklaven zu erscheinen, begann Fulvius seinerseits, sich auf den Kampf vorzubereiten und das Volk zu sammeln, und Gaius verließ das Forum , blieb vor dem Bild seines Vaters stehen und sah ihn lange wortlos an; dann weinte er und ging stöhnend davon. Viele von denen, die das sahen, waren von Mitgefühl für Guy erfüllt, und nachdem sie sich selbst grausam dafür verurteilt hatten, ihn in Schwierigkeiten im Stich gelassen und verraten zu haben, kamen sie zum Haus von Gracchus und bewachten die Tür die ganze Nacht – völlig anders als die Wachen, die Fulvia umgaben. Sie verbrachten die Nacht mit dem Klang von Liedern und Applaus, bei Wein und prahlerischen Reden, und Fulvius selbst, der als erster betrunken war, redete und benahm sich über seine Jahre hinaus altklug, während die Verteidiger von Gaius verstanden, dass Unglück über dem Ganzen schwebte Vaterland und schwieg daher völlig und dachte an die Zukunft, abwechselnd ruhend und auf der Hut.

Im Morgengrauen weckten die Leute von Fulvius den Besitzer gewaltsam – er konnte nicht aus einem Kater aufwachen – und demontierten die in seinem Haus gelagerten Waffen und Rüstungen, die er den besiegten Galliern in seinem Konsulat wegnahm, und mit Drohungen, mit a Mit ohrenbetäubendem Schrei stürmte er zum Aventin-Hügel und besetzte ihn. Guy wollte sich überhaupt nicht bewaffnen, aber als würde er zum Forum gehen, kam er in einer Toga heraus, nur mit einem kurzen Dolch am Gürtel. An der Tür stürzte seine Frau auf ihn zu und umarmte ihn mit einer Hand und das Kind mit der anderen und rief aus: „Ich verabschiede nicht die Volkstribüne wie früher, nicht den heutigen Gesetzgeber, mein Mann, und.“ Du gehst nicht ins Oratorium und nicht einmal in den Krieg, wo Ruhm auf dich wartet, um mir zumindest eine ehrenvolle und von allen geehrte Traurigkeit zu hinterlassen, wenn du zufällig das allen Menschen gemeinsame Schicksal teilst, nein! - aber du selbst begibst dich in die Hände der Mörder des Tiberius. Du bleibst unbewaffnet und hast recht, wenn du lieber Böses erleidest, als es zu verursachen, aber du wirst sterben, ohne dass es dem Staat etwas bringt. Das Böse hat bereits gesiegt. Das Schwert und die Gewalt entscheiden Streitigkeiten und urteilen. Wenn Tiberius bei Numantius gefallen wäre, hätten die Bedingungen des Waffenstillstands seinen Körper an uns zurückgegeben. Und jetzt werde ich vielleicht auch zu einem Fluss oder Meer beten, um zu sagen, wo deine Leiche versteckt wurde! Gibt es nach der Ermordung deines Bruders noch Raum für Vertrauen in die Gesetze oder den Glauben an die Götter?“ Also klagte Licinia, und Gaius nahm sanft ihre Hand weg und folgte schweigend seinen Freunden. Sie klammerte sich an seinen Umhang, brach jedoch zu Boden und blieb lange Zeit stumm liegen, bis die Diener sie schließlich in tiefer Ohnmacht hochhoben und zu ihrem Bruder Crassus trugen.

Als alle versammelt waren, schickte Fulvius, dem Rat von Gaius folgend, seinen jüngsten Sohn mit einem Heroldsstab zum Forum. Der junge Mann, der sich durch sein ungewöhnlich schönes Aussehen auszeichnete, näherte sich bescheiden und respektvoll und wandte sich, ohne die Tränen aus seinen Augen zu wischen, mit Worten der Versöhnung an den Konsul und den Senat. Die meisten Anwesenden waren bereit, diesem Aufruf zu folgen. Aber Opimius rief aus, dass solche Leute kein Recht haben, durch Boten zu verhandeln – sie sollen selbst kommen, da sie mit einem Geständnis vor Gericht kommen, und nachdem sie sich völlig der Macht des Senats ergeben haben, versuchen sie nur, seinen Zorn auf diese Weise zu beruhigen . Er befahl dem jungen Mann, entweder mit Zustimmung zurückzukehren oder überhaupt nicht zurückzukehren. Guy soll seine Bereitschaft zum Ausdruck gebracht haben, den Senat zum Frieden zu überreden, aber niemand unterstützte ihn, und Fulvius schickte seinen Sohn erneut mit Angeboten und Bedingungen, die sich nicht wesentlich von den vorherigen unterschieden. Opimius war ungeduldig, einen Kampf zu beginnen, und er befahl sofort, den jungen Mann festzunehmen und ins Gefängnis zu werfen, und er zog mit einer großen Abteilung von Fußsoldaten und kretischen Bogenschützen nach Fulvia; Hauptsächlich waren es Bogenschützen, die den Feind in Verwirrung brachten, indem sie ihre Pfeile präzise abschossen und viele verwundeten.

Als die Flucht begann, flüchtete Fulvius in ein verlassenes Badehaus, wo er bald entdeckt und zusammen mit seinem ältesten Sohn getötet wurde, und Gaius beteiligte sich überhaupt nicht an dem Kampf. Da er nicht einmal sehen konnte, was um ihn herum geschah, ging er zum Tempel der Diana und wollte Selbstmord begehen, doch zwei seiner treuesten Freunde, Pomponius und Licinius, hielten ihn zurück – sie nahmen ihm das Schwert weg und überredeten ihn zur Flucht. Dann, wie man sagt, kniete Gaius vor der Göttin nieder und streckte ihr die Hände entgegen. Er verfluchte das römische Volk und betete, dass er als Vergeltung für seinen Verrat und seine schwarze Undankbarkeit für immer ein Sklave bleiben würde. Denn die überwiegende Mehrheit des Volkes trat offen auf die Seite der Feinde des Gracchus, sobald durch Herolde Begnadigung versprochen wurde.

Die Feinde stürmten ihm nach und überholten Guy in der Nähe der Holzbrücke, und dann sagten ihm seine Freunde, er solle weiterlaufen, und sie selbst versperrten der Verfolgung den Weg und kämpften, ließen niemanden auf die Brücke, bis beide fielen. Gaius wurde jetzt nur noch von einem Sklaven namens Philokrates begleitet; Wie bei Wettkämpfen forderten sie alle auf, schneller zu laufen, aber niemand wollte für Guy eintreten, und niemand gab ihm sogar ein Pferd, egal wie sehr er darum bat – die Feinde waren schon ganz nah. Dennoch gelang es ihm, zu einem kleinen Hain zu gelangen, der den Furien gewidmet war, und dort tötete Philokrates zuerst ihn und dann sich selbst. Einige schreiben zwar, dass beide vom Feind lebendig gefangen wurden, aber der Sklave umarmte seinen Herrn so fest, dass es unmöglich war, dem zweiten einen tödlichen Schlag zu versetzen, bis der erste unter unzähligen Schlägen starb.

Gaius‘ Kopf wurde, wie man sagt, von einem Mann abgeschlagen und zum Konsul getragen, aber ein Freund des Opimius, ein gewisser Septumuleus, nahm ihm diese Beute weg, denn zu Beginn der Schlacht verkündeten die Herolde: Wer bringt das? Die Köpfe von Gaius und Fulvius erhalten so viel Gold, wie jeder aus den Köpfen zieht. Nachdem er seinen Kopf auf einen Speer gesteckt hatte, erschien Septumuleus Opimius, und als sie ihn auf die Waage legten, zeigte die Waage siebzehn Pfund und zwei Drittel an. Tatsache ist, dass Septumuleus sich hier wie ein abscheulicher Betrüger verhielt – er zog das Gehirn heraus und füllte den Schädel mit Blei. Und diejenigen, die den Kopf von Fulvius brachten, waren völlig unbekannte Leute und erhielten nichts. Die Leichen beider sowie aller anderen Toten (und es waren dreitausend) wurden in den Fluss geworfen, das Eigentum wurde in die Staatskasse überführt. Frauen war es verboten, um ihre Männer zu trauern, und Licinia, die Frau von Gaius, wurde sogar ihrer Mitgift beraubt. Aber am ungeheuerlichsten war die Grausamkeit der Sieger gegenüber dem jüngsten Sohn des Fulvius, der nicht zu den Kämpfern gehörte und überhaupt nicht die Hand gegen irgendjemanden erhob, sondern als Friedensbote kam: Er wurde vor der Schlacht und sofort ergriffen Nach der Schlacht töteten sie ihn gnadenlos. Doch der Bau des Tempels der Eintracht, den Opimius errichtete, als würde er sich selbst vergrößern und stolz den Sieg feiern, nachdem er so viele Bürger besiegt hatte, erschütterte und verletzte das Volk am meisten! Und eines Nachts erschien unter der Weihungsinschrift am Tempel dieser Vers:

Dieser Opimius, der, nachdem er zunächst die Macht eines Diktators im konsularischen Rang genutzt hatte, dreitausend Bürger ohne Gerichtsverfahren tötete, darunter Fulvius Flaccus, ein ehemaliger Konsul und Triumphator, und Gaius Gracchus, der alle seiner Generation an Ruhm und Ehre übertraf große Seelenqualitäten, - dieser Opimius besudelte sich anschließend auch mit Bestechung: Als Gesandter zum numidischen Jugurtha geschickt, nahm er von ihm Geld als Geschenk an. Opimius wurde wegen Bestechung auf die schändlichste Weise verurteilt und alterte in Schande, umgeben von Hass und Verachtung gegenüber dem Volk, das nach den Ereignissen zunächst gedemütigt und deprimiert war, aber sehr bald zeigte, wie groß seine Liebe und Sehnsucht nach den Gracchen war . Die Menschen stellten ihre Bilder offen auf und weihten sie feierlich und verehrten ehrfürchtig die Orte, an denen sie getötet wurden, indem sie den Brüdern die Erstlinge schenkten, die jede Jahreszeit hervorbringt, und viele gingen täglich dorthin, als ob sie zu den Tempeln der Götter gingen geopfert und gebetet.

Cornelia soll all dieses Unglück edel und majestätisch ertragen haben, und von den vom Volk geweihten Orten sagte sie, dass ihre Toten würdige Gräber erhielten. Sie selbst verbrachte den Rest ihrer Tage in der Nähe von Misen, ohne ihre gewohnte Lebensweise im Geringsten zu ändern. Nach wie vor hatte sie viele Freunde, ihr Haus war berühmt für seine Gastfreundschaft und einen ausgezeichneten Tisch, Griechen und Wissenschaftler waren ständig in ihrer Umgebung und sie tauschte Geschenke mit allen Königen aus. Jeder, der sie besuchte oder überhaupt zu ihrem Bekanntenkreis gehörte, empfand das größte Vergnügen, Cornelias Erzählungen über das Leben und die Herrschaft ihres Vaters Scipio Africanus zuzuhören, aber das größte Erstaunen löste sie aus, als sie ohne Traurigkeit und Tränen an ihre Söhne dachte und beantworteten Fragen zu ihren Taten und ihrem Tod, als würden sie von den Ereignissen der grauen Antike erzählen. Manche dachten sogar, dass sie aufgrund des Alters oder unerträglichen Leidens den Verstand verloren und für Unglücke unempfindlich geworden sei, aber sie selbst sind unempfindlich, diese Menschen, die nicht wissen, wie viel natürliche Eigenschaften, gute Herkunft und Erziehung im Kampf gegen die Trauer bedeuten: sie Sie wissen es nicht und sehen nicht, dass die Tapferkeit zwar versucht, sich vor Katastrophen zu schützen, das Schicksal aber oft die Oberhand über sie gewinnt, ihr aber nicht die Kraft nehmen kann, ihre Niederlage vernünftig zu ertragen.

[Kartierung]

Nachdem nun auch diese Geschichte zu Ende ist, bleibt uns nur noch, die Leben aller vier im Vergleich zu betrachten.

Selbst die berüchtigtsten Feinde der Gracchen, die sie bei jeder Gelegenheit beschimpften, wagten nicht zu leugnen, dass es ihnen unter den Römern in Bezug auf eine angeborene Neigung zu allem moralisch Schönen nicht ebenbürtig war und dass beide eine hervorragende Erziehung und Ausbildung erhielten. Aber die Begabung von Agida und Kleomenes scheint noch tiefer und mächtiger zu sein – da sie keine angemessene Ausbildung erhalten hatten und in solchen Sitten und Bräuchen erzogen wurden, die bereits mehr als eine Generation vor ihnen korrumpiert hatten, wurden sie selbst zu Mentoren ihrer Mitbürger Einfachheit und Zurückhaltung. Darüber hinaus hielten es die Gracchen zu einer Zeit, als der Ruhm und die Majestät Roms in voller Blüte standen, für eine Schande, sich der Konkurrenz in guten Taten zu widersetzen, als ob sie ihnen durch die Tapferkeit ihrer Väter und Großväter sowie der Spartaner vermacht worden wären Könige wurden von Vätern geboren, die anders dachten als ihre Söhne, und fanden das Vaterland elend, gedemütigt und voller Leiden, doch all dies dämpfte ihren Eifer für Schönheit nicht im Geringsten. Der sicherste Beweis für die Verachtung der Gracchen für Reichtum und ihre völlige Gleichgültigkeit gegenüber Geld ist die Tatsache, dass sie, während sie die höchsten Positionen innehatten und die Angelegenheiten des Staates verwalteten, sich von unehrlichen Gewinnen verschonten. Aber Agid wäre äußerst empört, wenn sie anfangen würden, ihn dafür zu loben, dass er sich nichts angeeignet hat, was jemand anderem gehörte – er war es, der seinen Mitbürgern, abgesehen von anderem Eigentum, sechshundert Talente in bar gab. Was für ein schreckliches Laster hielt dieser Mensch für einen unehrlichen Erwerb, wenn es ihm überflüssig und sogar egoistisch vorkam, mehr zu haben als ein anderer, wenn auch ganz ehrlich?!

Und der Inhalt seiner Rede vor der Abstimmung geht im Wesentlichen nicht über diese konservative These hinaus. Aber die Massenbewegung des Volkes, die im Zusammenhang mit dem Agrargesetz begann, eroberte Tiberius und zwang ihn, noch viel weiter zu gehen. Das wahre Pathos eines Demokraten und Verteidigers der Benachteiligten ist ein von Plutarch zitierter Auszug aus einer seiner Reden:

„Und wilde Tiere in Italien haben Höhlen und Höhlen, in denen sie sich verstecken können, und Menschen, die für Italien kämpfen und sterben, besitzen dort nichts als Luft und Licht und streifen, ohne Obdach, wie Nomaden mit ihren Frauen und Kindern überall umher.“ Die Generäle täuschen die Soldaten, wenn sie aufgefordert werden, die Gräber und Tempel auf den Schlachtfeldern vor den Feinden zu verteidigen. Schließlich haben viele Römer weder einen Altar noch die Gräber ihrer Vorfahren, sondern sie kämpfen und sterben für den Luxus, den Reichtum eines anderen. Sie werden die Herrscher der Welt genannt, aber sie besitzen nicht einmal ein Stück Land.

Der Gesetzentwurf des Tiberius ist im Text nicht überliefert. Der Inhalt lässt sich jedoch allgemein festlegen. Der erste Punkt stellte die Entwicklung des alten Gesetzes von Licinius und Sextius dar. Jeder Besitzer von Staatsgrundstücken (ager publicus) durfte 500 Yuger als sein Eigentum behalten. Wenn er Söhne hatte, hatte jeder Anspruch auf 250 Yuger, allerdings mit der Einschränkung, dass eine Familie nicht mehr als 1.000 Yuger (250 Hektar) Staatsland besitzen durfte.

Der zweite Punkt besagte, dass das überschüssige Staatsland an die Staatskasse zurückgegeben werden sollte und daraus kleine Grundstücke (wahrscheinlich jeweils 30 Yuger) abgeschnitten wurden, die zur Erbpacht an arme Bürger verteilt wurden. Laut Appian (I, 10) war der Verkauf dieser Grundstücke verboten. Der letzte Moment ist sehr bedeutsam, da Tiberius mit einem solchen Verbot hoffte, eine neue Proletarisierung der Bauernschaft zu verhindern.

Schließlich sah der dritte Absatz des Gesetzentwurfs die Bildung einer bevollmächtigten Kommission aus drei Personen vor, die mit der Durchführung der Agrarreform (triumviri agris iudicandis assignandis) betraut war. Die Kommission sollte von der Volksversammlung für ein Jahr gewählt werden mit dem Recht auf anschließende Wiederwahl ihrer Mitglieder.

Aufgrund des Fehlens eines Gesetzestextes und der schlechten Überlieferungssituation der Gracchenbewegung können einige wesentliche Details nicht geklärt werden. Dies ist zum Beispiel die Frage nach der ursprünglichen, im Verhältnis zu den Besitzern weicheren Fassung des Gesetzentwurfs und nach der späteren – strengeren. Ebenso lässt sich nicht feststellen, ob der gesamte ager publicus dem Gesetz unterlag oder ob einige seiner Kategorien einem Ausschluss unterlagen. Unklar ist die wichtige Frage, wer das Recht auf Zuteilungen von Staatsgrundstücken haben sollte: Waren es nur römische Bürger oder auch bestimmte Kategorien von Kursivschriften?

Das Agrargesetz berührte in erster Linie die Interessen großer staatlicher Landbesitzer. Aber sein radikaler Charakter sollte selbst jene Adelskreise erschrecken, die zwar Befürworter der Agrarreform, aber gemäßigte Reformer waren (die Scipio-Gruppe). Daher lehnte die überwiegende Mehrheit des Senats die Rotation von Tiberius ab.

Der Kampf begann. Der Adel griff auf die Fürsprache der Tribunen zurück, um den Gesetzentwurf zu vereiteln. Zu den Kollegen von Tiberius gehörte ein gewisser Mark Octavius, sein persönlicher Freund. Aber er selbst war ein bedeutender Besitzer von Staatsland, und deshalb wählten ihn die Feinde der Reform als Instrument ihrer Politik. Nach einigem Zögern verhängte Octavius ​​​​ein Veto des Tribunen gegen den Gesetzentwurf.

Tiberius' Versuche, Octavius ​​​​zu überzeugen, blieben erfolglos. Dann beschloss Tiberius seinerseits, das Recht der Volkstribunen zu nutzen, um die Opposition zu brechen. Erstens verbot er den Richtern, sich bis zu dem Tag, an dem über den Gesetzentwurf abgestimmt wurde, an öffentlichen Angelegenheiten zu beteiligen. Als dies nicht half, versiegelte er den Saturntempel, in dem die Staatskasse aufbewahrt wurde, und stoppte so den gesamten Staatsmechanismus.

Die Stimmung heizte sich immer mehr auf. Aus Angst vor einem Attentat begann Tiberius, Waffen bei sich zu tragen. Als die tributpflichtigen Komitien ein zweites Mal einberufen wurden und Octavius ​​erneut protestierte, kam es fast zu einem offenen Konflikt. Doch Tiberius unternahm einen weiteren, offensichtlich aussichtslosen Versuch, die Sache friedlich zu beenden. Durch die Überzeugung einiger Leute gingen die Volkstribunen zum Senat, der gerade tagte, und legten ihren Streit zur Prüfung vor. Allerdings hörte Tiberius dort nur Spott und Beleidigungen. Als er zum Volk zurückkehrte, kündigte er an, dass er am nächsten Tag neue Komitien ernennen werde und die Frage aufwerfen werde, ob der Volkstribun, der nicht im Interesse des Volkes handele, weiterhin in seinem Amt bleiben solle.

So zwang die Logik der Ereignisse Tiberius, die legalen Kampfmethoden aufzugeben und einen revolutionären Weg einzuschlagen. Theoretisch war dies kein revolutionärer Weg. Die Idee der Volkssouveränität, in deren Namen Tiberius handeln wollte, war der römischen Verfassung nicht fremd, doch die Theorie der Volkssouveränität fand im römischen öffentlichen Leben kaum praktische Umsetzung. Dies versuchte zunächst Tiberius Gracchus, und darin lag die revolutionäre Bedeutung seiner Tätigkeit auf politischem Gebiet.

Als sich am nächsten Tag die Stämme wieder versammelten, versuchte Tiberius erneut, Octavius ​​​​zu überreden, sein Veto zurückzuziehen, und stellte erst nach seiner Weigerung die Frage seiner selbst zur Abstimmung. Alle 35 Stämme antworteten einstimmig, dass derjenige, der gegen das Volk vorgeht, kein Volkstribun bleiben kann. Durch diese Abstimmung wurde Octavius ​​seines Ranges enthoben und an seiner Stelle eine andere Person gewählt.

Danach wurde das Gesetz ohne Schwierigkeiten in derselben Versammlung verabschiedet und wurde zum Gesetz (lex Sempronia). Tiberius selbst, sein Schwiegervater Appius Claudius und sein Bruder Gaius, der damals unter Numantia stand, wurden zu den Triumvirn gewählt . Eine solche verwandte Zusammensetzung der Agrartriumviren sollte als Garant für deren Leistungsfähigkeit dienen. Aber natürlich provozierte er neue Vorwürfe seitens der Reformgegner.

Von den ersten Schritten ihrer Tätigkeit an war die Kommission mit enormen Schwierigkeiten konfrontiert. In vielen Fällen war es fast unmöglich zu bestimmen, welche Ländereien öffentlich und welche privat waren. Die Besitzer waren so an die Vorstellung gewöhnt, dass der Staat sein Eigentumsrecht gegenüber dem ager publicus niemals ausüben würde, dass sie ihr Kapital in den besetzten Ländereien anlegten, es durch Erbschaft vererbten, verpfändeten usw. Jetzt war jeder Staatsbesitzer Land versuchte auf jede erdenkliche Weise zu beweisen, dass es sein Privateigentum ist. Dennoch arbeitete die Kommission energisch, stützte sich auf die Sympathie der Massen und machte von ihren diktatorischen Rechten umfassend Gebrauch.

Es trat jedoch eine neue Schwierigkeit auf. Das Agrargesetz sprach nur von der Ausstattung der ärmsten Bürger mit Land, sah jedoch nicht die Ausgabe eines bestimmten Geldbetrags an sie für den Erwerb von Inventar, den Kauf von Saatgut usw. vor. Eine solche Frage war unbedingt notwendig, da sonst die gesamte Reform hängen blieb in der Luft. Aber gerade im Sommer 133g. Das Testament von Attalos III. wurde nach Rom gebracht. Der Verfassungspraxis zufolge wollte der Senat das Erbe des Königs von Pergamon annehmen. Allerdings brachte Tiberius der Volksversammlung einen Gesetzentwurf vor, wonach die Schätze des Attalus als Geldfonds zur Subventionierung neuer Besitzer verwendet werden sollten. Gleichzeitig erklärte Tiberius, dass die Frage, wie mit den Städten des Königreichs Pergamon umzugehen sei, den Senat überhaupt nicht betreffe und dass er dem Volk vorschlagen werde, darüber zu entscheiden.

Dies war eine neue Proklamation der Theorie der Volkssouveränität und zugleich eine neue Herausforderung an den Senat. Zu diesem Zeitpunkt erreichten die Angriffe reaktionärer Kreise auf Tiberius ihren Höhepunkt. Ihm wurde vorgeworfen, nach königlicher Macht zu streben, er scheute sich nicht, zu den dümmsten Gerüchten zu greifen, wie zum Beispiel, dass ihm als zukünftiger König von Rom ein Purpurmantel und das Diadem des Attalos aus Pergamon gebracht worden seien!

Gleichzeitig stellte Tiberius offenbar neue Projekte demokratischer Reformen vor: zur Verkürzung der Militärdienstzeit, zum Recht, sich gegen gerichtliche Entscheidungen an das Volk zu wenden, zur Einbeziehung in die Zahl der Mitglieder von Justizkommissionen, zusammen mit Senatoren, einer gleichen Anzahl von Reitern und vielleicht auch über die Gewährung von Staatsbürgerrechten an italienische Verbündete und Lawinen. Alle diese Reformen wurden später von Gaius Gracchus wiederhergestellt und teilweise durchgeführt. Tiberius hatte keine Zeit, sie umzusetzen.

Die Frist für die Wahl der Volkstribunen für 132 rückte näher. Für den Erfolg der Reformen war es äußerst wichtig, dass Tiberius im nächsten Jahr gewählt wurde, und so stellte er im Sommer 133 seine Kandidatur vor. Dies diente als neuer Vorwand für den Vorwurf, er strebe nach Tyrannei. Der Adel beschloss, Tiberius einen offenen Kampf zu liefern. Bei einem der Treffen kamen zahlreiche Aristokraten mit ihren Kunden und rissen es ab. Das Treffen wurde auf den nächsten Tag verschoben. Am Morgen besetzten die Anhänger des Tiberius den Platz am Kapitol, wo die Komitien stattfinden sollten. Es gab relativ wenige von ihnen, da der Großteil der Bauern damals in der Landwirtschaft tätig war. Die Adligen versuchten erneut, das Treffen zu stören. Es kam zu einem Handgemenge und sie wurden vom Platz vertrieben. Zur gleichen Zeit fand eine Sitzung des Senats statt, ebenfalls auf dem Kapitol, im Tempel der Göttin Treue. Inmitten des schrecklichen Lärms, der in der Volksversammlung herrschte, als es unmöglich war, die Worte des Redners zu verstehen, machte Tiberius ein Zeichen mit der Hand und deutete auf seinen Kopf. Damit wollte er sagen, dass er in Lebensgefahr schwebte. Der Senat wurde sofort darüber informiert, dass Tiberius eine Königskrone forderte. Der oberste Papst Scipio Nazica rannte mit einer Schar von Senatoren und einer Schar von Klienten auf den Platz, wo die Volksversammlung stattfand, und stürzte sich auf die Demokraten. Es kam zu einem Zusammenstoß, bei dem Tiberius und 300 seiner Anhänger getötet wurden. Nachts wurden ihre Leichen in den Tiber geworfen.

Es folgte eine heftige Reaktion. Die Macht in Rom wurde von den extremsten Reaktionären übernommen, die begannen, brutal gegen ihre Gegner vorzugehen. Auf Anordnung des Senats wurden Sonderkommissionen gebildet, um die Anhänger von Tiberius zu untersuchen und vor Gericht zu stellen. Einige seiner Freunde wurden verbannt, andere wurden hingerichtet. Zu letzteren gehörte der Lehrer des Tiberius, der Redner Diophanes von Mytilini. Ein gewisser Guy Billy wurde laut Plutarch 1 in ein Fass mit Schlangen gesteckt. Blossius gelang die Flucht zu Aristonicus.

Die Reaktion war jedoch rein politischer Natur und hielt nicht lange an. Es wurde nicht gewagt, das Agrargesetz aufzuheben. Die Kommission der Triumviren setzte ihre Arbeit fort und anstelle von Tiberius wurde Publius Licinius Crassus, Schwiegervater des jüngeren Gracchus, ein Befürworter der Reform, gewählt. Außerdem wurde er 131 zum Konsul gewählt und nach Kleinasien geschickt, um den Aufstand des Aristonikos niederzuschlagen. Bezeichnend ist, dass Scipio Aemilian, der mit Crassus konkurrierte, bei der Abstimmung die Stimmen von nur zwei Stämmen erhielt!

Eine solche Abkühlung der Menschen gegenüber ihrem Favoriten wurde durch ihre Einstellung zum Agrargesetz verursacht. Scipio, der einst mit der Reform sympathisierte, befand sich im Lager ihrer Gegner, sobald sie konkrete Formen annahm. Plutarch sagt, als Scipio noch in Numantia vom Tod des Tiberius erfuhr, zitierte er einen Vers von Homer: „So soll jeder, der so etwas tut, zugrunde gehen!“.

Später äußerte sich Scipio in der Volksversammlung negativ über die Aktivitäten seines Schwagers.

Die Menschen hassten die Mörder von Tiberius so sehr, dass der Hauptschuldige an seinem Tod, Scipio Nazica, gezwungen war, Rom zu verlassen und nach Kleinasien zu gehen, wo er bald starb. Licinius Crassus starb im Kampf gegen Aristonicus, und Appius Claudius starb etwa zur gleichen Zeit. Stattdessen wählte das Volk die Demokraten Marcus Fulvius Flaccus und Gaius Papirius Carbonus in die Agrarkommission. Das dritte Mitglied der Kommission war ausnahmslos Gaius Gracchus.

Die Schwierigkeiten der Reform nahmen zu, als die Reserven an unbestreitbarem Staatsland erschöpft waren und solche Grundstücke, deren Rechtstitel umstritten war, zunehmend in die Teilung eingingen. Die Unzufriedenheit der Besitzer und ihr Widerstand nahmen zu. Die Kommission leitete endlose kontroverse Fälle ein. Besonders viele Beschwerden gingen von den Besitzern aus dem Kreis der italienischen Verbündeten ein. Hier war die rechtliche Seite der Angelegenheit besonders kompliziert, da die Alliierten durch Sonderverträge mit Rom verbunden waren und die Beschlagnahmung ihrer Ländereien in einigen Fällen gegen diese Verträge verstoßen konnte.

Im Jahr 129 intervenierte Scipio Aemilian. Er fungierte als Verteidiger der italienischen Besitztümer und erreichte einen Beschluss des Senats, so dass den Triumvirn das Recht entzogen wurde, zu entscheiden, welche Ländereien Staatsland waren, und sie dem Konsul Gaius Sempronius Tuditan übertragen. Doch der Konsul unternahm einen Feldzug nach Illyrien und stellte unter diesem Vorwand die Prüfung strittiger Fälle ein. Die Tätigkeit der Triumviren hörte tatsächlich auf, und das Volk war furchtbar empört über Scipio, weil es glaubte, er wolle das Agrargesetz ganz abschaffen.

Dies ist die traditionelle Darstellung der Ereignisse von 129, die ausschließlich auf Appian (I, 19) basiert, da andere Quellen darüber schweigen. Allerdings weckt Appians Darstellung eine Reihe von Zweifeln. Zunächst ist nicht klar, wie den Triumvirn das Recht, kontroverse Fragen zu entscheiden, das ihnen durch den Beschluss der Volksversammlung verliehen wurde, ihnen durch eine einfache Entscheidung des Senats entzogen werden könnte. Darüber hinaus widerspricht Appians Aussage über die Beendigung der Aktivitäten der Triumvirn anderen Daten. Laut Livius (Perioden LIX-LX v. Chr.) stieg die Zahl der römischen Bürger, die in den Qualifikationslisten zwischen 131 und 125 aufgeführt waren, von 318823 auf 394736. Wie konnte das passieren, wenn die Tätigkeit der Triumviren nach 129 fast zum Erliegen kam? Moderne Forscher versuchen diesen Widerspruch durch verschiedene Hypothesen zu erklären. Man geht beispielsweise davon aus, dass bei der Volkszählung von 131 wie üblich nur die Besitzenden in die Listen eingetragen wurden, 125 aber auch Proletarier, was den enormen Anstieg der Bürgerzahl erklärt. Ein anderer Vorschlag erscheint wahrscheinlicher. Der Senat hatte das Recht, in den Fall einzugreifen, da die Angelegenheit die Alliierten betraf, das heißt, sie gehörte zum Bereich der internationalen Beziehungen, die in die Zuständigkeit des Senats fielen. Aus diesem Grund wurde dem Konsul das Recht eingeräumt, sich nur mit umstrittenen Fällen der Alliierten zu befassen. Was die Bürger betrifft, so blieben sie weiterhin unter der Gerichtsbarkeit der Triumvirn. Letzterer arbeitete zwischen 131 und 125 kräftig, was den Anstieg der Zahl qualifizierter Bürger erklären dürfte.

Kurz darauf wurde Scipio tot in seinem Bett aufgefunden. Schon am Vortag war er bei guter Gesundheit und wollte am nächsten Tag eine Rede in der Volksversammlung halten. Nachts legte Scipio eine Wachstafel neben sich, auf der er eine Zusammenfassung der morgigen Rede skizzieren wollte. An der Leiche wurden keine Spuren eines gewaltsamen Todes gefunden. Dieser mysteriöse Tod löste in Rom eine Vielzahl von Gerüchten aus. Einige gaben den Demokraten die Schuld dafür; andere behaupteten, Scipio sei von seiner Frau Sempronia, mit der er uneins war, mit Hilfe von Cornelia vergiftet worden, die die Abschaffung des Agrargesetzes verhindern wollte; wieder andere schlugen Selbstmord vor; der vierte erlaubte schließlich den natürlichen Tod. Die Ermittlungen in diesem Fall wurden eingestellt, da laut Plutarch 1 die Bevölkerung befürchtete, dass Demokraten, insbesondere Gaius Gracchus, in das Verbrechen verwickelt sein könnten. Am wahrscheinlichsten ist anzunehmen, dass die Ermittlungen eingestellt wurden, weil die natürliche Ursache von Scipios Tod festgestellt wurde. Er war nicht mehr jung und die Todesursache könnte ein Herzinfarkt oder eine Blutung gewesen sein.

Die Agrarreform war, wie wir gesehen haben, eng mit der Frage der Gewährung der Staatsbürgerrechte an die Italiener verbunden. Diese Beziehung war zweifach. Einerseits gab offenbar nur das Eigentum der Bürger das Recht, Grundstücke zu erhalten. Andererseits könnte die Unzufriedenheit der italienischen Besitzer mit der Reform dadurch gemildert werden, dass ihnen Bürgerrechte in Form einer Entschädigung gewährt werden. Gerade der letzte Punkt wird von Appian betont (I, 21).

Die Stimmung in den italienischen Gemeinden war jedenfalls sehr unruhig. Die Qualifikation von 125 rückte näher, und viele Nichtstaatsbürger versammelten sich in Rom, angelockt von Gerüchten über eine mögliche Ausweitung des Umfangs der Staatsbürgerschaft. Doch der Senat und ein erheblicher Teil der Bürger, die ihre Privilegien nicht teilen wollten, waren gegen jegliche Zugeständnisse in diesem Bereich, sodass der Volkstribun von 126, Mark Junius Penn, sogar einen Vorschlag zur Entfernung aller Nichtstaatsbürger machen konnte aus Rom. Wir wissen nicht, ob diese Maßnahme umgesetzt wurde, aber ein anderer Vorschlag spiegelte den Kampf wider, der um die Frage der Staatsbürgerschaft geführt wurde.

Im Jahr 125 wurde Fulvius Flaccus, Mitglied der Agrarkommission und einer der Führer der Demokratischen Partei, Konsul. Er schlug vor, den Italienern das Bürgerrecht zu gewähren und denjenigen von ihnen, die aus irgendeinem Grund nicht römische Staatsbürger werden wollen, das Recht zu geben, gegen die Maßnahmen der Magistrate bei der römischen Volksversammlung Berufung einzulegen. Die Rotation von Fulvius Flaccus kam jedoch aufgrund des Widerstands des Senats und wahrscheinlich auch der Volksversammlung nicht zustande.

Die Ablehnung des Flaccus-Gesetzes sorgte für Unruhe unter den lateinisch-rechten Gemeinschaften und Verbündeten. In der lateinischen Kolonie Fregella, einer großen und blühenden Stadt im Flusstal. Lyris, eine Rebellion ist ausgebrochen. Es ist möglich, dass sich auch Herr Asculus in Picene den Fregells angeschlossen hat. Mit schnellen und harten Maßnahmen stoppte die römische Regierung die weitere Ausbreitung der Bewegung: Fregella wurde vom Prätor Lucius Opimius eingenommen und zerstört.

In einer solch angespannten Atmosphäre betrat Gaius Gracchus die breite politische Bühne. Er war 9 Jahre jünger als sein Bruder und spielte bis 124 keine große Rolle im politischen Leben, außer der Teilnahme an der Agrarkommission. Guy überschritt das übliche Dienstalter und nahm an vielen Feldzügen teil, insbesondere diente er während des Numantinischen Krieges unter dem Kommando von Scipio Aemilianus. In dieser Zeit wurde er zum Mitglied der Agrarkommission gewählt. Auch er befand sich zum Zeitpunkt des Todes seines Bruders nicht in Rom.

Im Jahr 126 sehen wir Gaius Gracchus als Quästor auf Sardinien, wo er zwei Jahre lang diente. Der Senat, der versuchte, ihn so lange wie möglich von Rom fernzuhalten, wollte ihn für das dritte Jahr auf Sardinien zurücklassen. Dann kehrte Guy willkürlich nach Rom zurück, wofür er vor das Zensurgericht gestellt wurde. Aber es gelang ihm, sich vollständig zu rehabilitieren. Die Gegner beruhigten sich hierauf jedoch nicht und warfen Guy vor, für den Aufstand der Alliierten zu agitieren. UND

Gaius gelang es, diesen Vorwurf zu widerlegen. Im Jahr 124, genau 10 Jahre nach seinem Bruder, stellte er für 123 seine Kandidatur für die Volkstribunen vor.

Gaius Gracchus war damals sehr beliebt. Laut Plutarch 1 strömten zu den Wahlen aus ganz Italien so viele Menschen, dass viele in der Stadt keinen Unterschlupf finden konnten und das Forum nicht alle Wähler aufnehmen konnte. Es gab nicht nur Freunde, sondern auch Feinde, da Guy gemessen an der Anzahl der erhaltenen Stimmen nur den vierten Platz belegte.

Gaius Gracchus war ein herausragender Mann. Dank der Erziehung unter der Leitung von Cornelia und der harten Arbeit an sich selbst entwickelten sich in ihm noch brillantere Talente. Seine außergewöhnliche Beredsamkeit schockierte die Massen, und sein leidenschaftlicher Wille und seine Entschlossenheit kannten keine Grenzen. Die multilaterale Tätigkeit von Gaius Gracchus, dem es gelang, alle wichtigen Themen der Epoche auf die Tagesordnung zu setzen und zu einem Ganzen zu vereinen, lässt uns als einen der größten Staatsmänner der Antike gelten.

Gaius Gracchus übernahm am 10. Dezember 124 das Amt des Volkstribunen. Von diesem Moment an arbeitete er zwei Jahre lang mit außerordentlicher Energie an der Verwirklichung der Aufgaben, die er sich gestellt hatte. Leider ist die Überlieferung über ihn in einem noch schlechteren Zustand als über Tiberius. Streng genommen kennen wir weder den genauen Inhalt der von ihm ausgeübten Tätigkeiten noch deren zeitliche Abfolge. Unsere Quellen decken die Aktivitäten von Gaius äußerst unvollständig ab: Sie geben fast nur die Namen einzelner Gesetze an, verwechseln deren Reihenfolge und widersprechen sich. Daher kann die Geschichte der beiden Jahre des Tribunats des Gaius Gracchus (123. und 122.) nur in sehr allgemeiner Form wiederhergestellt werden.

Guys Tätigkeit war gewissermaßen eine Fortsetzung der Arbeit des Tiberius und wurde von den gestellten, aber nicht von seinem Bruder gelösten Aufgaben bestimmt. Aber selbst dort, wo der jüngere Bruder formal nur den älteren fortführte, ging er so weit über den bisherigen Rahmen der Reform hinaus, investierte so viel Neues in sie, dass wir tatsächlich das Recht haben, seine Tätigkeit als völlig unabhängig und wichtiger zu betrachten Etappe in der demokratischen Bewegung der 30er und 20er Jahre.

Drei große Probleme dieser Zeit mussten gelöst werden: die Agrarfrage, die Demokratisierung des politischen Systems und die Gewährung italienischer Staatsbürgerrechte. Und alle Aktivitäten von Gaius Gracchus wurden genau von diesen drei Hauptaufgaben bestimmt.

Offenbar verabschiedete Guy gleich zu Beginn seines ersten Tribunats ein Gesetz mit rückwirkender Wirkung, das sich gegen die Aktivitäten spezieller Justizkommissionen richtete, die zur Bekämpfung der Anhänger von Tiberius eingesetzt wurden. Nach diesem Gesetz unterstand der Magistrat (Vorsitzender der Kommission), der einen römischen Bürger zum Tode oder zur Verbannung verurteilte, selbst dem Gericht des Volkes.

Die wichtigsten Ereignisse des ersten Tribunats (123) waren drei Gesetze: Agrar-, Getreide- und Gerichtsgesetze. Das Agrargesetz (lex agraria) wiederholte offenbar im Wesentlichen das Gesetz von 133, jedoch mit einigen Ergänzungen und Verbesserungen. Darüber hinaus stellte er die Aktivitäten der Agrartriumviren wieder in ihrem früheren Ausmaß her.

Auch der Inhalt des Maisgesetzes (lex frumentaria), das möglicherweise noch vor dem Agrargesetz verabschiedet wurde, ist nicht ganz klar. Unbestreitbar ist jedenfalls, dass er den Verkauf von Getreide aus staatlichen Lagerhäusern zu einem im Vergleich zum Marktpreis reduzierten Preis begründete. Im Perioden-LX-Buch. Libyen sagte, der staatliche Brotpreis sei auf 6,3 Ass pro Modium (8,7 Liter) festgesetzt worden. Aber diese Zahl sagt uns nichts, da wir nicht wissen, wie hoch der Marktpreis für Getreide zu dieser Zeit war. Einigen Annahmen zufolge war der Preis von 6,3 Ass pro Modium deutlich niedriger (mehr als doppelt so hoch) als der Marktpreis; anderen zufolge entsprach es nur dem niedrigen Marktniveau.

Die Bedeutung des Korngesetzes war sehr groß. Auch wenn der staatliche Getreidepreis nicht allzu sehr vom Marktpreis abwich, schützte das Gesetz dennoch die ärmste Bevölkerung Roms vor ständigen Schwankungen des Brotpreises. Auf diese Weise wurde erstmals in Rom eine staatliche Preisregulierung eingeführt, die die Lage der ärmsten Schichten erleichterte. Es führte in Rom das Grundprinzip der antiken Politik in die Praxis ein – das Prinzip des kollektiven kommunalen Staatseigentums, nach dem jedes Mitglied des bürgerlichen Kollektivs seinen Anteil am Staatseinkommen haben sollte.

Doch das Maisgesetz, das die städtische Demokratie stärkte, hatte eine Kehrseite. Brot, das zu einem festen Preis verkauft werden sollte, wurde aus den Provinzen geliefert und in staatlichen Geschäften gelagert. Der Zustrom von billigerem Brot stellte nicht nur eine schwere Belastung für die Staatskasse dar, sondern senkte auch die Marktpreise und wirkte sich negativ auf die italienische Landwirtschaft aus. Noch wichtiger war die Tatsache, dass das Maisgesetz als Ausgangspunkt für die spätere Organisation staatlicher Verteilungen an die ärmste städtische Bevölkerung diente. Die Anhänger der Gracchi-Sache und die Demagogen der Spätrepublik werden schließlich zur kostenlosen Verteilung von Brot kommen, was eine große Rolle bei der Demoralisierung der städtischen Masse und dem Wachstum des Lumpenproletariats spielen wird.

Es gibt viele unklare Punkte im Gerichtsrecht (lex iudiciaria). Dabei ging es um die Zusammensetzung der ständigen Justizkommissionen, insbesondere der Kommission für Fälle der Erpressung von Provinzgouverneuren (quaestio repetundarum). Hier geht die Tradition auseinander. Laut Livius (Zeitraum LX-Buch) beließ Guy die Gerichte in den Händen des Senats, erhöhte jedoch die Zahl der Senatoren und fügte ihnen 600 neue Mitglieder aus dem Reiterstand hinzu. Laut Plutarch 1 „fügte Gaius zu den 300 Senatoren-Richtern die gleiche Anzahl Reiter hinzu und richtete so ein gemischtes Gericht mit 600 Richtern ein.“

Eine andere Version der Tradition, die von Appian, Cicero, Diodorus und anderen präsentiert wird, weicht von der ersten ab. Nach dieser Version wurden die Gerichtskommissionen im Allgemeinen den Senatoren entzogen und vollständig den Reitern übertragen.

Dieser Widerspruch kann höchstwahrscheinlich durch die folgende Annahme erklärt werden, die von einigen modernen Wissenschaftlern unterstützt wird. Livius und Plutarch spiegeln den ersten Gesetzesentwurf wider, den Gaius in der ersten Periode seiner Tätigkeit eingebracht hatte, als der Widerstand des Senats noch nicht allzu offen war und Gaius beabsichtigte, sich auf eine relativ gemäßigte Reform zu beschränken. Doch nachdem er auf den offenen Widerstand des Adels stieß, verlieh er dem Gerichtsrecht einen radikaleren Charakter.

Wir wissen nicht, ob das Gesetz alle ständigen Justizkommissionen oder nur die quaestio repetundarum betraf. Letzteres hatte jedenfalls die wichtigste politische Bedeutung. Nachdem er es den Händen des Adels entzogen hatte, wollte Guy den Missbräuchen der Provinzgouverneure ein Ende setzen: Sie fühlten sich völlig ungestraft, während die Gerichte in den Händen ihrer Klassenkameraden lagen. Nun wurde das Gericht den Reitern übertragen und so eine echte Kontrolle über die Tätigkeit der Gouverneure geschaffen. Somit war das Justizgesetz ein schwerer Schlag für den Adel und erhöhte die politische Autorität des rechten Flügels der Demokratie – der Reitkunst – erheblich. Zwar hat das Justizgesetz letztlich die Situation der Provinzen nicht verbessert, da die Missbräuche der Senatoren durch neue und noch schwerwiegendere Missbräuche ersetzt wurden, die durch die Ausweitung des Steuersystems verursacht wurden. Doch zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Gesetzes waren diese Folgen schwer vorhersehbar und so nimmt es im System der Aktivitäten von Gaius Gracchus zur Stärkung der römischen Demokratie einen herausragenden Platz ein.

Neben den aufgeführten Ereignissen des ersten Jahres des Tribunats sind noch einige weitere Gesetze zu beachten, die offenbar ebenfalls auf 123 fallen. Allen voran das Militärgesetz (lex militaris). Es verbot die Einberufung von Bürgern zum Militärdienst vor Vollendung des 17. Lebensjahres und ordnete an, dass die Versorgung der Soldaten mit Kleidung auf Kosten des Staates erfolgt, ohne dass die Kosten, wie bisher üblich, von den Militärgehältern abgezogen wurden.

Das Gesetz über die Organisation der Straßen (lex de viis muniendis) stand in engem Zusammenhang mit dem gesamten System anderer Maßnahmen. Die Organisation bequemer Kommunikationsmittel war für die Getreidelieferung nach Rom von großer Bedeutung und lag auch im Interesse der Bauernschaft und Reiterei. Auf der Grundlage dieses Gesetzes wurden in Italien große Arbeiten durchgeführt, an denen viele Arbeiter und Auftragnehmer beteiligt waren. So erhielt ein erheblicher Teil der verarmten Land- und Stadtbevölkerung einen Arbeitsplatz und damit einen Lebensunterhalt. Gaius Gracchus leitete die ganze Angelegenheit und schuf einen neuen Grund für die Unzufriedenheit der Aristokratie, da er in den Zuständigkeitsbereich des Senats und der Zensur eingriff.

Mit dem Gesetz über die Konsularprovinzen (lex de provinciis consularibus) wurde ein demokratischeres Verfahren für die Verteilung der Provinz unter den Konsuln eingeführt, die ihre Dienstzeit abgeleistet hatten. Zuvor wurden die Provinzen nach der Wahl der Konsuln vom Senat ernannt, was eine Auszeichnung „ihrer“ besten Plätze ermöglichte. Nach dem neuen Gesetz sollten die Provinzen bereits vor der Wahl der Konsuln für ein bestimmtes Jahr festgelegt werden.

Die Reformen erforderten große Geldsummen für den Kauf von Getreide, den Bau staatlicher Lagerhäuser und Straßen usw. Es war notwendig, die Staatseinnahmen zu erhöhen. Dieser Umstand war offenbar von entscheidender Bedeutung für die Umsetzung einer Maßnahme, die in der Geschichte der römischen Provinzen eine traurige Rolle spielen sollte. Auf Anregung von Gaius wurde in der neuen römischen Provinz Asia, die aus dem ehemaligen Königreich Pergamon hervorgegangen war, der Zehnte eingeführt, und seine Erhebung begann in Rom zu verfallen (lex Sempronia de provincia Asia).

Die Erhebung der Zehntensteuer war an sich nichts Neues, ebenso wenig wie die Einführung eines Landwirtschaftssystems zu diesem Zweck: Dasselbe Verfahren gab es in anderen Provinzen. Grundlegend neu war die Ausbeutung der Zehntsammlung in Rom selbst. Während in Sizilien und Sardinien die Erhebung von Einkommens- und anderen Steuern in Höhe von 10 % auf lokaler Ebene erfolgte und die Steuerbezirke klein waren, wurde in Asien ein Monopol für die römischen Publicani geschaffen, und die Steuern sollten von der gesamten Provinz erhoben werden insgesamt. Dies ermöglichte es, die Höhe der Steuerzahlungen erheblich zu erhöhen und auf diese Weise die Staatseinnahmen zu steigern... Andererseits übergab die neue Ordnung ein reiches Land dem Strom und der Plünderung der römischen Zöllner. Die Gefahr von Diese Maßnahme war umso wichtiger, als das Gerichtsgesetz den Steuerpächtern des Reiterstandes völlige Straffreiheit garantierte und die neue Praxis in Zukunft auf andere Provinzen übertragen wurde.

Mit der Verabschiedung seines Gesetzes über die Provinz Asien verfolgte Guy neben der Erhöhung der Staatseinnahmen ein weiteres, rein politisches Ziel: die Reiterei weiter auf die Seite der Demokratie zu locken.

Als im Jahr 122 die Zeit für die Wahl der Volkstribunen gekommen war, stellte Guy erneut seine Kandidatur vor und bestand ohne die geringsten Schwierigkeiten. An der formalen Seite hat sich seit der Zeit des Tiberius offenbar nichts geändert. Doch Guy genoss eine solche Autorität, dass die Gegenpartei es nicht wagte, seine Wiederwahl zu verhindern. Jetzt hatte er den Höhepunkt seiner Macht erreicht und mit ihm erlebte die römische Demokratie ihre kurzlebige Blütezeit. Guy war der allmächtige Volkstribun, ein landwirtschaftlicher Triumvir, ihm gehörte die Verwaltung großer öffentlicher Gebäude, eine ganze Armee von Auftragnehmern und Agenten hing von ihm ab. Er war ein echter Diktator. Aber es handelte sich um eine demokratische Diktatur, da kein einziges Großereignis ohne Zustimmung einer bevollmächtigten Volksversammlung stattfand. Der Senat und die Richter spielten keine Rolle, obwohl Guy versuchte, so gut er konnte mit ihnen auszukommen. Offenbar wurden die wichtigsten Gesetze von 123 genau in der zweiten Jahreshälfte verabschiedet, als Guy sich nach seiner Wiederwahl äußerst gefestigt fühlte.

Der höchste Punkt der Kurve ist jedoch immer der Beginn ihres Abstiegs. So war es auch mit der Tätigkeit des großen römischen Demokraten. Am Ende von 123 oder am Anfang von 122. zwei neue große Maßnahmen fallen: das Gesetz zum Rückzug der Kolonien (lex Sempronia de colomis deducendis) und das Projekt zur Gewährung von Staatsbürgerrechten an Italiener.

Was das erste Gesetz betrifft, so war seine Notwendigkeit darauf zurückzuführen, dass die Hauptbestände des Staatslandes zu diesem Zeitpunkt offenbar bereits erschöpft waren und die Agrarfrage noch lange nicht gelöst war. Der Rückzug der Kolonien sollte als zusätzliche Maßnahme zur Agrarreform dienen.

Gaius Gracchus gründete zwei oder drei Kolonien in Italien, eine in Bruttia (Minervia), eine weitere im Gebiet von Tarentum (Neptunia) und vielleicht eine weitere in Capua. Doch die italienischen Kolonien konnten die Probleme nicht lösen, da es nur wenige freie Ländereien gab. Daher kam Guy auf die Idee, eine Kolonie außerhalb Italiens zu gründen – auf dem Gebiet des ehemaligen Karthago. Die Neuheit und grundlegende Bedeutung dieser Idee bestand darin, dass sie zum ersten Mal in der Geschichte Roms einen bis dahin unbekannten Typ außeritalienischer Überseekolonien vorsah. Die Tatsache, dass der Ort, an dem Karthago stand, verflucht war, störte Gaius nicht. Die entsprechende Rotation wurde von einem seiner Kollegen Rubrius vorgeschlagen und durch die Volksversammlung (lex Rubria) verabschiedet. Die neue Kolonie erhielt den Namen Junonia.

Die für die Kolonien gewählten Standorte lassen darauf schließen, dass einige von ihnen weniger die Rolle eines landwirtschaftlichen als vielmehr eines Handels- und Industriezentrums spielen sollten. Mit ihrer Gründung wollte Guy offenbar vor allem die Stellung der städtischen Demokratie verbessern und allgemein den Handel und die Industrie Italiens ankurbeln. Laut Plutarch 1 nahm er bereitwillig wohlhabende Menschen in die neuen Kolonien auf, deren Kapital für ihre Entwicklung von großer Bedeutung sein könnte.

Das Bürgerrechtsgesetz durchlief wahrscheinlich wie das Justizgesetz zwei Phasen. Zunächst verlief es vergleichsweise mild und betraf offenbar nur die Latiner, die das volle römische Bürgerrecht erhalten sollten. Die wachsende Opposition veranlasste Guy, den Gesetzentwurf in eine radikalere Form zu bringen.

Das Gesetz zum Rückzug der Kolonien (insbesondere Junonia) und der Gesetzentwurf für die Latiner dienten als Grundlage für die Entscheidung der Reaktion, Gaius die erste Schlacht zu geben. Der Boden war recht angenehm. Im Allgemeinen könnte man die Abneigung der Plebs, weit von Rom entfernt zu gehen, gegen überseeische Kolonien ausnutzen, insbesondere könnte man aus religiösen Gründen Einwände gegen die Gründung von Junonia erheben oder argumentieren, dass eine Kolonie an der Stelle von Karthago schließlich zu einem Rivalen von Karthago werden könnte Rom. Was die Verleihung des Bürgerrechts an die Lateiner angeht, wissen wir, dass bereits im Jahr 125 ein ähnlicher Versuch von Fulvius Flaccus durch die mangelnde Bereitschaft der Römer, ihre privilegierte Stellung mit irgendjemandem zu teilen, vereitelt wurde, und die Situation hat sich seitdem kaum verändert bedeutender Weg.

Um Guy zu bekämpfen, griff die Opposition auf ein geniales Mittel zurück: Es wurde beschlossen, auf jeden seiner Vorschläge mit einem Gegenvorschlag zu reagieren, unserer Meinung nach radikaler und mit einem so demagogischen Mittel, Guy seiner Popularität in der Stadt zu berauben Menge. Dafür war Gaius' Kollege im Tribunat, der reiche, edle und beredte Mark Livius Drusus, vorgesehen. Sein erstes Gegenprojekt bestand darin, in Italien 12 Kolonien mit jeweils 3.000 Einwohnern zu errichten und die Kolonisten von jeglicher Zahlung zu befreien (nach Guys Gesetz mussten die Kolonisten für ihre Grundstücke eine kleine Miete an den Staat zahlen).

Das Drusus-Projekt konnte aufgrund des Landmangels kaum durchgeführt werden. Aber das Volk war in dieser Angelegenheit nicht sehr bewandert und ließ sich von der scheinbaren Radikalität von Drusus bestechen. Der Gesetzentwurf wurde zum Gesetz (lex Livia), und obwohl es Drusus praktisch nicht gelang, Kolonien zu gründen, erlitt Gaius‘ Popularität einen schweren Schlag.

Gegen den Vorschlag, den Latinern volle Rechte zu gewähren, schlug Drusus eine für die Bürger akzeptablere Maßnahme vor: den römischen Generälen zu verbieten, die Latiner während Feldzügen körperlicher Züchtigung zu unterziehen. Dieser Gesetzentwurf sah völlig demokratisch aus und kostete die Bürger vor allem nichts. Deshalb durchlief er die Volksversammlung.

Im Frühjahr 122 reiste Gaius Gracchus als Triumvir für den Rückzug der Kolonien zusammen mit Fulvius Flaccus für 70 Tage nach Afrika, um Junonia zu gründen. Inwieweit seine persönliche Anwesenheit dort notwendig war, wissen wir nicht, auf jeden Fall war seine Abreise aus Rom in dieser heißen Zeit ein taktischer Fehler. Guys Abwesenheit ermöglichte es seinen Feinden, ungehindert gegen ihn zu kämpfen und ihre Positionen erheblich zu stärken.

Nach der Rückkehr von Gaius nach Rom trat der Kampf in eine entscheidende Phase. Gaius führte den kursiven Gesetzentwurf in einer neuen, radikaleren Form ein (rogatio de soclis et nomine Latino). Die Quellen unterscheiden sich in der Übermittlung des Inhalts: Einige argumentieren, dass der Gesetzentwurf gleichermaßen sowohl den Verbündeten als auch den Lateinern die volle Staatsbürgerschaft gewährte, andere spalten beide und sagen, dass nur die Lateiner die vollen Rechte der römischen Staatsbürgerschaft erhalten sollten und die Verbündeten nur begrenzte Rechte auf die römische Staatsbürgerschaft erhalten sollten ( „Lateinisches Recht“)). Aber egal, wie wir diese Frage entscheiden, am Kern der Sache ändert sich nichts: Die neue Fassung des Gesetzentwurfs war demokratischer als die alte und deckte breitere Kategorien der italienischen Bevölkerung ab. Daher hätte der Widerstand dagegen seitens der Staatsbürgerschaft zunehmen müssen.

Der Kampf begann. Der Konsul von 122 Gaius Fannius, ein ehemaliger Freund von Gracchus und nun zu seinen Gegnern übergelaufen, kämpfte gegen den Gesetzentwurf. Darin spielte er mit den egoistischen Gefühlen der Volksversammlung und sagte, dass die Latiner, nachdem sie das Bürgerrecht erhalten hatten, alle besten Plätze in Rom einnehmen würden und nichts für die einheimischen Bürger übrig bleiben würde. Am Tag der Abstimmung wies Fannius auf Vorschlag des Senats alle Nichtstaatsbürger aus Rom aus, und Gaius konnte die Aufhebung dieser Maßnahme nicht erreichen. Der weitere Verlauf der Ereignisse ist unklar: Entweder legte Drusus sein Veto gegen den Gesetzentwurf ein, oder Guy selbst nahm ihn zurück, da er die ungünstige Stimmung in der Volksversammlung sah. So oder so, aber das Gesetz wurde nicht verabschiedet.

Dies war die Niederlage von Gaius Gracchus und tatsächlich das Ende seiner politischen Tätigkeit. Er verlor schließlich die Gunst der römischen Volksmassen, und als er im Sommer 122 seine Kandidatur für die Volkstribunen für 121 vorlegte, wurde er abgewählt. Bei den Konsularwahlen wurde Lucius Opimius, der Todfeind der Gracchaner und Unterdrücker von Fregell, zu einem der Konsuln gewählt.

Wir wissen nichts über die Ereignisse der letzten Monate des Jahres 122. Es ist davon auszugehen, dass sich beide Seiten auf einen entscheidenden Zusammenstoß vorbereiteten, der nicht mehr aus verfassungsrechtlichen Gründen stattfinden sollte.

Am 10. Dezember 122 endeten Guys Tribunenbefugnisse. Am 1. Januar 121 traten neue Konsuln ihr Amt an. Für Guys Feinde ist ein günstiger Moment gekommen, um zu versuchen, ihn zu einer offenen Aktion zu provozieren und ihn schließlich zu zerstören. Der Grund dafür war die Junonia-Frage. Volkstribun Minucius Rufus legte einen Gesetzentwurf zu seiner Liquidation vor. Gleichzeitig wurde die öffentliche Meinung verarbeitet: Aus Afrika kamen Nachrichten, dass ein Windstoß die Innereien von Opfertieren auf den Altären zerstreut hatte und Wölfe Grenzpfähle gestohlen hatten. Dies wurde von den Auguren als unglückliches Omen interpretiert.

Auf dem Kapitol versammelte sich die Volksversammlung, die über das Schicksal Junonias entscheiden sollte. Am selben Tag berief L. Opimius eine Sitzung des Senats ein. Bewaffnete Aristokraten besetzten den Jupitertempel. Auch Guys Anhänger trugen Waffen. Während des Treffens tötete einer der Gracchaner den Liktor des Konsuls, der eine beleidigende Bemerkung an die Adresse der Demokraten warf. Seine Leiche wurde sofort feierlich dem Senat überführt. Die Senatoren, die über diesen Mord wirklich empört waren oder besser gesagt nur vorgetäuschte Empörung hatten, beschlossen, dem Konsul Opimius Notstandsvollmachten zu übertragen, um die Ordnung wiederherzustellen.

Nachts bereiteten sich beide Seiten auf eine entscheidende Schlacht vor. Der Konsul gab den Befehl, dass bewaffnete Senatoren und Kavallerie mit ihren Klienten und Sklaven das Kapitol besetzen sollten. Gaius Gracchus und Fulvius Flaccus berieten sich mit ihren Anhängern. Seit der Nacht versammelte sich eine Schar neugieriger Menschen auf dem Forum.

Am nächsten Morgen wurden Gaius und Fulvius in den Senat gerufen, um Erklärungen zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen abzugeben. Als Reaktion darauf besetzten sie den Aventin mit einer bewaffneten Abteilung. Der jüngste Sohn Fulvius wurde zu Verhandlungen an den Senat geschickt. Doch aus dem letzten Versuch, Blutvergießen zu vermeiden, wurde nichts. Der junge Flaccus wurde verhaftet und der Konsul Opimius befahl seinen Streitkräften, den Aventin anzugreifen. Der Widerstand der Grachier war schnell gebrochen. Flakk versuchte, sich in einem Raum zu verstecken, wurde jedoch zusammen mit seinem ältesten Sohn gefunden und getötet. Guy, der sich vom Aventin zurückzog, verstauchte sich das Bein. Zwei seiner Freunde hielten die Verfolger eine Weile auf, sodass Guy es schaffte, die Brücke auf die andere Seite des Tiber zu überqueren. Aber die Feinde kamen näher. Guy wollte ihnen nicht lebend in die Hände fallen und befahl, den ihn begleitenden Sklaven zu töten. Nachdem er den Befehl des Herrn ausgeführt hatte, nahm sich der Sklave selbst das Leben. Die Köpfe von Gaius Gracchus und Fulvius Flaccus wurden abgeschlagen und zum Konsul Opimius gebracht, ihre Leichen wurden in den Tiber geworfen, ihr Besitz wurde beschlagnahmt. Die Gesamtzahl der Grachier, die an diesem Tag und später starben, erreichte 3.000.

Beide Reformbrüder waren kluge Persönlichkeiten. Ein Grund mehr, sie zu vergleichen. Ein solcher Vergleich wurde von Plutarch angestellt (Tiberius und Gaius Gracchi, 2-3): „So wie die Statuen und Gemälde, die die Dioskuren darstellen, neben der Ähnlichkeit auch eine gewisse Unähnlichkeit im Aussehen eines Faustkämpfers im Vergleich zu einem Reiter vermitteln, So entdeckten diese jungen Männer, gleichermaßen mutig, gemäßigt, selbstlos, eloquent, großzügig, in ihren Taten und Regierungstaten mit völliger Klarheit erhebliche Unterschiede ...

Erstens waren Gesichtsausdruck, Blick und Gestik des Tiberius sanfter, zurückhaltender, die des Gaius schärfer und heißer, so dass Tiberius bei seinen Reden bescheiden stillstand und Gaius der erste unter den Römern war, der währenddessen um das Oratorium herumging eine Rede. und die Toga von der Schulter reißen ... Außerdem sprach Guy drohend, leidenschaftlich und aufrührerisch, und die Rede von Tiberius erfreute das Ohr und erregte leicht Mitgefühl. Schließlich war der Stil von Tiberius sauber und sorgfältig verarbeitet, der von Gaius war atemberaubend und großartig. Sie unterschieden sich auch in ihrer Lebensweise im Allgemeinen: Tiberius lebte einfach und bescheiden, Guy wirkte im Vergleich zu den anderen enthaltsam und streng, aber neben seinem Bruder - leichtfertig und verschwenderisch, was Drusus ihm vorwarf, als er silberne Delfine kaufte , wobei jeder 1200 Drachmen für jedes Pfund Gewicht zahlte.

Die Unähnlichkeit in den Reden ging auch mit der Unähnlichkeit des Temperaments einher: Der eine war herablassend und sanft, der andere so reizbar und aufbrausend, dass er während einer Rede oft die Macht über sich selbst verlor und, völlig der Wut nachgebend, anfing zu schreien und Beschimpfungen auszustoßen , so dass er sich am Ende verirrte und verstummte. Um dieses Unglück loszuwerden, griff er auf die Dienste des klugen Sklaven Licinius zurück. Licinius nahm ein Instrument, das von Gesangslehrern verwendet wurde, und stellte sich jedes Mal, wenn Guy sprach, hinter ihn. Als er bemerkte, dass er seine Stimme erhob und kurz davor war, aufzuflammen, nahm er einen leisen und sanften Ton auf; Als Reaktion darauf reduzierte Guy sofort die Kraft seiner Stimme, kam zur Besinnung und beruhigte sich. Das waren die Unterschiede zwischen den Brüdern; Was den Mut gegenüber dem Feind, die Gerechtigkeit gegenüber den Untergebenen, den Eifer für den Dienst und die Mäßigung der Freuden angeht, unterschieden sie sich überhaupt nicht“ (übersetzt von S. P. Markish).

Egal wie heftig die Reaktion zunächst war, sie konnte die Angelegenheiten der Gracchen nicht völlig zerstören. Die wichtigsten Ereignisse und Gesetze des Gaius Gracchus traten fest ins Leben, da sie dringende gesellschaftliche Bedürfnisse erfüllten. Die Höfe blieben lange Zeit in der Hand der Reiter, die Landwirtschaft wurde in der von Guy vorgezeichneten Richtung weiterentwickelt. Wahrscheinlich haben die italienischen Kolonien überlebt. Auch eine neue Art von Kolonie außerhalb Italiens hielt stand. In Junonia blieben tatsächlich Kolonisten, obwohl die Kolonie als solche per Gesetz von Minucius Rufus (bereits nach dem Tod von Gaius) abgeschafft wurde. Im Jahr 118 wurde in Narbo (in Südgallien, unweit der Pyrenäen) eine Kolonie gegründet. Wahrscheinlich sind auch viele kleinere Gesetze von Gaius Gracchus erhalten geblieben.

Komplizierter war die Situation bei der Agrarreform. Es war unmöglich, mehrere Zehntausend kleine, vom Staatsland abgetrennte Parzellen zurückzuerobern. Darauf konnte keine Reaktion erfolgen, ohne einen Bürgerkrieg zu riskieren. Aber es war möglich, das Agrarrecht so zu ändern, dass, ohne direkt in neue Kleingrundstücke einzugreifen und scheinbar sogar im Interesse der neuen Eigentümer zu handeln, die eigentliche Idee der Agrarreform verzerrt und damit führen konnte zu diametral entgegengesetzten Ergebnissen. Dies war umso einfacher, als das Agrargesetz utopische Klauseln enthielt, die der wirtschaftlichen Entwicklung zuwiderliefen. Dies waren die Artikel des Gesetzes über die Unveräußerlichkeit von Grundstücken.

Die Reaktion folgte diesem Weg. Zunächst wurden, vielleicht schon im Jahr 121, die Erbpacht und die Unveräußerlichkeit der grachanischen Grundstücke abgeschafft. Dies konnte bei ihren Inhabern nicht den geringsten Protest hervorrufen. Im Gegenteil, sie freuten sich, dass ihnen die Hände los waren. Andererseits besteht jetzt wieder die Möglichkeit, Kleinbauerngrundstücke durch Großgrundbesitzer aufzukaufen.

„Und sofort begannen die Reichen, Land von den Armen zu kaufen“, sagt Appian, „und manchmal nahmen sie es ihnen unter diesem Vorwand gewaltsam weg.“ Die Situation der Armen hat sich noch weiter verschlechtert“ (I, 27).

Dann wurde die Agrarkommission abgeschafft (wahrscheinlich im Jahr 119). Gleichzeitig wurde festgestellt, dass Staatsgrundstücke keiner weiteren Umverteilung unterliegen und dass die Staatsgrundstücke, die sich im Rahmen der gesetzlichen Norm in den Händen der Eigentümer befinden, deren volles Eigentum sind. Allerdings unterlagen solche Grundstücke einer Sondersteuer. Die von hier erhaltenen Beträge mussten an das Volk verteilt werden.

Schließlich, wahrscheinlich im Jahr 111, wurde auch diese letzte Beschränkung des Privateigentums aufgehoben. Nach dem Gesetz des Volkstribuns Spurius Thoria (Lex Thoria), das die bisherige Gesetzgebung zusammenfasste, sind alle ehemaligen Staatsgrundstücke, unabhängig davon, ob es sich um kleine Grundstücke handelte, die unter die Lex Sempronia fielen, oder um große Grundstücke innerhalb der durch diese festgelegten Grenzen Gesetz (500-1.000 Juger) wurden zum Privateigentum erklärt und unterliegen keiner weiteren Umverteilung oder Besteuerung. Künftig war es Privatpersonen verboten, öffentliches Land zu besetzen, das ausschließlich von der Zensur verpachtet werden sollte oder als öffentliches Weideland dienen sollte. Um die Kleinbesitzer zu besänftigen, wurde eine sehr niedrige Höchstgrenze für die kostenlose Nutzung der Weide festgelegt: 10 Stück Rindvieh und 50 Stück Kleinvieh.

Das Endergebnis der Agrarreform war somit der völlige Siegeszug des Privateigentums an Land. Die Gründe dafür lagen weniger in der Reaktion als vielmehr in der Wirtschaft. Am Ende des II. Jahrhunderts. Chr h., in der Blütezeit des Sklavensystems war es unmöglich, die kleinbäuerliche Landwirtschaft künstlich wiederzubeleben, und das Leben selbst fegte die utopischen Elemente der Agrarreform hinweg. Die historischen Ergebnisse der Reform erwiesen sich gewissermaßen als das Gegenteil der Ziele, die sich die Reformer gesetzt hatten. Obwohl sich die Lage der römischen Bauernschaft für einige Zeit verbesserte, wurde die Agrarfrage nicht gelöst und konnte, wie wir feststellen, auch nicht im Rahmen des Sklavensystems gelöst werden. Im Gegenteil, die Umwandlung eines erheblichen Teils des Staatslandes in Privateigentum hat das Spiel der wirtschaftlichen Kräfte nur entfesselt und den Prozess der Landkonzentration erleichtert.

Die Bedeutung der Aktivitäten der Gracchi-Brüder in der Geschichte Roms war sehr groß. Ihre Reformen beschleunigten die Entwicklung der Produktivkräfte und trugen zur Stärkung des Sklavensystems bei. Durch die Aufteilung der meisten Staatsgebiete, den Abzug von Kolonien und die Verbesserung der Kommunikation trugen sie zur Entwicklung von Privateigentum, Handel und Geldmanagement bei. Sie bereiteten die Frage der Einbeziehung der Italiener in die Zusammensetzung der römischen Staatsbürgerschaft vor und kamen ihrer Lösung nahe. Ihre Reformen stärkten die wirtschaftliche und politische Stellung der Reiterei und isolierten sie schließlich vom Adel. Die Gracchen brachten durch Verwaltungs- und Verfassungsreformen erhebliche Verbesserungen im römischen Staatsapparat. Unter ihnen erreichte die römische Demokratie ihren höchsten Höhepunkt. Für einen Moment schien es, als ob die senatorische oligarchische Adelsrepublik zu Ende ginge und durch eine entwickelte antike Demokratie athenischen Typs ersetzt würde.

Angesichts dieser Tatsachen und Überlegungen ist die Frage, ob die Gracchen Revolutionäre waren, weitgehend müßig. Natürlich waren sie keine Revolutionäre im engeren Sinne des Wortes, da sie nicht die Absicht hatten, das Sklavensystem zu zerstören und es durch ein anderes Gesellschaftssystem zu ersetzen. Im Gegenteil: Ziel ihrer Reformen war letztlich die Stärkung dieses Systems. Aber indem sie sich im Namen der Demokratie gegen das bestehende oligarchische System stellten und in ihren politischen Aktivitäten weit über den verfassungsmäßigen Rahmen hinausgingen, handelten sie, vielleicht unabhängig von ihren subjektiven Absichten, als Revolutionäre.

Warum starben die Gracchen und ihre Reform entwickelte sich nicht zu einer demokratischen Revolution und wurde nicht zu Ende gebracht? Die Gründe liegen letztlich in der Schwäche der italienischen Demokratie. Erstens war sie wie jede alte Demokratie begrenzt, da sie nicht den Großteil der arbeitenden Bevölkerung – Sklaven – umfasste. Zweitens litt die Demokratie Italiens unter einem tiefen inneren Widerspruch: dem Widerspruch zwischen Bürgern und Nichtbürgern, Römern und Kursiven. Auf genau diesen Widerspruch stieß die demokratische Bewegung der Gracchen, und genau dieser verhinderte, dass sie sich zu einer gesamtitalienischen demokratischen Revolution entwickeln konnte. Und in Zukunft werden diese Besonderheiten der italienischen Demokratie als Fesseln für die Entwicklung einer echten Volksrevolution dienen.

Plutarch. Tiberius Gracchus, H.

Einige moderne Historiker bestreiten diese Tatsachen und halten sie für eine Fälschung einer Tradition, die den Gracchen feindlich gegenübersteht.

Die Theorie der Volkssouveränität wird von Tiberius in einer Rede von Plutarch entwickelt (Tiberius Gracchus, XV).

Nach einer anderen Version der Überlieferung (Livius, Orosius) sollten die Schätze des Attalos unter Bürgern aufgeteilt werden, für die es nicht genug Land gab. Die erste Option scheint zuverlässiger zu sein.

Das Recht derselben Person, zweimal hintereinander das Amt des Volkstribunen innezuhaben, war umstritten. Obwohl es, wie wir gesehen haben, im Jahr 342 (nicht ganz zuverlässig) eine Volksabstimmung von Genutius gab, die es jedem verbot, vor Ablauf einer 10-Jahres-Frist für die gleiche Position zu kandidieren, wurde diese Regel jedoch mehr als verletzt einmal in der Praxis. Darüber hinaus galt die Volksabstimmung des Genutius nur für Beamte, und die Volkstribunen waren streng genommen keine Richter. Tatsächlich haben wir in der Geschichte des Kampfes zwischen Patriziern und Plebejern gesehen, dass die Volkstribunen mehr als einmal wiedergewählt wurden. Unabhängig von der rechtlichen Seite der Angelegenheit diente Tiberius‘ Nominierung seiner Kandidatur jedoch als hervorragender Vorwand für den Adel für einen entscheidenden Angriff.

Es ist möglich, dass andere Provinzsteuern, wie zum Beispiel Zölle, erhöht wurden.

Die Annahme, dass zwischen den Volkstribunen des Tiberius und des Gaius ein Sondergesetz erlassen wurde, das die Wiederwahl der Volkstribunen ermöglichte, kann durch keine verlässlichen Quellenbeweise gestützt werden.

Die Formel „videat L. Opimius consul, ne quid respublica detrimenti capiat“ („Der Konsul L. Opimius schaue, dass dem Staat kein Schaden entsteht“). Dies war das erste Mal in der Geschichte Roms, dass in einer Stadt der Belagerungszustand ohne die formelle Ernennung eines Diktators ausgerufen wurde.