Das Wesen und die Ursachen der Februarrevolution

Die Februarrevolution wird gewöhnlich die bürgerlich-demokratische genannt. So haben es alle sowjetischen Historiker charakterisiert, und noch heute wiederholen es Historiker, die Mitglieder der KPdSU waren und weiterhin Nostalgie für die Sowjetzeit empfinden.

Die Charakterisierung der Februarrevolution als bürgerlich-demokratisch ist ein synchrones sozialdemokratisches, marxistisches Verständnis dessen, was geschah. Sie wurde als Sozialdemokratie von den Menschewiki geteilt, angeführt von G.V. Plechanow und Yu.O. Martov und die bolschewistischen Sozialdemokraten, angeführt von V.I. Lenin. Und im Oktober 1917 ergriffen die Bolschewiki die Macht, gingen schnell hart gegen alle anderen Parteien und Standpunkte vor, und die bolschewistische Ansicht vom Februar wurde zur einzig akzeptablen. Er ist buchstäblich in Fleisch und Blut von Historikern sowjetischen Typs eingetreten.

Heute stellen sich jedoch grundsätzlich wichtige nichtmarxistische Fragen. Erstens: Was ist das für eine bürgerlich-demokratische Revolution, die den Beginn der Liquidierung des bürgerlichen Systems und der Demokratie in Russland markierte? Ohne den Februar hätte es keinen Oktober 1917 gegeben. Egal wie jemand Lenin behandelte, das „rote Rad“ rollte nicht während des von ihm angeführten Putsches, sondern im Februar-März, als er sich in der fernen Schweiz befand.

Seit 1861 findet in Russland infolge der großen Reformen Kaiser Alexanders II. eine echte bürgerliche Revolution mit demokratischer Perspektive statt, sie wurde von oben durchgeführt. Die schmerzloseste und fruchtbarste Version von Transformationen, die in ihrer Bedeutung revolutionär sind, wenn sie von oben durch die legitime Führung des Landes durchgeführt werden. Innerhalb weniger Jahre und Jahrzehnte hat sich Russland von einem halbfeudalen Land zu einer Macht mit bürgerlicher Marktwirtschaft entwickelt, die weltweit den ersten Platz in Bezug auf die wirtschaftliche, einschließlich der industriellen Entwicklung einnimmt. Das Land erhielt ein unabhängiges Gericht und die Staatsduma, in der hitzige Diskussionen geführt wurden, erhielt unabhängige Parteien und eine freie Presse. Ja, die Bourgeoisie war nicht Teil der zaristischen Regierung, aber letztere verfolgte eine Politik im Interesse der russischen Bourgeoisie.

Bis 1917 wurden die deutschen Aggressoren an den fernen Grenzen gestoppt, und die russische Armee wurde zusammen mit den Alliierten auf eine erfolgreiche Offensive im April 1917 vorbereitet. Unsere Wirtschaft wurde auf Kriegsbasis gebracht und entwickelte sich wieder. Es gab keine Karten im Land. Die Lage der Massen war viel besser als in Deutschland. Und dies trotz der unvermeidlichen Härten des Krieges. Aber nichts Außergewöhnliches, Schreckliches ist passiert. Das Land stand kurz davor, den Krieg zu gewinnen und die stärkste Militär- und Wirtschaftsmacht der Welt zu werden.

Die Revolution, die im Februar/März 1917 stattfand, wäre nicht passiert, wenn es nicht das politische Handeln bestimmter Führer der Staatsduma gegeben hätte, wenn es nicht die A.I. Gutschkow und P.N. Miljukow, M. V. Rodzianko und A.F. Kerensky. Und es geschah im Februar-März, gerade weil im April eine Offensive bevorstand, und eine erfolgreiche Offensive eine Explosion patriotischer Gefühle, die Stärkung der Autokratie und das Scheitern der Hoffnungen der aufgeführten Herren auf die Übertragung der Macht in ihre Hände ist . Deshalb wurden 36.000 Arbeiter der Putilov-Fabrik auf die Straße geworfen und Gerüchte verbreitet, dass Petrograd das Brot ausgeht. Die Revolution wurde provoziert, und die unwissenden Arbeiter und Arbeiter, die Soldaten der Garnison der Hauptstadt, die kein Schießpulver schnüffelten, erlagen der Provokation.

Es gab einen russischen Aufstand, sinnlos und gnadenlos. Der russische Aufstand siegte, der rote Aufruhr begann.

All dies kann als Revolution bezeichnet werden. Aber was? Sie fühlt sich nicht von der bürgerlich-demokratischen Revolution angezogen, die stattgefunden hat. Wenn es eine bürgerlich-demokratische Revolution gab, dann war es eine gescheiterte, unvollendete. Aber es konnte nicht stattfinden, jedenfalls war die Chance gering. Die Alternative war viel realistischer: die historisch legitimierte Macht des Zaren oder die Übergabe der Macht in die Hände extremer Revolutionäre mit sozialistischen Ansichten. Während des Krieges konnten sich die wenigen Mitte-Rechts-Demokraten nicht an der Macht halten.

Was also geschah, war ein Staatsstreich, Hochverrat während des Krieges, Abwehr von Aggressionen von außen. Was geschah, war der Zusammenbruch des historischen, tausend Jahre alten, großen orthodoxen Russlands.

Gleichzeitig sollte nicht alles auf eine Provokation der Revolution reduziert werden. Ja, die Revolution wurde vorangetrieben, aber sie reift schon lange, viele Jahre und Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Zum Beispiel hatte die Abschaffung des Patriarchats und die Weigerung von Peter I., Zemsky Sobors einzuberufen, alles andere als fruchtbare Folgen für das geistige, moralische und soziale Leben des Landes.Wenn es Zemsky Sobors gäbe, wäre die Staatsduma möglicherweise nicht erforderlich. Und wenn ein Patriarch wie der hl. Hermogenes im Februar/März 1917 streng an die Orthodoxen gerichtet hätte: Komm zur Besinnung! Ich segne nicht!.. - es wäre eine andere Situation entstanden. Natürlich gab es auch eine ungelöste Agrarfrage und andere ernste Probleme. Aber auch jetzt noch ist die Agrarfrage nicht gelöst, was soll's?

Die atheistische Geschichtswissenschaft ist fasziniert vom Äußeren, dem Einfachsten der Wahrnehmung. Daher wurde die Revolution aus dem Mangel an Land, aus Lenins Propagandamythen über Russland als Aggressor und die äußerst schwierige Situation der russischen Arbeiter abgeleitet.

Für Menschen, die sich russisch, orthodox fühlen, stehen jedoch nicht äußere, sondern innere Ursachen der beiden Revolutionen von 1917 im Vordergrund. Und sie liegen vor allem in der Verarmung und Formalisierung des orthodoxen Glaubens, in der seelischen und moralischen Krise eines Gebildeten Gesellschaft, in der Idealisierung der westlichen Demokratie.

Wie viele hervorragend gebildete Menschen spielten mit Leidenschaft die Revolution, die Opposition, die Meinungsfreiheit. Und die Revolution erwies sich als kein Spielzeug, sondern blutig und aussichtslos. Damit war das kommende Jahrhundert weitgehend verloren. Hundert Jahre nach den Februar- und Oktober-Experimenten steht das Land vor Aufgaben, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht gelöst waren.

V.M. Lawrow, Doktor der Geschichtswissenschaften, Forschungsleiter am Institut für Russische Geschichte der Russischen Akademie der Wissenschaften. (Bericht auf der Internationalen Wissenschaftlichen Konferenz „Russlands Schwarzes Jahr. 1917. Der Vorabend der Katastrophe“ am Russischen Institut für Strategische Studien. Moskau, 8. Dezember 2016)

Kapitel ich . Ursachen der Februarrevolution 1917.

1.1 Die Wirtschaftslage am Vorabend des Februars.

Versuche eines ganzen Zweigs der russischen Geschichtsschreibung (von den 1920er bis einschließlich 1980er Jahren) führten zur Identifizierung von Widersprüchen, die von der russischen Gesellschaft zu Beginn und zu Beginn des 20. Jahrhunderts angehäuft wurden. Ohne die vorrevolutionäre und die revolutionäre Periode starr miteinander zu verbinden, erlauben sie uns, den Grad der Desintegration der Gesellschaft abzuschätzen, in dem eine Revolution stattfinden könnte.

Um die Art und Bedeutung der Ursachen der Revolution zu analysieren, müssen sie gruppiert werden. Dies wird nicht nur den Grad der Spannungen in der Gesellschaft offenbaren, sondern auch das Ausmaß der bevorstehenden Transformationen.

Die wirtschaftlichen Voraussetzungen waren der Notwendigkeit geschuldet, den gefährlichen Rückstand des Landes gegenüber den fortgeschrittenen Industrieländern zu überwinden.

Der starke Rückgang der Importe zwang die russischen Industriellen, mit der Produktion einheimischer Autos zu beginnen. Ab dem 1. Januar 1917 produzierten russische Fabriken mehr Granaten als französische Fabriken im August 1916 und doppelt so viele wie britische. Russland produzierte 1916 20.000 leichte Kanonen und importierte 5.625.

Russland blieb ein agroindustrielles Land, in dem 70-75 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt waren, die mehr als die Hälfte des Nationaleinkommens lieferte. Die Entwicklung der Industrie führte zum Wachstum der Städte, aber die städtische Bevölkerung machte weniger als 16% der Gesamtbevölkerung aus. Ein charakteristisches Merkmal der russischen Industrie war eine hohe Konzentration, vor allem territorial. Drei Viertel der Werke befanden sich in sechs Regionen: Central Industrial mit einem Zentrum in Moskau, North-West in St. Petersburg, Baltikum, in einem Teil Polens, zwischen Warschau und Lodz, im Süden (Donbass) und im Ural . Die russische Industrie zeichnete sich durch die weltweit höchste technische und Produktionskonzentration aus: 54 % der Arbeitnehmer arbeiteten in Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten, und diese Unternehmen machten nur 5 % der Gesamtzahl der Werke und Fabriken aus.

Wichtige Positionen in der russischen Wirtschaft wurden durch ausländisches Kapital besetzt, gefördert durch die Staatspolitik. Die Hauptrolle spielten dabei Kredite an die Regierung: Ihr Gesamtbetrag erreichte 6 Milliarden Rubel, was die Hälfte der externen Staatsverschuldung ausmachte. Die meisten Kredite wurden von Frankreich bereitgestellt. Aber diese Kredite hatten keinen Einfluss auf die Entwicklung der Produktion. Ausländische Investitionen direkt in Industrieunternehmen und Banken hatten einen größeren Einfluss; sie machten mehr als ein Drittel des gesamten Aktienkapitals des Landes aus. Die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft vom Ausland wurde durch die Struktur des Außenhandels verschärft: Die Exporte bestanden fast ausschließlich aus Agrarprodukten und Rohstoffen, während die Importe aus fertigen Industrieprodukten bestanden.

Die Konzentration der Produktion ging mit der Konzentration des Kapitals einher. Mehr als ein Drittel des gesamten Industriekapitals war in den Händen von etwa 4 % der Unternehmen konzentriert. Die Rolle des Finanzkapitals nahm in der gesamten Wirtschaft, einschließlich der Landwirtschaft, zu: Sieben St. Petersburger Banken kontrollierten die Hälfte der Finanzressourcen der gesamten Branche.

Die Revolution wuchs auf der Welle einer sozioökonomischen Krise, die in direktem Zusammenhang mit dem Krieg stand. Der Krieg verschlechterte die finanzielle Situation Russlands erheblich. Die Kosten des Krieges erreichten 30 Milliarden Rubel, was dreimal höher war als die Einnahmen der Staatskasse in dieser Zeit. Der Krieg unterbrach Russlands Verbindung zum Weltmarkt. Die gesamte Staatsverschuldung stieg in dieser Zeit um das Vierfache und betrug 1917 34 Milliarden Rubel. Die Zerstörung des Eisenbahnverkehrs verschärfte das Problem der Versorgung der Städte mit Rohstoffen, Treibstoff und Nahrungsmitteln. Aus dem gleichen Grund vereitelten Industrieunternehmen militärische Befehle. Es gab eine Verringerung der gesäten Fläche im Land, verursacht durch die Mobilisierung von mehr als 47% der arbeitsfähigen männlichen Bevölkerung in die Armee und die Requirierung von mehr als einem Drittel der Bauernpferde für militärische Zwecke. Bruttogetreideernte 1916-1917 betrug 80 % der Vorkriegszeit. 1916 verbrauchte die Armee 40 bis 50 % des gewöhnlich auf den Markt kommenden Getreidebrots. Gleichzeitig erlebte das Land eine Zuckerhunger (seine Produktion wurde von 126 auf 82 Millionen Pud reduziert; Karten und Festpreise wurden eingeführt), Schwierigkeiten bei der Fleischversorgung (der Hauptbestand an Vieh im europäischen Teil Russlands ging um 5-7 Millionen zurück Köpfe stiegen die Fleischpreise um 200-220%).

Wir sehen also, dass die russische Wirtschaft seit Beginn des Ersten Weltkriegs große Veränderungen erfahren hat. Bis 1917 waren die Aufgaben der kapitalistischen Modernisierung nicht gelöst. Es gab im Land keine Bedingungen für die freie Entwicklung des Kapitalismus in Landwirtschaft und Industrie. Der Staat bevormundete weiterhin ganze Zweige der industriellen Produktion, wodurch letztere unter den Bedingungen der Marktkräfte keine selbständigen Wirtschaftstätigkeiten ausüben konnten. Auch die Militärindustrie operierte in ihrer Organisation und ihren Methoden nicht auf kapitalistischen, sondern auf halbfeudalen und feudalen Grundlagen. Die halbleibeigenen Produktionsverhältnisse auf dem Land blieben dominant. Die wirtschaftliche Lage des Landes verschlechterte sich stark, was zu Krisen im Lebensmittel- und Transportsektor führte.

1.2 Die politische Situation am Vorabend des Februars.

Bis 1917 wurde in Russland die absolute Monarchie in Ermangelung einer verfassungsmäßigen Ordnung, echter politischer Freiheiten, bewahrt. Das Land hat keine detaillierte soziale Struktur gebildet, die für entwickelte bürgerliche Staaten charakteristisch ist. Aus diesem Grund blieb die Unreife der politischen Bewegung, der politischen Parteien und der öffentlichen Organisationen bestehen. Der Adel blieb ein privilegierter Stand, dessen Stärke auf großen Landgütern beruhte. Die Bourgeoisie, einschließlich der Finanz- und Monopole, hatte keine vollen politischen Rechte und wurde vom Zarismus nur zur Teilnahme an der Staatsführung zugelassen.

In der Überzeugung, dass die zaristische Regierung der Aufgabe, den Krieg zu einem „siegreichen Ende“ zu bringen, nicht gewachsen sei, setzte sich die Bourgeoisie in Gestalt ihrer öffentlichen Organisationen das Ziel, eine Regierung zu schaffen, die die historischen Aufgaben der Bourgeoisie erfüllen würde . Zu diesem Zweck wurde zwischen verschiedenen Fraktionen der Staatsduma und dem Staatsrat eine Vereinbarung über die Bildung eines parlamentarischen Blocks ausgearbeitet.

Im August 1915 schlossen sich die meisten Duma-Abgeordneten – Kadetten, Oktobristen, andere Liberale, Mitglieder der rechtsnationalistischen Partei – im Progressiven Block zusammen, angeführt vom Führer der Kadetten P.N. Miljukow. Der Block forderte die Stärkung der Legalitätsprinzipien, die Reform des Zemstvo und der lokalen Verwaltung und vor allem die Schaffung eines "Ministeriums für öffentliches Vertrauen" (eine Regierung von Persönlichkeiten, die liberal-bürgerlichen Kreisen nahe stehen).

Der Zar war überzeugt, dass nur die Monarchie das Vertrauen der Menschen genieße und die großen Aufgaben des Weltkrieges lösen könne. Nikolaus II. fühlte einen Eingriff in seine Rechte und begann, Würdenträger des Wachregiments in die Regierung zu ernennen und Minister zu entfernen, die geneigt waren, der Duma Zugeständnisse zu machen. Es gab einen "ministeriellen Bockspringen": für 1915-1916. vier Ministerratsvorsitzende, vier Kriegsminister, sechs Innenminister, vier Justizminister wurden ersetzt.

Der Zar, der an der Front stand, vertraute seinem inneren Kreis immer weniger und vertraute Kaiserin Alexandra Feodorovna wichtige Staatsangelegenheiten an. Rasputin gewann in dieser Zeit immer mehr an Einfluss. In der Gesellschaft verbreiteten sich düstere Gerüchte über die deutschen Sympathien der Kaiserin - einer geborenen deutschen Prinzessin -, dass Regierung und Kommando vollständig unter die Herrschaft von Rasputin und anderen "dunklen Mächten" fielen. Miljukow sprach im November 1916 in der Duma mit donnernder Kritik an der Regierung und beendete sie mit rhetorischen Fragen: "Was ist das - Dummheit oder Verrat?"

Liberal-bürgerliche Kreise waren zutiefst davon überzeugt, dass das zaristische Gefolge und die Bürokratie durch ihre ungeschickte Führung das Land in Richtung Revolution drängten. Sie selbst brachten diese Revolution jedoch unwissentlich näher, indem sie die Regierung öffentlich kritisierten. In dem Versuch, die Behörden zu „vernunft“ zu bringen, begannen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, auf außerparlamentarische, illegale Methoden zurückzugreifen: Im Dezember 1916 griffen hochrangige Verschwörer, angeführt von einer prominenten rechten Persönlichkeit, V.M. Purischkewitsch tötete Rasputin. Zur gleichen Zeit entwickelten Gutschkow und ihm nahestehende Generäle einen Plan für einen Militärputsch: Er sollte den Zug des Zaren beschlagnahmen und Nikolaus II. zwingen, eine Abdankung zugunsten von Alexeis Erbe unter der Regentschaft, dem Bruder von Zar Michail, zu unterschreiben Alexandrowitsch. Unterdessen wuchs hinter den Mauern der Duma und der Salons der High Society eine Massenbewegung. Immer häufiger kam es zu Streiks und Unruhen auf dem Land, es kam zu Fällen von Ungehorsam der Truppen, die Antikriegspropaganda der Bolschewiki fand immer mehr Anhänger.

So führten wirtschaftliche Verwüstungen und Niederlagen an der Front zu einer sich verschärfenden Krise des Zarismus, einer Verschärfung der Beziehungen zwischen der Regierung und der Staatsduma. All dies, zusammen mit der revolutionären Bewegung, bestimmte die Isolation des russischen Kaisers und beraubte ihn vollständig seiner gesellschaftspolitischen Unterstützung.

1.3 Soziale Voraussetzungen für die Revolution.

Das Ausmaß der drängenden und teilweise überreif gewordenen Probleme war unterschiedlich, die Ziele und Ideale des Kampfes wurden unterschiedlich gesehen, die Methoden und Mittel zu ihrer Erreichung teilweise gegensätzlich eingesetzt. Im Allgemeinen hat der „Blumenstrauß“ der Widersprüche die Aktivität der unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten erhöht und insgesamt eine riesige Flutwelle sozialer Ungeduld ausgelöst. Der Krieg mit seiner Mobilisierung setzte die breiten Volksmassen in Bewegung. Die politische Rechtlosigkeit der Massen trieb sie auch zu regierungsfeindlichen Protesten.

Bei all der Vielfalt gereifter sozialer und anderer Konflikte ragten einige von ihnen heraus und schufen besonders breite Ströme sozialer Aktivität.

Die wichtigste für Russland blieb allen Berichten zufolge die Agrarfrage, um deren Lösung sich die agrarisch-bäuerliche Revolution entfaltete. Sie hatte ihre eigenen „Akteure“, ihre eigenen spezifischen gesellschaftlichen Interessen, politischen Organisationen (die Landfrage wurde in den Programmdokumenten der meisten Parteien behandelt, vor allem aber die populistische, sozialrevolutionäre Richtung), Ideologie und Ideale (verankert in bäuerlichen Mandaten). . Die Intensität der Bauernaufstände bestimmte schließlich die Temperatur der oppositionellen Stimmungen im Land.

Mit der Industrialisierung des Landes, dem organisatorischen und ideologischen Zusammenschluss von Arbeitern, die sich auf die ärmsten Schichten stützten, Arbeiter auf dem Land anstellten, formte sich ein Strom von proletarisch-armen Menschen als relativ unabhängiger Strom.

Die aus dem Kampf zahlreicher ethnischer Gruppen um ihre politischen, wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Rechte gespeiste nationale Befreiungsbewegung brach ebenso schnell durch ihre Bahnen.

In den Kriegsjahren bildete sich eine Antikriegsbewegung, an der sich Vertreter verschiedener Bevölkerungsgruppen beteiligten.

Die aktivste, offensivste organisierte Masse (soweit dies in einer Atmosphäre der Autokratie, der Reaktion nach der Unterdrückung der ersten Revolution möglich war), die die „Säfte“ paralleler oppositioneller und revolutionärer Bewegungen aufnahm, war eine vereinte soziale Bewegung unter dem Banner der Demokratisierung, des politischen Regimewechsels, der Errichtung einer verfassungsmäßigen Ordnung. Es war am weitesten fortgeschritten in Bezug auf den Grad der realen Eroberungen (Anfänge einer Verfassung und des Parlamentarismus, Stärkung der Zemstvos und Stadtdumas), der theoretischen Begründung, der Präsenz nationaler Führer (hauptsächlich in der Ersten bis Vierten Duma vertreten). .

Die wirtschaftliche und politische Krise verstärkte die soziale Unzufriedenheit der unteren Schichten weiter. Die Reallöhne während der Kriegsjahre (unter Berücksichtigung steigender Preise) betrugen 80-85 % des Vorkriegsniveaus. Der Arbeitstag war zehn Stunden lang. Ab 1915 machte sich die Streikbewegung der Arbeiter in den Städten und Industriezentren bemerkbar: 1915 - 0,6 Mio. Menschen, 1916 - 1,2 Mio. Die Hauptform des Klassenkampfes in diesen Jahren waren Wirtschaftsstreiks. Desertion und Verbrüderung nahmen in der Armee zu. Bis 1917 trat die Bauernschaft in den Kampf für die Umwandlung aller Arten von Grundeigentum ein. Die Zahl der Bauernaufstände (in 280 Bezirken) betrug 1915 177, 1916 - 290.

So schuf die Kombination verschiedener Bewegungstypen die Möglichkeit einer einmaligen Aktivierung, eines einmaligen Ausbruchs akkumulierter sozialer Aktivität.

Ungelöste soziale Widersprüche, Niederlagen bereits im zweiten Krieg und ein Jahrzehnt des Funktionierens der Institution der legalen politischen Opposition in Russland mit ihren inhärenten Instrumenten zur Beeinflussung der Massen - der Presse, der Duma-Abteilung - haben ihre Arbeit getan. Die aktuelle Situation erklärt sowohl die Ursache der Revolution, die im Februar 1917 begann, als auch die besonderen Umstände, die zum Ausbruch der Unzufriedenheit in der Bevölkerung führten. Es führt auch zum Verständnis eines allgemeineren Problems – des Ausmaßes der „Überhitzung“ der Gesellschaft durch soziale Unzufriedenheit, bei der nur ein Vorwand benötigt wurde, um einen revolutionären Zusammenbruch einzuleiten.

Kapitel II . Ereignisse der Februarrevolution 1917.

2.1 Beginn und Verlauf der Revolution.

Alle Fragen blieben nach 1905-1907. ungelöste - die Agrar-, Arbeiter-, nationale Machtfrage - traten in den Jahren der schweren politischen und militärischen Krise an die Oberfläche und führten zur zweiten Revolution in Rußland, die wie die erste einen bürgerlich-demokratischen Charakter trug. Es löste die Probleme des Sturzes der Autokratie, öffnete den Weg für die Entwicklung des Kapitalismus in Landwirtschaft und Industrie, die Einführung einer verfassungsmäßigen Ordnung, die Gewährleistung der politischen Freiheiten der Bürger und die Beseitigung der nationalen Unterdrückung.

Der Februar-März-Coup war flüchtig im Tempo, extrem breit in Bezug auf die Zusammensetzung der Teilnehmer am revolutionären Aufstand, spontan, chaotisch in Bezug auf das Volumen der zu lösenden vorrangigen Aufgaben, großstädtisch in Bezug auf die Art der Transformationen (Change der Zentralgewalt).

Die beginnende Revolution war von ihren ersten Akten an durch ein wichtiges Merkmal gekennzeichnet, das darin bestand, dass es keinen organisierten, geschlossenen Widerstand gab. Keine einzige soziale Gruppe, keine einzige Region des Landes trat offen unter das Banner der Konterrevolution. Anhänger des gestürzten Regimes traten in den Schatten und spielten in Zukunft keine nennenswerte Rolle mehr im politischen Kampf. Eine solche anfängliche Leichtigkeit des Sieges bis an die Grenzen erweiterte die Grenzen möglicher Transformationen.

In der zweiten Februarhälfte 1917 hatte sich die Lebensmittelversorgung der Hauptstadt erheblich verschlechtert. Entlang der Straßen von Petrograd (wie St. Petersburg seit 1914 genannt wurde) erstreckten sich „Schwänze“ - Warteschlangen für Brot. Die Lage in der Stadt spitzte sich zu. Am 18. Februar trat das größte Putilov-Werk in den Streik; Er wurde von anderen Unternehmen unterstützt. Am 23. Februar (nach dem neuen Stil - 8. März) organisierten die Bolschewiki Streiks und Kundgebungen zu Ehren des Internationalen Frauentages. Die Bolschewiki und Vertreter anderer revolutionärer demokratischer Parteien und Gruppen führten die Ursachen für Arbeitslosigkeit und Ernährungsprobleme auf die Gleichgültigkeit der Behörden gegenüber den Bedürfnissen des Volkes zurück und riefen zum Kampf gegen den Zarismus auf. Der Appell wurde aufgegriffen – Streiks und Demonstrationen entfalteten sich mit unwiderstehlicher Wucht. Am 23. Februar gingen 128.000 Arbeiter und Arbeiterinnen von Petrograd auf die Straße. Ein Aufstand brach aus und markierte den Beginn der Februarrevolution von 1917.

Am 24. Februar begann das Ausmaß der Streiks und Streiks in der Hauptstadt schnell zuzunehmen. An diesem Tag traten 214.000 Arbeiter in den Streik. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei und den Einheiten der in Petrograd stationierten Reserveregimenter, die sie unterstützten. Am 25. Februar entwickelte sich die Bewegung zu einem Generalstreik unter den Parolen: „Brot, Frieden, Freiheit!“. Daran nahmen 305.000 Arbeiter teil. An diesem Tag kam es zum ersten Mal zu einer teilweisen Verbrüderung der Truppen mit den Aufständischen und zum Übergang einzelner Militäreinheiten auf ihre Seite.

Die Behörden bewerteten alles, was passierte, als gewöhnliche Ausschreitungen und zeigten keine besondere Besorgnis. Aber am 26. Februar fingen sie an und gingen zu aktiveren Aktionen über: In einer Reihe von Stadtteilen schossen Polizei und Truppen auf Demonstranten. Mitglieder des Petrograder bolschewistischen Komitees wurden festgenommen. Doch die Hinrichtungen der Demonstranten heizten die Lage noch mehr an.

Am 27. Februar kam es zu einer entscheidenden Wende im Lauf der Ereignisse: Die Soldaten der Reservebataillone der in Petrograd stationierten Wachregimenter, unter denen sich viele Rekruten befanden, sowie verwundete Soldaten, die von der Front zurückkehrten, begannen in Massen zu gehen auf die Seite der revolutionären Arbeiter. Aus dem Streik wurde ein bewaffneter Aufstand. Und am Ende des 27. Februar und besonders am 28. Februar nahm der Aufstand der Arbeiter und Soldaten in Petrograd einen allgemeinen Charakter an. 385.000 Streikende, vereint mit den Soldaten der Petrograder Garnison, eroberten das Arsenal und die Hauptartilleriedirektion. Nachdem sie sich bewaffnet hatten, befreiten die Rebellen die Gefangenen aus den Gefängnissen, nachdem sie praktisch die gesamte Stadt erobert hatten. Am 1. März legten die Reste der regierungstreuen Truppen ihre Waffen nieder.

So ereigneten sich die revolutionären Ereignisse in Petrograd im Februar 1917 aufgrund der äußerst schwierigen wirtschaftlichen Lage des Landes, die durch den Krieg verursacht wurde, und der fehlenden Bereitschaft, dringende Maßnahmen zur Stabilisierung der Situation zu ergreifen. Eine langwierige Regierungskrise, der Zusammenbruch der Zentral- und Kommunalverwaltung in einer Zeit kolossaler Kräfteanstrengung und gleichzeitig der hartnäckige Widerwille der Autokratie und des Staatsapparats, die Regierung des Landes mit den gemäßigten Kräften der russischen Gesellschaft zu teilen - so war die Situation im Land Ende Februar 1917.

Der Sieg des Februaraufstands brachte radikale Veränderungen in der gesellschaftspolitischen Lage des Landes. Ihr Hauptergebnis war, dass „die Entwicklung einer revolutionären Stimmung im Proletariat solche Formen annahm, dass es nicht mehr möglich war, sie zu bekämpfen, ohne die Unterstützung der Streitkräfte zu haben, die sich verunsichert weigerten, der Staatsduma und der Provisorischen Partei zu gehorchen Regierung."

Kapitel III . Veränderungen der Gesellschafts- und Staatsordnung nach der Februarrevolution 1917.

3.1 Der Untergang der Romanow-Dynastie.

Der siegreiche Aufstand in der Hauptstadt hat die Berechnungen der Führer der liberalen Gemeinschaft über den Haufen geworfen. Sie versuchten überhaupt nicht, die Monarchie zu zerstören, da sie erkannten, dass der Fall der traditionellen Staatlichkeit die Ordnung untergraben und Volksaufstände verursachen würde. Die Führer der Duma wollten sich darauf beschränken, ein "verantwortliches Ministerium" (dh eine von der Duma ernannte Regierung) einzuführen, aber die Stimmung der Massen zeigte deutlich, dass eine solche Maßnahme nicht mehr ausreichte.

Es stellte sich die Frage nach der Abdankung von Nikolaus II.; Dafür haben sich alle Frontkommandanten ausgesprochen. In der Nacht vom 2. auf den 3. März unterzeichnete der Zar ein Manifest zur Abdankung für sich und Alexei zugunsten von Michail Alexandrowitsch und erklärte, dass er seinen Sohn nicht gefährden wolle. Damit wurde gegen das Thronfolgegesetz verstoßen, wonach jedes Mitglied der königlichen Familie nur für sich selbst abdanken konnte, und es wurde künftig möglich, einen solchen Verzicht für ungültig zu erklären. Aber dieser Akt war zu spät: Michael wagte es nicht, Kaiser zu werden, und erklärte, dass die Machtfrage von der verfassungsgebenden Versammlung entschieden werden sollte.

Mit der Abdankung von Nikolaus II. hörte das im April 1906 in Russland entstandene Rechtssystem auf zu existieren. Kein anderes Rechtssystem wurde geschaffen, um die Aktivitäten des Staates und seine Beziehung zur Gesellschaft zu regeln.

Der Sturz der Autokratie legte die ganze Tiefe der gesellschaftspolitischen Widersprüche im Land offen. Hauptsächlich negative Ergebnisse der Sturz der Autokratie durch die Februarrevolution in Russland betrachtet werden kann:

1. Der Übergang von der evolutionären Entwicklung der Gesellschaft zu einer Entwicklung entlang eines revolutionären Weges, der zwangsläufig zu einer Zunahme der Gewaltverbrechen gegen die Person und der Verletzung von Eigentumsrechten in der Gesellschaft führte.

2. Eine erhebliche Schwächung der Armee (infolge der revolutionären Agitation in der Armee und des „Befehls Nr. 1“), ein Rückgang ihrer Kampfkraft und infolgedessen ein wirkungsloser weiterer Kampf an den Fronten der Ersten Welt Krieg.

3. Destabilisierung der Gesellschaft, die zu einer tiefen Spaltung der bestehenden Zivilgesellschaft in Russland führte. Infolgedessen kam es zu einer starken Zunahme von Klassenwidersprüchen in der Gesellschaft, deren Zunahme im Jahr 1917 zur Übergabe der Macht in die Hände radikaler Kräfte führte, was letztendlich als Beginn des Bürgerkriegs in Russland diente.

Chef ein positives Ergebnis Die Februarrevolution in Russland kann als kurzfristige Konsolidierung der Gesellschaft infolge der Verabschiedung einer Reihe demokratischer Gesetzgebungsakte und als echte Chance für die Gesellschaft angesehen werden, auf der Grundlage dieser Konsolidierung viele langjährige Widersprüche zu lösen die gesellschaftliche Entwicklung des Landes. Wie die späteren Ereignisse jedoch zeigten, konnten die Führer des Landes, die infolge der Februarrevolution an die Macht kamen, diese realen Chancen nicht nutzen.

So bedeutete die Ankündigung von zwei Abdankungen auf einmal den endgültigen Sieg der Revolution - so unerwartet wie ihr Beginn. Die Monarchie in Russland fiel, und ihre letzten Vertreter starben ein Jahr später: Nikolai und seine Familie wurden nach Sibirien gebracht und am 17. Juli 1918 in Jekaterinburg erschossen, während Mikhail, der nach Perm verbannt wurde, von einheimischen Arbeitern getötet wurde.

3.2 Bildung einer Doppelherrschaft.

Von den allerersten Schritten der Revolution an zeigte sich eine tiefe Spaltung zwischen den Kräften, die sich dem alten Regime widersetzten. Die Interessen der „qualifizierten Öffentlichkeit“, die die Mehrheit der Duma-Abgeordneten wählte, wurden vertreten Provisorischer Ausschuss der Staatsduma, gegründet am 27. Februar unter der Führung des Duma-Vorsitzenden M.V. Rodsjanko. Am selben Tag, Seite an Seite mit dem Komitee (in den benachbarten Sälen des Taurischen Palastes, der Residenz der Duma), Petrograder Sowjet- ein Gremium, das die Interessen der Massen widerspiegelt. Zunächst wurden die Widersprüche zwischen den beiden Machtzentren ausgeglichen: Die Mehrheit im Sowjet waren Sozialrevolutionäre und Menschewiki, und sie standen für die Zusammenarbeit mit liberal-bürgerlichen Kreisen.

Am 2. März wurde im Einvernehmen mit dem Petrograder Sowjet das Provisorische Komitee der Staatsduma geschaffen Regierung, genannt Vorübergehend, Weil bis zur Einberufung der Verfassunggebenden Versammlung bestehen sollte. Bei diesem Treffen von Vertretern aller Regionen Russlands sollten die wichtigsten Fragen der gesellschaftspolitischen Struktur des Landes, einschließlich der Frage der Regierungsform, gelöst werden.

Die am 3. März verkündete Erklärung der Provisorischen Regierung enthielt ein Programm vorrangiger Reformen. Sie erklärte eine Amnestie für politische Gefangene, proklamierte Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit und hob nationale und religiöse Beschränkungen auf. Die Erklärung sprach von der bevorstehenden Einberufung der Konstituierenden Versammlung und den Wahlen zu den Organen der örtlichen Selbstverwaltung, dem Versäumnis, Truppen der revolutionären Petrograder Garnison an die Front zu schicken, der Gewährung von Bürgerrechten für Soldaten und der Ersetzung der Polizei durch die Volksmiliz. Die Umsetzung dieses Programms brachte das Land weit auf den Weg des Konstitutionalismus und der Demokratie.

Gleichzeitig mit dem von der Provisorischen Regierung geschaffenen System der Staatsverwaltung sowohl im Zentrum als auch in den Ortschaften breiteten sich Sowjets verschiedener Ebenen in ganz Russland aus. Unter ihnen dominierten die Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten. In ländlichen Gebieten begannen sich bald Sowjets der Bauerndeputierten zu bilden.

In den Februartagen übernahmen tatsächlich die Sowjets die Macht. Sie waren in der Lage, Fabriken zu errichten, zu transportieren, Zeitungen herauszubringen, Banditentum und Spekulation zu bekämpfen und Ordnung in der Stadt herzustellen. Bereits im März 1917 stieg die Zahl der Ortssowjets auf 600. Die Exekutivkomitees der Ortssowjets waren dem Exekutivkomitee der Petrosowjets unterstellt.

Formal und rechtlich lag die Staatsgewalt jedoch in den Händen der Provisorischen Regierung. Er führte Ernennungen durch, erließ Dekrete und Berufungen, die mit Unterstützung des Rates Gesetzeskraft erlangten. Sonst würde die Regierung den Halt verlieren. Die sozialrevolutionär-menschewistische Führung der Petrosowjets versuchte, dies zu verhindern und sich die volle Unterstützung der Regierung zu sichern.

Im Allgemeinen hat dies eine einzigartige Situation im Land geschaffen. Doppelte Macht der Provisorischen Regierung einerseits und der Sowjets andererseits, die von Anfang März bis Anfang Juli 1917 dauerte.

Als Hauptaufgabe der Provisorischen Regierung wurde die Vorbereitung der Abhaltung der Konstituierenden Versammlung erklärt, die die Form der Staatsstruktur des neuen Russland bestimmen sollte, und dementsprechend basierten alle ihre Aktivitäten auf den Prinzipien der "Verzögerung". Entscheidungen". In einer Atmosphäre der Doppelmacht war dies eine erhebliche Bedrohung für die Entwicklung der russischen Staatlichkeit nach dem Zusammenbruch der Monarchie.

Das Hauptproblem, das einer sofortigen Lösung bedurfte, war das Problem der Fortsetzung des blutigen Krieges. Die Regierung von G.E. Lvov, der Russlands Loyalität gegenüber der alliierten Pflicht und seine weitere Teilnahme am Krieg auf Seiten der Entente verkündete (Note von Miljukow vom 18. April 1917), löste eine gewaltige Welle der Empörung aus.

Die politische Lage im Land wurde destabilisiert. Linke Kräfte, vor allem Vertreter der revolutionären Demokratie in den Sowjets, forderten von der Regierung sofortige Reformen und Frieden „ohne Annexionen und Entschädigungen“. Kurz zuvor, am 3. April, kehrte der Führer der Bolschewiki, W. I., aus dem Exil nach Petrograd zurück. Lenin. Er stellte die Losung von der Entwicklung der „bürgerlich-demokratischen Revolution zu einer sozialistischen“. Unter seiner Führung drängten die Bolschewiki die Sowjets, die Macht in ihre eigenen Hände zu nehmen und eine wirklich revolutionäre demokratische Regierung zu schaffen.

Die Krise im April zwang P.N. Miljukow und A.I. Gutschkow, der die Schwäche der gesellschaftspolitischen Basis der Provisorischen Regierung aufdeckte und am 5. Mai 1917 zur Bildung ihrer ersten Koalitionszusammensetzung führte. Der neuen Regierung gehörten 6 Sozialisten an, darunter der Führer der Sozialrevolutionäre V.M. Tschernow, Führer der Menschewiki I.G. Zereteli. Kerensky übernahm das Amt des Militär- und Marineministers. Trotzdem gelang es nicht, die Lage zu stabilisieren. Die ungelösten Arbeits- und Agrarfragen im Land sowie die Verschärfung des nationalen Separatismus in den Außenbezirken des ehemaligen Reiches schwächten die Position des Kabinetts, das immer noch von G.E. Lemberg. Die erste Koalitionsregierung dauerte etwa zwei Monate (bis zum 2. Juli). Im Juni kam es zu einer politischen Krise, die mit einem Streik von Arbeitern aus 29 Fabriken in Petrograd einherging.

Die Bolschewiki mit ihren einfachen, zugänglichen Parolen erhöhten ihren Einfluss unter den Massen merklich. Auf dem Ersten Sowjetkongress im Juni 1917 erklärte Lenin offen, dass seine Partei bereit sei, sofort die volle Macht zu übernehmen. Dies wurde durch mächtige Demonstrationen zur Unterstützung der Sowjets verstärkt, in denen die Bolschewiki zu diesem Zeitpunkt allmählich zu dominieren begannen.

Infolgedessen stand Russland im Sommer 1917 vor der Wahl: entweder die Konstituierende Versammlung, die von der Provisorischen Regierung vorbereitet wurde, oder die Sowjets. Die Juli-Krise brach am 2. Juli mit dem Rückzug der Kadetten aus der Regierung aus Protest gegen Zugeständnisse an die ukrainischen „Separatisten“ aus. Es wurde am 3. und 4. Juli äußerst akut, als Tausende von bewaffneten Demonstrationen von Soldaten, Matrosen und Arbeitern in der Hauptstadt stattfanden, um Druck auf das Allrussische Zentrale Exekutivkomitee auszuüben, eine Sowjetregierung zu bilden. Das Allrussische Zentralexekutivkomitee erklärte die Demonstration jedoch zur „bolschewistischen Verschwörung“ und wies die Forderungen der Massen zurück. Der Oberbefehlshaber des Militärbezirks Petrograd befahl den Junkern und Kosaken, die Demonstranten zu zerstreuen. Zu demselben Zweck trafen Truppen von 15-16.000 Menschen von der Nordfront ein. Dem Kommandanten der Baltischen Flotte wurde befohlen, Kriegsschiffe in die Hauptstadt zu schicken, aber er befolgte den Befehl nicht. Mitglieder konterrevolutionärer Organisationen schossen auf die Demonstranten. 56 Menschen wurden getötet und 650 verletzt. Petrograd wurde unter Kriegsrecht erklärt. Die Verhaftungen der Bolschewiki, die Entwaffnung der Arbeiter, die Auflösung der „rebellischen“ Militäreinheiten begannen. Am 6. Juli befahl Kerensky die Verhaftung von V.I. Lenin, dem die Flucht gelang. Er wurde sowohl der Organisation eines „bewaffneten Aufstands“ als auch der Spionage zugunsten Deutschlands beschuldigt. Gleichzeitig erkannten die Führer des Allrussischen Zentralen Exekutivkomitees der Provisorischen Regierung "unbegrenzte Befugnisse und unbegrenzte Macht" zu.

Somit endete die Doppelherrschaft mit der Niederlage der Sowjets. Sie war das Hauptmerkmal der bürgerlich-demokratischen Februarrevolution.

Die Abdankung Nikolaus II. vom Thron schuf ein politisches Machtvakuum, in das sich viele politische Parteien und Bewegungen ergossen. Der Kampf um die Macht wurde zu einem der Hauptmerkmale der politischen Entwicklung Russlands im Jahr 1917.

Gleichzeitig bestimmten der rasche Zusammenbruch des alten politischen Systems und die Unfähigkeit der neuen politischen Kräfte, eine effektive öffentliche Verwaltung aufzubauen, den Zusammenbruch eines einzigen zentralisierten Staates. Diese beiden Trends waren 1917 führend in der politischen Entwicklung des Landes.

3.3 Änderungen in den Aktivitäten der politischen Parteien.

Die Rivalität zwischen der Provisorischen Regierung und den Sowjets spiegelte den Kampf zwischen den wichtigsten politischen Parteien wider: den Kadetten, den Menschewiki, den Sozialrevolutionären und den Bolschewiki.

Menschewiki betrachtete die Februarrevolution als eine volks-, volks- und klassenübergreifende Revolution. Daher war ihre wichtigste politische Linie in der Entwicklung der Ereignisse nach dem Februar die Schaffung einer Regierung auf der Grundlage einer Koalition von Kräften, die nicht an der Wiederherstellung der Monarchie interessiert waren.

Ähnlich waren die Ansichten über das Wesen und die Aufgaben der Revolution richtige SRs(A.F. Kerensky, N.D. Avksentiev) sowie der Führer der Partei, der zentristische Positionen besetzte, V. Chernov. Der Februar ist ihrer Meinung nach der Höhepunkt des revolutionären Prozesses und der Befreiungsbewegung in Russland. Sie sahen das Wesen der Revolution in Russland darin, eine bürgerliche Einigung, die Versöhnung aller Gesellschaftsschichten und vor allem die Versöhnung der Unterstützer von Krieg und Revolution zu erreichen, um ein Programm sozialer Reformen umzusetzen.

Die Lage war anders. linke SRs, sein Anführer M.A. Spiridonova, die glaubte, dass der volksdemokratische Februar in Russland den Beginn der politischen und sozialen Weltrevolution markierte.

Diese Position stand 1917 der radikalsten Partei Russlands nahe - Bolschewiki. In Anerkennung des bürgerlich-demokratischen Charakters der Februarrevolution sahen sie das enorme revolutionäre Potential der Volksmassen, die enormen Möglichkeiten, die sich aus der Hegemonie des Proletariats in der Revolution ergeben. Deshalb betrachteten sie den Februar 1917 als die erste Etappe des Kampfes und stellten sich die Aufgabe, die Massen auf die sozialistische Revolution vorzubereiten. Diese Position, formuliert von V.I. Lenin, wurde nicht von allen Bolschewiki geteilt, aber nach der VII. (April) Konferenz der Bolschewistischen Partei wurde sie zur allgemeinen Richtung ihrer Tätigkeit. Die Aufgabe bestand darin, die Massen durch Agitation und Propaganda auf ihre Seite zu ziehen. In der Zeit von April bis Juli 1917 hielten die Bolschewiki einen friedlichen Weg zur Durchführung der sozialistischen Revolution für möglich, doch die sich im Juli ändernde politische Lage im Land lenkte ihre Taktik um: Es wurde Kurs auf einen bewaffneten Aufstand genommen.

Nicht ohne Interesse in dieser Hinsicht ist der Standpunkt zur Februarrevolution von L.D. Trotzki - eine prominente politische Figur im revolutionären Russland. Er betrachtete die Februarrevolution als eine Episode auf dem Weg zur Diktatur des Proletariats.

So sahen die politischen Positionen einzelner Parteien im Februar 1917 zweideutig aus. Die gemäßigtsten – die Kadetten, Menschewiki und Sozialrevolutionäre – nahmen in ihren theoretischen Ansichten zentristische Positionen ein, und in der Politik neigten sie zu Kompromissen mit den Kadetten. Die linksradikale Flanke wurde von den Sozialrevolutionären, den Bolschewiki, Trotzki und seinen Anhängern besetzt.

Fazit

Die zweite bürgerlich-demokratische Revolution in der Geschichte Russlands endete mit einem Sieg. Beginnend in Petrograd gewann die Revolution am 1. März in Moskau und wurde dann im ganzen Land unterstützt. Nach dem Sieg der Februarrevolution wurde Russland zu einem der demokratischsten Länder Europas. Die wichtigste politische Machtfrage erhielt im Laufe der Revolution jedoch keine vollständige Lösung. Die Bildung einer Doppelmacht hat die russische Gesellschaft nicht gefestigt, sondern noch mehr gespalten. All dies führte zusammen mit der Verzögerung bei der Lösung der Hauptaufgaben der bürgerlich-demokratischen Transformationen zu einer Vertiefung des revolutionären Prozesses in der Zeit nach dem Februar.

Der Februar 1917 zog einen Schlussstrich unter die Geschichte der Romanow-Dynastie. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie eröffnete sich zum ersten Mal in der russischen Geschichte die Möglichkeit, an die Macht zu kommen, für alle politischen Klassen, Parteien und ihre politischen Führer. Die Februarrevolution von 1917 eröffnete in Russland gewissermaßen den Bürgerkriegszustand nicht im militärischen, sondern im gesellschaftspolitischen Sinne, d.h. Kampf um politische Macht zwischen Parteien und Klassen.

Waren also die bolschewistische Revolution und der Bürgerkrieg unvermeidlich? Der Februar gab den Völkern Russlands eine Chance für eine friedliche Entwicklung auf dem Weg der Reformen, aber aus vielen Gründen: der mangelnde Wille und die Unfähigkeit der Provisorischen Regierung und der hinter ihr stehenden Klassen, die Aufgaben der bürgerlich-demokratischen Revolution zu lösen, die Weigerung der Petrograder Sowjet und die darin mehrheitlich vertretenen Parteien, von der faktisch übernommenen Staatsmacht schließlich das Fehlen jeglicher Tradition der politischen Demokratie in allen Bereichen der Gesellschaft und der obsessive Glaube an Gewalt als Mittel zur Lösung aller Probleme - dies Zufall blieb ungenutzt.

1. Wie wirkte sich der Krieg auf die sozioökonomische Situation des Landes, die Theorie und Praxis der führenden politischen Parteien und die Ausrichtung der politischen Kräfte aus?

Die Industrie Russlands reorganisierte sich ziemlich schnell militärisch. Es wurde ein System von Sonderkonferenzen geschaffen (Organisationen zur Mobilisierung aller Ressourcen für die Bedürfnisse der Front). Der Aufstieg der russischen Verteidigungsindustrie war einseitig. Dies geschah aufgrund eines Rückgangs der Produktion von Konsumgütern, was zu einem Anstieg der Preise für diese führte. Unterbrechungen in der Lebensmittelversorgung großer Städte führten zu einem neuen Phänomen - es entstanden Warteschlangen, die zu einer Art politischer Clubs wurden (laut Polizeiberichten). Inflation. Die Regierung führte eine verbindliche Norm für die Lieferung von Brot an den Staat ein - eine Überschussschätzung (der Bauer hatte es nicht eilig, Brot auf den Markt zu bringen). Der Krieg veränderte die Psychologie der Menschen. Große Opfer. Wer braucht sie? Wut, Hass auf diejenigen, die das Kriegsgemetzel fortsetzten.

Soziale Instabilität, die Bewegung großer Menschenmassen, die von ihrem gewohnten Leben abgeschnitten sind, die Bevölkerung ist panischen, unvorhersehbaren Aktionen ausgesetzt. Kriegsmüdigkeit, unbestimmte Besorgnis, Hungerangst, Ärger über die Obrigkeit häuften sich und machten sich bemerkbar.

Der Krieg führte zu Anpassungen der Aktivitäten der Parteien. Liberale und Monarchisten gründeten öffentliche Organisationen, um der Front zu helfen. Die Niederlagen von 1915 führten zu Enttäuschungen. Es gab eine Idee - Verrat! Die Kadetten brachten die Idee vor, eine Regierung des Vertrauens der Menschen zu schaffen. Die meisten Duma-Fraktionen schlossen sich dieser Idee an, mit Ausnahme der extremen Rechten und Linken. Eine parteiübergreifende Koalition, der Progressive Block, wird geschaffen.

Parlamentarischer Angriff auf die Regierung - eine Rede des Kadettenführers Miljukow, die scharfe Kritik und die wiederholte Frage „Was ist das? Dummheit oder Verrat? Die Rede war ein voller Erfolg. Durch ihre Aktionen drängten die Liberalen die öffentliche Meinung auf die Idee der völligen Wertlosigkeit des Regimes.

Das Lager der Revolutionäre war in drei Strömungen (in Bezug auf den Krieg) geteilt - patriotisch (defensiv), zentristisch, defätistisch.

Verteidiger (Plechanow) - um das Vaterland zu verteidigen und alle revolutionären Aktionen zu verschieben.

Zentristen (Martov, Chernov) - der sofortige Friedensschluss aller kriegführenden Mächte.

Defätisten (Lenin) - für die Niederlage ihrer Regierung und die Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen Bürgerkrieg.

Die Zustimmung der Öffentlichkeit war dringend erforderlich, aber Nikolaus II. tat alles, um die Kluft zwischen Macht und Gesellschaft zu vertiefen. Als Oberbefehlshaber übernahm er die Verantwortung für die katastrophale Situation an der Front. Die Nähe zur königlichen Familie von Rasputin verstärkte die negative Haltung gegenüber der Monarchie, die göttliche Aura königlicher Macht verschwand schnell.

2. Nennen Sie die Faktoren, die die Verschärfung der revolutionären Situation im Land im Jahr 1917 beeinflusst haben.

Grundlegende Klassenwidersprüche objektiver Natur

Die Erhaltung des Grundeigentums, die Verarmung der vielen Millionen Bauern im Zusammenhang mit der ungelösten Agrarfrage.

Mangelnde soziale Anpassung der Bevölkerung an die neuen Realitäten des Industriekapitalismus, Verschärfung der Widersprüche zwischen Arbeitern und kapitalistischen Industriellen.

Die Bildung einer nationalen bürgerlichen Elite ohne echte politische Macht in der Bourgeoisie; Mangel an entwickelten parlamentarischen Traditionen

Kontroversen vorübergehender Natur im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg

Fehler an der Front

Riesige Militärausgaben, kolossale Staatsverschuldung

Soziale Not (Verwüstung, Hungersnot, Tod vieler Soldaten)

Wachsende Ungleichgewichte in der wirtschaftlichen Entwicklung

Verkehrsunterbrechung, Niedergang von Landwirtschaft und Industrie

Zunehmende liberale Kritik an der zaristischen Regierung sowie eine starke Zunahme feindseliger Propaganda aus Deutschland

Lähmung der zaristischen Macht vor dem Hintergrund der Aktivierung revolutionärer Kräfte in Armee und Gesellschaft

Gründe für den starken Anstieg der Massenunzufriedenheit im Februar-Oktober 1917

Der Zusammenbruch traditioneller Macht- und Kontrollstrukturen von oben nach unten

Echte Multikompetenz in der Mitte und in den Regionen

Stärkung der Ambitionen der Führer politischer und nationaler Bewegungen

Fortsetzung des Krieges und damit verbundene soziale Entbehrungen

Disziplinverlust in der Armee und militärische Niederlagen im Juni 1917

Verschlechterung des Lebensstandards der Bevölkerung (seit Sommer 1917)

Der Zusammenbruch der relativen gesellschaftspolitischen Konsolidierung der russischen Gesellschaft

Populismus radikaler politischer Führer

Verzögerung der sozioökonomischen Reformen bis zur Einberufung der verfassungsgebenden Versammlung

3. War die soziale Explosion im Februar 1917 zufällig oder natürlich?

Natürlich. Um die tiefste Machtkrise zu überwinden, nahmen verschiedene politische Kräfte durch gewalttätige Formen des politischen Kampfes an. Im Land entstand eine brisante Situation, und es fehlte nur noch ein Anlass, der in den Augen der Öffentlichkeit moralisch positiv bewertet wurde: Im Februar 1917 wurden die Frauenproteste im Zusammenhang mit der erschwerten Versorgung Petrograds mit Brot zu einem solchen Anlass . Der Protest hatte zunächst kein politisches Ziel, fand aber Unterstützung in der Gesellschaft. Die Lebensmittelknappheit, die in der Hauptstadt auftrat, wurde hauptsächlich durch die Unfähigkeit verursacht, die Lebensmittelversorgung der Stadt zu organisieren. Endlose Warteschlangen, Gerüchte, dass das Essen noch schlechter sein wird - all dies führte zu spontanen Unzufriedenheitsaktionen. Erstmals wurde dieser Tage der Slogan „Brot“ ins Feld geführt. In politischer und staatlicher Hinsicht war der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Ereignisse die Einberufung der Staatsduma am 14. Februar 1917. Ihre Kritik an der bestehenden Regierung, dem Monarchen, insbesondere der Kaiserin, schuf einen günstigen Hintergrund für den Beginn der Streikbewegung. Das Dekret des Kaisers über die Auflösung der Staatsduma wandte sich in den Augen der Öffentlichkeit offiziell gegen den Zarismus und verlieh damit der Unzufriedenheit der Bevölkerung eine gewisse Legitimität. Die Arbeiterbewegung begann im Zusammenhang mit der Aussperrung der Putilow-Fabrik. Die Protestaktion der Putilow-Arbeiter entwickelte sich zu einem politischen Generalstreik. Die verzweifelte Lage der Bevölkerung führte zu einem lawinenartigen Wachstum der Bewegung. Unter dem Motto „Nieder mit dem Krieg“ begann er sich in Tausende von Demonstrationen zu ergießen. Bei allgemeiner Unzufriedenheit mit der Machtpolitik sind solche Reden in der Lage, heterogene politische Bewegungen, Parteien und politische Strömungen zu absorbieren, die mit unterschiedlichen politischen Aufgaben und Interessen zusammenkommen, weil sie ein Ziel haben - den Sturz der bestehenden politischen Macht . Es stellte sich heraus, dass die Gesellschaft von einer Idee erfasst wurde. Sie verfolgte ein einziges Ziel – den Sturz des verhassten und diskreditierten Rasputin-Nikolajew-Regimes. Wenn wir die Situation im Allgemeinen vom 24. bis 26. Februar 1917 bewerten, können wir sagen, dass in Petrograd Manifestationen einer Massenpsychose beobachtet wurden, die auf der Grundlage der drohenden Hungersnot und der Unmöglichkeit der Zentralregierung, sich zu widersetzen, entstanden sind harte Alternative zu revolutionären Aktionen mit Gewalt.

4. Beschreiben Sie die Zusammensetzung, die proklamierten Ziele, das Ausmaß der wirklichen Macht im Zentrum und an den Orten der Provisorischen Regierung und des Petrograder Sowjets.

provisorische Regierung

Verbindung(Kadetten, Oktobristen, Sozialrevolutionäre usw.)

Vorsitzender des Ministerrates und Innenminister - Prinz G.E. Lemberg. Außenminister - P.N. Miljukow. Minister für Krieg und Marine - A.I. Gutschkow. Eisenbahnminister - N.V. Nekrasov. Minister für Handel und Industrie - A.I. Konovalov. Finanzminister - M.I. Tereschtschenko. Bildungsminister - A.A. Manuilow. Hauptankläger der Heiligen Synode - V.N. Lemberg. Landwirtschaftsminister - A.I. Shingarev. Justizminister - A.F. Kerensky.

Ziele

· Vollständige und sofortige Amnestie für alle politischen und religiösen Fälle, einschließlich: Terroranschläge, Militäraufstände und Agrarverbrechen usw.

· Meinungs-, Presse-, Gewerkschafts-, Versammlungs- und Streikfreiheit mit Ausweitung der politischen Freiheiten auf das Militärpersonal innerhalb der durch die militärtechnischen Bedingungen erlaubten Grenzen.

· Aufhebung aller Klassen-, Religions- und Landesbeschränkungen.

· Sofortige Vorbereitungen für die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung auf der Grundlage allgemeiner, gleicher, geheimer und direkter Abstimmungen, die die Regierungsform und die Verfassung des Landes festlegen.

· Ersetzung der Polizei durch Volksmilizen mit gewählten Führern, die den lokalen Selbstverwaltungsorganen unterstellt sind.

· Wahlen zu Organen der lokalen Selbstverwaltung auf der Grundlage des allgemeinen, direkten, gleichen und geheimen Wahlrechts.

· Nichtabrüstung und Nichtabzug von Militäreinheiten aus Petrograd, die an der revolutionären Bewegung teilgenommen haben.

· Unter Beibehaltung strenger militärischer Disziplin in den Reihen und bei der Ableistung des Militärdienstes - Beseitigung aller Beschränkungen bei der Nutzung öffentlicher Rechte, die allen anderen Bürgern zustehen, für Soldaten.

Das Komitee besaß jedoch nicht die volle tatsächliche Macht, da die rebellischen Soldaten der Petrograder Garnison (170.000) und die Arbeiter dazu neigten, den Petrograder Sowjet zu unterstützen.

Petrosowjet

Verbindung(Sozialisten)

Mitglieder des Exekutivkomitees konnten nur Vertreter bestimmter sozialistischer Parteien sein. Die ursprüngliche Zusammensetzung des Exekutivkomitees umfasste 15 Personen. Führer: Vorsitzender - N. S. Chkheidze, Genossen des Vorsitzenden - Menschewik M. I. Skobelev und Sozialrevolutionär A. F. Kerensky (alle drei Mitglieder der IV. Staatsduma).

Ziele

· Verfolgung der Politik der Provisorischen Regierung

5. Beschreiben Sie die Innen- und Außenpolitik der Provisorischen Regierung nach ihrer Machtübernahme

In der Erklärung der Provisorischen Regierung vom 3. März 1917 wurden bürgerliche Freiheiten proklamiert, auf Militärpersonal ausgedehnt, eine Amnestie für politische Gefangene, die Aufhebung nationaler und religiöser Beschränkungen usw. Gleichzeitig wurde die Verhaftung von Nikolai I. eine Reihe hochrangiger Beamter und Generäle wurde sanktioniert. Am 4. März wurde eine Außerordentliche Untersuchungskommission eingesetzt, um ihre Handlungen zu untersuchen.

Durch Vereinbarung mit dem Petrograder Sowjet wurde eine radikale Demokratisierung der Armee vorangetrieben. Es wurde auf der Grundlage des Befehls Nr. 1 des Petrograder Sowjets im März 1917 für die Garnison des Petrograder Militärbezirks durchgeführt. Der Petrograder Sowjet beschloss, Soldatenkomitees in allen Divisionen, Einheiten und auf Schiffen zu wählen, einen Vertreter jeder Kompanie in den Rat der Arbeiterdeputierten zu wählen, betonte, dass Militäreinheiten in allen ihren politischen Reden dem Rat und seinen Komitees untergeordnet seien , und alle Befehle der Militärkommission der Staatsduma wurden nur in diesem Tee ausgeführt, wenn sie den Befehlen und Beschlüssen des Rates nicht widersprachen. Soldaten seien in den Reihen und bei der "Erledigung der Dienstpflichten" zu strenger militärischer Disziplin verpflichtet und dürften außerhalb des Dienstes nicht "in den Rechten beschnitten werden, die allen Bürgern zustehen". Befehl Nr. 1 schaffte die Titel von Offizieren ab, die keine Waffen ausgeben durften, die zur Verfügung standen und unter der Kontrolle von Kompanie- und Bataillonskomitees standen. Einer der Mitglieder des Petrograder Sowjets, I. Goldenberg, gab später zu, dass der Befehl Nr. 1 „kein Fehler, sondern eine Notwendigkeit“ sei, da „wir t::. dass, wenn die alte Armee nicht zerstört würde, sie die Revolution verbreiten würde.“

Obwohl der Befehl nur für die Truppen der Petrograder Garnison galt, verbreitete er sich in der aktiven Armee und im Hinterland, wodurch die Truppen zerfielen und ihre Kampffähigkeit abnahm. In der Armee wurde das militärische Feldinstitut der Kommissare abgeschafft, um die Tätigkeit der Offiziere zu kontrollieren, und etwa 150 Offiziere wurden in die Reserve versetzt, darunter 70 Divisionschefs. Per Dekret vom 1. Band schaffte die Regierung die Todesstrafe ab und richtete weitere revolutionäre Militärgerichte ein.

Die provisorische Regierung glaubte, dass grundlegende Reformen in allen Lebensbereichen des Landes erst nach der Wahl der Verfassungsgebenden Versammlung möglich seien. Daher beschränkte es sich auf die Verabschiedung vorübergehender Gesetze und hielt an der Idee der "Nichtentscheidung" des Willens der Verfassungsgebenden Versammlung fest.

Am 17. März wurde die Erklärung der Regierung über ihre Zustimmung zur Schaffung eines unabhängigen Polens in der Zukunft unter Einbeziehung deutscher und österreichisch-ungarischer polnischer Länder veröffentlicht, sofern es sich in einem "freien Militärbündnis" mit Russland befand. Am 7. März stellte die Provisorische Regierung die Autonomie Finnlands wieder her, widersetzte sich jedoch seiner vollständigen Unabhängigkeit. Am 5. Juli verabschiedete der finnische Seimas jedoch das „Machtgesetz“, das die Zuständigkeit der Provisorischen Regierung auf militär- und außenpolitische Fragen beschränkte. Dieses Gesetz wurde gemäß der Resolution des Ersten Gesamtrussischen Sowjetkongresses angenommen, aber die Provisorische Regierung reagierte darauf mit der Auflösung des Sejm. Von Mai bis Juni kam es zu einem scharfen Kampf zwischen der russischen Regierung und der am 4. März in Kiew gegründeten Zentralrada der Ukraine. In der Ersten Universalversammlung der Zentralrada vom 10. Juni wurde entgegen dem Willen der Provisorischen Regierung die Autonomie der Ukraine proklamiert. Nach Verhandlungen zwischen den Ministern A. F. Kerensky, M. I. Tereschtschenko und I. G. Tsereteli mit der Zentralrada verabschiedete die Provisorische Regierung am 2. Juli eine Erklärung, die mit einigen Vorbehalten die Autonomie der Ukraine anerkennt.

Von Februar bis Oktober 1917 wurden sozioökonomische Probleme sehr sorgfältig gelöst, insbesondere die Landfrage. Die meisten öffentlichen Organisationen waren sich darin einig, dass das Land in die Hände der Werktätigen übergehen sollte und die verfassungsgebende Versammlung über die Gesetzgebungsfrage der Bodenreorganisation entscheiden sollte. Bei der Bestimmung des Wesens der Bodenreform ergaben sich jedoch unüberbrückbare Widersprüche: Liberale Kreise verteidigten das Privateigentum an Land, während die Radikalen forderten, dass alle Ländereien ohne Rückzahlung zur gleichen Nutzung in das gemeinsame öffentliche Eigentum übergehen.

Im März übertrug die Provisorische Regierung das Kabinett und bestimmte Ländereien an den Staat und richtete im April Landkomitees ein, um eine Landreform durchzuführen. Darüber hinaus wurden Gesetze erlassen, die auf die unbefugte Beschlagnahme des Landes der Grundbesitzer abzielten, das erhebliche Ausmaße annahm.

Das Land vertiefte die bereits 1915 entstandene Nahrungsmittelkrise weiter. Von Januar bis Februar 1917 erhielt die russische Bevölkerung nur etwa 25% der geplanten Nahrungsmittelmenge und die Armee nicht mehr als 43%. Um die Nahrungsmittelkrise zu überwinden, bildete die Provisorische Regierung im März regierungstreue Komitees und führte am 25. März ein Getreidemonopol und ein Lebensmittelrationierungssystem (1 Pfund pro Tag) ein. Alles Getreide, mit Ausnahme der Vorräte, die für die Ernährung und den Haushaltsbedarf des Besitzers notwendig waren, unterlag dem Verkauf zu festen Preisen an den Staat. Um die Bauernschaft für die Lieferung von Getreide zu interessieren, Herr –; Am 7. Juni verabschiedete die Militärregierung einen Beschluss „Über den Beginn der Organisation der Versorgung der Bevölkerung mit Stoffen, Schuhen, Kerosin, Seife und anderen Lebensmitteln und lebenswichtigen Gütern“. Allerdings lief die Versorgung des Landes mit Industriegütern nicht gut: Im August verfügte das Ernährungsministerium über einen Nachlass von 26 Millionen Pud, der bei 0,75 Pfund pro Tag nur für einen Monat reichte. Deshalb erhöhte die Regierung den Brotpreis, aber auch das half nichts. Von den 3.502,8 Millionen Pud Getreide, die 1917 geerntet wurden, erhielt der Staat jeweils 250 Millionen Pud.

Nicht weniger schwierig war die Lage in der Industrie. Der Erste Weltkrieg belastete die Wirtschaft schwer, da die Armee 40-50% aller von Russland geschaffenen materiellen Werte absorbierte. Der Zusammenbruch der Industrie wurde noch verschärft nach der Februarrevolution, als die Struktur der Zeit im Zusammenhang mit der Massenvertreibung von technischem Personal aufgebrochen wurde. An seiner Stelle stellte fabzav-nnnn Leute ein, die keine spezielle Ausbildung hatten, führte implizit einen 8-Stunden-Arbeitstag ein, behinderte die Initiative der übrigen Manager und Spezialisten, überhöhte Löhne im Vergleich zu 1914. All dies führte zu einem Rückgang Produktion, Schließung von Unternehmen, Entlassung von Arbeitnehmern. Trotzdem verfügten Heer und Marine vor allem durch Altbestände über ausreichende materielle Ressourcen.

Auch der Transport war in einer schwierigen Lage, wo gewählte Räte und Komitees weit verbreitet waren. Durch ein Rundschreiben des Eisenbahnministeriums vom 27. Mai erhielten sie die Macht der öffentlichen Kontrolle über die Eisenbahnbehörden, was die Verwaltung der Eisenbahnen desorganisierte. Das Gesamtrussische Exekutivkomitee der Eisenbahngewerkschaft, das auf dem Ersten Gesamtrussischen konstituierenden Kongress der Eisenbahnarbeiter (15. Juli - 25. August 1917) gegründet wurde, bestand darauf, dass "die Eisenbahngewerkschaft vollständig autonom sein sollte".

Der Erste Weltkrieg führte zu einem enormen Anstieg der Staatsausgaben von 5 Milliarden Rubel in der zweiten Hälfte des Jahres 1914 auf 18 Milliarden im Jahr 1916. Nach der Februarrevolution erreichten die Ausgaben in den sieben Monaten des Jahres 1917 18 Milliarden Rubel. Dieses Wachstum war auf viele Gründe zurückzuführen, darunter ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, eine übermäßige Erhöhung der Löhne, die Subventionierung von Unternehmen, ein Rückgang der Grundsteuereinnahmen und eine Steuer auf städtische Immobilien. All dies führte zur Abwertung des Rubels. Um das Finanzsystem auf demokratischer Basis zu verändern, wurde die direkte Besteuerung der besitzenden Klassen eingeführt, im August die indirekte Besteuerung verschärft und ein Monopol auf Tee, Zucker und Streichhölzer errichtet. Die Kreditgeschäfte brachten im ersten Halbjahr 1917 9,5 Milliarden Rubel ein, während die ordentlichen Einnahmen mit nicht mehr als 5,8 Milliarden angenommen wurden, die die Ausgaben nicht deckten. Daher erhöhte die Regierung die Ausgabe von Gutschriften. Wenn sie 1916 in Höhe von fast 3,5 Milliarden Rubel ausgegeben wurden, belief sich die Ausgabe in den sechs Monaten des Jahres 1917 auf fast 4 Milliarden Rubel.

Eines der komplexen Probleme, die die Provisorische Regierung und der Petrograder Sowjet lösen mussten, war die Frage der Teilnahme Russlands am Weltkrieg.

Am 14. März 1917 verabschiedete der Petrograder Sowjet ein Manifest „An die Völker der ganzen Welt“, das die Ablehnung räuberischer Ziele im Krieg, von Annexionen und Konfrontationen 77:Walk erklärte, aber den revolutionären Krieg mit Deutschland anerkannte. In dem Appell der Provisorischen Regierung an die Bürger Russlands vom 27. März wurde darauf hingewiesen, dass sie ihren Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten uneingeschränkt nachkommen, sich gegen die Invasion Russlands durch den Feind verteidigen und einen dauerhaften Frieden auf der Grundlage der Selbstbestimmung anstreben werde Völker.

6. Was sind die Gründe für die Etablierung einer Doppelmacht in der Mitte des Landes und oft einer Mehrfachmacht in den Regionen? Wie hat sich die Abdankung von Nikolaus II. auf die Machtsituation ausgewirkt?

Mit der Abdankung Nikolaus II. vom Thron hörte das seit 1906 entstandene Rechtssystem auf zu existieren. Es wurde kein anderes Rechtssystem geschaffen, das die Aktivitäten des Staates regelt.

Jetzt hing das Schicksal des Landes von den politischen Kräften, der Aktivität und Verantwortung der politischen Führer und ihrer Fähigkeit ab, das Verhalten der Massen zu kontrollieren.

Nach der Februarrevolution operierten in Russland die wichtigsten politischen Parteien: Kadetten, Oktobristen, Sozialrevolutionäre, Menschewiki und Bolschewiki. Die Politik der Provisorischen Regierung wurde von den Kadetten bestimmt. Sie wurden von den Oktobristen, Menschewiki und rechten Sozialrevolutionären unterstützt. Die Bolschewiki billigten auf ihrer VII. (April 1917) Konferenz den Kurs zur Vorbereitung einer sozialistischen Revolution.

Um die Situation zu stabilisieren und die Nahrungsmittelkrise abzumildern, führte die Übergangsregierung ein Rationierungssystem ein, erhöhte die Einkaufspreise und verstärkte den Import von Fleisch, Fisch und anderen Produkten. Die bereits 1916 eingeführte Brotverteilung wurde durch eine Fleischverteilung ergänzt, und bewaffnete Militärkommandos wurden entsandt, um den Bauern auf dem Land Brot und Fleisch gewaltsam abzunehmen.

7. Was sind die Ursachen der Krisen der Provisorischen Regierung? Warum hat die Kadettenpartei die Machtkrise nicht bewältigt?

Die gemeinsam mit dem Exekutivkomitee des Rates erarbeitete Regierungserklärung vom 3. März proklamierte die bürgerlichen Freiheiten, die politische Amnestie, die Abschaffung der Todesstrafe, die Beendigung der ständischen, nationalen und religiösen Diskriminierung und die Einberufung der verfassungsgebenden Versammlung. Über die Haltung gegenüber dem Problem der Kriegsbeendigung und der Beschlagnahme des Grundbesitzes der Großgrundbesitzer wurde jedoch nicht gesprochen. Auch eine demokratische Republik wurde nicht ausgerufen. Die provisorische Regierung sah ihre Hauptaufgabe darin, alle Macht in ihren Händen zu konzentrieren. Der alte Staatsapparat blieb mit geringfügigen Änderungen erhalten. An die Stelle der Gouverneure traten die Kommissare der Provisorischen Regierung. Das zaristische Gesetz war in Kraft. Die Polizei wurde durch die Volksmiliz ersetzt, die den Semstwos und Stadtdumas unterstellt wurde. Die Volksmassen vertrauten zunächst der von den Sowjets unterstützten Regierung in der Hoffnung, dass sie das Land aus der Krise führen würde. Die Lösung der dringendsten Fragen zu Land und Frieden wurde jedoch auf die Einberufung der Konstituierenden Versammlung verschoben. Aus diesem Grund wurde die Regierung "bürgerlich" und der allgemeinen Bevölkerung feindlich gesinnt. Die sozialen Spannungen im Land waren immer noch hoch. Dies führte zu Krisen der Provisorischen Regierung. Am 18. April hat Außenminister P.N. Miljukow versicherte Russlands Verbündeten in einer Note seine Entschlossenheit, den Krieg siegreich zu beenden. Dies führte zu mächtigen Protestkundgebungen, die in der Hauptstadt und anderen Städten stattfanden. Miljukow und Kriegsminister A.I. Gutschkow musste zurücktreten. Anfang Mai traten Vertreter der Sozialrevolutionäre und Menschewiki in die Provisorische Regierung ein. Die erste Koalitionsregierung entstand - 10 "Kapitalisten" und 6 "Sozialisten". Die Koalition konnte die Probleme jedoch nicht lösen.

8. Beschreiben Sie kurz die Zusammensetzung der drei Koalitionsregierungen.

1 - Die bürgerlichen Parteien hatten 10 Sitze, die Sozialisten 6. G.E. wurde Vorsitzender der Regierung. Lemberg

2 - 7 Sozialrevolutionäre und Menschewiki, 4 Kadetten, 2 Radikaldemokraten und 2 Parteilose. A. F. wurde Vorsitzender der Regierung. Kerensky.

3 - 4 Kadetten, 2 Sozialrevolutionäre, 3 Menschewiki, 1 Trudovik, 1 „Unabhängiger“ und 2 Militärspezialisten. Premierminister - A.F. Kerensky

9. Warum wurde im August 1917 versucht, eine Militärdiktatur zu errichten, und was sind die Folgen dieses Ereignisses?

Die drohende Regierungskrise wurde durch den Beginn der Offensive der russischen Armee an der Südwestfront unterbrochen. Nach 10 Tagen geriet die Offensive ins Stocken. Die russischen Verluste beliefen sich auf 60.000 Tote und Verwundete. Eine neue politische Krise nahte. Am 8. Juli beschloss das Zentralkomitee der Kadettenpartei, sich aus Protest gegen die Verhandlungen der letzteren mit der Zentralrada der Ukraine über die Frage ihrer vollständigen Trennung von Russland aus der Regierung zurückzuziehen. Die Krise der Koalitionsregierung löste in der Hauptstadt eine halbe Million Demonstrationen aus, die am 4. Juni unter den Parolen der Machtübergabe an die Sowjets stattfanden. Unter den Demonstranten waren bewaffnete Soldaten und Matrosen. Die provisorische Regierung beschloss, Gewalt anzuwenden. Dabei wurden bis zu 700 Menschen getötet und verletzt. Danach unternimmt die Regierung Schritte in Richtung Diktatur. In Petrograd wird das Kriegsrecht verhängt, einige Militäreinheiten werden entwaffnet und aus der Stadt abgezogen, radikale Zeitungen werden geschlossen, ein Befehl zur Verhaftung der Führer der Bolschewiki V.I. Lenin und G.E. Sinowjew. Am 24. Juli wird die zweite Koalitionsregierung gebildet (8 „Kapitalisten“ und 7 „Sozialisten“). A. F. wird Premierminister. Kerensky. Jetzt standen die sozialrevolutionären menschewistischen Führer an der Spitze der Regierung und der Sowjets. Die Doppelherrschaft im Land wurde eigentlich abgeschafft. Die Bourgeoisie verliert das Vertrauen in die Fähigkeit der Provisorischen Regierung, die Ordnung im Land wiederherzustellen, und sieht den einzigen Ausweg in der Errichtung einer Militärdiktatur. Dabei wurde sie von monarchistischen Organisationen unterstützt. Vom 12. bis 15. August wurde die Staatskonferenz in Moskau einberufen. „Regierung zur Rettung der Revolution“ (wie die Sozialisten, die ihre Grundlage bildeten, jetzt die Provisorische Regierung nannten) unter Führung von A.F. Kerensky versuchte, dieses Treffen "zum Zweck der Vereinigung der Staatsmacht mit allen organisierten Kräften des Landes" zu nutzen. Kerensky eröffnete das Treffen und versicherte, dass er alle Versuche, sich der Regierung zu widersetzen, mit "Eisen und Blut" zerschlagen werde. Die ideologische Vorbereitung des Übergangs zu einer Politik der "festen Ordnung", "einer starken Hand" wurde von der Kadettenpartei durchgeführt, und die Armee sowie militärische und paramilitärische Organisationen übernahmen die organisatorische Arbeit. Finanz- und Industriekreise bereiteten finanziell die Errichtung einer Militärdiktatur im Land vor, ein Kandidat für die Militärdiktatur wurde gefunden – General L.G. Kornilov, ehemaliger Kommandeur des Militärbezirks. Der in Vorbereitung befindliche Militärputsch wurde zunächst vom Chef der Provisorischen Regierung A.F. Kerensky, der mit Hilfe der Armee hoffte, die prekäre Lage seiner Regierung auszugleichen. Durch die Bemühungen von Kerensky L.G. Kornilov wurde Ende Juli zum Oberbefehlshaber ernannt. Kornilows Programm sah die Schaffung von drei Armeen vor: "eine Armee in den Schützengräben, eine Armee im Rücken und eine Armee von Eisenbahnarbeitern". Die Todesstrafe war nicht nur vorne, sondern auch hinten vorgesehen. Die Sowjets sollten liquidiert werden, dasselbe sollte für die sozialistischen Parteien und schließlich für die Provisorische Regierung gelten. Am 24. August 1917 begannen die Rebellentruppen unter dem Kommando von General Krymov, sich in Richtung Petrograd zu bewegen. Unter diesen Bedingungen machte es die Gefahr für die Revolution vorerst erforderlich, alle politischen Differenzen beiseite zu legen und eine einheitliche revolutionär-demokratische Front aller sozialistischen Parteien zu schaffen. In wenigen Tagen wurde aus Vertretern der Menschewiki, Sozialrevolutionäre und Bolschewiki das Komitee des Volkskampfes gegen die Konterrevolution gebildet. Das Komitee organisierte die Verteilung von Waffen und Munition unter den Teilen der Petrograder Garnison, mobilisierte Eisenbahner sowie Post- und Telegrafenangestellte, um den Vormarsch der Aufstandsteilnehmer in die Hauptstadt zu verhindern. Ende August 1917 war die Gefahr einer militärischen Meuterei beseitigt.

Auswirkungen

Kerenskys Sieg in dieser Konfrontation war das Vorspiel des Bolschewismus, denn er bedeutete den Sieg der Sowjets, die zunehmend von den Bolschewiki erobert wurden und mit denen die Kerensky-Regierung nur eine versöhnliche Politik betreiben konnte. Infolge des Aufrufs der Bolschewiki von der Regierungsplattform, den Kornilowisten entgegenzutreten, erhielten die Bolschewiki die Möglichkeit, sich völlig legal zu bewaffnen. Laut Uritsky fielen bis zu 40.000 Gewehre in die Hände des Petrograder Proletariats. Auch in diesen Tagen begann in den Arbeiterbezirken eine verstärkte Bildung rotgardistischer Abteilungen, deren Entwaffnung nach der Liquidierung des Kornilow-Aufstands nicht in Frage kam. Diese Waffe wurde von den Bolschewiki in weniger als 2 Monaten - im Oktober 1917 - gegen die Provisorische Regierung eingesetzt.

10. Warum sind Ihrer Meinung nach die drängendsten Probleme des Landes nicht gelöst?

(Remake von deinem eigenen Gesicht! Weil du deinen Standpunkt ausdrücken musst)

Aus dem Buch von General Denikin „Essays on Russian Troubles“: „Die Macht der Provisorischen Regierung an sich trug Anzeichen von Ohnmacht ... Sie enthielt auch eine „Geisel der Demokratie“ - Kerensky, der seine Rolle so definierte: „ Ich bin ein Vertreter der Demokratie, und die Provisorische Regierung muss mich als Sprecher der Forderungen der Demokratie betrachten und sollte insbesondere die Meinungen berücksichtigen, die ich verteidigen werde „…

Schließlich ... umfasste die Regierung Elemente der russischen fortgeschrittenen Intelligenz, die ihre guten und schlechten Eigenschaften vollständig teilten, einschließlich des völligen Fehlens von Willensimpulsen ... ".

Dieses „völlige Fehlen von Willensregungen“ hängt mit zweierlei zusammen. Die Bauern träumten von Land, sie lebten auf einem winzigen Grundstück, auf dem sie ihre Kinder nicht ernähren konnten. Sie träumten vom Land – das war der uralte Traum der Bauernschaft, der durch jede bürgerliche Revolution gelöst wird. Zunächst einmal das Dekret über Grundstücke. Bürgerlich, nicht sozialistisch. Sie heulten aus Mangel an Land. Und sie verrotteten in den Schützengräben. Ihnen wurde die Freiheit gegeben, ohne jeden Grund weiter in den Schützengräben zu verrotten, und die Freiheit, ihre hungrigen Kinder zu sehen und keinen Zugang zum Land zu haben. Wenn nun zwei Probleme gelöst würden – Land und Krieg, gäbe es eine Provisorische Regierung und alles andere wäre da. Aber sie waren willenlos...

(All dies kann wie folgt ausgedrückt werden: Die Provisorische Regierung hatte nicht den nötigen Willen, um den historischen Bedürfnissen des Volkes gerecht zu werden. Und damit sind sie gescheitert.)

Aber am wichtigsten ist die zweite Frage. Die Führer der Provisorischen Regierung zogen den Krieg in die Länge, und ihre wichtigste Partei rief: „Krieg zu einem siegreichen Ende“. Und auch diese Frage wurde zum Stillstand gebracht.

Nach dem Februar 1917 eröffnete sich vor Russland die Möglichkeit eines normalen, vollwertigen, ruhigen Lebens, das unser Land zweifellos zu Wohlstand führen würde. Aber leider entsteht in einer Minute nichts. Es wurde normale Zeit benötigt, um die Probleme zu lösen, die sich seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten angesammelt hatten. Aber die Ungeduld überwog. Ungeduld - wie sie uns hier in diesem Saal manchmal befällt. Und diese Ungeduld hat Russland ruiniert. Es hat die Kraft in den Vordergrund gerückt, die versprach, alles an einem Tag zu lösen. Sie entschieden sich eines Tages. Aber wie haben Sie sich entschieden? Dann für viele Jahrzehnte entwirrt.

11. Beschreiben Sie die Beziehung zwischen den Bolschewiki und den linken Sozialrevolutionären. Was einte die Parteien, und in welchen Fragen unterschieden sich ihre Positionen?

In den Hauptfragen der Revolution verfolgten beide Parteien (Bolschewiki und linke Sozialrevolutionäre) eine koordinierte Politik, aber die linken Sozialrevolutionäre widersetzten sich dem Vertrag von Brest-Litowsk und erklärten sich nach seiner Ratifizierung für frei von den Verpflichtungen der Einverständnis mit den Bolschewiki und zog ihre Vertreter aus dem Rat der Volkskommissare zurück. Die linken Sozialrevolutionäre widersetzten sich dem leninistischen Plan für den sozialistischen Aufbau, den Kombeds und den Ernährungsabteilungen. Sie haben den Kampf gegen die Kulaken, die Entwicklung der Revolution auf dem Land nicht unterstützt. Immer mehr antisowjetische Agitation und Propaganda wurden durchgeführt, wobei die Bolschewiki beschuldigt wurden, die Ideale des Oktobers verraten zu haben. Viele Vertreter der Linken Sozialrevolutionären Partei beteiligten sich an der Schaffung der Roten Armee, an der Arbeit der Allrussischen Außerordentlichen Kommission (VChK). Gleichzeitig waren die linken Sozialrevolutionäre, die die Interessen der wohlhabenden Bauernschaft und des Kleinbürgertums zum Ausdruck brachten, in einer Reihe grundlegender Fragen von Anfang an anderer Meinung als die Bolschewiki und akzeptierten die Extreme der Diktatur des Proletariats und überhaupt nicht Ablehnung seiner Notwendigkeit.

12. Welche Probleme konnten die Bolschewiki mit Hilfe der PLSR lösen, und ist es fair, die linken Sozialrevolutionäre als „Anheuer-Verbündete“ zu bezeichnen?

Februarrevolution Ursachen und Ursachen der Revolution

Die Gründe für die Revolution waren die ganze Masse der Probleme der russischen Gesellschaft, die nach der Ersten Russischen Revolution nicht wirklich gelöst wurden und sich während des Ersten Weltkriegs erheblich verschärften (Agrar-, Arbeits- und nationale Fragen, Erhaltung des Klassen- und Autokratiesystems , der Autoritätsverlust der Regierung, die selbst Dumas und Adel an Rückhalt verlor, die Wirtschaftskrise und die damit verbundenen sozialen Entbehrungen, die Unzufriedenheit mit der Fortsetzung des erfolglosen Krieges, das schnelle Anwachsen der Massenbewegung usw.).

Drei Gründe für die Februarrevolution:

• Getreideknappheit, die in der zweiten Februarhälfte 1917 in Petrograd begann (aufgrund von Transportschwierigkeiten und Gerüchten über eine starke Verschärfung der Lebensmittelkrise, die zu einer erheblichen Zunahme der Brotnachfrage führte);
• der Streik der Arbeiter in der Putilow-Fabrik in Petrograd, der am 18. Februar 1917 begann und höhere Löhne forderte;
• 23. Februar 1917 - Spontane Demonstrationen von Arbeitern, zeitlich abgestimmt auf den Internationalen Frauentag, die eine Lösung der Ernährungsprobleme, ein Ende des Krieges und die Rückkehr ihrer Männer von der Front fordern.

Hauptereignisse der Februarrevolution

1. 23. bis 26. Februar 1917 - ein Streik in der Putilov-Fabrik und eine Frauendemonstration führten zu stadtweiten Streiks und Zusammenstößen mit Polizei, Armee und Kosaken (rote Fahnen und Slogans "Nieder mit dem Zaren!" und "Nieder mit dem Krieg!" erschienen). bei den Demonstrationen, infolge von Zusammenstößen sterben Menschen). Nikolaus II., der sich zu dieser Zeit im Hauptquartier des Oberkommandos in Mogilev aufhielt, gab den Befehl, die Unruhen in der Hauptstadt zu stoppen.
2. 27. Februar 1917 - ein Wendepunkt im Verlauf der Revolution:

• bewaffneter Aufstand in Petrograd: Mehrere Regierungsregimenter töteten nachts ihre Offiziere und gingen auf die Seite der Rebellen über, woraufhin die Rebellen tagsüber in der ganzen Stadt Gefangene aus Gefängnissen befreiten, Waffen beschlagnahmten und den Taurischen Palast besetzten, in dem sich die Staatsduma befand traf und verhaftete die zaristische Regierung;
• die Entstehung zweier neuer Machtorgane im Taurischen Palast: des Provisorischen Komitees der Staatsduma (aus Vertretern des Fortschrittsblocks, angeführt vom Oktobristen M. V. Rodzianko) und des Petrograder Sowjets der Arbeiterdeputierten (geschaffen nach dem Vorbild des Sowjets von 1905, angeführt vom Menschewik N S. Tschkheidse). Rat

stützte sich auf Massenunterstützung und echte militärische Macht in Form der Petrograder Garnison 1 . Die Menschewiki und Sozialrevolutionäre, die sie beherrschten, glaubten jedoch, dass sie die Macht nicht übernehmen sollten, da die Revolution bürgerlicher Natur sei und die bürgerlichen Parteien herrschen sollten, während die Aufgabe der Sozialisten darin bestehe, sie zu kontrollieren.

In der Nacht vom 1. auf den 2. März Bildung der Provisorischen Regierung unter der Leitung von G. E. Lvov (durch Vereinbarung zwischen dem Provisorischen Komitee der Staatsduma und dem Petrograder Sowjet). Die führenden Posten in der Regierung besetzten Vertreter der liberalen Parteien – P. N. Miljukow, A. I. Gutschkow, M. W. Rodsjanko ua Der sozialrevolutionäre Minister A. F. Kerenski war der einzige Sozialist. Es entstand sofort eine Doppelmacht zwischen der Provisorischen Regierung („Macht ohne Macht“, da sie keine Autorität und kein Vertrauen in die Gesellschaft hatte) und dem Petrograder Sowjet („Macht ohne Macht“, da sie breite soziale Unterstützung von Arbeitern, Soldaten, Bauern, stützte sich auf die Petrograder Garnison);

Abschaffung der Monarchie: Am Abend des 2. März unterzeichnete Nikolaus II. auf Druck des Oberkommandos das Abdankungsmanifest zugunsten seines jüngeren Bruders Michael, aber am 3. März dankte auch Michael zugunsten der Konstituierenden Versammlung ab ( die Frage der künftigen Regierungsform sollte in der Konstituierenden Versammlung entschieden werden).

Ursachen und Charakter der Februarrevolution.

Die Februarrevolution wurde aus den gleichen Gründen verursacht, hatte den gleichen Charakter, löste die gleichen Aufgaben und hatte das gleiche Kräfteverhältnis wie die Revolution von 1905-1907. (Siehe Absatz „Die Erste Russische Revolution von 1905 - 1907). Nach der ersten Revolution blieben die Aufgaben des Sturzes der Autokratie (Machtfrage), der Einführung demokratischer Freiheiten, der Lösung von Agrar-, Arbeits- und nationalen Fragen weiterhin ungelöst. Die Februarrevolution von 1917 hatte wie die Revolution von 1905-1907 einen bürgerlich-demokratischen Charakter.

Merkmale der Februarrevolution.

Anders als die erste russische Revolution von 1905-1907, die Februarrevolution von 1917:

Sie fand vor dem Hintergrund der Verwüstungen durch den Ersten Weltkrieg statt;

Aktive Teilnahme an revolutionären Ereignissen von Soldaten und Matrosen;

Die Armee ging fast sofort auf die Seite der Revolution.

Die Entstehung einer revolutionären Situation. Die Revolution war nicht vorbereitet und brach sowohl für die Regierung als auch für die revolutionären Parteien unerwartet aus. Es ist bemerkenswert, dass V.I. Lenin glaubte 1916 nicht an ihre bevorstehende Ankunft. Er sagte: "Wir alten Menschen werden die entscheidenden Schlachten dieser kommenden Revolution vielleicht nicht mehr erleben." Ende 1916 verursachten jedoch die wirtschaftliche Verwüstung, die Verschärfung der Bedürfnisse und Katastrophen der Massen soziale Spannungen, die Zunahme der Antikriegsstimmung und die Unzufriedenheit mit der Politik der Autokratie. Anfang 1917 befand sich das Land in einer sozialen und politischen Krise.

Der Beginn der Revolution. Im Februar 1917 verschlechterte sich die Brotversorgung in Petrograd. Das Land hatte genug Brot, aber aufgrund der Verwüstung des Transports wurde es nicht rechtzeitig geliefert. Vor den Bäckereien bildeten sich Schlangen, was bei den Menschen zu Unmut führte. In dieser Situation könnte jede Handlung der Behörden eine soziale Explosion auslösen. Am 18. Februar traten die Arbeiter der Putilov-Fabrik in den Streik. Daraufhin entließ das Management die Streikenden. Sie wurden von den Arbeitern anderer Unternehmen unterstützt. Am 23. Februar (8. März, NS) begann ein Generalstreik. Begleitet wurde sie von Kundgebungen mit den Parolen "Brot!", "Frieden!" "Freiheit!", "Nieder mit dem Krieg!" "Nieder mit der Autokratie!" 23. Februar 1917 gilt als Beginn der Februarrevolution.

Anfangs misst die Regierung diesen Ereignissen keine große Bedeutung bei. Am Tag zuvor verließ Nikolaus II., Nachdem er die Aufgaben des Obersten Befehlshabers übernommen hatte, Petrograd zum Hauptquartier in der Stadt Mogilev. Die Ereignisse eskalierten jedoch. Am 24. Februar streikten in Petrograd bereits 214.000 Menschen und am 25. - über 300.000 (80% der Arbeiter). Demonstrationen ausgeweitet. Die Kosaken, die geschickt wurden, um sie zu zerstreuen, begannen, sich auf die Seite der Demonstranten zu stellen. Kommandeur des Militärbezirks Petrograd, General SS. Chabalow erhielt einen Befehl des Königs: „Ich befehle Ihnen, die Unruhen in der Hauptstadt morgen zu beenden.“ Am 26. Februar befahl Kha-ba-lov, das Feuer auf die Demonstranten zu eröffnen: 50 Menschen wurden getötet, Hunderte verletzt.

Der Ausgang jeder Revolution hängt davon ab, auf welcher Seite die Armee landet. Die Niederlage der Revolution von 1905-1907 in vieler Hinsicht lag es daran, dass die Armee im Großen und Ganzen dem Zarismus treu blieb. Im Februar 1917 befanden sich in Petrograd 180.000 Soldaten, die für den Einsatz an der Front vorbereitet wurden. Es gab viele Rekruten von Arbeitern, die für die Teilnahme an Streiks mobilisiert wurden. Sie wollten nicht an die Front, sie erlagen leicht der revolutionären Propaganda. Die Hinrichtung der Demonstranten erregte die Empörung der Soldaten der Garni-Zone. Die Soldaten des Pawlowsky-Regiments beschlagnahmten das Arsenal und übergaben die Waffen den Arbeitern. Am 1. März standen bereits 170.000 Soldaten auf der Seite der Rebellen. Die Überreste der Garnison ergaben sich zusammen mit Chabalow. Der Übergang der Garnisonszone auf die Seite der Revolution sicherte ihren Sieg. Zaristische Minister wurden verhaftet, Polizeistationen zerstört und niedergebrannt und politische Gefangene aus den Gefängnissen entlassen.

Schaffung neuer Behörden. Petrograder Sowjet der Arbeiterdeputierten (27. Februar 1917). Der Petrograder Sowjet bestand aus 250 Mitgliedern. Vorsitzender - Menschewik N.S. Tschcheidze, Abgeordnete - Menschewik MI Skobelev und Trudovik AF Kerensky(1881-1970). Die Petrosowjets wurden von den Menschewiki und Sozialrevolutionären dominiert, den damals zahlreichsten linken Parteien. Sie vertraten die Parole des "zivilen Friedens", der Konsolidierung aller Klassen, der politischen Freiheiten. Auf Beschluss des Petrograder Sowjets wurden die königlichen Finanzen beschlagnahmt.

« Bestellnummer 1» wurde von der Petrosowjet am 1. März 1917 veröffentlicht. Wahl Soldänische Komitees Waffen wurden ihnen zur Verfügung gestellt. Die Titel der Offiziere und ihre Begrüßung wurden abgeschafft. Obwohl dieser Befehl nur für die Petrograder Garnison bestimmt war, breitete er sich bald an den Fronten aus. „Befehl Nr. 1“ war zerstörerisch, untergrub das Prinzip der einheitlichen Führung in der Armee, führte zu ihrem Zusammenbruch und Massenflucht.

Bildung der Provisorischen Regierung. Die Führer der bürgerlichen Parteien in der Staatsduma erstellt am 27. Februar „Provisorischer Ausschuss der Staatsduma“ unter der Führung des Vorsitzenden der IV. Duma M. V. Rod-zyanko. 2. März 1917. Der Petrograder Sowjet und das Provisorische Komitee der Staatsduma werden gebildet Provisorische Regierung zusammengesetzt aus:

Vorsitzender - Prinz G. E. Lemberg(1861-1925), parteiloser Liberaler, den Kadetten und Oktobristen nahestehend:

Außenminister - Kadett P. N. Miljukow(1859-1943);

Militär- und Marineminister - Oktobrist A. I. Gutschkow(1862-1936);

Kommunikationsminister - ein Tech-Magnat aus der Region Iwanowo, Mitglied der Fortschrittspartei A. I. Konovalov(1875-1948);

Landwirtschaftsminister - A. I. Shingarev (1869-1918);

Finanzminister - Zuckerzüchter M. I. Te-reschenko(1886-1956);

Bildungsminister - liberaler Populist A. A. Manuilov;

Abdankung des Königs. Nikolaus II. war im Hauptquartier in der Stadt Mogilev und verstand die Gefährlichkeit der Situation nicht. Nachdem er am 27. Februar vom Vorsitzenden der Vierten Duma, M.V. Der Zar machte die Duma für die Unruhen in der Hauptstadt verantwortlich und ordnete ihre Auflösung an. Später befahl er, unter dem Kommando des Generals Straftruppen in die Hauptstadt zu schicken N. I. Ivanova, anstelle von Chabalow zum Kommandeur der Petrograder Garnison ernannt. Informationen über den Sieg der Revolution in Petrograd und über den Übergang von Truppen auf ihre Seite zwangen General Ivanov jedoch, von Strafmaßnahmen abzusehen.

Am 28. Februar fuhren der Zar und sein Gefolge nach Petrograd, aber der Zug des Zaren konnte die Hauptstadt nicht erreichen und wandte sich nach Pskow, wo sich das Hauptquartier des Kommandanten der Nordfront, General, befand N. V. Ryuzsky. Nach Verhandlungen mit Rodzianko und den Kommandeuren der Fronten beschloss Nikolaus II., zugunsten seines 13-jährigen Sohnes Alexei unter der Regentschaft seines Bruders Michail abzudanken. Am 2. März trafen Vertreter des Provisorischen Ausschusses der Duma in Pskow ein KI Gutschkow und VV Schulgin. Sie überzeugten den König, „die Last der Regierung in andere Hände zu übertragen“. Nikolaus II. unterzeichnete ein Manifest zur Abdankung zugunsten seines Bruders Michael. Der Zar machte einen Eintrag in sein Tagebuch: "Es gibt überall Verrat und Feigheit und Betrug!"

Anschließend wurde Nikolaus mit seiner Familie im Zarskoje-Selo-Palast unter Hausarrest gestellt. Im Sommer 1917 wurden die Romanows auf Beschluss der Provisorischen Regierung nach Tobolsk ins Exil geschickt. Im Frühjahr 1918 wurden sie von den Bolschewiki nach Jekaterinburg verlegt, wo sie im Juli 1918 zusammen mit ihrem Gefolge erschossen wurden.

Gutschkow und Schulgin kehrten mit einem Manifest zur Abdankung Nikolaus nach Petrograd zurück. Der von Gutschkow ausgerufene Toast zu Ehren des neuen Kaisers Michail erregte Empörung unter den Arbeitern. Sie drohten Gutschkow mit der Hinrichtung. Am 3. März trafen sich Mitglieder der Provisorischen Regierung mit Mikhail Romanov. Nach hitzigen Diskussionen stimmte die Mehrheit für Mi-hails Abdankung. Er stimmte zu und unterschrieb die Abdankung. Die Autokratie ist gefallen. Es ist gekommen Doppelte Macht.

Die Essenz der Dualität. Während der Übergangszeit – vom Moment des Sieges der Revolution bis zur Verabschiedung der Verfassung und der Bildung neuer Behörden – operiert normalerweise die Provisorische Revolutionsregierung, deren Aufgabe es ist, den alten Machtapparat zu brechen, die Errungenschaften der Revolution zu festigen Revolution durch Dekrete und Einberufung Konstituierende Versammlung, der die Form der künftigen Staatsstruktur des Landes festlegt und die Verfassung verabschiedet. Ein Merkmal der Februarrevolution von 1917 war jedoch, dass es eine beispiellose Geschichte gab Doppelte Macht vertreten durch die sozialistischen Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten (" Stärke ohne Macht“) einerseits und die liberale Provisorische Regierung („ Macht ohne Macht"), mit einem anderen.

Die Bedeutung der Februarrevolution von 1917:

Es gab einen Sturz der Selbstmacht;

Russland erhielt maximale politische Freiheiten.

Die Revolution hat gewonnen, aber nicht alle Probleme gelöst. Grausame Prüfungen erwarteten das Land vor sich.